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Die Rückkehr der Spinne: Roman
Die Rückkehr der Spinne: Roman
Die Rückkehr der Spinne: Roman
eBook403 Seiten5 Stunden

Die Rückkehr der Spinne: Roman

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Über dieses E-Book

Vor acht Jahren trieb in der friedlichen Kleinstadt Awenach eine Gruppe von Satanisten, die sich als Zeichen eine schwarze Spinne gewählt hatte, ihr Unwesen. Mit Hilfe des Lehrers Robert Cullmann war es schließlich gelungen, diese Gruppe zu zerschlagen und die Anführer zur Verantwortung zu ziehen. Jetzt taucht plötzlich erneut das Symbol der Spinne auf.

Für Robert Cullmann stellen sich zwei beklemmende Fragen: Ist die Satanistengruppe von damals an den Ort ihrer unheilvollen Taten zurückgekehrt? Und wenn ja, wer ist diesmal mit im Bunde? Plötzlich zerreißt ein brutales Verbrechen die Idylle des Städtchens. Am Tatort bleiben die bedrohlichen Worte zurück: "Satan vergisst nie!" ... Die Fortsetzung des Bestsellers "Tatort Schulhof"! Wie auch schon der Vorgänger zeigt dieser Roman die Gefahr okkulter Verwicklungen von Jugendlichen auf eindringliche Weise auf.
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Michael Buschmann wurde 1961 in Dortmund geboren, ist verheiratet und wohnt heute in einer Kleinstadt in Ostwestfalen. Nach seinem Abitur studierte er an der Universität Paderborn. Zur Zeit arbeitet er teilzeitlich in einem Altenheim. Dadurch bleibt ihm genügend Zeit für seine schriftstellerische Arbeit. Der Bestsellerautor Michael Buschmann ist ein Spezialist für spannende, sehr realitätsnahe Romane über brandheiße Themen.
SpracheDeutsch
HerausgeberFolgen Verlag
Erscheinungsdatum6. Feb. 2017
ISBN9783958930681
Die Rückkehr der Spinne: Roman
Autor

Michael Buschmann

---- Michael Buschmann wurde 1961 in Dortmund geboren, ist verheiratet und wohnt heute in einer Kleinstadt in Ostwestfalen. Nach seinem Abitur studierte er an der Universität Paderborn. Zur Zeit arbeitet er teilzeitlich in einem Altenheim. Dadurch bleibt ihm genügend Zeit für seine schriftstellerische Arbeit. Der Bestsellerautor Michael Buschmann ist ein Spezialist für spannende, sehr realitätsnahe Romane über brandheiße Themen.

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    Buchvorschau

    Die Rückkehr der Spinne - Michael Buschmann

    Buschmann

    Kapitel 1

    Sie mussten sich rasch in den Schnee werfen, um nicht erwischt zu werden. Die Blutjohannisbeersträucher, hinter denen sie sich duckten, waren nicht verjüngt worden und entsprechend von unten her kahl. Sie konnten nur hoffen, dass die Scheinwerfer des Autos, die für Sekunden über ihr Versteck strichen, nicht ihre verbotene Anwesenheit verrieten.

    Clinton Reeves spürte die kalte Feuchtigkeit durch seine Kleider dringen. Es ärgerte ihn, dass er sich bei dieser Aktion auf dem matschigen Boden nun auch noch seine teure Boss-Hose versaute. Sein Hass wuchs, wenn er daran dachte, wem er das zu verdanken hatte.

    Der Wagen hielt vor dem Haus mit laufendem Motor. Der Fahrer hupte zweimal.

    Trent und Angus Zirovsky lagen dicht neben Reeves. Trent hob den Kopf, um zu sehen, was da vor sich ging.

    »Runter mit der Birne!«, zischte Reeves ihn ungehalten an und drückte ihm den Kopf in den nassen Rasen.

    »Ich wollte –«

    »Halt’s Maul, Mann! Da kommt jemand!«

    Ein gelber Lichtschein fiel auf den Plattenweg vor der offenen Haustür. Ein Schatten. Mehrere Schatten. Stimmen. Undeutlich. Alles Frauenstimmen. Reeves tippte auf drei Frauen. Vorsichtig hob er den Blick. An dünnen Ästen vorbeispähend, sah ersieh bestätigt. Drei Frauen eilten auf das Gartentor zu. Im Schein der Straßenlaterne wirkten sie merkwürdig puppenhaft. Eine von ihnen erkannte er sofort.

    »Da haben wir sie ja, unsere kleine Hure mit dem süßen Bastard«, flüsterte Reeves und seine Augen starrten wie gierige Wolfsaugen auf die schwangere Frau, die nicht in die viertürige Limousine einstieg.

