Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Bratpfannensurfer
Bratpfannensurfer
Bratpfannensurfer
eBook459 Seiten6 Stunden

Bratpfannensurfer

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Michael ist ein Glückspilz! Er zieht mit seiner Familie nach Kapstadt. Sonne, Berge, Meer - das Paradies auf Erden. Vor allem, wenn man nicht arbeiten muss. Denn das Geld verdient seine Frau! Aber Michaels Leben als Hausfrau ist ganz schön stressig. Außerdem hat Sandra nur noch Zeit für ihren Job, und die Kinder werden von Tag zu Tag anstrengender. Wie soll man denn da das Leben genießen und ein richtiger Surfer werden?
Eines Tages lernt Michael Sandras Chef kennen und ihm kommt ein schrecklicher Verdacht.
Jetzt braucht er einen Plan.

Urkomisch. Absurd. Zum Heulen. Wie das wahre Leben!

Südafrika zum Anfassen!

Bratpfannensurfer ist ein Roman für Männer und Frauen über die Suche nach dem Glück, das Streben nach Freiheit, den Fluch und Segen der Familie. Und über das Leben am schönsten Kap der Welt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Nov. 2016
ISBN9783743155367
Bratpfannensurfer
Autor

Peter Fellner

Peter Fellner verließ im Dezember 2012 seine bayerische Heimat Mühldorf am Inn und wohnt seitdem mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Kapstadt. Dort arbeitet er zwei Tage die Woche als Sportlehrer. Den Rest der Zeit surft oder schreibt er - und macht den Hausmann. Nach seinem Anglistik- und Sport-Studium an der Uni Augsburg begann er seine Karriere als Gymnasiallehrer, verbrachte jedoch so viel Zeit wie möglich im Ausland. Dabei arbeitete er unter anderem als Lehrer in Australien und Peru. Der Autor liebt den Sport und die Natur, am besten in Kombination, Musik, ein gutes Buch - und vor allem seine Familie. Aber in seiner Brust schlägt noch ein weiteres Herz - sein Herz für den afrikanischen Kontinent. Website: www.bratpfannensurfer.de Facebook: www.facebook.com/bratpfannensurfer

Ähnlich wie Bratpfannensurfer

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Bratpfannensurfer

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Bratpfannensurfer - Peter Fellner

    Finale

    1. Glückspilz

    Sie ist heiß, richtig heiß! Ich packe sie an den Hüften und drehe sie um, bis sie die Falttür im Gesicht hat. Sie reißt sich das Häubchen vom Kopf und wirft mir ihre lange, blonde Mähne entgegen. Eine wilde Löwin! Ich verbeiße mich in ihrem Ohrläppchen und knöpfe ihr die Uniform auf. Ihr Atem wird schneller und sie presst ihren festen Hintern an den heißen Klumpen in meiner Hose. Natürlich hat sie keinen BH an und auch sonst nichts drunter, dieses Luder! Ich umfasse ihre großen, schweren Brüste und fange an zu kneten.

    „Oh ja!", stöhnt sie auf.

    Nein… doch lieber kleine Brüste, klein und fest.

    Aber auch nicht zu klein. Mittelgroß, so eine gute Hand voll.

    Ja genau!

    Ich knete ihre mittelgroßen Brüste und sie stöhnt auf.

    „Oh ja, Michael, das ist sooo gut!" Ihre Hände wandern nach hinten und suchen nach meinem Gürtel. Oh yes, Baby, jetzt geht´s los! Mach ihn auf!

    „Sir?"

    Wieso fängt sie an zu reden?

    „Sir?"

    Was hat sie für eine schreckliche Stimme?

    „Excuse me, Sir?"

    Mann, was soll der Scheiß!

    Wütend riss ich meine Augen auf und blickte in einen faltigen, BH-losen Ausschnitt. Schnell kniff ich die Augen wieder zu. Wer war das denn? Wieso war sie so runzelig? Und, verdammt noch mal, warum fummelte sie zwischen meinen Beinen herum?

    Hilfe, ich wurde hier gerade sexuell belästigt!

    „You must fasten your seatbelt. We are flying into turbulence."

    Ich hörte ein metallisches Klicken in meinem Schoß und öffnete vorsichtig die Augen. Sie war eine Reihe weitergegangen! Gott sei Dank!

    Das mit der Blondine funktionierte auch nicht. Was konnte ich denn sonst noch versuchen? Ich musste unbedingt schlafen!

    Ich warf einen Blick auf den kleinen Bildschirm vor mir: Zentralafrikanische Republik, hatte ich noch nie gehört! Noch vier Stunden und achtundvierzig Minuten bis zur Landung! Das war doch Zeit genug für eine ordentliche Mütze Schlaf. Entschlossen machte ich meine Augen zu und suchte nach einer bequemen Position. Aber Jonas lag mit seinem Kopf auf meinen Beinen und Sandra lehnte an meiner rechten Schulter. Sie schnarchte mir leise ins Ohr. Ich brauchte mehr Platz!

    Plötzlich sackte mein Magen einen halben Meter unter den Sitz und knallte mir kurz darauf mit voller Wucht gegen den Kehlkopf. Dann kam schon das nächste Luftloch, dieses Mal noch heftiger. Ich hörte ein Poltern. Warum lag Jonas plötzlich auf dem Boden? Wieso hatte ihn eigentlich niemand angeschnallt? Aber er schlummerte seelenruhig weiter, mit meinen Turnschuhen als Kopfkissen. Hoffentlich überlebte er das!

