Georg Heim: 'Bauerngeneral' und Genossenschaftler
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Buchvorschau
Georg Heim - Alfred Wolfsteiner
Zum Buch
Der »Bauerndoktor« Georg Heim (1865–1938) war einer der populärsten Politiker der Prinzregentenzeit, der Revolutionsjahre und der Weimarer Republik in Bayern. Fast 40 Jahre lang bestimmte er die bayerische Politik als Abgeordneter, Genossenschaftler, Journalist und Parteiengründer mit – ebenso streitbar wie umstritten, so geliebt wie gehasst.
Doch was war er eigentlich? Populär oder Populist, Querdenker oder Querulant, Föderalist oder Separatist, Demokrat oder Demagoge? Mit Sicherheit war er als »ungekrönter König« eine der interessantesten und spannendsten Figuren der neueren bayerischen Geschichte.
Zum Autor
Alfred Wolfsteiner,
Dipl.-Bibliothekar (FH), ist Leiter der Stadtbibliothek Schwandorf und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Sozial- und Kulturgeschichte v. a. der Oberpfalz.
Biografien machen Vergangenheit lebendig: Keine andere literarische Gattung verbindet so anschaulich den Menschen mit seiner Zeit, das Besondere mit dem Allgemeinen, das Bedingte mit dem Bedingenden. So ist Lesen Lernen und Vergnügen zugleich.
Dafür sind gut 100 Seiten genug – also ein Wochenende, eine längere Bahnfahrt, zwei Nachmittage im Café. Wobei klein nicht leichtgewichtig heißt: Die Autoren sind Fachleute, die wissenschaftlich Fundiertes auch für den verständlich machen, der zwar allgemein interessiert, aber nicht speziell vorgebildet ist.
Bayern ist von nahezu einzigartiger Vielfalt: Seinen großen Geschichtslandschaften Altbayern, Franken und Schwaben eignen unverwechselbares Profil und historische Tiefenschärfe. Sie prägten ihre Menschen – und wurden geprägt durch die Männer und Frauen, um die es hier geht: Herrscher und Gelehrte, Politiker und Künstler, Geistliche und Unternehmer – und andere mehr.
Das wollen die KLEINEN BAYERISCHEN BIOGRAFIEN: Bekannte Personen neu beleuchten, die unbekannten (wieder) entdecken – und alle zur Diskussion um eine zeitgemäße regionale Identität im Jahrhundert fortschreitender Globalisierung stellen. Eine Aufgabe mit Zukunft.
Dr. Thomas Götz, Herausgeber der Buchreihe, geboren 1965, studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie. Er lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Regensburg und legte mehrere Veröffentlichungen, vor allem zu Stadt und Bürgertum in Bayern und Tirol im 18., 19. und 20. Jahrhundert, vor. Darüber hinaus arbeitet er im Museums- und Ausstellungsbereich.
ALFRED WOLFSTEINER
Georg Heim
›Bauerngeneral‹ und Genossenschaftler
Verlag Friedrich Pustet
Regensburg
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
eISBN 978-3-7917-6034-6 (epub)
© 2014 by Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
eBook-Produktion: Friedrich Pustet, Regensburg
Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg
Diese Publikation ist auch als Printprodukt erhältlich:
ISBN 978-3-7917-2604-5
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finden Sie auf www.verlag-pustet.de
Kontakt und Bestellungen unter verlag@pustet.de
1 Einleitung
Georg Heim war sicher einer der populärsten, aber auch einer der umstrittensten bayerischen Politiker im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Fast 40 Jahre lang hat der »Bauerndoktor«, wie er vor allem von seinen Anhängern genannt wurde, die bayerische Politik begleitet und mitbestimmt: die Prinzregentenzeit und den Ersten Weltkrieg, das Ende der Monarchie und die Räterepublik, die Weimarer Republik und das Scheitern der Demokratie. Doch er war nicht nur Realschullehrer und Abgeordneter, sondern auch Publizist, Vereins- und Parteiengründer, Agrarpolitiker, Genossenschaftler und Unternehmer. Als Agrarpolitiker sah er sich nicht als Lobbyist der Großgrundbesitzer – wie andere seiner Parteifreunde im Zentrum –, sondern ihm lag vor allem der bäuerliche Mittelstand am Herzen. Sein genossenschaftliches Engagement sollte der Landbevölkerung Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Er suchte Lösungen für die unbefriedigende Dienstbotenfrage, schuf Bildungs- und Sozialeinrichtungen für die Mitglieder seiner Genossenschaft und des Christlichen Bauernvereins. Weit über die Grenzen Bayerns hinaus war er schließlich bekannt und geachtet. Dabei zog er nicht selten als »graue Eminenz« im Hintergrund die Fäden.
