Ich habe den Löffel nicht abgegeben: Rückkehr nach Armenien
Von Ina Kleinsteuber
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Über dieses E-Book
Und wenn man sich mit offenen Augen, offenen Ohren und offenem Herzen von einem solchen Fleckchen Erde finden lässt, kann man in den Begegnungen mit Land und Leuten überreich beschenkt werden.
Ein solches Kleinod ist Armenien.
Das vorliegende Büchlein möchte den Leser mit auf eine ungewöhnliche Reise nehmen und ihn teilhaben lassen an den berührenden Eindrücken, die ein Besuch dieses wunderbaren Landes hinterlassen kann. Es möchte Mut machen, sich selbst mit aller Offenheit und Neugier Armenien und seinen Bewohnern anzunähern.
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Buchvorschau
Ich habe den Löffel nicht abgegeben - Ina Kleinsteuber
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Vorgeschichte
Nachwort und Dank
Erläuterungen
Verzeichnis der Abbildungen
Quellenangaben
Vorbemerkung
Dieser Bericht erhebt weder den Anspruch politisch korrekt zu sein noch detailliert recherchierte wissenschaftliche Erkenntnisse wiederzugeben. Es handelt sich um eine (durchaus subjektive) Erzählung über Begegnungen, Eindrücke und Erlebnisse mit und in einem bemerkenswerten Land.
I. Kleinsteuber, August 2016
Vorgeschichte
Es ist Mai. 2012.
Nach einigen anstrengenden Wochen in Afghanistan geht es nach Hause. Doch die Reise soll nicht komplikationslos verlaufen: Zwischenlandung in Yerevan. Vogelschlag mit Verdacht auf Triebwerksschaden. Das hat noch gefehlt!
Wir sitzen in unserem Airbus und keiner weiß, wie es weiter geht. Die Crew ist am Telefonieren und bittet uns, Ruhe zu bewahren.
Die Zeit verstreicht in zähen Schwaden. Einer der Flugbegleiter holt die verbliebenen Vorräte aus den Staufächern des Flugzeuges. Abendessen.
Mittlerweile ist auch eine Bordtoilette voll und abgesperrt. Wir haben also nur noch eine zur Verfügung. Und noch immer herrscht Ahnungslosigkeit.
Die Crew informiert uns, dass wir nicht starten können, bevor das Triebwerk nicht überprüft ist. Ein Techniker kann aber an einem Sonntagabend nicht mehr zur Verfügung gestellt werden. Eine Ersatzmaschine steht in Deutschland auch nicht bereit, so die Verlautbarung. Es heißt also weiter ausharren.
Irgendwann wird ein schneidiger junger Mann zum Flugzeug gebracht. Gespräche, Telefonate und Diskussionen folgen. Es war wohl der Botschafter. Wir werden gebeten, weiter geduldig zu sein. Es muss abgeklärt werden, was mit uns geschieht. Immerhin sitzen wir in Uniform in einem fremden Land fest und können nicht so einfach draußen herum spazieren.
Langsam drückt sich der Geruch der Bordtoilette durch die verschlossene Tür in den Fluggastraum. Wir sind erschöpft und doch extrem angespannt.
Dann kommt das Signal zum Verlassen der Maschine. Wir werden aufgefordert nur das kleine Handgepäck mitzunehmen und noch einmal nachzusehen, ob wir auch ja keine scharfen Gegenstände dabei haben. Als ich aufstehen will, drückt mir der Kamerad, der neben mir sitzt, einen Besteck-Satz in die Hand: Steck das ein!
Ich schaue ihn völlig verwirrt an. Du bist eine Frau, dich werden sie nicht so sehr filzen. Vielleicht können wir es noch brauchen. Oder weißt du, was jetzt mit uns geschieht?
Mit einem dicken Kloß im Hals und nicht ohne Angst verberge ich das Besteck in den Untiefen meiner Uniformtaschen. Dann verlassen wir die Maschine. Wir werden unter ein Schleppdach geführt. Dort heißt es wieder warten. Am Rande laufen die Beratungen darüber, wer unter welchen Bedingungen in dieses unbekannte Land Armenien einreisen darf. Kaum jemand von uns hat einen Pass dabei. Das macht die Angelegenheit nicht leichter.
Die Sonne senkt sich bald, es wird kalt und wir harren noch immer unter dem Dach an einem Gebäude unbekannter Funktion aus. Ich fische nun meine Jacke aus dem Rucksack, die meine Kameraden vor einigen Stunden, als wir bei weit über 30°C in Afghanistan das Flugzeug bestiegen, belächelt hatten. Was willst du denn damit?
wurde etwas abfällig auf meine Gepäckzusammenstellung geschaut. Belächeln tut nun niemand mehr die Jacke, denn minütlich kriecht die Kälte mitsamt der Unsicherheit einem jeden tiefer unter die Kleidung und unter die Haut.
Nach und nach werden die ersten vom Bedürfnis heimgesucht, eine Notdurft zu verrichten. Einer der Wachmänner begleitet uns auf die Toilette. Die Männer in Gruppen zu maximal fünf, die Frauen alleine. Das liegt aber daran, dass wir nur zwei Frauen hier sind. Zumindest wartet der Mann vor der Kabine. Ich komme mir gefangen vor. Was ist das für ein Land, in dem wir gelandet sind? Armenien?! Ich muss mir eingestehen, dass ich keinen Schimmer habe von Land und Leuten. Ist es einer der 'Schurkenstaaten'? Sind es Freunde? Nach drei Monaten am Hindukusch tendiere ich in dieser Nacht vorsichtshalber in Richtung 'Schurkenstaat' und bekomme das Misstrauen nicht aus mir heraus. Wieder zurück unter dem Schleppdach hat sich an der Gesamtlage nichts verändert. Wir versuchen uns Mut zuzusprechen und ertragen geduldig die Lage, an der wir nichts ändern können. Der Wachmann neben uns scheint die Unsicherheit zu spüren, denn ganz plötzlich stupst er mich sachte an und weist mit dem Finger nach links in die Ferne. Wir schauen seiner Hand hinterher und erkennen mit Mühe eine Kontur am Horizont. Ararat
sagt er und ein stolzes Lächeln huscht über sein ernstes Gesicht. Etwas unbeholfen beginnen wir eine kleine Kommunikation in gebröseltem Englisch. Ganz vorsichtig, man will nichts falsch machen. Und dennoch wird schnell klar, dass dieser beeindruckende Berg, der dort in den Himmel ragt, der heilige Berg Ararat ist. Ein kleiner Zweifel am eigenen Misstrauen steigt in mir hoch. Können diese Menschen Bewohner eines 'Schurkenstaates' sein, wenn in ihren unergründlichen Augen so viel Wärme liegt, beim Blick auf diesen Berg? Letztlich siegen aber die prägenden Erfahrungen der letzten Wochen und ich bleibe misstrauisch. Selbst der Ararat kann daran im Moment nichts ändern.
Es ist schon dunkel als einige wackelige Kleinbusse am Flugfeld eintreffen. Mit ihnen Uniformierte, die eine wenig freundliche Präsenz ausstrahlen. Laute, unverständliche Kommandos fliegen durch die kalte