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Das Erwachen: Die Chroniken von Licht und Schatten - Band 1
Das Erwachen: Die Chroniken von Licht und Schatten - Band 1
Das Erwachen: Die Chroniken von Licht und Schatten - Band 1
eBook493 Seiten6 Stunden

Das Erwachen: Die Chroniken von Licht und Schatten - Band 1

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Über dieses E-Book

Inka, Griechen, Ägypter, Römer und Stämme des Nordens. Viele Völker, viele Mythologien. Auf den ersten Blick trennt sie so viel und doch sind sie verbunden durch uralte, nie erzählte, Geschehnisse. Geschehnisse deren Auswirkungen sogar bis in die heutige Zeit hineinstrahlen. Durch sie werden John, Julia, Megan und Jacob, ihres Zeichens eigentlich normale unbescholtene Jugendliche, in eine Verschwörung hineingezogen, die schon seit ewiger Zeit unter der Oberfläche der Gesellschaft schlummert. Gemeinsam werden sie vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt, sie sollen das Erwachen uralter finsterer Wesen, der Dunklen, verhindern. Wird es ihnen gelingen, den Wiederaufstieg der Dunklen zur Macht aufzuhalten und die Menschheit vor dem drohenden Untergang zu bewahren?
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum31. Jan. 2018
ISBN9783740774301
Das Erwachen: Die Chroniken von Licht und Schatten - Band 1
Autor

C.G. Kreher

C.G. Kreher wurde 1998 in Mainz am Rhein geboren. Schon in frühen Jahren entwickelte er eine starke Begeisterung für phantastische Welten und ihren Hang zu unendlichen Möglichkeiten für jedermann, der in ihnen lebte. Mit »Das Erwachen« veröffentlicht er nun den ersten Band der Romanreihe »Die Chroniken von Licht und Schatten«, in welcher er genau solch eine Welt kreierte, eine Welt gefüllt mit unendlichem Staunen.

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    Buchvorschau

    Das Erwachen - C.G. Kreher

    konnte.

    John

    1. Kapitel:

    Sand, Sand und noch mehr Sand

    Langsam öffnete ich die Augen. Von den grellen Strahlen der Sonne geblendet versuchte ich mich umzusehen. Erst konnte ich dank der um mich herrschenden Helligkeit kaum etwas erkennen und musste mehrmals blinzeln, um mich an sie zu gewöhnen.

    Langsam begann das Bild auf meiner Netzhaut Konturen anzunehmen, wenn auch keine erfreulichen. Um mich herum war nichts als Sand, meilenweit. Wo verdammt noch einmal war hier ich bloß? Klar, inmitten irgendeiner Wüste am Arsch der Welt. Nur wie war ich bloß hierhingekommen? Ich wusste es nicht.

    Die Glieder meines Körpers schmerzten und die Hitze der Wüste, welche kaum auszuhalten war, machte es mir nicht gerade einfacher. Sie prallte, gepaart mit brennend heißer Luft, ungebremst auf mich herab und schien mir so auch noch den letzten Tropfen Wasser aus meinem eh schon ausgetrockneten Körper saugen zu wollen.

    Langsam versuchte ich aufzustehen, knickte aber sofort wieder kraftlos ein und landete mit dem Gesicht zuvorderst wieder im glühend heißen Wüstensand. Ich hatte Müh und Not meine Beine unter Kontrolle zu bekommen, doch waren sie nicht der einzige Teil meines Körpers, der mir den Dienst verweigerte. Fast sämtliche meiner Gliedmaßen waren taub.

    Unter großer Anstrengung gelang es mir dann doch nach einiger Zeit mich irgendwie auf die Beine zu hieven. Mit vorgehaltener Hand versuchte ich in der Nähe irgendein Zeichen von Zivilisation zu erkennen, aber weit und breit war nichts zu sehen, außer Sand, sehr viel Sand.

    Ein hoffnungsloses Seufzen entfleuchte meinem Mund.

    Dann drehte ich der Sonne den Rücken zu und stapfte los, den immer gleichen sandigen Untergrund entlang, hoffend irgendwo auf Rettung zu treffen. Auf diese Weise erhielt mein wahrscheinlich von der Sonne schon längst rotgebranntes Gesicht immerhin einen geringen Schutz vor der unmittelbaren UV-Strahlung. Außerdem hatte ich so eine Richtung in die ich gehen konnte, welche eine genauso hohe Wahrscheinlichkeit hatte auf Zivilisation zuzuführen, wie jede andere die ich hätte wählen können.

    Zusätzlich war vorteilhaft, dass ich somit in meinem Rücken einen Orientierungspunkt hatte, der es mir ermöglichen würde eine halbwegs gerade Strecke entlangzulaufen. Hatte ein verirrter Mensch dies in der Wüste oder ähnlichen Gegenden nicht, würde es ihm nicht möglich sein länger als 20 Meter geradeaus zu laufen, danach fangen die Schritte eines Menschen nämlich ohne einen konkreten Anhaltspunkt an zu mäandern und man würde immer nur hoffnungslos verloren im Kreis laufen.

    Doch trotz all dieser schönen Überlegungen war mir nur allzu schmerzlich bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit auf Rettung zu treffen verschwindend gering war. Aber einfach hier mitten im Nirgendwo sitzen zu bleiben, verzweifelt auf Rettung zu warten und gar nichts zu unternehmen, war keine Option für mich, immerhin stieg meine Chance auf Rettung so zumindest ein kleines bisschen an.

