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Schwandorf: Kleine Stadtgeschichte
Schwandorf: Kleine Stadtgeschichte
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eBook260 Seiten2 Stunden

Schwandorf: Kleine Stadtgeschichte

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Über dieses E-Book

Bei seiner ersten Erwähnung um 1006 war "Suainicondorf" bereits ein bedeutendes Wirtschaftszentrum. Umgeben von zahlreichen Weihern, wurde das frühere wittelsbachische und später pfalz-neuburgische Pflegamt im 16. Jahrhundert zusätzlich Sitz eines Fischmeisteramtes. Der viel besuchte Wallfahrtsort auf dem Kreuzberg bildete ein religiöses Zentrum des 18. Jahrhunderts. Mit dem Anschluss an die Eisenbahn 1859 und der Gründung der Tonwarenfabrik 1865 erfolgte der Schritt ins Industriezeitalter. Allerdings brachte die Rolle als bedeutender Eisenbahnknotenpunkt auch unermessliches Leid: Schwandorf gehörte am Ende des Zweiten Weltkriegs zu den am meisten zerstörten Städten Deutschlands. Heute ist die Große Kreisstadt ein wichtiger Gewerbe- und Industriestandort sowie das politische und kulturelle Zentrum des gleichnamigen Landkreises.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum9. Nov. 2023
ISBN9783791762432
Schwandorf: Kleine Stadtgeschichte

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    Buchvorschau

    Schwandorf - Alfred Wolfsteiner

    Schwandorf – Kleine Stadtgeschichte

    Alfred Wolfsteiner

    Schwandorf

    Kleine Stadtgeschichte

    VERLAG FRIEDRICH PUSTET

    REGENSBURG

    BIBLIOGRAFISCHE INFORMATION DER DEUTSCHEN NATIONALBIBLIOTHEK

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.dnb.de abrufbar.

    © 2023 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

    Gutenbergstraße 8 | 93051 Regensburg

    Tel. 0941/920220 | verlag@pustet.de

    ISBN 978-3-7917-3439-2

    Reihen-/Umschlaggestaltung und Layout: www.martinveicht.de

    Satz: Vollnhals Fotosatz, Neustadt a. d. Donau

    Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg

    Printed in Germany 2023

    eISBN 978-3-7917-6243-2 (epub)

