Expedition Liard River: Eine Fahrt mit dem Kanu auf dem Liard River, einem Nebenfluss des Mackenzie River
Von Jürgen Minkley
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Über dieses E-Book
Ausgesetzt mit dem Wasserflugzeug an den Caribou Lakes, starten Jürgen Minkley und Thomas Meyer in Ihr zweites Abenteuer im Yukon Territorium.
Knapp 300 km bis nach Upper Liard führt der Weg im Kanu durch unberührte Wildnis. Unvorhersehbare Hindernisse, Wind und Wetter in absoluter Einsamkeit, fordern andauernde Konzentration und körperliche Leistung.
Ausgerüstet mit dem Notwendigsten sind sie auf sich gestellt. Das Tagebuch erzählt ihre Geschichte.
Jürgen Minkley
Jürgen Minkley, 1960 geboren in Frankfurt am Main lebt mit seiner Frau Sabine in Mittelhessen. Seine Tagebücher die er auf Reisen führt, haben ihn dazu veranlasst das Erlebte in Buchform niederzuschreiben.
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Buchvorschau
Expedition Liard River - Jürgen Minkley
„Yukon larger than life, so steht es in Whitehorse, der Hauptstadt des Yukon-Territory, auf unzähligen Schildern mit hinreißend schönen Landschaftsaufnahmen. Ob der Spruch stimmt, kann wohl nur der beantworten, der einige Zeit hier gelebt hat. Den Liard River zu befahren, das bedeutete körperlich und mental eine deutliche Steigerung gegenüber unserem ersten Trip, der uns, meinen Freund Thomas und mich, im Juni 2013 von Whitehorse nach Dawson City auf dem Yukon geführt hatte. Aber es war eine gute Vorbereitung auf unser jetziges Vorhaben. Warum ich mich eigentlich erneut auf ein noch weit gefährlicheres Abenteuer einließ, frage ich mich bis heute immer wieder. Die Antwort bekam ich vielleicht erst, als es bestanden war. Oder weil es stimmt, wenn die Indianer sagen: „Wer einmal das Wasser des Yukon getrunken hat, kommt immer wieder.
Bevor es richtig losgeht, möchte ich zuerst meinem Freund und Weggefährten Thomas danken. Denn ohne ihn wäre eine solche Reise immer eine Illusion geblieben. Ganz besonderer Dank gilt meiner Frau Sabine und Manuela, der Frau meines Freundes, die unser Yukon-Gerede liebevoll über die Monate vor der Abreise geduldig ertragen haben.
Inhaltsverzeichnis
Die Vorbereitung
Es geht los
Einkaufen und was wäre wenn
Wasserflugzeug Cessna 206
Hallo Freunde
Schnarchende Bären
Good bye Caribou Lake
How do you shit in the woods & Logjams
Keine Gnade
Rapids (Stromschnellen) & Trapper Hütten
Schiff im Wald
Urlaub
Unheimliche Begegnung
Nahe der Zivilisation
Geheimes Ziel Upper Liard
Watson Lake
Good bye Upper Liard
Bis zum nächsten Mal
Unsere Videos findet man unter
Schlußwort
Die Vorbereitung
2014, 12 Monate zuvor
Wir waren zurück. Die Strecke von Whitehorse nach Dawson, 780 km waren geschafft. Wir brauchten 12 Tage und waren eigentlich zu schnell, da wir 3 Wochen kalkuliert hatten. Die übrige Zeit verbrachten wir in Dawson. Ein Nest, das von Touristen und Weltenbummlern im Sommer überrannt wird.
Die gesammelten Eindrücke waren vielfältig. Besonders die Bekanntschaften, die wir gemacht haben. Da war Jürgen aus Halle, den wir das erste Mal auf dem Lake Laberge in seinem Kanu gesehen haben. Ein 77 Jahre alter Haudegen, der alleine auf dem See trieb und Songs der Kelly Family hörte. Zunächst hörten wir nur das Gejaule der Band, denn die Schallwellen wurden kilometerweit getragen. Dann tauchte ein Kanu auf. Es sah aus, als ob Jürgen nur einen Arm hat, da er ständig mit dem Paddel auf einer Seite herum manövrierte. Wir haben ihn den scherzhaft den „Einarmigen" getauft und ihn auf der damaligen Fahrt auch immer wieder getroffen.
Dann trafen wir Swinde Wiederhold, eine 24-jährige junge Frau, die alleine auf dem Yukon unterwegs war. Sie startete drei Jahre zuvor in Südamerika und ist dann sage und schreibe 43.000 km bis nach Alaska auf dem Fahrrad gefahren.
Zu guter Letzt trafen wir noch eine Gruppe von vier Mann. Harald genannt Dirty Harry
, Arne The Bannock Cook
, Wolfgang The last boy scout
und Dietmar The Capt`n Iglo
. Sie kamen aus Süddeutschland Liechtenstein und der Schweiz und waren mit zwei Kanus auf derselben Strecke unterwegs.
Mit Harald sind wir bis heute in Kontakt und man kann sagen, es ist so etwas wie eine Freundschaft entstanden.
Sechs Personen in zwölf Tagen auf dem großen Fluss, das ist übrigens die Übersetzung des Namens Yukon. Nicht viel und doch so viel mehr als bei unserer Fahrt auf dem Liard River. Das sollte uns aber viel später erst bewusst werden.
Nachdem wir unsere Fotoaufnahmen sortiert und einen Videofilm geschnitten und ins Netz gestellt haben, saßen Tom und ich wie so oft zusammen und überlegten, was wir nach dem ersten Abenteuer machen sollten. Wieder wurden Landkarten gewälzt, Berichte und Artikel über die Flüsse Kanadas gesucht und analysiert.