    „Was´n los?" Sandra wischte sich über den Mund und starrte mich mit glasigem Blick an.

    „Sind wir schon da?"

    „Ne, noch lange nicht. Kannst weiter schlafen."

    Wupp! Schon wieder so ein Loch. Langsam machte sich Unruhe in der Kabine breit und ein rotes Licht nach dem anderen leuchtete über den Sitzen auf. Die Stewardessen eilten durch die Gänge wie aufgescheuchte Hühner und gaben ihr Bestes, die Fluggäste wieder zu beruhigen. Wupp! Noch eins. Von mir aus konnte es wieder aufhören. Ich hatte jetzt Platz. Außerdem musste ich langsam aufs Klo.

    Als ich zehn Minuten später zu meinen Sitz zurückkehrte, schlief Sandra schon wieder tief und fest, mit der zusammengerollten Hannah als Kopfkissen. Jonas hatte sich seine Decke vom Sitz gezogen und schlummerte weiter auf dem Boden selig vor sich hin. Ich hatte zwei Sitze für mich allein.

    Ich pustete mein Bananenkissen auf und zog mir die Schlafmaske über die Augen. Dann machte ich es mir richtig gemütlich und konzentrierte mich aufs Einschlafen. Wenn man an gar nichts dachte, kam der Schlaf von ganz allein.

    „Du bist ein leerer Raum, sagte ich mir vor. „In dir ist nichts als Leere. Und diese Leere ist Nichts. Du bist dieses Nichts!

    Verflixt! In meinem Gehirn ging es zu wie beim Aldi vor Weihnachten. Die Ereignisse der letzten Wochen liefen in meinem Kopf Amok: Der tägliche Gang zum Briefkasten, ob die Visa endlich da waren. Mein heißgeliebter Saab 9000. Fünfhundert schlappe Euro für zwölf Jahre Familiengeschichte! Und dann das Kistenpacken. Den kompletten Hausstand auf Kartons, Taschen und den Müllcontainer verteilen. Drei Wochen lang, jeden Abend bis zum Umfallen. Und dann, als wir nur noch auf dem Zahnfleisch daherkamen, ging es ans Putzen, und zwar pikobello, mit Fenstern, Duschabtrennung und allem anderen, wenn wir irgendetwas von unserer Kaution wiederhaben wollten. Das war gerade mal zwei Tage her. Aber der Albtraum ging weiter, denn dann kam Heiligabend bei den Schwiegereltern. Rita hatte den ganzen Abend durchgeheult und Kurt sich in seinem Sessel vergraben und geschmollt. Zum Glück gabs eine große Feuerzangenbowle mit viel Rum. Aber auch das Kapitel lag jetzt hinter uns.

    „Lieber Gott, bitte schenke mir ein bisschen Schlaf!" Hoffentlich war unser Gepäck da. Und das Mietauto. Beim Gedanken an die Autofahrt zu unserem Haus wurde mir schlecht. Eine fremde Stadt, und dann auch noch Linksverkehr! Bitte, nur eine halbe Stunde. Komm jetzt, tief einatmen, langsam ausatmen, ganz ruhig werden… alles wird gut!

    „Papa, magst du meine Wurst? Die schaut komisch aus!", hörte ich Jonas neben mir.

    „Hm?" Ich öffnete meine Augen und brauchte einen Moment, bis ich wusste, wo ich war.

    „Aufwachen, du Schlafmütze! Es gibt Frühstück. Und einen super Film!" Er starrte kauend auf seinen Bildschirm, wo Tom gerade hinter Jerry herjagte und ihn mit einer Bratpfanne in den Boden meißelte. Bildungsfernsehen zum Frühstück! Na bravo!

    Da spürte ich einen warmen, weichen Kuss auf meiner Backe.

    „Guten Morgen, Schatz! Magst du Kaffee und Rührei mit Speck?" Tatsächlich standen auf dem kleinen Klapptisch vor mir eine dampfende Plastiktasse und eine Aluschüssel. Es duftete köstlich.

    „Wow! Das riecht aber gut!" Vorsichtig lupfte ich den Deckel.

    „Und mit Bohnen, saugeil!"

    „Na, da bin ich ja froh, dass ich das Richtige für dich ausgesucht hab", sagte Sandra und zog eine Augenbraue hoch. Was würde ich nur ohne sie tun?

    „Äh, Jonas, warum liegt deine Wurst auf meinem Bein?" Mit spitzen Fingern fischte ich das lauwarme Würstchen von meinem Oberschenkel.

    „Mann, schau dir mal den Fleck auf meiner Hose an!"

    „Wieso? Du hast doch gesagt, du wolltest sie haben", murmelte er und starrte weiter auf den Bildschirm.

    Unter anderen Umständen wäre ich jetzt ausgeflippt. Aber nicht heute, denn schließlich gab es was zu feiern: Erstens hatte ich tatsächlich geschlafen und fühlte mich so fit wie schon seit Tagen nicht mehr. Und zweitens waren wir fast da. Ich konnte es kaum glauben.

    „Nicht mal mehr eine Stunde, und dann geht unser neues Leben los, sagte ich feierlich. „Wahnsinn, oder?

    Sandra stellte ihren Kaffee aufs Tablett und nickte nachdenklich. Dann legte sie ihren Kopf auf meine Schulter. Was war los mit ihr?

    „Glaubst du, wir kriegen das alles hin?" Ich streichelte sie am Ohr und bemerkte, dass sie ihre neuen Ohrringe schon wieder herausgenommen hatte. Vielleicht gefielen sie ihr nicht.

