Rainer Maria Rilkes Gedichte: Das Stunden-Buch, Das Buch der Bilder, Neue Gedichte, Der neuen Gedichte anderer Teil, Requiem, Das Marien-Leben, Duineser Elegien, Die Sonette an Orpheus
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Über dieses E-Book
Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke was born in Prague in 1875 and traveled throughout Europe for much of his adult life, returning frequently to Paris. There he came under the influence of the sculptor Auguste Rodin and produced much of his finest verse, most notably the two volumes of New Poems as well as the great modernist novel The Notebooks of Malte Laurids Brigge. Among his other books of poems are The Book of Images and The Book of Hours. He lived the last years of his life in Switzerland, where he completed his two poetic masterworks, the Duino Elegies and Sonnets to Orpheus. He died of leukemia in December 1926.
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Rezensionen für Rainer Maria Rilkes Gedichte
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Rainer Maria Rilkes Gedichte - Rainer Maria Rilke
RAT ACBO
Reihe
Alte Tradition
Azurcelesteblueoscuro
herausgegeben
von
Joerg K. Sommermeyer & Orlando Syrg
Exemplarische Werke der Weltliteratur
herausgegeben von
Joerg K. Sommermeyer
Über dieses Buch
»Rilke hat gleichsam zum ersten Mal die Welt betreten; er hat keine übernommen ... Alles lässt er an sich herankommen, aber nur Erwähltes in sich dringen. Was er aufnimmt, verwandelt er.« (Max Rychner) »Dieser große Lyriker hat nichts getan, als dass er das deutsche Gedicht zum ersten Mal vollkommen gemacht hat.« (Robert Musil)
Skeptisch gegenüber allen einseitig rationalen, psychologisch-soziologischen Welterklärungen entwirft er mit poetischen Mitteln, aufgrund einer Welterfahrung, die in Amouren und der Beziehung zu europäischen Zeitgenossen, Freunden, Bewunderern und Mäzenen wurzelt, sein Weisheitsbild. Liebe, Hinfälligkeit, Tod, das menschliche Verhältnis und Empfinden, Heilssuche und Daseinsdeutung, Wahrheitsgehalt von Dichtung, Leben und Fiktion kleidet er ins Gewand seiner bilderreichen, musikalischen Sprachmagie. (siehe auch das Nachwort von JS, unten S. 322 ff.)
Der Autor
Rainer Maria Rilke (René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke), * 4. Dezember 1875, Prag/ Österreich-Ungarn. Problembeladene Kindheit und Jugend (die Mutter steckt ihn in Mädchentracht, der Vater sieht ihn als Krieger). Frühes Schreiben. Häufige Wohnungswechsel; unentwegtes Reisen (Frankreich, Italien, Spanien, Schweiz, Russland, Ägypten, etc.). Liebesabenteuer (Valerie von David-Rhonfeld, Lou Andreas-Salomé; Clara Westhoff, die er heiratet, aber bald wieder verlässt; Mimi Romanelli, Lulu Albert-Lazard, Claire Studer, etc.). Zwölf Jahre währende Schaffenskrise. Gedichte, Dichtungen in Prosa, Dramen, Roman »Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«, Erzählungen und Skizzen, Theoretische Schriften, Aufsätze und Rezensionen, Briefe, Übersetzungen. Im Sanatorium Valmont sur Territet bei Montreux stirbt Rainer Maria Rilke am 29. Dezember 1926 an Leukämie. (siehe den detaillierten Lebenslauf im Nachwort des Herausgebers Joerg K. Sommermeyer, S. 322 ff.)
