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James Bond 26: Nur der Tod währt ewig
James Bond 26: Nur der Tod währt ewig
James Bond 26: Nur der Tod währt ewig
eBook411 Seiten5 Stunden

James Bond 26: Nur der Tod währt ewig

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Über dieses E-Book

James Bond, Ian Flemings unverwüstlicher Held, taucht ein in die gefährliche Schattenwelt des Europas nach dem Kalten Krieg. Vor dem Fall der Berliner Mauer war Cabal das umfangreichste und erfolgreichste westliche Geheimdienstnetz im Ostblock. Doch dann trat der unerwartete Frieden in Europa ein. Man rechnete man damit, dass die Agenten untertauchen würden – allerdings lauert zum Entsetzen ihrer MI6- und CIA-Kontrolleure der Tod ihnen immer noch auf. Als die Ermittler, die die überlebenden Cabal-Agenten aufspüren sollten, unter mysteriösen Umständen ums Leben kommen, wird James Bond zusammen mit Elizabeth Zara von der CIA losgeschickt, um die Ermittlungen fortzusetzen. Schon bald sind sie einem fanatischen kommunistischen Spionagemeister und einer erschreckenden Verschwörung auf der Spur, die die europäische Demokratie stürzen soll.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum6. März 2023
ISBN9783986661113
James Bond 26: Nur der Tod währt ewig
Autor

John Gardner

John Gardner (1933–1982) was born in Batavia, New York. His critically acclaimed books include the novels Grendel, The Sunlight Dialogues, and October Light, for which he received the National Book Critics Circle Award, as well as several works of nonfiction and criticism such as On Becoming a Novelist. He was also a professor of medieval literature and a pioneering creative writing teacher whose students included Raymond Carver and Charles Johnson.

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    Buchvorschau

    James Bond 26 - John Gardner

    Die Tode von Vanya und Eagle

    Um genau 16:12 Uhr an einem kühlen Donnerstag im Oktober begegnete Ford Puxley vor dem Hotel Frankfurter Hof dem Tod. In der letzten Millisekunde seines Lebens wusste Puxley, es war seine eigene Schuld, dass der Tod ihn ereilt hatte.

    Während des eisigen Höhepunkts des Kalten Krieges hatte Puxley viele neue Spione eingewiesen und seine Parole war gewesen: »Euer Spionagehandwerk sollte wie ein maßgeschneiderter Anzug oder eine American-Express-Karte sein. Verlasst niemals das Haus ohne. Setzt es ein, als sei es für euch das Normalste der Welt. Wenn euer Handwerk hervorsticht wie ein Elefant im Tutu, seid ihr schon so gut wie tot.«

    Letzten Endes war es also Puxleys mangelhaftes Spionagehandwerk, das seinen Tod herbeigeführt hatte.

    In dieser Woche hatte eine Messe begonnen. Messen und Fachausstellungen waren Teil des täglichen Lebens in Frankfurt und den Ortsansässigen war es gleich, ob es dabei um Bücher, Büromaschinen oder Autos ging. Messen und ihr ganzes Drumherum förderten das Geschäft und brachten die Kassen zum Klingeln.

    Die Lounges und Lobbys waren voll. Freunde, die sich nur einmal im Jahr sahen, lagen sich in den Armen, lässige Geschäftsmänner kamen selbstgefällig mit ihren Frauen oder Geliebten vom Flughafen an, eine füllige, aggressive Frau versuchte, sich über ihr Zimmer zu beschweren – in scheußlichem Deutsch bei einem jungen Mann, der viel besser Englisch sprach –, während Messebesucher gelangweilt in der Schlange standen.

    Ford Puxley bemerkte sie kaum, denn er war in Eile. Der Anruf, den er gerade in seinem Zimmer im dritten Stock entgegengenommen hatte, war ein Durchbruch gewesen. Er hielt nur lange genug inne, um einen schnellen Rückruf zu tätigen. Je schneller er sich jetzt auf den Weg machte, um seinen Informanten zu treffen, desto eher würde er wieder in seinem hübschen kleinen Haus in Greenwich mit dem gepflegten Garten bei seiner jungen Frau sein. Er hatte spät geheiratet und das erwies sich als Segen. Er mochte es dieser Tage nicht mehr, fern von England zu sein.

    Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge in der großen Hotellobby und hinaus auf die Straße. Nach dem gescheiterten Putsch in Moskau im August 1991, dem Zusammenbruch des ehemaligen »Reich des Bösen« und dem Verbot der Kommunistischen Partei in der ehemaligen Sowjetunion hatte sein Unterbewusstsein all seine lebenslangen Sicherheitsgewohnheiten in den Winterschlaf geschickt.

    In der Dämmerung stürmte er hinaus auf den Bürgersteig, ignorierte den Portier und winkte dem Trio von Taxis zu, das auf Fahrgäste wartete. Der erste Fahrer in der Reihe startete seinen Motor, aber der Opel war schneller. Der graue, schlammbespritzte Wagen schoss aus seinem Versteck am Ende der Reihe von Fahrzeugen hervor, beschleunigte und raste vor das Taxi, das sich erst jetzt langsam in Bewegung setzte.

