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James Bond 09 - Feuerball
James Bond 09 - Feuerball
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eBook360 Seiten9 Stunden

James Bond 09 - Feuerball

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Über dieses E-Book

Auf der Suche nach zwei gestohlenen Atombomben verschlägt es 007 in die Bahamas, um Schlimmeres zu verhindern...

Als ein Fremder auf den Bahamas ankommt, schenken ihm die Einheimischen kaum Beachtung - noch ein Auswanderer, der sein Geld an den Casino-Tischen verheizt. Aber James Bond hat alles andere als Geld im Kopf: Er hat weniger als eine Woche, um zwei gestohlene Atombomben, versteckt zwischen den weiten Korallenriffen, ausfindig zu machen. Indessen mimt er den Playboy und lernt Domino kennen, die Gespielin des geheimnisvollen Schatzjägers Emilio Largo. Während er der hübschen Italienerin näher kommt, hofft Bond mehr über Largos geheime Machenschaften herauszufinden.

Jeder kennt sie: die teils stark von den Vorlagen abweichenden Verfilmungen der James-Bond-Romane. Pünktlich zum 50-jährigen Jubliäum der Filmreihe gilt es die Ian-Fleming-Originale erstmals im "Director's Cut" zu entdecken!

Eine der größten Filmikonen überhaupt wird 50 Jahre alt! Passend dazu kommt Ende 2012 der 23. Teil der Saga mit dem Titel "Skyfall" in die Kinos! Cross Cult schließt sich den Jubilaren des Mythos mit einer Wiederentdeckung der meisterhaft erzählten Agenten- und Spionageromane aus der Feder Ian Flemings an und beginnt die schrittweise Veröffentlichung aller James-Bond-Originalromane.

Endlich wird es möglich sein, Titel wie "Goldfinger", "Thunderball" oder "You Only Live Twice" komplett in ungekürzten Übersetzungen und mit den ursprünglichen Kapitelabschnitten und -überschriften zu lesen. Es verspricht eine einzigartige James-Bond-Bibliothek zu werden, die dazu einlädt, dem Kult um den britischen Gentleman-Geheimdienstler mit der "Lizenz zum Töten" auf den Grund zu gehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum17. Sept. 2013
ISBN9783864250873
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    Buchvorschau

    James Bond 09 - Feuerball - Ian Fleming

    Bond.«

    »LASSEN SIE ES RUHIG ANGEHEN, MR BOND.«

    Es war einer dieser Tage, an denen es James Bond so vorkam, als ob sich alles gegen ihn verschworen hätte.

    Zum einen schämte er sich – was äußerst selten der Fall war. Er hatte einen Kater, einen ziemlich heftigen sogar, mit Kopfschmerzen und steifen Gelenken. Wenn er hustete – und zu viel Alkohol bedeutete auch immer zu viele Zigaretten –, erschien eine Wolke kleiner schwarzer Flecken vor seinen Augen, wie Amöben in einem trüben Teich. Der eine Drink zu viel machte sich unmissverständlich bemerkbar. Sein letzter Whisky Soda, den er in der luxuriösen Wohnung in der Park Lane zu sich genommen hatte, war nicht anders als die zehn davor gewesen. Aber er war nur widerwillig hinuntergegangen und hatte sowohl einen bitteren Nachgeschmack als auch das unangenehme Gefühl von Übersättigung hinterlassen. Und obwohl die Botschaft bei ihm angekommen war, hatte er zugestimmt, noch einen weiteren Rubber zu spielen. Fünf Pfund für hundert Punkte, weil es das letzte Spiel ist? Er hatte zugestimmt. Und haushoch verloren. Er konnte immer noch die Pikdame mit dem dämlichen Mona-Lisa-Lächeln in ihrem fetten Gesicht vor sich sehen, die triumphierend seinen Buben geschlagen hatte – sein Partner hatte ihn noch extra darauf hingewiesen, dass die Dame bei seinem Gegenüber lag, und das hatte den Unterschied gemacht zwischen einem verdoppelten Überstich für ihn und vierhundert Punkten über dem Strich für den Gegner. Am Ende war es ein Zwanzig-Punkte-Rubber gewesen, der ihn hundert Pfund gekostet hatte – Geld, das ihm nun fehlen würde.

