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Der Messias
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Der Messias
eBook547 Seiten5 Stunden

Der Messias

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Über dieses E-Book

Vom Nichtnutz zum Halbgott und dann?? Ja, und es wird mystisch, spannend, romantisch, abenteuerlich, sexy, politisch, tragisch, ökologisch, klinisch, lustig, musikalisch, visionär, menschlich, spannend, utopisch, am Ende furios. Mit Soundtrack. Nicht Denken, lesen!
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Gourmand
Erscheinungsdatum1. März 2017
ISBN9783961644766
Der Messias

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    Buchvorschau

    Der Messias - Olaf Dietrich

    Dietrich

    Kamerafahrt durch eine Schwingtüre hinein in eine Disco.

    Musik, (Love, Sex, Intellegence, Donna Summer)

    klare Luft, obwohl Einige rauchen, dunkle Beleuchtung

    Das Publikum ist chic aber nicht Snob, ab 30.

    Schwenk einmal v. links durch den ganzen Laden, endend auf einem

    Mann, Ende 30, der gerade  reingekommen ist, sich umsieht und 

    sichtbar zwischen zwei Tresen entscheidet, um sich dann, wenn

    man reinkommt rechts, an den Tresen zu stellen.

    Die Bardame ist jung und blond, bemerkt ihn und nickt ihn an.

    Ohne Gesprächston wird eine Bestellung erledigt, Getränk kommt, der

    Mann nippt, stellt ab und checkt erneut den Raum.

    Von der Tanzfläche löst sich eine junge Frau, Anfang

    30, braunes, langes Haar, lange Beine, höllisch knappe

    Jeans, Spaghettiträgertop schwarz, kein Schmuck ausser einem

    breitem goldenen Armreif links, halbhohe Pumps und gesellt sich

    zu einer Freundin am Tresen gegenüber. Nippen, Zigarette, Witz

    über irgendeinen Tänzer, man hört das helle Lachen der Beiden.

    Zurück auf den Mann:  Er, völlig durchschnittliche Erscheinung,

    schwarze Buntfalte, weisses Hemd, keinen Schmuck. Sein Gesicht

    wirkt auffallend wach, aber ganz entspannt, als er den Raum

    scannt. Er reagiert auf das sichtbar helle Lachen der zwei

    Freundinnen am Tresen gegenüber, beobachtet die beiden kurz aber

    intensiv. Wir sehen in einem Umschnitt seine hellwachen Augen

    in einer Totalen, wie sie sich nach gegenüber einloggen und fast

    lächeln.

    Die Musik wechselt. Prince:  Kiss

    Aus leicht erhöhter Sicht erkennt man den Kerl, wie er sich vom

    Tresen löst, auf die Tanzfläche geht und anfängt, äusserst sexy

    und begabt zu tanzen.

    Wir zoomen in Richtung der Bar wo u. a.  die zwei Freundinnen

    stehen und man erkennt so gerade, wie sie verstummen, beider Blick

    über die Tanzfläche schweift und dann stehenbleibt.

    Wir gucken mit, es beginnt gerade ein neues Stück. Genuwine: "The

    Pony".  Er legt noch einen drauf, es wirkt ganz leicht, wie er

    tanzt, und nach zwei weiteren Nummern schlendert er zurück zu

    seinem Glas.

    Schnitt auf die Brünette: Augen

    Schnitt auf ihn:  Augen

    Sie gucken sich an ohne es zu bemerken.

    Es passiert, während beide noch fest in ihrer Welt verankert

    scheinen. Er in der Musik und sie bei den Worten der Freundin.

    Wie ferngesteuert geht er einfach hin, stellt sich neben die

    Freundin, guckt die Auserkorene einfach tief an und lächelt.

    Sie kann den Blick nicht abwenden, ist verunsichert bis

    hypnotisiert und achtet auch nicht mehr auf die Ansprachen ihrer Freundin.

    Die es jetzt auch bemerkt. Steht einer neben Ihr, und nichts ist

    wie es war. Dann macht der Typ noch zwei Schritte an ihr vorbei

    und beginnt, ohne ein Wort zu sprechen, an der Brünetten zu

    schnüffeln, genauer gesagt, an ihrem Haaransatz. Ein-, Zweimal

    schnuppern, dann Rückzug und gucken, dann wieder schnüffeln.

    Und die Brünette wehrt sich nicht. Im Gegenteil.             

