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James Bond 23: Flottenmanöver
James Bond 23: Flottenmanöver
James Bond 23: Flottenmanöver
eBook367 Seiten4 Stunden

James Bond 23: Flottenmanöver

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Über dieses E-Book

M erhält die Nachricht, dass eine bekannte Terrororganisa-tion plant, ein streng geheimes Gipfeltreffen der Anführer der Weltmächte auf einem Flugzeugträger der britischen königlichen Marine zu infiltrieren und zu zerstören. James Bond wird wieder in den aktiven Marinedienst versetzt. Man befördert ihn vom Commander zum Captain und trägt ihm auf, den Flugzeugträger HMS Invincible zu unterwandern, um potenzielle Schläferagenten zu identifizieren ...
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum28. März 2016
ISBN9783864257568
James Bond 23: Flottenmanöver
Autor

John Gardner

John Gardner (1933–1982) was born in Batavia, New York. His critically acclaimed books include the novels Grendel, The Sunlight Dialogues, and October Light, for which he received the National Book Critics Circle Award, as well as several works of nonfiction and criticism such as On Becoming a Novelist. He was also a professor of medieval literature and a pioneering creative writing teacher whose students included Raymond Carver and Charles Johnson.

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    Buchvorschau

    James Bond 23 - John Gardner

    man

    EIN SIEG IM GOLF

    Eine Stunde vor Sonnenaufgang, in der Straße von Hormus: Eine dunkle und gefährliche Zeit an einem dunklen und gefährlichen Ort. Die Luft war kühl und roch salzig und süß zugleich. Nichts deutete auf die Hitze hin, die in nur wenigen Stunden herrschen würde. Der riesige in Japan registrierte Öltanker Son of Takashani bahnte sich langsam seinen Weg zur relativen Sicherheit des Golfs von Oman. Sein riesiges Deck schwankte leicht. Der gigantische Deckaufbau, der vom Achterdeck aufragte und wie ein Wohnblock aussah, schien wegen seiner Höhe heftiger zu schwanken.

    Jeder Offizier und Matrose an Bord verspürte eine gewisse Anspannung und das absurd losgelöste Gefühl, das Personen überkommt, wenn sie wissen, dass sie sich in einer potenziell tödlichen Lage befinden, sei es durch Feuer, eine Explosion, eine Kugel oder Wasser. Diese hatten während des Golfkriegs in dieser Gegend viele getötet.

    Sowohl die Amerikaner als auch die Briten hatten bei der Minenräumung und den Eskorten der Öltanker geholfen. Doch dieses Mal hatte die Son of Takashani die Reise ohne die Unterstützung der amerikanischen Flotte oder der königlichen Marine unternehmen müssen. Allerdings hatten die Japaner Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.

    Auf der Brücke, im Aufbau und selbst auf dem Deck waren bewaffnete Männer. Einige hielten während der Reise von den irakischen Ölfeldern durch den Golf permanent Wache, aber während der Abend- und Morgendämmerung bezogen zusätzliche Männer Posten. Dies waren die Stunden mit dem höchsten Risiko.

    Die Männer auf der Brücke waren mit kleinen tödlichen Beretta M12 ausgestattet – der S-Version mit Metallschaft und einer zyklischen Kadenz von mehr als fünfhundert Kugeln pro Minute. Die schwereren Maschinenpistolen waren auf schwenkbaren Halterungen befestigt: zwei an Backbord und zwei an Steuerbord auf dem Deck, während sich vier weitere in dem hohen Aufbau befanden. Dadurch entstand ein breites Schussfeld, sowohl vorn als auch achtern. Es waren alles .50-kalibrige Browning M2 HBs, in ihrer Klasse unerreicht, was Reichweite und Feuerkraft anging. Ihre Patronengürtel waren mit Leuchtspurmunition versehen. Kiyoshi Akashi, der Kapitän der Son of Takashani, ließ es sich nie nehmen, während dieser Zeit auf der Brücke zu sein. Er genoss das Gefühl der Anspannung und Gefahr.

    Das Radar auf der Brücke suchte das Gewässer nach anderen Schiffen und die Luft nach feindlichen Flugzeugen ab. Gegen Minen konnten sie nicht viel tun, aber zumindest hatten sie eine Chance, falls die sogenannten iranischen Revolutionäre einen ihrer überfallartigen Angriffe mit kleinen Motorbooten ausführten.