    Wieder tupfte Bond den Blutstiller auf den Schnitt an seinem Kinn und verabscheute das Gesicht, das ihm aus dem Spiegel über dem Waschbecken mürrisch entgegenstarrte. Du dämlicher Mistkerl! Das kam nur davon, dass er nichts zu tun hatte. Seit mehr als einem Monat musste er Papierkram erledigen – er hakte seine Nummer auf dämlichen Laufzetteln ab, schrieb Protokolle, die mit jeder Woche unleserlicher wurden, und knallte den Hörer auf das Telefon, wenn wieder irgendein harmloser Abteilungsleiter mit ihm diskutieren wollte. Und dann hatte seine Sekretärin die Grippe bekommen und man hatte ihm eine alberne und, schlimmer noch, hässliche Zicke aus dem Schreibbüro zugeteilt, die ihn »Sir« nannte und meistens den Mund voll mit Bonbons hatte, wenn sie mit ihm sprach. Es war ein weiterer Montagmorgen. Der Anfang einer neuen Woche. Bond schluckte zwei Schmerztabletten und griff nach dem Mittel gegen Sodbrennen. Das Telefon in seinem Schlafzimmer klingelte. Es war die Direktverbindung zum Hauptquartier. James Bond, dessen Herz trotz der schnellen Fahrt durch London und einer ärgerlich langen Wartezeit vor dem Aufzug in den achten Stock schneller schlug, als es sollte, zog den Sessel zurück, setzte sich und blickte in die ruhigen grauen und verdammt klaren Augen, die er so gut kannte. Was konnte er in ihnen lesen?

    »Guten Morgen, James. Tut mir leid, dass ich Sie heute Morgen ein wenig früher herbestellen musste. Mein Tagesplan ist sehr voll. Wollte Sie noch dazwischenquetschen, bevor der Hochbetrieb losgeht.«

    Bonds Aufregung ließ ein wenig nach. Es war niemals ein gutes Zeichen, wenn M ihn mit seinem Vornamen anstatt mit seiner Nummer ansprach. Es schien sich hier nicht um einen Auftrag zu handeln – sondern um etwas Persönliches. In Ms Stimme lag keine Spur der Anspannung, mit der er sonst große, aufregende Neuigkeiten verkündete. Ms Gesichtsausdruck war interessiert, freundlich, fast schon liebevoll. Bond erwiderte etwas Unverfängliches.

    »Habe Sie in letzter Zeit wenig gesehen, James. Wie geht es Ihnen? Gesundheitlich, meine ich.« M nahm ein Blatt Papier, eine Art Formular, von seinem Schreibtisch und hielt es so, als würde er es gleich vorlesen.

    Argwöhnisch versuchte Bond, einen Blick auf das zu erhaschen, was auf dem Blatt stand. »Es geht mir gut, Sir.«

    »Der Stabsarzt ist zu einem anderen Schluss gekommen, James«, erwiderte M sanft. »Er hat mir gerade Ihre letzten Untersuchungsergebnisse zugeschickt. Ich denke, Sie sollten erfahren, was er zu sagen hat.«

    Wütend starrte Bond auf die Rückseite des Untersuchungsberichts. Was zum Teufel sollte das? »Wie Sie meinen, Sir«, sagte er kontrolliert.

    M studierte Bonds Gesicht. Dann hielt er das Blatt näher an seine Augen. »Dieser Agent«, las er laut vor, »ist im Grunde genommen körperlich gesund. Bei seinem momentanen Lebenswandel wird das allerdings nicht lange so bleiben. Trotz vieler früherer Warnungen gibt er an, täglich etwa sechzig Zigaretten zu rauchen. Es handelt sich um eine Balkanmischung mit einem höheren Nikotingehalt als bei den billigeren Sorten. Wenn er sich nicht im Einsatz befindet, beträgt seine tägliche Dosis Alkohol etwa eine halbe Flasche einer sechzig- bis siebzigprozentigen Spirituose. Die Untersuchung ergab nur wenige Anzeichen von körperlichem Verfall. Die Zunge war belegt. Der Blutdruck war ein wenig erhöht und lag bei 160/90. Die Leber ließ sich nicht ertasten. Andererseits gab der Agent auf Nachfrage zu, regelmäßig Schmerzen im Hinterkopf zu haben, in seinen Trapezmuskeln waren Zuckungen festzustellen und sogenannte ›fibrositische‹ Knötchen zu erfühlen. Ich gehe davon aus, dass diese Symptome mit der Lebensweise des Agenten zusammenhängen. Er ging nicht auf den Hinweis ein, dass übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss kein Mittel gegen seinen beruflichen Stress ist und nur zu einem Vergiftungszustand führen kann, der letztendlich seine körperliche Verfassung beeinträchtigen wird. Ich empfehle, dass 007 zwei bis drei Wochen ein etwas abstinenteres Leben führt. Ich bin der Meinung, dass er dadurch zu seiner früheren ausgezeichneten Form zurückfinden wird.«

