Das abenteuerliche Leben des Gunther Plüschow
Von Rolf Helfert
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Rezensionen für Das abenteuerliche Leben des Gunther Plüschow
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Buchvorschau
Das abenteuerliche Leben des Gunther Plüschow - Rolf Helfert
Das abenteuerliche Leben des Gunther Plüschow
Titelseite
1. Einleitung
2. Kindheit und Jugend
2.1 Die Kindheit
3. Schiffsoffizier in der kaiserlichen Marine
Titel
3.3 Offizier auf einem Torpedoboot
3.4 Im Fernen Osten
3.5 Marinedienst in Deutschland
4. „Der Flieger von Tsingtau"
4.2 Letzte Friedenstage in Tsingtau
4.3 Kriegszustand in Tsingtau
4.4 Der Aufklärungsflieger
4.4.2 Bomben und Luftkämpfe
4.4.3 Das Ende in Tsingtau
5. Um den halben Globus - die lange Flucht
5.2 Shanghai
5.3 Amerika
5.4 In britischer Gefangenschaft
5.4.2 In verschiedenen Lagern
5.4.3 Entkommen!
6. Wieder in Deutschland
6.2 Das Ende des Kaiserreiches
7. Vom Militär zum Entdecker
7.1 Der Abstieg: Kinoansager
7.2 Reise nach Südamerika
7.2.2 An Bord der „Parma"
7.2.3 Feuerland
8. Die erste Feuerland-Expedition
8.2 Mit der „Holzpantine" über den Ozean
8.3 Erkundungen per Flugzeug und Boot
8.4 Abschied vom Feuerland und weitere Entdeckungen
8.5 Aufarbeitung der Reise
Titel - 1
9.2 Ungeduld und vorzeitiger Tod
Titel - 2
11. Literatur
Impressum
Das abenteuerliche Leben des Gunther Plüschow
von Dr. Rolf Helfert
Herausgeber: Steglitz Museum
Berlin 2017
1. Einleitung
„ Die Menschen gehen hinaus in die
die Weiten dieser Welt aus unter-
schiedlichen Gründen. Einige
treibt die Liebe zum Abenteuer an,
andere der Hunger nach wissen-
schaftlicher Erkenntnis. Wieder
andere werden angezogen von der
unerklärlichen Faszination des Un-
bekannten".
Ernest Henry Shackleton (1874-1922), Antarktis-Forscher
Gunther Plüschow war eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die mit Lichterfelde verknüpft sind. Er lebte von 1886 bis 1931 und gehörte vier Jahre lang der hiesigen Kadettenanstalt an. Auf dem Lichterfelder Parkfriedhof fand er die letzte Ruhestätte. In Argentinien und Chile ist er fast so berühmt wie Alexander von Humboldt. Auch im eigenen Land war Plüschow seit dem Ersten Weltkrieg jahrzehntelang sehr bekannt, wurde aber später vergessen. Das Museum Steglitz hat seiner noch nie gedacht.
Was ist an Gunther Plüschow so bedeutsam? Er führte erstens ein Leben, das den meisten Menschen im grauen, trüben, langweiligen Alltag verwehrt bleibt und wesentlich die Faszination speist, die viele beeindruckt und auch Plüschows Witwe Isot in ihren Bann schlug. Auf dem Schreibtisch des toten Ehemannes fand sie die folgenden Utensilien: „ein Logbuch (Schiffstagebuch), einen Marinedolch, Flugkarten, Kompasse, eine zerschmetterte Armbanduhr, Steckbriefe von Scotland Yard, Bilder von Gletschern, Urwäldern, Meeresstürmen, ein geborstenes Steuerrad".
Plüschow erlebte Todesgefahr, Glück und dramatische Unglücksfälle, höchste Not, Ruhm und Niederlagen, die noch den besten Abenteuerroman in den Schatten stellen. Zunächst trat er in die kaiserliche Marine ein, stieg zum Offizier auf, absolvierte 1914 innerhalb weniger Tage eine Ausbildung zum Marineflieger, kam gleich darauf in die deutsche Kolonie Tsingtau, wo er als Aufklärungsflieger – der „Flieger von Tsingtau" - berühmt wurde.
Als die Japaner Tsingtau nach wenigen Monaten eroberten, flüchtete Plüschow und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Als einzigem deutschem Soldaten gelang es ihm während des Ersten Weltkriegs, aus Großbritannien zu entkommen. Manchmal hat er die zerstörerische Sinnleere des Krieges erkannt, solche Zweifel aber wohl verdrängt.
1919 verließ der `Wilhelminer` Plüschow die Armee, weil er die Republik ablehnte. Seit Mitte der 20er-Jahre lebte er als Seemann und Flieger, den die geografische Entdeckung und Forschung begeisterte. Mit einem Segelkutter fuhr der pensionierte Ex-Offizier nach Südamerika, weil er sich vorgenommen hatte, mittels eines kleinen Flugzeugs den südlichen Teil Lateinamerikas, insbesondere Feuerland, zu erkunden. 1931 starb er bei einem Flugzeugabsturz in Argentinien. In der zweiten Lebenshälfte demonstrierte er, dass man Abenteuerlust und Kühnheit auch sinnvoll und friedlich nutzen kann.
Bisher fehlt eine deutschsprachige Biografie über Plüschow, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Die immer noch ausführlichste Biografie stammt aus dem Jahr 1933 und wurde von Isot Plüschow geschrieben. Sie sah in ihrem Mann einen feurigen Abenteurer, der wie in einem „Wikingerlied den „ewigen Deutschen voller Fernsehnsucht
verkörperte, einen „Pfadfinder ins abenteuerliche Unbekannte und „deutschen Wiking
. Die naiv-romantische, ideologisch aufgeladene Stilisierung zum „Übermenschen" entsprach dem damaligen Zeitgeist.
Äußerlich zerfiel Plüschows Leben in zwei sehr unterschiedliche Phasen. Er war eben nicht nur ein Abenteurer, sondern zweitens jemand, der sich nach 1918 vom einstigen „Kriegshelden" zu einem Mann wandelte, der Seefahrt und Fliegerei der Wissenschaft unterstellte. Seine Fähigkeiten, die er lange vergeudet hatte, machte er nun einer besseren Sache dienstbar, obwohl er stets ein wilhelminisch und antirepublikanisch geprägter Offizier blieb, als schlügen zwei Seelen in einer Brust.
Daher wollen wie einen Plüschow zeigen, der jenseits unkritischer Heldenverehrung lebte. Die Zwiespältigkeit Plüschows offenbart das Janusgesicht der abendländischen Kultur - ihrer Technik, Abenteuerlust und Entdeckerfreude, die für Zwecke destruktiver, aber auch humaner Art eingesetzt werden können.
2. Kindheit und Jugend
2.1 Die Kindheit
Geboren wurde Gunther Plüschow am 8. Februar 1886 in München und auf den Namen „Gunther getauft, welcher der Nibelungensage entlehnt war. Sein Vater Amandus Eduard Plüschow (1855-1911) war ein ehemaliger Offizier und entstammte dem mecklenburgischen Hochadel. Die Plüschows gingen väterlicherseits auf den Herzog Friedrich Ludwig von Mecklenburg (1778-1819) zurück, der 1808 Gunther Plüschows bürgerliche Urgroßmutter Luise Charlotte Ahrens geheiratet hatte und von ihr einen Sohn bekam, der nach dem herzoglichen „Schloss Plüschow
benannt wurde. 1815 wurde Friedrich Ludwig Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin.
Gunther Plüschows Vater, ein Enkel