Frauen sind nicht von dieser Welt oder Mit einem Alien im Schuhgeschäft: und weiter satirische Geschichten
Von Ulli Kammigan
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Über dieses E-Book
- Alltägliches und allzu Menschliches
Wahre Geschichten, so oder so ähnlich geschehen
- Lesen und Schreiben
Vom Lesen, von Büchern und selbstverliebten Schreiberlingen
- Physik
Kleinste Teilchen geben ganz groß an
- Drabbles
Pointierte Geschichtchen aus exakt 100 Wörtern.
Sind Sie schon mal einem Alien im Schuhgeschäft begegnet? Einer Mumie aus Limerick? Oder dem Udo, der glaubt ein gewisser Kevin K. hätte die Temperatur erfunden? In dieser Sammlung satiri-scher Geschichten begegnen Ihnen nicht nur skurrile Persönlichkeiten, sondern unter anderem auch atomare Teilchen, die ständig befürchten, den letz-ten Bus zu verpassen und ein Wurm, der gegen sei-ne Teilung protestiert. Eben ganz alltägliche Geschichten, die der Autor Ulli Kammigan mit Witz und Augenzwinkern erzählt.
Ulli Kammigan
Ulli Kammigan hat Mathematik und Erziehungswissen-schaften in Hamburg studiert. An einer Hamburger Ge-samtschule, heute Stadtteilschule, unterrichtete er Mathematik, Physik, Sport und Schwimmen. Er hat regelmäßig in Kurzgeschichten und Gedichten Ereignisse im Schuljahr satirisch aufgearbeitet und auf Festen vorgetragen, seine Kollegen zum Lachen gebracht und sich manchmal unbeliebt gemacht, denn gelegentlich war er die Krähe, die anderen eben doch ein Auge aushackt. Neben einer Autobiografie und Science-Fiction-Romanen schreibt er humorvolle und satirische Kurzgeschichten aus dem Alltag, erklärt physikalische Zusammenhänge auf witzige Art und erzählt Geschichten aus der griechischen Mythologie nach, leicht schnodderig und respektlos. In der gleichen Form sind seine Reiseberichte geschrieben.
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Buchvorschau
Frauen sind nicht von dieser Welt oder Mit einem Alien im Schuhgeschäft - Ulli Kammigan
Ulli Kammigan – Frauen sind nicht von dieser Welt oder Mit einem Alien im Schuhgeschäft und weitere satirische Geschichten
INHALTSVERZEICHNIS
Alltagsgeschichten
Frauen sind nicht von dieser Welt oder Mit einem Alien im Schuhgeschäft
Bundesjugendspiele 1995
Polly-Esther und der Geschmack nach Plastik
Topf und Deckel
Die Zeche Ingeborg oder Das Weltwissen der Klasse 9
Klatscher
Ode an Hot Spice
Ein Tag auf der Promenade in Side
Wanderer, kommst du nach Spa ... 41
Babett und die Pinguine
El condor pasa – Der kreisende Geier
Der Sockenfresser
Urlaub in der Seniorenresidenz
Der fremde Fotograf
Im kleinsten Flächen-Bundesland
Sammelleidenschaft
Die vier Jahreszeiten
Lesen und Schreiben
Forum Germanicum Auctores
Lesung
Mit Udo im Buchladen
Post von Wolfgang
Verkehrte Welt
Autobiograf
Schreibblockade
Verlegen
Geschichten aus der Physik
Zeitdilatation oder Neutrinos aus Südamerika
Der Knall im All
Alles Quark oder Three Quarks for Muster Mark
Ein Loch ist im Eimer
Die größten Angeber unter der Sonne
Quantenphysik – ein Quantum Unverständliches
Drabbles
Pointierte Geschichtchen, die überraschen – aus genau 100 Wörtern
Die Kurzgeschichten beruhen überwiegend auf realen Ereignissen und Erlebnissen und sind gelegentlich in die Zeit des Geschehens eingebunden. Daher habe ich, wenn erforderlich, jeweils das Jahr der Entstehung angefügt.
