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Wege des Schicksals: Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich.  Nur derjenige der bereit ist alles zu geben wird am Ende wahre Größe erlangen.
Wege des Schicksals: Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich.  Nur derjenige der bereit ist alles zu geben wird am Ende wahre Größe erlangen.
Wege des Schicksals: Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich.  Nur derjenige der bereit ist alles zu geben wird am Ende wahre Größe erlangen.
eBook243 Seiten3 Stunden

Wege des Schicksals: Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich. Nur derjenige der bereit ist alles zu geben wird am Ende wahre Größe erlangen.

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Über dieses E-Book

Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich. Nur derjenige der bereit ist alles zu geben, wird am Ende wahre Größe erlangen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum18. Dez. 2019
ISBN9783750472464
Wege des Schicksals: Die Wege des Schicksals sind oftmals unergründlich.  Nur derjenige der bereit ist alles zu geben wird am Ende wahre Größe erlangen.

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    Buchvorschau

    Wege des Schicksals - Sara Nöst

    Inhaltsverzeichnis

    Irland, nahe Killkenny

    Tag 1 – Abend und Nacht - Killkenny bis Foulkstown

    Tag 2 - Foulkstown bis Ballyhale

    Tag 3 - Ballyhale bis Kilmacow

    Tag 4 – Waterford

    Tag 5 – Waterford

    16 Jahre später – Irland, Dublin

    Gegenwart - Irland, nahe Waterford

    Cahir Castle, Irland

    Reinkarnation 1 / Cahir Castle / Sir Butler

    Einblick in das vergangene Leben

    Reinkarnation 1 / Cahir Castle

    Zurück im vergangenen Leben in Irland

    Gegenwart – Cahir Castle

    Vergangenheit - Erste Nacht / zweiter Tag mit Selina auf Cahir Castle

    Gegenwart – Tag 1 auf Cahir Castle

    Tag 2 – Cahir Castle

    Tag 3 – Cahir Castle

    Rückführung – Leben als Sklave auf einem

    Gegenwart – Tag 3 Cahir Castle

    Rückführung James Buttler – Hauptmann, Jahr 1520

    Gegenwart – Tag 3, Cahir Castle

    Tag 4, Cahir Castle – Weiterreise an die Küste

    Westküste Irland, frühmorgens

    Limerick – Trautes Heim von William

    Die Suche nach Samara

    Ankunft George Clark

    Die Verwandlung

    Nächster Tag

    Reise ins Unbekannte

    Der Angriff

    Die Veränderung

    Der große Tag

    Der Aufbruch

    Rückkehr zu Samara

    Irland, nahe Killkenny

    Oft wurde mir gesagt, das Leben sei ein Spiel, in dem man die Folgen eines Regelverstoßes nur schwer einschätzen kann. Einerseits geht es um Fixpunkte, die man unabhängig von dem Weg den man wählt, erreichen muss. Auf der Seite geht es um Entfaltung, freien Willen und purer Leidenschaft. All das gehört zum Spiel und alles muss auf seine einzigartige Weise, Ausdruck in unserer Persönlichkeit finden. Schicksal darf niemals in seinem geheimnisvollen Sinn angezweifelt werden und Hingabe muss von Herzen kommen. Lange Zeit fragte ich mich welche Werte mein Dasein verlieren würde, wenn ich gegen die Regeln verstoße, doch mein Ego hielt mich davon ab es in die Tat umzusetzen. Es gibt viele Arten dem Schicksal seine Geheimnisse zu entlocken. Eine davon, so dachte ich zumindest, ist unser Sternzeichen. Ein geheimnisvolles Symbol der Götter oder der Menschen aus der Urzeit? Glaube ich zwar nicht, doch die Bedeutung dieses Zeichens ist tief in unserer Psyche verankert und begleitet uns in jedem Augenblick, wie ich vor langer Zeit auf schmerzliche und zugleich durchaus faszinierende Art und Weise festgestellt habe.