    „Na klar. Was denkst denn du? Wir haben doch bisher alles geschafft."

    „Schon, aber das ist noch mal was anderes. Ich hab Angst, vielleicht ist das eine Nummer zu groß für mich. Sollen wir einfach sitzen bleiben und wieder nach Hause fliegen?"

    „Jetzt komm!" Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

    „Ich unterstütze dich, wo es nur geht. Und um Hannah und Jonas musst du dir keine Sorgen machen. Die hab ich im Griff!"

    Aber vielleicht hätten wir wirklich lieber sitzen bleiben und zurückfliegen sollen.

    „Ladies and gentlemen, this is the captain speaking. We are starting our descent. Please fasten your seatbelts and turn your seats in an upright position."

    Neben Sandra wurde Hannah wach und rieb sich die Augen.

    „Guten Morgen, Schatz. Wir sind gleich da."

    „Echt. Jetzt schon?" Sie setzte sich auf und sah aus dem Fenster.

    Auf einmal legte sich das Flugzeug auf die Seite und beschrieb eine langgezogene Linkskurve. Als es wieder geradeaus flog, erschien auf Hannahs Seite das Meer und glitzerte golden in der Morgensonne. Wir drängten uns zusammen, starrten gemeinsam hinaus und ließen uns von dem magischen Anblick verzaubern. Dann neigten wir uns noch einmal kurz nach links und plötzlich stand direkt vor uns das Wahrzeichen Kapstadts, der Tafelberg in seiner ganzen Pracht. Er leuchtete orange im Morgenlicht und war auf einer Seite mit einer dünnen Wolkenschicht bedeckt, die wie ein Wasserfall an ihm herunterlief.

    „Wahnsinn!" Mein Herz setzte für einen Moment aus und mir stiegen Tränen in die Augen.

    Wir waren tatsächlich da. Am Ort meiner Träume. Und hier durften wir zwei Jahre bleiben: am schönsten Kap der Welt. Wir Glückspilze!

    2. Kartoffelsalat

    Es war sauheiß. Die Sonne stand gleißend am Himmel und brannte mir ein Loch in die Kopfhaut. Ohne Mütze hielt ich das nicht lang aus. Ich machte mir im Geiste eine Notiz für unseren nächsten Einkauf: Sonnenschirm kaufen, mit Ständer. Die Luft stand und der Schweiß brannte mir in den Augen. Welcome to South Africa!

    Hatte ich auch wirklich alles? Zwei Säcke Kameldornholz, einen Doppelpack Grillanzünder, einen noch jungfräulichen, zusammen-klappbaren Grillrost mit einem halben Quadratmeter Auflagefläche - Braai-Grid hießen die Dinger hier. Und natürlich mein Baby. Ehrfürchtig nahm ich die Grillzange aus glänzendem Edelstahl in die Hand und schaltete den eingebauten LED-Strahler ein. Alles Roger in Kambodscha. Von mir aus konnte es losgehen.

    Und zwar mit Holz. Kohle und Briketts waren Kinderkram für Anfänger. Es dauerte zwar länger, bis das Holz richtig durchgeglüht war, aber wer Qualität wollte, konnte auch ein bisschen warten. Und Bill und Hazel, unsere Nachbarn, kamen erst um halb sechs. Zwei Stunden waren mehr als genügend Zeit.

    „Hannah, kannst du mal in die Küche gehen und die Streichhölzer holen?"

    „Warum eigentlich immer ich?" Aber sie setzte sich trotzdem in Bewegung.

    „Sie sind in der obersten Schublade!"

    Vier Tage waren seit unserer Ankunft vergangen und bisher hatte alles gut geklappt. Gepäck und Mietauto waren da gewesen und die Fahrt hatten wir auch überlebt. Aber nur gerade so. Da der Container mit unseren Möbeln erst in drei oder vier Wochen ankam, hatte uns Paul, unser Vermieter, einen kleinen Tisch mit vier Stühlen und zwei aufblasbare Matratzen zur Verfügung gestellt. Außerdem waren die Küchenschränke voll mit den alten Töpfen, Tellern und Schüsseln unserer Vormieterin. Sie war vor über einem Jahr unter mysteriösen Umständen verschwunden und niemand wusste, wo sie steckte.

    Auf der Terrasse stand ein schwerer Steintisch mit zwei Bänken. Und gleich daneben die gemauerte Grillstelle, das Juwel des Gartens. Heute durfte ich sie endlich einweihen.

    Im Grunde genommen war das Leben in Kapstadt gar nicht so viel anders als in Deutschland: Wir hatten Strom und fließendes Wasser, sogar heißes. Vorne, an der Ecke gab es einen Supermarkt mit allem, was wir brauchten. Daneben reihten sich die Geschäfte, Banken, Apotheken und Fastfood-Restaurants aneinander. Und zur großen Enttäuschung der Kinder gab es weit und breit weder Löwen noch Elefanten.

    Eindeutig gewöhnungsbedürftig war allerdings die Alarmanlage. So gewöhnungsbedürftig, dass ich in unserer ersten Nacht beinahe vor Angst gestorben wäre. Nach den Strapazen des Flugs und der Autofahrt schlief ich tief und fest auf der frisch aufgeblasenen Matratze, als mich ein ohrenbetäubendes Heulen aus den Träumen riss. Mit trommelndem Herzen saß ich aufrecht im Bett. Was war das?