    Es begann zu schneien. Dicke weiße Flocken rieselten wie ein dichter Vorhang herab, als wäre irgendwo oben am Himmel eine Schleuse geöffnet worden. Reeves fluchte leise. Die Wolkendecke, die den hellen, runden Mond abdeckte, hatte er als gutes Omen bewertet. Dass sie zu einer Schneefront gehörte, ließ ihn hadern. Wenn es so weiterschneite, würde sehr bald die rabenschwarze Nacht vom Erdboden erhellt werden wie von gedämpftem Licht, das durch eine dunkle Membran fiel. Es würde ihr Vorhaben erschweren, unentdeckt durch den Garten zu schleichen und die Strafe zu vollstrecken.

    Mit wachsendem Verlangen beobachtete er, wie die Frau die Beifahrertür zuwarf und dem abfahrenden Wagen nachwinkte, der Sekunden danach in einer dichten Schneeverwehung verschwand.

    Die Frau hastete frierend ins Haus.

    Stille.

    Der Schneevorhang legte sich wie ein Schalldämpfer um Haus und Garten. Reeves nahm es mit einem Grinsen zur Kenntnis. Der scheinbare Nachteil verwandelte sich in einen Vorteil. Auf seinen Wink hin huschte Trent gebückt um die Johannisbeersträucher herum auf die Haustür zu. Kein Wort war nötig. Sie hatten alles bis ins Detail geplant. Jeder wusste genau, was er zu tun hatte.

    So auch Angus. Bevor Reeves ihm ein Zeichen zum Aufbruch geben konnte, robbte er auch schon im Stile eines kampferprobten Landsers über den Rasen, seitlich am Haus entlang bis zur Terrasse. Als sie sie erreichten, wechselte im Wohnzimmer das helle Licht des Deckenleuchters zum dämmrigen Schein einer Stehlampe, sodass jetzt nur noch ein spärlicher Lichtstreifen auf die ersten zwei Reihen der Terrassenplatten fiel.

    Noch ein gutes Omen, dachte Reeves zufrieden und fixierte seine Beute, die allein und ahnungslos in einer Ecke des Sofas saß. Erachtete nicht auf Zirovsky, der zwei Plastiktüten links und rechts unter seiner Bomberjacke hervorholte, sondern malte sich aus, was er alles mit seinem Opfer anstellen würde. Seine eigenen Fantasien erregten ihn so sehr, dass es in seiner Brust hämmerte.

    Es gab ein lautes Geräusch wie das Zerspringen eines Blumentopfs.

    Reeves strafte Zirovsky sogleich mit einem giftigen Blick. Der hob rasch den seltsamen Gegenstand auf, der ihm aus der Hand gefallen war.

    »Dein Glück, dass die Hure zu dumm ist, die Warnung zu kapieren!«, bemerkte Reeves erleichtert.

    Beide zogen sich eine Dämonenmaske vors Gesicht und schlichen näher an die Terrassentür heran. Mit der eisernen Kralle, die Zirovsky sich über seine rechte Hand gestreift hatte, zerbrach er mit einem Schlag die Glasscheibe in Türgriffhöhe.

    Das erschrockene Gesicht der Frau, das sich ihnen nun zuwandte, entlockte Reeves unter der Maske ein Lächeln. Jeden Millimeter ihres Entsetzens sog er begierig in sich auf.

    Gut so. Gleich sind wir bei dir. Ungeduldig verfolgte er Zirovskys vorsichtiges Vorgehen.

    »Sie türmt. Beeil dich!«, stieß er ihn mahnend in die Seite.

    Endlich öffnete sich die Tür. Sie schlüpften hinter die Gardine, die Zirovsky mit seiner Kralle kurzerhand zerriss.

    Die Frau rutschte aus und fiel hin. In panischer Angst schrie sie laut auf. Reeves hatte mit Wonne ihren Sturz beobachtet. »Los, steh auf!«, flüsterte er zu sich selbst. »Verdirb uns nicht den Spaß! Wir wollen dich doch noch ein bisschen jagen, bevor wir dich erlegen.«

    Sie tat ihm den Gefallen. Dass sie dabei nicht den Fluchtweg durch die Haustür wählen konnte, sondern die Treppe hinunter in den Keller rennen musste, dafür sorgte der dritte Dämon im Bunde.

    Reeves und Zirovsky durchsuchten der Reihe nach Keller für Keller. Schließlich blieb nur noch der Heizungsraum übrig. Er war verschlossen, aber kein Schlüssel steckte von außen. Für Reeves das untrügliche Zeichen, dass seine Beute nun in der Falle saß. Mit den flachen Händen berührte er die schwarzlackierte Eisentür, als könne er auf diese Weise die Präsenz seines Opfers dahinter ertasten. Grinsend küsste er die Tür.

    »Ich komme jetzt zu dir«, hauchte er und wandte sich an Zirovsky, der die Maske hochgeklappt hatte und befehlsbereit hinter ihm stand.