    Nach einiger Zeit, ich weiß nicht mehr wie lange, es könnten Stunden, aber genauso gut auch Tage gewesen sein, waren die Ränder meiner Schuhe voll Sand gelaufen und meine Beine taten mir so weh, dass ich das Gefühl hatte, sie würden mir gleich abfallen und neben mir im Sand liegen bleiben. Das war allerdings auch irgendwo ein gutes Zeichen, denn immerhin war noch irgendein Gefühl in ihnen zu haben, trotz meines akut dehydriertem Zustandes wohl besser als überhaupt keines mehr.

    Während ich noch völlig damit beschäftigt war, langsam vor mich hin zu stapfen und mich selbst zu bemitleiden, tauchte am Horizont langsam eine kleine Gruppe von Zelten auf. Als ich sie mir dann auch endlich ins Auge fielen, war es als würde eine große Last von meinen Schultern genommen. Menschen, Zivilisation, genau das, auf dass ich gehofft hatte. Es durfte sich nur bloß nicht um eine verdammte Fata Morgana handeln. Solch eine hatte mich nämlich schon einmal, einige Zeit zuvor getäuscht, in Form eines scheinbaren Wasserlochs, das sich dann allerdings beim Näherkommen nur als eine Senke voll Sand entpuppt hatte.

    Ich beschloss, auf das Beste zu hoffen und nicht gleich alle Hoffnung sausen zu lassen. Also schleppte ich mich mit allerletzter Kraft in Richtung der Zelte. Während ich langsam näherkam, stellte ich überrascht und glücklich fest, dass ich mich diesmal nicht geirrt hatte, dass die Zelte tatsächlich da waren und dass es sich nicht wieder um irgend so eine bescheuerte Wüstenhalluzination handelte.

    Im Nachhinein hätte mir die Grabesstille, die über dem Camp lag, eigentlich auffallen müssen, aber ich war so erschöpft, dass ich nur noch daran denken konnte in den Zelten nach Wasser und etwas Essbarem zu suchen und mich dann in einem von ihnen zum Schlafen hinzulegen.

    Gesagt getan und tatsächlich fand ich in einem Zelt in der Nähe die Reste einer recht kargen Brotmahlzeit, reichlich Wasser und eine provisorische Feldmatratze, wie sie oft von Campern oder Backpackern für lange Wanderungen genutzt wurde. Ich verschlang die Reste der Mahlzeit trotzdem ohne lang zu zögern, solch ein Hunger und Durst quälte mich nach der anstrengenden Wüstenwanderung.

    Ich achtete von beidem angetrieben dabei nicht einmal großartig auf die Größe der Bissen, was mich nicht nur einmal zu einem starken Hustenanfall verleitete.

    So füllte sich mein gähnend leerer Magen auch endlich wieder etwas und der Dehydration wurde entsprechend entgegengewirkt. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon nichts mehr zu Essen und Trinken gehabt hatte, aber dem begierigen Grummeln meines Magens nach zu urteilen, dass mich meine ganze Wanderung über zusätzlich gefoltert hatte, war meine letzte Mahlzeit schon eine ganze Weile her gewesen, deutlich länger als seit meinem Aufwachen in der Wüste.

    Während ich so darüber nachdachte, wann ich wohl das letzte Mal etwas zu beißen zwischen den Zähnen gehabt hatte, fiel mir mit Schreck auf, dass das nicht der einzige Punkt war an dem mein Gedächtnis versagte. Ich konnte mich an eigentlich gar nichts mehr erinnern, nur meinen eigenen Namen und meine Herkunft konnte ich noch aus den Windungen meines Gehirns herausziehen. Mein Name war John Mackenforth und meine Heimat der Sunshine-State Florida, in dem ich in der wunderschönen Stadt Miami Beach lebte. Mit wem oder warum ich jedoch dort lebte, geschweige denn ob ich dort Verwandte, Freunde oder auch nur Bekannte hatte entzog sich allerdings völlig meiner Erinnerung. Dort wo die Erinnerung an all das eigentlich hätte sitzen müssen war nur ein riesiges schwarzes Loch, das jeden Gedanken der sich in seine Nähe zu wagen schien direkt verschlang.

    Momentan, mit frisch gefülltem Magen und ausgepowert durch die Wanderung, war ich jedoch zu erschöpft um mir darüber weitere Gedanken zu machen. Anstatt also weiter darüber nachzugrübeln, was im Moment eh zu keinem Sinnvollem Ausgang geführt hätte, ließ ich mich erschöpft und kraftlos auf die Matratze am Rand des Zelts fallen. Ich konnte mir immerhin auch noch am nächsten Tag Gedanken über das Fehlen meiner Erinnerungen machen und darüber, wie ich bloß in meine momentane Situation gelangt war. Passenderweise fing es auch grade an zu dämmern und so fiel ich, von beginnender Dunkelheit umgeben und warm eingemummelt unter einer extra für Wüstenächte vorgesehenen Decke, vor Erschöpfung in einen tiefen traumlosen Schlaf.

    Ein lautes Geräusch von außerhalb des Zelts riss mich unsanft aus dem wohltuenden Schlummer. Ich wollte gerade die Zeltwand öffnen um mich bei den Bewohnern des Lagers für mein so plötzliches Eindringen am gestrigen Abend zu entschuldigen, da hörte ich aus der Entfernung das laute Knallen mehrerer Pistolenschüsse.

    Ich erstarrte mitten in der Bewegung.

    „Verdammt, was ist da draußen nur los?" schoss es mir durch den Kopf.