ALLTAGSGESCHICHTEN
Wahre Geschichten, so oder ähnlich geschehen
Frauen sind nicht von dieser Welt oder Mit einem Alien im Schuhgeschäft (2014)
Als ich noch ein Kind war, glaubte ich, dass Mädchen die besseren Menschen wären. Denn mit Mädchen konnte ich – von einigen Ausnahmen abgesehen – besser spielen, weil sie, ebenso wie ich, nicht gern Fußball spielten, sich auch nicht gern in den Vordergrund drängten und überhaupt gesittetere Umgangsformen an den Tag legten und die hochinteressante Eigenschaft besaßen, an einigen Körperstellen anders auszusehen als die Jungen.
Heute sehe ich Frauen anders. Ich glaube nämlich, dass sie überhaupt keine Menschen sind, sondern Aliens, die vor Tausenden von Jahren aus den Sternbildern Andromeda, Orion oder Wega mit einem Raumschiff auf die Erde gekommen sind, Männer vorfanden und meinten, mit denen könne man etwas anfangen. Sie fingen also etwas mit uns an und blieben.
Wie ich darauf komme? Ist doch klar! Geh nur einmal mit so einem Geschöpf Schuhe kaufen. Dann weißt auch du, dass es nicht von dieser Welt sein kann. Das spielt sich nämlich folgendermaßen ab:
Sie betritt das Geschäft, schaut sich um und hat in kürzester Zeit zirka fünfzig Paar Schuhe um sich herum aufgebaut, die alle – auch mehrfach – in gefühlten sechs Stunden anprobiert werden. Schließlich kristallisiert sich ein Paar heraus, welches bereits fünf Mal ihren Fuß vor dem Spiegel verziert hat, mit dem sie nun zur Kasse marschiert, um zu bezahlen – denkst du. Weit gefehlt! Sie bittet dort die Verkäuferin, dieses Paar freundlicherweise zurückzulegen, denn in der Straße sind ja noch fünf weitere Schuhgeschäfte, wo sie vielleicht den Schuh finden könnte, der den bisher ausgewählten noch toppt. Folglich spielt sich die gleiche Prozedur noch fünfmal ab, nur mit dem Unterschied, dass sie keinen weiteren Schuh findet, der es wert wäre, zurückgelegt zu werden.
Den Weg zurück zum ersten Geschäft säumen unglücklicherweise einige Damenbekleidungsgeschäfte, wo die an Stangen hängenden Hosen, Röcke und Kleider sofort durchwühlt, angehalten, ob die Länge passt, und anprobiert werden. Du bist etwas irritiert: Sie wollte doch Schuhe kaufen! Aber das muss sie offensichtlich vergessen haben.
Nach weiteren gefühlten zwei Stunden – sie hat nichts Passendes gefunden – kommt sie auf dich zu, lächelt dich an und sagt:
»Komm, wir gehen!«
»Wohin?«, fragst du.
»Na, ins erste Schuhgeschäft natürlich!«
Sie hat es nicht vergessen!
Im ersten Geschäft marschiert sie schnurstracks zur Kasse und lässt sich das zurückgelegte Paar aushändigen, aber nicht etwa, um es zu kaufen. Nein! Sie geht damit zurück zu den Regalen, um es erneut mit zehn weiteren zu vergleichen. Während dir Füße, Beine und Rücken vom ewigen Herumstehen wehtun, denn es gibt natürlich in dem Geschäft nicht einmal Männerabstellplätze, entschließt sie sich endlich, das Paar zu erwerben.
Das ist echt space-ig. Sie muss wirklich von einem anderen Stern sein, denn, wenn du als normaler Erdbewohner Schuhe kaufen gehst – auch Männer müssen zwei- bis dreimal im Leben Schuhe kaufen, dann sieht das ganz anders aus:
Du marschierst auf eine Schuhverkäuferin los, die darf auch hübsch sein, erklärst ihr deine Vorstellungen von einem Schuh, woraufhin sie dir drei passende Paare vor die Füße stellt. Das erste Paar, von zarten Frauenhänden auf den Fuß geschoben, gefällt dir, es sitzt gut und drückt nicht beim Laufen. Du erklärst.
»Das kaufe ich!«
Dein dich begleitendes Alien schaut dich entgeistert an.
»Wie? Was? Kaufen?
