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Ach du Schreck! AD(H)S: Vom Chaoskind zum Lebenskünstler
Ach du Schreck! AD(H)S: Vom Chaoskind zum Lebenskünstler
Ach du Schreck! AD(H)S: Vom Chaoskind zum Lebenskünstler
eBook259 Seiten2 Stunden

Ach du Schreck! AD(H)S: Vom Chaoskind zum Lebenskünstler

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Über dieses E-Book

Schreckgespenst AD(H)S - und wie aus einem schwer gestörten Kind einer der bekanntsten christlichen Bühnenkünstler werden konnte. Arno Backhaus erzählt hier seine persönliche Lebensgeschichte. Er ist dreimal sitzen geblieben, viermal von der Schule geflogen und hatte die ersten Stufen einer kriminellen Karriere erfolgreich genommen. Erst durch seinen Sohn hat er bemerkt, dass er selbst AD(H)S hat - in einer extrem hyperaktiven Form, die ihn immer auf der Suche nach neuen, stärkeren Reizen sein lässt. In großer Offenheit erzählt der Autor von seinen leidvollen Erfahrungen im Elternhaus, seinen frühen Nöten in Beziehungen und der daraus resultierenden Einsamkeit, in die ihn sein gestörtes Sozialverhalten geführt hat. Dabei ist Arnos "Autobiografie" keine Selbstdarstellung, sondern will den Menschen Mut machen, die an ihrem eigenen AD(H)S-Syndrom leiden - oder an dem ihrer Kinder, Ehepartner, Nachbarn, Arbeitskollegen ...
SpracheDeutsch
HerausgeberBrendow, J
Erscheinungsdatum8. Mai 2013
ISBN9783865065667
Ach du Schreck! AD(H)S: Vom Chaoskind zum Lebenskünstler

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    Buchvorschau

    Ach du Schreck! AD(H)S - Just Lauer

    Arno Backhaus

    Visnja Lauer / Dr. Just Lauer

    Ach du Schreck! ADS

    Vom Chaoskind zum Lebenskünstler

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    3. Auflage 2011

    ISBN 9783865065667

    © 2009 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

    Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

    Titelfotos: Colourbox; Arno Backhaus

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

    www.brendow-verlag.de

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Vorwort

    Ein ganz normaler Tag

    I AD(H)S: KEIN SCHRECKGESPENST

    DR. JUST LAUER / ARNO BACKHAUS

    Was sich hinter AD(H)S verbirgt

    Ursachen

    Auswirkungen auf das Leben Betroffener

    Behandlungsmöglichkeiten

    Persönliche Erfahrungswerte

    Worterklärungen

    1 EINE KINDHEIT MIT AD(H)S

    ARNO BACKHAUS

    Immer in Bewegung, ständig „auf Schuss"

    Von der Schule geflogen, sitzen geblieben, geklaut

    Familienalltag: Streit und Schläge

    Eine kriminelle Karriere im Kleinen

    2 DIE GROSSE WENDE

    ARNO BACKHAUS

    Entscheidung für ein Leben mit Jesus

    Ehe mit Hanna

    Neuanfang

    »Arno & Andreas«

    Vergebung

    Gemeindegründung

    3 EIN KIND MIT AD(H)S

    ARNO BACKHAUS

    Der Wunsch nach einem Kind (Hanna Backhaus)

    Unser Sohn Fabian: Diagnose AD(H)S

    Die Familien-Konferenz

    Die Herausforderung annehmen (Hanna Backhaus)

    4 LEBEN MIT AD(H)S

    ARNO BACKHAUS

    Die Erkenntnis: Ich habe AD(H)S

    Interview mit Hanna und Arno

    Die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft

    Menschen mit AD(H)S in der Bibel

    Die Stärken stärken, die Schwächen schwächen

    Kann es sein, dass ich AD(H)S habe? (Dr. Just Lauer / Visnja Lauer)

    II AD(H)S: DIE EIGENE »FUNKTIONSWEISE« VERSTEHEN

    VISNJA LAUER

    Aktivierung

    Die exekutiven Funktionen

    Die unbewusste Verarbeitung von Informationen

    Was ist durch AD(H)S bedingtes, was erworbenes Verhalten?

    Identität und Selbstwert

    Familiensituation

    AD(H)S – Kreativität oder Störung?

