Hin zur Freiheit: Lyrische Erfahrungsschätze
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Über dieses E-Book
Wolfgang Maria Meurer
Wolfgang Maria Meurer, geb. 17. März 1934 in Camberg im Taunus, arbeitete als Leiter des Rechnungswesens, machte eine Ausbildung zum Schamanischen Berater und später zum Heilpraktiker. Sein erstes Gedicht „Advent“ veröffenlicht er 2010 im Würzburger katholischen Sonntagsblatt. Seine erste Lesung hielt Wolfgang Maria Meurer 2013 im Pfarrzentrum Bad Kissingen, weitere folgten unter dem Titel „Lesen und Lieder“. 2014 wurde sein Gedicht „Gespräch im Herbst“ von der Brentano-Gesellschaft, Frankfurt am Main, in die Frankfurter Bibliothek des zeitgenössischen Gedichts aufgenommen. Nach einer Lesung auf der Leipziger Buchmesse 2015 erscheint nun sein lyrisches Erstwerk.
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Buchvorschau
Hin zur Freiheit - Wolfgang Maria Meurer
schweigen
I. Leben mit der Natur
Gespräch im Herbst
Buchen
„Bemerkt ihr, Tannen, die leuchtenden Farben im Herbst,
denn wir Buchen haben unser grünes Kleid in Gold gefärbt.
Doch ihr tragt nur Grün, tagein und tagaus,
kommt da nicht eine gewisse Langweile auf? "
Tannen
„Wir Tannen tragen bewusst die Farbe Grün,
ihr Buchen braucht nicht euer Gold bemühen.
Wir wissen, unsere Zeit ist bald gekommen,
habt ihr nichts von Weihnachten vernommen?
An diesem Festtag sind wir Gast in jedem Haus.
Wer mag euch, blattlose Buchen, ihr bleibt drauß’."
Buchen
„Das hat seinen Grund, dass wir kahl dastehen,
wenn im Winter die kalten Schneestürme wehen,
müsst ihr den Schnee tragen, welch großer Ballast,
uns schmücken nur ein paar Flocken am kahlen Ast."
Tannen
„Das nennt ihr schmücken? Was bleibt euch auch sonst,
ihr wartet und wartet – bis der Frühling kommt?
Wir schmücken uns, tragen Silber und echtes Gold,
erstrahlen im Lichterglanz und sind voller Stolz,
dass wir unter allen Bäumen sind zum Christbaum erkoren,
wir sind des Festes Zierde, heute ist das Christkind geboren."
Almblumen
Längst hat die Sonn’ den Tag verlassen,
jetzt ziehen weiße Schleier auf.
Hoch droben auf den grünen Matten,
die Schar der Blumen wartet drauf.
Nun endlich, nach des Tages Hitze
ist Ruhe angekommen.
Sie sind den gefräßigen Augen, Blicken,
einmal noch davongekommen.
Die Nacht ist kurz, der Tag beginnt,
die Sonne lugt hervor.
Und einer Glocke es gelingt,
stimmt an den großen Chor.
Was auch geschieht, sie sind bereit,
vertrauen ihrem Glück,
dass sie am Abend, vielleicht,
unter den Schleier kehren zurück.
Die Spinne
„Bin ich erwacht oder träume ich?
Im fahlen, kühlen Morgenlicht
mein Netz mit Perlen reich verziert,
Perlen, die der Tau gebiert?"
Sie ist entzückt, hält staunend inne,
bevor ihr Tagwerk kann beginnen.
Ein Windhauch zeigt, wie instabil
der Perlenschmuck ist, höchst fragil.
Die Perlen, Zierde lediglich,
ihren Zielen hinderlich.
Die Sonne ihr zu Hilfe eilt,
das Netz vom Perlenschmuck befreit.
Alltag ist’s, sie beginnt zugleich
und prüft ihr filigranes Reich,
Sie repariert, wägt ab erneut,
gibt es reelle Chancen heut?
Regungslos geduckt sie kauert,
hoffnungsvoll auf Beute lauert.
Bienen, Wespen gäb’s genug,
doch ihr täten Fliegen gut.
Der Tisch ist reich gedeckt, zufrieden
mit vielen kleinen, großen Fliegen.
Sie plant voraus, legt Vorrat an,
wer weiß, was morgen werden kann.
Dunkle Wolken ziehen auf,
Sturm und Regen folgen drauf,
vernichten Vorrat, Hab und Gut,
sie übt Geduld, fasst neuen Mut.
Ein neues Netz muss sie jetzt weben,
so ist’s nicht nur im Spinnenleben.
Die Frage: Warum gerade ich?,
stellt sich für eine Spinne nicht.
Der Vulkan
Verborgen tief im Schoß der Erde,
ein Wesen reift,