Jesse Trevellian und das tödliche Paradies
Von Thomas West
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Über dieses E-Book
Jesse Trevellian und das tödliche Paradies
Krimi von Thomas West
Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.
Charly Mulberry, ein alter Freund aus Quantico-Zeiten, bittet Special-Agent Jesse Trevellian um Hilfe, erscheint aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt – kurz darauf wird seine Leiche gefunden. Mulberrys Frau Ann fleht Jesse an, den Mord an ihrem Mann, dem Ex-FBI-Agenten, aufzuklären. Jesse wollte zwar gerade seinen wohl verdienten Urlaub antreten, ändert kurzentschlossen seine Pläne und macht sich auf in den Dschungel des Amazonas – dorthin führt die einzige Spur, die Mulberrys fragwürdige Reisen erklären und Licht in die geheimen Machenschaften seines alten Freundes bringen könnte … und die vielleicht auch zu seinem Mörder führt.
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Jesse Trevellian und das tödliche Paradies - Thomas West
Jesse Trevellian und das tödliche Paradies
Krimi von Thomas West
Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.
Charly Mulberry, ein alter Freund aus Quantico-Zeiten, bittet Special-Agent Jesse Trevellian um Hilfe, erscheint aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt – kurz darauf wird seine Leiche gefunden. Mulberrys Frau Ann fleht Jesse an, den Mord an ihrem Mann, dem Ex-FBI-Agenten, aufzuklären. Jesse wollte zwar gerade seinen wohl verdienten Urlaub antreten, ändert kurzentschlossen seine Pläne und macht sich auf in den Dschungel des Amazonas – dorthin führt die einzige Spur, die Mulberrys fragwürdige Reisen erklären und Licht in die geheimen Machenschaften seines alten Freundes bringen könnte ... und die vielleicht auch zu seinem Mörder führt.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© by Author
© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
1
Die drei Männer standen wie festgewachsen um den Schreibtisch des saalartigen Büros. Zwei kaffeebraune Schönlinge, wie man sie an den ausgedehnten Stränden der Stadt zu Tausenden finden konnte. Nur trugen die beiden keine Tangas sondern helle Sommeranzüge.
Und ein fast schwarzhäutiger Indio mit weiten dunklen Kleidern. Er stank nach altem Schweiß und war von gedrungener, zwergenhafter Gestalt.
Die Augen der drei wanderten nervös hin und her zwischen dem Dreckhaufen auf dem Schreibtisch und dem Greisen auf dem Ledersessel davor.
Carlos Maria Moreno presste die gefalteten Hände an seine fast farblosen, welken Lippen. Wie abwesend war er in die Betrachtung der anthrazitfarbenen Gesteinsbrocken auf seinem Schreibtisch versunken. Als würde er beten.
Das intensive Abendlicht prallte durch die beiden Fensterfronten seines Arbeitszimmers und brach sich in den gänzlich durchsichtigen Splittern, die das grauschwarze Gestein vor ihm auf dem Schreibtisch durchsetzten wie Tautropfen eine aufgerissene Asphaltdecke. Diamanten.
Wir müssen sie töten.
Leise und krächzend sprach Carlos Maria Moreno. Als hätte man feinen Kies in einen Blecheimer rieseln lassen - so klang seine Stimme. Sie müssen weg. Es muss aussehen, als wären sie nie dagewesen. Keiner darf übrig bleiben.
Die Flügel seiner zerfurchten, schmalen Nase blähten sich auf, als er tief die Luft einsog. Seine knochigen Finger entspannten sich und seine Hände lösten sich voneinander. Mit einer ehrfürchtigen Geste fassten sie die beiden Zipfel des Wildledertuches, auf dem das diamanthaltige Gestein ausgebreitet war. Er zog den zerbröselten Fels zu sich heran.
Allein was hier vor mir liegt, ist Millionen wert.
Er hob seinen Kopf und fixierte den indigen wirkenden Mann in den dunklen, staubigen Kleidern. Und Vegas ist sicher, dass es mehr davon gibt?
Die pergamentene Haut auf seiner Stirn legte sich in hundert Falten.
Der Indio nickte, und der jüngere der beiden Schönlinge trat vor und stützte sich auf den Schreibtisch. Vegas sagt, der ganze Berg sei voll davon.
Der Indio nickte noch heftiger.
Moreno atmete noch einmal geräuschvoll durch. Für einige Augenblicke starrte er scheinbar unschlüssig auf seine Hände. Die rechteckige, goldene Uhr an seinem linken Handgelenk zeigte neun Uhr. Der Kalender stand auf dem 19. August.
Carlos Maria Moreno erhob sich und schlurfte zur Fensterfront seines Büros. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen sah er aus dem zwanzigsten Stock des Hauses hinab auf den Strand.
Wie eine weiße Sichel lag die Copacabana zwischen der Bucht und den Hochhauskästen entlang der Avenida Atlântika. Segelyachten, Motorboote und Surfbretter bedeckten als helle Flecken das tiefe Blau des Wassers.
Für Sekunden blitzte es hell auf im grauen Hang des Zuckerhutes, der sich wie ein steinerner Busen dem dunstigen Himmel entgegenreckte - der Reflex der Abendsonne in einer der Gondeln, die noch bis kurz vor Sonnenuntergang Touristenhorden auf den weltberühmten Hausgipfel Rio de Janeiros schaukeln würden.
Sie hätten das Land nicht verkaufen sollen, Senhor Moreno, es war ein Fehler, wir sollten ...
Abrupt drehte der Alte sich vom Fenster weg. Sein stechender Blick brachte den smarten Mann in dem Sommeranzug und mit dem wasserstoffblonden Bürstenhaarschnitt zum Schweigen. Scharfsinnig wie immer, José. Ungeheuer scharfsinnig.
