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Phantasie in Kultur und Wirtschaft
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eBook220 Seiten3 Stunden

Phantasie in Kultur und Wirtschaft

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Über dieses E-Book

Die Phantasie lässt keinen Wunsch offen - aber sie erfüllt auch keinen. Faszinierend ist ihre Grenzenlosigkeit, doch das macht sie auch zu einem diffusen und ambivalenten Begriff: Sie ist Vorstellungsvermögen, Einbildungskraft, Idee, Imagination, Traumgebilde, Trugbild. Ohne Phantasie entsteht nichts - keine Kunst, kein Unternehmen, kein Produkt, keine neue Erkenntnis, kein bahnbrechendes Forschungsergebnis. Aber um zur Welt zu kommen, braucht sie auch Vorgaben, Disziplinierung, Wissen, Handwerk, Formgebung, Tatkraft. Kunst und heutige Kreativbranchen haben die Phantasie nicht exklusiv gepachtet, sondern auch in der Wirtschaft und Wissenschaft spielt sie eine grundlegende Rolle. Die ganze Bandbreite der Phantasie - als unseren guten Genius, aber auch Dämon - beleuchten in diesem Buch Unternehmensgründer und Philosophen, Naturwissenschaftler und Meinungsforscher, Psychoanalytiker, Werbe- und Medienfachleute, Kreative, Kulturmanager und Künstler.

Mit Beiträgen von Christian Bartenbach, Rudolf Bretschneider, Bazon Brock, Rudolf Burger, Erhard Busek, Felix de Mendelssohn, Peter Edelmann, Dietmar Ecker, Hannes Erler, Maximilian Fliessbach gen. Marsilius, Olga Flor, Heidi Glück, Marianne Gruber, Reinhard Haller, Sonja Hammerschmid, Oliver Handlos, Markus Hinterhäuser, Angelika Kofler, Rainer M. Köppl, Brigitte Kössner-Skoff, Christoph Mader, Hellmuth Matiasek, Renée Schroeder, Michael Thurow, Karlheinz Töchterle, Valentine Troi und Peter Zoller.
SpracheDeutsch
HerausgeberStudienVerlag
Erscheinungsdatum14. Aug. 2013
ISBN9783706557283
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    Buchvorschau

    Phantasie in Kultur und Wirtschaft - StudienVerlag

    Alpbach

    Kapitel 1

    Zur Lage. Und die Aussichten.

    Die Eröffnungsrede

    Bazon Brock

    Phantasie in der Ohnmacht –

    Wirklichkeitssinn durch

    Möglichkeitssinn

    „Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann.

    Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehn; und wenn man ihm von irgendetwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist."

    Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften

    In Anknüpfung an das Musil-Zitat kann man sich leicht vorstellen, was bei einer Systematisierung dieses Ansatzes herauskäme: nämlich parallel zur Geschichte bzw. anstelle der Geschichte des faktisch Geschehenen eine Geschichte des Nichtgeschehenen zu setzen.

    Diese Geschichte des Nichtgeschehenen bezöge sich aber nicht einfach auf das, was nicht stattfand, sondern vielmehr darauf, was durch eine andere Aktionsform bestimmt wäre, zum Beispiel durch die Aktionsform des Unterlassens als eine Art des Handelns. Denken Sie etwa an die Entwicklungen gegen bestimmte faktische Gegebenheiten im Wirtschaftsleben, sagen wir in der Plutoniumwirtschaft, etabliert in den Atomkraftwerken; denken Sie an die Bewegung dagegen, dann verstehen Sie, was mit der Geschichte des Nichtgeschehenen gemeint ist: die Ereignishaftigkeit dessen, was unterlassen wurde. Wie Sie alle wissen, verlangt das zu Unterlassende oft viel mehr Aktionsfähigkeit oder Phantasie, Vorstellungsvermögen und Aktionslust als das tatsächlich Geschehene. Sie brauchen nur an Ihre Leidenschaft als Raucher zu denken: Zu rauchen ist für den Raucher eine großartige Sache, aber nicht zu rauchen, verlangt ihm eine höhere Anstrengung ab als das Rauchen selbst. Und das gilt prinzipiell für alles historische Tun. Das Unterlassen ist inzwischen die entscheidende Form des Handelns geworden. Es ist nicht: nichts tun, sondern nicht tun – wobei wir die ältesten Traditionen, etwa den Buddhismus mit Laotse als Autor rund 500 v. Chr., mit verschiedenen Traditionen anderer Zeiträume ohne Weiteres in Übereinstimmung bringen können.