    Dann dämmerte es mir: Die Alarmanlage! Einbrecher! Ich sprang auf und rannte in die Küche. Ich brauchte eine Waffe! Ich riss die Schublade auf und suchte nach irgendwas, womit ich mich verteidigen konnte: Kochlöffel, Gurkenschäler, Schneebesen. Alles Quatsch! Der Alarm jaulte weiter und ich hörte ein Geräusch im Schlafzimmer. Endlich hatte ich was Vernünftiges: Hannahs Kindermesser - das mit Pumuckl drauf. Besser als nichts! Auf Zehenspitzen schlich ich mit gezückter Waffe durch das dunkle Haus und durchsuchte ein Zimmer nach dem anderen.

    Komm nur raus! Ich bin bereit!

    Im Kinderzimmer war niemand, auch nicht im Schlafzimmer. Die Alarmanlage ging weiter. Wie konnte Sandra bei diesem Lärm schlafen? Ich tastete mich zum Bad, aber auch hier war nichts. Irgendwo klingelte ein Telefon, doch dann hörte es wieder auf. Und plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, verstummte auch das Gejaule. Auf einmal war es gespenstisch still im Haus. Ich blieb im Flur stehen und lauschte, hörte aber nur den Wind, der um das Haus fegte. Vielleicht nur ein Fehlalarm. Oder ich hatte den Einbrecher in die Flucht geschlagen. Leise schlich ich mich wieder ins Schlafzimmer und kroch zurück ins Bett, meine Waffe griffbereit neben mir auf dem Boden.

    Sekunden später gefror mir das Blut in den Adern. Ich hatte ein Geräusch gehört, draußen im Garten. Wieder sprang ich auf und blickte aus dem Schlafzimmerfenster. Nichts. Doch da war es wieder. Es kam von vorne. Da machte sich jemand an unserem Gartentor zu schaffen! In dem Moment ging der Alarm zum zweiten Mal los. Bei uns gab es doch gar nichts zu holen! Ich rüttelte Sandra an der Schulter.

    „Was´n los?", nuschelte sie.

    „Da draußen ist jemand im Garten."

    „Was? Jetzt war sie hellwach und sprang auf. „Wo denn?

    „Ich glaub vorne, vorm Haus."

    Wir nahmen uns an der Hand, schlichen durch den Flur zur Eingangstür und spitzelten durch das kleine Fenster daneben. Tatsächlich: Zwei dunkle Gestalten schlichen durch unseren Vorgarten und leuchteten mit ihren Taschenlampen die Hecke ab. Was wollten die hier? Wonach suchten sie?

    Mein Handy klingelte. Es lag in der Küche, aber ich musste jetzt bei meiner Frau bleiben und sie beschützen.

    „Wie Einbrecher sehen die aber nicht aus", murmelte Sandra.

    „Findest du? Ich weiß nicht."

    „Komm, wir schauen mal raus." Sandra fischte sich eine dünne Jacke von der Garderobe und schloss die Haustür auf.

    „Spinnst du?" Aber sie hatte die Tür schon einen Spalt aufgezogen und streckte ihren Kopf heraus.

    „Hello?", rief sie laut gegen den Wind.

    Ich trat hinter sie, das Messer fest in der Hand, bereit zum Angriff.

    „Ma´am. Is everything okay?", kam eine tiefe Stimme aus dem Garten. Eine große, unförmige Gestalt näherte sich und blendete uns mit ihrer Taschenlampe.

    „Is everything okay?", kam die Frage nochmal. Dann senkte der Eindringling seine Lampe und ich erkannte einen Schutzhelm und eine schusssichere Weste. Die Einbrecher hier waren ganz schön gut ausgerüstet, das musste man ihnen lassen. Da entdeckte ich die Pistole an seinem Gürtel und hob mein Messer bedrohlich über den Kopf. Sofort glitt seine Hand zu seinem Gürtel und er sah mir fest in die Augen.

    Michael, die sind von ADT. Schau auf seinen Helm, flüsterte Sandra, und tatsächlich klebte dort das blau-gelbe Logo der Sicherheitsfirma. Dann waren das ja gar keine Einbrecher! Am liebsten wäre ich dem Riesen vor mir um den Hals gefallen, aber er sah mich noch immer finster an.

    „Sir, please put your knife down!"

    Oh, this, lachte ich und hielt ihm das Messer hin. „Look, it´s not a real knife. It´s got Pumuckl on it."

    Mit einem leisen Klicken löste er den Verschluss an seinem Pistolen-Halfter und trat einen Schritt zurück.

    „Put your knife DOWN, SIR!"

    Entspann dich, Mann! Das war ein Kindermesser! Hatte er noch nie was gehört von Meister Eder? Ellis Kaut?

    Michael!

    Schon gut! Ich ließ das Messer auf den Boden fallen und hob meine Hände über den Kopf. Jetzt zufrieden? Er musterte mich noch einmal streng, dann nahm er die Hand von der Pistole.

    „What´s your password?"

    Passwort? Welches Passwort denn?

    „Fishcake", sagte Sandra wie aus der Pistole geschossen und der Sicherheitsmann lächelte beruhigt. Woher wusste sie das? Und wieso hatten wir so ein beklopptes Passwort?

    „Thanks, Ma´am. My name is Franco. I assume you are new here?"

    Wir nickten beide.

    Listen, if it´s a false alarm, you just pick up the phone when we try to call you. Then you give us the password and – done.

    Stimmt, das Telefon hatte ja ein paarmal geklingelt.

    And if it´s as windy as tonight, it often is a false alarm.

    Na bravo, sollte es hier nicht den ganzen Sommer über recht stürmisch sein?