    Außerdem konnte das Radargerät Flugzeuge auf eine Entfernung von sechzehn Kilometern in einer Höhe bis zu dreitausend Metern aufspüren. Weiter reichten die unsichtbaren Strahlen nicht, aber Luftangriffe wurden im Golf meistens tief ausgeführt. Es war bedauerlich, dass der Angriff an diesem speziellen Morgen aus der unerwarteten Höhe von siebentausend Metern erfolgen würde.

    Ohne dass die Offiziere und Seeleute der Son of Takashani es mitbekamen, flog etwa achtzig Kilometer östlich von ihnen eine riesige Transportmaschine, eine C-130 Hercules, durch den Himmel. Die Hercules war mattschwarz lackiert und nicht gekennzeichnet. Im Cockpit gab der Navigator dem Piloten gerade eine knappe Anweisung. Die sieben Propellerturbinen wurden gedrosselt, und die sechzig Tonnen schwere Maschine begann, von etwa neuntausend Metern auf siebentausend zu sinken.

    Der Navigator legte eine Hand auf seinen Kopfhörer und lauschte der Stimme, die auf ihrer Frequenz wichtige Informationen wie die Windstärke und -richtung durch die verschiedenen Höhen bis auf Meereshöhe durchgab. Diese Berichte wurden von einer Jacht aus gefunkt, die mit den neuesten meteorologischen Instrumenten ausgestattet war und vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate kreuzte.

    Die Daten wurden eilig in den Computer eingegeben. Sekunden später war der Navigator in der Lage, dem Piloten die genauen Punkte zu nennen, an denen sie ihre Ladung abwerfen sollten. »In exakt siebentausend Metern. Die erste Ladung vierundzwanzig Kilometer hinter dem Ziel, die zweite zwei Punkte nach Steuerbord, die dritte Ladung vier Punkte Backbord.«

    Der Pilot bestätigte, sank auf siebentausend Meter und wiederholte die Anweisungen gegenüber dem Absetzer, der wie die zwanzig anderen Männer im Frachtraum eine Sturmhaube, eine Schutzbrille und eine Sauerstoffmaske trug. Ein Kehlkopfmikrofon leitete seine Frage an den Piloten weiter: »Wie lange noch, Skipper?«

    »Fünf Minuten. Ich öffne jetzt die Frachtluke.« Ein hydraulisches Heulen ertönte, als die Tore aufglitten und die Verladerampe wie eine Zugbrücke ausfuhr. Hier, in siebentausend Metern Höhe, war der Morgen bereits angebrochen und das rosa Licht hinter ihnen sichtbar. Unter ihnen herrschte noch Dunkelheit. Auf der Flughöhe der Hercules war die dünne Luft klirrend kalt, daher waren die Männer im Laderaum auch komplett eingehüllt, um Erfrierungen zu vermeiden.

    Der Absetzer gab ein Signal, und die zwanzig Männer, die auf harten Metallbänken gesessen hatten, standen auf. Sie waren in Schwarz gekleidet: schwarze Overalls, Stiefel, Helme und die Sauerstoffmasken und Schutzbrillen, zusammen mit einer Auswahl an Waffen, einschließlich AK-47 Kalaschnikows, Galil-Sturmgewehren und Skorpion-Maschinenpistolen, Granaten und in zwei Fällen zwei klobigen Granatenwerfern, alles sicher an ihren Overalls befestigt.

    Über ihnen hing etwas, das wie große schwarze Fledermäuse aussah, von geölten Schienen, die sechs Meter vor der Laderampe endeten. Die Männer stellten sich nun in einer Reihe unter diesen seltsamen Objekten auf, bei denen es sich um große Hängegleiter handelte. Diese hatten keinen Antrieb, die starren Flügel waren jedoch aus verstärktem Leinen und mit einer speziellen Enteisungslösung behandelt. Von jedem Flügelpaar hing ein Leichtmetallrahmen, den sich jeder der Männer jetzt auf den Rücken schnallte. Dazu benutzten sie ein Gurtzeug, das mit einem bei Fallschirmen üblichen Schnellverschluss ausgestattet war. Das Gurtzeug war vor dem Start angepasst worden und gestattete unterschiedliche Hänge- und Sitzpositionen in dem Leichtmetallrahmen.

