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24 kurze Albträume
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eBook98 Seiten1 Stunde

24 kurze Albträume

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Über dieses E-Book

Vierundzwanzig kurze, böse Alpträume.
Als Nichteinschlafhilfe, Morgenschock, U-Bahn-Grusel oder Pausenhorror, als Adventskalender oder Urlaubscountdown: mit diesem Büchlein beginnt oder endet jeder Tag ganz anders als erwartet. Ideal für alle, deren Nerven mehr als vier Seiten Spannung am Stück nicht aushalten.
Kurz, knapp, furchterregend.

Mitwirkende Autoren: Harald Hermann, Detlef Klewer, Sabine Völkel, Anja Slauf, Han Gartner, Iris Weitkamp, Regina Schleheck, Alexander Drews, Wolf Awert, Till Kammerer, Oliver Henzler, Miriam Schäfer, Dörte Müller, Kirsten Riehl, Alma Marie Schneider, Michael Rapp, Yvonne Taddeo, Marion Minks, Bernar LeSton, Maximilian Weigl, Brigitte Krächan, Karin Jakob
Herausgegeben von Alexander Drews.
SpracheDeutsch
HerausgeberBegedia Verlag
Erscheinungsdatum30. Nov. 2013
ISBN9783957770400
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    Buchvorschau

    24 kurze Albträume - Alexander Drews

    http://verlag.begedia.de

    Harald Hermann – Totengeläut

    Laut hallt die Glocke übers Feld

    und klingt in den Gebäuden.

    Gar mancher auf die Knie fällt,

    es hallt das Totenläuten.

    Und doch fehlt diesem Glockenton

    der Schwung der Küsterhände.

    Denn dieser rennt zur Kirche schon,

    die Szene, sie spricht Bände.

    Sie drängen in den Kirchenraum,

    voll Neugier, Lust und Eile

    erblicken, mancher fasst es kaum,

    der Priester hängt am Seile.

    Ein totenbleicher Ministrant

    sagt stammelnd unter Beben:

    »Er hat mich reines Kind genannt,

    dann nahm er sich das Leben.«

    Detlef Klewer – Nebelwelt

    »Hier steht, da habe jemand seine gesamte Familie ausgelöscht. Frau und drei Kinder. Richtig kleingehackt. Mit einem Beil.« Jan Bongers blickte von der Morgenzeitung auf, deren Ecke gerade in seine Kaffeetasse tauchte.

    »Verdammt … hörst du mir überhaupt zu?«

    Angewidert riss er das durchgeweichte Stück Zeitungspapier ab und warf es vor sich auf den Teller.  Sein kleiner Sohn Max quietschte laut. Fröhlich beförderte er einen Löffel Milchreis über den Rand seines Kindergedecks. Mit kindlicher Präzision landete die Ladung auf der Tischdecke. Bongers Stimmung verdüsterte sich. Mit einem Messer versuchte er den Brei von der Decke zu kratzen, während Max vergnügt mit dem Löffel darin herumzustochern begann.

    »Meine Güte, kümmere dich doch endlich einmal um die Tischmanieren deines Sohnes.«

    »Mmmmh …« Seine Frau murmelte unverständliches, ohne die Lektüre ihrer Vogue zu unterbrechen.

    »Ohne Motiv …«, nahm er seinen Gesprächsfaden wieder auf und beendete seine hilflosen Bemühungen, die Breireste zu entfernen.

    »Nicht nur erschlagen«, fügte er nach einer Pause hinzu.

    »Die ganze Wohnung war voller Blut und die einzelnen Gliedmaßen …«

    Der Kopf seiner Frau zuckte hoch.

    »Ja, ja … schon gut«, unterbrach sie ihn wütend, »Du solltest nicht in unappetitliche Details ausschweifen. Es interessiert mich überhaupt nicht, wenn so ein Psychopath seine Familie ermordet. Und blutrünstige Beschreibungen des Vorgangs kannst du auch für dich behalten. Das ist einfach nur ekelhaft!«

    »Interessiert dich eigentlich überhaupt irgendetwas?« fragte er verstimmt. Jeden Morgen diese Frühstücksstreitereien.

    »An dir … schon seit längerer Zeit nichts mehr«, antwortete sie spitz und vertiefte sich wieder in ihre Modezeitschrift.

    Keinen Streit, befahl ihm seine innere Stimme. Er verspürte wieder einmal Kopfschmerzen. Das anhaltende Gekreische seines Sohnes Max sorgte auch nicht unbedingt für Linderung.

    Er erhob sich und ging zum Fenster. Max verteilte munter Brei auf dem Frühstückstisch, erntete ein halbherziges »Nun hör´ aber auf mit der Schweinerei« von seiner Mutter und krabbelte vom Stuhl, um seinem Vater zu folgen.

    Der blickte resigniert durch die Scheiben. Man konnte kaum einen Meter weit sehen.