    Das bedeutet nun, dass wir unsere Untersuchung im Hinblick auf den Möglichkeitssinn und auf die Phantasie in einer anderen Weise zu führen haben. Wir können nicht mehr der Naivität folgen, die 1968 forderte: Phantasie an die Macht! Die Herrschaften, die das gefordert haben, sind heute im Pensionsalter und beziehen durchschnittlich 20.000 Euro Monatssalär, etwa als Europaabgeordnete und Pensionäre lokaler Parlamente – so dass man ihnen nur bestätigen kann, Phantasie an die Macht hieß: an die Töpfe zu kommen, an die sie schließlich auch angeschlossen worden sind. Die höchsten Repräsentanten – denken Sie nur an einen Mann wie Joschka Fischer – sind heute Großverdiener unter all denen, die damals gefordert haben, die Alternative als der Möglichkeitssinn, also die Phantasie habe endlich anerkannt zu werden. Und man kann nun nur bestätigen: Wer 18.000 oder 20.000 Euro für einen Vortrag bekommt, der hat wirklich die Phantasie auf seiner Seite! Alles, was er sagen kann, müsste das Publikum ja nur auffordern, sich die Rede selbst zu halten – denn das bisschen Geschnurre, das der Redner vorträgt, ist keine 800 Euro wert.

    Mein zweiter Aspekt der alltäglichen Anschauung für die Phantasie in Wirtschaft und Kultur stammt aus jüngster Erfahrung, sagen wir aus den letzten fünf Jahren. Es ist doch wohl so, dass die große Krise – mit all ihren verschiedensten Nachfolgekrisen –, die die gesamte westliche Welt erfasst hat, durch zu viel Phantasie entstanden ist. Die Finanzindustrie hat das Desaster durch eine unglaubliche Phantasie beim Entwerfen strukturierter Produkte entwickelt. Diese Produkte waren so phantasievoll, dass sie schließlich von niemandem mehr beherrscht werden konnten – und dazu den Vorteil hatten, dass niemand für sie verantwortlich gemacht werden konnte, weil sie aus der Hand der Akteure in das Medium der technischen Realisateure, der Hochgeschwindigkeitsrechner in den Börsen, übergegangen waren.

    Phantasie an die Macht ist also einerseits eine Aufforderung, sich an den Fleischtöpfen der Gesellschaft zu bedienen, und andererseits die Aufforderung zu einer Form legaler Kriminalität. Wir müssen feststellen, dass sich zwischen diesen beiden Großbereichen das Auf-die-Kacke-Hauen – eine deutsche Redewendung, aber hoffähig, also die Sau rauslassen, mal richtig zeigen, was man alles kann – Allmachtsphantasien entwickeln, wie wir sie etwa beim Führer eines unserer großen Verlagshäuser und anderswo sahen. Der Betreffende hat seine Phantasie für dieses Superding, das Höchste aller Vorstellbarkeiten auch in der Erfindung eines Namens entwickelt: In Arcandor knüpfte er das Arkanische und Or, das Gold, zusammen, er wollte also ausdrücken, dass das, was diese Manager des Empire, was diese Herrscher der Welt zustandebringen, wirklich den Ausdruck des Höchsten, Kostbarsten in der europäischen Geschichte darstellt. Arkanisches Wissen von vergoldeter Qualität, also von Angeboten, die man nicht ablehnen kann. Genau das kennzeichnet ja die legale Kriminalität.

    Wie Sie wissen, ist die Geschichte nicht bestimmt durch Auseinandersetzungen zwischen Rassen, Klassen, Geschlechtern und Ähnlichem, sondern zwischen legaler und illegaler Kriminalität. Der Staat ist auf der Seite der legalen Kriminalität, denn was er tut, ist per se legal und alle anderen, die dasselbe tun, aber in Gegnerschaft zum Staat, sind damit illegal. Eine alte Weisheit lautet: Zwischen einer kriminellen Bande und einem legalen Staat gibt es keinen Unterschied außer den, dass das eine legal ist und das andere illegal. Das führt, aus der Konsequenz dieses Pathos, die Phantasie an die Macht. Es gibt heute keinen Bereich, in dem die Phantasie so stark an der Macht ist wie in dem der Kriminalität. Und das beweist eigentlich wirklich, dass man mit dieser Forderung sehr leichtfertig umgegangen ist, ja vielleicht sogar in bewusster Absicht provokativ, um zu zeigen, was denn tatsächlich die Wirksamkeit von Phantasien bedeutet – nämlich ein Entkopplungsgeschehen, das auf der anderen Seite natürlich mit dem Kopplungsgeschehen verwandt ist, also zur Anthropologie unserer Fähigkeit gehört, Verbindlichkeiten zu erzeugen.