Keine Darstellung der bayerischen Geschichte der Prinzregentenzeit und der Weimarer Republik kommt an der Person Georg Heim vorbei. Er war so geachtet und gefürchtet wie streitbar und umstritten. Er konnte auf der politischen Bühne verletzend sein, war aber selbst sehr verletzlich. Dabei wurde er je nach politischem Standpunkt als Querdenker oder als Querulant bezeichnet. Die Urteile über seine Rolle in der bayerischen und in der Reichspolitik nach dem Ersten Weltkrieg schwanken ebenfalls: Die einen schimpften ihn einen »Separatisten«, andere nannten ihn einen eingefleischten Föderalisten.
Umso verwunderlicher ist es, dass die letzte und bisher einzige umfassende Biografie des »Bauerndoktors« weit über 50 Jahre zurück liegt und es bis heute keine zusammenfassende, wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung von Leben und Werk dieser beeindruckenden Persönlichkeit gibt. Die vorhandene Lücke kann und will auch dieser Band nicht schließen; aber er soll zur Wiederkehr des 150. Geburtstags an seine Person erinnern. Denn so populär Dr. Georg Heim zu seinen Lebzeiten gewesen sein mag, so ist sein Lebenswerk heute einer breiteren Öffentlichkeit nahezu unbekannt.
Heim war ein hervorragender Parlamentsredner und setzte sich vor allem für die Belange der Landbevölkerung ein. Der Parlamentskollege Stadtpfarrer Leeb aus Altötting bestätigte einmal, dass im Landtag ständig ein gewisser Lärmpegel geherrscht habe. Ganz still sei es nur gewesen, wenn Dr. Heim sprach. Dabei nahm er innerhalb der Fraktion kein Blatt vor den Mund: Wenn er für einen Antrag keine Mehrheit fand, brachte er ihn im Parlament über die Köpfe der Zentrumskollegen hinweg eigenmächtig ein. Mehrfach drohte er mit seinem Austritt aus der Fraktion. Der wirtschaftliche Erfolg seiner genossenschaftlichen Unternehmungen und das Vertrauen der bäuerlichen Wählerschaft gewährten ihm eine beträchtliche wirtschaftliche Unabhängigkeit und eine große politische Freiheit.
Heim wurden nach dem Ersten Weltkrieg die Ämter des Landwirtschaftsministers im Deutschen Reich und des bayerischen Ministerpräsidenten angetragen. Er hat beide ausgeschlagen. In dieser Zeit kam sein wirtschaftliches Lebenswerk, die Zentralgenossenschaft, inflationsbedingt in finanzielle Bedrängnis. Diese wieder auf Erfolgskurs zu bringen, schien ihm wichtiger zu sein als politischer Ruhm. Lieber zog er als »ungekrönter König« im Hintergrund die Fäden.
Ein gewisses Maß an Populismus war ihm als Politiker freilich nicht abzusprechen, und dafür wurde er von politischen Freunden wie Gegnern ebenso gefürchtet wie bewundert. Besonders seine Popularität in der Landbevölkerung war sicher auch seinem Rednertalent geschuldet: Er sprach die Sprache des Volkes, kokettierte vor den Wählern zudem gerne mit seiner eigenen Widerständigkeit und Widerspenstigkeit, wenn ihn seine umtriebige Rastlosigkeit auch bald an seine gesundheitlichen Grenzen brachte. Dazu war Heim sehr streitbar: Er rühmte sich im Alter, über 70 große Prozesse geführt und dabei keinen einzigen verloren zu haben.
Wer sich heute durch seinen umfangreichen Nachlass mit nahezu 1000 Faszikeln arbeitet, wer die vielen Redemanuskripte sieht, die zahllosen Presseartikel liest, die ungezählten Briefe, die mannigfaltigen Bitten, Anfragen und Klagen aus der Landbevölkerung, als deren Anwalt er sich sah, der fragt sich unwillkürlich: Wie schaffte dieser Mann das alles?
Eine große Stütze war ihm seine Frau Rosa, mit der er fast 50 Jahre verheiratet war und die ihm zehn Kinder gebar. Allerdings blieb die Familie von persönlichen Schicksalsschlägen – zwei der Töchter starben kurz nach der Geburt, drei weitere Kinder in jungen Jahren – ebenso wenig verschont wie von körperlichen Leiden: Heims gesundheitliche Probleme fesselten ihn mehrfach und oft über Monate hinweg ans Krankenbett und erzwangen langwierige Sanatoriums- und Kuraufenthalte.
