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Wo die wilden Nützlinge wohnen: Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt
Wo die wilden Nützlinge wohnen: Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt
Wo die wilden Nützlinge wohnen: Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt
eBook697 Seiten2 Stunden

Wo die wilden Nützlinge wohnen: Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt

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Über dieses E-Book

WIR BRAUCHEN INSEKTEN UND WILDTIERE!
Viele INSEKTEN und WILDTIERE gehören mittlerweile zu den BEDROHTEN ARTEN. Die Ursachen sind vielfältig, die Folgen unabsehbar. Durch intensive Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden, aber auch durch die Ausbreitung moderner Betonwüsten, verschwinden ihre NATÜRLICHEN LEBENSRÄUME und mit den Hecken und Blumenwiesen verlieren sie ihre NAHRUNGSQUELLEN. Höchste Zeit also, in unseren eigenen Gärten stärker auf das Wohl unserer TIERISCHEN BESUCHER zu achten und letztlich auch uns selbst ETWAS GUTES ZU TUN: genau hinschauen und -hören, der NATUR ZEIT und RAUM geben und das WILDSEIN wieder lernen.

MIT EINFACHEN MITTELN TIERE IM GARTEN WILLKOMMEN HEISSEN.
Um dem bedrohlichen Verschwinden von SCHMETTERLINGEN, BIENEN, VÖGELN & Co. etwas entgegenzusetzen reichen oft schon KLEINE MASSNAHMEN, die jede GÄRTNERIN und jeder GÄRTNER, aber auch BALKON- und TERRASSENBESITZER sofort umsetzen können. 'Wo die wilden Nützlinge wohnen' zeigt, wie einfach es ist, PLÄTZE FÜR WILDTIERE zu gestalten. Vermeintliches 'Unkraut' einfach einmal stehen lassen und sich an den Schmetterlingen freuen, die es als Nahrungsquelle nutzen, HEIMISCHE ARTEN pflanzen und dadurch den Geschmack unserer Wildtiere treffen, abgeschnittene Äste nicht entsorgen, sondern zu einem RÜCKZUGSORT FÜR IGEL machen und vieles mehr. Die vielen kleinen und großen GÄRTNERGEHILFEN werden es uns danken: Sie halten SCHÄDLINGE IN SCHACH, machen die ERDE FRUCHTBAR, BESTÄUBEN GEMÜSE UND OBST und sorgen dafür, dass unsere Gärten zu Orten des ENTDECKENS UND STAUNENS werden.

NUR WAS MAN KENNT, SCHÜTZT MAN.
MARIENKÄFER erkennen ist noch relativ einfach, bei FLORFLIEGE oder TIGERSCHNEGEL wird es allerdings schon schwieriger. Einfach einmal ausprobieren und sich auf eine GARTENSAFARI begeben! Mit den genauen Beschreibungen und unzähligen ABBILDUNGEN in diesem Buch, lassen sich so manche unbekannte Gartenbewohner endlich beim Namen nennen. Im besten Fall werden wir staunen, was alles vor unserer Haustüre krabbelt, kreucht und fleucht und flattert. Oder wir stellen fest, dass der Wuselfaktor noch ausbaufähig ist. Wer sich also Hals über Kopf in die ROTSCHOPFIGE SANDBIENE verliebt, wird sich freuen, wenn er sie in Zukunft mit einem WILDBLUMENBEET verwöhnen darf.

-Ein aktuelles Thema, das uns alle betrifft: Insektensummen, Vogelgezwitscher, Schmetterlingsflattern - der stille Frühling darf nicht Realität werden.
-bunte Vielfalt: Empfehlungen für besonders nützligsfreundliche Pflanzen
-die heimische Tierwelt neu entdecken: Porträts unserer fleißigen Gehilfen verraten, wer sich im Garten tummelt und was die unterschiedlichen -Tiere besonders lieben
-Insektenhotel oder Kräuterrasen: gleich anpacken und mit dem ersten Nützlingsprojekt starten.
-Laissez-faire: Einfach mal den Rasenmäher stehen lassen und sich gemeinsam mit den Tieren über die wilde Blumenwiese freuen!