    „And if someone really wants to break in?", fragte Sandra.

    For that you have your panic button. You just push it and we will be here in two minutes. Dafür war der rote Knopf im Schlafzimmer. Gut zu wissen. Keine Ahnung, was uns hier noch alles erwartete.

    Wo blieb Hannah mit den Streichhölzern?

    Ich suchte mir zwei schöne, dicke Holzscheite aus dem Sack und legte sie parrallel zueinander auf die Grillstelle. Der Unterbau war das wichtigste, hatte der Typ in „The ultimate braai master" auf Youtube gesagt. Also richtete ich die nächsten beiden Stücke so lange aus, bis sie genau im Rechten Winkel auf den anderen lagen. Dasselbe Spiel wiederholte ich noch zweimal. Das musste reichen. Außerdem taten mir die Arme immer noch weh von der Schlepperei. Wir mussten uns endlich um ein Auto kümmern! Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete mein Bauwerk. Das war Grillkunst in Perfektion! Ich wischte mir eine Träne aus dem Auge und schob einen kleinen Würfel Grillanzünder unter das Holz.

    Mittlerweile klebte mir das T-Shirt am Rücken und ein Schweißtropfen kitzelte mich am Kinn. Mann, war das heiß! Ich nahm einen kräftigen Schluck aus meinem Bier. Da kam Hannah endlich zurück und reichte mir die Streichholzschachtel.

    „Danke, mein Schatz!" Ich zündete ein Streichholz an und ließ es durch die Holzscheite auf den Grillanzünder plumpsen, der sofort Feuer fing. Es dauerte nicht lang und der Stapel brannte lichterloh.

    „Hannah, ich muss mal kurz in die Küche und alles herrichten. Bleibst du einen Moment beim Feuer?" Sie hatte sich gerade an den Pool gesetzt und bohrte mit einem Stock in dem dicken Algenteppich darauf herum. Ob wir den wohl jemals benutzen konnten? Momentan konnte ich es mir jedenfalls nicht vorstellen.

    „Na gut", sagte Hannah und verließ widerwillig ihr kühles Plätzchen im Schatten. Aber zum Glück war sie weg vom Pool, denn er machte mir irgendwie Angst. Keine Ahnung, was da drin herumschwamm. Unsere Vormieterin war ja auch bisher spurlos verschwunden. Ich bekam eine Gänsehaut. Aber Paul hatte mir gestern versprochen, so bald wie möglich jemanden zu schicken, der ihn säubern würde.

    Nur, was bedeutete „so bald wie möglich" hier in Afrika. Am nächsten Tag? In einer Woche? In einem Jahr?

    Außerdem machte ich mir ein wenig Sorgen um Hannah, denn ihre Spielsachen waren noch unterwegs und sie kam vor lauter Langeweile ständig auf blöde Gedanken. Wie gestern Morgen, zum Beispiel, als sie mit Frischhalte-Folie und Paketschnur im Garten verschwunden war und kurz darauf ein grünes, schleimiges Paket hinter sich her schleifte. Es roch abscheulich und sah noch viel widerlicher aus.

    „Hannah, was ist das?"

    „Ich hab´s aus dem Pool gefischt. Es lag unten am Grund."

    „Zeig mal."

    Widerwillig blieb sie stehen und ich schaute mir das Ding an der Schnur aus der Nähe an. Mir wurde übel.

    „Hannah, das ist doch ein Tier!"

    „Ja, ich weiß. Ich glaub ein Eichhörnchen. Aber es konnte wohl nicht so gut schwimmen."

    Ich starrte meine Tochter mit offenem Mund an. „Hast du es angefasst? Das ist doch schon ewig tot!"

    „Ne, ich hab es mit dem großen Kescher rausgefischt. Und dann hab ich es abgetrocknet." Neben dem Pool lag ein grün glänzender Stoffetzen, der sehr nach dem Handtuch aus dem Kinderbad aussah.

    „Warum wickelst du ein totes Eichhörnchen in Plastikfolie und schleifst es hinter dir her?"

    „Ich such einen guten Platz, wo ich es einbuddeln kann. Wenn jemand gestorben ist, muss man ihn beerdigen! Und in Folie bleibt alles länger frisch. Da kommen die Würmer nicht so schnell ran", erklärte sie mir langsam, als ob ich begriffsstutzig wäre.

    „Du gehst jetzt sofort rein und wäschst dir die Hände. Mit heißem Wasser und Seife. Mindestens drei Mal. Und nichts mehr aus dem Pool fischen! Verstanden?"

    Seitdem sorgte ich dafür, dass unsere Tochter immer irgendetwas zu tun hatte.

    „Also, wenn du merkst, dass das Feuer ausgeht, pustest du einfach." Aber dieses Feuer ging garantiert nicht aus. Das hatte ein Fachmann gemacht!

    „Und wenn es so gut weiterbrennt, können wir bald eure Würschtl grillen."

    „Oh ja. Ich hab schon voll Hunger!"

    „Ansonsten rufst du mich einfach. Ich bin in der Küche"

    „Klar, Chef!" Hannah grinste und hob den Daumen.

    „Bei dir da oben alles klar?" Jonas saß in unserem Milkwood-Baum und beobachtete die Straße. Er war von irgendeiner Sondereinheit und musste die Königsfamilie beschützten.

    „Alles klar, meldete er von seinem Ausguck. „Alles ruhig.

    „Gut. Trotzdem weiter Augen auf!"

    „Aye aye, Captain!"