    »Du bleibst hier. Trent und ich gehen durch den Lichtschacht.«

    Die Abdeckplatte war durch keine Strebe am unteren Teil des Lichtschachts befestigt. Trent hob sie hoch, schob sie zur Seite und sprang in den Schacht.

    »Gleich bin ich bei dir«, flüsterte Reeves wieder zu sich selbst, als er Trent das Stemmeisen reichte. »In ein paar Sekunden lehre ich dich die Ekstase der Angst.«

    Er kicherte und küsste seine linke Hand, an der er nur den Zeige- und Kleinfinger ausgestreckt hielt.

    Es klirrte laut, als Eisen auf Eisen prallte. Doch der Lärm störte Reeves nicht mehr. Seine Gedanken kreisten nur noch um die Frau, die in wenigen Momenten ihm gehören würde. Wehrlos und verängstigt. Er hörte schon den Klang ihres Weinens und Wimmerns. Wie sie um Gnade winselte. Für sich und den Bastard. Er roch schon den Duft ihrer Haut. Er spürte schon das Zittern ihres Körpers. Er schmeckte schon das Blut auf seiner Zunge …

    Ein lautes Fluchen riss ihn aus seinen Träumen. Wütend brüllte er in den Schacht:

    »Was stümperst du denn da unten rum? Komm hoch, Mann! Ich zeig dir, wie man das macht.«

    Reeves schlug bedeutend stärker und aggressiver. Der nahende Wahnsinn schien ihm übermenschliche Kräfte zu verleihen …

    Vorabdruck aus dem Roman: The Rage – Die tanzenden Schatten von Eli Mass.

    Fortsetzung folgt.

    *

    »Herr Cullmann?«

    Das war unglaublich.

    »Herr Cullmann!?«

    Wie um alles in der Welt war das nur möglich …

    »Geht es Ihnen nicht gut, Herr Cullmann?«

    Robert Cullmann starrte ausdruckslos das geschminkte Gesicht an, um das sich eine gestylte Frisur rankte.

    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Sie sehen blass aus. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«, redete die Frauenstimme weiter auf ihn ein.

    Sein Blick senkte sich auf die Zeitschrift, die er so verkrampft in seinen Händen hielt, dass sie an den Rändern heftig zerknittert war. Als er sie losließ, zeichneten sich auf dem Papier die Daumenballen seiner schweißnassen Hände ab.

    Er schloss die Augen, schüttelte den Kopf, öffnete sie wieder, schaute auf die Zeitschrift.

    Der Text, den er eben gelesen hatte, stand noch immer auf den zwei Seiten.

    »Kann ich die mal mitnehmen? Ich bring sie Ihnen zurück!« Er hob die Zeitschrift kurz an, um anzuzeigen, was er meinte.

    »Ja, sicher. Kein Problem«, reagierte die Friseurin ebenso großzügig wie irritiert. »Aber… Sie sind jetzt dran.« Sie deutete mit einer einladenden Handbewegung auf den frei gewordenen Stuhl.

    »Heute nicht. Ich komme ein anderes Mal wieder, Britta.« Regelrecht benommen, als sei er von einer unfreiwilligen Zeitreise aus der Vergangenheit in die Gegenwart zurückgekehrt, verließ Robert Cullmann den Friseursalon.

    *

    Das rostbraune Klinkerhaus der Cullmanns stand am Fuß des Vogelbergs, den im Gegensatz zum Adlerberg keine Schneeschicht mehr überzog, weil er gut 100 Meter niedriger war. An diesem Samstagmittag im März setzte Robert den VW-Van nach seinem abgebrochenen Friseur-Besuch kurzerhand in die schmutzigen Schneereste, die das städtische Raumfahrzeug vor Tagen zu einem kleinen Wall am Straßenrand aufgetürmt hatte. Ohne auf seinen grüßenden Nachbarn zu achten, eilte er direkt ins Haus. Er fand Jody im Schlafzimmer, wo sie gerade Wäsche in den Schrank räumte. Der Duft von frischem Weichspüler erfüllte den Raum.

    »Na, der Look sieht aber nicht gerade neu aus? Hat der Friseur zu gehabt oder hat er dir heute noch Haare angeklebt?«, frotzelte seine Frau nach einem kurzen Blick um die offene Schranktür herum.