    Wie mir beim Anblick der Dunkelheit innerhalb des Zelts auffiel war es draußen noch tiefste Nacht, ergo hatte ich wohl auch nicht allzu viel geschlafen. Ich konnte mir schon denken, dass es nicht die beste Idee gewesen wäre, einfach so aus dem Zelt herauszustolpern und den Leuten, um wen auch immer es sich bei ihnen handeln würde, einen Guten Abend zu wünschen. Also suchte ich fieberhaft nach einer Alternative. Am besten musste ich mich irgendwie unentdeckt aus dem Zelt herausschleichen. Ich begann also in der Finsternis des Zeltinneren herumzutasten, nach einem Messer oder ähnlichem suchend um die hintere Zeltwand aufzuschneiden, denn den Zelteingang zu nehmen kam ja nun nicht mehr infrage. Doch fiel mir auf die Schnelle keines der beiden in die Hände oder auch nur irgendein Gegenstand, den ich als Messer hätte missbrauchen können. Stattdessen ertasteten meine Finger schließlich die Umrisse eines Strumfeuerzeugs. Ich klaubte es vorsichtig auf und ließ es dann so leise wie irgend möglich aufflammen. Durch den kleinen Lichtkegel, den es mir bot, konnte ich einen kleinen Tisch mit einigen Schubladen in der Nähe der Matratze erkennen, welchen ich vorher in der Schwärze des Zelts und durch die Hektik des panischen Herumsuchens, wohl vollkommen übersehen hatte.

    Ich hatte am Abend zuvor auf ihm doch sogar meine kleine Mahlzeit gefunden, die mir regelrecht den Arsch gerettet hatte und trotzdem hatte ich ihn beim Durchsuchen des Zelts eben gekonnt übersehen. In der untersten Schublade fand sich dann auch tatsächlich etwas, das ich gebrauchen konnte, ein professionelles Schweizer Taschenmesser. Mit ihm schnitt ich vorsichtig die hintere Zeltwand auf, in der Hoffnung, dass dort nicht irgendjemand herumlaufen und mich entdecken würde.

    Nachdem ich mich durch das enge Loch gezwängt hatte, richtete ich mich auf und schaute mich vorsichtig um. Ich konnte niemanden entdecken, nur ein schwacher Lichtschein strahlte, fast unsichtbar, hinter ein paar Zelten in der Nähe hervor. Mit einem Schnappen schloss ich das Sturmfeuerzeug wieder, die Sterne und der Mond am Himmel außerhalb des Zelts waren klar am Himmel erkennbar und boten mir genug Licht um mich notdürftig zu orientieren, somit bestand keine Notwendigkeit möglicherweise mit dem Sturmfeuerzeug unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich ließ das Schweizer Taschenmesser in meinen Hosentaschen verschwinden und begann mich vorsichtig dem Ursprung des Lichtscheins zu nähern, den ich eben erspäht hatte, wobei sich meine Augen langsam immer besser an die Dunkelheit der Nacht anzupassen begannen.

    An seinem Ursprung angekommen entdeckte ich zwei Männer, die sich vor einem Lagerfeuer sitzend, offensichtlich die Quelle des Lichtscheins, lautstark unterhielten. Gut hinter einem Zelt in der Nähe versteckt, hörte ich mir an, was die beiden zu sagen hatten:

    „Die ist ganz schön widerspenstig was.", gab der linke der beiden von sich.

    Das kannste aber laut sagen., antwortete der rechte.

    „Wieso muss der Boss eigentlich immer so einen riesigen Aufstand machen? War doch nicht mal schwer die kleine wieder einzufangen nachdem sie uns entwicht ist!", erwiderte der linke.

    „Keine Ahnung, ich glaube der Arsch scheucht einfach nur gerne Leute durch die Gegend.", war die knappe Antwort des rechten.

    „Hast wahrscheinlich recht, sollten uns keinen Kopf drum machen.", stimmte ihm der linke zu und zuckte entnervt mit den Schultern.

    So in etwa ging das Gespräch noch eine ganze Weile weiter, bis mich ein kaum hörbares Geräusch, welches von irgendwo knapp hinter den beiden Männern herkam, aus der Konzentration riss und ich ihnen weder länger zuhören konnte, noch wollte. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, über wen die beiden eigentlich andauernd geredet hatten und genau das sollte ich nun herausfinden. Vorsichtig schlich ich mich im Sichtschutz der Zelte um das Lagerfeuer herum, hinter den Rücken der beiden und tatsächlich, da war ein junges Mädchen, mit glattem blondem hüftlangem Haar. Sie war zweifelsohne die Person von der die beiden Männer, bei denen es sich um ihre Wachen zu handeln schien geredet hatten.

    Sie musste so etwa in meinem Alter sein, also circa siebzehn bis achtzehn Jahre alt und war an einen Stein, wenige Meter hinter den Wachen gefesselt. Zu allem Überfluss hatten die Typen ihr auch noch einen, von einem Zelt abgerissenen, Fetzen Stoff als Knebel in den Mund gesteckt, was ziemlich unnötig war, immerhin waren wir hier inmitten der Wüste. Hätte sie um Hilfe geschrien hätte es also doch eh niemand hören können.

    Vorsichtig, immer darauf bedacht mit meinen Schritten ja nicht die nur wenige Meter entfernten Wachen auf mich Aufmerksam zu machen, denn die waren vielleicht nicht gerade die hellsten Leuchten an der Tanne, aber bestimmt auch nicht schwerhörig, ging ich noch einige Schritte weiter und verstreckte mich hinter einem größeren Felsbrocken, von denen es auf dieser Seite des Lagers so einige gab.