Der Herausgeber
Joerg K. Sommermeyer (JS), * 14.10.1947 in Brackenheim, Sohn des Physikers Kurt Hans Sommermeyer (* 23. März 1906, Schleusingen/Thüringen - † 13. Februar 1969, Freiburg i. Brsg./Bd.-Wrtt; Physikalische Grundlagen der Medizin, Biophysik, Radiologie, Quantenbiologie, Korpuskularstrahlung). Kindheit in Freiburg. Studierte Jura, Philosophie, Germanistik, Geschichte und Musikwissenschaft. Klassische Gitarre bei Viktor v. Hasselmann und Anton Stingl. Unterrichtete in den späten Sechzigern Gitarre am Kindergärtnerinnen-/Jugendleiterinnenseminar und in den Achtzigern Rechtsanwaltsgehilfinnen an der Max-Weber-Schule in Freiburg. 1976 bis 2004 Rechtsanwalt in Freiburg. Setzte sich für eine Stärkung des Rechtsschutzes bei Grundrechtseingriffen ein (Unterbringungsrecht, Untersuchungshaft, Durchsuchungsrecht, strafprozessuale Überholung). Zahlreiche Veröffentlichungen in juristischen Fachzeitschriften sowie Artikel in Musikblättern. Gründer und Vorsitzender der Internationalen Gitarristischen Vereinigung, Organisator und Künstlerischer Leiter der Freiburger Gitarren- und Lautentage, Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift Nova Giulianiad: Saitenblätter für die Gitarre und Laute. Juror beim Schlesischen Gitarrenherbst in Tychy und Internationalen Gitarrenkongress Freiburg/Basel/Straßburg. Komponierte Songs, schrieb Liedtexte, Arrangements, Instrumentalmusik. 7 CDs, u. a.: Total Overdrive, Those Rocks & Lieders, Nel Cuore Romanzo Rock, Ergo, 7 Celebrities. Prosa: Anton Unbekannt, Pathoaphysischer Antiroman, Tragigroteskenfragment, 2008/2009; Vernimm mein Schreien, 2017 /2018. Lieblingsmärchen, 2017/2018. Edition von Werken Josefa Gerhäusers, Franz Trellers, Oskar Panizzas, Fritz von Ostinis, Hugo Balls, Carl Einsteins, Ludwig Rubiners, Franz Kafkas, Heinrich von Kleists, Christian Morgensterns, Robert Müllers, Joseph von Eichendorffs, Adelbert von Chamissos, Georg Büchners, Denis Diderots, Wilhelm Heinrich Wackenroders und E. T. A. Hoffmanns.
Orlando Syrg, Berlin, 17. Juni 2018
Inhalt
Über dieses Buch
Der Autor
Der Herausgeber
Das Stunden-Buch
Erstes Buch – Das Buch vom mönchischen Leben
Zweites Buch – Das Buch von der Pilgerschaft
Drittes Buch – Das Buch von der Armut und vom Tode
Das Buch der Bilder
Des ersten Buches Erster Teil
Eingang
Aus einem April
Zwei Gedichte zu Hans Thomas sechzigstem Geburtstage
Mondnacht
Ritter
Mädchenmelancholie
Von den Mädchen
Andere müssen auf langen Wegen
Mädchen, Dichter sind, die von euch lernen
Das Lied der Bildsäule
Der Wahnsinn
Die Liebende
Die Braut
Die Stille
Musik
Die Engel
Der Schutzengel
Märtyrinnen
Die Heilige
Kindheit
Aus einer Kindheit
Der Knabe
Die Konfirmanden
Das Abendmahl
Des ersten Buches Zweiter Teil
Initiale
Zum Einschlafen zu sagen
Menschen bei Nacht
Der Nachbar
Pont du Carrousel
Der Einsame
Die Aschanti
Der Letzte
Bangnis
Klage
Einsamkeit
Herbsttag
Erinnerung
Ende des Herbstes
Herbst
Am Rande der Nacht
Gebet
Fortschritt
Vorgefühl
Sturm
Abend in Skåne
Abend
Ernste Stunde
Strophen
Des zweiten Buches Erster Teil
Initiale
Verkündigung – Die Worte des Engels
Die heiligen drei Könige – Legende
In der Certosa
Das jüngste Gericht – Aus den Blättern eines Mönches
Karl der zwölfte von Schweden reitet in der Ukraine
Der Sohn
Die Zaren – Ein Gedicht-Kreis
Das war in Tagen, da die Berge kamen