    Das Leben geht weiter

    Quellenverzeichnis

    Literaturempfehlungen

    Danksagungen

    Vorwort

    Dieses Buch soll weder eine Selbstdarstellung noch eine Abrechnung mit meiner Familie sein, sondern Menschen ermutigen, die an ihrem eigenen AD(H)S leiden oder an dem ihrer Kinder, Ehepartner, Nachbarn, Arbeitskollegen oder anderer Personen aus ihrem Umfeld.

    Während ich über die ersten 15 Jahre meines Lebens schrieb, wurde mir bewusst, dass so eigentlich eine kriminelle Karriere im Kleinen beginnt. Was wäre aus meinem Leben geworden, wenn ich nicht Menschen getroffen hätte, die mein Leben auf den Kopf gestellt haben?

    Mit meinen Erfahrungen will ich Hoffnung wecken und anderen Mut machen. Aus einem chaotischen Leben und einer tragischen Geschichte kann etwas werden, wenn ein Mensch bedingungslos geliebt wird. Es lohnt sich, in Menschen zu investieren und sie zu lieben, wie sie sind! Aber wer liebt dich schon so, wie du »biest«?

    Ich bin kein Theoretiker, sondern ein Autodidakt, ich fahre mit meinem Auto viel in Deutschland herum, halte Vorträge, gebe Konzerte und mache viele Er-fahr-ungen. Ich lebe, experimentiere, versage, lerne aus dem Versagen und lebe wieder, versage, lerne wieder daraus und lebe. In diesem Buch berichte ich über meine Erfahrungen im Umgang mit meinem AD(H)S und dem unseres Sohnes.

    Ich könnte mir vorstellen, als Gott die Menschen schuf, fiel ihm auf, dass noch »das Salz in der Suppe« fehlte, und so ließ er sich AD(H)S einfallen. Was wäre die Welt ohne diese besondere, merkwürdige (des Merkens würdige), außergewöhnliche Spezies Mensch?

    AD(H)Sler sind wirklich wie Diamanten! Man muss sie mit Fassung tragen.

    Arno Backhaus

    Ein ganz normaler Tag

    Ich beschließe, das Auto zu waschen. Als ich zur Tür gehe, sehe ich, dass die Post auf dem Tisch liegt. Na gut, bevor ich das Auto wasche, werde ich schauen, wer mir geschrieben hat. Ich lasse die Schlüssel auf dem Schreibtisch liegen, schmeiße die Post weg, die mich nicht interessiert, und stelle fest, dass der Mülleimer voll ist. Ich werde die Rechnungen und Kontoauszüge im Schreibtisch verstauen und den Mülleimer ausleeren. Aber wo die Schublade des Schreibtisches schon mal offen ist, könnte ich doch eigentlich gleich die Schecks ausstellen, um die Rechnungen zu bezahlen. Wo ist das Scheckheft? Auweia! Es ist nur noch ein Scheck drin. Mein Vorrat an Schecks ist in der zweiten Schublade des Schreibtisches. Ah, da auf dem Tisch ist ja das Glas mit Saft, den ich vorhin gerade trinken wollte. Ich werde die anderen Schecks suchen – aber zuerst muss ich das Glas wegstellen; es steht zu nah am Computer. Ach, dann kann ich ja den Saft auch gleich wieder in den Kühlschrank stellen, er ist schon ganz lauwarm. Ich gehe Richtung Küche und sehe, dass die Pflanzen Wasser brauchen. Ich stelle das Glas Saft auf das Tischchen neben der Küche und – juhuuuuuuuu!, da ist sie ja, die Brille, die ich schon den ganzen Morgen gesucht habe! Die sollte ich besser sofort verstauen. Dann fülle ich eine Kanne mit Wasser und nähere mich meinen durstigen Pflanzen. Ahhhhhh! Jemand hat die Fernbedienung in der Küche gelassen und ich habe mich halb tot gesucht, als ich fernsehen wollte. Am besten bringe ich sie gleich dahin zurück, wo sie hingehört. Ich gieße meine Pflanzen ein wenig – ein bisschen gieße ich auch den Boden, den werde ich aber bestimmt gleich sauber machen –, werfe die Fernbedienung auf die Couch und gehe auf die Haustür zu, die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigt: Was war es doch gleich, das ich die ganze Zeit machen wollte?