    Robert schlug die mitgebrachte Zeitschrift auf. »Lies dir das bitte mal durch!«

    Jody nahm den letzten Packen Wäsche aus dem Korb, sortierte ihn ein und lehnte die Schranktür nur leicht an, weil sie schief in einem Scharnier hing. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Robert weder Mantel noch Schuhe ausgezogen hatte. Unheil erwartend fragte sie: »Was ist los? Ist was passiert?«

    Er hielt ihr die Zeitschrift hin, die sie nur zögerlich nahm. Die ersten Sätze, die sie las, machten sie nicht schlauer. »Warum soll ich mir das durchlesen, Robert?«

    »Das ist das erste Kapitel aus einem kommenden Roman mit dem Titel The Rage – Die tanzenden Schatten

    Jody zuckte die Achseln. »Nie gehört.«

    »Aber von dem Autor bestimmt. Eli Mass.«

    Robert sah, wie es hinter Jodys gerunzelter Stirn arbeitete. Nur für Sekunden. Dann hatte sie den Namen zugeordnet. »Der Horror-Autor, von dem in letzter Zeit die Medien nur so schwärmen. Ein neuer Stephen King und so.«

    Robert nickte. »Genau der.«

    Jody verzog das Gesicht. »Du weißt doch, dass ich mit dieser Art Literatur nichts anfangen kann. Warum willst du –«

    »Dann überflieg die Zeilen. Bitte!«

    Sie tat es. Aber Robert merkte an den Bewegungen ihrer Augen, dass sie mehr und mehr kürzere Sprünge machten, bis sie schließlich an den Worten klebten.

    Er hörte die Kinder unten im Wohnzimmer toben. Daniel imitierte die Stimme eines Piraten. Seine zwei Jahre jüngere Schwester Deborah quiekte aus irgendeinem Grund belustigt. Sie schienen wieder mal quer über Sessel und Sofa zu hüpfen. Obwohl das eigentlich verboten war, störte der Radau Robert im Moment nicht. Er konzentrierte sich auf seine Frau, die sichtlich fahl im Gesicht wurde.

    »Lass! Es ist genug«, riet er ihr und machte einen Schritt auf sie zu aus Angst, sie könnte umkippen.

    »Das ist … hier passiert, Robert! Das … bin ich!«

    Sie schaute ihn entsetzt an, dann wieder die Zeitschrift in ihren Händen. Kraftlos sackte sie auf die Bettkante.

    Robert setzte sich neben sie und umarmte sie. »Verzeih mir, bitte. Vielleicht hätte ich es dir besser nicht gezeigt. Aber ich musste einfach wissen, ob es sich damals tatsächlich so zugetragen hat, wie von diesem Eli Mass beschrieben.«

    Beim Streicheln ihrer Wangen konnte er eine heiße Träne fühlen. Sie nickte. Ihre Stimme klang schwach und belegt: »So war es. Genauso war es.«

    Er drückte sie an sich. Doch eine tröstliche Antwort auf die Frage, mit der er jeden Moment rechnete, hatte er nicht parat. Und es dauerte nicht lange, bis Jody sie stellte.

    »Woher hat der Mann das alles? Er schreibt, als wäre er dabei gewesen. Wie kann er so genau wissen, was sich damals hier in unserem Haus zugetragen hat?«

    Robert hob überfordert die Schultern. Darüber hatte er auf dem Weg vom Friseur nach Hause pausenlos nachgedacht. »Aus den Zeitungen von damals jedenfalls nicht«, wagte er eine erste Antwort. »Und da die Gerichtsverhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, kommt diese Quelle auch nicht in Frage. Bleiben die Gerichtsakten. Da steht natürlich alles bis ins Detail drin, was sich abgespielt hat.«

    »Aber die darf doch niemand so einfach einsehen«, wandte Jody ein.

    »Meines Wissens nicht.«

    Sie schwiegen eine Weile.

    Als Jody ihn plötzlich so merkwürdig von der Seite musterte, ahnte Robert, dass ihr der gleiche Gedanke gekommen war wie ihm. »Hältst du es für möglich, dass jemand von –«

    Sie brauchte gar nicht weiterzusprechen, denn Robert schüttelte bereits den Kopf. »Glaub ich nicht. Carlo Rickerts ist lange tot. Der Zweite, Tommi Wüst, ist ebenfalls bei einem Unfall vor zwei oder drei Jahren umgekommen. Bleibt nur noch Alex Zallberg, der irgendwo in Südfrankreich als Animateur rumturnt. Und den haben die Anwälte seines reichen Vaters geschickt rausgeboxt, ganz sicher unter der Prämisse, dass der Herr Sohn sich zukünftig nicht mal mehr ein Knöllchen zu Schulden kommen lässt, um Zall-Co nicht noch weiter zu schaden. Der Skandal hat die Firma vom alten Zallberg an den Rand des Ruins gebracht, wie du weißt. Er durfte sich damals glücklich schätzen, dass er in den neuen Bundesländern so dick einsteigen konnte, sonst wäre er heute vermutlich bankrott.«

    Jody ließ sich rücklings auf das Bett plumpsen. »Du hast Recht. Es ist vorbei. Ich darf mich nicht von der Vergangenheit einholen lassen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es mich noch so trifft. Aber … es ist nur … dieser Schriftsteller … mit welchem Recht …«

