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Die Tango-Fraktion: Kriminalroman
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eBook249 Seiten2 Stunden

Die Tango-Fraktion: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Ausgerechnet in der Rehaklinik, in der sich Karl Korn von einem Bandscheibenvorfall erholt, passiert ein Mord an einer Mitpatientin. Korn, inzwischen pensionierter Hauptkommissar, wird von seiner beruflichen Vergangenheit eingeholt.
Markus Rehbein begrüßt es sehr, dass sein ehemaliger Vorgesetzter als "verdeckter Ermittler" Augen und Ohren offen hält. Vor allem was die "Tango-Fraktion" betrifft, zu der das Opfer gehörte. Die Tischgemeinschaft von zwei Frauen und vier Männern ließ es in der Kur ordentlich krachen.
Rehbein ist mit seiner Strategie, Zwietracht zu streuen, indem er das schwächste Mitglied der "Tango-Fraktion" unter Druck setzt, weitergekommen. Das Gefüge innerhalb der Gemeinschaft weicht auf und so manches schlummernde Geheimnis kommt ungewollt ans Tageslicht. Es geht um Macht, Eifersucht, Kränkung, Wut und Rache.

SpracheDeutsch
HerausgeberPandion Verlag
Erscheinungsdatum18. Juli 2019
ISBN9783869115498
Die Tango-Fraktion: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Die Tango-Fraktion - Joachim Franzmann

    Danksagung

    Dienstag

    1

    Kriminalhauptkommissar a. D. Karl Korn schwamm eine letzte Runde durch das Schwimmbecken der Klinik. Eigentlich war es kein richtiges Schwimmen wie er es von früher gewohnt war. Er ließ sich vielmehr auf dem Rücken treiben und bewegte sich lediglich mit vorsichtigen Ruderschlägen in gemächlichem Tempo vorwärts. Seine Beine wurden dabei von einer Schwimmnadel getragen. Mehr war ihm nach seiner Bandscheibenoperation vor nunmehr knapp drei Wochen noch nicht erlaubt. Doch Korn war schon dankbar für die kleinen Fortschritte, die er täglich machte.

    Karl Korn genoss es noch ein wenig im warmen Wasser zu bleiben. Gewöhnlich verließ er als Letzter das Becken. Auch heute hatten bereits die anderen Bandscheibenpatienten, die mit ihm zusammen ihre Leibesübungen verrichteten, schon längst das Bad verlassen. Nun aber schien es auch für Korn Zeit, sich zum Duschen zu begeben, musste er doch um 8.20 Uhr fertig für das Frühstück sein. So kletterte er aus dem Wasser, stieg in die Badeschuhe und ging hinaus zu den Duschkabinen. Gerade hatte Korn sich seiner Badehose entledigt, als ihn ein markerschütternder Schrei zusammenfahren ließ. Schnell warf er sich den Bademantel über und eilte in Richtung der Therapieräume, von wo der Schrei gekommen war. So schnell es sein Gesundheitszustand erlaubte, schlüpfte Korn um die Ecke. In der Tür zur Unterwassermassage stand Beate Kleinhans. Über ihr kreideweißes Gesicht liefen Tränen, sie zitterte am ganzen Leib.

    „Da, da …", stotterte sie und wies auf die Massagewanne.

    Korn trat an der vor Angst bebenden Masseurin vorbei in den Raum. Am Boden der großen mit Wasser gefüllten Wanne lag eine nackte Frau, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ihr Kopf war kahl geschoren und wies an einigen Stellen Abschürfungen auf.

    2

    Vor zweiundzwanzig Tagen war Karl Korn nach der Operation aus der Uniklinik Mainz entlassen worden. Ein Krankenwagen hatte ihn zurück zu seiner Wohnung nach Bad Kreuznach gebracht. Korn fragte sich, wie er es wohl schaffen könnte, die Folgen der OP zu überwinden. Er brauchte unbedingt Hilfe, alleine konnte er unmöglich den Alltag bewältigen. Es war ihm kaum möglich sich vollständig aufzurichten, und er konnte sich nur sehr langsam bewegen. Sein Rücken schmerzte, er glaubte nie mehr wieder richtig gehen zu können. Doch schon drei Tage später trafen die Bewilligungsbescheide von Krankenkasse und Beihilfe bei ihm ein. Seine Rehabilitationsmaßnahme, die der Arzt in der Uniklinik beantragt hatte, war genehmigt worden.