    Diese Männer hatten im Flugzeug über Wüsten und einsamen Landstrichen und unter verschiedenen Wetterbedingungen geübt. Es handelte sich um eine sorgfältig ausgesuchte Gruppe, die nach sechs Monaten harten Trainings aus einer Höhe von siebentausend Metern innerhalb eines markierten Bereichs landen konnte.

    Im Frachtraum war es durch die Motoren und das Dröhnen der durch die offene Ladeluke strömenden Luft sehr laut. Die Anweisungen beschränkten sich auf Handzeichen. Der Absetzer schlug sich mit der flachen rechten Hand auf die Brust, hob dann beide Hände und spreizte die Finger – zehn; dann noch mal zehn; gefolgt von fünf.

    Die Männer, die im Gestänge ihrer Hängegleiter standen, warfen einen Blick auf das kleine Höhenmessgerät an ihren rechten Handgelenken und stellten es auf siebentausend Meter ein. In etwa einer Minute würde ihr Leben von den richtigen Einstellungen über dem Meeresspiegel abhängen. Die meisten von ihnen sahen ebenfalls auf den kleinen Kompass an ihrem linken Handgelenk. Diese beiden einfachen Instrumente waren die einzigen Hilfsmittel, die sie bei dem langen Sprung nach unten hatten. Die Operation trug den Namen Sieg.

    »Sprunggruppe eins, vorbereiten.« Die Stimme des Piloten erfüllte die Ohren des Absetzers, und er gab der ersten Gruppe ein Handzeichen. Sie gingen zur offenen Luke. Ihre Hängegleiter bewegten sich in den Schienen an der Decke mit ihnen.

    »Alle Sprunggruppen, bereithalten«, sagte der Pilot. Wieder machte der Absetzer ein Handzeichen und die beiden nächsten Gruppen nahmen ihren Platz ein.

    »Sprunggruppe eins, bereit machen. Sprunggruppe eins, los.«

    Die Hand des Absetzers sank nach unten, und die ersten zehn Männer sprangen mit jeweils zehn Sekunden Abstand ins Leere.

    Die Hercules drehte scharf nach links ab.

    »Sprunggruppe zwei, bereit machen. Sprunggruppe zwei, los.«

    Ein weiteres Signal, und fünf Männer verschwanden in der Dunkelheit unter dem Flugzeug, das nach rechts abdrehte. Sprunggruppe drei startete auf das Handsignal des Absetzers ebenso zeitgenau. Die Frachtluke schloss sich, das Flugzeug drehte und kehrte in sein Versteck zurück.

    Die Hängegleiter fielen für etwa dreihundert Meter, bis die Flügel die Luft griffen. Dann verlagerten die Piloten ihre Position so, dass sie sich verlangsamten, stellten mit den anderen Mitgliedern ihrer Sprunggruppe Kontakt her und glitten als lose Formation auf die ersten rosa Schlieren der Morgendämmerung zu. Die Körper der Männer hingen bewegungslos in der dünnen Luft, und während der frühen Phasen ihres Abstiegs waren sie immer wieder gezwungen, mit ihren Handschuhen das Eis und den Raureif von ihren Schutzbrillen, den Höhenmessgeräten und den Kompassen zu wischen. Es war aufreibend, aber sie waren sich der Bewegung kaum bewusst, bis sie die Dreitausendmetermarke unterschritten hatten. Dort wurde die Luft dichter, und sie hatten mehr Kontrolle über ihr leichtes Fluggerät.

    Die Son of Takashani wurde nicht vorgewarnt. Natürlich bemerkte der Radarmitarbeiter ein paar winzige Echozeichen auf seinem Schirm, aber sie beunruhigten ihn nicht. Wahrscheinlich Vögel oder atmosphärische Störungen oder Staub auf dem Schirm.

    Genau dreihundert Meter über dem Tanker brachten die drei Gruppen ihre Hängegleiter in Angriffsposition. Die beiden Männer mit den Granatwerfern befanden sich über dem hinteren Teil des Schiffs. Sie hingen in ihrem Geschirr und hatten dadurch die Hände frei, um ihre Waffen zu bedienen. Zwei Granaten schossen durch die Luft. Eine landete auf der Brücke, die andere explodierte im Deckaufbau und hinterließ ein klaffendes Loch.