    Das eine ist die menschliche Fähigkeit, zu antizipieren, also im Voraus virtuell und gedanklich abzuschätzen, was wohl die Konsequenzen einer bestimmten Handlung sein könnten. Wenn vor 25.000 Jahren in einer Höhle 18 Männer zwischen 15 und 24 Jahren saßen und eine entsprechende Anzahl von Frauen mit Kindern, dann musste Nahrung herbeigeschafft werden. Die war nur zu beschaffen, wenn sich die fünfzehn- bis vierundzwanzigjährigen Männer zusammensetzten und ununterbrochen antizipierten, sich also vorstellten, was passieren würde, sobald einer von ihnen den Kopf aus der Höhle heraussteckte. Man weiß das heute aus großen Sammlungen in Südafrika, wo es ganze Pyramiden von Scalps, Schädeln und Knochen gibt, an denen man noch die Spuren der Greiftatzen sieht, die dem ersten, der unvorsichtigerweise nicht antizipierend den Kopf aus der Höhle steckte, sofort den Scalp abgezogen haben.

    Man musste also lernen zu antizipieren, das heißt, alles zu erwarten, was als Konsequenz des Herausgehens aus der Höhle möglich wäre, um durch die Erwartung des Schlimmsten – im späteren Johanneischen Sinne heißt das dann: apokalyptisches Denken – die Fähigkeit zu gewinnen, dem Schrecken zu widerstehen. Denn nur wer mit dem Schlimmsten rechnet, kann überhaupt irgendeinen Optimismus begründen, dem schlimmsten drohenden Möglichen, dem größten Unfall begegnen zu können, indem er damit auf eine sinnvolle Weise umzugehen lernt. Mit anderen Worten: Wir sind prinzipiell von der Fähigkeit abhängig, zu antizipieren, was die Konsequenzen einer koordinierten, also im Sozialverband entwickelten wie auch von den Individuen getragenen Handlungsabsicht darstellt. Die Menschen verknüpften immer schon das Tun mit den Konsequenzen des Tuns unter bestimmten Bedingungen, bei einem Erdrutsch, einem reißenden Bach, wilden Tieren, Schlangen, bei giftigem Kraut, mit dem man zu rechnen hatte, wenn man auf die Jagd ging. Und nur wenn man mit dem Schlimmsten rechnete, hatte man die Chance, tatsächlich zurückzukommen. Dieses Verhalten wird heute noch von jedem Trainer für Rennfahrer, Hochgeschwindigkeitsleister oder auch Tennisspieler gelehrt und angewendet. Bei Tennisspielern geht die Antizipationskraft so weit – aber das funktioniert erst nach tausenden Trainingsstunden –, dass sie einen Schlag des Gegners bereits antizipieren können, bevor er ausgeführt wird. Damit beginnt das Profi-Tennis. Bei den Rennfahrern ist dieses Verhalten ebenfalls einsehbar; denn wer sich in einen Wagen setzte, um loszufahren und Rennfahrer zu werden, hätte keine Chance – er wäre tot, bevor er irgendetwas gelernt hätte. Er muss also vorweg antizipieren, was es eigentlich bedeutet, sich mit einem solchen Gefährt unter bestimmten Bedingungen auf einer Strecke zu bewegen. Wenn er das tausende Male virtuell im Kopf getan hat, bis hinein in die letzten zehn Zentimeter des Straßenbelags, in alle Kurvenführungen und sonstigen Bedingungen, lässt man ihn zum ersten Mal in einen Rennwagen einsteigen, um dann tatsächlich mit der kalkulierbaren Chance rechnen zu können, dass der Mann am Ende der Strecke, wenn auch nicht nach optimalen Leistungen, aber immerhin lebend aus dem Wagen herausgehoben werden kann.

    Bei der Antizipation verkoppelt sich also das beabsichtigte Tun mit den erwartbaren Konsequenzen des Handelns. Beim Gegenmodell, das wir normalerweise Traumgeschehen nennen und das auch eine bestimmte Ausformung der Phantasie ist, wird hingegen entkoppelt; die eingeschliffenen Konsequenzen, die Folgen eines Handelns werden aufgehoben, damit eine Abkopplung bestimmter Vorstellungen oder erwartbarer, interpsychischer Vorgänge (wie etwa die Bewertung virtuell angenommener Folgen) ermöglicht wird – so dass der Mensch nicht mehr auf ein starres Reaktionsschema fixiert ist. Durch dieses Entkoppeln lässt sich eine Freiheit gewinnen, die allerdings durch erneute Vermittlung und Verknüpfung von Handlungen und Folgen wieder zu einer Art von Verkopplung von Erfahrung führen muss. Dadurch lässt sich ein Wechselspiel zwischen Antizipation und Phantasie entwickeln, das Anthropologen sehr gut beschrieben haben.

