Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman
Von Peik Volmer
()
Über dieses E-Book
Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr!
»Aaah, die Frau Chefarzt! Ja mei, Sie gangad persönlich einkaufen?« Bauer Erlacher strahlte über das ganze Gesicht. Er hatte den Artikel über die Neueröffnung der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses St. Bernhard in der Miesbacher Zeitung gelesen. Der Text war wie ein Rahmen um ein Foto dekoriert. ›Chefarzt Professor Sonntag und seine charmante Gattin‹, hatte unter dem Bild gestanden. Daher identifizierte er die schick gekleidete Dame, die sich seinem Marktstand genähert hatte, mit Leichtigkeit. Corinna Sonntag lächelte verlegen. »Mein Mann ist der Chefarzt. ›Frau Sonntag‹ reicht mir als Anrede völlig aus!« »Aber Frau Chefarzt!« Der Landwirt sah sie fast enttäuscht an. »Mia san hier zwar auf dem Land, und ich bin nur a Bauer, aber i woaß doch, was sich gehört! Ehre, wem Ehre gebührt!« Corinna lächelte. Gern hätte sie ihm erzählt, dass sie, als sie Egidius kennenlernte, Krankenschwester war und ihr ein Titel gar nicht zustand. Sie war eine selbstbewusste, schöne Frau, sehr bodenständig und ohne Dünkel. Von wegen, Krankenschwestern versuchten immer, sich einen Arzt zu ›angeln‹! Im Gegenteil.
Mehr von Peik Volmer lesen
Professor Hartwig
Ähnlich wie Aller Anfang ist schwer
Titel in dieser Serie (20)
Aller Anfang ist schwer: Dr. Sonntag 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeziehungskisten: Dr. Sonntag 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Himmel das Blau: Dr. Sonntag 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJungbrunnen: Dr. Sonntag 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRisiken und Nebenwirkungen: Dr. Sonntag 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProphezeiungen: Dr. Sonntag 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefühle preiswert abzugeben: Dr. Sonntag 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnendlich ist ziemlich weit weg: Dr. Sonntag 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHoffnung – oder so ähnlich: Dr. Sonntag 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNah am Leben: Dr. Sonntag 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Liebe kann keine Rede sein: Dr. Sonntag 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht von schlechten Eltern: Dr. Sonntag 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVorwiegend heiter: Dr. Sonntag 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrotz allem – Zuversicht: Dr. Sonntag 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKirschen in Nachbars Garten: Dr. Sonntag 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe kommt selten allein: Dr. Sonntag 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDinge zwischen Himmel und Erde: Dr. Sonntag 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Maß aller Dinge: Dr. Sonntag 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerz am rechten Fleck: Dr. Sonntag 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dominostein-Verschwörung: Dr. Sonntag 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Bist du ein Don Juan?: Chefarzt Dr. Norden 1242 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnklage gegen Dr. Wiesinger: Der Bergpfarrer 427 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Landdoktor 10 – Arztroman: Fiona lügt! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe kommt selten allein: Dr. Sonntag 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Landdoktor 2 – Arztroman: Des einen Glück, des anderen Leid Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRisiken und Nebenwirkungen: Dr. Sonntag 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 5 – Arztroman: Schönheitschirurg Prof. Dr. Murmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchönheitschirug Professor Dr. Murmann: Dr. Laurin – Neue Edition 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Himmel das Blau: Dr. Sonntag 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Notarzt Dr. Winter 56 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMagdalena zwischen den Brüdern Holtkamp: Karin Bucha Classic 24 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin schlimmer Streit: Chefarzt Dr. Norden 1222 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDon Juans Erlösung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schatten einer Lüge: Dr. Daniel 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Landdoktor 14 – Arztroman: Nicht gut genug? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWohin das Schicksal dich trägt: Der Bergpfarrer Extra 62 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDinge zwischen Himmel und Erde: Dr. Sonntag 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu liebst mich nicht mehr!: Chefarzt Dr. Norden 1228 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur für einen Sommer?: Dr. Norden Extra 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn das Herz nicht mitspielt …: Dr. Norden Extra 188 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Kurfürstenklinik 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas böse Wort Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchloss Hunyadi: Kriminalnovelle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwester und der fremde Arzt: Notarzt Dr. Winter 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuszeichnung für Schwester Bea: Notarzt Dr. Winter 43 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuszeichnung für Schwester Bea: Kurfürstenklinik 40 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSABATCHA Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir beide gegen die ganze Welt: Dr. Norden Bestseller 366 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie unstillbare Schuld: Karin Bucha Classic 65 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Klassiker für Sie
Die Traumdeutung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Faust. Der Tragödie erster Teil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Erotik Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Auch das war Wien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKarl May: Winnetou 1-4 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Antichrist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie fröhliche Wissenschaft: la gaya scienza Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFranz Kafka - Gesammelte Werke Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Idiot Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDemian Bewertung: 4 von 5 Sternen4/51984: Neuübersetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKrieg und Frieden Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Johann Wolfgang von Goethe: Sämtliche Werke (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSaemtliche Werke von Brüder Grimm (Illustrierte) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Brüder Karamasow Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Stefan Zweig: Die Welt von Gestern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Zimmer für sich allein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Anne auf Green Gables: Enthält die Bände "Anne auf Green Gables" und "Anne in Avonlea" Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Verwandlung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kleine Prinz: Aus dem Französischen von Tullio Aurelio Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Brüder Karamasow Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer große Gatsby Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchuld und Sühne Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Anna Karenina Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Jane Eyre (Deutsche Ausgabe): Eine Autobiographie oder Die Waise von Lowood Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Aller Anfang ist schwer
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Aller Anfang ist schwer - Peik Volmer
Dr. Sonntag
– 1 –
Aller Anfang ist schwer
Einer muss den Laden ja zusammenhalten
Peik Volmer
»Aaah, die Frau Chefarzt! Ja mei, Sie gangad persönlich einkaufen?«
Bauer Erlacher strahlte über das ganze Gesicht. Er hatte den Artikel über die Neueröffnung der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses St. Bernhard in der Miesbacher Zeitung gelesen. Der Text war wie ein Rahmen um ein Foto dekoriert. ›Chefarzt Professor Sonntag und seine charmante Gattin‹, hatte unter dem Bild gestanden. Daher identifizierte er die schick gekleidete Dame, die sich seinem Marktstand genähert hatte, mit Leichtigkeit.
Corinna Sonntag lächelte verlegen. »Mein Mann ist der Chefarzt. ›Frau Sonntag‹ reicht mir als Anrede völlig aus!«
»Aber Frau Chefarzt!« Der Landwirt sah sie fast enttäuscht an. »Mia san hier zwar auf dem Land, und ich bin nur a Bauer, aber i woaß doch, was sich gehört! Ehre, wem Ehre gebührt!«
Corinna lächelte. Gern hätte sie ihm erzählt, dass sie, als sie Egidius kennenlernte, Krankenschwester war und ihr ein Titel gar nicht zustand. Sie war eine selbstbewusste, schöne Frau, sehr bodenständig und ohne Dünkel. Von wegen, Krankenschwestern versuchten immer, sich einen Arzt zu ›angeln‹! Im Gegenteil. Egidius hatte sie umworben, ihr Komplimente gemacht. Ihre Arbeit bei der Chefvisite lobend erwähnt. Sie anderen Schwestern vorgezogen. Mein Gott, war ihr das peinlich gewesen!
»Glauben Sie mir, Herr –?«
»Erlacher ist meine Name, habe d'Ehre! Erlacher!«
»Herr Erlacher, also – ich bin sehr dankbar für Ihre Freundlichkeit, aber wenn Sie ›Frau Sonntag‹ zu mir sagten, fände ich das wirklich nett!«
Sie lächelte ihn strahlend an.
Er schmolz dahin. »Wenn Sie auf Kohlrabi bestehen, Frau Sonntag, aber nehmen Sie lieber den Blumenkohl. Ganz frisch! Und schneeweiß! Wirklich! Ist besser als der Kohlrabi!«
Corinna dankte, zahlte und verabschiedete sich mit einem zuversichtlichen: »Bis zum nächsten Mal!«
Bauer Erlacher sah ihr versonnen nach. »Vergelt’s Gott, Frau Chefarzt!«, rief er hinter der schlanken, dunkelblonden Frau her. Ein fesches Weib, das war sie!