    Die weiß glühende Explosion auf der Brücke tötete alle Anwesenden sofort.

    Matrose Ogawa, einer der Schützen im Deckaufbau, traute seinen Augen und Ohren kaum. Er hörte die doppelte Explosion und spürte, wie das Schiff unter ihm erbebte, dann sah er zwei Kreaturen, die wie riesige prähistorische Vögel aussahen, auf den Bug zufliegen. Einer der Vögel spie Flammen aus, und er sah, wie eine der anderen Schützengruppen explodierte. Reflexartig drückte er den Abzug seiner Browning, und sein Gehirn registrierte verwundert, wie sich die zwei näher kommenden Vögel in entstelltes Fleisch, Blut und zerstörtes Leinen verwandelten, während die Kugeln sie auseinanderrissen.

    Die beiden Männer, die durch den Abschuss der Granaten alles genau nach Plan begonnen hatten, waren ebenfalls gescheitert. Sobald sie den Deckaufbau beschossen hatten, warfen beide Männer die Granatwerfer ins Meer und lösten die Skorpion-Maschinenpistolen von ihren Gurten. Dabei schwankten sie heftig. Innerhalb weniger Sekunden näherten sie sich dem Heck der Son of Takashani, gingen in einen flacheren und langsameren Abstieg über und warteten auf den Moment, in dem ihre Stiefel das Deck berührten und sie sich aus ihrem Geschirr lösen konnten. Sie waren nur noch fünfzehn Meter von der Landung entfernt, als ein Schuss von einem anderen Teil des Deckaufbaus dem rechten Mann die Beine wegriss. Er sackte in seinem Geschirr zusammen, und die Flügel über ihm neigten sich, sodass der gesamte Gleiter gegen seinen Partner stieß.

    Der zweite Mann wurde zur Seite gerissen, verlor das Bewusstsein und die Kontrolle, sodass sich der Winkel seiner Flügel veränderte und er gegen das Heck des Tankers prallte.

    Die anfängliche Überraschung war in weniger als zwei Minuten verflogen. Die verbliebenen Schützen auf dem Deck und in dem angeschlagenen Deckaufbau beurteilten die Situation. Die Übungen, auf die der Kapitän bestanden hatte, zahlten sich nun aus. Keines der Mannschaftsmitglieder nahm Rücksicht auf seine eigene Sicherheit. Mehrere große Hängegleiter, die Flammen und Tod verbreiteten, umkreisten das Schiff und suchten nach freien Stellen auf dem Hauptdeck, auf denen sie landen konnten. Dabei schalteten sie eine weitere Gruppe mit schweren Maschinengewehren aus, nur um kurz darauf selbst von Schützen aus dem Deckaufbau unter Beschuss genommen zu werden. Vier Männern gelang es tatsächlich, sicher auf dem Heck zu landen. Sofort suchten sie Deckung hinter dem Deckaufbau und lösten Granaten aus ihrem Geschirr. Drei weitere starben noch in der Luft an der Backbordseite.

    Beide Schützenteams auf dem Vorderdeck waren inzwischen außer Gefecht gesetzt, und mit einem vernichtenden Kugelhagel erreichten zwei weitere Hängegleiter das Deck. Die übrigen wurden vom Himmel geschossen oder starben beim Zusammenstoß mit der Schiffshülle. Die sieben verbliebenen kämpften weiter.

    Rauchbomben gaben dem Trio, das auf dem Vorderdeck gelandet war, ein wenig Deckung, während es den vier Männern, die vom Achterschiff aus angriffen, gelang, in den Deckaufbau vorzudringen.

    Der Kampf dauerte fast eine halbe Stunde. Am Ende dieses blutigen Morgens lagen überall tote Hängegleiterpiloten auf dem Deck des Tankers, achtzehn Offiziere und Matrosen der Son of Takashani waren ebenfalls tot und weitere sieben verwundet.

    Der Funker hatte während des ganzen Angriffs ein Notsignal abgesetzt, aber erst eine Stunde später traf eine Fregatte der amerikanischen Marine ein, und bis dahin hatten die ordentlichen Japaner die Leichen der Angreifer bereits über Bord geworfen, das Deck geschrubbt, sich um ihre eigenen Toten und Verwundeten gekümmert und den Tanker so reorganisiert, dass er weiterfahren konnte.