    Unser gesamtes Programm finden Sie unter

    www.verlag-pustet.de

    Inhalt

    Grußwort des Oberbürgermeisters

    Einleitung

    Carl Spitzwegs Brief an seinen Bruder Eduard

    Anfänge an der Naab

    Schwandorfs Frühzeit

    Erstnennung Schwandorfs

    Schwandorf und das Kloster St. Emmeram

    Das Rätsel des Ortsnamens

    Vom Dorf zum Markt

    Frühe wirtschaftliche Bedeutung

    Der wittelsbachische Amtssitz

    Die Herkunft und der Umfang des Amtes »ze Swainkendorf«

    Der Marktort

    Auf dem Weg zur Stadt

    Bürgerliche Selbstverwaltung

    Rat und Verwaltung

    Das Rathaus

    Burgfrieden, Marktgericht und »Burggeding«

    Der Marktplatz

    Die Stadtwerdung

    Die Stadtbefestigung

    Schwandorf als kirchlicher Mittelpunkt

    Konrad Max Kunz – Komponist der Bayernhymne

    Schwandorf im Fürstentum Pfalz-Neuburg

    Die Katastrophe von 1504

    Klagebrief der Schwandorfer an Herzog Albrecht vom August 1504

    Der Kölner Spruch von 1505 und die Folgen

    Pfalzgraf Ottheinrich und Schwandorfs erste Ortsansicht

    Die Einführung der Reformation

    Die Ansicht Schwandorfs auf der Vedute von 1536

    Von der Wiege bis zur Bahre: alles geregelt

    Neuer Herrscher für Pfalz-Neuburg

    Die »Visitationen«

    Das Fischmeisteramt auf dem Nordgau

    Schwandorf im Dreißigjährigen Krieg

    Die Gegenreformation

    Schwandorf im Krieg

    Schwandorf auf der Vogelkarte von 1600

    Die verwüstete Stadt

    Der Kreuzberg

    Schwandorf im 18. Jahrhundert

    Frommes Schwandorf

    Schwandorfer Handwerkerfleiß im 18. Jahrhundert

    Die Plantage des Klerus

    Kriegsdrangsale

    Die Beschießung Schwandorfs anno 1796

    Auf dem Weg in die neue Zeit: Schwandorf im 19. Jahrhundert

    Die medizinische Ortsbeschreibung von 1799

    Schwandorfer Speisezettel um 1800

    Straßenhygiene um 1840

    Wie ein bekannter Reiseschriftsteller Schwandorf im Jahre 1826 sah

    Naab-Schifffahrt und Eisenbahn: 1827 wurden die Weichen gestellt

    Eisenbahnknotenpunkt im »Verkehrskreuz Oberpfalz«

    Schwandorf und die Eisenbahn in der Literatur

    Schwandorf nach 1860

    Das Stadtbild ändert sich

    Wohnverhältnisse um 1870

    Schwandorfs erste Kirche 1859 abgebrochen

    Die Anfänge der Industrialisierung

    Die Thonwaarenfarik Schwandorf-Schwarzenfeld

    Der Industriestandort im Jahre 1895

    Die Stadt im 20. Jahrhundert

    Schwandorf zwischen den beiden Weltkriegen

    Auf dem Weg in die Weimarer Republik

    Bayerns »ungekrönter König«

    Aschermittwoch, 5. März 1919

    Die Inflationszeit

    Im Nationalsozialismus

    Schwandorfs schwerster Tag

    Jahre des Wiederaufbaus 1945–1955

    Der »Schwandorfer Berg«, seine Felsenkeller und der Bundesgrenzschutz (BGS)

    Das Kruckental

    Wie der Weinberg zu seinem Namen kam

    Die Große Kreisstadt

    Das Verwaltungszentrum des neuen Landkreises

    Stadt im Strukturwandel

    Auf dem Weg zur bewohnbaren Stadt: Veränderungen durch die Städtebauförderung

    Gefeierte Lyrikerin Anja Utler (* 1973)

    Wasser und Wälder – Naherholung im Dunstkreis der Stadt

    Anhang

    Zeittafel

    Schwandorfer Bürgermeister seit 1919

    Literaturverzeichnis (Auswahl)

    Register

    Stadtplan

    Bildnachweis

    Danksagung

    Liebe Leserinnen und Leser,

    vor über 1.000 Jahren wurde Schwandorf das erste Mal urkundlich erwähnt und ein Rückblick auf die Vergangenheit unserer Stadt zeigt, was der Ort im Laufe der Jahrhunderte erfahren und welch großartige Entwicklung er gemacht hat. Es gab geschichtsträchtige Höhepunkte wie die Zeit, als Schwandorf Bürgerliche Rechtsgemeinde mit Kommunaler Selbstverwaltung wurde, aber auch Zeiten von Not, als die Stadt nach einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche lag. Die Geschichte Schwandorfs zeigt auch, dass die Menschen zusammenstehen und für eine gute Zukunft ihrer Stadt jederzeit eintreten.

    Heute präsentiert sich Schwandorf als lebenswerte, kindersowie familienfreundliche, moderne und zukunftsorientierte Stadt. Es ist kein Wunder, dass die Menschen bei den vielfältigen Facetten unserer Stadt das Gefühl haben, dass es ihnen an nichts fehlt. Eine vorbildliche Infrastruktur, hohe Wohnqualität, ein gut ausgebautes Bildungswesen, ein komplexes Netz an sozialen Einrichtungen sowie ein vielfältiges, abwechslungsreiches Angebot an Kultur-, Sport- und Freizeitmöglichkeiten machen das Leben in Schwandorf äußerst angenehm und attraktiv.

    Schwandorf ist eine liebenswerte Stadt mit vielen Besonderheiten. Ich danke unserem ehemaligen Stadtbibliothekar Alfred Wolfsteiner, dass er in dem vorliegenden Buch die Geschichte von Schwandorf so interessant und kurzweilig erzählt.

    Es gibt viel, was Schwandorf so reizvoll macht. Nach der Lektüre werden Sie mit Gewissheit sagen, dass Schwandorf eine Stadt ist, in der es sich gut leben lässt und die Sie unbedingt kennenlernen möchten.

    Andreas Feller

    Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Schwandorf

    Einleitung

    Manchmal entscheidet der erste Augenblick über die gegenseitige Sympathie oder auch Antipathie. So verhält es sich zumindest oft bei uns Menschen. Doch wie ist es, wenn ein Mensch erstmals einer Stadt begegnet? Oder wenn er sie einfach wieder neu entdecken möchte? Eine Stadt wie Schwandorf zum Beispiel, die von Bahnhof und Eisenbahnzügen geprägt wurde und deshalb viel davon zu erzählen weiß. Auf welchem Weg sollte man ihrer Spur folgen, wie ihre Geschichte ergründen?

