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Tod im Dombezirk: Historischer Roman
Tod im Dombezirk: Historischer Roman
Tod im Dombezirk: Historischer Roman
eBook593 Seiten7 Stunden

Tod im Dombezirk: Historischer Roman

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Über dieses E-Book

Magdeburg Frühjahr 1369
Hildegard lebt seit Kurzem wieder im Beginenkonvent am Ulrichstor und erlernt dort die Heil- und Kräuterkunde. Unerwartet sehen sich die Grauen Frauen Verleumdungen und übler Nachrede ausgesetzt. Schadenszauber und heidnische Beschwörungen sollen sie praktizieren.
Der Beginen-Inquisitor Walter Kerlinger folgt dem Ruf des Erzbischofs nach Magdeburg. Eine geflohene Nonne sollen die Beginen vom Ulrichstor aufgenommen, gepflegt und ihr ein christliches Begräbnis gestiftet haben. Ein todeswürdiges Vergehen.
Mit Hilfe guter Freunde gelingt es den Beginen, sich dem Zugriff zu entziehen. Doch der Inquisitor ist zu allem entschlossen und lässt Hildegard in seinen Kerker verschleppen. Schon bald steht sie in der Marterkammer dem Henker der Oldenstadt
gegenüber.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum4. Nov. 2019
ISBN9783740702106
Tod im Dombezirk: Historischer Roman
Autor

Gudrun Krohne

Die Autorin Gudrun Krohne wohnt in einer Kleinstadt vor den nördlichen Toren Berlins. Dort lebt sie mit ihrer Schäferhündin und findet auf langen Spaziergängen in der Natur Erholung und Entspannung und so manche Idee für den nächsten Roman. Gudrun Krohne arbeitet als freie Schriftstellerin. Hin und wieder lockt sie das Abenteuer. Sei es eine Fahrt mit Auto, Hund und Zelt bis hinter den Polarkreis, eine Reise mit dem ersten Zug, der geht, oder das Schreiben eines Buches. "Bruder Oleg und der tote Ablasskrämer" ist der zweite Teil der Bruder-Oleg-Reihe. Bisherige Veröffentlichungen: "Bruder Oleg und der heimliche Henker" Die Begine-Hildegard-Reihe: "Die Töchter der Beginen", "Ein Mord zur Herrenmesse", "Tod im Dombezirk", "Hinterhalt im Pesthaus", "Die goldene Rüstung" "Carolas Reise" eine Weihnachtsgeschichte

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    Buchvorschau

    Tod im Dombezirk - Gudrun Krohne

    Falkenjagd.

    1. Kapitel

    Hektisch rührte Hildegard in dem flachen, breiten Topf mit dem Morgenbrei. Einzelne Getreidekörner spritzten heraus und verglühten im Herdfeuer. Unwirsch strich sie eine vorwitzige blonde Lockensträhne zurück, welche sich unter ihrem Tuch hervorgewagt hatte und ihr in das schmale, gerötete Gesicht hing.

    Oh, nein, nicht schon wieder. Trotz ihrer Bemühungen stieg ein unangenehm brandiger Geruch aus dem Topf und legte sich pelzig auf die Zunge der Aushilfsköchin.

    Da half nur noch, alles in einen anderen Topf umzufüllen. Als Hildegard anschließend einen Blick in den ersteren wagte, presste sie die Lippen aufeinander. Eine schwarzbraune Schicht war zurückgeblieben. Schnell füllte sie ein halbes Schaff Wasser hinein, krümelte etwas Ascheseife hinzu und hoffte, später das Eingebrannte mit einem Holzspatel lösen zu können.

    Walburga, Köchin des Beginenkonvents am Ulrichstor, würde ihr die Ohren langziehen, wenn sie einen um den anderen ihrer teuren und sorgsam gehüteten Kupfertöpfe verdarb. Da würde es auch nichts helfen, dass Hildegard der Köchin Ziehtochter war. Wenn es um ihre Küchenutensilien ging, war Walburga erbarmungslos gegen jedermann.

    Um wenigstens ein wenig den unangenehmen Geschmack zu überdecken, rührte Hildegard einen großen Löffel Honig in den Brei. Erneutes Kosten verriet ihr die Vergeblichkeit ihres Tuns. Selbst der gesamte süße Inhalt des Tontopfes würde nicht ausreichen, um dem Getreidebrei auch nur annähernd so etwas wie Wohlgeschmack zu verleihen.

    Um weiteres Unheil zu vermeiden, füllte Hildegard schließlich den zähflüssigen Inhalt des Topfes in zwei große irdene Schüsseln, schnitt Brot vom Vortag in dicke Scheiben und stellte Butter- und Schmalztopf bereit.

    Es würde wohl wieder missbilligende Blicke der Magistra Ursula von Buch und der anderen Konventsschwestern geben. Ganz zu schweigen von dem, was ihr Walburga vorhalten würde, wenn sie der Köchin den kaum genießbaren Brei ans Bett trug.

    Noch vor drei Wochen hatte Hildegard im Hause des Ratsmannen Peter Honstein gelebt. Gemeinsam mit der fast gleichaltrigen Irmelin sollte sie von der Herrin des Hauses, Frau Lucardis, in der Führung eines eigenen Hauswesens unterwiesen werden. Ein Jahr hatte die Ausbildung dauern sollen und wäre im Sommer beendet gewesen.

    Doch hatte der Herrgott wohl anderes für sie geplant.

    Zum Ende des Taumonats war Walburga von einem üblen Husten befallen worden. Trotzdem war sie ihren Pflichten als Köchin nachgegangen, hatte sich von Hedwigis, der Apothekerin des Beginenkonvents, lediglich ein paar Kräuter für einen Aufguss geben lassen und hatte weiterhin in Küche und Keller gewirkt. Zum hartnäckigen Husten gesellte sich schließlich Fieber und als die Köchin die Stiege zum Keller hinabsteigen wollte, hatte sie ein Schwindel erfasst und sie war die letzten drei Stufen so unglücklich hinuntergestürzt, dass sie sich den linken Fuß verdrehte. Der Knöchel desselben war noch immer geschwollen.

    Nun musste sie schon seit drei Wochen das Bett hüten, um sowohl Husten als auch Fieber auszukurieren und den Fuß zu schonen. War Walburga anfangs noch müde und abgeschlagen von dem schlimmen Winterhusten gewesen und hatte die meiste Zeit des Tages schlafend verbracht, so war sie inzwischen soweit wieder hergestellt, dass sie ihre Lage als ausgesprochen misslich empfand und ihren Unmut an alle und jeden ausließ.

    Hildegard hatte, als sie von dem Unglück ihrer Ziehmutter erfuhr, keinen Moment gezögert, ihre Hilfe als Pflege anzubieten und sich in einem Anflug von Selbstüberschätzung bereit erklärt, die Pflichten und Aufgaben der Köchin zu übernehmen. War sie doch in all den Jahren immer wieder Walburga bei deren Arbeiten zur Hand gegangen und hatte auch im Hause Honstein so manches von der dortigen Köchin Martha aufgeschnappt.