    Am Ende des Tages ist das Auto nach wie vor schmutzig, die Rechnungen sind unbezahlt, das Glas Saft steht auf dem Tischchen neben der Küche, meine Pflanzen haben nicht genug Wasser, um überleben zu können, im Scheckheft ist nach wie vor nur ein Scheck und ich kann beim besten Willen die Autoschlüssel nicht finden! Als mir klar wird, dass ich den ganzen Tag überhaupt nichts zu Ende gebracht habe, bin ich überrascht, denn eigentlich war ich die ganze Zeit beschäftigt. Ich muss feststellen, dass AD(H)S eine sehr ernste und schwerwiegende Störung ist. Am besten versuche ich mal, was über das Internet rauszufinden. Aber erst mal schauen, ob mir irgendjemand eine

    E-Mail

    geschickt hat …¹

    AD(H)S: kein Schreckgespenst

    DR. JUST LAUER/​ARNO BACKHAUS

    Was sich hinter AD(H)S verbirgt

    Gleich zu Beginn, lieber Leser, möchte ich Sie etwas verwirren. Die Begriffe ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Störung) bzw. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) sind mir persönlich unsympathisch, steht das »S« darin doch für »Störung« und weist damit unmittelbar auf Probleme, Defizite, Fehlfunktionen, kurz, auf eine Krankheit hin. Von einer solchen Vorstellung ausgehend werden die nicht selten genialen Fähigkeiten der Betroffenen, die sie zu besonders interessanten Menschen machen können, automatisch in den Hintergrund gedrängt. Die oft bewundernswerte Genialität von AD(H)Slern in bestimmten Teilbereichen des Lebens hat – genau wie die Verhaltensweisen, die an anderen Stellen Probleme bereiten und die Wurzel für die vielfältigsten Fehlentwicklungen sein können – ihre Ursache in speziellen Funktionsweisen des Gehirns. Arno Backhaus wird die besonderen Befähigungen dieser Menschen an späterer Stelle ausführlich beschreiben. Meine Ausführungen dagegen befassen sich beinahe ausschließlich mit den ungünstigen Aspekten und Auswirkungen dieser speziellen Art »zu ticken«. Sehen Sie mir das nach! Ich bin Mediziner und wir werden für gewöhnlich immer dann aufgesucht, wenn irgendetwas beim Menschen nicht so funktioniert, wie es sollte, und Beeinträchtigungen auftreten. Genau die sind es ja auch, die AD(H)

    S-Betroffenen

    das Leben schwer machen und uns dann von einer Störung sprechen lassen.

    In meinen Ausführungen muss ich mich leider auf einige wenige Aspekte zu dem riesigen Thema AD(H)S beschränken – sonst wäre ein eigenständiges Buch entstanden. Für umfassendere Informationen weise ich auf die Literaturempfehlungen hin.

    AD(H)S: 

    Differenziertes Wissen tut not 

    In der Vergangenheit war es oft mühsam, Menschen von der Existenz, geschweige denn der Bedeutung von AD(H)S überzeugen zu wollen. Heute bestehen die Schwierigkeiten eher darin, dass viele das Wesentliche schon zu wissen meinen. Es wird dann nicht selten alles in einen Topf geworfen: die typischen Verhaltensweisen von AD(H)Slern, die daraus erwachsenden Probleme und individuellen Verarbeitungsmechanismen, die sehr stark von den Lebensumständen abhängen, in denen der einzelne Betroffene sich befindet bzw. aufgewachsen ist, und mögliche Begleitstörungen.

    Bei AD(H)S handelt es sich um eine der häufigsten, wenn nicht sogar die häufigste psychische Störung im Kindes- und Jugendalter, die zunehmend als chronische Störung angesehen wird, da sie sich in der Mehrzahl der Fälle auch im Erwachsenenalter nicht verliert.

    Zudem wird die enorme Bedeutung der Störung meines Erachtens immer noch unterschätzt. Differenziertes Wissen tut not! Handelt es sich doch bei AD(H)S um eine der häufigsten, wenn nicht sogar die häufigste psychische Störung im Kindes- und Jugendalter, die zunehmend als chronische Störung angesehen wird, da sie sich in der Mehrzahl der Fälle auch im Erwachsenenalter nicht verliert. Schätzungen zufolge soll AD(H)S bei 3 – 6 % aller Kinder und Jugendlichen und 2 – 4 % aller Erwachsenen vorliegen. AD(H)S im Erwachsenenalter ist in Deutschland spätestens seit 2003 anerkannt. Nach Ergebnissen der sogenannten Milwaukee-Studie, auf die wir noch zurückkommen werden, bildet sich die Störung lediglich bei 14 – 35 %² der betroffenen Kinder zurück, je nachdem, welche Kriterien für eine Gesundung angelegt werden.