    Die Freundin ist fassungslos, als die Beiden ein Spiel für Nasen,

    Augen und dann irgendwann auch Hände beginnen.

    Wie Hunde.

    Und dann schiebt er ihr irgendwann den Finger in die

    Achselhöhle, zieht ihn wieder raus und hält ihn sich lächelnd

    unter die Nase.  Woraufhin sie, da sie etwas kleiner ist, gleich

    mit der ganzen Nase in Richtung der Seinen steuert, noch mal

    schüchtern zu ihm hochguckt,  dann die Arme um ihn legt und ihre

    Gesicht unterhalb seiner Schultern eingräbt.               

    Die Freundin steht daneben wie ´ne Ampel und kurz vor einem

    hysterischen Anfall dreht sie sich einfach um und geht.     

    Die zwei Frischverliebten haben immer noch kein Wort gewechselt.

    Die Umarmungen werden nach und nach intensiver und die Pausen

    erotischer, weil sie sich eben einfach immer nur ansehen und

    lächeln.                                               

    Dann wechselt die Musik. Hot in here. Er greift ihre Hand

    und sie hoppelt hinter ihm her wie eine Zehnjährige, die laut

    Au Ja!!!  ruft.                                           

    Jetzt treiben sie ihr Spiel auf der Tanzfläche. Es sieht aus

    wie geübt. Ein Reigen. Ein Pas de Deux.

    Und je länger das geht, um so mehr gleicht Dirty Dancingeinem

    Krippenspiel. Mittlerweile machen andere Tänzer Platz und einige

    verlassen, völlig genervt, den Innenraum der Dische.

    Am Ende des dritten Stückes ist sie an ihm hochgeklettert, 

    versucht scheinbar ihn mit ihrem Bauchnabel zu ersticken und

    lässt sich dann, Zentimeter für Zentimeter, an ihm  runterrutschen.

    Kaum auf den Füssen küsst sie Ihn das erste Mal, nur kurz, mit

    spitzem Mund, greift dann seine Hand und zerrt ihn zum Ausgang. 

    2

    Gut zehn Jahre davor:

    Beim Italiener: Wir reisen mit dem Auge durch´s Restaurant.

    Arno, so heisst unser Held, sitzt mit Sabine zu Tisch. Man

    bemerkt, dass der Dialog freundlich aber distanziert ist, er macht

    ein paar Gesten der Unterwürfigkeit. Sie ist das, noch nicht

    pummelige, häusliche Modell, das sich nach der zweiten

    Schwangerschaft ein hübsches Doppelkinn wachsen lassen

    wird. M&M-Täschchen und Accessoires unterstreichen den

    Eindruck, dass Sie sich wahrscheinlich ständig wäscht und nachts

    lauter schnarcht als er. Auffallend ist, dass er einige Male zu

    einer bildhübschen Tante am Nachbartisch ´rüberschielt, immer,

    wenn er denkt, dass seine Sabine nicht guckt.

    Dann verlassen die Beiden das Lokal und biegen nach links auf

    den Bürgersteig ab.

    Die Zwei laufen, Richtung Auto, U-Bahn, was weiss ich. . . .

    Er versucht charmant zu sein:   

                        -Und, hab´ ich Dich satt bekommen?

                        -Jaaa.

                        -Und wie kann ich Sie jetzt noch verwöhnen, 

                        meine Teuerste ??

                        -In dem du einmal aufhörst nach anderen

                        Frauen zu gaffen.

                        -Hab ich doch gar nicht! 

    Sie bleibt stehen

                        -Das gibt´s doch gar nicht!  Da erzählst du

                        mir den ganzen Abend belangloses Zeug, 

    schielst dir die Augen aus dem Gesicht nach dieser Tussi da

    hinten und und bist auch noch so dreist zu glauben, ich hätte

    das nicht bemerkt.

                        -Ich hab´ ein, zwei mal. . .

    Sie IST sauer.     

                      -Ach halt doch das Maul!  Wie lange sind wir

                        zusammen, hä ?? ´Ne Woche ?? ? Glaubst du, ich

                        bemerke nicht, dass du ständig nach anderen

    Weibern guckst ? Ich bin´s leid. Glaubst du, mir tut das nicht weh ??

                        -Aber Schatz. . .

    Eigentlich will er sich versöhnen, aber ihm fehlt die Kraft, oder

    die Einsicht, oder der Wille. . . .