    Am gleichen Tag noch brachte ihn sein Freund, Kriminaloberrat Friedrich Adam, hinüber zur Rehaklinik. Von Beginn an kümmerte man sich intensiv um Korns Gesundung, und es überraschte ihn wohl am meisten, welch positive Entwicklung er seither in den wenigen Tagen genommen hatte. Er verspürte kaum noch Schmerzen, und seine Beweglichkeit verbesserte sich von Tag zu Tag. Lediglich nachts das Schlafen bereitete ihm größere Mühsal. Zwar schlummerte er, nachdem er die Tablette genommen hatte, die ihm die Nachtschwester täglich bereitlegte, relativ schnell ein, sobald aber die Wirkung des Medikamentes nachließ, wälzte er sich oft in seinem Bett hin und her, da ihm sein Rücken dann doch hin und wieder weh tat.

    Ansonsten fühlte Korn sich in der Klinik sehr gut aufgehoben. Der Chefarzt, Doktor Mende, hatte ihm eine Menge Anwendungen verordnet, von denen täglich fünf durchgeführt wurden. Sein Tag begann bereits um 7.15 Uhr mit der Wassergymnastik. Dann schlossen sich die weiteren Behandlungen an, die sich über den ganzen Tag verteilten. Gegen 14.30 Uhr hatte er sein Pensum geschafft. Elektrobäder, Einzelgymnastik, Unterwassermassagen und Rückentraining strengten ihn an, doch da er täglich zwar kleine, aber durchaus sichtbare Fortschritte in seinem Befinden verspürte, nahm Karl Korn die Mühen gerne auf sich. Zudem konnte er sich zwischen den einzelnen Anwendungen immer wieder auf sein Zimmer, das im dritten Stock zur Nahe hin lag, zurückziehen, und sich auf dem Bett ausruhen. Manchmal war es schon etwas komisch, wenn er auf dem Balkon des Zimmers stand und die Straße hinunter zu seinem Wohnhaus schaute. Trotzdem, ein dauerndes hin und her Pendeln zwischen Wohnung und Klinik wäre einfach zu stressig gewesen. Außerdem wurde er hier exzellent verpflegt. Zwar hätte sich auch Frau Schneider, seine Haushälterin, bestimmt äußerst intensiv um ihn gekümmert und ihn nach allen Kräften bemuttert und bekocht, aber es war wohl gerade jetzt an der Zeit einmal eine Weile den Kochkünsten seines Schneiderleins zu entfliehen. Er musste seinem Rücken zuliebe endlich ein paar Kilos abspecken. Den Anfang hatte Korn bereits in der ersten Woche gemacht, drei Kilo hatte er verloren. So war es also doch richtig gewesen sich für eine stationäre Behandlung zu entscheiden, obwohl er ja nur knapp hundert Meter von der Klinik entfernt wohnte.

    Im April hatte man den Hauptkommissar mit einer kleinen, bewegenden Feierstunde in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Karl Korn fürchtete zunächst, dass er seine nun reichlich vorhandene Zeit nicht sinnvoll nützen könnte, doch schon nach wenigen Tagen merkte er, wie angenehm es war, nicht mehr tagtäglich mit all den Verbrechen belastet zu werden. Gerade sein letzter Fall hatte ihn stark bewegt. Korn war froh, dass die Täterin so milde bestraft wurde. Die Tochter aus behütetem Elternhaus, hatte ihren Stiefvater, der sie jahrelang missbraucht hatte, im Affekt erschlagen. Aber wie mochte die junge Frau wohl die scheußlichen Geschehnisse verarbeiten? Korn wünschte sich inständig, die Therapie, die man ihr auferlegt hatte, möge erfolgreich sein, so dass sie später ein normales Leben führen konnte.