    M lehnte sich vor und legte den Bericht in sein Ablagefach. Dann legte er seine Hände flach auf den Schreibtisch vor sich und sah Bond ernst an. »Nicht besonders zufriedenstellend, oder, James?«

    Bond bemühte sich, nicht ungeduldig zu klingen. »Ich bin vollkommen in Ordnung, Sir. Jeder hat gelegentlich mal Kopfschmerzen. Die meisten Wochenendgolfer haben Fibrositis. Man bekommt sie schnell, wenn man schwitzt und dann Zug abbekommt. Mit Aspirin und einem Einreibemittel wird man sie schnell wieder los. Ist wirklich keine große Sache, Sir.«

    Doch M blieb hartnäckig. »Und genau da irren Sie sich, James. Medikamente zu nehmen, wird Ihre Symptome nur unterdrücken. Medikamente werden das Grundproblem nicht beseitigen, sondern nur verdecken. Das Resultat ist ein vergifteter Zustand, der schon bald chronisch werden kann. Medikamente jedweder Art sind schlecht für das System. Sie gehen wider die Natur. Das Gleiche gilt für einen Großteil der Nahrung, die wir zu uns nehmen – Weißbrot ohne Ballaststoffe, Raffinadezucker, dem man alles Gute entzogen hat, pasteurisierte Milch, aus der die Vitamine gekocht worden sind, alles denaturiert.« M zog sein Notizbuch heraus und schlug es auf. »Wissen Sie eigentlich, was unser Brot abgesehen von ein wenig totgemahlenem Mehl enthält?« M sah Bond anklagend an. »Eine beträchtliche Menge Kreide, Benzolperoxid, Chlorgas, Ammoniumsalz und Alaun.« M steckte das Notizbuch wieder in seine Tasche. »Was halten Sie davon?«

    »So viel Brot esse ich gar nicht«, verteidigte sich Bond verwirrt.

    »Vielleicht nicht«, sagte M ungeduldig. »Aber wie viel in einer Steinmühle gemahlenes Vollkornmehl nehmen Sie zu sich? Wie viel Joghurt? Rohes Gemüse, Nüsse, frisches Obst?«

    Bond grinste. »Praktisch nichts davon, Sir.«

    »Das ist nicht zum Lachen.« M tippte nachdrücklich mit seinem Zeigefinger auf den Schreibtisch. »Merken Sie sich meine Worte. Es gibt keinen anderen Weg zu körperlicher Gesundheit als den natürlichen. All Ihre Probleme« – Bond wollte protestieren, doch M brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen – »wie die durch die Routineuntersuchung aufgedeckte schwere Toxämie, sind das Ergebnis einer im Grunde genommen unnatürlichen Lebensweise. Haben Sie zum Beispiel schon mal von Bircher-Brenner gehört? Oder von Kneipp, Prießnitz, Rikli, Schroth, Gossman, Bilz?«

    »Nein, Sir.«

    »Dachte ich mir. Nun, Sie täten gut daran, diese Herren zu studieren. Es handelt sich um große Naturheilkundler, deren Lehren wir törichterweise ignoriert haben.« Ms Augen begannen begeistert zu funkeln. »Doch zum Glück praktizieren eine Reihe ihrer Schüler in England. Die Naturheilkunde ist nicht unerreichbar für uns.«

    James Bond sah M neugierig an. Was zum Teufel war nur in den alten Mann gefahren? Handelte es sich um erste Anzeichen von Senilität? Doch M wirkte fitter, als Bond ihn jemals gesehen hatte. Die kalten grauen Augen waren kristallklar, und die Haut in dem strengen, faltigen Gesicht leuchtete vor Gesundheit. Selbst das eisengraue Haar schien von neuem Leben erfüllt zu sein. Doch was hatte dieser ganze Irrsinn dann zu bedeuten?

    M griff nach seinem Eingangskorb und stellte ihn vor sich als Zeichen für Bond, dass das Gespräch beendet war. »Das wäre dann alles, James«, sagte er fröhlich. »Miss Moneypenny hat reserviert. Zwei Wochen werden ausreichen, um Sie wieder fit zu machen. Sie werden sich nicht wiedererkennen, wenn Sie zurückkommen. Ein neuer Mensch.«

    Bond starrte M entsetzt an. »Von wo zurückkommen?«, fragte er mit erstickter Stimme.