    Die ganze Sache war sehr schön ausgeführt. Die Stoßstange des Opels traf Puxleys Hüfte und schleuderte ihn herum. Dann kam das Heck des Fahrzeugs herum, sodass der ins Taumeln geratene Mann vom gesamten Gewicht des Wagens getroffen und in die Luft geschleudert wurde. Noch bevor er auf dem Bürgersteig aufschlug und die verblüfften und verängstigten Passanten die Flucht ergriffen, war er tot.

    Im Moment vor seinem Tod registrierte Puxleys Verstand mehrere Dinge. Er erkannte, dass der Mann in der Nähe der Reihe von Taxis die Hand gehoben hatte, und zwar nicht, um ein Taxi oder einen Bus zu rufen. Ein Klassiker. Ein Signal für den Opel. Er bemerkte auch, dass das Kennzeichen des Opels vom Schlamm verborgen war. Als das Auto ihn rammte, realisierte Puxley, dass er Opfer einer Fliegenklatsche geworden war. So nannte man das früher in Berlin, während des frostigen Höhepunkts des Kalten Krieges. Sein allerletzter Gedanke war, wie gut die Aktion ausgeführt war. Es waren sicherlich Experten am Werk gewesen, und während er ins Nichts abdriftete, verfluchte er sich selbst, weil er genau wusste, warum ihm das passiert war.

    Sie brachten Puxley nach England und beerdigten ihn. M, der persönlich bei der Beerdigung zugegen war, sagte später, dass es eine sehr langweilige, kleine Beerdigung gewesen sei. »Die Witwe wirkte nicht gerade vor Trauer erschüttert«, erzählte er seinem Stabschef Bill Tanner. »Der Sherry war ungenießbar. Außerdem mochte ich den Priester nicht besonders. Er hatte eine Erkältung und war offensichtlich in Eile.« Aber M war natürlich eher an Marinebegräbnisse gewöhnt, bei denen die Royal Marines Band einen fröhlichen Marsch spielte, während die Trauernden den Friedhof verließen und der Kaplan den Verstorbenen wie einen der Seinen behandelte. Der Geistliche, sagte er zu Tanner, hätte auch einen Baum pflanzen können. »Das ist nicht richtig, Bill«, murmelte er. »Der Tod ist der letzte Feind und so weiter. Man bekommt keine weitere Chance.«

    Puxleys Deckname war Vanya gewesen.

    Genau eine Woche nach Puxleys trister Trauerfeier kam Libby Macintosh in einem angenehmen, unprätentiösen Hotel in einer der vielen Nebenstraßen des Berliner Kurfürstendamms an.

    Miss Macintosh, eine Dame Ende vierzig, hatte noch nie in diesem Hotel übernachtet, obwohl sie die Stadt wie ihre Westentasche kannte. Hätten sich die Behörden die Mühe gemacht, sie zu überprüfen, hätten sie herausgefunden, dass sie im Laufe der Jahre viele Male in Berlin gewesen war und dieses Mal bereits fast einen Monat in der Stadt verbracht hatte, obwohl es ihnen schwergefallen wäre, die verschiedenen Adressen zu finden, die sie benutzt hatte, geschweige denn die fünf verschiedenen falschen Namen.

    Libby Macintosh war eine amerikanische Geschäftsfrau und das sah man ihr auch an – angefangen bei ihrem strengen marineblauen Hosenanzug mit weißen Nadelstreifen bis hin zu dem Aktenkoffer, den sie mit ihrem Leben zu hüten schien. Zumindest wurde später erzählt, dass sie den Pagen nicht erlaubt hatte, ihn zusammen mit den beiden Louis-Vuitton-Koffern auf ihr Zimmer zu bringen.

    Sie sagte dem Concierge mit gesenkter Stimme, dass sie einen Herrn Maaster erwarte. Einen Herrn Helmut Maaster. Er sollte angekündigt und hochgeschickt werden, sobald er eintraf.

    Sie gab dem Pagen ein Trinkgeld und rief den Zimmerservice an, um Kaffee und Kuchen zu bestellen, die ihr auch gebracht wurden.

    Herr Maaster tauchte nicht auf und das Nächste, was man von Miss Libby Macintosh hörte, war, dass das Zimmermädchen aufgeregt nach der Hausdame rief, die wiederum nach dem Empfangschef schickte.

    Insgesamt hatte sich Miss Macintosh etwa zwei Stunden im Hotel aufgehalten. Als das Zimmermädchen das Zimmer für die Nacht herrichten wollte, fand sie Miss Macintosh ausgestreckt auf dem Bett vor, bekleidet nur mit schwarzer Seidenunterwäsche von Victoria’s Secret, die in allen Filialen der Kette in den Vereinigten Staaten und Europa erhältlich war. Der durchaus ansehnliche Anblick – denn Miss Macintosh hatte immer noch eine ausgezeichnete Figur – wurde durch die Tatsache getrübt, dass sie tot war.