Er machte eine Kopfbewegung zu dem Indio hin. Zahl ihm seinen Botenlohn aus. Aber bezahle ihn großzügig.
Er nickte dem Indio mit ausdruckslosem Gesicht zu. Der und der Blonde verließen das Büro. Moreno wandte sich wieder dem Fenster zu.
Vor allem dieser O'Dewly muss weg. Er darf keine einzige Zeile mehr über uns schreiben.
Der im Raum verbliebene Mann, ein knapp dreißigjähriger athletisch gebauter Adonis mit einem schwarzblau glänzenden Pferdeschwanz, bewegte sich endlich vom Schreibtisch weg und trat hinter Moreno. Er wird spätestens nächste Woche die Kopie der Besitzurkunde erhalten.
Er sprach nicht direkt leise, aber gedämpft und so als würde er jedes Wort abwägen. Wie man mit einem Mann spricht, dessen uneingeschränkte Macht man akzeptiert.
Und das Grundbuchamt in Brasilia wird demnächst das Dokument dem Grundbuch zufügen.
Moreno stieß ein trockenes Lachen aus. Ein Papier kann verschwinden, Julio. Leichter noch als ein Mensch. Nimm das in die Hand und setz dich mit dem zuständigen Beamten in Verbindung. Es gibt niemanden, den man nicht kaufen könnte.
Ich werde mich noch heute darum kümmern, Papa. Aber du weißt, dass es in Brasilia eine Menge Beamten gibt, die der Regierung treu ergeben sind.
Ich weiß es, mein Sohn. Und du weißt, dass man auch in jungen Jahren sterben kann.
Der Jüngere schwieg für Sekunden. Und O'Dewly und seine Leute?
, fragte er dann vorsichtig.
Wir dürfen mit ihrem Verschwinden nicht in Verbindung gebracht werden.
Und wer soll es erledigen, wenn nicht unsere Leute?
Moreno wandte sich zu seinem Sohn um. Ruf gleich morgen in Kapstadt an. Die >Private Executive Corporation< hat uns früher schon gute Dienste erwiesen.
Das kostet eine Menge Geld, Papa.
Nur wer Geld investiert, verdient Geld, mein Sohn.
Julio senkte den Blick und deutete ein Nicken an. Vorher aber setzte dich mit Vegas in Verbindung
, fuhr Moreno fort. Er soll sämtliche Leute, die von dem Diamantenfund wissen, den Piranhas zum Fraß vorwerfen.
Sekunden später hörte Moreno die Tür seines Büros zum zweiten Mal ins Schloss fallen. Gedankenverloren sah er auf die Avenida Atlântika hinunter. Natürlich war es ein Fehler, Nelson O'Dewly das Waldgebiet in der Quellregion des Rio Jatapu zu verkaufen. Aber nur aus jetziger Sicht. Vor drei Monaten hatte niemand etwas von Diamantenvorkommen auf diesem gottvergessenen Stück Erde gewusst.
Aber es gab nichts, das man nicht korrigieren konnte. Vorausgesetzt man hatte die Macht und das Geld dazu. Und Moreno hatte beides.
Ein dunkler Wagen fädelte sich in die abendliche Rushhour der Strandstraße ein - Josés Mercedes. Er fuhr mit dem Indio in eines der nördlichen Stadtteile. Dort würde man den dunkelhäutigen Mann spätestens morgen früh im rot gefärbten Wasser einer Pfütze finden. Mit durchgeschnittener Kehle.
Und die Polizei würde ihm nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als einem tot gefahrenen Straßenköter ...
2
Der Drucker summte träge und spuckte das letzte Blatt eines Verhörprotokolls aus. Ich schaltete mein PC-Terminal ab und lehnte mich in meinen Bürosessel zurück. Das wär's dann.
Milo war mit der Korrektur eines Berichtes für die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Überrascht sah er von seiner Arbeit auf. Schon fertig?
Klar.
Er schob ein paar Seiten seines Berichtes von seinem auf meinen Schreibtisch herüber. Lies mal Korrektur, Partner - dein Urlaub beginnt erst übermorgen.
Das sind nur noch wenige Stunden.
Ich schob die Blätter zurück auf seinen Schreibtisch. Mach Feierabend, Milo - die paar Kommafehler werden dem Staatsanwalt schon nicht auffallen.
Ich schlug meinen Kalender auf und genoss den Anblick: Die Übersicht für die nächste Woche war mit großen, roten Buchstaben überschrieben - U R L A U B ...
Morgen, am Freitag, würde ich mir noch einen lockeren Tag in der Federal Plaza machen. Am Wochenende ein bisschen faulenzen und meine Junggesellenklause aufräumen, Montag und Dienstag ein paar lang aufgeschobene Erledigungen, und am Mittwoch um die Zeit würde ich schon über den Wolken schweben und für mehr als drei Wochen von der Bildfläche verschwinden. Vor Anfang Oktober würde ich nicht wieder zurück sein.
Übermorgen, Partner!
Milo riss mich aus meinen Gedanken und mimte den Strengen. Du aalst dich wohl schon an Balis Palmenstränden.
Neidhammel.
Ich stand auf und zog mein Jackett von der Stuhllehne. Mach Schluss, Milo - ich lad dich zu einem Bier ein.
Milo ließ sich nicht lange bearbeiten. Er schob seine Papiere zusammen und legte sie auf den beachtlichen Stapel in seinem Postausgangskorb - aus dem Sammelsurium von Verhörprotokollen, Ermittlungsberichten, schriftlichen Zeugenaussagen und Beweismittellisten würde die Staatsanwaltschaft in den kommenden Wochen die Anklage