                        -Du willst mich gar nicht.

    Sie wird langsam hysterisch, beginnt dafür wieder langsam

    loszulaufen. . .

    ER leicht genervt hinterher.

                        -Sabine, das ist doch nicht wahr. Mann, ey, ich

                        schwör´  Dir, das ist mir gar nicht bewusst. Ein

                        Reflex halt, aber das hat doch mit Dir. . . .

                        -Ein Reflex!!!  Du bist doch. . . . . .

    Jetzt rastet sie ganz aus.                                 

                        -Ich werd´ dir zeigen was ein Reflex ist! 

    Sie schlägt mit der Handtasche nach ihm, trifft seine Schulter.

                        -Das ist so gemein, zu Hause hängst du nur

                        vor der Glotze und wenn wir ausgehen gaffst

                        du jedem Arsch hinterher! 

    Er täuscht endlich Reue vor.

                        -Aber Mausbärchen. . . .

    Sie rastet endgültig aus. . . . .

                        -Scheisse, Mausbärchen, Du bist so ein   

                        verlogener, verdammter Schleimscheisser. Lass

                        mich bloss in Ruhe!  Du und Deine Sprüche! 

    Liebe, für immer, ich, die schönste, Pah, Du brauchst doch nur eine

    die stillhält, einen verdammten Arsch ohne Gesicht brauchst du, an

    dem du Dich jucken kannst. Ach, hau´ doch ab, du . . . Wichser!! 

    Ich will Dich nicht mehr sehen!!! 

    Sie dreht sich um, geht mit gesenktem Kopf Richtung andere

    Strassenseite los. Auf dem Mittelstreifen dreht sie sich halb

    um und ruft mit verheulter Stimme:

                        -Und ich hab´ Dir geglaubt. . . . .

    Er schaut ihr nach. Als sie schon weiter auf dem anderen

    Bürgersteig ist, hört er noch

                        -Nie wieder!!! 

    Er schaut immer noch. Ohne jede andere Geste holt er einen

    Tabaksbeutel aus der Tasche, entnimmt eine Selbstgedrehte, 

    macht sie an und geht langsam weiter, die ursprüngliche

    Richtung. . .

    Eine Kneipe von aussen. Marke Rock ´n  Roller-Treff. Ein paar

    Fahrräder und Bikes auf dem Bürgersteig. Von schräg gegenüber

    beobachten wir Arno, der am Horizont erscheint, rauchend, dann

    den Spliff wegwirft und mit hochgezogenen Schultern die Kneipe

    betritt. 

    In der Kneipe geht Arno direkt zum Tresen und ordert.

                        -Zwei Grosse.

    Neben Ihm steht u. a.  ein pseudo-cooler, Bomber-Filzjacke mit

    Lederärmeln und Heavy-Metal-Bestickung, und mustert Arno.

    Man nickt sich zu. 

    Zoom in den Rücken der Beiden.

    Die Biere kommen. Arno setzt an und trinkt 0, 5 in einem Zug.

    Macht sich ´ne Zigarette und zündet sie an. Noch gibt´s  kein Rauchverbot.

    Trinkt das Nächste halb aus. Der Coole hat sonst nix zu tun, mustert unseren Arno

    erneut.

                        -He, Arno, durstig, was ??

    Arno knurrt       

                        -Yepp! 

    der Andere ist auf ein Gespräch aus.

                        -Ärger ?? ?

    Arno lässt sich drauf ein. Mit einer fast schon schüchtern sich

    entschuldigenden Bewegung. . .

                        -Weiber! 

                        -Die Blonde ? 

                        -Der Horror. Franz noch Zwei!  . . . Du auch ??

    mit Geste         

                        -He Franz, mach´ drei!! 

    Schweigen bis die Biere kommen, anstossen....

    Weiterschweigen. Arno grübelt. Der Profi will weiterlabern.

                        -Ey, ist doch kein Grund sich hängenzulassen.

    Arno hat sich scheinbar zu einem Entschluss durchgerungen.

                        -Hast du was da?

                        -Ah, wer sagt´s denn. ´N Halbes?

                        -Zwei, morgen is Charlie im Crown

                        -Mit Bone ??

                        -Mmh.

                        -Au weia.

                        -Du sagst es. . . .

                        -Und mal wieder Paadi, was ??