    Die Hotelleitung war nicht gerade erfreut. Kein Hotel freute sich über eine Tote im Gebäude und die Leitung empfand es zu Recht als Affront. Doch die Sache wurde schnell unter den Teppich gekehrt und niemand sprach von einem Verbrechen.

    Tatsächlich gab die Polizei die Leiche von Miss Macintosh nach nur zwei Tagen frei und sie wurde in die Vereinigten Staaten überführt, wo sie auf einem kleinen Friedhof in Virginia bei einem episkopalen Gottesdienst unter ihrem echten Namen, Elizabeth Cearns, beigesetzt wurde. Neben den trauernden Familienangehörigen waren auch zwei hochrangige Offiziere aus Langley, genauer gesagt von der Central Intelligence Agency, anwesend.

    Niemand konnte beweisen, wie Miss Macintosh/Cearns zu Tode gekommen war, aber in Langley gab es Leute in der Forensik, die ein Gespür für solche Dinge hatten. Sie vermuteten eine alte, längst überholte Methode, die ihres Wissens zuletzt in den späten 1950er-Jahren eingesetzt worden war – die Zyanidpistole.

    Der Tod durch Einatmen von Zyanid sollte keine Spuren hinterlassen, aber die Leute in Langley hatten eine Autopsie des Gehirns des Opfers durchgeführt, bei der sie winzige Spuren fanden – genug, um die Todesursache zu bestätigen.

    Elizabeth Cearns’ Deckname war Eagle gewesen.

    Drei Tage nach der Beerdigung von Elizabeth Cearns wurde die Nachricht von den beiden Todesfällen Royal Navy Captain James Bond zugetragen, kurz bevor er zu seinem Chef gerufen wurde – zu M, wie er von denen genannt wurde, die durch die geheimnisvollen Hallen des britischen Secret Intelligence Service wandelten und dort ihr Dasein fristeten.

    Der Tod von Cabal

    »Cabal ist irgendwann zwischen dem 30. September und dem 6. Oktober 1990 gestorben.« M saß in seinem ultramodernen Sessel in seinem Büro aus Chrom und Glas im fünften Stock des anonymen Gebäudes mit Aussicht auf den Regent’s Park.

    »Die Woche der deutschen Wiedervereinigung«, merkte Bill Tanner leise an.

    »Mausetot«, fuhr M fort. »Cabal hat sich einfach selbst stillgelegt. Zerschlagen, wenn man so will. Weder auf Befehl von uns noch von unseren Freunden in Langley, wie Miss St. John bereits weiß.«

    Miss St. John nickte von ihrem Platz zur Linken von M. James Bond saß auf seiner rechten Seite und Bill Tanner lungerte in der Nähe des Fensters herum.

    »Und das ist für uns jetzt ein Problem.« Bond zog die Augenbrauen hoch.

    Ms Augen wanderten in einem Anflug von Irritation zu seinem Agenten. »Das sollte auf der Hand liegen, Captain Bond.« Auch im scharfen Ton seiner Stimme spiegelte sich seine Verärgerung wider. »Sie haben die Akte heute Morgen gelesen und Miss St. John wurde aus ihrer Heimat über den Atlantik herbeordert. Man sollte meinen, selbst ein Schwachkopf würde zu dem Schluss kommen, dass die Sache mit Cabal eine beunruhigende Angelegenheit ist.«

    »Das war eine Feststellung, keine Frage, Sir. Haben wir die Dinge nicht ziemlich lange einfach auf sich beruhen lassen? Ich meine, der Oktober 1990 ist zwei Jahre her.«

    »Viele Dinge hat man zu lange auf sich beruhen lassen, 007. Ich weiß das und Sie wissen es auch. Seit 1990 ist Europa nicht mehr der einfachste Kontinent für Operationen.« Der alte Mann war verunsichert, dachte Bond, und wenn M beunruhigt war, war es Zeit, sich für einen Sturm zu wappnen. M war zu erfahren, um sich leicht aus der Fassung bringen zu lassen.

    M grummelte und Miss St. John lachte ein kleines, arrogantes Lachen.

    James Bond wurde mit Miss St. John nicht warm. Sie war die Art von amerikanischer Frau, auf die der alte, chauvinistische Kern seines Wesens immer noch allergisch reagierte. Sie war klein und vorlaut und trug Kleidung, in der sie fast zu verschwinden schien: einen Anzug mit einer weiten Hose und einer karierten Weste über einer weißen Bluse, darüber einen weiten Mantel, der für ihre kleine Statur zu groß wirkte. Ein Paul Stuart aus New York, dachte Bond. Er hatte das Ensemble gestern beim Zahnarzt in irgendeiner Frauenzeitschrift gesehen. Er entschied, dass sie eher für eine Moorhuhnjagd gekleidet war als für die Aufgabe, die ihnen bevorstand. Er bemerkte auch einen Anflug von Herablassung im Auftreten der Frau.