    »Von einem Ort namens ›Shrublands‹. Wird von einem in dieser Branche ziemlich berühmten Mann geleitet – Wain, Joshua Wain. Ein bemerkenswerter Bursche. Fünfundsechzig. Sieht keinen Tag älter aus als vierzig. Er wird sich gut um Sie kümmern. Äußerst moderne Ausstattung, und er hat sogar einen eigenen Kräutergarten. Sehr hübsche Gegend. In der Nähe von Washington in Sussex. Und machen Sie sich keine Gedanken wegen Ihrer Arbeit hier. Lassen Sie das alles in den nächsten Wochen mal hinter sich. Ich werde 009 anweisen, sich um die Abteilung zu kümmern.«

    Bond traute seinen Ohren nicht. »Aber, Sir. Ich meine, ich bin doch vollkommen in Ordnung. Sind Sie sicher? Ich meine, ist das wirklich notwendig?«

    »Nein.« M lächelte eisig. »Nicht notwendig. Unerlässlich. Das heißt, wenn Sie in der Doppelnullabteilung bleiben wollen. Ich kann es mir nicht leisten, einen Mitarbeiter in dieser Abteilung zu haben, der nicht hundertprozentig fit ist.« M senkte seinen Blick auf den Eingangskorb vor sich und nahm eine Aktenmappe heraus. »Das ist dann alles, 007.« Er sah nicht auf. Sein Tonfall war endgültig.

    Bond erhob sich. Schweigend durchquerte er den Raum, ging hinaus und schloss die Tür übertrieben leise hinter sich.

    Im Vorraum lächelte ihn Miss Moneypenny freundlich an.

    Bond ging zu ihrem Schreibtisch und schlug mit der Faust so fest darauf, dass ihre Schreibmaschine einen Satz machte. »Was zum Teufel soll das, Penny?«, fragte er wütend. »Hat der alte Mann nicht mehr alle Tassen im Schrank? Was soll dieser ganze Blödsinn? Nur über meine Leiche werde ich dorthin fahren. Der ist doch vollkommen übergeschnappt.«

    Miss Moneypenny lächelte zufrieden. »Der Geschäftsführer war furchtbar hilfreich und freundlich. Er sagt, dass er Ihnen den Myrtenraum im Anbau geben kann. Es soll ein wunderschönes Zimmer sein. Mit Blick auf den Kräutergarten. Die haben dort ihren eigenen Kräutergarten, wissen Sie?«

    »Ich weiß bereits alles über diesen dämlichen Kräutergarten. Hören Sie, Penny.« Bond versuchte es freundlich. »Seien Sie ein gutes Mädchen und erzählen Sie mir, worum es hier geht. Was ist sein Problem?«

    Miss Moneypenny, die so oft hoffnungslos von Bond träumte, hatte Mitleid mit ihm. Sie senkte verschwörerisch die Stimme. »Ich glaube, dass es sich nur um eine vorübergehende Phase handelt. Sie haben eben das Pech, dass Sie ihm unter die Augen gekommen sind, bevor sie wieder vorbei ist. Sie kennen doch seine fixe Idee über die Effizienz des Geheimdienstes. Einmal mussten wir alle diesen Trimm-Dich-Pfad durchlaufen. Dann hatte er mal diesen Seelenklempner angeschleppt, diesen Psychotherapeuten – den haben Sie verpasst. Da waren Sie irgendwo im Ausland. Alle Abteilungsleiter mussten ihm ihre Träume erzählen. Er war nicht lange hier. Vielleicht haben ihn ja einige der Träume verjagt. Nun, im letzten Monat hatte M einen Hexenschuss, und einer seiner Freunde aus dem Blades – ich nehme an dieser fette Säufer«, Miss Moneypenny verzog ihren sinnlichen Mund, »hat ihm von diesem Kurheim auf dem Land erzählt. Dieser Mann schwor darauf. Hat M gesagt, dass wir alle wie Automotoren funktionieren und gelegentlich in die Werkstatt müssen, um entkohlt zu werden. Er selbst ist wohl drei Mal im Jahr dort. Er sagte, dass es nur zwanzig Guineen pro Woche kosten würde, was weniger sei, als er an einem Tag im Blades ausgebe, und dass er sich hinterher immer wunderbar fühle. Sie wissen ja, wie gerne M neue Dinge ausprobiert, also fuhr er für zehn Tage hin. Und als er zurückkam, war er felsenfest von diesem Ort überzeugt. Gestern hat er mir stundenlang davon erzählt, und heute Morgen waren jede Menge Dosen mit Rübensirup, Weizenkeimen und weiß der Himmel was sonst noch alles in der Post. Ich habe keine Ahnung, was ich mit dem Zeug anfangen soll. Ich befürchte, dass mein armer Pudel es bekommen wird. Das ist jedenfalls passiert, und ich muss sagen, dass ich ihn noch nie zuvor in solch wunderbarer Form gesehen habe. Er wirkt um Jahre jünger.«