    Nu ja, inzwischen wusste sie, dass mehr als nur hin und wieder zur Hand gehen oder etwas nebenbei mitzubekommen dazugehörte, wollte man einen Konvent von zehn hart arbeitenden Beginen zwei-, dreimal am Tag mit einer vollwertigen und gleichzeitig preiswerten Mahlzeit versorgen.

    Kochen würde sicherlich nie zu ihren Stärken zählen. Und da sie es nicht als erstrebenswert fand, all ihr Sinnen und Trachten auf eine baldige Eheschließung zu richten, hatte sie auch die Verkürzung ihrer Ausbildungszeit im honsteinschen Hause nicht als allzu tragisch empfunden. Zwar hatte sie sich dort wohlgefühlt und war der Ratsmannfamilie und deren Gesinde freundschaftlich verbunden, aber ihre wahre Familie waren die Frauen des Beginenkonvents. Hier gehörte sie her und hier wollte sie ihr Leben verbringen.

    Anders als ihre Freundin Irmelin, die verträumte Kuhaugen bekam, sobald ein gewisser Schreineschnitzer auftauchte, wollte sich Hildegard nicht der Munt eines Mannes unterordnen. Außerdem war weit und breit kein Mannsbild in Sicht, das Anstalten machte, um sie zu werben. Andere Achtzehnjährige hatten schon ein oder zwei Kinder am Rockzipfel.

    Irmelin, welche bis vor einem Jahr als Magd auf der Burg ihres ritterlichen Vaters, eines argen Schandbuben, gearbeitet hatte, würde zu Sankt Johannis mit Tobias Schreinemaker vor die Kirchenpforten treten, um sich mit ihm das Eheversprechen zu geben. Hildegard gönnte den beiden deren Glück von ganzem Herzen, doch ihr Lebensplan sah anders aus. Und auch Kochen als Broterwerb kam darin nicht vor.

    Sie war sich nicht sicher, wer sich mehr nach der Wiederherstellung der angestammten Köchin sehnte, sie selbst oder Walburga? Mit Sicherheit aber die anderen Beginen, die bei Hildegards Kochversuchen oftmals lange Zähne machten.

    Hildegard schob die Küchentür weiter auf und hoffte, der brandige Geruch würde von dem nasskalten Wind, welcher eine Herde dunkeldräuender Regenwolken über den Himmel jagte, davongetragen. Am Besten noch, bevor eine der Beginen hereintrat und ihr half, das Frühmahl ins Refektorium zu tragen.

    Ihre Hoffnung erfüllte sich nicht, denn schon steckte Sophie den Kopf herein. Selbst das schlichte, graue Beginengewand wirkte an der schlanken Gestalt elegant. Unter dem Gebände waren einige schwarze Locken hervorgezupft.

    „Wenn es so schmeckt, wie es riecht, sollte ich vielleicht schnell zum Pastetenverkäufer auf den Markt laufen", neckte die junge Frau Hildegard.

    Sophie war noch keine Dreißig, doch schon Witwe. Vor vier Wochen hatte ihre halbjährige Probezeit bei den Beginen begonnen. Sie war von aufgeschlossenem Wesen und hatte sich schnell in den Alltag im Konvent eingefunden. Die ihr übertragenen Aufgaben erfüllte sie ohne Murren und gewissenhaft. Das war um so verwunderlicher, da sie zuvor einem größeren Hauswesen mit allerlei Gesinde vorgestanden hatte.

    Als ihr Mann, erster Stallmeister von Erzbischof Albrecht, durch die Hufschläge der erzbischöflichen Lieblingsstute zu Tode gekommen war, hatte sie das Haus räumen müssen, um Platz für den neuen Stallmeister zu machen. Und da sie keine Verwandten in Magdeborch hatte, bat sie um Aufnahme in den Beginenkonvent. Sicherlich nicht ganz ohne Hintergedanken. Das Erzstift sah die selbstbestimmte Lebensweise der Beginen nur mit Missfallen. So hatte die von Haus und Hof vertriebene Witwe eine kleine Rache nehmen können.

    Doch war das nicht der einzige rätselhafte Todesfall, welcher Sophie getroffen hatte. Drei Tage nach dem Dahinscheiden ihres Gemahls war ihre Dienstmagd mit gebrochenem Genick am Fuße der Leiter zum Heuboden gefunden worden. Eine Liebschaft mit einem der Stallburschen sollte das Ding gehabt haben.

    Eigentlich kein Wunder, dass Sophie so schnell als möglich das Unglückshaus verlassen hatte.

    All ihren Schmuck und ihren Hausrat hatte sie verkauft, um die Mitgift für den Eintritt in den Konvent der Beginen aufbringen zu können. So hatte Hildegard es von Mechthilda, der engsten Vertrauten der Magistra, zu Hedwigis sagen hören. Nicht etwa, dass Hildegard gelauscht hätte. Niemals! Nur manches Mal wurden ihre Ohren eben spitzer, wenn die Neugier sie zu arg zwackte.

    Ein bisschen verwunderte es Hildegard schon, wie schnell sich Sophie mit dem gewaltsamen Tod ihres Ehewirtes abgefunden hatte. Auch wenn sie den schwarzen Witwenschleier trug, schien sie keineswegs trübsinnig oder niedergeschlagen. Nu ja, nicht alle Paare waren sich so inniglich zugetan wie Irmelin und Tobias. Und wer wusste schon, wie lange bei denen die große Liebe anhielt, wenn erst der Alltag Einzug hielt.

    „Ich weiß nicht, wie Walburga das immer alles geschafft hat, klagte Hildegard. „Und dieser jämmerliche Brei will einfach nicht gelingen. Fast hat es den Anschein, als würde er eine ganz persönliche Feindschaft gegen mich hegen.

    „Du solltest ihm vielleicht beim nächsten Mal gut zureden und ihm nicht mit solchem Argwohn begegnen. Mit spitzen Zähnen nahm Sophie ein Probehäppchen vom Holzlöffel und verzog das Gesicht. „Zumindest beim Schwein und den Hühnern machst du dir Freunde, wenn die Schüsseln halb voll bleiben.

    Gemeinsam trugen Hildegard und Sophie Schüsseln, Brotscheiben, Butter und Schmalz ins Refektorium, wo sich nach und nach die anderen Beginen einfanden.

    Nach dem Morgengebet fügte die Magistra leise, doch für alle hörbar hinzu: „Und lieber Gott, bitte mach unsere Köchin bald wieder gesund."

    Erwartungsgemäß blieb mehr als die Hälfte des Breis in den Schüsseln und ebenso erwartungsgemäß machte Walburga Hildegard Vorhaltungen, als diese ihr eine Breischüssel ans Krankenlager trug. Das Aussehen des Breis und der eindeutige Geruchs ließen die Köchin gequält aufstöhnen: „Sag, wie ist es möglich, dass du den Brei anbrennen lässt, derweil die Körner doch nur halb gar sind?"