                        -Ey, ist ´n alter Kumpel, das mach ich gern.

                        -Der kriegt´s doch für lau.

                        -Und ich steh  da wie ´n armer Arsch.

                        -Du bist ´n armer Arsch! 

    Unterm Tresen wird derweil gejodelt. Arno holt zwei Hunderter

    aus so einem Asi-Klapp-Portemonnaie.

                        -Ja, Ja, und du redest und redest. . Danke.

                        -Vielleicht sollte ich da morgen mal   

    aufschlagen ??

                        -Kann nicht schaden. . .

    Steckt´s vorne in die Jeans, trinkt das dritte Halbe aus, quält

    sich vom Hocker, verschwindet. Der Coole macht sich ´ne WEST-LiTE

    an, Zeitschnitt, Arno kommt wieder.

                        -Und ??

                        -Ist Ok.

                        -Macht nicht so wach. . . .

    Arno klaut Ihm eine

                        -Besser isses.

    zündet sie an, zieht voll, zweimal ohne auszuatmen. Trinkt

    das letzte Glas halbleer, raucht weiter. Dann:

                        -Ich hau´ ab! 

    drückt die Kippe aus, trinkt aus, kommt erstaunlich schnell vom

    Stuhl und klopft dem Pseudo auf die Schulter.

                        -Bis morgen und Danke! 

                        -Hey, nix zu danken, man sieht sich. . .

    Dreht sich um und verschwindet im Halbdunkel.

    Draussen aus der Vogelperspektive sehen wir Arno den Laden

    verlassen und auf einen Kiosk zusteuern, der ein Stück die Strasse

    runter ist.

    Schwenk vom Kiosk aus über die Nacht. Musik setzt ein.  Prince:

    Joy in Repetition. Der Schwenk endet mit einem Blick in das

    Fenster von Arno´s Wohnung, ein Zimmer mit grosser Küche, und

    man sieht auf seinen Rücken, wie er auf einem Sofa sitzt, vor

    ihm auf dem Tisch das ganze Arsenal, einen Porno guckt und wichst.

    4

    Der nächste Morgen.

    An einer Kreuzung mit Uhr hält um 20 nach 7 ein 12-Tonnen-

    Getränkelaster der Firma Schnubendubel. Wartet.

    5 vor Halb kommt Arno angerannt und springt in die Fahrerkabine.

    Schnitt in die Kabine. Am Lenkrad sitzt Frank, 45, superschlax.

    Supergenervt.

                        -Mojn.

                        -Hi! 

    Frank sagt nix, setzt den Truck in Bewegung, guckt auf die Strasse.

    Arno               

                        -Ey, das waren nur 5 Minuten! 

    Frank             

                        -Is ja gut. . .

                        -Und sonst?

                        -Die Kleine hat die ganze Nacht geheult. 

                        Zähne!  .

                        -Verstehe! 

    Sie fahren weiter.

    Irgendwann stehen sie wieder und liefern aus. Wir sehen eine

    Strasse hinunter. Links steht der Truck, die Beiden werden gerade

    tätig. Rechts am Ende der stark befahrenen Strasse befindet sich

    eine Metzgerei. Schwenk auf den Bürgersteig. Arno quält sich

    sichtbar ab, der Andere nicht so. Schnitt.

    Dann sind die Beiden fertig. Das Fallkissen für die Fässer wird

    noch auf die Ladefläche geworfen, die Klappe zu, die Handschuhe

    aus. . . 

    Arno hat Hunger   

                        -Frank, ich geh mal zum Pfeiffer, willste

                          auch?

                        -Nee, mir is schon schlecht.

                        -Oh, keee. . . .

    Arno rennt ums Führerhaus ´rum, auf die Strasse, direkt vor einen

    Müllwagen. Beide bremsen. Zu spät.

    Alles wird schwarz.

    5

    Ein Krankenhausflur. Am Ende eine Tür, die sich öffnet und es

    erscheinen Doktor Weber und Arno´s Eltern, die Leanders.

    Dr. Weber sieht erfahren aus aber sonst eben nur weiss. Die

    Leanders sind ein bürgerliches, älteres Paar, dezent und teuer

    gekleidet, dementsprechend distinguiert im Verhalten und bewegen

    sich sichtbar auf fremdem Terrain.

    Der Arzt berichtet.