    Als Bill Tanner sie vor weniger als dreißig Minuten in seinem Büro vorgestellt hatte, hatte sie ihn mit einem knappen »Hallo« und einem dazu passenden Händedruck abgespeist, während ihre perlgrauen Augen ihn abschätzig gemustert hatten, als wollten sie ihm zu verstehen geben, dass alle Männer minderwertig seien, nur manche eben minderwertiger als andere. Bond hatte den Eindruck, dass er in den Augen von Miss St. John eindeutig zur letzteren Kategorie gehörte.

    M fuhr fort: »Wenn Sie alles gelesen haben, werden Sie wissen, dass Cabal vor der Wende zweifellos unser erfolgreichstes Netzwerk in der alten DDR war.«

    Bond nickte. Zu seinem Höhepunkt hatten zu Cabal über dreißig aktive Agenten gehört, darunter zwei Maulwürfe in der alten KGB-Zentrale in Karlshorst. Cabal hatte sondiert und zugehört, Fehlinformationen verbreitet und mindestens drei ranghohe Überläufer aus den Reihen des KGB, der inzwischen aufgelösten Stasi und der HVA – der Hauptverwaltung Aufklärung, dem ehemaligen Auslandsnachrichtendienst der DDR – herausgeschleust.

    Cabal hatte jede Art von Operation durchgeführt, die es gab, Bestechungen, Falschmeldungen, Täuschungen und sogar die eine oder andere Honigfalle. Die Geschichte von Cabal war die Geschichte des Kalten Krieges und ihre Waffen waren typisch für diese Zeit – der Stoff, aus dem alle berühmten Spionageromane gemacht waren. Wenn es nach dem Willen der CIA und des britischen SIS gegangen wäre, wäre jedes Mitglied von Cabal mit Medaillen überhäuft worden. Aber jetzt war keiner von ihnen mehr auffindbar. Nicht ein einziger Agent, der sich die Medal of Honor oder den CBE an die Brust hätte heften können.

    »Sie haben sich in Luft aufgelöst«, fuhr M fort, »und als die ursprünglichen Einsatzleiter sie aufspüren wollten, waren beide tot. Einer vor einem Hotel in Frankfurt, die andere in einem Hotel in Berlin. Sie haben die Details gelesen.«

    »Und beide wurden mit veralteten Methoden beseitigt, Sir.« Bond blickte an die Decke, als würde er mit sich selbst sprechen.

    »Alles ist inzwischen veraltet.« M klang müde, als hätte das Ende des Kalten Krieges neue Schrecken für sein Hoheitsgebiet gebracht. »Alles, auch ein ganzes Netzwerk, das am helllichten Tag verschwindet.«

    »Könnte jemand versuchen, uns eine Botschaft zu schicken?«

    »Die da wäre?« M blieb mit gesenktem Kopf sitzen. Es war, als würde er meditieren und die Argumente der anderen aufnehmen und sie durch seinen Geist kreisen lassen, um mithilfe einer Magie, die nur er besaß, Antworten zu finden.

    »Die alten Methoden. Antiquierte Methoden für das, was die Russen früher ›nasse Sachen‹ genannt haben. Die Verwendung alter Waffen der kalten Krieger. Die Fliegenklatsche und die Zyanidpistole. Die Fliegenklatsche benutzt längst niemand mehr, weil sie zu teuer ist, und was die Zyanidpistole angeht, nun, wir alle wissen, dass sie nach einem Einsatz weggeschmissen wird.«

    »Ja. Es könnte eine Botschaft sein.« M nickte wie ein Buddha mit dem Kopf. »Wir, die Alten, weilen immer noch unter euch, so etwas in der Art, nicht wahr? Aber was ist das Motiv?«

    »Rache, Sir?«, schlug Bond vor, als wolle er seinen alten Chef damit aus der Reserve locken.

    M zuckte traurig mit den Schultern und bemerkte, dass es davon heutzutage in Osteuropa sicherlich eine Menge gäbe. »Einer der Gründe, warum wir aktiv bleiben müssen. Das Joint Intelligence Committee besteht darauf, dass unser Dienst in Europa noch mindestens zehn Jahre voll einsatzfähig bleiben muss. Unter anderem deshalb war Cabal so wichtig. Gemeinsam mit unseren amerikanischen Verbündeten hatten wir neue Ziele für sie aufgelistet: politische, wirtschaftliche, paramilitärische, terroristische.«

    In gewisser Weise, so dachte Bond, musste es wohl so sein wie direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, als die verschiedenen Geheimdienste alle Hände voll damit zu tun gehabt hatten, Nazis zu jagen, die sich im Heuhaufen der freien Welt versteckten. Jetzt suchten sie nach eingefleischten Kommunisten: nach Leuten, die es darauf abgesehen hatten, dem diskreditierten Regime seine verlorene Glaubwürdigkeit wiederzugeben. Männer und Frauen, die ihr Leben der marxistisch-leninistischen Sache gewidmet hatten, Personen, die nun ohne Rang, Autorität oder politisches Gewicht waren und sich nach einer Rückkehr zu der Norm sehnten, an die sie all die Jahre geglaubt hatten. Es gab eine Menge Gerüchte über marxistische Terrorgruppen im Untergrund und über die Reorganisation von geheimen Kadern, die bereit waren, junge Demokratien zu infiltrieren.