    »Die Medien sind voll von Meldungen über AD(H)

    S-Kinder

    : kleine Chaoten, Zappelphilippe, Problemkinder. Was wird aus diesen Kindern eigentlich, wenn sie erwachsen sind? Aus Kindern mit AD(H)S werden, mit einiger Wahrscheinlichkeit, Erwachsene mit AD(H)S. Nur haben diese sich meist sehr unterschiedlich mit dieser Tatsache arrangiert. Ohne zu wissen, dass es AD(H)S gibt, geschweige denn, dass sie davon betroffen sind, schaffen sich AD(H)Sler ihre persönlichen Überlebensstrategien. Der ›Aha-Effekt‹ kommt vielfach erst, wenn sie selbst Kinder haben, die ›auffällig‹ sind. Wird bei ihrem Kind die Diagnose AD(H)S gestellt, erfahren sie, dass diese Veranlagung familiär gehäuft auftritt. Fragt man sie dann nach Erlebnissen aus der eigenen Kindheit, macht es ›klick‹.«

    ARNO BACKHAUS

    Die Diagnose AD(H)S 

    Die Diagnose AD(H)S wird gestellt, wenn Betroffene unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne Hyperaktivität (motorische Unruhe) zeigen, das nicht ihrem Alter oder sonstigen Entwicklungsstand entspricht und zu deutlichen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen führt. Die Diagnosestellung fordert auch, dass die Auffälligkeiten länger als sechs Monate bestehen, Krankheitszeichen bereits vor dem Alter von sieben Jahren erkennbar waren und die Symptome nicht besser durch eine andere Störung erklärt werden können. Die Aufmerksamkeitsproblematik bleibt bei Fortbestehen der Störung im Erwachsenenalter von zentraler Bedeutung. Für die beiden anderen Leit- oder Kernsymptome, Impulsivität und besonders Hyperaktivität, gilt das nicht in diesem Maße. Letztere ist bei betroffenen Erwachsenen kaum noch oder nur sehr abgeschwächt vorhanden und wird mehr als eine innere Ruhelosigkeit empfunden.

    Die Diagnose AD(H)S wird gestellt, wenn Betroffene unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne Hyperaktivität zeigen, das zu deutlichen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen führt.

    Es existieren mehrere verschiedene Formen von Aufmerksamkeit, die im Gehirn über unterschiedliche Nervenzellennetzwerke gesteuert werden. Aufmerksamkeit im Sinne von Wachheit meint einen Zustand des Organismus, der von hellwach bis tief schlafend reicht. Bei der selektiven Aufmerksamkeit geht es um die Zuwendung zu bestimmten Sachverhalten und das Ausblenden anderer Ereignisse, vergleichbar dem Lichtkegel eines Scheinwerfers. Am deutlichsten ausgeprägt scheinen die Schwierigkeiten bei der Daueraufmerksamkeit zu sein. Darunter versteht man die Fähigkeit, Handlungen zu planen und bis zum Erreichen des Zieles konzentriert weiterzuführen.

    »Für AD(H)

    S-Betroffene

    kann eine simple Unterhaltung auf einer Party eine ungemein anstrengende Sache sein. Je mehr visuelle und akustische Eindrücke sie wahrnehmen, desto schwieriger wird es für sie, sich auf eine Sache zu konzentrieren. So schwierig, dass sie manchmal wirklich nicht mehr zu normaler Kommunikation fähig sind! So paradox es klingen mag, manche AD(H)Sler können ihre Konzentrationsschwierigkeiten beheben, indem sie während der Arbeit ein Radio oder einen Fernseher laufen lassen. Die dezente Geräuschkulisse verhindert dann, dass sie andere Ablenkungen registrieren.«

    ARNO BACKHAUS

    Besonderheiten der Hirnfunktion

    Bei AD(H)S handelt es sich um eine der häufigsten, wenn nicht sogar die häufigste psychische Störung im Kindes- und Jugendalter, die zunehmend als chronische Störung angesehen wird, da sie sich in der Mehrzahl der Fälle auch im Erwachsenenalter nicht verliert.

