101 Dinge, die man über James Bond wissen muss
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Buchvorschau
101 Dinge, die man über James Bond wissen muss - Michael Dörflinger
1 Ian Lancaster Fleming
Der Erfinder von James Bond
Am 28. Mai 1908 herrschte Freude im Haus der Flemings im bevorzugten Londoner Stadtteil Mayfair: Der zweite von vier Söhnen war zur Welt gekommen. Vater Valentine war Schotte (wie der von James Bond), die Mutter Eve, eine geborene Sainte Croix Rose, stammte aus London. Ihr französisch klingender Name war sicher ein Anlass für Ian, Bonds Mutter später aus der französischen Schweiz kommen zu lassen.Valentine, ein enger Freund von Winston Churchill war Parlamentsabgeordneter der Konservativen. Er fiel 1917 an der Somme. Als Sohn aus gutem Hause kam Ian 1921 nach Eton. Wegen seiner Pomade im Haar, und wegen seines 007-haften Umgangs mit Frauen musste er allerdings vorzeitig abgehen und wurde auf die Militärakademie in Sandhurst geschickt, wo man ihn aber wegen einer Geschlechtskrankheit hinauswarf. Wer Ian Fleming sehen will, findet ihn auf S. 61.
Studienjahre und Agent bei der Royal Navy
Nach diesen Rückschlägen erhielt Fleming Privatunterricht in Kitzbühel. Er wohnte im gleichen Haus wie später Dexter Smythe, die Hauptfigur der Erzählung »Octopussy«. Es folgten ein paar Semester Studium in Genf und München. Weil er die Aufnahmeprüfung ins Außenministerium nicht schaffte, arbeitete er als Journalist für Reuther und die Times, später als Wertpapiermakler. Im Mai 1939 wurde er von der Royal Navy als Assistent des Direktors der Marine-Aufklärung geworben. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Fleming brachte es bis zum Commander und hatte Auslandseinsätze unter anderem in der Sowjetunion, den USA, Frankreich und Deutschland.
James Bond existierte wirklich
Ein Geheimagent, der in der Öffentlichkeit bekannt wird, ist für seinen Dienst nutzlos. So wundert es nicht, dass erst 15 Jahre nach seinem Tod die Existenz des James Albert Bond enthüllt wurde. Der 1928 in Devon geborene und 2005 gestorbene Diplomat soll 1964/65 in Warschau Spionageaufgaben erledigt haben und wurde nach einem knappen Jahr wieder abgezogen. Viel mehr weiß man nicht. Ian Fleming wird wohl von dem 20 Jahre jüngeren Mann nichts gewusst haben. Die Abbildung stammt aus einem polnischen Archiv.
Bild: Instytut Pamieci Narodowej
Nach Kriegsende arbeitete er ein paar Jahre als Auslandschef für einen Zeitungskonzern. In dieser Zeit begann er mit dem Schreiben seiner James-Bond-Romane.
Ian Fleming hat die Welt gesehen. Er hat in München und Genf studiert, in Kitzbühel gewohnt, hatte Europa bereist. Für den Daily Telegraph hat er sogar eine Weltreise unternommen und von den bekanntesten Städten der USA und des fernen Ostens berichtet. Als Journalist – und Spion – war er in der Sowjetunion, in Jamaika hatte er sich ein Haus zugelegt. Dabei hat er jede Menge Landkarten, Prospekte und andere Materialien gesammelt, die er für seine Bücher brauchen konnte.
Hätten Sie ihn erkannt? So sollte James Bond aussehen. Die Zeichnung stammt von Ian Fleming höchstpersönlich.
Bild: Sammlung Michael Dörflinger
Schwimmen, Alkohol, Frauen und Romaneschreiben
Ian Fleming hatte typische »Männerhobbys«. Er rauchte und trank viel, war ein leidenschaftlicher Esser, tauchte und angelte gern, vor allem aber liebte er schnelle Autos. Zum Leidwesen seiner Frau (man erinnert sich an die Fahrt ins Hinterland von Monaco im Brosnan-Bond »Goldeneye«) hatte er einen Bleifuß. Für das Honorar, das er für die Filmrechte an »Casino Royale« verdient hatte, kaufte er sich einen Ford Thunderbird. Dieser Fahrzeugtyp taucht in den Filmen immer wieder auf.