                        -Also er liegt noch im Koma. Und wenn er

                        wieder aufwacht, werden wir ihn sobald wie

    möglich wieder in ein Koma versetzen. Andernfalls würde er

    die Schmerzen nicht ertragen können. (Sie gehen langsam den Flur

    hinunter und biegen dann irgendwie rechts oder links ab)

                        -Ja, Ja. . .

                        -Ihr Sohn hat Glück gehabt. Der Riss in der

                        Leber war relativ leicht zu beheben. Und

    dadurch, dass der Notarzt sehr schnell am Unfallort eingetroffen

    ist, war das Gehirn nach dem Herzstillstand nicht zu lange ohne

    Sauerstoff. Man kann noch nicht genau sagen, ob es bleibende

    Schäden geben wird, aber aus Erfahrung bin ich sehr

    optimistisch. Sie werden verstehen, dass zum jetzigen Zeitpunkt

    (er zögert) , na ja, sagen wir es hängt auch sehr von ihm ab.

    Die Mutter ist Ende Fünfzig und eigentlich gut in Schuss, wenn

    da nicht die nackte Angst um ihren Sohn wäre.       

                        -Was meinen sie?

                        -Na ja, sehen sie, was auch immer während

                        so eines Komas passiert, ist relativ

    unerforscht. Wir kennen, ehrlich gesagt, nicht die Grenze an der

    Schlaf endet und Koma beginnt und auch nicht die Grenze, an der

    Koma endet. (Er rudert um Verständnis)

    Klar ist aber, dass er für sein Alter in einem ziemlich, ahem, schlechten Zustand ist.

    Vater Gerhard Leander ist schon älter und schneeweiss.

                        -Was soll das heissen?

                        -Nun, wir haben eine nicht geringe Menge

                        Drogen in seinem Blut gefunden, darunter

    hauptsächlich Cannabis und Kokain, aber auch Spuren von

    Aufputschmitteln und LSD.

    Mama hatte keine Ahnung. . . .

                        -WAS ?? ?

    Papa hat schon Schlimmeres gesehen. . .             

                        -Ruhig Charlotte! 

                        -Ich will Sie nicht beunruhigen. Das heisst

                        nicht unbedingt dass er depressiv war. Fakt

    ist aber, dass nicht nur die Drogen einen Menschen

    beeinflussen, sondern vor allem auch die Gründe, sie zu nehmen.

    Na ja, (Er wiegelt ab)  darüber zu spekulieren wäre aber

    jetzt müssig. Das wird sich zeigen wenn er aufwacht und dann  in die Rehabilitation

    kommt. 

    Der Vater:         

                        -Gibt es denn auch irgendwelche guten 

                        Nachrichten ??

                        -Nun, er wird sich einige Monate lang

    besonders über einen intakten rechten Arm freuen.

    Die Eltern wissen nicht wie sie auf den Spruch reagieren sollen.

    Schnitt. . .

    Ein paar Tage später:

    Intensivstation. Ein Bett, tausend Geräte. Wir gucken aus einer Ecke

    des Raumes über das Fußende des Bettes hinweg auf ein Fenster

    zum Flur.

    Eine Schwester ist zu sehen, zierlich, schwarze Haare unter einer

    Op - Haube. Sie betreut gerade die Infusion. (was sonst ?? ) 

    Im Fenster erscheint das Trio von eben. Pantomimisch erkennen

    wir die Frage der Mutter ob man hineinkönne und das abwehrende

    Verhalten des Arztes. Daraufhin nimmt der Vater seine Frau in

    den Arm und führt sie weg. Dr. Weber nickt kurz der Schwester

    zu, die, wie wir, Richtung Fenster gespäht hat und geht dann

    ebenfalls. Wir müssen Geduld haben.

    In diesem Fall noch zwei weitere Wochen.

    Dann  zieht es uns wieder auf die Intensivstation. Um´s Bett

    herum steht die ganze Blase, unter anderem ein grossgewachsener Glatzkopf, wohl der Chef vom Ganzen, nur ein Stift im Kittel, dann Dr. Weber und die kleine

    Schwester, Petra.

    Schnitt auf´s Bett, Arno´s Oberkörper im Mittelpunkt des

    Interesses. Er ist massiv eingegipst, Beine und linker Arm, ausserdem

    am Kopf rasiert und bandagiert. Sie haben den künstlichen Schlaf

    beendet und warten dass er aufwacht. Was er dann auch tut. Er

    blinzelt, hat von nichts ´ne Ahnung und bringt dann auch den

    Klassiker:

                        -Wo bin ich ??