    Hilflos zog Hildegard die Schultern hoch. Zum Glück betrat in dem Moment Hedwigis das Häuschen, in dem ebenerdig Walburga und Agnes wohnten und im Dachgeschoss Hildegard ihre alte Kammer bezogen hatte. So wurde sie einer Antwort enthoben.

    Die Apothekerin betastete den verletzten Fuß vorsichtig und legte dann einen frischen Umschlag aus Beinwell, Melisse und Ringelblumen um Walburgas linken Knöchel. Interessiert beoachtete Hildegard die Verrichtungen der Begine. Vielleicht lagen ja hier ihre Talente und sie sollte Hedwigis bitten, sie in der Krankenpflege und Kräuterkunde zu unterweisen.

    Hedwigis betrachtete zufrieden ihr Werk. „Ich glaube, dein Fuß ist soweit wieder hergestellt, dass du beginnen kannst, einige Schritte zu laufen. Du solltest ihn aber noch nicht zu sehr belasten. Ich werde Agnes bitten, dir zwei Krücken zu bauen."

    „Zwei Krücken? Niemals! Bin ich ein Kriegsveteran, dem seine Körperglieder abhanden gekommen sind? Demnächst schickt ihr mich noch zum Betteln an die Kirchenpforten."

    Entrüstet plusterte sich Walburga auf, schwang die Beine über die Bettkante und versuchte hoch erhobenen Hauptes einige Schritte. Jedoch sackte sie gleich darauf mit einem überraschten Wehlaut zusammen. Hätten Hedwigis und Hildegard die schwergewichtige Köchin nicht gleichzeitig unter den Achseln gepackt, wäre sie wohl zu Boden gegangen. Mühsam hievten sie die Ältere wieder auf die Bettkante.

    „Mit zwei Krücken oder gar nicht, beschied ihr die Apothekerin. Und mit leiser Verschwörerstimme, aber noch immer laut genug, dass Hildegard mithören konnte, fügte Hedwigis hinzu: „In Gottes Namen, nimm die Krücken. Deine Tochter ist eine lausige Köchin.

    „Da sagst du was. Walburga warf einen angeekelten Blick zu der unberührten Breischüssel. „Also her mit den Krücken.

    Wortlos griff sich Hildegard die Schüssel, um sie zu den Hühnern zu tragen. Hedwigis schloss sich ihr an. Agnes fand man am ehesten in den Ställen oder im Obstgarten bei den Tieren.

    Auf breiten Holzbohlen gelangten sie trockenen Fußes über den von nächtlichen, starken Regenfällen schlammigen Innenhof. Vor Jahren hatte ihnen der Ratsmann Peter Honstein diese Bohlen gespendet. Sein einziges Kind Mechthilda lebte seit fast sieben Jahren im Konvent und wirkte hier als Lehrerin. Sie unterwies Mädchen im Alter von neun bis dreizehn Jahren im Lesen, Schreiben und Rechnen. Inzwischen hatte sich der Ratsmann damit abgefunden, dass ihm seine Tochter wohl nie Enkelkinder bescheren würde.

    Böiger Wind zerrte an ihren Schleiern und blähte ihre Gewänder auf. Mit einer Hand raffte Hildegard das Tuch am Hals zusammen. Wollte es denn in diesem Jahr gar nicht wärmer werden? Das Osterfest war vorbei und Schwalben und Störche waren bereits zurückgekehrt und hatten emsig mit dem Nestbau begonnen. Doch Petrus dachte offensichtlich gar nicht daran, den Menschenkindern nebst all dem Getier auf Erden ein paar wärmende Sonnenstrahlen zu senden.

    Als sie am Haus der Weberinnen und dem kleinen Gästehaus vorbeigegangen waren, standen Hildegard und Hedwigis wenige Augenblicke später an der Pforte zum Obstgarten. Dieser nahm, gemeinsam mit dem Gemüsegarten, den hinteren Teil des Anwesens ein. Ein stabiler Zaun grenzte das Grundstück zur westlichen Stadtmauer hin ab, von der sie nur durch einen breiten Grasweg getrennt waren.

    „Wirst du wohl endlich still stehen, du störrisches Ding und dich melken lassen! Autsch, noch so ein Stoß und ich säge dir eigenhändig die Hörner ab."

    Hedwigis und Hildegard grinsten sich an. Agnes war beim Ziegenmelken. Der Konvent nannte ein Zwillingspärchen sein Eigen. Rose und Dorne. Rose war von sanftem, geduldigem Wesen. Dorne hingegen – war eben Dorne. Der Name sagte eigentlich alles. Und bei der Ziege dieses Namens versuchte Agnes soeben mit mehr oder weniger Erfolg ihren Melkeimer zu füllen.

    Dass die harschen Worte nicht erst gemeint waren, merkte man spätestens, wenn man sah, wie achtsam und geradezu liebevoll die nicht eben große Agnes mit all dem Viehzeug des Beginenhofes umging. Als ehemalige Bauersfrau hatte sie sich vor fast zehn Jahren in den Konvent eingekauft. Nachdem ihr Ehewirt verstorben war und ihr Ältester den großen Freibauernhof übernommen hatte, verspürte sie wenig Lust, sich mit ihrer recht selbstbewussten Schwiegertochter einen immerwährenden Kleinkrieg zu liefern. Und im Beginenkonvent war sie hochwillkommen. Es gab kaum etwas in Haus und Hof, das sie mit ihren goldenen Händen nicht bauen oder reparieren konnte.

    Bevor Dorne erneut nach Agnes stoßen konnte oder sich gar in deren Ärmel verbiss und daran zerrte, packten Hildegard und Hedwigis das widerspenstige Vieh jede an einem Horn und hielten den hin- und herruckenden Kopf fest.

    Die friedliche, kugelrunde Rose wurde derweil von Gunde und Anna gemolken. Die beiden vielleicht elfjährigen Mädchen waren, gemeinsam mit weiteren Straßenkindern, zur Herrenmesse einem Kinderhändler entkommen. Hildegard hatte nicht unbeträchtlichen Anteil an dieser Rettungstat gehabt. Die anderen Kinder fanden Obdach bei Magdeborcher Familien. Die magere Anna und ihre Freundin Gunde waren im Konvent geblieben, um hier mit Magddiensten ihr täglich Brot zu verdienen. Nun gut, Anna war nicht mehr ganz so mager und Gunde war noch etwas draller geworden.

    Aufatmend beendete Agnes ihr Melkwerk und kam dann mit in den Rücken gestemmter Hand hoch. Sie tätschelte der Widerspenstigen das Hinterteil, wurde aber nur mit einem entrüsteten Meckern belohnt.

    Hedwigis brachte ihr Anliegen vor. Die rundliche Bauersfrau nickte, stellte die eine oder andere Frage und versprach schließlich, die Krücken noch am selben Tag anzufertigen. Das Ausmisten des Maultierstalls übertrug sie kurzerhand Hildegard. Die Aussicht, dass bald wieder Walburga in der Küche stehen würde, beflügelte auch Agnes.

