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Wirrwahr
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eBook87 Seiten27 Minuten

Wirrwahr

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Über dieses E-Book

Wirrwahr - ein so seltsamer Titel wie auch der des ersten Gedichtbandes von Günther Bach, des „Toten Briefkasten“.
Was bekannt klingt und beim ersten Hören Unsinniges erwarten lässt, macht bei genauerem Hinsehen nachdenklich. Das scheinbare Paradoxon, das Wirres und Wahres zu verknüpfen verspricht, ist durchaus wörtlich gemeint. Der Blick des Autors auf die Geschehnisse des Tages erlaubt ihm keine andere Deutung. Die versatzstückähnliche Verwendung alltäglicher Redensarten und der Verzicht auf formalästhetische sprachliche Überhöhung machen sein Anliegen deutlich. So scheint auch der Ersatz der Bezeichnung „Gedichte“ durch den Begriff „Minimalprosa“ im Titel verständlich.
SpracheDeutsch
Herausgeber110th
Erscheinungsdatum11. Dez. 2014
ISBN9783958654266
Wirrwahr

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    Buchvorschau

    Wirrwahr - Günther Bach

    Geschehnisse

    Triviale Zeiten

    Wie recht er hatte,

    der Brecht,

    als er uns mahnte,

    nicht so romantisch zu glotzen!

    Es ist nicht die Zeit

    für Mondschein und warte nur, balde -

    die unsterblich Geliebte

    trifft man heute im Swingerclub

    und erst unter allen Wurzeln ist Ruh´.

    Die Säle zum Toben

    im gleißenden Scheinwerferlicht

    bringt heute ein schwitzender Glatzkopf

    mit Glitzerkettchen am Hals,

    wenn er feststellt: Lesen ist Scheiße.

    Gut bürgerlich ist heute allenfalls,

    was nebenan in der Kneipe

    die Küche anbietet.

    Selbst auf den Bühnen

    lärmt das fäkale Spektakel.

    Die Zeit meines Lebens –

    es stand mir nicht frei, sie zu wählen:

    Sie ist dieses Heute.

    Wenn ich davon reden will,

    muss ich seine Sprache benutzen.

    Propheten

    Nun ja,

    es gab sie schon immer.

    Früher trugen sie lange Bärte

    und streuten sich Asche aufs Haupt.

    Als Outfit schätzten sie alte Säcke.

    Nur selten

    hatten sie Freudiges zu vermelden;

    oft schien die Bedrohung vage

    und auch die Quelle der Informationen

    war meist nicht ganz klar.

    Im Allgemeinen

    pflegten sie zu behaupten,

    in höherem Auftrag zu handeln

    und beriefen sich auf den Herrn.

    Ein Beweis dafür war nicht üblich.

    Statt dessen

    wussten sie meist zu verkünden,

    dass eine Umkehr von falschen Wegen

    sowie etwas Reue und Buße

    das Schlimmste verhindern könnten.

    Es scheint,

    dass sie selten nur recht behielten

    mit der Verkündung des Unheils.

    Die letzten Male, dass es so war,

    liegen lange zurück.

    Das lief so,

    normalerweise,

    seit einigen tausend Jahren.

    Heute hingegen

    berufen sich ihre zahllosen Erben

    beim Hinweis auf drohende Zeichen,

    wie Ozonloch und Gletscherschmelze,

    auf die exakte Berechnung.

    Der Nachweis

    der unvermeidlichen Sintflut

    wurde computergestützt erbracht,

    mehrfach wissenschaftlich geprüft

    und erlaubt keinen Zweifel.

    Dies alles

    wird täglich zum Besten gegeben.

    Es gehört zur Nachricht des Tages

    wie der Börsenbericht und das Wetter

    und ist ebenso schnell vergessen.

    Möglicherweise

    kann es auch daran liegen,

    dass ein Geschäft daraus wurde,

    den Horror kommender Katastrophen

    wirkungsvoll zu vermarkten.

    Kein Wunder also,

    wenn Bilder von lodernden Weltuntergängen

    bei Bier und Chips vor dem Riesenbildschirm –

    schließlich ist man nicht blöd –

    derzeit nur sanftes

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