    Noch ist es verbreitet, von verschiedenen Formen von ADS zu sprechen: dem hyperaktiv-impulsiven, dem unaufmerksamen oder dem kombinierten Subtyp, je nach Ausprägung der drei Leitsymptome. Bei dieser Einteilung stehen die Kernsymptome ganz im Vordergrund. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich intensiv mit den hinter diesen Symptomen steckenden Besonderheiten und Beeinträchtigungen der Hirnfunktion und hat dazu verschiedene neuropsychologische Erklärungsmodelle entwickelt. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die sogenannten exekutiven (ausführenden) Funktionen, wobei es sich um eine Vielzahl von komplexen Prozessen in unserem Gehirn handelt, die entscheidend für ein zweckmäßiges, zielgerichtetes und selbstregulierendes Verhalten sind. Bei AD(H)S scheinen viele der exekutiven Funktionen beeinträchtigt zu sein. Auch das Arbeitsgedächtnis ist betroffen. Es ist von Bedeutung für die Speicherung und Nutzung von Informationen, die für die Planung und Organisation von Handlungsabläufen wichtig sind. AD(H)

    S-Betroffene

    haben Probleme bei der zeitlichen Organisation ihrer Handlungen und können Zeiträume und

    -verläufe

    nur schwer einschätzen. Es gelingt ihnen schlechter, die Konsequenzen ihres eigenen Handelns vorauszusehen, aus Erfahrungen zu lernen und entsprechend dieser Erfahrungen in Gegenwart und Zukunft angemessen und effektiv zu handeln.

    »Viele AD(H)Sler haben große Schwierigkeiten mit Zeitabläufen. Sie haben ein anderes Zeitgefühl und tun sich ausgesprochen schwer, realistisch zu planen. Für ihre Mitmenschen bedeutet das: Sie sind oft unpünktlich, unzuverlässig und schwer zu fassen. Aber auch AD(H)

    S-Betroffene

    können an ihrem Zeitmanagement arbeiten! Jeder kann selbst entscheiden, welche Hilfsmittel ihm sympathisch sind: Timer, Zeitpläne, piepsende Uhren, bunte Erinnerungszettel … «

    ARNO BACKHAUS

    AD(H)S: Ein Phänomen 

    moderner Gesellschaften? 

    AD(H)

    S-Betroffene

    haben das zentrale Problem, sich angemessen zu organisieren und aufgabenangepasst zu verhalten, wodurch die Entwicklung von Selbstständigkeit in allen Bereichen des täglichen Lebens mehr oder weniger beeinträchtigt wird. In einem Gesellschaftsgefüge, das sich durch zunehmende Komplexität auszeichnet und wachsende Anforderungen an die Fähigkeit des Einzelnen stellt, zu lernen und sich selbst zu organisieren, wirken sich diese Beeinträchtigungen nachteiliger aus. Das ist ein wesentlicher Grund, warum AD(H)S heute in aller Munde ist, häufiger diagnostiziert wird und eine Modekrankheit zu sein scheint.

    AD(H)S ist heute in aller Munde, wird häufiger diagnostiziert und scheint eine Modekrankheit zu sein. Aber diese Störung gab es schon immer.

    Besonders kritische Geister vermuten ja, sie sei eine Erfindung der Pharmaindustrie und einiger findiger Ärzte! Aber diese Störung gab es schon immer. In der Literatur werden seit Jahrhunderten Menschen mit AD(H)S beschrieben. Besaß nicht schon Petrus die Eigenschaften eines AD(H)Slers (s. S. 141)?

    »AD(H)Sler leben oft im Chaos. Jegliche Routinearbeiten sind ihnen verhasst, und dazu gehört häufig auch das Aufräumen. Hat sich dann erst einmal eine größere Unordnung entwickelt, sind sie nicht mehr in der Lage, diesen ›Berg‹ zu bewältigen. In den letzten Jahren gab es viele Buchveröffentlichungen über ›Messies‹, Menschen, die ihren Haushalt oder Arbeitsplatz einfach nicht in den Griff bekommen und schier im Chaos untergehen. Es gibt bereits einige Messie-Selbsthilfegruppen und in den USA wurde sogar ein 1

    2-Schritte

    -Programm entwickelt, mit dessen Hilfe man Herr über das Chaos werden kann. Alle diese Tipps eignen sich auch für AD(H)

    S-Betroffene

    , die übermäßige Schwierigkeiten mit Ordnung haben.«

    ARNO BACKHAUS

    Veränderte Lebensbedingungen lassen aber eine wachsende Zahl Betroffener auffällig werden, »durchs Raster fallen«, weil die erhöhten Anforderungen an eine angemessene Selbststeuerung und Selbstorganisation des Verhaltens nicht mehr erbracht werden können.

    Der hitzig diskutierte Gegensatz

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