    Hildegard kratzte den Inhalt der Breischüssel den Hühnern hin und war wenige Augenblicke später wieder an Hedwigis‘ Seite. Gemeinsam schlugen sie den Weg zu deren Häuschen ein, welches sich den Gärten gegenüber an die Außenmauer zur Straße hin lehnte. Gleich daneben befand sich Mechthildas Häuschen. Aus der unteren Schulstube klang das monotone Lesen der Mädchen, welche ihre Fertigkeit an einem Text aus einem von Mechthildas acht Büchern übten.

    Den Maultierstall rechter Hand, an dem sie vorbeikamen, übersah Hildegard erst einmal geflissentlich.

    „Kann ich noch etwas für dich tun?" Hedwigis wandte sich Hildegard zu, bevor sie die ebenerdige Kräuterstube betrat. Ihre Wohnkammer lag unter dem Dach, ebenso, wie Mechthildas in ihrem Schulhaus. Die beiden hatten die trennende Wand mit einer Tür versehen, so konnten sie einander jederzeit besuchen. In ihrer geringen Freizeit traf man die beiden häufig gemeinsam an, wie sie die Köpfe in eines von Mechthildas Büchern steckten und über das Gelesene disputierten.

    Hildegard druckste ein wenig herum. Eigentlich hatte sie sich in Hedwigis Nähe immer wohl gefühlt. Die ruhige, besonnene Frau hantierte in ihrer Kräuerstube mit großem Wissen. Mehr als einmal hatte sie ihre kleinen Blessuren versorgt oder Husten und Fieber gelindert. Ihre mittelgroße und fast schon rundlich zu nennende Gestalt hinderte sie nicht daran, eine natürliche Autorität auszustrahlen, welche es Widersachern schwer machte, ihren Anweisungen nicht Folge zu leisten.

    „Nu ja, also ich habe mir Gedanken gemacht."

    „Das ist löblich. Und?"

    „Also darüber, was ich mit meinem Leben anfangen möchte."

    „Achje, ich sehe schon, das wird ein längeres Gespräch. Komm herein, ich bereite uns einen Aufguss aus Minze und Kamille. Dann redet es sich besser."

    Erleichtert betrat Hildegard hinter Hedwigis deren Kräuterreich. Der Vorrat an getrockneten Kräutern hatte über die kalten Monate beträchtlich abgenommen. Nichtsdestotrotz hing noch immer der anheimelnde und vertraute Duft nach einem warmen Sommertag und gleichzeitig nach einem bunten, sonnigen Herbstmorgen zwischen den Wänden. Hildegard schloss unwillkürlich die Augen und zog tief die Luft durch die Nase ein.

    Hedwigis hantierte derweil am Kohlebecken, schürte die Glut, setzte einen Tontopf mit Wasser darauf und streute eine Handvoll Kräuter hinein. Sie genoss das Privileg, während der kalten Monate eine Kohlepfanne in ihrem Häuschen zu haben, um all die Kräuterbündel vor Schimmel und ihre Salbentöpfchen vor dem Einfrieren zu bewahren. Hildegard dagegen musste so manches Mal des Morgens eine dünne Eisschicht auf dem Waschwasser in ihrer Schüssel zerdrücken.

    „Also, was haben dir deine Gedanken eingegeben?" Hedwigis stellte einen dampfenden Tonbecher vor Hildegard und ließ sich ihr gegenüber auf einen Schemel nieder.

    Hildegard wärmte sich die Hände an dem Becher und nahm einen ersten vorsichtigen Schluck. Das tat bei dem ungemütlichen Wetter dieses Ostermonats gut. „Nu ja, zur Köchin eigne ich mich wohl weniger."

    Hedwigis begnügte sich mit einem brummigen Laut der Zustimmung.

    „Ich fühle mich immer wohl zwischen all den Kräutern hier und auch im Garten. Ich dachte, du könntest mich vielleicht in deren Wirkungsweise und Anwendung unterrichten?" Stockend kamen die letzten Worte und abwartend sah Hildegard die Ältere an.

    „Du interessierst dich also für Kräuter. Da kommst du ja ganz nach deiner berühmten Namensvetterin."

    „Wen meinst du?"

    „Hyldegardis vom Rupertsberg am Rhein, eine berühmte Äbtissin, deren außerordentliche Kräuterkenntnisse allerorten gelobt wurden. Dazu war sie noch eine recht streitbare Frau. Selbst den König Babarossa hat sie ob seines Verhaltens gerügt."

    „Oh, die Arme, das wird ihr schlecht bekommen sein."

    „Mitnichten, sie war bis weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und ob ihrer Belesenheit und ihrer Visionen sogar für einen König unantastbar. Selbst der Papst hat ihre Visionen gutgeheißen. Sie ist sehr alt geworden und eines natürlichen Todes gestorben."

    „Nun, nach solcher Berühmtheit steht mir nicht der Sinn. Ich möchte einfach nur ein ordentliches Tagwerk vollbringen und den Menschen hilfreich sein und natürlich zum Gedeihen unseres Konvents beitragen."

    „So willst du dein ganzes Leben im Konvent verbringen? Nie eine eigene Familie haben, keine Kindlein auf deinen Knien wiegen und sie herzen?"

    „Ich will mich keinem Manne unterordnen müssen."

    „Das kann ich verstehen. Trotzdem solltest du dir auch Gedanken über ein Leben außerhalb des Beginenkonvents machen."

    „Wie soll das gehen? Soll ich etwa in ein Kloster?"

    „Für ein Kloster bist du eindeutig zu wenig demütig und noch weniger folgsam. Hedwigis lachte laut auf, wurde aber gleich wieder ernst. „Es könnte sein, dass unser Konvent nicht ewig bestehen wird.

    „Was redest du da? Er hat die Pest von 1350 überstanden und die Pest sieben Jahre später auch. Unser Anwesen ist wohlbestellt und wir haben mehr Aufträge zur Krankenpflege, Sterbebegleitung, Bittgebete für Verstorbene und als Klageweiber, als wir bewältigen können."

    „Du bist ja bestens unterrichtet. Es ist nicht die wirtschaftliche Lage, die mich beunruhigt, es sind die Menschen, die uns Übles wollen könnten."

    „Ach was, unsere Magistra ist eine von Buch und auch viele Ratsherren halten die Hand über uns, weil wir in der Stadt Gutes tun. Böse Zungen hat es immer gegeben."

    Hedwigis kaute auf der Unterlippe herum. Offensichtlich rang sie mit sich, weiterzusprechen. Sei’s drum. Hildegard war alt genug.

    „Es sind nicht die Magdeborcher Schandmäuler, die mir Sorgen bereiten. In Sachsen treibt der Inquisitor Walter Kerlinger sein Unwesen. In Eisenach, Erfurt und Mühlhausen hat er die Beginen aus der Stadt vertrieben. Andere mussten ihrem Leben als Begine abschwören und in ein Kloster einziehen. Zwei sollen gar ihr Leben auf dem Scheiterhaufen verloren haben. Was, wenn der Erzbischof ihn ruft, um auch uns aus der Stadt zu weisen oder ins Kloster zu zwingen?"