Bequem und pflegeleicht war Heim offenbar nie, weder in der Familie noch im öffentlichen Leben. Entsprechend fallen auch die Urteile der Historiker über ihn aus: Als »rastlos tätig, volkstümlich, aber auch voll verletzender Schärfe« beschreibt ihn Peter Claus Hartmann; Benno Hubensteiner nennt ihn eine »bayerische Kraftnatur von seltenem Eichenwuchs, handfest in seiner Grobheit und ohne alle Leisetreterei, mit einem Wort, ein geborener Bauernführer«; Leonhard Lenk hingegen charakterisiert ihn als »temperamentvolle[n] Widerpart der Bauernbündler«.
Diesen Einschätzungen will die vorliegende Darstellung nachgehen: Ihr Ziel soll es sein, Leben, Werk und Wesen dieses streitbaren Demokraten, wirkungsvollen Publizisten, aktiven Genossenschaftlers, engagierten Agrarpolitikers und erfolgreichen Unternehmers nachzuzeichnen und ihn zu seinem 150. Geburtstag wieder einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dabei basieren die Ausführungen nicht zuletzt auf dem umfangreichen Nachlass Heims im Stadtarchiv Regensburg sowie auf den beiden biografischen Werken von Hermann Renner. Zahlreiches, bislang unveröffentlichtes Bildmaterial aus Familienbesitz ergänzt die kleine bayerische biografie.
2 »Böser Bub« und strebsamer Student
Kindheit und Jugend in Aschaffenburg
Der Geburtsort Georg Heims ist Aschaffenburg. Hier kam er am 24. April 1865 zur Welt. Die heute zweitgrößte Stadt Unterfrankens nahe der hessischen Grenze besaß um 1865 etwas mehr als 10 000 Einwohner. In den vorhergehenden Jahrzehnten hatte sich die Bevölkerung nahezu verdoppelt. Vom einstigen Glanz als zweite Residenz der Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfe zeugte noch die barocke Schlossanlage.
Der Vater brachte als Posamentierer (Bortenmacher) seine Familie nur mühsam über die Runden. Sicher war in der einstigen Residenz der Bedarf an Litzen für die dort Bediensteten und das örtliche Militär groß gewesen. Doch nun wuchs die industrielle Konkurrenz. Heims Geburtshaus, ein kleines Häuschen mit einem Ladengeschäft, am Aschaffenburger Stiftsplatz gelegen, sollte während der Bombennächte des Zweiten Weltkriegs in Flammen aufgehen.
Die Vorfahren der Familie stammten väterlicherseits aus Thüringen, die Ahnenreihe der Mutter wies ins Württembergische. Der junge Georg, das »Schorschla«, wie er genannt wurde, verlebte trotz der wirtschaftlichen Probleme seiner Familie als Nesthäkchen und sechstes Kind der Familie eine sorglose Jugend. Doch zeitlebens sollte er seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen nicht vergessen.
In Altbayern würde man wohl sagen, Georg war bis in seine Studentenzeit hinauf ein rechter »Hundskrüppel«: Der temperamentvolle Aschaffenburger ging keinem Jugendstreich aus dem Weg. Später brachte er in seinen »Heiteren Erzählungen« manche »Schandtat« seiner Kindheit und Jugend zu Papier und räumte ein, er sei schon ein recht »böser Bub« gewesen. Jahre später gestand er lachend, noch als Student wegen seiner Beteiligung an einigen recht derben Streichen mehrmals Probleme mit der Justiz gehabt zu haben.
Abb. 1: Geburtshaus Georg Heims am Marktplatz in Aschaffenburg (links). Es wurde während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Die Staffage eines Herren mit Hut im Vordergrund könnte Dr. Heim darstellen. – Bild von Adalbert Hock, 1932 (Ansicht von 1885).
Bereits in seiner Schulzeit zeigten sich Georgs journalistische Fähigkeiten: Für seine guten Aufsätze wurde er mehrfach ausgezeichnet. Auch sein ökonomisches Talent trat bereits früh zutage: Zum Preis von 50 Pfennig fertigte er für reichere Mitschüler Aufsatzanfänge an und am Ende des Schuljahres verkaufte er Mitschülern der folgenden Klasse seine Schulhefte vom Vorjahr. Doch auch sein Interesse für politische Zusammenhänge zeigte sich während dieser Zeit bereits: Er besuchte verbotenerweise Parteiveranstaltungen.
Wie überliefert wird, war Georgs Vater ein »alter 48er«. Er war zwar hoch gebildet, hatte Latein gelernt und las die Klassiker und die Werke der zeitgenössischen Historiker, aber aus finanziellen Gründen hatte er den höheren Schulbesuch abbrechen müssen. Dieses Schicksal wollte er seinem Jüngsten