'Seit ich bewusst auf nützlingsfreundliches Gärtnern achte, ist mein Garten viel schöner. Ich erfreue mich jeden einzelnen Tag am Anblick der Vögel und der anderen Wildtiere, die ich entdecke. Mittlerweile sehe ich auch die Artenvielfalt, die sich um mich herum tummelt. Insekten, an denen ich vorher achtlos vorbeigegangen bin, erkenne ich nun und schätze sie als wertvolle Gartenhelfer.'
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. März 2019
ISBN9783706628822
Wo die wilden Nützlinge wohnen: Gärtnern für eine bunte Tier- und Pflanzenwelt

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    Buchvorschau

    Wo die wilden Nützlinge wohnen - Sonja Schwingesbauer

    Autorin

    MEIN WEG ZUM WILDEN NÜTZLINGSGARTEN UND ZU DIESEM BUCH

    Seit nun über zehn Jahren habe ich zusammen mit meinen Ehemann unseren ersten eigenen Garten. Jahr für Jahr hat er sich zu dem entwickelt, wovon dieses Buch handelt. Er ist ein wilder Nützlingsgarten. Wie er dazu geworden ist und was ihn ausmacht, ist in Verbindung mit meiner Lebensgeschichte zu sehen.

    In manchen Jahren stellen sich im Garten auch kleine Nager wie Wühlmäuse ein. Nicht jeder mag sein Gemüse mit ihnen teilen. In meinem wilden Nützlingsgarten haben selbst sie nichts zu befürchten.

    Ich bin auf einem Bauernhof in der Steiermark aufgewachsen. Meine Eltern bewirtschafteten den Hof sehr naturnah. Zahlreiche Wildpflanzen und Wildtiere besiedelten ihn. Als Kind war für mich der Hof mit den umgebenden Wiesen, dem nahegelegenen Bach und Wald mein Abenteuerspielplatz. Und neben dem Spiel im Freien nahm die Beobachtung der Natur selbst eine wichtige Rolle in meiner Erlebniswelt ein. Es begeisterte mich, meine Umwelt mit allen ihren interessanten Lebewesen und spannenden Naturphänomenen zu erfahren. So kann ich mich noch erinnern, bei einem Waldspaziergang eine Waldmaus beobachtet zu haben. Sie hatte mich nicht bemerkt. Und so konnte ich dieser liebenswerten Maus zusehen, wie sie in der Moosschicht nach Fressbarem suchte. Ich fand die kleine Waldmaus schön und sympathisch. Und so mag ich Mäuse bis heute. Selbst wenn ich sehe, dass eine Wühlmaus genüsslich an meiner Paprika im Garten nagt. Ich kann ihr nicht böse sein. Denn auch sie will einfach nur leben. Mein Leben hängt nicht von dieser Paprika ab. Glücklicherweise sind – meiner Ansicht nach – ungebetene Gäste wie Wühlmäuse und andere Plagegeister selten im wilden Nützlingsgarten anzutreffen. Vielmehr überwiegen nützliche und interessante Wildtiere. Besonders arten- und zahlreich ist die Insektenwelt vertreten. Wildbienen und Hummeln, Käfer und Schmetterlinge und viele andere Insekten haben ihren Lebensort in unserem Garten gefunden. Auch ein Igel sowie Wechsel-und Knoblauchkröten zählen zu unseren Gartenbewohnern.

    Es macht mich glücklich, zu wissen, dass unser Garten für viele Wildtiere eine Heimat ist. Wenn ich im Garten arbeite oder mich dort entspanne, kann ich mich an ihnen erfreuen. Denn die Faszination für Flora und Fauna ist mir bis heute erhalten geblieben. Wenn ich Tiere und Pflanzen beobachten kann, vergesse ich meinen Arbeitsalltag und meine Sorgen. Im Garten fühle ich mich so frei und unbeschwert wie ein Kind. Ich erlebe das Hier und Jetzt ganz intensiv. Und es zählt nur, was gerade passiert. Das sind schöne Momente in meinem Leben.