    „Schon komisch, Steine in der Wüste?", ging es mir durch den Kopf, bis mir auffiel, dass es sich eigentlich gar nicht um wirkliche Steine handelte, sondern dass sie vielmehr nur die Spitze einer viel Größeren, unter dem Sand liegenden, Gesteinsformation waren. Man vergaß oft, wenn man von Wüsten sprach, dass viel von ihnen nur aus Stein und Geröll bestand und eben nicht nur aus dem schier endlosen Sandmeer das man aus Hollywood Produktionen kannte. Zugegeben, das machte sich wahrscheinlich deutlich besser in Filmen und ähnlichem, entsprach aber nicht ganz der Realität, wie man hier einmal wieder sah. Aber, ich schweife vom Thema ab:

    An den Stein vor mir gefesselt drehte sie mir gezwungenermaßen den Rücke zu, genauso wie die beiden Wachen vor ihr, deren Gesprächsthemen in der Zwischenzeit auch nicht viel interessanter geworden waren. Irgendwie hatte ich das komische Gefühl, dass ich sie von irgendwoher kennen müsste, aber ich kam einfach nicht darauf woher. Eigentlich konnte das auch gar nicht sein, denn immerhin sah ich sie in diesem Moment zum ersten Mal, zumindest soweit ich mich erinnern konnte, was ja momentan nicht allzu viel hieß.

    Da es so gut wie unmöglich war mit ihr zu reden, geschweige denn sie zu befreien, während ein paar Meter weiter zwei Kraftprotze mit Maschinengewehren Wache schoben, beschloss ich erst einmal nichts zu tun und abzuwarten.

    Das war aber keine gute Entscheidung, denn bevor die beiden einschliefen, weggingen oder durch sonst etwas so hätten abgelenkt werden können, sodass es mir möglich gewesen wäre das Mädchen ungesehen zu befreien, kamen nach circa einer halben Stunde des Wartens noch mehr Männer ihres Kalibers hinzu, die sich den beiden am Lagerfeuer anschlossen. So in etwa dreißig waren es. Sie stellten sich um das Feuer in einem Kreis auf. Zum Glück hatte ich, ihre Ankunft erahnend, mein Versteck hinter dem Stein schon verlassen und mich wieder hinter einem der Zelte platziert, sonst hätte mich nachher noch einer von ihnen bemerkt und das wäre sicherlich nicht gut ausgegangen, für mich.

    Als letzter schloss sich der Gruppe ein mindestens zwei Meter großer Hüne an, offensichtlich ihr Anführer und stellte sich an der Frontseite des Lagerfeuers auf, wenn man bei einem runden Lagerfeuer überhaupt von einer Frontseite sprechen konnte. Von dieser Position aus war er für jeden gut zu erkennen. Dies war wahrscheinlich auch der tiefere Sinn hinter seiner Platzwahl, um durch sie mehr Eindruck auf seine Männer vor ihm schinden zu können. Allein bei seinem Anblick aus der Ferne wurde mir schon mulmig zumute und ich befand mich ja nicht mal ansatzweise in der Reichweite seiner Aufmerksamkeit. Ich konnte mir nur schwer vorstellen wie sich seine Männer gefühlt haben mussten, während sein prüfender Blick langsam über ihre Reihen wanderte.

    Das Gesicht des Hünen war von mehreren Narben gekennzeichnet. Eine von ihnen ging sogar quer über die gesamte vordere Fläche seines Gesichts. Sein restlicher Körper, aber vor allem seine Oberarme, waren mit mir unbekannten, komisch mystisch aussehenden Symbolen tätowiert.

    Ich war nur froh, dass ich nicht an der Stelle der beiden Wachen war, die ich die ganze Zeit vorher über belauscht hatte, denn kaum waren die beiden aufgestanden, um ihren Anführer zu begrüßen, stauchte er sie mit Schimpfwörtern, Beleidigungen und lauthalsen Drohungen zusammen, als gäbe es kein Morgen. Würde ich sie hier jetzt für euch wiederholen, würde ich mit Sicherheit einen diplomatischen Zwischenfall auslösen, wenn nicht sogar gleich den dritten Weltkrieg. Nach einiger Zeit des Rumbrüllens, wüsten Fluchens und mehrerer Blicke, die dem Begriff Todesblick alle Ehre machten, beendete der Hüne schließlich auch seine Schimpftirade und stellte nun insgesamt fünf Leute zur Bewachung des Mädchens ab, als ob sie ihnen, so gefesselt und geknebelt, überhaupt irgendetwas hätte anhaben können.

    „Au, Julia! Musstest du mir dafür jetzt wirklich gleich eine reinhauen? Ist doch wahr, dass du an den Stein gefesselt warst und nicht die geringste Chance hattest ohne fremde Hilfe zu entkommen."

    „Mir wäre auch so irgendwann schon etwas eingefallen. Deine Hilfe hätte ich echt nicht nötig gehabt, also spiel dich hier jetzt nicht so auf."

    „Wenn du meinst."

    Sorry für die kleine Unterbrechung Leute, aber ihr werdet demnächst noch genug Gelegenheit haben Julias wunderschöne Stimmte zu hören, also: Wo war ich?

    Ach ja genau, die fünf Männer, die der Hüne als Wachen gewählt hatte, waren sicher nicht die beste Entscheidung seines Tages gewesen, denn kaum waren er und der Rest wieder von dannen gezogen, da holten sie auch schon mehrere Flachmänner aus ihren Taschen und kippten sie sich genüsslich, einen nach dem anderen, hinter die Binde. Was für eine Art von Schnaps sich auch immer im Inneren der Flachmänner befunden hatte, es war zweifelsohne kein leichtes Zeug, denn die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Minuten lagen alle fünf, lauthals im Kreis um die Wette schnarchend, auf dem Boden um die Feuerstelle herum.