    »Genau das ist es, was auch mich so geschockt hat. Woher hat er die Informationen? Und vor allem, mit welchem Recht kann er so etwas Authentisches einfach für sein Buch verwenden?«

    Jody betrachtete die Lampe unter der Decke, dann sah sie Robert an, weil eine Ahnung in ihr aufstieg. »Willst du etwas dagegen unternehmen?«

    »Hab ich vor, ja«, bestätigte er. »Aber ganz behutsam, das verspreche ich dir. Ich will keine alten Wunden aufreißen. Bei niemandem. Und schon gar nicht bei dir.« Er ließ sich neben Jody fallen, sodass er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. »Gleich am Montag werde ich den Verlag von diesem Eli Mass anrufen. Mal hören, was die dazu zu sagen haben. Vielleicht gehe ich auch vorher noch in der Buchhandlung vorbei und schaue mir ein paar andere seiner finsteren Ergüsse an, um einen Eindruck zu kriegen, wie der Mann so drauf ist. – Vorher allerdings«, seine Stimme wurde leise und weicher, »vorher schaue ich mir ganz was anderes an.«

    Er beugte sich über Jody und umfuhr mit seiner Fingerspitze ihren Mund, den er trotz, nein, gerade wegen der langsam dort auftauchenden kleinen Fältchen noch immer so gerne mochte wie am ersten Tag.

    »Denk an die Kinder, Robert. Sie können jeden Moment hereinkommen«, warf Jody ein, doch es klang nicht so, als würde sie selber daran denken. Dem entsprach auch ihr erwartungsvoller Blick.

    »Die sind gerade auf hoher See, hörst du doch«, hauchte Robert lächelnd und umkreiste als Nächstes zärtlich ihre Nasenspitze. »Außerdem könnte Daniel eine Menge dabei lernen.«

    Sie grinste ihn mit gespielter Empörung an. »Du vergisst, dass dein Sohn erst acht Jahre ist.«

    »Das Handwerkeln macht ihm schon viel Spaß.«

    »Das Hand –?«

    Er küsste Jody, sodass sie nicht weitersprechen konnte. Dann sagte er: »Ja, sicher. Ich schau mir das Scharnier vom Schrank an. Du liegst mir seit Tagen damit in den Ohren. – Du hattest doch nicht an etwas anderes gedacht?«

    Er grinste sie breit an und erhob sich flugs in weiser Voraussicht auf das, was kommen würde. Noch bevor er aus dem Zimmer flitzen und sich in Sicherheit bringen konnte, hatte Jody ihm bereits ein Kissen an den Kopf geworfen.

    Kapitel 2

    Am Montag unterrichtete Robert nur vier Stunden. Die beiden letzten Englisch-Stunden in der Jahrgangsstufe 13 hatte er außerplanmäßig zugunsten einer sechsstündigen Vor-Abi-Klausur in Mathematik abtreten müssen.

    Nicht einmal die Aufsicht hatte er zu führen brauchen, da der betreffende Kollege persönlich anwesend sein wollte und konnte. Die beiden unerwarteten Freistunden begünstigten Roberts Vorhaben, der Buchhandlung heute einen Besuch abzustatten.

    Die einzige Buchhandlung am Ort, Buch + Kunst, lag mitten in der Altstadt Awenachs. Da sie nicht weit vom Lessing-Gymnasium entfernt war, ging Robert die Strecke zu Fuß, um sich die oft mühsame Parkplatzsuche zu ersparen. Er liebte die Atmosphäre in dem Laden, die Beschaulichkeit, den Geruch der frisch gebundenen Bücher, die vollen Regalwände, die zum Stöbern einluden. Da er häufig Bücher bestellte, begrüßte ihn die Verkäuferin auch gleich mit Namen.

    »Selbstverständlich haben wir Eli Mass im Sortiment. Alle Romane von ihm«, bekannte sie freundlich lächelnd. »Der Mann schreibt vielleicht nicht besser als Stephen King, der König des Horrors, aber im Augenblick genauso erfolgreich. Für welches Buch interessieren Sie sich denn?«

    Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sich die Verkäuferin in Bewegung und umkurvte einen Raumteiler. Robert folgte ihr. Sie zeigte auf eine lange Buchreihe, und er las mit schräg gehaltenem Kopf: Das dunkle Tor, Das Elixier des Bösen, Fesseln der Gier, Verrat in der Schattenwelt, Der kalte Kuss des Lemurs, Mächte des Wahnsinns.

    Das Buch, das Robert suchte, befand sich nicht darunter. »Mich interessiert The Rage – Die tanzenden Schatten«, sagte er.

    »Tut mir Leid, Herr Cullmann. Das erscheint erst in etwa zwei Wochen.«

    Robert lockerte seinen Wollschal, weil ihm unangenehm warm wurde. »Schade. Ich hab hier drin nämlich einen Vorabdruck des ersten Kapitels gelesen.« Er hielt der Verkäuferin die Zeitschrift aus dem Friseur-Salon hin.