*
Professor Sonntag drückte genervt die rote Taste seines Mobiltelefons. Früher hätte man einen Hörer auf die Gabel werfen können, dachte er. Schade, dass diese Zeiten vorbei sind. Irgendwie war das befreiender als der Druck mit dem Finger. Archaischer. Man warf den Anrufer von sich weg, im wahrsten Sinne des Wortes. Genau das hätte er auch gern mit Herrn Somnitz getan, dem klebrigen Verwaltungsleiter. Was, bitte, hatte er mit der Bettenbelegung der Gynäkologischen Abteilung zu tun? Sollte er sich etwa mit einem Lasso auf die Straße stellen und Patientinnen einfangen? Warum hatte er bloß zugestimmt, neben der Chefarzt-Position gleichzeitig die des Ärztlichen Direktors zu bekleiden?
Sein Kollege, Chefarzt Ross, stand im Verdacht, einen Kunstfehler begangen zu haben. Jedenfalls wurde dies von seinem Oberarzt Kühne so dargestellt. Hinter vorgehaltener Hand zwar und im Flüsterton, aber wiederholt, und jedem gegenüber, der für den Tratsch und Klatsch, wie er nun mal in einer Klinik entstand, offen war. Er hätte ein Karzinom übersehen, hieß es, was dem Ruf der Abteilung nicht gut getan hätte. Seine eigene Station, die Chirurgie, brummte, seit er sie kürzlich übernommen hatte.
»Herein!«
Schüchtern öffnete sich die Tür auf seine missgelaunte Einladung hin, und der erste Oberarzt, Dr. Ferdinand Niedermaier, stand vor ihm. »Wenn’s jetzt nicht passt, kann ich auch später …«
Professor Sonntag lachte auf und zupfte seine Fliege gerade. Das Lachen klang allerdings nicht heiter. »Nu' sind Se schon mal da, nu' komm' Se rin, haben wir in Berlin immer gesagt! Was gibt es denn, Herr Niedermaier?«
Der Oberarzt hatte den OP-Plan für den kommenden Tag und den Dienstplan für den folgenden Monat im Gepäck. »Außerdem hätte ich gern noch mit Ihnen über das Vorgehen bei dem Neuzugang gesprochen, Herr Professor.«
Der Chefarzt stöhnte auf. »O Gott! Der Mann, der sich heute früh in der Ambulanz vorgestellt hat? Der Tag geht so besch…eiden weiter, wie er begonnen hat! Ich würde mich für die Chemotherapie aussprechen. Operieren können wir dann immer noch, wenn sich die Notwendigkeit herausstellt!«
»Von der Operation ohne Chemotherapie halten Sie nichts? Die Blutwerte des Patienten sind so schlecht … Ich bin nicht sicher, ob wir ihm mit den Medikamenten mehr Schaden zufügen als nützen!«
Professor Sonntag sah besorgt drein. »Denken Sie an die Tumorgröße! Wenn wir primär operieren, wird der Blutverlust erheblich sein, und bei dem Allgemeinzustand … Lassen Sie uns morgen den Herrn noch einmal gemeinsam visitieren!«
*
Die Vorbereitungen waren alle getroffen, die Laser-Sonde eingelegt. Dem Patienten hatte die erfahrene Narkoseärztin, die die Rückenmarkskanal-Narkose bereits eingeleitet hatte, einen Kopfhörer mit dessen Lieblingsmusik übergestülpt. »Damit Sie nicht alles mit anhören müssen, Herr Schütte«, lachte sie vergnügt. »Der Chef hat manchmal einen sehr speziellen Humor!«
Zu Schwester Katrin gewandt, erklärte sie mit hochgezogenen Augenbrauen: »So, es wäre gut, wenn der Alte langsam erscheinen würde. Wir wollen doch nicht, dass die Wirkung der örtlichen Betäubung nachlässt, bevor die Operation zu Ende ist, nicht wahr?«
Kaum hatte sie ihren Satz vollendet, ertönte das Rauschen, mit dem die Schiebetür der Schleuse zur Seite glitt, und Professor Sonntag betrat den Raum. »Sind wir schon so weit?«, fragte er hektisch. »Liegt er schon auf?«
Frau Dr. Elenore Pahlhaus, von allen liebevoll Elli genannt, lachte mit einem Anflug von Sarkasmus. »Wie lange kennen wir uns, Herr Kollege Sonntag? War ich jemals unpünktlich?«
Professor Sonntag hob die seifigen Hände, in der Linken die Bürste haltend. »Vergeben Sie mir, liebe Frau Pahlhaus! Ich bin gerade etwas angespannt. Diese Diskussionen mit Somnitz um die Bettenbelegung …«
Schwester Katrin reichte den sterilen Kittel so an, dass er direkt hineinschlüpfen konnte. Es folgten die sterilen Handschuhe. Der Eingriff nahm seinen Verlauf.