Noch drohen große Vögel allenthalben
Seine Diener füttern mit mehr und mehr
Es ist die Stunde, da das Reich sich eitel
Der blasse Zar wird nicht am Schwerte sterben
Noch immer schauen in den Silberplatten
Der Sänger singt vor einem Fürstenkind
Die aus dem Hause Colonna
Des zweiten Buches Zweiter Teil
Fragmente aus verlorenen Tagen
Die Stimmen – Neun Blätter mit einem Titelblatt
Titelblatt
Das Lied des Bettlers
Das Lied des Blinden
Das Lied des Trinkers
Das Lied des Selbstmörders
Das Lied der Witwe
Das Lied des Idioten
Des Lied der Waise
Das Lied des Zwerges
Das Lied des Aussätzigen
Von den Fontänen
Der Lesende
Der Schauende
Aus einer Sturmnacht – Acht Blätter mit einem Titelblatt
Die Blinde
Requiem
Schlussstück
Neue Gedichte
Früher Apollo
Mädchen-Klage
Liebes-Lied
Eranna an Sappho
Sappho an Eranna
Sappho an Alkaïos – Fragment
Grabmal eines jungen Mädchens
Opfer
Östliches Taglied
Abisag
Sie lag. Und ihre Kinderarme waren
Der König saß und sann den leeren Tag
David singt vor Saul
König, hörst du, wie mein Saitenspiel
König, der du alles dieses hattest
König, birgst du dich in Finsternissen
Josuas Landtag
Der Auszug des verlorenen Sohnes
Der Ölbaum-Garten
Pietà
Gesang der Frauen an den Dichter
Der Tod des Dichters
Buddha
L'Ange du Méridien – Chartres
Die Kathedrale
Das Portal
Da blieben sie, als wäre jene Flut
Sehr viele Weite ist gemeint damit
So ragen sie, die Herzen angehalten
Die Fensterrose
Das Kapitäl [Kapitell; Anm. d. Hrsg.]
Gott im Mittelalter
Morgue
Der Gefangene
Meine Hand hat nur noch eine
Denk dir, das was jetzt Himmel ist und Wind
Der Panther
Die Gazelle – Gazella Dorcas
Das Einhorn
Sankt Sebastian
Der Stifter
Der Engel
Römische Sarkophage
Der Schwan
Kindheit
Der Dichter
Die Spitze
Menschlichkeit: Namen schwankender Besitze
Und wenn uns eines Tages dieses Tun
Ein Frauen-Schicksal
Die Genesende
Die Erwachsene
Tanagra
Die Erblindende
In einem fremden Park – Borgeby-Gård
Abschied
Todes-Erfahrung
Blaue Hortensie
Vor dem Sommerregen
Im Saal
Letzter Abend
Jugend-Bildnis meines Vaters
Selbstbildnis aus dem Jahre 1906
Der König
Auferstehung
Der Fahnenträger
Der letzte Graf von Brederode entzieht sich
Die Kurtisane
Die Treppe der Orangerie – Versailles
Der Marmor-Karren – Paris
Buddha
Römische Fontäne – Borghese
Das Karussell – Jardin du Luxembourg
Spanische Tänzerin
Der Turm – Tour St.-Nicolas, Furnes
Der Platz – Furnes
Quai du Rosaire – Brügge
Béguinage – Béguinage Sainte-Elisabeth, Brügge
Das hohe Tor scheint keine einzuhalten
Was aber spiegelt mit den tausend Scheiben
Die Marien-Prozession – Gent
Die Insel – Nordsee
Die nächste Flut verwischt den Weg im Watt
Als läge er in einem Krater-Kreise
Nah ist nur Innres; alles andre fern
Hetären-Gräber
Orpheus. Eurydike. Hermes
Alkestis
Geburt der Venus
Die Rosenschale
Der neuen Gedichte anderer Teil
Archaischer Torso Apollos
Kretische Artemis
Leda
Delphine
Die Insel der Sirenen
Klage um Antinous
Der Tod der Geliebten
Klage um Jonathan
Tröstung des Elia
Saul unter den Propheten
Samuels Erscheinung vor Saul
Ein Prophet
Jeremia
Eine Sibylle
Absaloms Abfall
Esther
Der aussätzige König
Legende von den drei Lebendigen und den drei Toten
Der König von Münster
Toten-Tanz
Das Jüngste Gericht
Die Versuchung
Der Alchimist
Der Reliquienschrein
Das Gold
Der Stylit
Die ägyptische Maria
