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Hochsommer: Über die Macht des Schriftstellers
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Hochsommer: Über die Macht des Schriftstellers
eBook61 Seiten53 Minuten

Hochsommer: Über die Macht des Schriftstellers

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Über dieses E-Book

Der Autor nutzt ein altes Genre, das aus der Wappenmalerei bekannt ist,das Bild im Bild (mise en abyme) oder auch Verschachtelung. Er spielt mit den Szenen, bildet immer wieder neue Sequenzen mit den Protagonisten. Ein turbulentes Spiel entwickelt sich, in das der Literat (Autor) sich selbst einbringt.
SpracheDeutsch
HerausgeberMenschin
Erscheinungsdatum10. Juli 2018
ISBN9783944126289
Hochsommer: Über die Macht des Schriftstellers
Autor

Vlad Stanomir

Vlad Stanomir stammt aus Kronstadt in Rumänien. Seine ersten Lebensjahrzehnte waren geprägt von einer anderen Kultur, einer anderen Denkweise, dem Kommunismus in einer sozialistischen Republik unter Nicolae Ceaucsescu. Seine Parabeln über die Gesellschaft sind detailreich und scharfsinnig.

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    Buchvorschau

    Hochsommer - Vlad Stanomir

    Vorwort

    Der Autor Vlad Stanomir nutzt ein weiteres Genre, in der Fachwelt bekannt als „mise en abyme. Eine schlichte Übersetzung lautet „Verschachtelung und stellt eine ästhetische Illusion und Illusionsdurchbrechung in der Erzählkunst dar. In einem Tagebucheintrag schreibt André Gide (Sommer 1893) wie folgt: „Es gefällt mir sehr, wenn der Gegenstand eines Kunstwerks im Spektrum seiner Charaktere ein weiteres Mal umgesetzt ist – ähnlich dem Verfahren, ein Wappen in seinem Feld wiederum abzubilden."

    Die Geschichte wiederholt sich, greift Sequenzen wieder auf, findet Varianten, um doch wieder den alten Faden aufzunehmen. Gelegentlich kommen Gedanken an „…und täglich grüßt das Murmeltier" auf. Doch dient alles der Selbstdarstellung des Autors, hier des Literaten, der sich und seine Macht darstellt. Mit einem Federstrich erhebt sich die Stimme des Literaten, kann er eine Geschichte zum Guten oder zum Schlechten wenden. Sogar sich selbst bringt er als Protagonisten in der Erzählung unter, im Vordergrund, gut sichtbar, gefangen in der eigenen Phantasie. Jedoch – er ist Literat und zieht sich à la Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf des Selbstgesponnenen.

    Mannheim, November 2017 Christa Nehls

    FRÜHMORGENS

    IM HOCHSOMMER

    Hinter Büschen, zwischen Gräsern

    Im grünen Liebesnest

    Im Morgentau

    In der Kühle des Morgens

    In der Stille des Morgens

    Dort

    Niemand kann uns sehen

    Niemand kann uns hören

    Versteckt im Gebüsch

    Versteckt im Hochgras

    Umarmt

    Werden wir uns die Liebesworte

    Zuflüstern

    Über das Liebestreffen zwischen Miţura, der Tochter des Pepşe dem Neureichen, und Aliodor dem Krieger, hätte man nichts erfahren können. Es war unmöglich, etwas darüber zu erfahren. Zwar sickert jedes Geheimnis irgendwann durch, wahrhaftig, die Menschen sind redselig und überall gibt es Ohren, die etwas im Flug ergattern wollen. Hier aber handelte es sich nicht um ein Geheimnis, denn Ort und Zeitpunkt des Treffens wurden zwar ausgesprochen, aber nur nebenbei. Aliodor und Miţura haben sich gar nicht angesehen, sie haben sich gar nicht wahrgenommen, obwohl sie sich zum ersten Mal trafen.

    Nur so viel hatte Aliodor gesagt, nebenbei, gerichtet an die Tischrunde:

    „In drei Tagen, bei Morgenanbruch, werde ich mich auf einer Wiese im Hochgebirge befinden, an einer Stelle, die HOCHSOMMER genannt ist. Jedes Jahr, am selben Tag, führen meine Wege dorthin."

    Nur soviel hat Aliodor an der Tafelrunde gesagt, irgendwie nebenbei, er hatte niemanden angesprochen; eigentlich hörte auch niemand von den Gästen zu. Dieses war alles, die ganze Vereinbarung. Doch Aliodor und Miţura haben in jenem Augenblick alles gewusst, was sie über ihr Liebestreffen wissen mussten.

    Und trotzdem hatte man ihnen eine fürchterliche Falle an dem Ort und für die Zeit ihres Treffens gestellt. Dreißig Söldner, die schlimmsten und grausamsten, lauerten zwischen den Büschen und hinter den Felsen. Mit welchen Absichten? Mein Gott, wir wissen ja alle, wie Söldner sind, bösartige Menschen, ohne Seele, ohne Gott und Sinn. Ihr einziger Glaube ist die Waffe in ihren Händen. Sie kennen nur Raub, Plünderung und Gewalt.Weit weg von Familien, gewöhnt an Kriege und an Feldzüge, ohne jeden anständigen Gedanken sind sie wie hungrige Wölfe, die sich zu einem Rudel zusammenrotten.

    Die Stelle war am besten für einen Überfall geeignet, von beiden Seiten dichter Wald, dicht, ohne Durchblick, an der anderen Seite ein tiefer Abgrund, eine steinige Schlucht, durch die man nicht entkommen konnte. Seitlich ein Bergrücken mit einem Weg für Karren, steil und steinig. Die Wiese war voller Bäume und Felsreste, guter Verstecke, von denen aus man überraschend angreifen konnte.

    Die Söldner wurden von Vasili angeführt, einem Russen, ein ehemaliger Straßenräuber, der lange Jahre in Gefängnissen gesessen hatte. Er war schlimm wie ein tollwütiger Hund, dass sogar seine Genossen ihn fürchteten. Ein Dusseliger ohne Verstand. Sobald er Geld in der Hand hatte, betrank er sich wie ein Schwein, knobelte und verlor alles in weniger als einer Woche. Seine einzigen Gefühle waren Neid und Argwohn, seine Sprechweise war mühselig und gesäuselt und er sah aus wie eine Missgeburt. Sein Gesicht wirkte verzerrt, so dass jeder, der ihn sah, sich abgestoßen fühlte.

    Eine Zeit lang hatte er als Sergeant in der regulären Armee gewirkt, hatte aber keine militärische Ausbildung und alle Rangabzeichen schienen auf ihn keine Wirkung zu haben. Doch spürte jeder seine Autorität, er konnte seine Leute im Kampf führen, hatte ein angeborenes Gefühl für Strategie und einen verrücken Mut. Diesen Überfall hatte er genauestens und geduldig vorbereitet, war selbst einen Tag zuvor hierhergekommen, um das Gelände kennen zu lernen. Er hatte sich sogar eine Skizze auf ein Stück Pergament gezeichnet. Er

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