Seine Bücher wurden auch von Geheimagenten gern gelesen. Der damalige Chef des CIA schmökerte gern in den 007-Romanen. Er war sogar ein guter Freund des Verfassers. Ian Fleming starb am 12. August 1964, am 12. Geburtstag seines Sohnes Caspar, der sich elf Jahre später mit einer Überdosis das Leben nahm. Doch als Vater von 007 lebt Ian Fleming weiter und seine Erben behüten das Vermächtnis überaus erfolgreich.
2 Bücher und Filme
Zum Teil große Unterschiede
2001 waren weltweit 75 Millionen Bücher von Ian Fleming verkauft worden. Seltsamerweise interessieren sich im deutschsprachigen Raum nicht so viele Leser für die Romane. Ja, die Ausgaben der 1960er-Jahre waren noch dazu gekürzt. Erst seit ein paar Jahren sind zuverlässige deutsche Übersetzungen erhältlich. Hierzulande fokussiert sich das Interesse der Fans fast ausschließlich auf die Filme. Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für das Filmprodukt 007. Die von EON produzierten James-Bond-Filme der 1960er-Jahre gehörten zu einem beliebten Genre, das zumindest auf der Leinwand den Traum von der großen Welt lebte. Anders als heute kannten die Menschen nicht viele Plätze auf der Erde. Fernreisen waren für die meisten unerschwinglich. So ging man ins Kino, um Asien, exotische Inseln, Amerika oder Monaco zu sehen.
Ein paar Titelbilder von Bond-Taschenbüchern der 1960er- Jahre in der Reihe »Phoenix Shocker«. Leicht bekleidete Mädchen gehörten stets dazu.
Bild: Michael Dörflinger
Die klassischen Ingredienzien: schöne Frauen, tolle Schauplätze, schnelle Autos und wilde Kämpfe wirken auf der Leinwand stärker als auf Papier. Die Filme stricken die Geschichte weiter oder bringen neue Elemente wie Q. Oft bleibt von Ian Flemings Romanhandlung nicht mehr viel übrig.
3 Andere Bond-Autoren
Offizielle Nachahmer auf dem Markt
Ian Fleming starb sehr früh. Er hinterließ ein Vermögen und die Erben trachteten danach, es zu vergrößern. Schon früh kam die Idee, weitere James-Bond-Bücher herauszugeben. Für das erste wurde Geoffrey Jenkins beauftragt. Er hat 1966 für den Verlag Glidrose einen James-Bond-Roman geschrieben, dessen Plot er angeblich einmal mit Ian Fleming ausbaldowert hatte. Es heißt, er habe dafür ein Honorar von 10.000 Pfund empfangen, dass das Opus in der Schublade verschwand. Zwei Jahre später kam dann aber doch ein Roman heraus. Kingsley Amis schrieb unter einem Pseudonym das Buch »Colonel Sun«. Darin wird M entführt und Bond macht sich auf die Suche.
Eine fiktive Biografie und ein Lexikon
1973 brachte John Pearson eine Romanbiografie über James Bond heraus. Er liefert Infos zum Geburtsort und weiß, dass Bond inzwischen mit Honeychile Ryder verheiratet ist. Elf Jahre später schrieb Raymond Benson, der später einige weitere fiktionale Werke mit James Bond in der Hauptrolle verfasste, einen »Bedside Companion«. Er ist so etwas wie eine populär gehaltene Forschungsliteratur. Christopher Wood, der die Drehbücher für »Der Spion, der mich liebte« und »Moonraker« verantwortet hatte, schrieb zu beiden Streifen auch einen Roman zum Film. Das machte auch Benson. In einer Kurzgeschichte erzählt Raymond Benson von einem Sohn James Bond, den er mit Kissy Suzuki hatte, mit der er in »Man lebt nur zweimal« zum Schein verheiratet war.
Jeffrey Deaver überreicht seinen neuen Bond-Roman »Carte Blanche« dem Colour Sergeant Andrew Williams vom Royal Marine Commando. Die Dame links ist Chesca Miles, ein Model, das auch für Motorradstunts buchbar ist. Bild: Dominic Fraser/Newspress
Fruchtbarster Autor im 007-Universum war John Gardner mit 16 Romanen. Von ihm kam in »Cold« die Idee, aus M eine Frau zu machen. Auf Gardner folgten mehrere Autoren, die im Auftrag des Verlags neue Bond-Abenteuer kreierten.