    Das Joglland in der nördlichen Oststeiermark ist eine Kulturlandschaft mit Feldern, Weiden und Wald. Es ist die Region, in der ich aufgewachsen bin.

    ÜBER DIESES BUCH

    Mit diesem Buch möchte ich interessierten Naturfreunden und jenen, die es noch werden möchten, Einblicke in Naturkreisläufe, die lebensfreundliche Vielfalt und die zahlreichen positiven Aspekte des wilden Nützlingsgartens geben.

    Aber was ist eigentlich ein wilder Nützlingsgarten? Was macht ihn zu einem so besonderen Ort, was passiert dort? Wie können wir natürliche Lebenskreisläufe aktiver in unser eigenes Gartenleben einbinden? In TEIL I des Buches geht es genau darum.

    TEIL II widmet sich unseren zahlreichen kleinen Helfern im Garten, den Nützlingen. Wer sind sie? Wie helfen sie uns? Wie und wo leben sie? Welche Bedürfnisse haben sie?

    In TEIL III wird es praktisch. Mit vielen Anregungen, Vorschlägen und konkreten Anleitungen, um selbst aktiv zu werden. Gestalten und verwandeln wir unsere Gärten, Balkone, Terrassen und sogar Fensterbänke in wilde, lebenswerte und nützlingsfreundliche Lebensräume. Wer noch einmal nachschlagen möchte oder kompakte Informationen zum Weiterlesen, Kontaktefinden und Vernetzen sucht, wird im Serviceteil am Ende des Buches fündig.

    DANKE

    Damit dieses Buch entstehen konnte, haben mich zahlreiche Menschen unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar, denn allein hätte ich es nie geschafft. Deshalb bedanke ich mich bei allen, die mich bekräftigt haben, dieses Buch zu schreiben. Besonders bedanke ich mich bei meinem Ehemann Bernd, der mir in vielerlei Hinsicht aktiv beim Entstehen des Buches geholfen hat. Der mir immer zugehört und mich immer bestärkt hat. Danke an den Verlag, das gesamte Verlagsteam, Katharina Schaller und insbesondere an Anita Winkler. Sie hat mich in meiner Arbeit immer ermutigt. Ein besonders großes Dankeschön geht an die Biologin und Tierpflegerin Anna Gmeiner. Sie hat mir zahlreiche Tierfotos zur Verfügung gestellt. Dankbar bin ich auch für das Fotomaterial folgender Personen: Brigitta Colbert, Oliver Gebhardt, Martin Hughes-Jones, Verena Schönauer, Michaela Schwingesbauer und Bernd Selzer. Ohne ihre Bilder würde dem Buch etwas fehlen. Merci auch jenen, die „Fotomodell" waren oder mir Einblick in ihr Gartenreich gegeben haben. Vielmals bedanke ich mich auch bei folgenden Tierexperten, die mir Insektenfotos bestimmt haben: Sophie Kratschmer und Josef Pennerstorfer von der Universität für Bodenkultur Wien, Herbert Zettl vom Naturhistorischen Museum Wien und Martin Schwarz vom Oberösterreichischen Landesmuseum. Vielen Dank für die Unterstützung durch ihr Fachwissen. Danke auch an Erich Hübel für die Beratung in botanischen Belangen. Und schlussendlich bedanke ich mich bei meinen Eltern, meiner Mutter Christine und meinem leider bereits verstorbenen Vater Rupert Schwingesbauer. Sie haben ermöglicht, dass ich die Schönheit unserer Kultur- und Naturlandschaft in meiner Kindheit unmittelbar erfahren durfte. Diese Erfahrungen prägen meinen Zugang zum Garten und meinen Beruf als Pflanzplanerin bis heute.

    Wild sein – ein Motto, das wir im Garten voll ausleben können.