    »Er sieht aus wie dieser verdammte Kerl in der alten Reklame für Kruschen-Salz. Aber warum zwingt er mich jetzt, in dieses Irrenhaus zu fahren?«

    Miss Moneypenny lächelte vertraulich. »Wissen Sie nicht, dass er große Stücke auf Sie hält? Als er den Bericht Ihrer medizinischen Untersuchung sah, hat er mich sofort angewiesen, den Aufenthalt für Sie zu buchen.« Miss Moneypenny rümpfte die Nase. »Aber, James, rauchen und trinken Sie wirklich so viel? Das kann nicht gut für Sie sein, wissen Sie?« Sie sah mit mütterlichem Blick zu ihm auf.

    Bond hielt sich zurück. Stattdessen versuchte er es mit Nonchalance. »Ich sterbe lieber, weil ich zu viel trinke, als dass ich verdurste. Und was die Zigaretten angeht, ich rauche eigentlich nur so viel, weil ich sonst nicht weiß, was ich mit meinen Händen anfangen soll.« Ihm war bewusst, wie fadenscheinig die Begründung war. Schluss mit dem Gesülze! Was er jetzt brauchte, war ein doppelter Brandy mit Soda.

    Miss Moneypennys sinnliche Lippen verzogen sich zu einer missbilligenden Linie. »Was die Hände angeht – da habe ich etwas anderes gehört.«

    »Jetzt fangen Sie nicht auch noch an, Penny.« Bond ging wütend zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. »Noch mal so einen Rüffel, und sobald ich wieder da bin, werde ich Sie übers Knie legen, dass Sie die nächsten paar Tage nur noch auf dem Bauch tippen werden.«

    Miss Moneypenny schenkte ihm ein liebliches Lächeln. »Ich glaube nicht, dass Sie dazu noch in der Lage sein werden, nachdem Sie zwei Wochen lang von Nüssen und Zitronensaft gelebt haben, James.«

    Bond stieß einen Laut irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Knurren aus und stürmte aus dem Zimmer.

    SHRUBLANDS

    James Bond warf sein Gepäck in den Kofferraum des alten schokoladenbraunen Taxis und stieg vorne neben dem rothaarigen, pickeligen jungen Mann in Lederjacke ein, der am Steuer saß. Der junge Mann zog einen Kamm aus seiner Brusttasche, fuhr damit sorgfältig durch beide Seiten seiner Schmalztolle und steckte den Kamm wieder in die Tasche. Dann lehnte er sich vor und betätigte den Anlasser. Bond vermutete, dass der Fahrer ihm mit diesem Kammspielchen wohl klarmachen wollte, dass er ihn und sein Geld wirklich nur als Gefallen ansah. Das war typisch für die ordinäre Forschheit der jungen Arbeiterklasse seit dem Krieg. Diese Jugend, dachte Bond, verdient etwa zwanzig Pfund die Woche, verachtet ihre Eltern und wäre gerne Tommy Steele. Es ist nicht seine Schuld. Er wurde in den Käufermarkt des Wohlfahrtsstaates und das Atom- und Raumfahrtzeitalter hineingeboren. Für ihn war das Leben leicht und bedeutungslos. »Wie weit ist es bis nach ›Shrublands‹?«, fragte Bond.

    Der junge Mann fuhr geschickt, aber unnötig schnell in einen Kreisel und bog wieder ab. »Ungefähr eine halbe Stunde.« Er stieg aufs Gaspedal und überholte waghalsig einen Lastwagen auf einer Kreuzung.