    Auf dem Weg zur Küche schaute ich bei Sandra im Arbeitszimmer vorbei. Sie kniete am Boden und sortierte ihre Unterlagen, die wir zwischen T-Shirts und Pullis im Gepäck mitgebracht hatten. Am Montag war ihr erster Arbeitstag. An der University of Cape Town, der größten Uni Kapstadts. Sie war Gastdozentin für den Bereich „Evolutionary Genetics", was auch immer das genau war. Sie wusste zwar noch immer nicht, welchen Forschungsauftrag sie bekam und welche Kurse sie geben musste, aber irgendwie schien sie das nicht zu beunruhigen. Ich an ihrer Stelle hätte mir schon längst vor Aufregung in die Hose gemacht.

    „Prost!", sagte ich und hielt ihr mein Bier entgegen. Sie stand mit einem leisen Ächzen auf und tippte ihr Weinglas gegen meine Flasche.

    „Alles klar bei dir?", fragte ich und zog sie an mich.

    „Logisch. Und bei dir? Brennt das Feuer schon?"

    „Alles im Griff! Hannah passt auf."

    „Hast du sie allein am Feuer gelassen?", fragte sie besorgt.

    „Warum nicht? Sie ist ja kein Baby mehr." Sie zog die Stirn kraus.

    „Na gut, du bist der Grillmeister", sagte sie schließlich.

    „Genau! Und der Grillmeister geht jetzt in die Küche und macht den Kartoffelsalat. Und zwar den besten, den du je gegessen hast."

    „Also, ich finde, dir steht dein Job als Hausmann gar nicht schlecht!" Sie gab mir einen Klaps auf den Hintern und lachte glücklich.

    „Finger weg!, rief ich und hielt ihre Hand fest. „Mal abwarten, ob du das in ein paar Wochen noch genauso siehst, wenn das Haus in Trümmern liegt und wir alle total abgemagert sind.

    „So ein bisschen Diät würde uns allen nicht schaden, vor allem dir nicht." Sie lehnte sich an mich und gab mir einen Kuss.

    „Und du brauchst sicher keine Hilfe in der Küche?"

    „Quatsch. Es dauert noch über eine Stunde, bis Bill und Hazel kommen. Bis dahin bin ich locker mit allem fertig. Mach du ruhig weiter hier."

    „Alles klar, dann mal ran an den Speck." Sie kniete sich wieder auf den Boden zu ihren Ordnern.

    Hannahs Stimme kam von draußen, aber ich verstand nicht, was sie wollte. Wenn es was Wichtiges war, würde sie sich bestimmt noch mal melden.

    Ich betrat die Küche und machte mich bereit für meine erste echte Herausforderung als Hausfrau. Ich trank mein Bier aus und warf die Flasche in den Recycling-Müll. Der Kartoffelsalat war ein fester Bestandteil der deutschen Grill-Kultur und durfte deswegen heute Abend unter keinen Umständen fehlen. Wir wollten von Anfang an einen guten Eindruck auf unsere Nachbarn machen.

    Nur, wie machte man eigentlich so einen Kartoffelsalat? Männern lag es im Blut, Feuer zu machen und große Mengen Fleisch darauf zu schmeißen. Aber der Kartoffelsalat hatte sich im Laufe der Evolution eindeutig im weiblichen Erbgut festgesetzt - und das sicher mit gutem Grund. Machte es überhaupt Sinn, gegen die Evolution anzukämpfen?

    Andererseits konnte es auch nicht so schwer sein. Kartoffeln kochen, in Scheiben schneiden und zusammenmanschen. Das war absolut keine Zauberei! Ich setzte einen Topf mit etwas Wasser auf den Herd und wollte gerade ein Dutzend Kartoffeln reinschmeißen, da stand ich vor dem ersten Problem: vorher schälen oder hinterher? Ich fischte mir den Gemüseschäler aus der Schublade und machte mich an die Arbeit. Aber nach einer Minute hatte ich schon den ersten Krampf in der Hand - und gerade mal eine Kartoffel geschafft.

    Okay, hinterher schälen.

    Als das Wasser kräftig dampfte und sprudelte, stand ich vor dem nächsten Problem: Musste da ein Deckel drauf, oder nicht? Jetzt rief Hannah schon wieder irgendwas. Dieses Mal klang es dringender.

    Kein Deckel!

    „Bin gleich draußen!"

    Ich öffnete den Kühlschrank und schaute nach den eigentlichen Hauptfiguren des heutigen Abends: Vier dicke Kudu-Steaks zogen friedlich in der selbstgemachten Zitronen-Joghurt-Knoblauch-Marinade vor sich hin und daneben schlummerte eine unterarmdicke Boerewors und träumte davon, von mir knusprig braun gegrillt zu werden. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Die oberen beiden Fächer waren vollgestopft mit Castle Lager und sechs Flaschen Paulaner Weißbier, die ich im Getränkemarkt entdeckt hatte.

    Ich schnappte mir gleich zwei Castle und spazierte gut gelaunt in den Garten zurück. Nanu, was roch hier so komisch? Hannah stand am Grill und stocherte mit einem Stock in einem großen Haufen aus Holz, Blättern und noch irgendwas herum, von dem nur noch ein dünner Rauchfaden emporstieg.

    „Was ist denn hier passiert?"

    „Wo warst du so lange?", fragte sie wütend.

    „Na, in der Küche, hab ich dir doch gesagt", antwortete ich und starrte auf den Grill. Was machte dieser eklige, grüne Lappen zwischen den Holzscheiten? Und vor allem, warum war das Feuer aus?