    Mein Sternzeichen ist der Skorpion, Leidenschaft und Mut in seiner tiefsten Form seien meine Prinzipien. Viele Jahre machte ich mir Gedanken über die geheimen Kräfte, die zwischen Himmel und Erde in jeder Sekunde wirken, sowie der Bedeutung von Namen, Symbolen und Naturgesetzen. Mit der Zeit wurde mir klar, dass alles das existiert, unabhängig von der momentanen Gestalt, einen Sinn hat und diesen sollte man mit Respekt und Würde betrachten, selbst wenn man ihn niemals ganz verstehen wird. Auch die Abfolge und tiefere Bedeutung von Buchstaben und Zahlen hatte mein Interesse geweckt, so zum Beispiel an erster Stelle natürlich, die Bedeutung meines Namens, Mikael Oshford. Wörtlich übersetzt bedeutet Mikael eine Frage, nämlich „wer ist wie Gott?" Ich trage also eine Frage in mir und diese Frage sollte mich noch mehr beschäftigten als ich jemals geahnt hätte. Meine Haarfarbe ist schwarz, dunkel wie der Rabe und für meine irische Heimat untypisch. Die Farbe meiner Augen ist dunkelblau wie das Meer, ausdrucksvoll und schwer einzuschätzen. Mein Körper und mein Auftreten liegen mir sehr am Herzen. Ich achte sehr darauf was andere Menschen von mir denken, doch meine Gefühle schlummern tief in den unendlichen Weiten des Atlantiks. Ich gebe mir große Mühe die Erwartungen meiner Mitmenschen zu erfüllen, seien sie noch so groß und unerfüllbar. Man könnte mich entsprechend dieser Grundhaltung als Feigling bezeichnen, jemand der nie sein eigenes Ding durchzieht oder mal ordentlich auf den Tisch haut. Eines Tages habe ich genau dies getan und ich werde es für den Rest meines Lebens bereuen. Was ist schon Schicksal, wenn nicht die genaue Abfolge von Gedanken, die zu Worten werden und Worten, die zu Taten werden und folglich zu einer Entscheidung werden, eine Entscheidung, die wir uns besser jahrelang überlegen hätten sollen, anstatt sie unbewusst zu treffen. Doch genau dies ist Schicksal, diese unbewussten Entscheidungen, die zu Dingen außerhalb unserer Vorstellungskraft führen können. Die große Frage dabei ist, wie gehen wir damit um wenn wir diese Entscheidung nicht mehr rückgängig machen können? Ich bereue zutiefst was ich getan habe und doch ist es Teil meiner Identität. Es war so vorherbestimmt und selbst wenn ich vor dieser Entscheidung davongelaufen wäre, hätte sie mich eines Tages trotzdem eingeholt. Ich sitze hier vertieft in meine Gedanken, auf einem Hügel nahe Killkenny und beobachte den Sonnenaufgang. Spaziergänge in den frühen Morgenstunden waren für mich bereits als Kind etwas Besonderes, man hat beinahe das Gefühl die Natur in einem Zustand zu erleben, der anderen Menschen, die erst mit den ersten Sonnenstrahlen über ihrem Bett aufwachen, verborgen bleibt. Die Strömung des River Nore ist von hier aus gut zu erkennen. Der Blick über die zarte Landschaft unter den ersten Sonnenstrahlen ist überwältigend. Meine Gedanken gleiten von einem Thema zum Nächsten, kaum unter Kontrolle zu bringen. Was ist der Sinn des Lebens? Warum passierte ausgerechnet mir dieser Schicksalsschlag oder sollte ich es Abenteuer nennen? Warum wirken geheimnisvolle Kräfte oft Jahrzehnte lang kaum und plötzlich überwältigen sie dich und reißen dich zu Boden? Es gibt so unendlich viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die ich nicht verstehe. Früher noch, da war alles so einfach. Heute verbringe ich mein Leben mit Nachdenken und Grübeln, kaum in der Lage meinen Durst nach Wissen und Erkenntnis zu stillen. Tag für Tag um die gleiche Zeit kehre ich zu meinem Lieblingsplatz auf diesem kleinen Hügel zurück, sitze da und lasse meine Gedanken schweifen.