    Der ranghöchste Offizier, der zweiundzwanzigjährige Zenzo Yamada, der die Position des toten Kapitäns übernommen hatte, konnte dem amerikanischen Fregattencaptain eine ausführliche Schilderung des Angriffs liefern. Der amerikanische Offizier war zwar von der Tatsache, dass die Japaner die Beweise vernichtet hatten, etwas verstört, doch Yamada selbst schien sich keine Sorgen zu machen. »Ich half einem von ihnen beim Sterben«, erzählte er dem Fregattencaptain.

    »Wie?« Der amerikanische Offizier, ein Lieutenant Commander namens Ed Potts, war dreißig Jahre alt und selbst ein Mann, der Ordnung zu schätzen wusste.

    »Er lag im Sterben. Ich habe ihn erlöst.«

    Der Amerikaner nickte. »Hat er etwas gesagt?«

    »Nur ein einziges Wort.«

    »Ja?«

    »Er sagte: ,Sieg‹.« Der japanische Offizier lachte.

    »›Sieg‹? Aber das hat er nicht, oder?«

    »Der Mann hat nicht gesiegt. Er verlor und starb.« Wieder begann der Japaner zu lachen, als wäre es die komischste Sache, die er seit Langem gehört hatte.

    Später würden andere es nicht so lustig finden.

    STIMMEN AUS DER LUFT

    Die Konsequenzen des seltsamen Angriffs auf den Tanker Son of Takashani waren vorhersehbar. Japan beschuldigte zuerst den Iran, dann den Irak. Beide Länder stritten jegliche Beteiligung ab. Keine Terrororganisation bekannte sich, auch wenn die westlichen Geheimdienste ihre Augen und Ohren offen hielten.

    Ein Großteil des Schriftverkehrs über den japanischen Tanker ging über den Schreibtisch von James Bond, der zu seiner Frustration in dem gesichtslosen Gebäude am Regent’s Park an einen Verwaltungsposten gefesselt war. Er konnte nicht wissen, dass er schon bald tief in die Angelegenheit verwickelt sein würde.

    Durch das Aufkommen hoch entwickelter Technik war von Leuten, die es besser wissen sollten, immer wieder zu hören, dass HUMINT – die Informationsbeschaffung durch menschliche Agenten im Einsatz – entweder bereits tot war oder es demnächst sein würde. Bond hatte noch vor Kurzem gelacht, als er das Zitat eines Autors von Abenteuergeschichten gehört hatte, das besagte, der Spionageroman sei tot, denn: »Heutzutage wird alles per Satellit erledigt.«

    Natürlich konnten diese elektronischen Zauberdinger, die die Erde umrundeten, Fotos machen und sogar aus der Luft militärische Übertragungen abfangen, aber es steckte weitaus mehr dahinter. Ein Satellit konnte im Krieg der Armee, der Marine und der Luftwaffe einen entscheidenden Vorteil verschaffen, aber in Friedenszeiten, wenn die Geheimdienste mehr Zeit hatten, konnte die Hintergrundanalyse von Fotografien und gesprochenen Informationen nur durch Agenten im Einsatz erreicht werden. Davon abgesehen fielen immer wieder heikle Geheimoperationen an, die eben nicht von Elektronik, sondern nur von Menschen ausgeführt werden konnten.

    Es gab jedoch einen Bereich, in dem der menschliche Agent, die Kommunikationssatelliten und ELINT, also die elektronische Aufklärung, Hand in Hand gingen. In den vergangenen Jahren war die Mikrowanze zum Abhören von Telefongesprächen immer weniger eingesetzt worden, und wenn, dann für gewöhnlich nur bei Operationen auf engstem Raum.

    Tatsächlich war ELINT das Schlagwort der Zeit. Ganze Städte und selbst entlegenere Landstriche konnten weltweit überwacht werden. Niemand war vor Zuhörern sicher, denn das Abhören war zu einem Teil des Lebens geworden. Ein Hauptgrund dafür war der andere Schrecken, mit dem alle Länder leben mussten – der Terrorismus in all seinen Formen.