    Das Wort ergreift ein typisch aussehender Professor.

                        -Das ist die Intensivstation der Polyklinik,

                        Herr Leander, willkommen im Leben.

    Arno staunt, Dr. Weber spricht:

                        -Sie haben sich ziemlich massiv mit einem

                        Müllwagen angelegt und wir hatten die Ehre

    Sie zusammenzuflicken. Was zugegebenermassen nicht einfach

    war, aber ich denke wir waren ganz gut.

    Arno versucht sich zu bewegen, ganz vorsichtig, merkt aber, dass

    das nicht ohne Schmerzen gehen würde.

    Der Prof:         

                        -Vorsicht, junger Mann. Sie verdanken es einer

    grossen Portion Glück, dass sie überhaupt noch unter uns weilen.

    A propos. . . (er zwickt in Arno´s Füsse)  spüren Sie das ??

    Arno nickt. Er beginnt zu begreifen. . . . .

    Ein dritter Doc hat die Liste:

                        -Um es klar auszudrücken, Sie hatten einen

                        akuten Herzstillstand, verursacht durch den

    Aufprall, ebenso einen Riss in der Leber und diverse kleinere

    innere Blutungen. Sie haben immer noch sechs gebrochene

    Rippen, einen multiplen Bruch des linken Oberarmes und des

    Schulterblattes, glatte Brüche beider Unterschenkel, einen

    Kreuzbandriss im linken Knie und eine bereits abheilende

    Fleischwunde am Kopf.

    Arno lässt Luft ab.

    Der Prof tröstet ihn, schon fast väterlich. . .       

                        -Nur die Ruhe mein Freund, das wird schon

                        wieder. Wenn alles glattgeht, stehen Sie in

    3-4 Wochen so langsam auf und dann geht´s schon ab in die Reha.

    Wir haben Ihnen alle möglichen Schrauben und Platten eingebaut, das wird die Sache entsprechend erleichtern.

    Arno blickt hilfesuchend in die Runde. Sein Blick landet bei

    Schwester Petra, die ihm mit einem Lächeln Mut macht.

                        -War mal jemand hier?

    Dr. Weber:           

                        -Ja, Ihre Eltern und einmal eine junge

                        Frau, das ist wohl die Freundin ??

    Arno murmelt       

                        -Die Ex.

                        -Wir konnten feststellen das Sie aufregende

                        Zeiten hinter sich hatten.

    Arno schämt sich.   

                        -Stimmt. . .

    Dr. Weber:           

                        -Na ja, das ist jetzt nicht so wichtig. Wir

                        werden Ihre Eltern benachrichtigen, dass

    Sie aufgewacht sind. Und nach ein Paar kleinen Tests lassen wir

    Sie auch gleich wieder schlafen. Und zwar ohne Medikation. (er

    lächelt)  Und wenn Ihnen etwas fehlt, klingeln Sie einfach den

    Room-Service.

    Schwester Petra lächelt extramüde zurück und die ganze Blase

    schickt sich an den Raum zu verlassen.

    Arno senkt den Kopf noch tiefer:

                        -Danke

    Der Prof. :         

                        -Gern geschehen, Herr Leander, gern

                        geschehen. . .

    Sie gehen alle bis auf Schwester Petra und Dr. Weber, die sich

    einem Tisch voller Tests zuwenden. Arno lässt den Kopf ins Kissen

    fallen und seufzt. (Musik setzt ein. wieder: Joy in Repetition)

    Wir verlassen den Raum auch, aber durch die Wand. . .

    6

    Der Flur vor Arno´s Zimmer. Die Zimmertüre öffnet sich und 

    Arno´s Eltern verlassen das Zimmer. Sie geht leicht gebeugt, er

    nimmt sie in den Arm. Sie schliessen die Türe und wenden uns

    den Rücken zu. Aus der Richtung unseres Blickes kommt Schwester

    Petra den Gang hinunter und betritt Arno´s Zimmer. Sie schliesst

    die Tür, dreht sich um, geht zum Tischchen.           

    Und murmelt       

                        -Und, war´s schlimm.

    Arno ist überrascht.

                        -Was?                                 

                        -Na mit Ihren Eltern. Das war ja wohl die

                        Beichte.