Moneypennys Tagebücher und Jugenderlebnisse Bonds
2005 erschienen die Auftaktbände zweier Reihen, die sich der Figur James Bond aus einer besonderen Perspektive nähern. Die eine Serie sollte eine Trilogie werden, in der die Tagebuchaufzeichnungen von Miss Moneypenny gesammelt sind. In diesen Bänden wird von ihren privaten Begegnungen mit 007 berichtet. Die andere Reihe erzählt die Abenteuer des jungen James Bond auf der Schule in Eton. Diese Masche hatte spätestens seit den »Abenteuern des jungen Indiana Jones« in den 1990ern immer wieder Erfolg. Im Gegensatz zu vielen Nachahmer-Romanen sind diese Bände auf Deutsch erschienen. Seit 2015 setzt Steve Cole die Reihe um den jungen Bond fort. Und dann gibt es ja noch jede Menge Sachbücher über verschiedenste Aspekte zum Thema 007. Vor allem das Thema Bondcars ist beliebt. Sogar über seinen Martini existieren Arbeiten. Lieber gerührt als geschüttelt?
4 Ian Flemings 007-Debüt
»Casino Royale«, der erste Bond-Roman
Am 17. Februar 1952 schlug Ian Fleming in seinem Anwesen Goldeneye in Jamaika die erste Taste für seinen Roman »Casino Royale« an. Er schrieb über einen Geheimagenten, der eine etwas ungewöhnliche Aufgabe hat. Er soll einen Agenten der Gegenseite beim Kartenspiel ruinieren und somit ausschalten. Der hatte viel Geld der Russen in eine Bordellkette investiert, aber ein neues Gesetz hatte die Prostitution in Frankreich verboten. Der Ruin droht. Bond kann ihn letztlich am Tisch besiegen. »Er war Geheimagent und nur dank seiner gründlichen Beachtung auch der Kleinigkeiten noch am Leben.« Fleming orientiert sich an dieser Maxime. Sehr detailreich beschreibt er, wie sich Bond die Zähne putzt, was genau er frühstückt oder er nennt Markennamen, um die Szenerie realistisch zu gestalten. In vielem erkennt man das Vorbild der Hard-boiled-Krimis aus den USA. Motive aus dem Reservoir der Spionage tauchen auf. Geheime Dossiers, Intrigen der Sowjets, lauernde Gegner, die den Helden abhören oder ausschalten wollen. Bond beherrscht natürlich alle Agententricks. Flemings erster Bond ist ein eher grüblerischer Typ, ein Antiheld, wie er gerade in Romanen der Nachkriegszeit populär war. 007 zeigt gern seinen guten Geschmack beim Essen und Trinken. Doch in Gefahren ist er nicht der strahlende Held wie Connery oder Moore. Er muss wirklich leiden und überlebt nach einstündiger Folterung mit knapper Not. Held und Bösewicht – sehr schnell geraten diese Maximen in dem Roman durcheinander. Am Ende ist sogar seine geliebte Vesper Lynd eine Verräterin.
Sean Connery hat nie einen Film nach dem Roman »Casino Royale« gedreht. In dieser deutschsprachigen Ausgabe sieht man ihn trotzdem auf dem Cover. Sein Gesicht »zog« angesichts der erfolgreichen Filme.
Bild: Michael Dörflinger
Ian Fleming hat seinen ersten Bond-Roman in nur einem Monat geschrieben. Viele Aspekte seines eigenen Lebens flossen in die Handlung ein. Bild:Alan Levine
Felix Leiter, Bonds Kontaktmann bei der CIA
Der US-amerikanische Freund und Kollege Felix Leiter machte in bislang zwölf Bond-Filmen mit, in der Regel jedesmal von einem anderen Darsteller gespielt. Erst mit dem »Casino Royale« von 2006 hat sich der farbige Schauspieler Jeffrey Wright in der Rolle festgesetzt. Vorher war Leiter ein Weißer – mit einer Ausnahme: In dem nicht offiziellen 007-Streifen »Sag niemals nie« interpretiert ihn bereits ein Farbiger. Den Namen hat Ian Fleming von seinem amerikanischen Freund Thomas Leiter übernommen.
Felix unterstützt Bond finanziell, damit er Le Chiffre im Kartenspiel schlagen kann. Im Roman »Leben und sterben lassen« taucht Leiter wieder auf. Er zeigt 007 in New York, wo sich das