    Alle vierundzwanzig Stunden wurden sensible Areale gescannt und von riesigen Computerspeichern nach bestimmten Wörtern und Phrasen durchsucht. In Teilen gewisser Städte, die als sensibel betrachtet wurden, konnte man sich mit seiner Freundin über SEMTEX unterhalten oder aus Versehen ein Kennwort oder eine Redewendung von sich geben, die von bekannten Terroristen benutzt wurde, und die Unterhaltung wurde sofort abgehört, bis jemand entschied, dass es sich um eine harmlose Unterhaltung handelte.

    Nur menschliche Wesen konnten die kleinen, sehr leistungsstarken Abhörstationen an den vorgesehenen Punkten installieren. Und andere Menschen gaben die Schlüsselwörter und -phrasen in die Computerdatenbänke ein. Danach übernahmen die Maschinen und trafen die Entscheidung, Unterhaltungen aufzuzeichnen, Standorte zu ermitteln oder sogar durch Stimmabdrücke die Sprecher zu identifizieren. Weitere Menschen analysierten diese Transkripte, manchmal mit Muße, doch öfter noch unter Zeitdruck, damit der Vorteil nicht verloren ging.

    Nur einen Monat nach dem Vorfall auf der Son of Takashani trafen sich zwei Männer in einer Villa mit Blick aufs Mittelmeer. Sie waren glatt rasiert und wirkten allem Anschein nach wie Geschäftsleute, die auf einer mit wildem Wein überwucherten Terrasse Kaffee tranken, von der sie einen atemberaubend schönen Ausblick hatten: Zypressen, Olivenhaine, wildes Weideland für Schafe und Ziegen, das funkelnde Meer und in der Ferne die roten und weißen Ziegeldächer eines kleinen Dorfs. Keiner der Männer hätte erahnen können, dass sich in diesem friedlich und abgeschieden wirkenden Örtchen ein leistungsstarker Empfänger verbarg.

    Der Empfänger scannte einen Umkreis von etwa achtzig Kilometern und schickte dabei pro Sekunde etwa eine Million Wörter, die auf der Straße, in Bars, in Privathäusern und übers Telefon gesagt wurden, zu einem der COMSATs und von dort weiter an die Computer zweier großer Abhörstationen. Einer der Computer registrierte eine ganze Phrase, die einer der beiden Männer sagte, während sie ihren stark gesüßten Kaffee tranken. Die Phrase lautete: »Gesundheit hängt von Stärke ab.« Sie wurde als Trinkspruch ausgesprochen, und die Computerspeicher spitzten metaphorisch die Ohren und notierten, wie die fünf Wörter wiederholt wurden. Sie waren erst vor Kurzem in das Wortscanprogramm eingespeist worden.

    »Gesundheit hängt von Stärke ab.« Der jüngere dunkelhaarige Mann lächelte und hob seine Tasse in Richtung seines Gegenübers – eines attraktiven älteren Mannes mit olivfarbenem Teint, breiten Schultern und distinguierten grauen Schläfen.

    »Sieg war ein spektakulärer Fehlschlag«, sagte der ältere Mann. In seiner Stimme lag keine Spur von Kritik, lediglich leichte Abscheu.

    »Ich bitte um Entschuldigung.« Der jüngere Mann neigte seinen Kopf. »Ich war sehr zuversichtlich. Das Training verlief außergewöhnlich gut …«

    »Und hat ein kleines Vermögen gekostet …«

    »Das stimmt. Aber es beweist, dass wir viel subtiler vorgehen müssen, wenn wir alle im sogenannten Vogelnest Zwei erwischen wollen. Selbst wenn wir unser Team für Sieg verdoppelt oder verdreifacht hätten, hätte es ein Blutbad gegeben. Vogelnest Zwei ist auf jede Art Angriff vorbereitet. Sie hätten unsere Hängegleiter abgeschossen, lange bevor sie sich auch nur auf hundertfünfzig Meter dem Ziel genähert hätten. Außerdem werden wir die Aktion wahrscheinlich in hartem Winterwetter durchführen müssen.«

    Der ältere Mann nickte. »Was bedeutet, dass der Angriff nur von innen erfolgen kann.«

    »Sie meinen, wir sollten unsere Leute an Bord haben?« Der dunkelhaarige Mann wirkte beunruhigt.