                        -Sie ha ´m wohl Erfahrung mit schwarzen 

                        Schafen?

                        -Da reicht Intuition.

                        -Wie man´s nennt. . .

                        -Und?

                        -Was und?

                        -Na, das Ergebnis! 

    Arno wird nachdenklich:

                        -Ach wissen Sie. . . .

                        -Soll ´n wir uns nicht duzen, ich meine, Sie

                        werden ja noch ´ne Weile hier sein und ich

    auch. . . .

    Er guckt sie an, freut sich:

                        -Klar. Ich bin Arno.

    Sie verbeugt sich: 

                        -Petra.

    Er, ehrlich. . .       

                        -Du bist nett!! 

                        -Lenk nicht ab. Also, das Ergebnis.

    Er sucht Worte     

                        -Ey, das ist nicht leicht, weisste, (Pause)

    Ich mein´ das mit den Drogen. Das war jahrelang kein Problem,

    also, ich mein´ , isses auch jetzt nicht. äääh..... Also nicht wirklich.

    Aber in letzter Zeit war wirklich alles Scheisse, egal, was ich gemacht

    hab. (Er denkt nach. . . )  Nur irgendwann denkste dir einfach, was

    soll´s und schenkst dir ein. Vielleicht DAMIT mal was

    passiert, womit Du nicht rechnest. Hätte ja auch mal was Gutes

    sein können. . . .

                        -Isses auch.

                        -Was meinste ??

                        -Ist nicht wichtig. Ja und deine Eltern ??

                        -Ach die sind total lieb. Inzwischen. Früher

                        war ich echt der Arsch in der Familie. Aber

    sie haben sich damit abgefunden, dass ihr Baby nichts Grosses

    geworden ist. Früher gab´s nur Stress, weil ich dieses ganze

    Getue, von wegen, unser Sohn soll´s mal besser haben, einfach zum

    Kotzen fand. Wir hatten´s schon gut. Aber da war irgendwie keine Liebe. Nur diese glatte Oberfläche und für die hiess es sich gefälligst zu opfern.(Pause)

    Na, ich hab´ ihnen eben einfach verklickert dass ich´s jetzt im Griff hab. Is ja auch nicht schwer nach so ´ner Kur.

    Petra grinst.       

                        -Tja, Not macht ehrlich.

    Sie wendet sich ihm zu, tritt zum Bett.

                        -Sonst alles klar? Was macht der Rücken ??

                        -´s gibt schlimmeres.

                        -Was?

    Er lächelt verlogen.

                        -Ach nichts, hab´ ich nur so gesagt. ´s ist

                        nur dass ich es einfach gemein finde. Wenn

    sowieso schon alles Scheisse ist, kommt´s gleich noch dicker.

    Und jetzt häng´ ich hier. Und kann nichts machen.

                        -Ist vielleicht ganz gut so, oder ??

                        Kannste wenigstens keinen Mist mehr bauen.

    Er nickt genervt.   

                        -Haste wohl recht. (und seufzt)

    Sie sammelt noch was ein, bemerkt auf dem Nachttisch bei den

    Blumen ein Buch.

                        -Von Deinen Eltern?

                        -Ja. Ich hab´ ja noch einen Arm zum umblättern

                        -Darf ich?

    Sie guckt es sich an.   

                        -Irgendsone Schote. Über Südafrika.

                        -Lieste gern?

                        -Kommt drauf an. Eigentlich schon. Ist nur

                        schwer, was Vernünftiges zu finden.

                        -Und was ist vernünftig?

                        -Na Thriller, Spion und Spion, Sex and Crime,

                        so ´n Zeug.

                        -Also eher NICHT sowas hier.           

    Sie legt es weg

    Arno lacht       

                        -Nee, eher nicht.

    Petra packt zusammen. . .

                        -Ich guck´ mal ob ich was habe.

                        -Mach dir keinen Stress deshalb.

                        -Nee.

    Sie dreht sich zur Türe.

                        -Bis später. . .

                        -Ciao.     

    Er schliesst die Augen. Rückt sich zurecht, stöhnt leicht. 

    Und schläft sicher bald.

    7

    Arno´s Zimmer, immer noch Intensiv. 10 Uhr morgens, Arno hört Musik

    über Kopfhörer. Schwenk auf die Tür, die sich öffnet und Schwester

    Petra erscheint. In der Hand drei Taschenbücher. Ihr Outfit ist

    wie immer, aber sie hat heute Kajal aufgetragen. Er bemerkt sie

    und nimmt den Kopfhörer ab.