    »Sie holen ja wirklich alles aus Ihrem Bluebird raus.«

    Der junge Mann warf ihm einen Seitenblick zu, um zu sehen, ob Bond sich über ihn lustig machte. Er kam zu dem Schluss, dass dem nicht so war, und entspannte sich ein wenig. »Den hab ich von meinem Vater. Er sagt, diese alte Kiste war zwanzig Jahre lang gut genug für ihn, also wird sie auch noch weitere zwanzig gut genug für mich sein. Daher lege ich jetzt selbst etwas Geld zurück. Die Hälfte der Summe hab ich schon zusammen.«

    Bond kam der Gedanke, dass ihn die ganze Kämmerei überkritisch gemacht hatte. »Was wollen Sie sich denn für einen holen?«

    »Einen Kleinbus von Volkswagen. Für die Rennen in Brighton.«

    »Gute Idee. In Brighton ist eine Menge Geld zu holen.«

    »Und ob.« Der junge Mann zeigte eine Spur von Begeisterung. »Das eine Mal, als ich da war, habe ich ein paar Buchmacher und ihre Bienen nach London gefahren. Glatte zehn Pfund und einen Fünfer als Trinkgeld. Leicht verdiente Kohle.«

    »Auf jeden Fall. Aber man kann in Brighton auch an den Falschen geraten. Sie sollten aufpassen, dass Sie nicht ausgeraubt oder verprügelt werden. In Brighton gibt es ein paar ziemlich üble Gangs. Was ist eigentlich aus dem Bucket of Blood geworden?«

    »Ist nach dem Zwischenfall dichtgemacht worden. Der, der in allen Zeitungen stand.« Der junge Mann bemerkte, dass er mit Bond wie mit einem Gleichgestellten sprach. Er warf Bond einen Seitenblick zu und betrachtete ihn mit neuem Interesse. »Bleiben Sie im Scrubs oder besuchen Sie dort nur jemanden?«

    »Scrubs?«

    »Shrublands – Wormwood Scrubs – Scrubs«, erwiderte der junge Mann lakonisch. »Sie wirken nicht wie die üblichen Verdächtigen, die ich dort hinbringe. Meistens sind es fette Frauen und alte Säcke, die mir sagen, dass ich nicht zu schnell fahren soll, damit ich ihren Ischias nicht durchschüttle oder so was.«

    Bond lachte. »Ich habe zwei Wochen ohne Bewährung bekommen. Mein Arzt meint, es würde mir guttun. Ich soll es ruhig angehen lassen. Was denkt man denn hier in der Umgebung so über die Klinik?«

    Der junge Mann bog an der Brighton Road ab und fuhr unter den Downs vorbei durch Poyning und Fulking. Der Austin heulte behäbig durch die friedliche Landschaft. »Die Leute denken, dass es sich um einen Haufen Irre handelt. Halten nicht viel davon. All diese reichen Schnösel, die gar nichts von ihrem Geld in der Gegend lassen. Die Teestuben verdienen ein wenig an ihnen – besonders an den Moglern.« Er sah zu Bond. »Sie wären überrascht. Erwachsene Leute, von denen einige in der Stadt sogar ziemlich große Fische sind, fahren mit knurrenden Mägen in ihren Bentleys herum und landen in der nächstbesten Teestube, um etwas zu trinken. Mehr ist ihnen nicht erlaubt. Doch dann sehen sie, wie am Nebentisch jemand gebutterten Toast oder Törtchen isst und halten es nicht mehr aus. Sie bestellen ganze Berge von dem Zeug und schlingen es runter wie Kinder, die sich in die Vorratskammer geschlichen haben – dabei blicken sie sich die ganze Zeit um, aus Angst, erwischt zu werden. Man sollte meinen, dass sich solche Leute für ihr Verhalten schämen würden.«

    »Das kommt mir ein wenig albern vor, wenn sie doch so viel bezahlen, um sich behandeln zu lassen.«

    »Das ist noch so eine Sache«, sagte der junge Mann entrüstet. »Ich kann nachvollziehen, wenn man zwanzig Pfund pro Woche berechnet und dafür drei richtige Mahlzeiten am Tag serviert, aber wie kommen die damit durch, zwanzig dafür zu nehmen, dass man lediglich heißes Wasser bekommt? Das kapier ich einfach nicht.«

    »Ich nehme an, dass man auch Anwendungen bekommt. Und die sind den Leuten ihr Geld wohl wert, wenn sie davon wieder gesund werden.«

    »Wird wohl so sein«, erwiderte der junge Mann zweifelnd. »Einige sehen schon ein wenig anders aus, wenn ich sie wieder zum Bahnhof zurückbringe.« Er kicherte. »Andere verwandeln sich in richtig alte Böcke, nachdem sie eine Woche lang nur von Nüssen und so etwas gelebt haben. Ich muss es wohl irgendwann mal selbst ausprobieren.«