Es war uns klar, dass eine Steigerung her musste. Klar, der Yukon ist anspruchsvoll und schön, aber man ist nicht so wirklich alleine, da es doch immer wieder zu Begegnungen mit Menschen kommt und auch die Spuren der Zivilisation nach dem Goldrausch 1898 überall zu finden sind.
Während unserer Recherchen, einen Fluss zu finden, der unseren Ansprüchen genügen sollte, haben wir auch Kontakt zu unserem Ausrüster in Whitehorse aufgenommen und ihn um Tipps gebeten.
Letztendlich war es mein Freund Tom der den Liard River ins Gespräch brachte.
So konzentrierten wir uns also die nächsten Wochen auf unser Vorhaben und versuchten so viel wie möglich über diesen Fluss heraus zu bekommen. Wir wurden ziemlich enttäuscht, denn es gab so gut wie kaum Informationen. Lediglich ein Buch beschreibt eine Befahrung in den 70er Jahren. Die Beschreibung ist jedoch alles andere als mutmachend.
Brauchbare Informationen stellte ein Deutscher aus Hamburg ins Netz. Er beschreibt zumindest einige Hindernisse und die Lage der Camps, die sie auf dem 8- tägigen Trip errichteten.
Wir tauschten auch einige Emails aus und hatten somit zumindest eine Basis, auf die wir weiter aufbauen konnten.
Als zeitlichen Rahmen steckten wir uns 2 Wochen. Nach Auskunft unseres Ausrüsters müsste das zu schaffen sein und zwei Tage Reserve wären auch noch drin.
Der Fluss entspringt in den Pelly Mountains im südöstlichen Yukon und mündet bei Fort Simpson, den Nordwest-Territorien, in den Mackenzie River.
Auf seinen kurvenreichen 1.115 km wechselt er dabei ständig die Himmelrichtung. Will man seinen Standort bestimmen, führt das manchmal zu Verwirrungen.
Zurück zu den Vorbereitungen.
3 Wochen Yukon haben uns gezeigt, was man für solch eine Tour benötigt und was nicht. Bewährt haben sich unsere Fässer, blaue Tonnen, die üblicherweise für Chemikalientransporte genutzt werden und die wir so modifiziert haben, dass sie als Gepäckstück eingecheckt werden können. Auf der Längsseite der Fässer wurden Tragegriffe montiert, so dass man es, einem Koffer gleich, tragen kann. Gegenüberliegend wurden Holzlatten angebracht, die ein späteres Herumrollen im Kanu verhindern und so für eine sichere Lage sorgen.
Die damalige Küchenausrüstung, wie Rost, Kocher usw. ließ zu wünschen übrig und musste dringend verbessert werden. Eine große wasserdichte Werkzeugkiste aus Kunststoff eignete sich für das Vorhaben. Der Deckel hatte einen Versatz und so kam ich auf die Idee ein Dreibein so zurecht zu machen, dass die Stangen im Deckel gelagert werden können. Darüber wurde ein Grillrost eingelegt, der so auch seinen Platz fand und gleichzeitig die Stangen dahinter verschwinden ließ.
Kaffeekanne, Topf-Set, Kocher, Besteck, Grillanzünder und alles was dazu gehört, fand seinen Platz in der Wunderkiste und ich überlege, ob ich mir das System patentieren lasse.
Okay, so hatten wir ein Gepäckstück mehr aber die Kosten für hin und zurück waren mit rund 100 Euro überschaubar und gelohnt hat sich das auf jeden Fall.
Die Bekleidung ist ein großes Thema im Yukon- Territory, da die ständig wechselnden Temperaturen einen um den Verstand bringen können. 5 Lagen Klamotten, bestehend aus T-Shirt, Moskitohemd, Fleecepulli, Regenjacke und Schwimmweste sind normal, wenn nur eine Wolke die Sonne verdeckt. Verschwindet die Wolke und die Sonne bricht durch, wird man zum Weltmeister des Striptease, so schnell reißt man sich die Klamotten wieder runter.
Also wurde gepackt:
2 Outdoor-Hosen, beide Moskito Repellent
4 T-Shirts kurz, 4 Paar Socken
Jogginghose und Kapuzenpulli zum Schlafen
2 Langärmelige Hemden eins weiß, eins grün auch
mit Moskitoschutz
Regenjacke mit Kapuze
Fleecepulli
4 Unterhosen
Knöchelhohe Gore-Tex Schuhe
Wassergeeignete Outdoor Sandalen und stabile
gummierte
Arbeitshandschuhe.
Das sollte reichen, es reichte auch.
Ein weiterer Satz Klamotten wurde in Vakuumbeutel eingepackt und in unserem Hostel bis zur Rückkehr belassen.
Man könnte denken, dafür braucht man doch keine Planung. Ganz großer Irrtum. Jedes Stück guter Bekleidung kann Dir das Leben retten, jedes Stück Minderwertige ist unnützer Ballast und kann dich umbringen. Es eignet sich bestenfalls um das Lagerfeuer anzuschüren.
Auch die unzähligen Kleinmaterialien die wir mit hatten sind von großer Wichtigkeit. Was habe ich über das stumpfe Sägeblatt geschimpft, das uns unser Ausrüster mitgegeben hat. Hätte ich ihn damals in die Finger bekommen, hätte ich ihn zersägt, aber nicht wie der Zauberer mit der Kiste.