    »Ja, ja. Das ist so ein Werbetrick von diesem Eli Mass. Er veröffentlicht immer vorab auf seiner persönlichen Internet-Seite das erste Kapitel seines aktuellen Buches. Man kann es sich am PC herunterladen, wenn man möchte. Den Rest kriegt man aber nicht auf der Webseite kostenlos zu lesen. Da muss man sich schon das Buch kaufen. Dass es auch in Zeitungen vorab erscheint, ist mir allerdings neu.«

    »Ich nehme von jedem Roman ein Exemplar. Wie viele sind es?«

    Mit sechs Büchern in der Tragetasche verließ Robert Cullmann die Buchhandlung. Draußen blieb er kurz stehen, um seinen Schal wieder enger zu binden. Der Wind hatte in der Nacht die Richtung gewechselt und blies eisig aus Osten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er im gleichen Moment zwei jugendliche Schüler in den Teeladen huschen. Er kannte sie gut.

    *

    Vor etwa drei Jahren hatte der Besitzer des ehemaligen Bio-Kost-Ladens gewechselt. Übernommen hatte ihn eine allein stehende, dynamische, junge Frau, die kurz zuvor Erbin eines ansehnlichen Vermögens geworden war. Mit einem Teil dieses Geldes hatte Karin Badura das Geschäft gekauft und von Grund auf einer Renovierung unterzogen, die bitter nötig gewesen war, da der Vorbesitzer jahrzehntelang keinen müden Cent investiert hatte. Mit einem neuen, veränderten Ambiente, das viel Wert auf Gemütlichkeit, fernöstliches Flair und eine speziellere Produktpalette legte, erlebte der neu eröffnete Teeladen seitdem einen Zulauf, als habe ein Teil der Awenacher geradezu auf diese Art Geschäft gewartet.

    Saskia Grunwald, den Schulranzen zwischen ihren Füßen, betrachtete prüfend die vielen bunten Armbänder, die Karin Badura ihr auf der Glasvitrine präsentierte. Die 16-Jährige war hin- und hergerissen zwischen der hübschen Optik und den Eigenschaften, die die Power-Armbänder angeblich besitzen sollten. Ihrem ein Jahr älteren Freund Jovan Jovanovic, der die gleiche Klasse besuchte wie sie, dauerte die Prozedur schon viel zu lange. Er fragte sich, ob es wirklich eine so geistreiche Idee gewesen war, seine Freundin beim Einkaufsbummel zu begleiten. Sie hatte ihm zwar versprochen, ihren unendlich zähen Einkaufsritus zu straffen, aber was davon zu halten war, das erlebte er ja nun.

    »Gefallen würde mir ja dieser Stein.« Sie hob das Armband hoch und hielt es in Richtung Schaufenster ins Tageslicht.

    »Jeder Stein ist ein Unikat«, pries Karin Badura das Produkt.

    Jovan schöpfte Hoffnung, dass das Ende nun doch nahte. »Der ist wirklich schön«, bestätigte er, obwohl er gerade ganz woanders hinschaute.

    »Aber …«, Saskia hielt zweifelnd den Kopf schräg, »er wirkt positiv auf die Eigenschaft Lebensfreude. Die hab ich auch so. Was meinst du, Karin?«

    »Deine Vorgabe war, dass es ein Armband sein soll, das dir in der Schule hilft«, antwortete Karin Badura. »Und da kommen eben nur das Tigerauge oder der Amethyst in Frage. Wie gesagt, das Tigerauge wirkt mit seiner Energie auf Lernfähigkeit und Konzentration, der lila Amethyst auf die Intelligenz und gegen Prüfungsangst. Und wenn du sie mindestens einmal im Monat unter fließendem, lauwarmen Wasser reinigst, dann bleiben dir die positiven Energien der Steine lange erhalten, bis ins Abitur und darüber hinaus.«

    Jovan rollte die Augen, als Saskia das Armband wieder ablegte. »Nimm doch das«, sagte er plötzlich und zeigte auf eine ganz bestimmte Perlensorte, »da haben wir beide was von.«

    »Den roten Jaspis?«

    »Ja. Der fördert die Erotik.« Er drückte ihr einen spontanen Kuss auf die Wange.

    »Jovan! Ich brauche dringend Hilfe«, wies sie ihn pikiert zurecht.