    „Nun versetze Hildegard doch nicht so in Angst und Schrecken." Unbemerkt war Mechthilda durch die nur angelehnte Tür eingetreten und hatte dem letzten Teil des Gesprächs gelauscht.

    „Warum soll sie nicht um die Gefahren wissen, die ihren Schatten schon über uns werfen?"

    „Weil nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Es wäre nicht der erste Inquisitor, der die Magdeborcher Beginen heimsucht. In der Chronik unseres Konvents ist zu lesen, dass 1313 die Beginen schon einmal aus der Stadt verbannt wurden. Die Inquisitoren kommen und gehen, doch die Beginen gehen und kommen. Also, warum sich um ungelegte Eier bekümmern."

    „Weil es allemal klüger ist, den Tatsachen ins Auge zu schauen und Vorkehrungen zu treffen."

    „Und wer sagt, dass die Magistra nicht schon lange alles bedacht hat?"

    Hildegard merkte, dass die beiden Freundinnen nicht zum ersten Mal dieses Streitgespräch führten. Und ihr war auch klar, dass sie mit ihrem Anliegen hier im Moment nicht weiterkam. Es war wohl besser, einen günstigeren Moment abzupassen, um Hedwigis erneut anzusprechen.

    Also schlich sie sich aus der Kräuterstube und betrat lustlos die Küche. Dort wartete noch immer der angebrannte Topf. Wenn sich Walburga morgen oder gar heute Abend auf ihren Krücken in die Küche schleppen würde, sollte hier alles blitzen und blinken, mehr oder weniger.

    2. Kapitel

    Gerade hatte Hildegard die gröbste Unordnung in der Küche beseitigt, einen Korb weißen Kohl gehobelt und mit einem ordentlichen Stück Schweinebauch und viel Kümmel zum Kochen gebracht, als vom Tor her Gesprächsfetzen durch die offene Küchentür zu ihr drangen.

    Neugierig steckte Hildegard den Kopf hinaus. Fast fetzte ihr der auffrischende Wind das Tuch vom Haar. Ein paar kalte Nieseltropfen trafen ihr Gesicht und es war nicht auszumachen, ob der feine Regen eben aufhörte oder schon erneut einsetzte.

    Die alte Mette, Pförtnersfrau des Konvents, war aus ihrem Häuschen, welches unmittelbar ans Tor grenzte, herausgetreten und tastete nach dem schweren Schlüssel in der Hoftür. Mette war so gut wie blind, doch ihre Ohren taten noch ausgezeichnete Dienste. Bei warmem Sonnenwetter saß sie auf einem Hocker und bewachte wie ein Zerberus den Eingang zum Konvent, wenn es sein musste mit einem derben Knüttel. Doch hatte der bisher nasskalte Ostermonat sie in ihre Kammer getrieben, wo sie eine kleine Luke zur Straße hin öffnen konnte. So war die Pförtnerin in der Lage, jederzeit zu erfragen, wer Einlass begehrte.

    Offensichtlich waren die Besucher bekannt, denn nun schwang die kleine Tür, welche in das große Hoftor eingelassen war, auf. Zwei Personen, eine schlanke weibliche und eine kräftige männliche, traten hintereinander hindurch.

    Letztere mit einem Karren an der Hand, auf welchem ein mittelgroßes Weinfass hereingezogen wurde. Suchend sahen sich die Ankömmlinge im Hof um. Als sie Hildegard entdeckten, schlugen sie sogleich den Weg in ihre Richtung ein.

    Hildegard lief ihnen entgegen und umarmte die Freundin, die ihr wie eine Zwillingsschwester glich. „Irmelin, wie schön, dich zu sehen. Was führt dich zu uns? Oder schickt dich Frau Lucardis, mir bei der Zubereitung des Mittagsmahls zu helfen? Ich bin schier am Verzweifeln."

    Irmelin lachte auf, machte sich frei und deutete mit dem Kopf auf ihren Begleiter, einen siebzehnjährigen Burschen, der jedoch nichts mehr von der Schlaksigkeit seiner Altersgenossen hatte. Breite Schultern, gepaart mit einem männlich, kantigen Gesicht, dazu die ersten Bartstoppeln auf den sonnengebräunten Wangen ließen ihn bei weitem älter erscheinen. Dass diese Wangen sich jetzt rot überhauchten, als er vor Hildegard stand und einen Gruß stammelte, ließ ihn in seinen eigenen Augen wie einen tumben Tropf dastehen. Unwillig senkte er den Kopf und machte sich an dem Weinfass zu schaffen. Dunkelblondes, schulterlanges Haar verdeckte nun die verräterische Röte und gab ihm seine Selbstsicherheit zurück.

    „Meister Honstein schickt den leichten Weißwein, den eure Magistra bestellt hat, brummte er. „Irmelin hat ebenfalls ein Anliegen an sie, im Auftrag der Frau Lucardis sozusagen, wegen ...

    „Ich kann selbst für mich sprechen, Witho. Sprachs und gab dem Burschen einen gutgemeinten Rippenstoß. Und dann sprudelte es aus ihr heraus: „Stell dir vor, Frau Lucardis will den größten Teil meiner Aussteuer übernehmen, wenn der Tobias mich heiratet. Ich soll einen entsprechenden Auftrag eurer Magistra überbringen, damit ihr hier die Bett- und Tischtücher näht und bestickt. Dazu zwei Dutzend Hemden und verschiedene Webborten, Schürzen und Schleier und all den Kleinkram, den man sonst noch so benötigt, wenn man einen eigenen Hausstand gründen will.

    „Das ist ja wunderbar. Zwar haben wir zur Zeit nur zwei Weberinnen, nachdem Grite uns im Herbst verlassen hat. Du weißt ja, dass sie sich ganz dem Tuchhandel ihres verbannten Bruders widmen wollte. Aber Sophie, die nun seit etlichen Wochen bei uns lebt, hat schon einige Proben ihrer Näh- und Stickkunst gezeigt. Sie ist eine wahre Meisterin darin. Es wird sie freuen, endlich eine richtige Aufgabe zu bekommen."

    Irmelin klatschte vor Freude in die Hände. „Wie wundervoll! Den Weg zur Magistra kenne ich und geh schon mal hoch. Und du, Witho, kennst ja den Weg in den Keller. Schaff doch das Fass dorthin."

    „Schaff doch das Fass dorthin", äffte Witho ihr nach, als die junge Frau in der Tür zum Refektorium verschwunden war. Dort, im Haupthaus des Konvents, befanden sich im Dachgeschoss die Räume der Magistra.

    „Seit Tobias um sie wirbt und seine Zunft ihre Zustimmung gegeben hat, tut die hochwohlgeborene Maid so, als wäre sie schon die erste unter den Handwerksgattinnen und behandelt mich wie einen Knecht. Doch ich bin ein freier Mann. Im letzten Spätherbst war ich ein Jahr und einen Tag in den Mauern der Stadt. Jetzt bin ich frei und niemand kann mich so einfach herumkommandieren."