    »Sie beide müssen da raus und in die Fußstapfen der bedauernswerten Puxley und Macintosh treten …«

    »Cearns, Sir.« Miss St. John schien aus einem Tagtraum zu erwachen. Vielleicht war es der Jetlag. »Liz Cearns. Sie war eine alte Kollegin und Freundin.«

    »Ja, Cearns.« M sah die junge Frau mit düsterem Blick an. »Genauso wie Ford Puxley ein alter Freund und Kollege von uns war, Miss St. John. Ihr Geheimdienst hat kein Monopol auf Trauer.«

    »Dann sollte uns das alle nur umso entschlossener machen, Sir.« Sie brachte die Worte nur abgehackt hervor, als würde sie einen Wutausbruch zurückhalten.

    »Oh, ich denke, wir sind schon entschlossen genug. Ich hoffe, Sie sind nicht zu emotional, Miss St. John. Es ist nicht gut, sich von Wut und Emotionen leiten zu lassen. Wenn wir dieses Labyrinth durchdringen und herausfinden wollen, was von Cabal noch übrig ist, brauchen wir einen sachlichen, leidenschaftslosen Verstand.«

    Miss St. John öffnete den Mund, schien es sich dann aber anders zu überlegen. M schenkte ihr ein freundliches, onkelhaftes Lächeln, warm wie ein Frühlingsmorgen. »Kommen Sie«, sagte er, seine Stimme genauso warm wie sein Lächeln. »Lassen Sie uns an die Arbeit gehen. Spielen Sie eine Weile Sherlock Holmes. Lassen Sie uns die Informationen durchgehen, die wir haben, und dann ableiten, was bei Ford Puxley und Elizabeth Cearns schiefgelaufen ist. Vanya und Eagle. Wenn wir so vorgehen, ist das sicherer für Sie.«

    Er stand auf und zog untypischerweise seinen dunkelblauen Blazer mit den Ankerknöpfen aus und krempelte die Hemdsärmel hoch, wie ein Mann, der sich zu einer Pokerrunde mit hohen Einsätzen bereit machte. »Dann wollen wir mal die Ärmel hochkrempeln, was? Kommen wir zur Sache.« Er wandte sich an Tanner und bat ihn, Kaffee und Sandwiches zu organisieren. »Es wird eine lange Nacht, fürchte ich. Da können wir es uns auch etwas bequem machen. Ziehen Sie den Mantel aus, Miss … Ich weigere mich, Sie weiterhin Miss St. John zu nennen. Wie nennt man Sie denn? Elizabeth?«

    Miss St. John taute zwar nicht wirklich auf, aber sie entspannte sich sichtlich und schlüpfte aus dem voluminösen Mantel, um zu zeigen, dass sie selbst in dem Hosenanzug aus Tweed einen Körper mit ordentlich weiblichen Proportionen besaß. »Meine Freunde«, sagte sie und lächelte zum ersten Mal, »nennen mich Easy.«

    M erwiderte das Lächeln nicht einmal, Bond spürte aber, wie sich seine Augen amüsiert verengten.

    »Meine Initialen«, nickte sie. »Elizabeth Zara, EZ. Ausgesprochen wie ›easy‹. Als ich vierzehn war, konnte mich niemand in meiner Schule im Armdrücken besiegen. Sie wissen ja, wie Kinder sind …«

    »In der Tat, ja.« Bond nahm sich ein Beispiel an M, unterdrückte sein Lachen und zog seinen Stuhl näher an Ms Schreibtisch heran.

    Als Bill Tanner mit den Sandwiches und dem Kaffee zurückkam, sah das Trio wie drei über den Schreibtisch gebeugte Verschwörer aus. Ihre Gesichter lagen im Schatten außerhalb des Lichtkegels der Schreibtischlampe, die die einzige Beleuchtung im Raum darstellte. M hatte die Deckenbeleuchtung ausgeschaltet, damit sie sich besser auf die Papiere konzentrieren konnten, die er vor ihnen ausgebreitet hatte.

    Über sechs Stunden lang setzten sie sorgfältig das Puzzle der letzten Tage von Vanya und Eagle zusammen.