»Wer sich in Ihre Hände begibt, Herr Professor, hat wirklich Glück gehabt!« Sie hatte, aus purer Effekthascherei, eine Terz tiefer gesprochen und das eingeübte Manöver mit dem langsamen Heben des Blicks durchgeführt. Sie ließ ihren Blick strahlend auf dem chefärztlichen Antlitz ruhen.
»So geht das aber nicht, Schwester«, zwinkerte der Professor mit scherzhaft-tadelndem Unterton. »Wenn Sie mich nervös machen, schnibbele ich daneben. Und dann haben wir den Salat!«
»Was?«, rief der Patient, der vor Schreck zusammengezuckt war. »Sie haben daneben geschnitten?«
Frau Dr. Pahlhaus rückte den verrutschten Kopfhörer zurecht. »Sehen Sie«, bemerkte sie, das Objekt des allgemeinen Bemühens freundlich durch ihre bunte Brille musternd. »Das habe ich gemeint mit dem sehr speziellen Humor unseres Herrn und Meisters. Nur keine Angst. Alles wird gut!«
Nach exakt 60 Minuten war der Eingriff beendet. »Ich denke, dass wir uns einen schönen, starken, heißen Kaffee verdient haben, gell, Schwester Katrin?«
»Bitte, Herr Professor, sagen Sie doch Kati zu mir, wie alle. ›Schwester Katrin‹ hört sich so bieder an! Und ich bin alles andere als bieder!«
Sie lächelte fröhlich und zwinkerte ihm neckisch zu.
Auch das hatte sie, nebenbei bemerkt, ihrem Badezimmerspiegel zu verdanken.
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Schwester Kati. Aber ich denke, dass Ihr Freund beziehungsweise Ihr Ehemann eifersüchtig werden könnte.«
Katrin, die sich inzwischen ihres Mundschutzes entledigt hatte, riss die Augen weit auf. Ihre Lippen waren etwas geöffnet und zitterten, als sie hervorstieß: »Ich bin Single, Herr Professor. Ich kann mit jungen Männern einfach nichts anfangen. Ich mag nur die Reiferen mit den grauen Schläfen. Aber die sind ja alle schon vergeben!« Sie sah ihn mit nachdenklichem Lächeln, fast traurig, an. »Ich glaube, das liegt daran, dass mein Vater so früh verstorben ist. Klischee, oder? Krankenschwester mit Vaterkomplex?«
Er lachte freundlich. »Sehr Klischee! Sagen Sie, haben Sie nicht Lust, als meine private OP-Schwester zu arbeiten? Voraussetzung dafür ist, dass Sie im Voraus wissen, welche Instrumente ich brauche. Ich bin da sehr eigenwillig, und es wäre schön, jemanden an meiner Seite zu haben, der meine Marotten kennt!«
Kati errötete.
Sie saß plötzlich kerzengrade und klammerte sich an ihrem Kaffeebecher fest.
»Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Herr Professor. Diese Auszeichnung … Ja, gerne! Wirklich! Ich bedanke mich!«
»Ich habe eine Operationslehre, in die ich die von mir verwendeten Instrumente notiert habe. Ich muss jetzt direkt zur Visite. Kommen Sie morgen Vormittag bitte zu mir und holen das Buch heraus, dann können Sie sich schon mal einstimmen auf das, was Sie erwartet!«
*
Corinna Sonntag wartete. Na gut, das kam