    Ob das noch Leben ist? Nein! Doch meine momentane Situation lässt keine anderen, sinnvolleren Handlungen mehr zu. Ich mache mich selber fertig und das Schlimme daran ist, dass es das Einzige ist, das ich noch tun kann um am Leben zu bleiben. Dieser Schmerz fühlt sich so real an, dass er mir die Sicherheit gibt, dass ich wirklich noch lebe und keine körperlose Seele bin, die verzweifelt jeden Morgen auf einem Hügel sitzt. Sätze wie „gib deinem Leben wieder einen Sinn" gehen mir doch den Kopf, doch der Versuch dies umzusetzen ist schwieriger als der Aufstieg des Mount Everest. Das klingt verrückt? Ja, womöglich bin ich mittlerweile verrückt. Zu verrückt um noch zu leben, aber noch nicht verrückt genug um zu sterben. Das Feuer der Leidenschaft das tief in mir einmal große Flammen hervorbrachte, hat sich in Luft aufgelöst.

    Meine scheinbar so gutmütige, rücksichtsvolle Art wurde zu Staub und mein Gedächtnis würde ich, wenn ich nur könnte, zu Asche verwandeln. Es gab eine Person in meinem Leben, die ich so sehr liebte und vergötterte das es keinen Ausdruck gibt, der meine Gefühle in all ihrer Kraft und Lebendigkeit, beschreiben könnte. Diese Person war mein Ein und Alles, niemals hätte ich es gewagt diese Frau zu verletzen. Doch der Schmerz den sie mir wenn auch auf unbewusste und ungewollte Art zugefügt hat, ist für mein Leben nicht tragbar. Als der Moment kam, wo diese Schmerzen das erste Mal auftraten, hätte ich mein Herz dieser Frau schenken sollen, dann hätte ich niemals diese Qualen ertragen müssen und sie hätte das bekommen, was schon immer ihr gehörte. Das Leben ist oft hart und ungerecht, doch so ist die Realität. Ich besitze seit diesen Qualen eine Fähigkeit, von der andere nur träumen können und doch bin ich zu schwach um sie einzusetzen. Ich habe seit mir vor langer Zeit diese Fähigkeit all diese Schmerzen gebracht hat, nie wieder daran gedacht sie einzusetzen. Eines habe ich aus dieser Situation allerdings gelernt, nämlich das die Vergangenheit selten etwas Gutes an das Tageslicht bringt. Sie ist verboten und niemand sollte die Chance erhalten, Kontakt mit ihr aufzunehmen – außer mir und ich habe mir diese Fähigkeit nicht ausgesucht. Wenn man an das Schicksal glaubt dann könnte man daraus schließen, dass ich vor sehr langer Zeit mal ein sehr schlechter Mensch war und dadurch diese Qualen verdient habe. Doch alle Taten auf Erden reichen nicht aus, um diese Qualen auszugleichen. Mein Herz ist in Stücke gerissen, meine Beachtung gegenüber der Menschheit hat sich in Missachtung verwandelt, meine Träume wurden zu Alpträumen und mein Gehirn wurde von positiv auf negativ umprogrammiert.

    Mittlerweile steht die Sonne im Süden, es ist also Mittag. Sitze ich wirklich seit mehreren Stunden ohne die kleinste Bewegung auf diesem Hügel?

    Die Erde unter meinem Gesicht ist nass, obwohl es seit einer Woche nicht mehr geregnet hat.