    Von der letzten Septemberwoche bis zu ihrem Tod im Abstand von einer Woche hatten die beiden Einsatzleiter ständig Kontakt gehalten, sowohl miteinander als auch mit ihrer Heimatbasis, einer gemeinsamen Einrichtung auf dem Land in Oxfordshire, die sich zwar getrennt von einer kleinen Kommunikationsbasis der Royal Air Force in der Nähe des Dorfes Bloxham befand, aber unter ihrer Schirmherrschaft stand.

    Mithilfe elektronischer Zauberei in Form von Kurzwellensendern, die kaum größer waren als Kreditkarten, aber dafür mit Mikrochips vollgestopft, die auf einer festen Frequenz arbeiteten, wurde jeder Telefonanruf und jeder Bericht von Moonshine – so hieß die Heimatbasis – überwacht. Die Abschriften füllten jetzt eine Akte mit losen Blättern, das fast acht Zentimeter dick war.

    Es war, als würde man ein geheimes Tagebuch oder die achtsame Korrespondenz eines heimlichen Liebespaars lesen. Vanya und Eagle kannten die Handschrift des jeweils anderen in- und auswendig. Einzelne Worte, die über unsichere Telefone gesprochen wurden, konnten als klare Anweisungen oder Nachrichten transkribiert werden, während Sätze mit einem Dutzend Wörtern eine Fülle von Informationen enthielten. Sie hatten ihre eigene Kurzschrift und ihr Wissen darüber, wie Cabal operierte – ihr Wissen über sichere Verstecke, stumme Briefkästen und persönlichen Signale –, war allumfassend.

    Die beiden Einsatzleiter hatten alle Gebiete abgegrast, in denen sie in der Vergangenheit mit Cabal gearbeitet hatten. Sie hatten gemeinsam ihre bekannten Einsatzorte in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, München und Berlin abgesucht.

    Bei zwei Gelegenheiten hatten sie sich unabhängig voneinander in die Schweiz eingeschlichen und sich in einem alten Unterschlupf in Zürich getroffen, wo sie die winzigen Sender auf Sendung gelassen hatten, während sie sich unterhielten.

    Bond kannte die Stadt gut, und als er die Abschrift des Gesprächs las, konnte er vor seinem inneren Auge die Aussicht über den Sechseläutenplatz auf den See sehen, wo die wie Spielzeug aussehenden Dampfer hin- und herfuhren. Er erinnerte sich daran, wie er Jahre zuvor mit einem Agenten in einem kleinen, warmen Café am See zu Abend gegessen und wie er später in ebendiesem Unterschlupf eine Lagebesprechung mit dem Mann gehabt hatte, der vom Überfluss in der Schweiz direkt in seinen Tod hinter dem Eisernen Vorhang gegangen war. Die falschen Informationen, die Bond ihm gegeben hatte, hatten seinen Tod besiegelt und 007s Gewissen wurde von dieser Erinnerung geplagt.

    Während sie nun lasen und diskutierten, kamen weitere Details ans Licht. Von den ursprünglich dreißig Mitgliedern von Cabal waren nur noch zehn am Leben. Sechs waren eines natürlichen Todes gestorben, sechs waren verschollen und galten als tot, und acht – hatten Vanya und Eagle herausgefunden – waren bei Unfällen ums Leben gekommen, die nicht zufällig passiert sein konnten.

    Die zehn in Europa verbliebenen Cabal-Agenten hatten einige Spuren hinterlassen, und Vanya und Eagle waren zusammen den Spuren gefolgt, die abwechselnd heiß und kalt wurden. Bei Telefonaten und ihren beiden Treffen in der Schweiz sprachen sie von den Agenten nur mit ihren exotischen Decknamen: Crystal, Ariel, Caliban, Cobweb, Orphan, Tester, Sulphur, Puck, Mab und Dodger. Diese Namen, die in die Gespräche eingewebt wurden, mussten mit Ms Unterlagen abgeglichen werden, um die wahren Identitäten der Agenten herauszufinden, und als wäre das nicht schon schwierig genug gewesen, gab es auch noch eine Reihe von Straßennamen, die in einigen der transkribierten Telefongespräche verwendet wurden.

    An einem Punkt war der hartnäckige Puxley Caliban sehr nah gekommen, während Elizabeth Cearns berichtete, dass sie Sulphur gesehen und dann wieder aus den Augen verloren hatte.

    Aber der große Wendepunkt ereignete sich, kurz bevor die beiden Einsatzleiter ihren Tod fanden. Nur wenige Minuten bevor Puxley vor dem Frankfurter Hof von dem Opel überfahren wurde, nahm er in seinem Hotelzimmer einen Anruf entgegen.

    »Spricht da Dan?«, fragte der Anrufer. Die Stimme war männlich und hatte einen starken Akzent, so der Vermerk in der Abschrift.

    »Nach welchem Dan suchen Sie?« Die plötzliche Aufregung und der Adrenalinschub waren fast greifbar in den Worten, die kalt auf dem Papier standen.