    MEIN WILDER NÜTZLINGSGARTEN

    Was bedeutet „wild im Zusammengang mit Garten? „Wild ist nicht mit verwildert oder Wildnis zu verwechseln. Sondern mit „wild" ist hier gemeint, der Natur wieder Raum zu geben. Wildpflanzen zu kultivieren oder einfach wachsen zu lassen. Der wilde Nützlingsgarten hat ein natürliches Erscheinungsbild. Wir Gärtnerinnen und Gärtner greifen lenkend ein. Dieser Gartenstil lässt Dynamik und Spontaneität zu. Somit ist unser Garten für Wildtiere lebenswert. Und auch wir selbst dürfen wild sein. Im Garten können wir unsere Begeisterung für die Natur in vollen Zügen genießen und ausleben. Im wilden Nützlingsgarten sind wir selbst ein Teil der Natur. Also, lasst uns wilder werden!

    VON NÜTZLINGEN UND WILDPFLANZEN, UNERMÜDLICHEN GÄRTNERINNEN UND GÄRTNERN UND DER DYNAMIK ZUR SPONTANEITÄT.

    WAS IST EIN WILDER NÜTZLINGSGARTEN?

    Der wilde Nützlingsgarten ist für mich ein Lebensraum und zugleich mein Lebenstraum. Hier umgibt mich, was für mich persönlich wertvoll ist: Wildpflanzen wie der Hahnenfuß, den ich von den Sumpfwiesen meiner Kindheit her kenne, Wildtiere wie der räuberische Eichenbuntkäfer, den ich erstmals in meinem Weinviertler Garten beobachtet habe.

    Der Eichenbuntkäfer ist ein Räuber und eine Rarität.

    Der wilde Nützlingsgarten ist ein fazinierender Ort, an dem vieles passiert. Doch es sind nicht die großen Dinge, die es hier zu erleben gibt. Vielmehr zeigt sich die Schönheit der Natur in kleinen, manchmal winzigen Beobachtungen. Etwa, wenn eine Wildbiene im kahlen Kräuterrasen ein Nest für ihre Kinder baut. Oder wenn die Krokusse blühen und den Vorfrühling ankünden.

    Einer für alle! Lebensraum für Mensch, Wildtier und Pflanze

    Gärten sind Ausdruck unserer Lebensstile. Sie sind vielschichtig. Sie sind Freiräume, die wir nach unseren Vorstellungen gestalten und nutzen. Wir Menschen erschaffen und prägen das Erscheinungsbild eines Gartens, kultivieren Gewächse darin. Der wilde Nützlingsgarten ist ein Lebensraum für Mensch, Wildtier und Pflanze.

    Welche Bedeutung der eigene Garten als Lebensraum haben kann, hängt vom Betrachter ab. Aus unserer menschlichen Perspektive hat ein Garten einen anderen Stellenwert als aus der eines Wildtieres oder einer Pflanze. Um die möglichen Bedeutungen eines wilden Nützlingsgartens zu verstehen, betrachten wir den Garten aus diesen drei unterschiedlichen Blickwinkeln.

    Der Mensch

    Wir leben in ständiger Veränderung. Unsere moderne Gesellschaft ist durch die voranschreitende Digitalisierung geprägt. Das Leben spielt sich zunehmend in Innenräumen und an virtuellen Orten ab. Der stetige Wandel in unserer Gesellschaft und Arbeitswelt verändert unsere Lebensstile. In Österreich leben bereits mehr Menschen in urbanen Siedlungsräumen als in ländlichen Gebieten. Sind reale Gärten für uns moderne Menschen überhaupt noch zeitgemäß? Ja. Denn sie bieten die Möglichkeit, mit unserer natürlichen und freien Umwelt in direkten Kontakt zu treten.

    Unser Garten – ein Lebens- und Erholungsraum für alle!

    Die Erscheinungsbilder und Funktionen von Gärten verändern sich, passen sich unseren heutigen Ansprüchen an. Doch wir verspüren das Bedürfnis, unsere Freizeit im Freien zu verbringen. Wir streben eine Balance zwischen beruflichem und privatem, zwischen digitalem und realem Leben an.