    Meine Hände zittern, mein Blick ist traurig und voller Verzweiflung. Wenn ich jetzt in den Spiegel sehen würde, würde er wahrscheinlich zerbrechen. Es wäre nun an der Zeit zu gehen, aber wohin? Meine Eltern habe mir angeboten mich aufzunehmen, doch mittlerweile ertragen sie mich auch nicht mehr. Freunde habe ich keine, keiner hält es noch länger als wenige Minuten mit mir aus. Was hat die Vergangenheit bloß mit mir angerichtet… Ich habe weder Geld, noch Essensvorräte oder frische Kleidung zum Wechseln und weit und breit niemand der bereit wäre mir vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu bieten. Ich habe wirklich keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Ich könnte einfach hier sitzen bleiben und warten bis ich verdurste, verhungere oder erfriere, ja nachdem was zuerst eintritt. Das Wasser geht mir auf jeden Fall nicht so schnell aus, denn meine Tränen sind kaum noch zu kontrollieren. Wen könnte es noch geben der bereit wäre mir eine Unterkunft zu geben?

    Ich würde dafür hart arbeiten oder was auch immer von mir verlangt wird. Ich würde alles für ein Dach über den Kopf geben. Etwas außerhalb von Waterford wohnt ein alter Schulfreund von mir, doch wir sind uns seit Jahren nicht mehr begegnet. Was ist wenn auch er mir den Laufpass gibt? Selbst wenn, es ist meine einzige Chance, ich werde es versuchen und hoffen das ich es zu Fuß soweit ohne Nahrung schaffe. Vielleicht sehe ich meinen geliebten Hügel mit dem traumhaften Ausblick über Killkenny nie wieder, doch ich habe keine andere Wahl.

    Tag 1 – Abend und Nacht - Killkenny bis Foulkstown

    Ich hätte heute sicher weitaus mehr Kilometer geschafft, doch meine Kräfte sind am Ende. Jeder noch so kleine Schritt durch Irland erinnert mich an meine Vergangenheit. Zusätzlich befinde ich mich in direkter Nähe meines Elternhauses. Die Tatsache, dass meine eigenen Eltern mich nicht mehr ertragen, lässt mein Herz noch mehr schmerzen. Die Frage wie ich die heutige Nacht überstehen soll ist unbeantwortet. Wo soll ich schlafen? Es ist sehr kalt und ich bin schutzlos der Natur und der Wetterlage ausgeliefert. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine starke Eiche, mit Sicherheit ist sie über 100 Jahre alt.

    Sie würde mir zumindest etwas Schutz bieten. Ich lege mich unter den Baum und rolle mich wie ein Embryo im Mutterleib zusammen, um zumindest etwas Körperwärme anzusammeln. Der starke Wind ist sehr unangenehm. Meine Gedanken kreisen um meine Vergangenheit. Am Nachthimmel sind sehr viele Sterne zu sehen, so viele sah ich schon lange nicht mehr. Die Nacht ist klar, keine Wolken am Himmel. Welche Jahreszeit haben wir eigentlich? Ich weiß es nicht.

    Ich verbringe mein Leben nur noch mit Depressionen und Verzweiflung. Alles das rundherum um mich passiert blende ich aus.

    Die Tatsache, dass ich jetzt so klar die Sterne sehen kann, ist sehr beruhigend und schön. Sie geben mir Kraft - Kraft die ich brauchen werde.

    Ich weiß nicht ob mein Leben überhaupt noch einen Sinn hat, doch irgendetwas in mir sagt mir, dass ich nicht aufgeben soll. Ein Teil von mir, auch wenn ich ihn nicht zuordnen kann, schreit förmlich danach am Leben zu bleiben. Werde ich heute schlafen können? Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen. Der letzte Schlaf war vor 3 Tagen, das war der Tag, an dem ich noch glaubte, dass zwischen mir und meinen Eltern alles in Ordnung ist. Sie sprachen mich am nächsten Morgen darauf an, dass es so nicht weitergehen kann und ich meine Sachen packen und mir eine andere Bleibe suchen soll. Ich erklärte ihnen, dass ich nicht weiß wo ich hinsoll und bat darum noch bleiben zu dürfen. Sie gaben mir noch einen weiteren Tag, danach sollte ich verschwinden.