    Julia

    2. Kapitel

    Die Archäologen

    „Halt! Jetzt bin ich erst mal dran, immerhin hat John gerade eben auch selbst gesagt das ihr meine Sichtweise auch noch hören solltet. Außerdem versteht ihr sonst sowieso nicht was danach passiert ist."

    „Hey, gib mir sofort das Mikro wieder zurück!"

    „Vergiss es! Oh, da fällt mir ein, ich haben mich ja noch gar nicht vorgestellt. Hi, ich bin Julia und der nervige Typ von eben ist, wie ihr euch wahrscheinlich schon denken könnt, John, der sich für den coolsten hält, was John?

    Starr mich nicht so entgeistert an von da hinten. Du brauchst dich nicht immer noch daran aufzugeilen, dass du mich gerettet hast! Mensch, lern mal Bescheidenheit.

    Immerhin bist du auch nicht in der Nähe von lauter Raubtieren aufgewacht, sondern allein in der Wüste, wo dir nichts passieren konnte! Hast du etwa schon vergessen wem du das zu verdanken hast?"

    Sorry, John kann manchmal echt nervig sein. Also fangen wir an: Ich wollte euch ja gerade erzählen, wie ich inmitten einer Gruppe von Löwen aufgewacht bin und mich fragte wie ich verdammt noch mal dort hingekommen war.

    Mein Kopf brummte vor Schmerz, als ich aufwachte. Alles um mich herum drehte sich und schwankte hin und her.

    Mühsam hievte ich mit unter immensen Anstrengungen auf die Beine, fiel jedoch aufgrund meines noch fehlenden Gleichgewichtssinns gleich wieder zurück.

    „Auf ein Neues!", sprach ich mir selbst Mut zu und versuchte probierte es gleich nochmal. Und tatsächlich, diesmal gelang es mir auch endlich halt zu finden und festen Fußes stehen zu bleiben. Dann begann ich mich, mit langsam abnehmendem Schädelbrummen, umzusehen. Unwillkürlich entfuhr mir ein leises Fiepen, als ich die eben schon erwähnte Gruppe von Löwen bemerkte, die gemütlich neben mir im Sand lag und dort ihren Mittagsschlaf zu halten schien. Inmitten des Nichts einer scheinbar endlosen Wüste lagen die Löwen einfach so neben mir in Sand, zumindest im Moment, friedlich schlafend und somit auch hoffentlich relativ harmlos.

    Außerdem lag neben mir im Sand auch noch ein Junge.

    Er musste etwa in meinem Alter sein, hatte dunkles kurzes Haar, eine recht muskulöse Figur und ich hatte das komische Gefühl, ihn von irgendwoher kennen zu müssen.

    Es hieß also erstmal einen kühlen Kopf zu bewahren und irgendwie aus dieser direkten Gefahr zu entkommen. Ich versuchte vorsichtig den Jungen aus seinem Schlaf zu wecken, doch er wollte einfach nicht reagieren. Er schien bewusstlos zu sein.

    Na toll! Jetzt durfte ich mich auch noch darum kümmern neben mir den Jungen aus dieser misslichen Lage zu befreien. So hilflos wie er dalag hätten ihn die Löwen sonst irgendwann zweifellos in Stücke gerissen.

    Vorsichtig richtete ich mich zu voller Gänze auf und packte den Jungen an den Füßen, ihr würdet mir nicht glauben wie schwer er war, er wog mindestens mal achtzig Kilo.

    Nach kurzer Überlegung versuchte ich vorsichtig den Kreis der schlafenden Löwen zu verlassen, ohne dabei einen von ihnen zu berühren oder ihnen gar auf den Schwanz zu treten, was sie zweifelsohne aufgeweckt hätte. Den Jungen zog ich, so gut es eben ging und dabei höllisch aufpassend, dass sein Körper die Löwen nicht in ihrem Schlummer stören würde, hinter mir her. Das gelang mir erstaunlich gut, nur an einer Stelle wäre ich fast einem Löwenjunges auf den Schwanz getreten, was ich allerdings im letzten Moment noch bemerkt und so verhindern konnte. Für den Fall das mir das nicht rechtzeitig aufgefallen wäre könnt euch bestimmt denken, wie die Situation ausgegangen wäre. Zum Glück blieb mir aber eine solch erbärmlich hilflose Situation erspart und ich konnte so nach und nach ein bisschen Raum zwischen uns und die Löwen bringen.

    Ich zog den Jungen die nächstbeste Düne hinauf und machte dort eine Verschnaufpause. Dann sah ich mich noch einmal gründlich um und versuchte abermals den Jungen wachzurütteln, aber auch diesmal zeigte er keinerlei Reaktion. Erschöpft ließ ich mich neben dem Jungen im Sand nieder und seufzte laut. Was für eine erbärmliche Situation in der wir beiden nun waren.

    Doch halt, plötzlich entdeckte ich in der Ferne mehrere Jeeps, die scheinbar auf meine Position zuhielten. Den Jungen ließ ich sicherheitshalber vorsichtig hinter mir die Düne, auf der wir uns befanden, herunterrollen. Nur für den Fall, dass die Ankömmlinge irgendwelche Nomaden oder Räuber wären, die nichts Gutes mit uns im Sinn hatten und nicht zögern würden, selbst hilflosen jungen Menschen wie uns beiden, noch das letzte bisschen zu nehmen, dass wir noch besaßen und uns dann wieder in der Wüste auszusetzen. Das einzig nennenswerte das wir beiden nämlich noch an uns trugen war unsere Kleidung und auf die wollte ich verständlicherweise nicht verzichten müssen!

    Dann, denn Jungen in Sicherheit hinter der Düne wissend, lief ich langsam den Jeeps entgegen. Ich hatte Glück, es waren nette Leute, Archäologen wie sie sagten.