    »Dan Broome. Mr Dan Broome von Magic Mountain Software.«

    »Am Apparat.«

    »Hier ist Ulricht, Ulricht Voss.«

    In dem abgedunkelten Büro verglich M das Geschriebene mit dem, was sie bereits wussten: Der Anrufer benutzte den Identifikationscode von Oscar Vomberg, oder im Cabal-Jargon: Mab. Die Sequenz – »Dan … Dan Broome … von Magic Mountain Software« – war unverwechselbar. »Nur Vomberg hätte diese Sequenz verwendet«, sagte M leise. »Das bedeutet, wenn das nicht Vomberg ist – und unsere Leute von der Stimmenerkennung schwören, dass er es ist –, dann ist es jemand, der eine Sequenz von Oscar benutzt hat, der ein ziemlich gewiefter alter Wissenschaftler ist. Er hat mit den Ostdeutschen an Drogen gearbeitet – für Gedankenkontrolle und solche Dinge.«

    Weiter unten auf der Seite bat Ulricht Voss, der in Wirklichkeit Oscar Vomberg war – beziehungsweise Mab für alle Mitglieder von Cabal –, um ein dringendes Treffen mit Dan Broome. Er nannte den Namen und die Adresse eines berüchtigten Animierlokals und Bordells namens Der Mönch. »Um Sulphur zu sehen«, fügte er dann hinzu.

    Dann zeigte die Abschrift Puxleys schnellen Anruf bei Moonshine. »Um sicherzugehen«, sagte M. »So pingelig war Ford Puxley. Für den Fall, dass sein kleines elektronisches Funkgerät den eingehenden Anruf nicht verarbeitet hatte, wollte er, dass seine Heimatbasis wusste, was los war. ›Kontakt mit Mab‹, hat er gesagt, schnell die Zeit und den Ort genannt und dann ›Treffen mit Sulphur im Mönch‹.«

    Mit diesem letzten Bericht war Ford Puxley alias Vanya aus seinem Zimmer gestürmt, hatte seine Ausbildung in den Wind geschossen und sich im dämmernden Frankfurt in den Tod durch den Opel gestürzt.

    Die Abschriften zeigen eine ähnliche Abfolge von Ereignissen, die zum Tod von Elizabeth Cearns alias Libby Macintosh alias Eagle geführt hatten.

    Nach dem zweiten Treffen mit Vanya in der Schweiz war beschlossen worden, dass sie zurück nach Berlin gehen sollte, wo sie ihrer Behauptung nach Sulphur bereits gesehen hatte. »Nun, Sulphur ist, wie Sie den Akten entnehmen können«, erklärte M, »in Wirklichkeit eine Bulgarin. Sie trat Cabal 1979 bei, als sie erst achtzehn Jahre alt war. Der KGB hatte sie aus dem bulgarischen Dienst rekrutiert – dem alten und skrupellosen DS, dem Darschawna Sigurnost. Sie hat in Karlshorst als Verbindungsoffizier zwischen KGB und DS gearbeitet. Wir haben sie gekauft und bezahlt.« Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. »Ich sollte sagen, der amerikanische Dienst hat sie gekauft und bezahlt, 1982. Sie war fabelhaft. Sie hat die Russen gehasst und ihre eigenen Leute verabscheut – oder zumindest die damals herrschende Fraktion ihrer Leute. Sie hat uns mehr gegeben als irgendjemand sonst. Sehr intelligent und mit einer schnellen Auffassungsgabe. Die Amerikaner haben sie sogar für einen zweiwöchigen Crashkurs rausgeholt. Ich glaube, Ihre Leute, Easy, haben den Ausdruck ›eine Klasse für sich‹ verwendet. Ich nehme an, das ist ein großes Lob.«

    »Das höchste.«

    »Mh-hm. Wenn Sie diese Passage lesen, werden Sie sehen, dass Ihre Miss Cearns der Meinung war, falls Sulphur auftauchen würde, dann nur an den luxuriösesten Orten. Puxley und Cearns haben entsprechend beschlossen, dass Cearns sich im Kempi zeigen sollte.«

    Das Kempi war das sagenumwobene Bristol Hotel Kempinski in Berlin. Es hieß, dass das Schicksal und die Zukunft Deutschlands immer im Kempinski entschieden würde.

    »Und Sulphurs richtiger Name?« Bond verengte die Augen, als er sich über den Schreibtisch lehnte, um einen Blick auf die geheimen Listen der Cabal-Agenten zu werfen.

    »Praxi«, sagte M leise, »Praxi Simeon.«

    »Ein hübscher Name, Praxi«, murmelte Bond.

    »Finden Sie?«, fragte Easy und rümpfte die Nase, als fände sie den Namen geschmacklos.