    Aus unserer menschlichen Perspektive betrachtet, ist ein Garten ein erweiterter Raum im Freien. Wir nutzen diesen Freiraum aktiv zum Kultivieren von nützlichen und schönen Pflanzen, für Sport und Spiele. Oder wir suchen dort Erholung und Ruhe. Aus diesen Bedürfnissen und unserer modernen Lebensweise heraus haben sich auch neue Formen des Gärtnerns entwickelt. Menschen schließen sich zusammen und teilen ihre Leidenschaft für das Arbeiten mit der Natur. Daraus hat sich in den letzten Jahren vielerorts das gemeinschaftliche Gärtnern unter dem Namen Urban Gardening etabliert. Außerdem sind heutige Gärten nicht nur auf ebenerdige Standorte beschränkt. Es gibt Terrassen- und Balkongärten in luftiger Höhe. Und auch ein begrüntes Fensterbrett kann ein Garten in Miniaturform sein.

    Tierische Gäste und Mitbewohner

    Es kriecht und fliegt, es summt und brummt. Ein Garten ist vor allem auch ein Lebensraum für Tiere. Wir sehen, dass unterschiedliche Organismen an diesem Ort leben möchten. Doch wollen wir unseren privaten Freiraum mit anderen Lebewesen teilen?

    Eine Maus auf dem Komposthaufen. Hier gibt es bestimmt noch ein paar Leckerbissen.

    Wildtiere besiedeln – nüchtern betrachtet – Orte, die für sie Lebensräume darstellen. Egal ob Igel oder Maus, Schmetterling oder Blattlaus. Jedes Wildtier möchte leben und für Nachkommen sorgen. Instinktiv versucht daher jedes Wildtier, einen idealen Lebensort für sich und seinen Nachwuchs zu finden.

    Und ein Garten, insbesondere ein wilder Nützlingsgarten, kann ein erstklassiger Wohnsitz für viele Tierarten sein. Denn er bietet diverse Nischen und Unterschlupfe, die Wohnung und Brutstätte sein können. Er bietet Nahrung und Wasser. Besonders in urbanen Siedlungsräumen, aber auch in intensiv genutzten Agrarlandschaften, können Gärten für Wildtiere überlebenswichtige Rückzugsorte sein. Doch nicht immer ist die Grünoase ein tierfreundlicher Ort. Auch zahlreiche Fallen und Gefahren gibt es hier. Etwa den geliebten Stubentiger, der auf den Ausflug der Jungvögel aus dem Nest lauert. Oder offene Licht- und Wasserschächte, in die unachtsame Gartenbesucher fallen und sich aus eigener Kraft nicht befreien können.

    Doch meist ist ein Garten ein attraktiver Lebensort für Wildtiere. Jene ohne besondere Lebensansprüche, wie etwa die Blattläuse, gehören aus unserer Sicht oft zu den ungeliebten Gartengästen. Andere Tiere sind anspruchsvoller. Welche Arten sich im Garten einstellen können, hängt vom Gartenstandort selbst, seinem Umfeld und der Klimaregion ab, in der er sich befindet. Dazu zwei Beispiele: In den Weinbaugebieten Mitteleuropas etwa gibt es einige Wildtiere, die sommerwarme und sommertrockene Offenlandschaften als Lebensraum benötigen. Dazu gehören etwa viele Wildbienenarten und die Gottesanbeterin. In gehölzreichen Gebieten mit hohem Baumanteil sowie Strauch- und Heckenstrukturen finden sich gehölzliebende Tierarten ein. Zu ihnen gehören zahlreiche Vögel wie Zaunkönig, Rotkehlchen oder Eichelhäher. Das potenzielle Artenspektrum an Wildtieren, das wir im Garten antreffen können, wird also durch das Umfeld und die Ausgestaltung des eigenen Gartens beeinflusst.