    Karl Korn freute sich, nun nichts mehr mit solchen Dingen zu tun zu haben, und nicht wie sein alter Freund Adam ein weiteres Jahr auf die Pensionierung warten zu müssen. Korn hatte begonnen, wöchentliche Wanderungen in Nahetal und Soonwald zu unternehmen und war bereits dabei Pläne für interessante Urlaubsreisen zu schmieden, als sein Rücken plötzlich zu schmerzen begann. Innerhalb weniger Tage wurden die Schmerzen so stark, dass er sie kaum aushalten konnte. Da gleichzeitig leichte Lähmungen in seinem linken Bein auftraten, hatte ihn der Orthopäde, der ihn wegen seiner Krankheit behandelte, zu einer Notoperation in die Uniklinik Mainz eingewiesen. Wenn nun die Reha Maßnahme erfolgreich abgeschlossen war, wollte er endlich den Ruhestand genießen.

    Jedoch jetzt hatte ihn sein alter Beruf wieder eingeholt.

    3

    Kriminalhauptkommissar Markus Rehbein stand am Fenster seines Büros im 4. Stock und schaute hinüber zu den Weinbergen am linken Naheufer. Bereits um 7.30 Uhr war er in der Dienststelle eingetroffen. Selbst zum Frühstücken hatte er sich nicht die Zeit genommen. Zwei Schokoriegel, die er sich am Automaten unten im Foyer für je 60 Cent gezogen hatte, und eine Tasse Kaffee mussten für heute genügen. In den vergangenen Tagen machte er sich entgegen seiner sonstigen Gewohnheit schon sehr früh auf zur Dienststelle in der Ringstraße. Es versetzte seine Kollegen zunächst in Erstaunen, als sie ihn zum ersten Mal so zeitig vorfanden, doch bald hatten sie den Grund für sein frühes Kommen entdeckt. Kriminaloberkommissarin Sara Diemer, die neue Kollegin, die man Rehbein als Assistentin zugeteilt hatte, lieferte wohl das Motiv für seinen überpünktlich erwachenden Diensteifer. Es war mehr als offensichtlich, dass Markus Rehbein sich in die junge Polizistin verliebt hatte. Der sonst so forsche junge Mann wirkte in ihrer Gegenwart seltsam gehemmt, und bisweilen errötete er, wenn Sara ihn mit ihren dunkelbraunen, fast schwarzen Augen anblickte. Amüsiert schmunzelnd registrierten die Kollegen, wie sich das Verhalten des neuen Leiters des Kommissariats 11 veränderte, sobald seine Assistentin den Raum betrat. Doch wer Sara Diemer ein wenig kannte, wunderte sich keineswegs, dass ihr die Männerherzen im Sturm entgegenflogen.

    Die Pfarrerstochter aus einem kleinen Ort bei Kaiserslautern hatte das, was man als natürlichen Charme bezeichnet. Wenn sie die Dienststelle betrat und ihr „Guten Morgen" erschallte, vertrieb ihre herzliche Fröhlichkeit allen Ärger. Sie war beileibe keine klassische Schönheit, aber mit ihrer offenen und freundlichen Art verbreitete sie stets so viel Wärme, dass sich jeder in ihrer Nähe ein wenig wohler zu fühlen schien.