    »Aber doch nicht durch so einen Quark. – Buddha-Armbänder.« Er spuckte die zwei letzten Worte aus, als habe er Reißzwecken im Mund. »Ich habe irgendwo gelesen, dass jeder zehnte der 300.000 buddhistischen Mönche in Thailand drogenabhängig ist.«

    Mit einem Lächeln erklärte Karin Badura diplomatisch: »Asiatische Mönche benutzen diese Edelsteine seit Jahrtausenden zur Inspiration und als Energiequelle. Wir können uns glücklich schätzen, dass diese alten Weisheiten bis zur Schwelle des dritten Jahrtausends bewahrt werden konnten.«

    »Jovan«, Saskias Stimme nahm den gefährlichen Ton an, den er kannte und der ihm signalisierte, dass er sich mit weiteren Kommentaren besser zurückhielt, »wir sind nicht in Thailand und ich hab auch nicht vor, ins Kloster zu gehen. Es geht um die nächsten Klausuren. Die sind entscheidend für meine Versetzung, das weißt du. Außerdem hast du am allerwenigsten Grund, dich lustig zu machen. Du bist ja selber nicht gerade eine Leuchte. Trotz deiner Ehrenrunde dieses Jahr.«

    Der Stich saß.

    Es ärgerte Jovan, dass sie in letzter Zeit keine Gelegenheit ausließ, ihn runterzuputzen, noch dazu vor anderen. Sie schien nicht einmal zu merken, dass ihn das verletzte. Manchmal hatte er den Eindruck, dass sie es sogar mit Absicht tat. Irgendwie war ihre Beziehung nicht mehr so ungetrübt wie vor vier Monaten, als sie zum ersten Mal Händchen haltend auf dem Schulhof gestanden hatten.

    »Meine Mutter lyncht mich, wenn ich sitzen bleibe. Das hatte sie mir nach dem blauen Brief doch angedroht, schon vergessen?«

    »Du bist ihre Tochter«, grummelte er.

    »Wenn ich sitzen bleibe, bin ich vor allem die Schande von Isabel Grunwald, der Studienrätin am Lessing-Gymnasium, deren Tochter es nicht mal bis in die Oberstufe schafft.«

    »Überleg’s dir in Ruhe, Saskia. Ich geh mal eben rüber zum Teeregal.« Karin Badura wollte zwischendurch den Kunden bedienen, der gerade zur Tür hereingekommen war.

    *

    »Guten Tag. Ich hätte gerne Grüntee. Sahne-Vanille und Tropencocktail. Je hundert Gramm, bitte.«

    Robert kramte zwei Teedosen aus den Manteltaschen und reichte sie Karin Badura, die diese auf der elektronischen Waage wie gewünscht auffüllte. Robert zahlte und ging. Auf dem Weg zum Ausgang grüßten ihn seine beiden Schüler freundlich.

    Sein kleiner Spaziergang führte ihn an der Leopoldstraße vorbei. Lag es an dem eben gelesen Artikel, der die böse Vergangenheit in ihm wieder aufgewühlt hatte? Er hätte nicht sagen können, warum er an ein weiteres Opfer von damals denken musste, das hier gewohnt hatte. – Dennis Holm. Der kleine Junge, der als ahnungsloser 9-Jähriger von den Satanisten in die Clique gelockt worden war. Seine Mutter hatte sich von ihrem Mann scheiden lassen, einem hoffnungslosen Trinker, und war aus Awenach weggezogen, um Dennis und ihrer Tochter das Vergessen zu erleichtern. Von irgendwem, Robert wusste es nicht mehr genau, hatte er später von Dennis’ erfolgreichem Realschulabschluss und seiner Installateurlehre erfahren.

    Roberts nächstes Ziel, der Awenacher Friedhof, lag in der Südstadt und grenzte an die Flusspromenade. Als Robert ihn durch das verrostete Bogentor betrat, schlug er wegen des kalten Windes, der hier viel heftiger blies, seinen Mantelkragen hoch. Die kleine Kapelle lag zu seiner Linken. Hinter den bunten Glasscheiben flackerte Kerzenlicht. Offenbar war ein Verstorbener drinnen aufgebahrt.

    Robert schritt den Hauptweg entlang. Der Kies knirschte unter den dicken Sohlen seiner Winterschuhe. Er schien allein zu sein. Mehrmals bog er ab, zuletzt an zwei Abfallcontainern. Der Baum, unter denen sie standen, überragte den Weg. Seine Zweige waren noch blattlos und streckten sich zum Himmel wie dunkle, erstarrte Blitze.

    Dann erreichte er die Grabstelle. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nichts verändert, außer dass die Winterheide vielleicht etwas mickriger aussah. Die Kerze im Windlicht war erloschen. Er entzündete sie neu. Eine ganze Weile stand er da und starrte auf den Grabstein, dessen Inschrift davon zeugte, dass hier ein junger Mensch aus der Blüte seines Lebens gerissen worden war. Mit nur 18 Jahren.