    Hildegard nickte ergeben und zuckte die Schultern. Was sollte sie auch sagen? Im Vorjahr hatten Irmelin, Witho und sie so manches Abenteuer gemeinsam bestanden, hatten Mördern und Kinderhändlern das Handwerk gelegt und sogar den Patrizier Honstein von einer Mordanklage befreien können. Irmelin und Witho, beide waren ihr gleich gute Freunde.

    Außerdem waren sie einer wie der andere recht zweifelhafter Herkunft, das verband zusätzlich, auch wenn nicht jeder alles von jedem wusste. Einzig Hildegard kannte ihrer aller Schicksal. Witho, der entlaufene Leibeigene, dann wenig begabter Beutelschneider, anschließend Knecht der Stadtwache und nun im Hause des Weinhändlers Honstein in Diensten. Im Waffenhandwerk sollte er ausgebildet werden, um in ein, zwei Jahren die Warenzüge des Honsteiners über die Alpen zu begleiten und zu verteidigen. Der Patrizier wollte seinen Handel mit Waren aus dem Welschland erweitern. Als Zeichen seiner neuen Würde trug Witho ein ellenlanges Messer in einer gepunzten Lederscheide am Gürtel.

    Irmelin war so glücklich, dass die Zunft des Schreineschnitzers endlich ihrer Eheschließung zugestimmt hatte. War sie doch das Bastardkind eines ehrlosen Ritters. Auf der Rückkehr von einem Feldzug hatte er ihre Mutter als junges Mädchen in den ostelbischen Gebieten entführt und später dann Mutter und Tochter auf seiner Burg als Mägde schuften lassen.

    Dass die Patriziergattin Frau Lucardis jetzt Irmelins Aussteuer übernahm, mochte den Ausschlag bei den Zunftgenossen des Schreinemakers gegeben haben. Sie konnten an ihren zehn Fingern abzählen, dass sich die Frau des Ratsmannen nicht lumpen lassen würde.

    Und sie selbst, Hildegard? Achje, fast alle glaubten, dass Walburga ihre Mutter war. Nur Walburga, die alte Mette und Ursula von Buch kannten die Wahrheit. Vor etlichen Jahren hatte die Magistra Hildegard von deren rätselhafter Herkunft erzählt. In einer regnerischen Novembernacht des schlimmen Pestjahres vor mehr als achtzehn Jahren wurde ein wenige Tage altes Mädchen vor der Tür des Beginenkonvents abgelegt. Ein Pergamentfetzen war in dem Bündel. „Kümmert Euch bitte um Hildegard", hatte darauf gestanden und einige wertvolle Schmuckstücke waren beigegeben. Eines hatte Hildegard ausgewählt, eine dünne, silberne Kette, an der ein kleines silbernes Kreuz hing, welches in der Mitte durch einen winzigen tropfenförmigen Rubin geschmückt wurde. Hoffte sie doch insgeheim, ihre Mutter würde sie irgendwann an diesem Kreuz erkennen. Walburga, deren Mann und Kinder der Schwarze Tod geholt hatte, wollte das greinende Kind nicht mehr hergeben und hatte es fortan als das ihre ausgegeben. Und keine Mutter könnte ihre leibliche Tochter mehr lieben als Walburga Hildegard und keine Tochter die eigene Mutter mehr.

    „Also, was ist jetzt? Soll ich das Fass in den Keller schaffen?", riss Witho Hildegard aus deren Gedanken.

    „Wenn es dem Herrn Waffenknecht, angehenden Ritter, was auch immer, jedenfalls nicht Knecht, genehm wäre", konnte es sich Hildegard mit einem spöttischen Grinsen nicht verkneifen.

    „Weiber", knurrte Witho, schulterte das Fass, als werfe er sich ein Federbett über und trat hinter Hildegard in die Küche. Schon wollte sie ihm die Bodenluke zum Keller öffnen, als ihr siedendheiß die Kohlsuppe einfiel. Wieder einmal rührte Hildegard hektisch in einem Topf. Gerade noch rechtzeitig, erkannte sie aufatmend. Das Wasser war zwar verdampft, jedoch brutzelte der Kohl in dem ausgekochten Fett des Schweinebauchs und verströmte einen gar köstlichen Duft. Sicherheitshalber goss sie aber doch noch ein halbes Schaff Wasser auf.

    Zurück aus dem Keller sah sich Witho in der Küche um, wie der Fuchs im Hühnerstall. Irgendetwas würde es schon geben, das er zwischen die Zähne schieben konnte. Enttäuscht schob er die Unterlippe vor.

    „Hier gibt es ja nicht mal ‘nen trockenen Brotkanten. Sieht ja trostloser aus, als im Bett von ‘ner Nonne."

    Hildegard holte schon tief Luft, um ihm eine patzige Antwort zu geben, als das Geräusch des sich drehenden Torschlüssels an ihr Ohr drang.

    „Dann solltest du deine Beine mal flink zu Mette bewegen. Am Tor wird Hinner sein, der Lehrbub vom Bäckermeister Nürnberger. Solange meine Mutter nicht backen kann, lassen wir uns von ihm einen Korb Brot bringen."

    Das ließ sich Witho nicht zweimal sagen und kurz darauf stand er wieder in der Küche, in der einen Hand den schweren Korb schlenkernd und in der anderen einen angebissenen Honigkuchen.

    „Wie es scheint, liefert der Nürnberger nicht nur trocken Brot, sondern auch süße Kuchen."

    Erneut holte Hildegard tief Luft, kam aber wieder nicht zum Schimpfen, denn Irmelin drängte Witho von der Küchentür und wollte unbedingt loswerden, was der Beginenkonvent alles für ihre Aussteuer anfertigen würde.

    „Ich muss kochen", würgte Hildegard den Redefluss der Freundin ab, bevor die den ersten Ton herausbrachte.

    „Nun, dabei kann ich doch helfen. Und schon ergriff Irmelin einen Holzlöffel und nahm ein erstes Schlückchen vom Sud der Suppe. „Hm, das schmeckt schon ganz gut. Erstaunlich. Wie bist du nur auf den Gedanken gekommen, den Kohl in dem Fett anzuschmoren?

    „Och, das ist mir halt so eingefallen."

    „Gut, aber wir sollten den Schweinebauch jetzt herausfischen, in Würfel schneiden und gemeinsam mit einer ordentlichen Portion Zwiebelscheiben in Schmalz anrösten. Salz fehlt übrigens auch noch. Ach, und wenn du noch ein paar Äpfel und einige Pastinaken im Keller hast, hol sie hoch. Die reiben wir in die Suppe."

    So verging beim gemeinsamen Kochen und Schwatzen die Zeit. Witho hatte sich mit seinem Honigkuchen auf die Bank unter dem noch kahlen Walnussbaum, welcher einen Teil des Innenhofes beherrschte, zurückgezogen. Wind und Wetter machten ihm nichts aus.

    Erst hatte Hildegard der Freundin von Hedwigis‘ Befürchtungen in Bezug auf den Inquisitor Walter Kerlinger berichten wollen, ließ es dann aber doch. Erfurt war weit weg und sie taten hier keine unrechten Dinge, sondern führten ein gottgefälliges Leben in Bescheidenheit und Keuschheit. Warum sich den Tag mit derlei trüben Gedanken verderben?