    Sara war 28 Jahre alt, etwa 1,70 groß und schlank. Ihre dichten, dunkelblonden Haare fielen in natürlichen Wellen bis fast auf die Schultern. Die leicht gebogene und ein wenig zu lange Nase hatte ihr in der Pubertät Sorgen gemacht, doch niemand schien das als Makel anzusehen. Im Gegenteil, dieser kleine Schönheitsfehler machte Sara für ihre Mitschüler auf dem Heinrich-Heine-Gymnasium noch liebens- und begehrenswerter. Nachdem sie mit 19 Jahren dort ihr Abitur mit einem sehr guten Notendurchschnitt abgelegt hatte, beschloss sie, das behütete Elternhaus zu verlassen und sich ihren Berufswunsch zu erfüllen. Doch als sie dem Vater mitteilte, dass sie sich bei der Polizei bewerben würde, versuchte dieser sie mit aller Macht von ihrem Vorhaben abzubringen. Polizistin war nun wirklich nicht der Beruf, den sich der Geistliche für seine einzige Tochter vorstellte. Erst als Sara ihm klar machte, dass sie endlich ihr eigenes Leben leben wollte und Polizeiarbeit auch Dienst am Mitmenschen sei, fügte er sich und akzeptierte den Wunsch der Tochter. Mit großem Eifer begann Sara Diemer die Ausbildung in der Polizeischule auf dem Flugplatz Hahn, und ebenso wie zuvor auf dem Heine-Gymnasium gehörte sie stets zu den Besten ihres Jahrganges. Nach ihrer Abschlussprüfung arbeitete sie zunächst mehrere Jahre in Speyer, bevor man sie vor wenigen Wochen nach Bad Kreuznach versetzt hatte.

    Markus Rehbein saß nun im Büro und wartete auf seine Assistentin. In diesem Moment klingelte das Telefon. Rehbein hob ab.

    „Herr Hauptkommissar, wir haben eine Tote in der Klinik am Kurpark. Die Leiche ist heute Morgen in einem der Therapieräume gefunden worden."

    „Ist die Spurensicherung schon benachrichtigt?"

    „Mache ich gleich, einen Streifenwagen habe ich bereits zur Sicherung des Tatortes runtergeschickt."

    „Okay, ich fahre sofort hin."

    Gerade hatte der Hauptkommissar den Hörer aufgelegt, als die Tür geöffnet wurde und Sara Diemer mit einem fröhlichen „Guten Morgen" eintrat.

    Rehbein sah seine Kollegin einen kurzen Augenblick sinnend an, dann meinte er: „Scheint nicht so gut zu sein, dieser Morgen. Wir haben eine Tote unten in der Klinik am Kurpark. Kommen Sie, wir müssen los!"

    4

    Chefarzt Doktor Werner Mende beugte sich hinunter zu der Toten im Wasser. Verzweifelt schüttelte er den Kopf.

    „Da ist nichts mehr zu machen, Frau von Leonstein ist definitiv tot. Oh Gott, und das in meiner Klinik!"

    „Wir sollten hier nichts unnötig berühren, mahnte ihn Karl Korn, der neben ihm bei der Unterwassermassagewanne stand. „Kümmern Sie sich doch lieber um Frau Kleinhans.

    Die Physiotherapeutin saß zusammengekauert auf einem Stuhl und jammerte leise vor sich hin. Im Flur drängten sich einige neugierige Patienten und Angestellte der Klinik und versuchten an den beiden Polizisten vorbei, die vor der Tür standen, einen Blick auf die Tote zu erhaschen. Am Betreten des Behandlungsraumes hatte Korn sie zum Glück hindern können. Zwar wussten nur Doktor Mende und Frau Schäfer aus der Küche, dass er ein ehemaliger Kriminalbeamter war, aber als ihn Beate Kleinhans Schrei auf die Tat aufmerksam gemacht hatte, hatte er sofort gewohnheitsgemäß das Heft in die Hand genommen. Den ersten Angestellten der Klinik, der zum Tatort geeilt kam, schickte er los, um die Polizei zu informieren und den Chefarzt herbeizuholen.

    Einige Neugierige wollten sich durch seine Worte partout nicht aufhalten lassen und drängten nach vorne. Erst als Korn sie darauf hinwies, dass man sie vielleicht selbst verdächtigen könnte, wenn sie irgendwelche Spuren hinterlassen würden, gaben sie ihr Vorhaben auf. Sie blieben jedoch an der Tür stehen und spähten in den Raum. Wenige Minuten später trafen die ersten Polizisten ein, die nun den Tatort sicherten. Doktor Mende trat hinüber zu Beate Kleinhans und versuchte sie zu beruhigen, aber die Frau schien ihn überhaupt nicht zu hören. In diesem Moment sah Karl Korn wie Markus Rehbein sich einen Weg durch die Neugierigen bahnte. Freudig wollte er zu ihm hin treten, doch ein Aufblitzen in den Augen seines ehemaligen Assistenten und ein kaum sichtbares Kopfschütteln hielten ihn davon ab. Rehbein trat in den Behandlungsraum.