    »Haben Sie eine bessere Idee?«

    »Es ist unmöglich. Wie kann man einen solchen Betrieb so kurzfristig infiltrieren? Uns bleiben weniger als zwölf Monate. Wenn das jemals eine Option gewesen wäre, hätten wir sie genutzt und uns eine Menge Zeit und Geld gespart.«

    Als die Bänder schließlich untersucht wurden, spitzten die Zuhörer während einer langen Pause die Ohren. In der Ferne war das Geräusch eines Flugzeugs zu hören. Etwas näher bellte wütend ein Hund. Dann sprach der ältere Mann.

    »Ah, mein Freund, wie oft suchen wir komplexe Lösungen? Vielleicht sollten wir die Sache einfacher halten. Ein Mann. Ein Mann an Bord von Vogelnest Zwei ist alles, was wir brauchen, denn ein Mann könnte die Tore öffnen und die anderen hineinlassen. Oder vielleicht sogar jemand im Gefolge, ein unzufriedener Flag Officer zum Beispiel. Eine Person, mehr brauchen wir nicht. Ein einziges trojanisches Pferd.«

    »Aber selbst das wäre …«

    »Schwierig? Nein, nicht wenn die Person bereits vor Ort wäre.«

    »Aber wir haben niemanden, der …«

    »Vielleicht haben wir ja bereits jemanden vor Ort, und vielleicht weiß er es nur noch nicht. Ihre Leute sind doch geschickt. Sie können doch bestimmt herausfinden, wer dieser Mann ist, und entsprechenden Druck ausüben?«

    Wieder eine Pause. Nur der bellende Hund war zu hören. Dann:

    »Jemanden erpressen. Ja, eine offensichtliche Lösung.«

    »So offensichtlich, dass Sie das Leben von zwanzig Söldnern verschwendet haben, ganz zu schweigen von all dem Geld, das Training und Ausstattung gekostet haben. Also los, suchen und finden Sie die Person, die wir brauchen. Offizier, Matrose, Mannschaft oder Besucher. Ganz egal. Finden Sie sie einfach.«

    M warf das Transkript auf seinen Schreibtisch zurück und sah zu seinem Stabschef Bill Tanner, der das Gesicht des alten Admirals zu studieren schien wie ein Stratege ein Schlachtfeld.

    »Also gut«, sagte M. Es war eher ein Brummen als klar ausgesprochene Worte. »Wir wissen, wer diese Leute sind, und wir kennen das Zielobjekt. Wir wissen allerdings nicht, worauf sie abzielen. Irgendwelche Kommentare, Tanner?«

    »Nur die offensichtlichen, Sir.«

    »Was meinen Sie damit?« M war an diesem Tag in einer ausgesprochen angriffslustigen Stimmung.

    »Damit meine ich, Sir, dass wir Dinge ändern können. Wir können die hohen Offiziere im letzten Augenblick versetzen. Sie auf einem Kreuzer statt auf Vogelnest Zwei stationieren.«

    »Herrgott noch mal, Tanner, wir wissen, dass Vogelnest Zwei für die HMS Invincible steht, also sagen Sie auch Invincible.« Die HMS Invincible war einer der drei verbliebenen riesigen Flugzeugträger der königlichen Marine. Alle drei waren als Glattdeckkreuzer der Invincible-Klasse gekennzeichnet und seit den Lektionen, die man im Falklandkrieg gelernt hatte, in Bezug auf Elektronik, Waffen und Flugzeugressourcen umfassend nachgerüstet worden.

    Nach einer kurzen Pause fuhr Tanner fort: »Sie in letzter Sekunde auf ein anderes Schiff versetzen …«

    »Welches andere Schiff? Einen Zerstörer oder eine Fregatte? Es gibt drei von ihnen, Tanner. Drei hohe Offiziere mitsamt ihrem Stab. Ich würde sagen, jeweils mindestens zwölf bis fünfzehn Personen. Denken Sie doch mal nach, Mann, sie würden sich auf einem Frachter oder Zerstörer Kojen teilen müssen. Das mag ja für die Russkis in Ordnung gehen, aber ich glaube nicht, dass unsere amerikanischen Freunde oder Sir Geoffrey Gould das wohlwollend aufnehmen würde.«