    »Was meinen Sie damit?«

    Der junge Mann warf Bond einen Blick zu. Er schien sich daran zu erinnern, wie locker Bond von Brighton geplaudert hatte, und antwortete ermutigt: »Tja, wir haben hier in Washington so ein Mädel. Eine ziemlich flotte Biene. Ist so etwas wie die Dorfmatratze, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kellnerin im Honey Bee Tea Shop – war sie zumindest. Wir haben fast alle bei ihr angefangen. Hat nur ein Pfund genommen und kannte ’ne Menge Schweinereien. War regelmäßig bei ihr. Tja, dieses Jahr hat sich das leider bis zum Scrubs rumgesprochen, und ein paar von diesen alten Böcken statteten Polly ebenfalls einen Besuch ab – Polly Grace, das ist ihr Name. Fuhren sie in ihren Bentleys rum und vergnügten sich mit ihr in einem verlassenen Steinbruch oben in den Downs. Das ist seit Jahren der Ort für ihre Art Geschäfte. Das Problem war nur, dass sie ihr fünf, sogar zehn Pfund gezahlt haben und sie sich schnell als zu gut für uns gemeines Volk empfand. Die haben die Preise damit ruiniert. Eine regelrechte Inflation. Und einen Monat später hat sie ihre Stelle im Honey Bee gekündigt, und wissen Sie was?« Die Stimme des jungen Mannes war voller Empörung. »Sie hat sich für ein paar Hundert Mäuse einen alten Austin Metropolitan gekauft und sich mobil gemacht. Genau wie die Londoner Nutten aus der Curzon Street, von denen die Zeitungen schreiben. Jetzt treibt sie sich in Brighton und Lewes herum – überall, wo sie reiche Typen findet, und zwischendurch treibt sie es im Steinbruch mit diesen alten Böcken aus dem Scrubs! Kaum zu glauben, oder?« Der junge Mann hupte wütend ein harmloses Paar auf seinem Tandem an.

    »Das ist wirklich übel«, erwiderte Bond ernsthaft. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese Leute an so etwas noch interessiert wären, nachdem man sie mit Körnerbratlingen und Gänsewein abgespeist hat.«

    Der junge Mann schnaubte. »Sollte man denken. Ich meine ...« Er schien das Gefühl zu haben, zu offen zu sein. »Das haben wir alle geglaubt. Einer meiner Kumpel, er ist der Sohn des Arztes hier, hat die Sache mal mit seinem Vater besprochen – ganz allgemein natürlich. Und sein Paps sagte Nein. Er sagte, dass eine solche Diät, kein Alkohol und jede Menge Ruhe mit Massagen und den heißen und kalten Sitzbädern und was weiß ich nicht alles, das Blut reinigt und den Kreislauf ankurbelt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Erweckt die alten Böcke zu neuem Leben – sie wollen sehen, ob sie’s noch bringen, sozusagen.«

    Bond lachte. »Meine Güte. Vielleicht ist an dem ganzen Quatsch doch was dran.«

    Ein Schild auf der rechten Straßenseite verkündete: SHRUBLANDS. IHR TOR ZUR GESUNDHEIT. ERSTE AUSFAHRT RECHTS. WIR BITTEN UM RUHE. Die Straße führte durch einen breiten Gürtel aus Tannen und anderen Nadelhölzern in einer Schleife durch die Downs. Vor ihnen tauchte zuerst eine hohe Mauer auf und dann ein beeindruckendes, einer Burg nachempfundenes Tor mit einem viktorianischen Häuschen davor, aus dem eine dünne Rauchsäule stieg. Der junge Mann folgte einem Kiesweg zwischen dichten Lorbeerbüschen hindurch. Ein älteres Paar zuckte zusammen, als er sich den Weg freihupte. Zur Rechten lagen nun ordentlich gepflegte Blumenbeete und eine große Rasenfläche, auf der Gestalten allein oder zu zweit flanierten. Und dahinter befand sich eine aus roten Ziegelsteinen bestehende Monstrosität, von der sich ein lang gezogener gläserner Wintergarten bis an den Rand des Rasens erstreckte.