Willst du nicht die anderen anprobieren? Die könnten doch noch besser passen und dir besser stehen! Das kannst du doch so gar nicht wissen, ohne sie anprobiert zu haben! Oder vielleicht gibt es woanders den ultimativen Schuh für dich!«
»Wozu?«, entgegnest du, »dieser Schuh gefällt mir, er passt und sieht gut aus. Den will ich haben!«
Auf dem Heimweg sitzt das Wesen vom anderen Stern neben dir und schüttelt ununterbrochen den Kopf über die unverständlichen Verhaltensweisen der Bewohner des Planeten Erde, von denen ihre Urahnen, als sie auf der Erde ankamen, glaubten, man könne etwas mit ihnen anfangen.
Bundesjugendspiele 1995
Ich möchte euch eine kleine und wahre Geschichte von einem eigentlich ganz normalen Schulalltag erzählen. Ich versichere euch, es hat sich alles im Wesentlichen so zugetragen. Die Namen sind natürlich frei erfunden. Eine Ähnlichkeit der Personen mit immer noch frei herumlaufenden Kolleginnen und Kollegen ist – kein Zufall!
Alle vier Jahre prallt die sportliche Jugend dieser Welt freiwillig zum edlen und fairen Wettstreit aufeinander und nennt das Olympische Spiele.
Unbemerkt von Öffentlichkeit und Medien prallt jedes Jahr die mehr oder weniger sportliche Schuljugend sowie der überwiegende und vom Sport wenig begeisterte Teil des Lehrkörpers der Julius-Leber-Gesamtschule gegen die geballte Organisationsmacht des recht unbedeutenden restlichen Teils des Kollegiums, nämlich der Sportpädagogen, und nennt dies Bundesjugendspiele. Diese Veranstaltung mit dem Attribut edel zu versehen, ist wohl etwas übertrieben, sie als fair zu bezeichnen, nun, darüber kann man streiten, und freiwillig, na ja, da habt ihr sicherlich eure eigenen Erfahrungen gemacht.
Wie jedes Jahr so hat sich auch dieses Jahr der sportgestählte Geist weniger aktiver, muskelbepackter, Marathon laufender, vor Gesundheit strotzender Pädagoginnen und Pädagogen gegen den schlaffen, von Kreuzschmerzen geplagten, restlos gestressten, kurz: völlig unsportlichen, aber überwiegenden Teil des Kollegiums durchgesetzt. Bundesjugendspiele sind angesagt.
Es ist Donnerstag 10 Uhr. Ich sitze beim Frühstück und bereite mich seelisch auf das große Sportereignis vor. Ich freue mich, muss ich doch erst um 11 Uhr auf dem Sportplatz sein, sozusagen zur zweiten Schicht. Der Gedanke, dass heute Donnerstag ist, ein Tag, an dem ich nur die erste und zweite Stunde habe und zur jetzigen Zeit normalerweise bereits wieder zu Hause bin, trübt die Freude ein wenig. Aber man soll positiv denken nach dem Motto mens sana in corpore sano.
Ich lasse mir Zeit und trichtere mir ein: Sei bloß nicht zu früh da, dann kannst du nämlich gleich bei der ersten Schicht auch noch mit einspringen, da sowieso ein Teil der Kollegen nicht erschienen ist.
Ich fahre nicht auf die letzte Minute los, sondern noch ein wenig später, und – welch ein Ärger – bin pünktlich da. Um diese Zeit ist überhaupt kein Verkehr, sodass ich viel zu zügig durchgekommen bin. Das habe ich dummerweise nicht bedacht.
Zufällig gehöre ich zu den wenigen, die wissen, wo sie eingesetzt werden: Beim Kugelstoßen. Gemächlich trödele ich zur Anlage. Sie ist zwischen Büschen versteckt und ich soll alles von den Kollegen der ersten Schicht übernehmen.
Auf der Anlage herrscht gähnende Leere. Kein Schüler, geschweige denn ein Lehrer ist zu sehen. Von einem runden Stück Eisen, das irgendwie einer Kugel ähnlich sieht, kann ich nur träumen. Einsamkeit ist angesagt. Ich setze mich auf die einzige Bank und schaue frustriert in die Runde. Da fällt mein Blick auf einen braunen Fleck unter einem Busch, der sich – der Fleck, nicht der Busch – bei näherem Hinsehen als eine rostige Eisenkugel entpuppt. Glücklich klaube ich die Kugel aus dem Laub und trage sie zur Bank. Meine Freude trübt