    ***

    Unerwartet für alle wurde Hildegards Mittagsmahl, zwar nicht mit Lob überschüttet, aber zumindest ohne Murren und mit beifälligem Kopfnicken und ganz augenscheinlich auch mit gutem Appetit verzehrt.

    Nachdem Schüsseln und Löffel zurück in die Küche getragen waren, gebot Ursula von Buch allen Beginen, im Refektorium zu bleiben, um ihnen die Arbeiten für Irmelins Aussteuer zuzuteilen. Derweil mussten Anna und Gunde die Küchenarbeiten allein bewerkstelligen.

    Die Einzige, welche von den Näh- und Stickarbeiten befreit wurde, war Agnes. Erleichtert atmete die auf. Mit ihren rauhen, rissigen Händen hätte sie wohl mehr Schaden an den feinen Stoffen angerichtet, als wirkliche Hilfe gebracht. Außerdem waren ihre Finger einfach nicht für derlei Arbeiten geschaffen. Für Hedwigis‘ Kräuter eine neue Trockenvorrichtung bauen, eine Bank für den Garten zimmern, für Walburga passgerechte Krücken anfertigen oder die Gemüsebeete kraftvoll und tief umgraben, ja, das konnte sie, aber man sollte ihr mit Sticken, Nähen und dergleichen vom Leibe bleiben. Dass sie nun all die groben Arbeiten in Haus und Hof, Stall und Garten allein mit der kleinen Mädge Hilfe bewältigen musste, entlockte ihr gerade mal ein gleichgültiges Schulterzucken.

    Theresia und Else, die beiden Weberinnen, hatten einen fast fertigen Ballen Leinen auf ihrem Webstuhl, der sich ganz hervorragend für all die Betttücher, Tischwäsche und Hemden eignete. Sie hatten schon darüber nachgedacht, ihn Grite, ihrer ehemaligen Mitschwester, anzubieten. Aber so mussten sie keine Provision für den Verkauf an andere zahlen und der gesamte Verdienst würde in die Geldlade des Konvents fließen.

    Allerdings würden die Arbeiten erst einmal einige Ausgaben verursachen. Feine Nadeln mussten gekauft, farbige Garne und drei, vier spitze Scheren für all die Hohlsaumstickereien neu angeschafft werden, dazu noch Seidenborten und bunte Bänder.

    Aus diesem Grunde sollte Sophie, die diese Arbeiten am kunstvollsten auszuführen wusste, am Nachmittag mit Hildegard auf den Markt gehen und die erforderlichen Utensilien einkaufen.

    So schnell hatte sich Hildegard noch nie für einen Gang in die Stadt fertig gemacht. Flink den Küchenkittel gegen das graue Beginengewand getauscht, das unansehnliche Tuch vom Kopf, dafür Gebände und grauen Schleier angelegt und zum Schluss den Umhang aus dickem Wolltuch um die Schultern gelegt. Kurz überlegte sie noch, dann schnallte sie die Trippen unter. Diese hohen Holzunterschuhe schützten sowohl Gewandsaum als auch die guten Lederschuhe vor Schlamm und Pfützen, welche nach den starken, nächtlichen Regenfällen das Vorwärtskommen in Gassen und Straßen erschweren würden.

    Zum Glück hatte der feine Sprühregen eine Pause eingelegt. Jedoch trieb der scharfe Wind nicht nur die Wolken am Himmel davon, sondern auch die Wärme aus Händen und Wangen.

    Vorbei ging es an der Ulrichskirche. Am Breiten Weg mussten sie eine kleine Weile warten, bevor sie ihn queren konnten. Eine größere Pilgergruppe zog mit stimmgewaltiger Lobpreisung des heiligen Mauritius und des heiligen Sebastians vom Kloster der Barfüßer gen Dombezirk, um an den Reliquien der Heiligen um Vergebung ihrer Sünden zu bitten.

    Schließlich näherten sich Sophie und Hildegard dem Alten Markt. Hier war das Gehen nicht mehr so beschwerlich. Die Steinschüttungen im Außenbereich des Marktes und der mit Pflastersteinen ausgelegte eigentliche Markt waren frei von Schlamm und Pfützen. Zwar lag auch hier einiges an Abfällen , doch hielt sich der Unrat in erträglichen Grenzen. Die Markttreibenden waren angehalten, ihre Überbleibsel des Abends wieder aufzuladen und selbst fortzuschaffen. Mehrere Marktaufseher wachten arwöhnisch darüber und belegten einen gar zu dickfelligen Marktverschmutzer schon mal mit einer deftigen Strafe. Erst letztens hatte ein Kappesbauer zwei Stunden am Schandpfahl stehen müssen, weil er zum wiederholten Mal seine angefaulten Kohlköpfe nicht wieder auflud. Dass ihm ebendiese Kohlköpfe dann um den eigenen flogen, fand Hildegard nur gerecht.

    Nach sorgfältiger Prüfung und einigem Hin und Her beim Kaufpreis waren Nadeln und Scheren schon bald erstanden.

    Etwas länger dauerte es, mehrere Rollen von lindgrüner, safrangelber und zart rosafarbener Seidenborte in angemessener Güte zu finden. Auch zwei Rollen Spitzenborte landeten in Sophies Korb.

    Bei den farbigen Garnen hatte Sophie an allen etwas auszusetzen. Mal waren die Farben zu blass, mal zu kräftig, mal waren die Fäden zu knotig gesponnen.

    „Wir werden wohl auf den unteren Markt hinter die Johanniskirche gehen müssen. Neben dem Gürtler habe ich neulich einen Stand gesehen, der hübsche Garne vorrätig hatte. Vielleicht finden wir dort etwas Passendes", entschied sie schließlich.

    Doch nach wenigen Schritten blieb sie stehen und hatte augenscheinlich einen anderen Entschluss gefasst.

    „Ich kann dort auch allein hingehen. Du kannst inzwischen bei der Kerzenzieherin einen Armvoll Kerzen erstehen. Wenn das Wetter weiter so düster bleibt, werden wir bei unserer Arbeit im Refektorium viele Kerzen brauchen."

    Das war einleuchtend. Das Refektorium hatte nur zwei kleine, mit dünnem Pergament bespannte Fenster zum Hof. Zu den Mahlzeiten mochte das schummrige Tageslicht ausreichen, nicht jedoch, um feine Stickarbeiten auszuführen.

    Trotzdem zögerte Hildegard noch einen Wimpernschlag. Die Magistra hatte sie angehalten, nicht allein in den Straßen und Gassen unterwegs zu sein. Ach was, es wäre nicht das erste Mal, dass sie dieses Gebot ganz in ihrem Sinne auslegte. Und was sollte ihnen auch schon geschehen, hier zwischen all den Menschen?