    »Und da steht es.« M blätterte mehrere Seiten der Abschriften durch und tippte dann mit seinem Zeigefinger auf eine Seite. »Die eingehenden Anrufe bei Eagle im Bristol Kempinski.«

    Die ersten waren direkte Kommunikationen mit Moonshine, darunter ein ernüchterndes Gespräch, in dem der Kontaktmann bei Moonshine die Nachricht von Vanjas Tod überbrachte. Es gab mehrere weitere Gespräche in klarer Sprache zwischen Moonshine und Eagle, auch zwischen Eagle und Duster, der, wie M erklärte, Liz Cearns’ direkter Kontaktmann in Langley gewesen war.

    »Martin de Rosso«, sagte Easy. »Er ist auch mein Kontaktmann, was diese Operation angeht. Was passierte als Nächstes, Sir?«

    »Der Tag vor Eagles Tod.« M blätterte um. Um 15:26 Uhr ging ein Anruf ein. Liz Cearns nahm ihn entgegen.

    »Hallo?«

    »Kann ich mit Gilda sprechen?« Eine weibliche Person, hieß es in der Notiz, die Deutsch mit leichtem Akzent sprach.

    »Sie wollen Gilda sprechen?«

    »Gilda von Glocke.«

    »Ja, und wer ist da?«

    »Use. Use Schwer.«

    »Verzeihung, vertreten Sie eine Firma?«

    »Ja. Wir sind uns bereits begegnet, Frau von Glocke. Ich arbeite für Herrn Maaster. Maaster Designs. Sie erinnern sich?«

    »Ja, ich erinnere mich vage an Sie. Tut mir leid. Aber ja, ich würde sehr gern mit Herrn Maaster sprechen.«

    »Und er möchte Sie gern sehen, aber er hat einen vollen Terminkalender. Er möchte nicht zum Kempi kommen. Sie wissen, wie er ist, Frau von Glocke …«

    »Ja. Wo möchte er sich denn treffen?«

    »Er sagt, morgen Nachmittag gegen drei Uhr im Hotel Braun.« Sie nannte die Adresse.

    »Ich werde da sein. Sagen Sie ihm, er soll an der Rezeption nach mir fragen.«

    »Schön, wieder mit Ihnen zu sprechen, Frau von Glocke.«

    »Und die Abfolge ist richtig?«, fragte Bond.

    »Alles ist richtig. Die Stimmenanalysten sagen, dass es sich definitiv um Sulphur, also Praxi Simeon, handelt. Das Geschäft ›Maaster Designs‹ war der Identifikator. Die gesamte Abfolge ist korrekt.«

    »Und Herr Maaster war …?«

    »Es gibt keinen Herrn Maaster. Für ein Treffen in Person würde Sulphur einen Ort wählen. Das wurde immer ihr überlassen. Sie hat einen guten Riecher für den sichersten Ort. Das Hotel Braun ist unscheinbar. Eagle hat es angerufen und Moonshine informiert, sobald sie umgezogen war.«

    »Und ihr Sender?«, fragte Bond. »Er war nicht eingeschaltet, als …«

    »Zwei Anrufe. Beide in die Vereinigten Staaten«, zeigte M auf das Logbuch. »Dann war es so, als hätte sie ihn einfach ausgeschaltet. Etwas, was sie unter normalen Umständen nicht tun würde.«

    »Ein Liebhaber?«

    »Das haben wir alle gedacht, aber es gibt keine Beweise dafür.«

    »Ihr Freund lebt in Washington D.C.«, ergänzte Easy. Sie war in den letzten Minuten sehr schweigsam gewesen. »Es sei denn, sie hatte jemanden kennengelernt … Nein, das passt nicht zu ihrem Charakter. Liz war absolut treu.«

    »Und doch hat sie jemand mit einer Zyanidpistole erwischt und sie trug nur ihre Unterwäsche.« Bond biss sich auf die Unterlippe. »Keine Anzeichen eines Kampfes. Nichts Merkwürdiges.«

    M schüttelte den Kopf. »Das bereitet einem Kopfzerbrechen, nicht wahr? Nun, Sie werden beide da rausgehen müssen, um herauszufinden, was genau passiert ist.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Bevor die Nacht zu Ende geht, möchte ich, dass Sie sich alles einprägen. Die Decknamen der Agenten, die Straßennamen, alle Abfolgen, die Wortcodes, die Körpersprache, die sicheren Unterschlüpfe, tote Briefkästen, Straßentreffpunkte. Alles.«

    »Das ist eine ganze Menge …«, setzte Easy an.

    »Ich weiß«, sagte M kalt. »Ich weiß, dass es sehr viel verlangt ist, Easy, aber so ist das Leben in unserem Geschäft. Soweit wir wissen, laufen da draußen zehn ehemalige Cabal-Agenten herum und zwei von ihnen – Oscar Vomberg alias Mab und Praxi Simeon alias Sulphur – könnten kompromittiert sein. Wir haben das Nötige getan. Wir haben Anzeigen in den Lokalzeitungen geschaltet, zur richtigen Zeit auf den richtigen Frequenzen gesendet und in einige Magazine Annoncen gesetzt, die Cabal früher

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