    Kultivierte und wilde Gewächse

    Jeder Garten ist einzigartig. Doch alle haben ein gemeinsames Merkmal: In Gärten wachsen Pflanzen. Das Wesen eines Gartens ist seine Lebendigkeit. Sie entsteht durch die Bepflanzung. Wir kultivieren daher bewusst ein bestimmtes Artenspektrum. Dabei kann der Fokus auf einem direkten Nutzaspekt liegen, indem Obst, Gemüse und Kräuter angebaut werden. Oder der Zierwert der Gewächse steht im Vordergrund. In jedem Fall stellen Pflanzen für uns persönliche Werte dar.

    Diese von uns kultivierten Pflanzen haben sich ihren Lebensort nicht selbst ausgesucht. Sie werden von uns hier etabliert, angepflanzt oder angesät. Wenn wir also den richtigen Standort für unsere Pflanzen wählen, werden sie sich wohlfühlen und gut wachsen. Sind die Standortbedingungen unpassend, wird die Pflanze kümmern, Krankheiten oder Schädlinge bekommen. Und im schlimmsten Fall sogar verschwinden. Da Pflanzen selbst nicht mobil sind, können sie nicht so einfach an einen passenden Ort abwandern. Zur Verbreitung brauchen sie fremde Hilfe von Wind, Wasser oder auch von Tieren (mehr dazu in Teil II, ab S. 47). Im Garten sind wir verantwortlich für ihr Wohlergehen. Daher sollten wir für unsere Gartenpflanzen den optimalen Standort wählen. Dann werden sie uns mit vitalem Wachstum und attraktivem Erscheinungsbild belohnen.

    Wildblumenbeet im Frühsommer

    Nützling oder Schädling?

    Das ist nicht immer eindeutig zu beurteilen. Manche Tiere nützen uns in einer ihrer Lebensphasen und schaden uns in einer anderen. Bei vielen Schmetterlingen geht uns das so. Als Raupe haben sie einen unermesslichen Appetit auf unsere geliebten Gartenpflanzen, häufig sind das auch Gehölze. Als Schmetterling saugen sie Nektar und machen die Bestäubung vieler dieser Blütenpflanzen überhaupt erst möglich. Wer mehr über Lebensweise und Nutzen der Säugetiere, Schmetterlinge und Wildbienen, Gottesanbeterinnen und Vögel erfahren möchte, findet ihre Steckbriefe in

    Teil II (ab S. 47).

    Die gelben Blüten des Felsen-Steinkrauts (Alyssum saxatile) umgarnen eine rote Nelkenwurzblüte (Geum x cultorum).

    Mein wilder Gemüsegarten.

    Wenn wir uns im Garten genau umsehen, bemerken wir aber auch alsbald, dass hier nicht nur kultivierte und erwünschte Pflanzen wachsen. Eine unbeabsichtigte Besiedelung findet statt. Es gibt Pflanzen, die plötzlich erscheinen. Wie aus dem Nichts sprießen sie hervor. Wenn sie lästig sind, bezeichnen wir sie als Unkraut. Wir versuchen manchmal mit intensivem Arbeitsaufwand diese unerwünschten Beikräuter fernzuhalten. Doch jeder weiß aus eigener Erfahrung: Der spontane Bewuchs stellt sich immer wieder von neuem ein. Denn häufig begünstigt die eigene Gartenarbeit unbewusst die Etablierung dieser wilden Gewächse. Indem wir den Boden offen halten, für reiche Nährstoff- und Wasserzufuhr sorgen, bieten wir Pflanzen optimale Keimbedingungen.

    Die Besiedelung unseres Gartens mit Spontanvegetation erfolgt auf vielen Wegen. Sei es durch Anflug, die natürliche Samenbank im Erdreich, über Tiere und sehr häufig über uns Menschen selbst. Etwa wenn wir unsere neuen Gartenschätze als Topfpflanzen kaufen, bekommen wir den Spontanwuchs frei Haus mitgeliefert. Oder auch über unsere Schuhe und Gartengeräte verbreiten wir unbewusst Samen. Findet der Samen ideale Wuchsbedingungen vor, wird er seine Chance nutzen. Er wird keimen und wachsen. Durch unser Tun fördern oder behindern wir also das Wachstum von Pflanzen.

