Der Fall Kunschak: Arbeiterbewegung
Von Christian Lunzer und Henner Kotte
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Buchvorschau
Der Fall Kunschak - Christian Lunzer
Impressum
Arbeiterbewegung
Nicht nur ausbeuterische, blutsaugende Chefs wurden (und werden) Opfer ihrer vorher gequälten, unterdrückten Untergebenen. Auch Vertretern der eigenen Klasse – Funktionären der Arbeiterbewegung – konnte, seltener natürlich, aber doch, ein ähnliches Schicksal, aus ähnlichen Motiven drohen.
Am 11. Februar 1913 hatte Franz Schuhmeier, Abgeordneter zum österreichischen Reichstag der sozialistischen Partei, an einer Wahlversammlung in Stockerau, einer Kleinstadt nordwestlich von Wien, teilgenommen und fuhr mit dem Spätzug wieder in die Hauptstadt zurück.
Schuhmeier war einer der führenden, sicher aber einer der bekanntesten Funktionäre der Partei. Vor allem als Redner ein Naturtalent, konnte er es als einziger mit dem ebenso begabten Vertreter der ideologischen Gegenseite, dem populären Wiener Bürgermeister Karl Lueger, dem „schönen Karl", aufnehmen.
Schuhmeiers Lebenslauf war beispielhaft für einen Vertreter der Arbeiterbewegung. 1864 in Ottakring, damals noch einem Vorort von Wien, geboren, stammte er aus äußerst einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Bandmachergehilfe, seine Mutter Heimarbeiterin. Mangels Unterstützung war ihm der Besuch einer höheren Schule verwehrt. Als Hilfsarbeiter in einer Papierfabrik bildete er sich autodidaktisch, in Bildungsvereinen und sogenannten Raucherklubs, Vorformen der sozialistischen Parteiorganisation in der Verbotszeit. Als diese