    Ein junger Mann, ich würde sagen so Mitte vierzig, offensichtlich ihr Anführer, fragte mich mit freundlicher Stimme wie ich hieße und woher ich käme.

    Ich antwortete ihm, dass ich Julia hieße, aber bei dem Versuch ihm mehr über mich zu erzählen, fiel mir mit Schrecken auf, dass ich mich an fast nichts mehr aus meinem Leben erinnern konnte. Außer meinem Namen fiel mir nur noch meine Heimatstadt ein: Miami Beach.

    Die Archäologen waren sogar so nett und freundlich zu mir, dass ich den Jungen darüber ganz vergaß und einfach dort an Ort und Stelle liegen ließ, was, wie ihr mittlerweile bestimmt gemerkt habt, riesiges Glück gewesen war, sowohl für ihn, als auch für mich.

    Wir fuhren gemeinsam mit den Jeeps zum Lager der Archäologen. Ihr Chef, wie ich herausfand hieß er Clark, erlaubte mir mich bei ihnen erstmal ein paar Tage auszuruhen, in der Hoffnung das so vielleicht mein Gedächtnis allmählich zurückkehren würde und ich ihm sagen könnte auf welchem Weg er mich am besten in meine Heimat und zu Vertrauenspersonen zurückschicken könnte.

    Trotz meiner Situation war er immer noch gut gelaunt, ja sogar regelrecht euphorisch seine Forschungen betreffend und nötigte mich so recht schnell dazu, ihm zu versprechen, mir am nächsten Tag seine Ausgrabungsstätte anzusehen. Zudem versprach er mir, dass er und seine Männer mich dabei unterstützen würden herauszufinden, warum ich inmitten der Wüste ohne mein Gedächtnis aufgewacht war und mich gegebenenfalls auch bis zum nächsten Flughafen bringen würden, würden meine Erinnerung plötzlich wieder zurückkehren.

    Es dämmerte schon, als wir ihr Lager erreichten, also ließ ich mir von Clark eines der Zelte des Archäologencamps zuweisen, in dem ich mich dann auch prompt auf die recht simpel gehaltene Matratze fallen ließ und sofort einschlief.

    Am nächsten Morgen fiel mir mit Schrecken wieder ein, dass ich den Jungen einfach allein und hilflos inmitten der Wüste zurückgelassen hatte. Ich nahm mir vor Clark darum zu bitten einen Suchtrupp auszuschicken um ihn zu hohlen. Nach dem Frühstück, welches überraschenderweise gar nicht so karg war wie man es mitten in der Wüste erwartet hätte, erzählte ich Clark von den Jungen und seiner Notlage woraufhin ihm erstmal prompt der Morgenkaffe im Halse stecken blieb. Sofort versprach er mir ein paar Leute mit einem Jeep loszuschicken um nach dem Jungen zu suchen.

    Erleichtert lehnte ich mich mit prall gefülltem Magen in die Lehen des Campingstuhles zurück, doch Clark ließ mir keine Sekunde Ruhe.

    Er bestand abermals darauf mir seine Forschungen zu zeigen, ganz schön penetrant der Mann, also folgte ich ihm, wie ich es gestern versprochen hatte, zur Ausgrabungsstelle.

    „Hier graben sie also nach Fossilien und Dinosaurierskeletten? Wir sind hier doch mitten in der Wüste. Gibt es hier so was überhaupt?" fragte ich ihn, freundlich Interesse heuchelnd. Er lachte laut auf und erwiderte:

    „Nein, wir suchen nicht nach Fossilien oder Dinosaurierskeletten. Das was du meinst sind Paläontologen. Die suchen nach Knochen und solchen Dingen, wir suchen und katalogisieren Überbleibsel von antiken Zivilisationen. Mauerreste, alte Vasen, Schrifttafeln und dergleichen. So versuchen wir Teile der Vergangenheit wiederzuentdecken, die im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Eigentlich sollte ich dir das nicht sagen, aber wir stehen hier grade vor der wahrscheinlich bedeutendsten Entdeckung der Ägyptischen Antike seit dem Fund des Rosetasteins. Wenn meine Theorie stimmt, dann wird dieser Fund unserer Bild über die gesamte Antike der Weltgeschichte komplett verändern."

    „Wir sind hier also in Ägypten?", fragte ich rasch nach, immerhin war das die Information, die für mich am ehesten von Belang war.

    „Aber ja doch meine Liebe.", antwortete er.

    „Und, was ist jetzt diese unglaubliche Entdeckung? ", fragte ich nun deutlich interessierter nach, um ihn nicht zu kränken, denn die Enttäuschung über mein Mangelndes Interesse stand ihm mehr als klar ins Gesicht geschrieben.

    „Es handelte sich um einen scheinbar riesigen unterirdischer Komplex, der der Radiokarbonanalyse einige Fragmente nach die wir bis jetzt gefunden haben, über fünf Jahrtausende alt sein muss. So wie es aussieht, gab es aber früher auch mal einen oberirdischen Teil.

    Dabei hat es sich wohl um so etwas wie eine Tempelanlage gehandelt. Die Inschriften auf den Mauerüberresten des oberen Teils waren sehr verwirrend, aber sie stimmen in einem überein, nämlich das dieser Ort für die Ägyptische Kultur von enormer Bedeutung war."

    „Haben sie den Eingang zum unterirdischen Teil denn schon freigelegt?", hackte ich nun doch ernsthaft interessiert nach.

    „Ja haben wir, aber wir können ihn nicht öffnen.", erwiderte er und zog ein enttäuschtes Gesicht.