    Dies war meine letzte Nacht in einem Bett, doch schlafen konnte ich nicht. Die nächste Nacht verbrachte ich heimlich im Geräteschuppen, es war dort zwar auch kalt, doch ich hatte zumindest ein Dach über dem Kopf. Am Tag darauf warfen sie mich endgültig raus und ermahnten mich das Grundstück für immer zu verlassen. Ich habe niemanden mehr auf dieser Welt, wirklich niemanden. Es ist so kalt, ich kann nicht schlafen.

    Der Gedanke an meine Eltern lässt mir Tränen über die Wangen laufen. Ich versuche an etwas Anderes zu denken, Selina. Selina, Selina, ich könnte den Namen hunderte Male aussprechen.

    Der Name ist so unberührt, weiblich und voller Lebensfreude. Ja, genau so war Selina, meine große Liebe. Sie war einfach wundervoll und viel zu schön um es mit Worten zu beschreiben. Ihr verzaubernder Blick aus den wunderschönen, großen dunkelbraunen Augen und ein Lächeln das mit der Sonne um die Wette strahlte.

    Knielange dunkelbraune Haare, die im Sonnenlicht rot leuchteten und eine Stimme, so schön und zart, dass sie mit dem Zwitschern der Vögel im Frühling mithalten konnte. Warum hat sie mir das Ganze bloß angetan? Selina, wenn du wüsstest wie sehr du mein Leben zerstört hast, würdest du verstehen, warum ich dich nie mehr wiedersehen will, obwohl ich dich wirklich über alles liebe und immer lieben werde. Es müsste mittlerweile 2 Uhr morgens sein. Der Gedanke an Selinas Schönheit, ganz gleich was sie mir auch angetan hat, lässt mich trotz Kälte in den Schlaf fallen.

    Tag 2 - Foulkstown bis Ballyhale

    6 Uhr morgens. Kaum aufgewacht, sehe ich mich an, ob ich noch lebe oder ob alles ein Traum ist.

    Ich scheine die Nacht in der Kälte unter der starken Eiche gut verkraftet zu haben, aber mein Magen knurrt und meine Kehle ist trocken.

    Wenige Meter von mir entfernt geht ein älterer Herr mit seinem Hund die Straße entlang. Er hat mich nicht mal eines Blickes gewürdigt, doch der Hund sah mich mit einem neugierigen Blick an.

    Meine Hände und Füße sind sehr kalt, es grenzt beinahe an ein Wunder, das ich sie noch fühle.

    Ich fühle mich dreckig, schon lange hatte ich keine Möglichkeit mehr für Körperhygiene. Ich kann kaum mehr an etwas Anderes denken als ein großes Glas Wasser. Was würde ich jetzt alles für einen Schluck Wasser geben. Es ist schön mal an etwas Anderes denken zu können, als meine Vergangenheit. Doch mein Körper verlangt mit jeder Minute mehr nach Flüssigkeit – ich brauche dringend Wasser. Total erschöpft und kraftlos richte ich mich auf und versuche den ersten Schritt des Tages vorwärts zu machen, doch meine Füße geben nach und ich gehe zu Boden.

    Dieser Moment ist reine Verzweiflung. Ich muss es bis zu meinem Schulfreund von damals schaffen. Wenn ich diese Reise nicht überstehe würde ich enden, im schlimmsten Fall heute noch, unter dieser Eiche. Ich sehe die Eiche an, streichle sanft mit meinen Händen ihre Rinde und bitte um Kraft. Ich richte ein Gebet an den Baum, auch im Wissen, das er mich nicht verstehen kann. Ich versuche nochmal aufzustehen und noch einmal. Ich muss es schaffen, schreit meine innere Stimme. Egal wie elend ich mich fühle, ich muss los. Ich nehme all meine Kraft zusammen und mir gelingt der erste Schritt. Ich freue mich wie ein kleines Kind und könnte springen vor Freude, doch meine Beine würden dies niemals zulassen. Ich konzentriere mich auf jeden einzelnen Schritt und langsam aber doch, komme ich vorwärts, wenn auch nur sehr langsam. Ich kann in der Ferne dezente Andeutungen einer Vertiefung im Boden erkennen. Könnte das ein kleiner Bach sein oder sogar ein Fluss? Das wäre meine Rettung. Meine Stimmung verändert sich in Sekundenbruchteil von sehr negativ auf extrem positiv. Meine Schritte werden schneller, meine Körperhaltung aufrechter, meine Schultern heben sich. Dies war schon lange nicht mehr der Fall.