    »Schon wieder dieser verdammte Nebel«, murmelte er. »Ich hasse diese elende Suppe!«

    »Hasse Suppe«, echote Max und zerrte seinen Vater energisch am Hosenbein. Bongers atmete tief durch. Manchmal ging ihm dieses Balg wirklich auf die Nerven.

    »Geh’ deine Milch trinken!« herrschte er ihn an, etwas lauter als beabsichtigt. Schon plärrte der Kleine los.

    »Lass gefälligst deine schlechte Laune nicht an dem Kind aus!« Die schrille Stimme seiner Frau hallte schmerzhaft in seinem Kopf. Oh Gott, sie hatte solch eine unangenehme Stimme! Er fühlte sich benommen. Wie in Watte gepackt. Für Sekunden schloss er die Augen und atmete bewusst ein und aus. Als er die Lider wieder öffnete, bemerkte er eine Bewegung vor dem Fenster.

    Da draußen … im Nebel … ging irgendetwas vor. Gebilde schienen sich zu formen, etwas nahm Gestalt an - und zerfloss wieder. Zuerst vermutete er eine Sinnestäuschung. Seine überreizten Nerven spielten ihm einen Streich. Er rieb sich die Augen, doch die tanzenden Schemen verschwanden nicht. Diffuses Licht drang aus dem sich verdichtenden Nebel, der zärtlich das Fensterglas zu betasten schien. Das unwirkliche Leuchten sandte ihm visuelle Reize voll seltsamer Schönheit, die Gefühle des Wohlbehagens in ihm weckten. Der Lichtnebel nahm ihn in seinen Bann, verzauberte ihn – bis eine Hand ihn jäh an der Schulter riss.

    »Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede. Und steh’ nicht einfach so da.« Die durchdringende Stimme stach in sein gepeinigtes Gehirn. Er wollte diese Stimme nicht hören, er wünschte, er könne sie abstellen, sie ein für alle Mal ausmerzen, sie zum Schweigen bringen. Er wollte … dieses Licht! Er ersehnte diese Berührung mit dem Nebel, die ihm Frieden versprach. Doch etwas hielt ihn davon ab, in diese stille Welt einzutauchen, jemand zerrte an seiner Schulter und seinen Hosenbeinen.

    Er versuchte dieses unangenehme Zerren zu verdrängen, wollte einfach nur hinaus in den sanften Nebel. Hinein in diese wallenden Dunstschleier, die ihm Glückseligkeit verhießen – ihn lockten, ihn magisch anzogen. Gestalten formten sich nun darin. Da war … ein Mann mit einer Axt, der ihm zuwinkte. Ein Anderer mit einer Schrotflinte vollführte eine einladende Geste. Eine Frau mit einem Tablettenröhrchen in der Hand lächelte ihn an und entblößte ihre Brüste. Viele Gesichter erschienen dort im Dunst - alle freundlich, zugewandt. Sie wünschten ihn in ihrer Mitte, denn er gehörte zu ihnen. Nebelschwaden drangen durch die durchlässig gewordene Fensterscheibe ins Innere des Zimmers, umschmeichelten ihn, krochen an seinem Körper empor. Weich und kühl. Sanft spürte er sie auf seiner prickelnden Haut.

    Die quälenden Stimmen waren jetzt fast völlig verstummt.

    Nur dieses unablässige Ziehen und Zerren erinnerte ihn daran, dass ihn etwas zurückhalten wollte. Ein Ärgernis. Ein letztes Hindernis, das einfach nur beseitigt werden musste.

    Der Nebelschwaden hatte nun seine Hand erreicht und formte in ihr ein Gebilde. Es schien ein metallener Gegenstand zu sein, den er fest umschloss. Er verschmolz mit ihm zu einer untrennbaren Einheit aus Körper und Nebel. Es gab ihm Kraft, Fesseln zu lösen, die ihn hier und jetzt noch hielten. Er schwebte. Er tauchte in den Nebel ein …

    »Da hat jemand seine Alte und den Sohn abgestochen. Mit einem Marmeladenmesser …« Gerd Radtke sah seine Frau nicht an, während er die Zeitung studierte.

    »Ohne jedes Motiv. Und … die Zungen `rausgeschnitten«, fügte er hinzu und gab seiner Tochter, die gerade etwas Milch über die Tischdecke gekleckert hatte, einen gereizten Nackenschlag. Dem kleinen Mädchen traten Tränen in die Augen. Seine Frau bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick und nahm ihr Kind tröstend in den Arm.

    »Verwöhn’ die Göre nicht so«, schnaufte Radtke missbilligend. »Sonst wird sie so nachlässig wie ihre schlampige Mutter!« Er wälzte seinen fetten Körper in eine bequemere Sitzposition und kratzte sich umständlich unter einer Achselhöhle. Dann wandte er sich wieder seiner Lektüre zu.

    »Abstechen hat ihm wohl nicht gereicht …«

    Das kleine Mädchen blickte verängstigt aus dem Augenwinkel zu ihm herüber. Seine Frau erhob sich schweigend, strich ihrer Tochter liebevoll über das Haar und ging zum

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