                        -Hi! 

    Sie ist beschäftigt, legt die Bücher ab und wuppt ihre Routine.         

                        -Morgen. Wie isses uns heute?

    Er ist ganz gut gelaunt.                                   

                        -Reif für die Tanzstunde.

                        -Was hörste?

                        -Prince, also The Artist oder auch Symbol

                        genannt.

                        -Aha.

    Er schwärmt, sie klopft das Kissen auf.

                        -Ey, der Typ ist genial. Nur eben nicht auf

                        den Ersten Blick. 

                        -Och ´n paar Sachen find´ ich auch gut.

                        À propos. . . .

    Sie gibt ihm die Bücher.

                        -Hier.

                        -Was ist das?

                        -Illuminatus! 

                        -Aha.

    Er guckt sich eins an.

                        -Und worum geht´s?

                        -Tja, schwer zu sagen. Auf ´n ersten Blick

    isses ´ne ziemlich verworrene Story, also bis Seite 100, 150 musste

    echt Geduld haben. Auf den zweiten Blick isses ´n Krimi, aber

    auch nur zum Spass. Dann isses die Story von verschiedensten

    abgedrehten Typen, die alle irgendwie miteinander zu tun haben.

    Wirste schon sehen. Aber eigentlich geht es um weisse Magie.

                        -Wie meinste das?

                        -Na ja, Magie, also die echte, weisse Magie, 

                        ist die Lehre der Selbstgestaltung eigenen Persönlichkeit

    und wie man so dasteht, also. . . . , du nimmst ja nur Dich selbst

    wahr, also durch dich selbst, klar?

    Arno zuckt mit den Achseln.

                        -Äh, klar! 

                        -Und weisse Magie ist so quasi angewandtes

                        positives Denken. Weiss wegen Positiv. Du

    entdeckst Dich selbst, erkennst Deine Prägungen und lernst nach

    und nach, sie zu verändern. Zu verändern welche schlechte Angewohnheit Dich krank macht, zum Beispiel. Du übernimmst praktisch Deine Erziehung

    selbst, noch mal neu, mit allen Erfahrungen die Du gemacht hast, aber auch mit

    aller Verantwortung für Dich selbst und Andere.

                        -Klingt gefährlich. . . .

    Sie zeigt auf die Bücher.

                        -Ich find´s superlustig. Versuch´s mal.

                        -Wenn Du meinst.

    Sie guckt ihn an, dass uns allen ein bisschen warm wird. Sie kennt ihn schon

    auswendig.         

                        -Ja, tu ich. Du musst es nur mit Humor nehmen.

    Er schlägt mit der flachen Hand auf den Stapel.

                        -Gut! Ich versuch´s.

    Sie bricht auf.     

                        -Super. Bis später dann.

                        -Ciao.

    Sie geht zur Türe raus, er setzt sich einhändig den Kopfhörer

    auf, fummelt am iPod rum, beugt sich dann langsamst ´rüber, um zu trinken und lehnt sich genauso langsam mit Hilfe des Galgens zurück und schlägt von den Büchern, die noch auf seiner Decke liegen, das Erste auf.                                 

    Vorne drin zuerst ihr Stempel. Petra Schlüter, Strasse, etc.

    Er blättert weiter bis es richtig losgeht: "Der erste Trip,

    oder Kether". Musik setzt ein, die erste Strophe von Anastacia: 

    Not that kind.

    Umblättern. . .

    8

    Schwester Petra, auf dem Flur, nachdem sie gerade das Zimmer

    verlassen hat. Sie strahlt, sie hat sichtbar einen Sieg errungen.

    Beschwingt läuft sie den Flur hinunter, auf uns zu, und macht

    noch so ´ne Art Becker-Säge, sehr weiblich. Sie geht an uns vorbei

    und wir sehen eine Kollegin, Rosie, ebenfalls den Flur betreten. 

    Die Zwei kennen sich.

                        -Und?

                        -Was, und?

                        -Was gibt´s neues vom Helden?

                        -Ach sooo. . . .      Der macht sich! 

                        -Was heisst das?

    Petra schmunzelt.       

                        -Er nimmt Nahrung an.

    Rosie winkt ab.

                        -Du und deine Mission.

    Petra

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