    Ich komme der geheimnisvollen Vertiefung im Boden immer näher und tatsächlich, es ist ein Fluss. Am Flussufer angekommen kann ich meine Begeisterung und Freude kaum zurückhalten. Ich ziehe mich auf der Stelle aus und begebe mich in das eiskalte Wasser. Es tut so unbeschreiblich gut zu trinken und sich zu waschen. Mein Befinden steigert sich enorm. Die Kälte des Wassers ist mir egal, ich habe das Gefühl den ganzen Fluss leer trinken zu können, so einen Durst verspüre ich.

    Gestärkt von der Erfrischung, aber nach wie vor mit hungrigem Magen mache ich mich wieder auf den Weg nach Waterford. Heute muss ich mindestens noch 12 bis 15 Kilometer schaffen.

    Meine Gedanken übernehmen wieder die Kontrolle über mich, ich kann nur noch an Selina und unser gemeinsames Horrorerlebnis denken.

    Warum kam es überhaupt dazu? Gab es keinen anderen Ausweg? Ich fühle mich schrecklich, geplagt von Selbstvorwürfen und starken Depressionen wird jeder Schritt zur Qual.

    13 Uhr – mein Magen knurrt, mein Körper ist kaum mehr in der Lage sich aufrecht zu halten.

    Wie soll es jetzt weitergehen? Ich habe noch sehr viele Kilometer vor mir und mein Körper ist am Ende seiner Kräfte. Die Sonne scheint, Vögel zwitschern, die Natur präsentiert sich in ihrer Lebendigkeit. Mein Weg liegt noch vor mir, weit und breit keine Menschen in Sicht, ich befinde mich sprichwörtlich in der Einöde Irlands.

    Manchmal ist Einsamkeit etwas Schönes, doch heute und besonders heute, hätte ich gerne eine Person an meiner Seite, der ich noch etwas bedeute. Jemanden der mich in die Arme nimmt, mir noch aufrichtig und ehrlich in die Augen sehen kann und mir zur Seite steht. Habe ich wirklich alles in meinem Leben verloren, das mir jemals etwas bedeutet hat? Ich kann nicht glauben, dass es so weit gekommen ist. Wozu lebe ich eigentlich noch? Ich habe weder einen Besitz noch jemanden dem ich etwas bedeute. Ich muss ehrlich überlegen wie viele Menschen mir noch am Herzen liegen. Vielleicht meine Eltern? Sie haben mich immerhin großgezogen und waren immer für mich da, bis zu einem Tag. Der Tag der alles veränderte. Mein Herzschlag erhöht sich.

    Tausende Gedanken kämpfen um die Kontrolle über mich. Das Einzige woran ich jetzt denken sollte, wäre die Frage wie es nun weitergehen soll. In ungefähr 2 Kilometer gibt es eine kleine Bäckerei, dort könnte ich meinen Magen füllen und neue Kräfte sammeln. Aber ich habe kein Geld und auch sonst nichts von Wert bei mir, dass ich gegen Essen eintauschen könnte. Die Wirtschaftslage ist schlecht, niemand hier würde mir etwas schenken. Jagen? Dazu fehlt mir das Wissen und auch gefühlsmäßig bin ich zu schwach dafür. Früchte sammeln? Ich weiß nicht wo ich danach suchen soll. Pilze sammeln?

    Soweit mir von meinen Eltern vermittelt wurde, kann man Pilze nicht roh essen und zum Kochen fehlen mir

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