    Aus der Perspektive einer Pflanze – egal ob Wild- oder Kulturpflanze, ob spontan gewachsen oder bewusst von uns etabliert – ist der Garten ihr Lebensort. Hier wächst sie in Gesellschaft anderer Pflanzen.

    Der Bauerngarten meiner Mutter.

    Ein eigenes kleines Ökosystem

    Der Begriff Ökosystem stammt aus der Ökologie. „Ökologie" leitet sich aus den griechischen Wörtern oikos für Haus oder Haushalt und logos für Lehre ab. Diese Wissenschaft beschäftigt sich mit den Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen der belebten und unbelebten Umwelt.

    Ein wilder Nützlingsgarten funktioniert wie ein Mini-Ökosystem. Zwar ist er nicht so raumgreifend wie ein Wald oder Fluss. Aber im verbauten Siedlungsgebiet ist der ökologische Wert eines wilden Nützlingsgartens nicht zu unterschätzen. Was macht also den Garten zum Ökosystem?

    Nützling in Aktion.

    Der Garten als Ökosystem und der Einfluss des Menschen

    Ein Ökosystem zeichnet sich dadurch aus, dass es ein Lebensraum mit funktionierenden Lebenskreisläufen und Nahrungsketten ist. Alle Organismen in diesem System bilden eine Lebensgemeinschaft. Ein wilder Nützlingsgarten funktioniert daher durch Kreislaufwirtschaft.

    Ein Ökosystem besteht aus:

    •  Biotop = Lebensstätte. Sie wird durch Umweltbedingungen charakterisiert. Diese werden als abiotische Faktoren bezeichnet. Dazu zählen Klimabedingungen wie langjähriger Temperaturverlauf, jährliche Niederschlagsmengen und Formen der Niederschläge, aber auch Licht- und Windverhältnisse sowie die Beschaffenheit des Bodens mit seinen Luft-, Nährstoff- und Wasserverhältnissen.

    •  Biozönose = Lebensgemeinschaft. In einem Lebensraum sind alle Lebewesen, Pflanzen wie Tiere, voneinander abhängig. Sie bilden alle zusammen eine Biozönose. Diese schließt sowohl die Beziehungen zu Artgenossen als auch zu anderen Arten mit ein. Alle Lebewesen, die das Leben eines einzelnen Organismus beeinflussen, werden als biotische Faktoren bezeichnet.

    Wenn also unser wilder Nützlingsgarten ein Ökosystem ist, dann sind auch wir Menschen ein Teil des Systems und der Lebensgemeinschaft. Doch wir nehmen eine besondere Stellung ein. Denn wir können die Standortbedingungen beeinflussen und so das Ökosystem Garten manipulieren. Wir bestimmen aktiv den Standort der kultivierten Pflanzen. Durch unser menschliches Handeln schaffen wir Bedingungen, die Organismen nützen oder schaden können.

    Wenn wir beispielsweise unsere Rose reichlich düngen und gießen, hat sie größere Blüten und einen üppigeren Wuchs als ohne zusätzliche Nährelemente und Wasser. Denn durch die Nährstoff- und Wasserzufuhr investiert die Rose ihre Energie in die Produktion von immer mehr Blüten und Blättern. Sie produziert viel Masse in relativ kurzer Zeit. Ihre Blätter sind deutlich weicher als bei einer vergleichbaren Rose, die nicht gedüngt und nicht gegossen wird. Uns gefällt, dass die Rose üppig blüht. Doch plötzlich sehen wir an der geliebten Rose lauter kleine Blattläuse, die an ihr saugen. Und schon schrillen die Alarmglocken. Schädlinge! Wir fühlen uns gezwungen zu agieren. Etwas muss geschehen!

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