    Seine Augen verharrten auf den Namen – Kim Ghedina. Eine junge, bildschöne Frau, vor acht Jahren in der Awenacher Satanistenclique als Domina aktiv, später zur Verräterin buchstäblich am Oberarm gebrandmarkt, weil sie sich, schwanger geworden, nicht mehr willig und gefügig zeigte, schließlich von der Clique eingesperrt… zusammengesunken auf einem Stuhl… eine Plastiktüte über den Kopf gezogen… mit einem Schuhband am Hals zugeschnürt… starre, weit aufgerissene Augen … das früher so schöne Gesicht grässlich blau verfärbt… das getrocknete Blut zwischen ihren Beinen … stummes Zeugnis dafür, dass mit ihrem noch ein zweites Leben ausgelöscht worden war.

    Robert ließ seinen Blick in den milchigen, endlosen Himmel schweifen, der sich schwer über ihm wölbte wie eine erdrückende Grabplatte aus hellem Granit. Er erinnerte sich noch gut daran, wie Kims Eltern am Grab gestanden hatten, bestürzt, ohnmächtig, mit dem Grauenvollen nicht fertig werdend. Monate später waren sie aus Awenach fortgezogen. Robert hatte die Grabpflege übernommen. Von den schändlichen Umtrieben ihrer Tochter hatten sie angeblich nichts gemerkt, nichts geahnt von ihrer Zugehörigkeit zu einer Satanistenclique. Einer Clique, die sich nach dem Zugriff der Polizei vor Cullmanns Haus ganz rasch in nichts aufgelöst hatte.

    Ihr Kopf, Carlo Rickerts, hatte sich aus der Verantwortung gestohlen und sich noch während der Untersuchungshaft erhängt. Geradezu lächerlich hatten auf Robert die großmäuligen Phrasen gewirkt, mit denen er sich in einem Abschiedsbrief aus diesem Leben davongemacht hatte und die zum Teil aus dem Prolog der Satanic Biblevon Anton Szandor LaVey stammten, dem Gründer der Satanskirche in den USA:

    Meine Seele soll frei bleiben.

    Mich sperrt ihr nicht ein!

    Rege, Satanas!

    Ave, Satanas!

    Heil Satan!

    Carlo

    Alex Zallberg hatte durch einige dreiste Winkelzüge der Advokaten seines Vater seine Haut retten können, war mit einer für viele Beobachter viel zu milden Bewährungsstrafe davongekommen.

    Katja Scobel hatte sich vor Gericht unschuldig wie ein Lamm präsentiert, hübsch frisiert und gekleidet wie das nette Mädchen von nebenan. Doch von Verkleidung und Schauspielerei hatte der Richter sich nicht blenden lassen und sie wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und als Hauptverantworüiche am Freitod Kim Ghedinas zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Ausschlaggebend für ihre Verurteilung waren die Aussagen des Kronzeugen der Staatsanwaltschaft, Marc Beiden, gewesen, wofür sie diesem noch im Gerichtssaal wütende, hasserfüllte Blicke zugeschleudert hatte. Es war derselbe funkelnde, blanke Hass gewesen, mit dem sie sich ihm im »Domina-Raum« entgegengestellt hatte, um zu verhindern, dass er Kim aus ihrer Zelle befreite. Es war dieselbe schäumende Wut, mit der sie ihm anschließend die Nase blutig geschlagen und ihre scharfen Fingernägel in seine Augen gekrallt hatte. Nach dem Urteilsspruch hatte Katja Scobel ihr Elternhaus nie mehr betreten, worunter ihre Eltern lange gelitten hatten, aber noch mehr über das nach der Haftentlassung aufgekommene Gerücht, ihre Tochter sei in einem Bordell in St. Pauli gelandet.

    Tommi Wüst hatte zwei Jahre Haftstrafe aufgebrummt bekommen, von denen er wegen guter Führung nur eines absitzen musste. Er hatte sein Abitur gebaut und anschließend ein Chemie-Studium begonnen. Während des Besuchs eines Formel-1-Rennens auf dem Hockenheimring ereignete sich ein Unfall, den die Eltern von Kim Ghedina und so mancher Awenacher als späte Gerechtigkeit des Schicksals empfanden. Tommi und sein Vater grillten am Abend vor dem Rennen unter freiem Himmel. Als sie sich schlafen legten, holte einer von beiden den Grill mit der glühenden Kohle in den Mercedes-Transporter, da es eine empfindlich kühle Nacht war. Das Feuer verbrauchte den Sauerstoff und füllte den Transporter ganz allmählich mit giftigen Gasen. Der Vater, der oben auf einer Campingliege lag, wurde am anderen Morgen von einem Freund bewusstlos vorgefunden und gerettet. Für Tommi Wüst, der auf dem Boden geschlafen hatte, dort, wo sich die Gase sammelten, kam jede Hilfe zu spät.

    Roberts grau-grüne Augen hinter der modernen Brille aus leichtem, biegsamem Titan

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