    „Ich hab dich die ganze Zeit gerufen!", brüllte Hannah auf einmal los und hämmerte mit ihren kleinen Fäusten gegen meinen Bauch.

    „Au. Was soll das?" Ich hielt ihre Handgelenke fest und sah in ihr rußgeschwärztes Gesicht. Sie funkelte mich aus feuerroten Augen böse an.

    „Ich hab die ganze Zeit gepustet, wie du gesagt hast. Und dann ist das blöde Feuer trotzdem ausgegangen." Ihr schossen die Tränen in die Augen. Vielleicht war das Holz noch nass gewesen.

    „Ich musste doch alles für den Kartoffelsalat vorbereiten." Jetzt tat sie mir wirklich leid, die Arme. Und das alles in der prallen Sonne, das war ja kaum auszuhalten.

    „Warum hast du denn die Blätter in den Grill geworfen?" Nach dem Lappen fragte ich lieber gar nicht erst.

    „Weil ich wollte, dass das Feuer wieder angeht!", schrie sie und lief laut schluchzend ins Haus. Scheiße! Ich schaute auf die Uhr. Kurz nach Fünf.

    „Dann essen wir halt ein bisschen später", dachte ich und fischte die Blätter von den Holzscheiten. Das grüne Eichhörnchen-Handtuch schwelte dampfend vor sich hin und verbreitete einen üblen, fischigen Gestank. Ich hielt mir eine Hand vor die Nase und schob es mit Hannahs Stock vom Grill. Dann nahm ich die Grillanzünder und warf nach kurzer Überlegung die gesamte Packung auf die Feuerstelle. Zufrieden setzte ich mein Bier an und trank es aus. Dann schnippte ich ein brennendes Streichholz auf die Grillanzünder und versengte mir in der Flamme, die plötzlich nach oben schoss, die Augenbrauen und die Nasenhaare. Wow, nicht schlecht! Das Feuer ging ganz sicher nicht mehr aus.

    Zur Belohnung öffnete ich das nächste Bier. Eine Bullenhitze war das! Als sich das Holz nach zwanzig Minuten langsam in Kohle verwandelte, entspannte ich ein bisschen. Aber irgendwie war das ziemlich wenig Kohle!

    „Papa, die Nachbarn kommen!", schrie Jonas von seinem Ausguck. Was, jetzt schon? Kurz drauf klingelte es an der Tür.

    „Sandra, machst du schon mal auf?", rief ich ins Haus. Schnell schmiss ich noch eine Ladung Holz auf das Feuer und blies so fest ich konnte.

    „Schatz, was riecht denn hier so komisch?", rief Sandra von der Eingangstür her.

    Wahrscheinlich die Grillanzünder – da war irgendwas Komisches drin. Aber als ich das Haus betrat, wusste ich, was sie meinte. Das kam aus der Küche. Ich stieß die Tür auf und war sofort eingehüllt in dicken, beißenden Rauch. Mit angehaltenem Atem rannte ich zum Herd und zog den Topf vom Feuer.

    Verdammte Scheiße! Ich riss die Fenster auf und starrte die stinkende schwarze Masse an, die sich in den Topfboden hineingebrannt hatte und noch immer fröhlich vor sich hin qualmte. Was machte ich denn jetzt damit? Wenn ich anfing, den zu schrubben, gab es sicher erst im Dunkeln was zu Essen.

    Nach kurzer Überlegung warf ich den Topf samt Inhalt aus dem Fenster. Ich würde mich später um ihn kümmern, jetzt hatte ich Wichtigeres zu tun. Das mit dem Kartoffelsalat könnte jetzt allerdings schwierig werden. Dann eben Plan B. Zum Glück hatte ich vom Bäcker einen großen Laib Sauerteigbrot mitgenommen. Das zweite Standbein eines deutschen Grillabends war ein gutes Brot! Eigentlich war es sogar noch wichtiger als der Kartoffelsalat.

    Da kam Sandra mit Bill und Hazel in die Küche. Sie verzogen zwar etwas die Nase, aber der schlimmste Qualm war bereits durch das Fenster rausgezogen. Hannah saß auf Sandras Arm und hatte einen Lutscher im Mund.

    „Oh hi, Hazel. Hi, Bill. How are you? Thanks for coming over", stammelte ich und schüttelte ihnen die Hand. Beide waren sicher schon Mitte sechzig, machten aber noch einen topfitten Eindruck.

    „Would you like a beer or glass of wine?, fragte ich und ging zur Tür. Sandra, kannst du dich kurz darum kümmern? Ich muss noch mal schnell raus zum Grill. The braai will be ready in ten minutes."

    „No problem, Schatz. See you in the garden", sprang mir meine Frau zur Seite, die in solchen Momenten immer wusste, was zu tun war. Nicht zuletzt deswegen hatte ich sie geheiratet.

    Ich rannte in den Garten, warf den Blasebalg auf den Boden und trat auf ihn ein, dass die Funken sprühten. „Burn motherfucker, burn!", fluchte ich und machte mir ein neues Bier auf. Bei der Hitze musste man höllisch aufpassen, dass man nicht dehydrierte.

    „Papa, da stehen drei Typen bei uns in der Einfahrt", rief Jonas von seinem Baum.

    „Ich glaube, die wollen bei uns einbrechen." Vielleicht hätten wir doch nicht so viel von der hohen Kriminalität hier sprechen sollen!