    „Ah, ok. Und was ist jetzt ihre alles verändernde Theorie?"

    Gerade als er antworten wollte hörte ich aus der Ferne mehrere Jeeps dröhnend näherkommen. Plötzlich hörten alle Archäologen und Arbeiter in der Grube vor uns mit der Arbeit auf und sahen überrascht zu Clark und mir hoch, offensichtlich hatten sie nicht mit Besuch gerechnet. Doch Clark wirkte, als wüsste er mehr als seine Mitarbeiter.

    Er schaute mich mit Panik in den Augen an und sagte ich solle mich schnell in einem der Zelte verstecken. Dann fing er an Befehle durch die Gegend zu brüllen um seine Männer zu animieren. Ich tat ungefragt, wie er mir geheißen hatte und versteckte mich in einem Zelt in der Nähe. Als die Jeeps ankamen konnte ich, durch die Zeltwand gedämpft, mehrere Stimmen erkennen. Eine sehr raue und laute Stimme, die wohl kaum zu einem der Archäologen hier gehörte, schrie wild Befehle durch die Gegend:

    „Durchsucht das ganze Camp und seht zu, dass euch keiner entwischt! Wir haben keine Zeit für unnütze Suchaktionen!"

    Glücklicherweise liefen sie den wenigen aus Clarks Truppe, die den Ernst der Lage rechtzeitig erkannt und sich aus dem Staub gemacht hatten, wortwörtlich nach, sodass ich genug Zeit hatte, um wieder aus dem Zelt herauszukommen und mich dann hinter einer der Dünen in der Nähe des Camps zu verstecken. Mit Schrecken musste ich jedoch von hier aus feststellen, dass sie Clark und einige andere der Archäologen in der Mitte des Lagers wie Vieh zusammentrieben. Ein mindestens zwei Meter großer Hüne mit Armen wie ein Preisboxer und seltsamen Tattoos über dem ganzen Körper, scheinbar der Anführer der Eindringlinge, schrie Clark an, er sollte ihm gefälligst sagen ob er alle von ihnen erwischt hätte oder ob noch andere aus seinem Team frei herumliefen.

    Clark wollte ihm aber auch nach körperlicher Malträtierung nichts sagen, hach, er war halt noch ein ganzer Kerl, sowas war selten heutzutage. Erst als der Hüne seinen Männern befahl für jede Frage, die er ihm nicht beantwortete, einen seiner Kollegen zu erschießen gab er nach.

    „Ja, ich weiß was du jetzt denkst John und nein ich war nicht in Clark verknallt, ok er sah zwar ganz gut aus, war aber deutlich zu alt für mich! Ist es etwa ein Verbrechen es schön zu finden, wenn ein Mann auch mal etwas Rückgrat zeigt? "

    So genötigt hatte Clark gar keine andere Wahl als dem Hünen zu erzählen was er hören wollte. Er sagte ihm, dass ein paar seiner Männer mit dem Jeep unterwegs wären, um in der Umgebung nach noch einem Eingang in die Anlage zu suchen, was ja nicht stimmte, da er sie auf die Suche nach dem Jungen, ich meine John, geschickt hatte. Ansonsten hatten die Eindringlinge wohl alle seiner Mitarbeiter erwischt, mein Fehlen verschwieg er dem Hünen allerdings gänzlich.

    Mit dieser Antwort zufrieden stellte der Hüne mehrere Suchtrupps zusammen. Er und fünf andere blieben hier um das Lager und die Gefangenen zu bewachen, die anderen schickte er mit den Jeeps los, hinaus in die pralle Hitze der Wüstensonne. Als es langsam dunkel wurde und die Männer des Hünen immer noch nicht zurückgekehrt waren, verließ ich mein Versteck hinter der Düne und schlich ich mich vorsichtig von hinten an Clark heran, der gefesselt inmitten seiner Mitarbeiter um ein Lagerfeuer herumsaß, das die Männer zum Schutz gegen die Kälter der Nacht entzündet hatten.

    „Clark, was machen wir jetzt?", raunte ich ihm so leise wie möglich zu.

    „Julia, bist du das?", fragte er erstaunt.

    „Ja, ich bin‘s. Ich bin denen beim Suchen entgangen, danke das du mich nicht verraten hast. Hast du eine Idee, wie wir euch befreien können?"

    „Nein, aber das ist im Moment auch zweitrangig! Geh bitte zurück zur Ausgrabungsstelle und benutzte den neben dem Eingang gelagerten Sprengstoff um die Ausgrabungsstelle wieder mit Sand zu verschütten. Sie dürfen auf gar keinen Fall den Tempel betreten!"

    „Was? Wieso? Was ist denn so wichtig am Inneren des Tempels und wer zum Heck sind diese Typen überhaupt? Dein Leben ist ja wohl wichtiger als ein paar Olle Artefakte von vor über fünftausend Jahren!", fuhr ich ihn geschockt an.

    „Wir haben keine Zeit für Diskussionen, du musst sofort gehen und machen, was ich dir gesagt habe!", überging er meinen Einwand völlig.

    „Hey, du da hinten, mit wem redest du da?", kam es plötzlich von vorne, offenbar hatte uns eine der Wachen bemerkt.

    Sie kam näher und während Clark versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln, um sie abzulenken, schlich ich mich vorsichtig und langsam hinten aus dem Blickfeld der Wache. Aber der Typ war nicht so dumm wie er aussah.

    Er bemerkte mich, schlug Clark den Pistolenknauf ins Gesicht und richtete sie dann drohend auf mich. Ich blieb auf der Stelle wie erstarrt liegen. Mein Körper versagte mir den Dienst. Keinen einzigen Muskel konnte ich rühren. Die Angst hatte mich am Boden festgefroren, wie die Zunge eines Kindes, dass im Winter auf die dumme Idee gekommen war, an einer Eisscheibe zu lecken.