Kreuzigung
Der Auferstandene
Magnificat
Adam
Eva
Irre im Garten – Dijon Irre im Garten
Die Irren
Aus dem Leben eines Heiligen
Die Bettler
Fremde Familie
Leichen-Wäsche
Eine von den Alten – Paris
Der Blinde – Paris
Eine Welke
Abendmahl
Die Brandstätte
Die Gruppe – Paris
Schlangen-Beschwörung
Schwarze Katze
Vor-Ostern – Neapel
Der Balkon – Neapel
Auswanderer-Schiff – Neapel
Landschaft
Römische Campagna
Lied vom Meer – Capri. Piccola Marina
Nächtliche Fahrt – Sankt Petersburg
Papageien-Park – Jardin des Plantes, Paris
Die Parke
Unaufhaltsam heben sich die Parke
Leise von den Alleen
Den Teichen und den eingerahmten Weihern
Und Natur, erlaucht und als verletze
Götter von Alleen und Altanen
Fühlst du, wie keiner von allen
Aber Schalen sind, drin der Najaden
Bildnis
Venezianischer Morgen
Spätherbst in Venedig
San Marco – Venedig
Ein Doge
Die Laute
Der Abenteuerer
Wenn er unter jene welche waren
In den Tagen
Falken-Beize
Corrida
Don Juans Kindheit
Don Juans Auswahl
Sankt Georg
Dame auf einem Balkon
Begegnung in der Kastanien-Allee
Die Schwestern
Übung am Klavier
Die Liebende
Das Rosen-Innere
Damen-Bildnis aus den Achtziger-Jahren
Dame vor dem Spiegel
Die Greisin
Das Bett
Der Fremde
Die Anfahrt
Die Sonnenuhr
Schlaf-Mohn
Die Flamingos – Jardin des Plantes, Paris
Persisches Heliotrop
Schlaflied
Der Pavillon
Die Entführung
Rosa Hortensie
Das Wappen
Der Junggeselle
Der Einsame
Der Leser
Der Apfelgarten – Borgeby-Gård
Mohammeds Berufung
Der Berg
Der Ball
Das Kind
Der Hund
Der Käferstein
Buddha in der Glorie
Requiem
Für eine Freundin
Für Wolf Graf von Kalckreuth
Das Marien-Leben
Geburt Mariae
Die Darstellung Mariae im Tempel
Mariae Verkündigung
Mariae Heimsuchung
Argwohn Josephs
Verkündigung über den Hirten
Geburt Christi
Rast auf der Flucht in Ägypten
Von der Hochzeit zu Kana
Vor der Passion
Pietà
Stillung Mariae mit dem Auferstandenen
Vom Tode Mariae (Drei stücke)
Derselbe große Engel, welcher einst
Wer hat bedacht, dass bis zu ihrem Kommen
Doch vor dem Apostel Thomas
Duineser Elegien
Die erste Elegie
Die zweite Elegie
Die dritte Elegie
Die vierte Elegie
Die fünfte Elegie
Die sechste Elegie
Die siebente Elegie
Die achte Elegie
Die neunte Elegie
Die zehnte Elegie
Die Sonette an Orpheus
Erster Teil
Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!
Und fast ein Mädchen wars und ging hervor
Ein Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll
O ihr Zärtlichen, tretet zuweilen
Errichtet keinen Denkstein. Lasst die Rose
Ist er ein Hiesiger? Nein, aus beiden
Rühmen, das ist's! Ein zum Rühmen Bestellter
Nur im Raum der Rühmung darf die Klage
Nur wer die Leier schon hob
Euch, die ihr nie mein Gefühl verließt
Sieh den Himmel. Heißt kein Sternbild ›Reiter‹?
Heil dem Geist, der uns verbinden mag
Voller Apfel, Birne und Banane
Wir gehen um mit Blume, Weinblatt, Frucht
Wartet ..., das schmeckt ... Schon ist's auf der Flucht
Du, mein Freund, bist einsam, weil
Zu unterst der Alte, verworrn
Hörst du das Neue, Herr
Wandelt sich rasch auch die Welt
Dir aber, Herr, o was weih ich dir, sag
Frühling ist wiedergekommen. Die Erde
Wir sind die Treibenden
O erst dann, wenn der Flug
Sollen wir unsere uralte Freundschaft, die großen
Dich aber will ich nun, Dich, die ich kannte
Du aber, Göttlicher, du, bis zuletzt noch Ertöner
Zweiter Teil
Atmen, du unsichtbares Gedicht!