    „Haben Sie die Leiche entdeckt?", fragte er Korn.

    „Nein, die Dame hier, aber ich bin wohl als Zweiter vor Ort gewesen."

    „Und Sie, wer sind Sie?"

    „Ich bin der Leiter dieser Klinik, Chefarzt Doktor Mende."

    „Gut, stellte Rehbein fest und deutete auf die Menschen, die sich im Flur versammelt hatten. „Veranlassen Sie doch bitte, dass die Leute hier den Behandlungstrakt verlassen, die Spurensicherung wird gleich hier sein.

    Dann wandte er sich zu Korn um.

    „Die Dame und Sie bleiben bitte hier. Da Sie die Tote entdeckt haben, können Sie uns eventuell ein paar wichtige Hinweise geben."

    Doktor Mende trat hinaus in den Flur.

    „Meine Damen und Herren, bitte gehen Sie hoch in Ihre Zimmer oder zu Ihren Arbeitsplätzen."

    „Aber wir haben doch gleich Behandlungstermine!", schallte es ihm entgegen.

    Da gesellte sich Sara Diemer zu Mende hinaus.

    Freundlich lächelnd sagte sie: „Meine Damen und Herren, es tut uns leid, aber Sie müssen die Räume hier unten jetzt verlassen. Heute Vormittag werden wohl keine Behandlungen in diesen Räumen mehr durchgeführt werden können. Wir wissen, dass Sie diese Sache hier sehr aufwühlt und können das auch nachvollziehen. Herr Doktor Mende wird Sie sicherlich über die Vorkommnisse informieren, sobald wir mehr in Erfahrung gebracht haben. Vorerst aber danke ich Ihnen noch einmal sehr für Ihr Verständnis."

    Kaum hatte Sara geendet, drehten sich die Menschen um und verließen nach und nach den Behandlungstrakt. Karl Korn sah die Polizistin bewundernd an. Wie einfach und leicht sie es geschafft hatte, die Menge zu zerstreuen. Hochachtung! Da schien Rehbein ja eine sehr gute Hilfe bekommen zu haben.

    5

    Während die Kommissare den Tatort inspizierten, ein Fotograf den Raum und das Opfer aus allen Blickwinkeln aufnahm und die Kriminaltechniker alles nach Spuren absuchten, saß Doktor Mende auf einem der Stühle im Flur, auf denen sonst die Patienten auf ihre Behandlung warteten, und grübelte nervös über das Geschehen nach. Welche Folgen würden die Ereignisse für seine Klinik haben? Wie mochten sich wohl Presse und Öffentlichkeit verhalten, sobald die Tat bekannt werden würde? Was würden die anderen Patienten tun, wenn sich der Verdacht bestätigte, dass es sich hier um ein Gewaltverbrechen handelte? Er mochte sich gar nicht vorstellen, was geschah, sollten Patienten aufgrund der Ereignisse abreisen oder andere ihre Kur erst gar nicht antreten, sobald sie von der Untat in der Klinik erfuhren. Er musste unbedingt materiellen Schaden von seinem Haus fernhalten. Die Änderungen im Gesundheitswesen hatten bereits dazu geführt, dass immer weniger Patienten den Weg nach Bad Kreuznach fanden. Bei der letzten Sitzung des Aufsichtsrates wurde ihm nur allzu deutlich klar gemacht, dass man von ihm erwartete, Wege für die Minimierung der Kosten zu finden und das Unternehmen wieder auf gesunde Füße zu stellen. Sollte dies nicht gelingen, sähe sich der Aufsichtsrat gezwungen, die Leitung der Klinik einer fähigeren Person zu übertragen. Was aber würde dann mit ihm geschehen? Er war dringend auf sein Einkommen als Klinikleiter und die damit verbundene Möglichkeit Privatpatienten zu betreuen angewiesen. Den großzügigen Neubau in Windesheim hatte er

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