    Hildegard sah Sophie noch einen Moment nach, wie die festen Schrittes, ohne sich noch einmal umzuwenden, im Durchgang des Rathauses verschwand. Hinter dem Rathaus führte dieser Gang zwischen Kürschner Schranken und dem neuen Innungshaus der Kürschner zum unterhalb des Johanniskirchhofs gelegenen Markt.

    Suchend sah sich Hildegard um. Richtig, die alte Sybill, bei der die Beginen seit Jahr und Tag ihre Kerzen kauften, hatte ihren Stand am Eingang zur Buttergasse.

    Um dorthin zu gelangen, musste sich Hildegard einmal quer durch das Marktgewühl kämpfen. Einen Zwischenstopp legte sie noch an einem Stand mit bunten Bändern ein. Zwei, drei ließ sie durch die Finger gleiten, dann wandte sie sich abrupt ab. Sie trug kein Schapel mehr, welches sie mit Bändern schmücken konnte. Ein Hauch von Bedauern flog sie an. Dann schüttelte sie unwillig den Kopf. Die graue Beginentracht war ihre Berufung, und Schluss!

    Entschlossen wandte sie ihre Schritte zur Buttergasse. Die Kerzenzieherin war einem Schwätzchen nicht abgeneigt und so erfuhr Hildegard, dass es Erzbischof Albrecht in den wenigen Monaten seines Hierseins schon geschafft hatte, durch Erhöhung der Pacht etliche Bauernhöfe wüst fallen zu lassen. Na das konnte ja noch heiter werden mit diesem prunksüchtigen Kirchenfürsten.

    Mit zwei Dutzend Unschlittlichtern und einem Dutzend dickerer Bienenwachskerzen im Korb verabschiedete sich Hildegard. Suchend sah sie sich um. Hätte Sophie nicht schon wieder zurück sein müssen? Solange konnte doch der Kauf von ein paar Spindeln farbiger Garne nicht dauern.

    Während ihre Blicke weiterhin suchend umher schweiften, schlug Hildegard ebenfalls den Weg zum Johannismarkt ein. Spätestens hier müsste ihr Sophie entgegenkommen.

    Schon war auch Hildegard in den Durchgang im Rathaus eingetaucht, als sie plötzlich erschrocken die Luft einzog. Kam ihr da nicht Hoie von Dodelegen entgegen, seines Zeichens frischgebackener Hauptmann der Stiftsgarde?

    Nachdem Erzbischof Albrecht in Magdeborch eingezogen war, hatte der alte Stiftshauptmann Nikolaus von Bismarck seinen Dienst quittiert, um in seine Heimat zurückzukehren. Die erzbischöfliche Verwaltungskommission war aufgelöst worden und sein Ausharren hier nicht länger vonnöten.

    Albrecht hatte kurzerhand den Unterführer Hoie von Dodelegen zu dessen Nachfolger ernannt. Ein Akt, der in der Oldenstadt Magdeborch mit wenig Begeisterung aufgenommen worden war. Galt der aus einer Seitenlinie des ersten Stadtkämmerers abstammende Hoie doch als außerordentlich geltungssüchtig. Und was ihm an Witz fehlte, machte er durch Willkür und Härte wett.

    Hildegard drückte sich an die Wand des Durchgangs. Und wirklich, das drahtige, feuerrote Haar, welches unter dem Barett in den Farben Erzbischof Albrechts hervorlugte, war unverkennbar. Bloß diesem groben Kerl nicht auffallen. Sie hatte noch ungute Erinnerungen, wie der Kerl Meister Honstein in Ketten gelegt und dessen Eheweib Frau Lucardis in den Schmutz gestoßen hatte. Womöglich würde er sie erkennen. Zu der Zeit hatte sie im Hause des Patriziers gelebt.

    Doch ihre Befürchtung schien unbegründet. Breitbeinig, mit heruntergezogenen Mundwinkeln geringschätzig auf das gemeine Volk herabschauend, nahm der Stiftshauptmann die graue Begine dort an der Wand scheinbar nicht wahr. Zufrieden reckte er die Nase in die Höhe, dass es Hildegard wunderte, ihn nicht über die eigenen Füße stolpern zu sehen.

    Hildegard wollte schon erleichtert aufatmen, als Dodelegen den Schritt verhielt, sich langsam umwandte und genüsslich grinsend auf sie zukam.

    Dicht baute er sich vor der jungen Frau auf und blies ihr seinen nach Zwiebeln stinkenden Atem ins Gesicht.

    „Bald ist es aus mit dem Wohlleben, Hürchen. Vielleicht brennt ihr bald alle. Ich persönlich würde es jedoch vorziehen, brächte euch Meister Hardo zu den lustigen Forellen. Da hätten wir viel Spaß miteinander."

    Noch ehe sie sich wehren konnte, packte er Hildegards linke Brust, drückte grob zu, dass sie schmerzhaft die Luft einsog. Zufrieden wandte er sich ab und setzte vor sich hinpfeifend seinen Weg fort.

    Es dauerte einige Atemzüge, bis sich Hildegard soweit unter Kontrolle hatte, wieder einen Gedanken fassen zu können. Wie konnte es sein, dass dieser Kerl sie am hellerlichten Tage solchermaßen belästigen durfte? Und verdammt, warum hatte sie nicht an Walburgas Ratschlag gedacht, in einem solchen Fall dem Kerl das Knie ins Gemächt zu rammen?

    „Schwester, geht es Euch gut? Ihr seid ganz blass und zittert erbärmlich. Soll ich Euch eine Sänfte holen lassen?"

    Langsam klärte sich Hildegards Blick und sie nahm die junge, barhäuptige Frau vor sich wahr. Ein ebenmäßiges Gesicht betrachtete sie besorgt, grüne Augen erforschten ihr Antlitz, volle Lippen brachten mitfühlende Worte hervor. Eine gepflegte Hand legte sich sacht auf Hildegards Unterarm.

    Noch zweimal atmete sie tief durch.

    „Es geht schon wieder. Eine Sänfte brauche ich nicht. Habt Dank."

    „Der Dodelegen ist ein Schwein. Passt auf Euch auf."

    Die andere wandte sich ab und setzte mit anmutigem Gang, die Hüften leicht wiegend, ihren Weg in Richtung Stadt fort. Die aschblonde Haarflut warf sie mit einer aufreizenden Kopfbewegung in den Nacken.

    Verwirrt sah Hildegard der Fremden hinterher. Dann bemerkte sie die gelben Bänder am Kleid der Frau. Eine Hübschlerin! Das wurde ja immer verrückter.

    Mit noch immer heftig klopfendem Herzen erreichte Hildegard das Ende des Durchgangs und blickte noch einmal zurück. Doch Dodelegen war schon im Getümmel des Marktes untergetaucht. Was hatte der eigentlich hier verloren? Es hatte nicht so ausgesehen, als würde er Einkäufe tätigen. Sollte der doch in seinem Dombezirk bleiben, der Schweinskerl.

    Noch vor sich hin sinnierend zuckte Hildegard heftig zusammen, als sich erneut eine Hand auf ihren Unterarm legte.

    „So in Gedanken versunken?"

    „Sophie! Jetzt hast

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