So wie dem Meister manchmal das eilig
Spiegel noch nie hat man wissend beschrieben
O dieses ist das Tier, das es nicht gibt
Blumenmuskel, der der Anemone
Rose, du thronende, denen im Altertume
Blumen, ihr schließlich den ordnenden Händen
Wenige ihr, der einstigen Kindheit Gespielen
Rühmt euch, ihr Richtenden, nicht der
Alles Erworbne bedroht die Maschine, solange
Manche, des Todes, entstand ruhig geordnete Regel
Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme
Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter
Siehe die Blumen, diese dem Irdischen treuen
O Brunnen-Mund, du gebender, du Mund
Immer wieder von uns aufgerissen
Wo, in welchen immer selig bewässerten Garten
Tänzerin: o du Verlegung
Irgendwo wohnt das Gold in der verwöhnenden Bank
Zwischen den Sternen, wie weit
Singe die Gärten, mein Herz, die du nicht kennst
O trotz Schicksal: die herrlichen Überflüsse
Rufe mich zu jener deiner Stunden
O diese Lust, immer neu, aus gelockertem Lehm!
Schon, horch, hörst du der ersten Harken
Wie ergreift uns der Vogelschrei
Gibt es wirklich die Zeit, die zerstörende?
O komm und geh. Du, fast noch Kind, ergänze
Stiller Freund der vielen Fernen, fühle
Nachwort des Herausgebers Joerg K. Sommermeyer
Porträt Rainer Maria Rilke (Foto, 18. September 1900)
Das Stunden-Buch
Enthaltend die drei Bücher:
Vom mönchischen Leben
Von der Pilgerschaft
Von der Armut und vom Tode
Gelegt in die Hände von Lou
Erstdruck beim Insel-Verlag, Leipzig 1905.
Erstes Buch/Das Buch vom mönchischen Leben, entstanden 1899, durchgesehen 1905.
Zweites Buch/Das Buch von der Pilgerschaft, entstanden 1901, durchgesehen 1903 und 1905.
Drittes Buch/Das Buch von der Armut und vom Tode, entstanden 1903, durchgesehen 1905.
Erstes Buch – Das Buch vom mönchischen Leben
Da neigt sich die Stunde und rührt mich an
mit klarem, metallenem Schlag:
mir zittern die Sinne. Ich fühle: ich kann –
und ich fasse den plastischen Tag.
Nichts war noch vollendet, eh ich es erschaut,
ein jedes Werden stand still.
Meine Blicke sind reif, und wie eine Braut
kommt jedem das Ding, das er will.
Nichts ist mir zu klein und ich lieb es trotzdem
und mal es auf Goldgrund und groß,
und halte es hoch, und ich weiß nicht wem
löst es die Seele los ...
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Ich habe viele Brüder in Sutanen
im Süden, wo in Klöstern Lorbeer steht.
Ich weiß, wie menschlich sie Madonnen planen,
und träume oft von jungen Tizianen,
durch die der Gott in Gluten geht.
Doch wie ich mich auch in mich selber neige:
Mein Gott ist dunkel und wie ein Gewebe
von hundert Wurzeln, welche schweigsam trinken.
Nur, dass ich mich aus seiner Wärme hebe,
mehr weiß ich nicht, weil alle meine Zweige
tief unten ruhn und nur im Winde winken.
Wir dürfen dich nicht eigenmächtig malen,
du Dämmernde, aus der der Morgen stieg.
Wir holen aus den alten Farbenschalen
die gleichen Striche und die gleichen Strahlen,
mit denen dich der Heilige verschwieg.
Wir bauen Bilder vor dir auf wie Wände;
so dass schon tausend Mauern um dich stehn.
Denn dich verhüllen unsre frommen Hände,
sooft dich unsre Herzen offen sehn.
Ich liebe meines Wesens Dunkelstunden,
in welchen meine Sinne sich vertiefen;
in ihnen hab ich, wie in alten Briefen,
mein täglich Leben schon gelebt gefunden
und wie Legende weit und überwunden.
Aus ihnen kommt mir Wissen, dass ich Raum
zu einem zweiten zeitlos breiten Leben habe.
Und manchmal bin ich wie der Baum,
der, reif und rauschend, über einem Grabe
den Traum erfüllt, den der vergangne Knabe
(um den sich seine warmen Wurzeln drängen)
verlor in Traurigkeiten und Gesängen.
Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, –
so ist's, weil ich dich selten atmen höre
und weiß: Du bist allein im Saal.
Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da,
um deinem Tasten einen Trank zu reichen:
Ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen.
Ich bin ganz nah.
Nur eine schmale Wand ist zwischen uns,
durch Zufall; denn es könnte sein:
ein Rufen deines oder meines Munds –
und sie bricht ein
ganz ohne Lärm und Laut.
Aus deinen Bildern ist sie aufgebaut.
Und deine Bilder stehn vor dir wie Namen.
Und wenn einmal das Licht in mir entbrennt,
mit welchem meine Tiefe dich erkennt,
vergeudet sich's als Glanz auf ihren Rahmen.
Und meine Sinne, welche schnell erlahmen,
sind ohne Heimat und von dir getrennt.
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:
Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.
Ich lebe grad, da das Jahrhundert geht.
Man fühlt den Wind von einem großen Blatt,
das Gott und du und ich beschrieben hat
und das sich hoch in fremden Händen dreht.
Man fühlt den Glanz von einer neuen Seite,
auf der noch Alles werden kann.
Die stillen Kräfte prüfen ihre Breite
und sehn einander dunkel an.
Ich lese es heraus aus deinem Wort,
aus der Geschichte der Gebärden,
mit welchen deine Hände um das Werden
sich ründeten, begrenzend, warm und weise.
Du sagtest leben laut und sterben leise
und wiederholtest immer wieder: Sein.
Doch vor dem ersten Tode kam der Mord.
Da ging ein Riss durch deine reifen Kreise
und ging ein Schrein
und riss die Stimmen fort,
die eben erst sich sammelten
um dich zu sagen,
um dich zu tragen
alles Abgrunds Brücke –
Und was sie seither stammelten,
sind Stücke
deines alten Namens.
Der blasse Abelknabe spricht:
Ich bin nicht. Der Bruder hat mir was getan,
was meine Augen nicht sahn.
Er hat mir das Licht verhängt.
Er hat mein Gesicht verdrängt
mit seinem Gesicht.
Er ist jetzt allein.
Ich denke, er muss noch sein.
Denn ihm tut niemand, wie er mir getan.
Es gingen alle meine Bahn,
kommen alle vor seinen Zorn,
gehen alle an ihm verloren.
Ich glaube, mein großer Bruder wacht
wie ein Gericht.
An mich hat die Nacht gedacht;
an ihn nicht.
Du Dunkelheit, aus der ich stamme,
ich liebe dich mehr als die Flamme,
welche die Welt begrenzt,
indem sie glänzt
für irgend einen Kreis,
aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.
Aber die Dunkelheit hält alles an sich:
Gestalten und Flammen, Tiere und mich,
wie sie's errafft,
Menschen und Mächte –
Und es kann sein: eine große Kraft
rührt sich in meiner Nachbarschaft.
Ich glaube an Nächte.
Ich glaube an Alles noch nie Gesagte.
Ich will meine frömmsten Gefühle befrein.
Was noch keiner zu wollen wagte,
wird mir einmal unwillkürlich sein.
Ist das vermessen, mein Gott, vergib.
Aber ich will dir damit nur sagen:
Meine beste Kraft soll sein wie ein Trieb,
so ohne Zürnen und ohne Zagen;
so haben dich ja die Kinder lieb.
Mit diesem Hinfluten, mit diesem Münden
in breiten Armen ins offene Meer,
mit dieser wachsenden Wiederkehr
will ich dich bekennen, will ich dich verkünden
wie keiner vorher.
Und ist das Hoffart, so lass mich hoffärtig sein
für mein Gebet,
das so ernst und allein
vor deiner wolkigen Stirne steht.
Ich bin auf der Welt zu allein und doch nicht allein genug,
um jede Stunde zu weihn.
Ich bin auf der Welt zu gering und doch nicht klein genug,
um vor dir zu sein wie ein Ding,
dunkel und klug.
Ich will meinen Willen und will meinen Willen begleiten
die Wege zur Tat;
und will in stillen, irgendwie zögernden Zeiten,
wenn etwas naht,
unter den Wissenden sein
oder allein.
Ich will dich immer spiegeln in ganzer Gestalt,
und will niemals blind sein oder zu alt
um dein schweres schwankendes Bild zu halten.