    „Die sind aus dem Lieferwagen da ausgestiegen. Jetzt holt einer sein Handy raus. Der organisiert bestimmt Verstärkung." Seine Stimme überschlug sich vor Aufregung.

    „Die wollen uns ausrauben. Hundert Pro."

    „Jonas, es ist nicht jeder gleich ein Verbrecher, nur weil er bei uns in der Einfahrt steht."

    Aber er war jetzt nicht mehr zu bremsen. „Papa, wir müssen was machen, bevor es zu viele werden!"

    „Jonas, jetzt warte erst mal ab. Die gehen sicher gleich weiter." Aber es war zu spät.

    „Ich hab´s!", rief er, schwang sich vom Baum und rannte an mir vorbei durch die Terrassentür.

    „Jonas, wo willst du hin?"

    „Ins Schlafzimmer", kam es aus dem Haus.

    „Nein!, schrie ich. „Nicht den Panic Button!

    Doch in dem Moment kreischte schon ein ohrenbetäubendes Geheul aus dem Haus. Sandra und Hannah kamen in den Garten gerannt und hielten sich die Ohren zu.

    „Was ist denn los?", rief Sandra.

    Ich zuckte mit den Schultern und zeigte auf unseren Sohn, der sich gerade wieder auf seinen Baum schwang. Irgendwer musste ins Haus und den Alarm ausschalten.

    „Mama, die wollen bei uns einbrechen!, schrie Jonas und zeigte runter auf die Straße. „Drei Männer, und die stehen vor unserer Tür!

    Urplötzlich war es still und vor lauter Überraschung hielt sogar Jonas für einen Moment die Klappe. Bill und Hazel kamen auf die Terrasse und grinsten uns schief an.

    „I hope it was okay that I switched off the alarm? It was just quite noisy inside", sagte Bill und sah mich entschuldigend an. Oh Gott, die waren ja auch noch da! Was bekamen die jetzt für einen Eindruck von uns? Es war ja das reinste Irrenhaus hier.

    „Yeah, thanks Bill. Sorry for the noise. But Jonas thought he saw some robbers outside."

    Don´t worry, Mike, lächelte Hazel. „It takes a while to get used to life in South Africa."

    „Papa, da kommt ADT. Endlich. Jetzt kommen die in den Knast!"

    „Halt jetzt endlich mal den Mund!", brüllte ich zu ihm rauf. Bill und Hazel sahen sich verlegen an. Vermutlich dachten sie gerade darüber nach, wie sie schnellstmöglich verschwinden könnten.

    „I think I better go to the door and check what´s going on", entschuldigte ich mich. Sandra würde das hier schon regeln.

    „Oh great, you have got a beer. Cheers!", sagte ich zu Bill und knallte meine Flasche gegen seine.

    „Ups, sorry! Äh…Sandra, kannst du ihm ein Handtuch bringen?" Im Gehen drehte ich mich noch einmal um.

    „I hope you are hungry. When I am back we throw the steaks on the braai, okay?"

    Vorsichtig öffnete ich die Haustür. In unserer Einfahrt standen drei junge Männer und diskutierten hitzig mit Franco vom Sicherheitsdienst. Neben ihnen lagen Schläuche, Eimer und ein langer Besen auf dem Boden. Das sah mir nicht nach Werkzeug für einen Einbruch aus. Als Franco mich sah, befahl er den Jungs, sich nicht von der Stelle zu rühren und kam zu mir rüber. In dem Moment fiel mein Blick auf den Lieferwagen. Auf ihm stand in großen blauen Lettern: The Pool Doctor.

    Ich begrüßte Franco freundlich und erklärte ihm, dass das alles nur ein Missverständnis wäre. Ein Fehlalarm, sozusagen. Schon wieder. Kann ja mal passieren. Er starrte mich finster unter seinem Stahlhelm an und fragte leise:

    „What´s your password?"

    Wollte er mich jetzt verscheißern? Er kannte uns doch. Aber er sah mich weiter mit todernster Mine an und hatte schon wieder die Hand auf dem Pistolenholster.

    „Fishcake", zischte ich schnell und sah mich verstohlen um. Hoffentlich hatte das keiner gehört.

    „Thank you and have a nice day!" Er stapfte zu seinem Auto und brauste davon.

    Ich ging zu den drei Poolreinigern und entschuldigte mich überschwänglich bei ihnen, aber sie lachten nur und beruhigten mich, dass ihnen das nicht das erste Mal passierte. Als Schwarzer kannte man sowas. Aber Moment mal! Ich war doch kein Rassist! Ich war der toleranteste Mensch der Welt! Niedergeschlagen holte ich jedem ein Weißbier aus dem Kühlschrank und machte mit ihnen einen neuen Termin aus.

    Ich musste nur unbedingt Jonas vorher Bescheid zu sagen!

    Als ich in den Garten zurückkehrte, verteilte Sandra gerade Käsebrote, auf die sich unsere Gäste gierig stürzten. Na gut, ein kleiner Appetithappen war erlaubt, aber ich wollte nicht nachher auf meinem Fleisch sitzen bleiben.

    Bill begutachtete das Feuer.

    This will still take a while, sagte er und nahm sich noch ein Käsebrot. Schnell huschte ich in die Küche und schenkte mir einen doppelten Whiskey ein, rein zur Nervenberuhigung. Dann kehrte ich mit einer Ladung Bier und einer Weinflasche unterm Arm zurück. Zeit die Nachbarn ein bisschen kennen zu lernen.

    Bill und Hazel waren äußerst liebenswerte und lebenslustige Menschen. Sie erzählten uns, wo sie herkamen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1