    „Steh auf, Arme nach oben und dreh dich langsam um, sodass ich dein Gesicht sehen kann.", schrie er.

    Ich kam seiner Aufforderung zögernd nach und richtete mich voller Angst auf. Als ich mich dann auf seine Forderung hin umdrehte und er bemerkte, wie jung ich noch war, lachte er laut auf.

    „Ist das etwa deine Tochter? Na du bist mir aber mal ne ganz treue. Papi, Papi was machen wir jetzt nur und wer sind diese bösen Männer mit den Waffen.", spottete er.

    „Na, ihr beiden werdet als unsere Gefangenen schon noch genug Zeit zum Reden haben.", schloss er und grinste hämisch.

    Er zwang mich neben Clark auf den Boden und fesselte mir die Hände, allerdings nicht besonders gekonnt muss ich zugeben. Dann ging er wieder, wahrscheinlich um seinen Boss über meine Gefangenname zu informieren.

    Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre fing Clark, den der Schlag mit dem Pistolenknauf eben zum Glück nicht K.O. gesetzt hatte, jetzt auch noch an lauthals zu meckern:

    „Na super! Du warst unsere letzte Hoffnung!"

    „Wieso letzte Hoffnung. Das ist doch nur eine Ausgrabungsstelle! Ist ja nicht so, als hätten die Typen damit jetzt die Weltherrschaft."

    „Das zwar nicht, aber wenn wir den Inschriften glauben dürfen, dann steht uns etwas viel viel Schlimmeres bevor."

    „Wie darf ich das denn bitte jetzt verstehen?"

    „Also gut, wenn ich alles richtig verstanden habe, dann…"

    „Schnauze ihr beiden!", unterbrach die Stimme der Wache Clark grob. Sie war zurückgekehrt und hatte den Hünen im Schlepptau.

    „Wer bist du und was hast du hier zu suchen? Du bist doch noch ein Kind!", fuhr mich der Hüne unfreundlich an.

    „Sie ist meine Tochter.", beeilte sich Clark zu sagen.

    „Sie heißt Jane, sie wollte doch nur ihrem alten Vater aus der Patsche helfen. Das hier ist eine Sache zwischen mir und dir, André!"

    „Komm mir nicht so Freundchen, ich glaube dir, dass sie deine Tochter ist, aber ich werde sie genauso gegen dich benutzen, wie deine Kollegen, wenn du mir nicht sagst, was ich wissen will. Wenn meine Männer zurückkommen sagst du mir, wo der Schlüssel für das verdammte Hauptportal ist. Du weißt genau, dass du es nicht verhindern kannst, selbst wenn es nicht heute aufbekomme, irgendwann werden wir Erfolg haben Clark.", sagte er, wobei er Clarks Namen regelrecht mit Verachtung ausspie und dann begann dreckig zu lachen. Doch Clark unterbrach ihn grob:

    „Das werde ich dir niemals verraten, das wirst du schon noch sehen. Und lass verdammt noch mal meine Tochter aus dem Spiel, sie ist unschuldig und hat nichts mit der Sache zu tun."

    Der Hüne fing daraufhin an wie bescheuert zu Grinsen, drehte sich langsam um und entfernte sich kommentarlos wieder. Die Wache blieb hier, um weiterhin ein Auge auf uns zu haben.

    Wir waren beide wie gelähmt. Mir wurde langsam klar, dass die uns umbringen würden, um in diese alten Ruinen hineinzukommen. Gerade als ich den Schock überwunden hatte und Clark fragen wollte was er, bevor er von der Wache so rüde unterbrochen worden war, mir eigentlich hatte sagen wollen, hörte ich die Jeeps wiederkommen.

    Im Stillen hoffte ich, dass sie den Suchtrupp nicht gefunden hatten.

    Und tatsächlich, sie kamen allein zurück. Der Hüne war verständlicherweise entsprechend sauer und faltete sie nach allen Regeln der Kunst zusammen. Nachdem er damit fertig war und sich deren billige Ausrede, die Spuren hätten sich im Sand verlaufen, angehört hatte, fuhr er gemeinsam mit ihnen erneut los. Er ließ dieseleben vier Männer wie zuvor im Camp zurück, zwei für mich und Clark und zwei für die anderen Archäologen, die sie zur Zwangsarbeit an der Ausgrabungsstelle drängten, um auch den letzten Rest Sand vom „Hauptportal", wie sie es nannten, zu entfernen.

    Da die Wache mich vorher ja nicht besonders gut verschnürt hatte, konnte ich mich nun allerdings recht leicht befreien, wovon weder Clark noch unsere beiden Wachen, etwas mitbekamen. Clark war wie in Gedanken versunken und murmelte immer wieder etwas vor sich hin, dass klang wie: „Das ist das Ende." So wie er im Moment drauf war, war er mir als keine große Hilfe, weshalb ich auch beschloss ihn erst einmal zurückzulassen. Und tatsächlich gelang es mir auch mich unbemerkt von unseren Bewachern wegzuschleichen, da die beiden uns den Rücken zugekehrt hatten und Karten spielten, wohl in dem Glauben zwei Wachen für uns beide wären eindeutig zu viel. Tja, falsch gedacht!

    Kaum hatte ich etwas Distanz zwischen die Wachen und mich gebracht, betrat ich das erstbeste Zelt in meiner Nähe und setzte mich hin. Die Ruhe im Inneren des Zelts gab mir die nötige Klarheit, um mir meine

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