    Der erste historische Höhepunkt dieser Beschreibung ist das Johannesevangelium. Im Bericht des Johannes auf Patmos wird beschrieben, was dieses Vorgehen anthropologisch bedeutet – nämlich das Einüben von apokalyptischem Denken. Apokalypse heißt auf Griechisch nichts anderes als der Vorschein des Endes, also der Konsequenzen der Handlungen. Apo kalypsein heißt nichts anderes, als: Ich beginne mit dem Ende. Das wird von Johannes ganz einfach beschrieben. Wer einen Tisch bauen will, kann nicht Holz herumschmeißen und einfach drauflossägen und -nageln. Das führt zu nichts. Er muss mit dem Ende der Operation, einen Tisch herzustellen, beginnen, also mit der Vorstellung des Tisches. Das Modell des Tisches ist der Anfang der vernünftigen Arbeit eines Tischlers. Apokalypse meint hier die Fähigkeit, vom Endpunkt – den Konsequenzen des Handelns – auszugehen und damit den Beginn zu begründen. Das ist in diesem Sinne mit dem lateinischen Wort initium oder Initialkraft, wie Augustinus das genannt hat, verbunden. Man kann erst wirklich wirksam werden wollen, wenn man diese Zusammenhänge beherrscht, nämlich seine Annahme des erfahrungsgemäßen Risikos jedes Handelns unter bestimmten Bedingungen, weil man nicht Herr der Welt ist, sondern immer abhängig ist von einer Reihe von Bedingungen. Man kann sich selbst den Mut oder den Humor, wie es damals schon hieß, oder eben die Positivität der Einstellung nur zutrauen oder aneignen, wenn man mit dem Schlimmsten gerechnet hat, das heißt mit dem Ende, das jeden Handelnden am meisten schreckt: dass er nämlich seine Intention, seinen Willen nicht durchsetzen kann, dass er scheitert. Mit anderen Worten, die normale Voraussetzung für die Initiativkraft des Handelns ist die Möglichkeit des Scheiterns.

    Wer nicht mit der Möglichkeit des Scheiterns rechnet, ist ein Idiot, ein Kölner, heißt es auf Deutsch. „Es hätt noch immer jot jejange, sagen die Kölner. Es ist immer gut gegangen – bis dann eben das Stadtarchiv eingestürzt ist und damit das Gedächtnis ausgelöscht wurde. Und das finden die Kölner auch noch gut, das ist auch „jot jejange. Jetzt weiß keiner mehr Bescheid über die Machenschaften des Klüngels in Köln – Gottseidank hat die Erde alles verschlungen, ist alles der Hölle anheimgefallen.

    Es gibt also eine Restriktion für unser Generalthema „Phantasie an die Macht. Das ist nicht die freie Phantasiefeier dieser kindlichen Vorstellung der Achtundsechziger, es ist auch nicht die Aufforderung, sich wie die Banker besonders phantasievolle Produkte auszudenken, um die Kunden auf legale Weise kriminell übers Ohr zu hauen. Sondern es geht um eine bestimmte Art der Vermittlung zwischen der Initiativkraft im Sinne der Entwicklung neuer Handlungsstrategien und der Möglichkeit, Verantwortung für dieses Handeln zu übernehmen – weil man den Bereich der Möglichkeiten, der sich aus dem Handeln ergibt, auch in Rechnung stellt. Es ist nämlich gar nicht klar, mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Handlungsfolgen zu gewärtigen sind. Das nehmen wir natürlich alle in Anspruch, wenn wir zum Beispiel sagen: „Das habe ich nicht gewollt. Ich wollte etwas ganz anderes, aber leider ist das dabei herausgekommen. Nach 1945 ist das in Deutschland ein bekannter Entlastungstopos gewesen.

    Es kommt also darauf an zu kapieren, dass es um ein Spektrum von möglichen Handlungsfolgen geht, die man antizipieren muss – und auf die man sich aber nicht im Sinne einer Mechanik des Abkoppelns von Handlungsfolgen verlassen kann, so dass es wie von selbst zu einer traumhaften Entlastung käme. Im Traum finden Sie natürlich die Fähigkeit, sich von jeder Art von Bedingtheit der Verhältnisse zu entfernen. Das Traumerlebnis ist ja gerade die Erfahrung der Entkopplung zwischen Handlung und Konsequenzen oder verschiedenen anderen Determinanten, so dass man dann eine neue Ebene der Bewältigung entwickelt kann, die hier in Österreich – wie Herr Busek schon gesagt hat – am intensivsten von Robert Musil in die

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