    Der junge Mann blieb neben einem breiten Säulenvorbau mit zinnenartigem Dach stehen. Neben einem eisenbeschlagenen Bogentor stand eine hohe glasierte Urne, über der ein Schild informierte: IN UNSEREM HAUS IST DAS RAUCHEN NICHT GESTATTET. ZIGARETTEN BITTE HIER. Bond stieg aus dem Taxi und holte sein Gepäck aus dem Kofferraum. Er gab dem jungen Mann zehn Schilling Trinkgeld. Dieser nahm es an, als sei es das Mindeste, was Bond ihm schuldig war. »Danke. Wenn Sie mal eine Pause einlegen wollen, rufen Sie mich an. Polly ist nicht die Einzige. Und an der Brighton Road gibt es eine Teestube, die gebutterte Muffins anbietet. Bis dann.« Er trat geräuschvoll auf die Kupplung und fuhr knirschend den Weg zurück, den er gekommen war. Bond nahm seinen Koffer und schritt schicksalsergeben die Stufen hinauf und durch das schwere Tor.

    Drinnen war es sehr warm und still. Am Empfang in der großen eichenholzgetäfelten Halle wurde er von einer äußerst attraktiven Mitarbeiterin in einem gestärkten weißen Kittel willkommen geheißen. Nachdem er sich ins Empfangsbuch eingetragen hatte, führte sie ihn durch eine Reihe düster eingerichteter Aufenthaltsräume und einen nach Krankenhaus riechenden weißen Korridor in den hinteren Bereich des Gebäudes. Hier gab es eine Verbindungstür zum Anbau, einem lang gezogenen, einfach gebauten Nebengebäude, von dessen Flur zu beiden Seiten Zimmer abgingen. Auf den Türen standen die Namen von Blumen und Büschen. Sie zeigte ihm das Myrtenzimmer, teilte ihm mit, dass »der Chef« ihn in einer Stunde, um achtzehn Uhr, aufsuchen würde, und verließ ihn.

    Der Raum war von gewöhnlicher Größe und auch die Möbel waren nichts Besonderes. Auf dem Bett lag eine elektrische Heizdecke. Daneben befanden sich eine Vase mit drei Ringelblumen und ein Buch mit dem Titel Naturheilkunde und ihre Anwendung von Alan Moyle, M.B.N.V. Bond schlug es auf und stellte fest, dass die Abkürzung für »Mitglied des Britischen Naturheilkundeverbands« stand. Er stellte die Zentralheizung ab und machte das Fenster weit auf. Der Kräutergarten, Reihe um Reihe namenloser Gewächse, die um eine zentrale Sonnenuhr herum gepflanzt worden waren, lächelte ihn an. Bond packte seine Sachen aus, setzte sich auf den einzigen Sessel und las etwas darüber, wie er seinen Körper von Schlacken reinigen konnte. Er erfuhr viel über Nahrungsmittel, von denen er noch nie gehört hatte, wie Kaliumsuppe, Nusshack und die geheimnisvoll klingende ungemälzte Rot-Ulme. Er war bei dem Kapitel über Massage angelangt und dachte gerade über die Forderung nach, dass diese Kunst in Streichung, Reibung, Knetung, Klopfung und Vibration unterteilt werden sollte, als das Telefon klingelte. Eine Frauenstimme sagte ihm, dass Mr Wain ihn in fünf Minuten in Sprechzimmer A empfangen würde.

    Mr Joshua Wain hatte einen festen, trockenen Händedruck und eine klangvolle, aufmunternde Stimme. Über seiner glatten Stirn prangte ein Schopf buschiger grauer Haare, darunter lagen sanfte klare braune Augen und ein herzliches Lächeln. Er schien aufrichtig erfreut, Bond zu sehen, und an ihm interessiert zu sein. Er hatte einen sehr sauberen Kittel mit kurzen Ärmeln an, aus denen die stark behaarten Arme entspannt herunterhingen. Die Nadelstreifenhose wollte nicht recht dazu passen. Er trug Sandalen über konservativ grauen Socken und bewegte sich äußert lebhaft durch den Raum.

    Mr Wain bat Bond, sich bis auf die Unterhose auszuziehen. Als er die vielen Narben sah, bemerkte er höflich: »Meine Güte, Sie scheinen in vielen Kriegen gewesen zu sein, Mr Bond.«

    »Fast hätte es mich erwischt. Während des Kriegs.«

    »Wirklich! Der Krieg zwischen den Menschen ist eine furchtbare Angelegenheit. Und jetzt atmen Sie bitte tief ein.« Mr Wain horchte Bonds Rücken und Brust ab, maß seinen Blutdruck, wog ihn und hielt seine Körpergröße fest. Dann, nachdem er ihn gebeten hatte, sich mit

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