Ich will mich entfalten.
Nirgends will ich gebogen bleiben,
denn dort bin ich gelogen, wo ich gebogen bin.
Und ich will meinen Sinn
wahr vor dir. Ich will mich beschreiben
wie ein Bild das ich sah,
lange und nah,
wie ein Wort, das ich begriff,
wie meinen täglichen Krug,
wie meiner Mutter Gesicht,
wie ein Schiff,
das mich trug
durch den tödlichsten Sturm.
Du siehst, ich will viel.
Vielleicht will ich Alles:
das Dunkel jedes unendlichen Falles
und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel.
Es leben so viele und wollen nichts,
und sind durch ihres leichten Gerichts
glatte Gefühle gefürstet.
Aber du freust dich jedes Gesichts,
das dient und dürstet.
Du freust dich Aller, die dich gebrauchen
wie ein Gerät.
Noch bist du nicht kalt, und es ist nicht zu spät,
in deine werdenden Tiefen zu tauchen,
wo sich das Leben ruhig verrät.
Wir bauen an dir mit zitternden Händen
und wir türmen Atom auf Atom.
Aber wer kann dich vollenden,
du Dom.
Was ist Rom?
Es zerfällt.
Was ist die Welt?
Sie wird zerschlagen
eh deine Türme Kuppeln tragen,
eh aus Meilen von Mosaik
deine strahlende Stirne stieg.
Aber manchmal im Traum
kann ich deinen Raum
überschaun,
tief vom Beginne
bis zu des Daches goldenem Grate.
Und ich seh: meine Sinne
bilden und baun
die letzten Zierrate.
Daraus, dass Einer dich einmal gewollt hat,
weiß ich, dass wir dich wollen dürfen.
Wenn wir auch alle Tiefen verwürfen:
wenn ein Gebirge Gold hat
und keiner mehr es ergraben mag,
trägt es einmal der Fluss zutag,
der in die Stille der Steine greift,
der vollen.
Auch wenn wir nicht wollen:
Gott reift.
Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst,
der drängt
die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich, und du bist der Gast,
den er an sanften Abenden empfängt.
Du bist der Zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen,
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit.
Was irren meine Hände in den Pinseln?
Wenn ich dich male, Gott, du merkst es kaum.
Ich fühle dich. An meiner Sinne Saum
beginnst du zögernd, wie mit vielen Inseln,
und deinen Augen, welche niemals blinzeln,
bin ich der Raum.
Du bist nicht mehr inmitten deines Glanzes,
wo alle Linien des Engeltanzes
die Fernen dir verbrauchen wie Musik, –
du wohnst in deinem allerletzten Haus.
Dein ganzer Himmel horcht in mich hinaus,
weil ich mich sinnend dir verschwieg.
Ich bin, du Ängstlicher. Hörst du mich nicht
mit allen meinen Sinnen an dir branden?
Meine Gefühle, welche Flügel fanden,
umkreisen weiß dein Angesicht.
Siehst du nicht meine Seele, wie sie dicht
vor dir in einem Kleid aus Stille steht?
Reift nicht mein mailiches Gebet
an deinem Blicke wie an einem Baum?
Wenn du der Träumer bist, bin ich dein Traum.
Doch wenn du wachen willst, bin ich dein Wille
und werde mächtig aller Herrlichkeit
und ründe mich wie eine Sternenstille
über der wunderlichen Stadt der Zeit.
Mein Leben ist nicht diese steile Stunde,
darin du mich so eilen siehst.
Ich bin ein Baum vor meinem Hintergrunde,
ich bin nur einer meiner vielen Munde
und jener, welcher sich am frühsten schließt.
Ich bin die Ruhe zwischen zweien Tönen,
die sich nur schlecht aneinander gewöhnen:
denn der Ton Tod will sich erhöhn –
Aber im dunklen Intervall versöhnen
sich beide zitternd.
Und das Lied bleibt schön.
Wenn ich gewachsen wäre irgendwo,
wo leichtere Tage sind und schlanke Stunden,
ich hätte dir ein großes Fest erfunden,
und meine Hände hielten dich nicht so,
wie sie dich manchmal halten, bang und hart.
Dort hätte ich gewagt, dich zu vergeuden,
du grenzenlose Gegenwart.
Wie einen Ball