    »Sollen wir das Ganze absagen, Sir?«

    »Das würde hohe Wellen schlagen, besonders bei unseren wundervollen Militärkorrespondenten für Presse und Fernsehen. Sie würden nach dem Grund fragen, noch bevor wir uns einen ausgedacht haben. So oder so ist Landsea ’89 äußerst wichtig. All diese internationalen Treffen sind wichtig. Und mit diesem ganzen Zeug wie Glasnost und Perestroika hat die NATO das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Lassen wir die Russen doch einfach bei unseren Kriegsspielen mitmachen, was?«

    »Wir sollen es doch nicht mehr ›Kriegsspiele‹ nennen, Sir …«

    »Das weiß ich!« M ließ seine Faust auf den Tisch knallen. »Aber den obersten Befehlshaber der russischen Flotte bei einem so komplexen Manöver mitmischen zu lassen, ist der Anfang vom Ende.«

    Bill Tanner seufzte. »Zumindest werden unsere Leute dann nicht mehr die ganze Zeit ihren Spähschiffen ausweichen müssen. Sie wissen doch, Sir, selbst Churchill hielt das Teilen von Informationen für eine gute Sache.«

    »Das, lieber Stabschef, war vor dem Ersten Weltkrieg. Außerdem teilte er damals mit den Deutschen. Russen sind was ganz anderes. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich es für keine gute Idee halte.«

    »Stimmt, Sir.«

    »Ich war gegenüber dem Vereinigten Geheimdienstkomitee ziemlich unverblümt, auch wenn es herzlich wenig gebracht hat. Sie sind jetzt allesamt dicke Freunde – zumindest behaupten sie das. Ein Idiot hat mir gegenüber sogar Kipling zitiert, ›Schwestern unter ihrer Haut‹ und all dieser Kram. Nein, wir müssen unbedingt etwas unternehmen.«

    Tanner war zum Fenster gegangen und blickte nun auf den Regen, der auf Regent’s Park hinunterprasselte. »Leibwächter, Sir? Genauestens unterrichtete Leibwächter?«

    M gab ein Brummen von sich. Dann: »Wir wissen, worauf diese Leute aus sind, Tanner, aber wir können es der Welt nicht sagen, allein schon, weil wir den Grund dafür nicht kennen. Leibwächter würden bedeuten, den Kreis der Eigenweihten zu erweitern, und wie Sie genau wissen, lautet die erste Regel in unserem Geschäft: den Kreis der Eingeweihten klein halten.« Er stockte plötzlich, als wäre ihm ein neuer Gedanke gekommen, dann sagte er laut: »Nein!«

    Der Regen fiel weiter auf das Gras, die Bäume und die Regenschirme weit unter ihnen. In seinem Kopf hatte Tanner damit begonnen, einen Sinnspruch zu rezitieren, den ihm einmal jemand beigebracht hatte. Er handelte von Sicherheit und Gerüchten und stammte noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Immer wenn er daran dachte, musste er lächeln.

    »Richtige Beweise habe ich nicht, aber der Neffe der Putzfrau meiner Tante hat gehört, wie ein Streifenpolizist zu einem Kindermädchen in der Downing Street sagte, dass er einen Vetter habe, dessen Freund genau weiß, wann der Krieg enden wird.«

    Erst als er beim letzten Teil angekommen war, bemerkte er, dass er laut gesprochen hatte.

    »Das ist es!«, rief M.

    »Was denn, Sir?«

    »Ein Kindermädchen, Stabschef. Wir verpassen ihnen ein Kindermädchen. Einen guten Marinemann. Absolut zuverlässig. Einen Mann, der bereit ist, sein Leben für das seiner Schützlinge zu riskieren.« M griff nach dem internen Telefon, das ihn direkt mit seiner ergebenen und leidensfähigen Privatsekretärin verband. »Moneypenny«, rief er laut genug, dass sie ihn auch so durch die gepolsterte Tür hören konnte. »Schaffen Sie mir 007 her, aber schnell.«

    Innerhalb von zehn Minuten saß James Bond in Ms Allerheiligstem. Sein alter Vorgesetzter musterte ihn, und Bill Tanner wirkte, als würde er sich nicht ganz wohlfühlen.

    »Es geht um einen Auftrag«, verkündete M. »Eine Operation, die nach mehr verlangt als der üblichen Diskretion. Sie werden Ihre Lebensumstände dafür drastisch verändern müssen.«

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