    Es gibt Städte, die können sich im Glanz alter Prunkbauten, großartiger Kirchen und imposanter Stadtmauern sonnen. Oder sie waren Garnisonsstädte, Bischofssitze oder gar kaiserliche Reichsstädte. Mit nichts von alldem kann sich Schwandorf in seiner mehr als 1.000-jährigen Geschichte rühmen. Und doch haben viele Menschen im Laufe der Jahrhunderte den Verkehrsknotenpunkt Schwandorf kennen gelernt; manche werden diese Stadt und ihre Bewohner vielleicht sympathisch gefunden haben und sind eine Weile hängengeblieben. Sicher gab es darunter aber auch solche, die die Stadt nur in wenigen Augenblicken registrierten und sie schnell wieder vergessen haben. Anderen Reisenden wiederum blieb die Stadt in langer Erinnerung. Sie sind in Schwandorf ausgestiegen und haben uns Zeugnisse ihres Besuches hinterlassen. Der Maler Carl Spitzweg etwa, der im Juni 1860 auf der gerade eröffneten Eisenbahnlinie aus München anreiste, mit dem Skizzenblock durch die Stadt streifte und in einem Brief an seinen Bruder von seinem kurzen Aufenthalt in Schwandorf berichtete. Seine Skizzen des Blasturms setzte er dann später in dem farbigen Gemälde »Schwandorfer Stadtturm im Mondschein« um.

    Die schönste Liebeserklärung machte jedoch ein anderer Schwandorf-Besucher. Der tschechische Arzt und Reiseschriftsteller Jaroslav Durych (1886–1962) reiste mit der Eisenbahn durch Europa. Aus Spanien kommend und auf dem Heimweg nach Prag, nutzte er den längeren Umsteigeaufenthalt in Schwandorf, um sich in der Stadt umzusehen. Seine Reiseerlebnisse schildert er in seinem Werk »Streifzüge und Wanderungen« (1932). Durych ging an diesem Abend durch Schwandorf und erwartete ein »armseliges Gewerbestädtchen«. Doch er wurde angenehm überrascht: »Ein gutes Städtchen, wie es die Münchner Maler zu malen pflegen; nur fehlt der Nachtwächter mit der Laterne, Schnee auf den Dächern, beleuchtete Fenster und betrunkene Sänger.«

    Carl Spitzwegs »Schwandorfer Stadtturm im Mondschein« – Ölgemälde.

    ZEITZEUGE

    CARL SPITZWEGS BRIEF AN SEINEN BRUDER EDUARD

    »Sulzbach, den 9. Juni 1860 (Montag).

    Lieber Bruder! Winterhosen hab ich zum Glück mitgenommen, sonst wär’s mir schlecht gegangen. Als ich am Donnerstag abends 7 Uhr in Schwandorf ankam, war im Gasthause eingeheizt, und bis heute Montag sah ich die Sonne nur auf ein paar Augenblicke. Selbst heute noch, wo die Sonne mit den Wolken kämpft und vielleicht zu siegen scheint, ist es kühl und feucht. Wie angenehm es in so einem Nest wie z. B. Schwandorf ist, beim Fenster hinauszuschauen auf den Hauptplatz, den man in zwei Minuten ganz auswendig gelernt hat, oder gar mit dem Regenschirm durch die äußerst holperichten Straßen zu marschieren (beiläufig gesagt, sind die Oberpfälzer wegen eines nicht weniger als übertriebenen Reinlichkeitssinns bekannt), kannst Du Dir denken, und doch bleibt der hoffende Mensch in Schwandorf, geht wieder mit dem Regenschirm nach Hause ins Gasthaus, und geht nach fünf Minuten gleich wieder aus, weil er meint, jetzt wird’s doch ein wenig heller. Aber es ist nicht wahr gewesen, ’s fängt erst recht zum Gießen an, und der Mensch kommt endlich zu der Überzeugung, dass das Wetter nur in Schwandorf so schlecht sei, packt ein und fährt am zweiten Tag abends direkt nach Sulzbach. In Sulzbach schüttet’s.«

    Schwandorfs Marktplatz ließ den Schriftsteller an Eger denken. Die Häuser erschienen ihm zwar nicht so großartig, aber wie sie so dastanden, erinnerten sie ihn an Schiffe im Hafen. Durych ging die Allee an der Naab bis nach Fronberg. Im Halbdunkel erblickte er ein Liebespaar, das vom Scheinwerfer eines Autos erfasst wurde: »Der Reflektor dieses Automobils in der Schwandorfer Allee bewirkte, dass ich das Liebespaar noch in gehöriger Entfernung gewahrte, freilich in einem etwas blinden Glanz. Sie trug ein weißes Kleid […] und seine Gestalt hatte einen erstaunlich edlen Umriss, was bei Männern eine Seltenheit ist. Es war zu sehen, dass sie nicht miteinander sprachen, leise gingen und dass sie eine bayerische Schönheit war.«

    Der Prager Schriftsteller setzte sich auf eine Bank und schaute gedankenverloren ins Wasser der Naab. »Der Fluss war unter mir […] am Morgen werde ich wieder in Böhmen sein. Aber noch bin ich in Schwandorf […] Ich entdecke für mich diese Stadt. Die Brücken waren aus Holz und der Fluss unter ihnen verblasste im nächtlichen Dämmerlicht […] Mein Herz war für Schwandorf vollständig gewonnen.«

    Begeben auch Sie sich mit uns auf eine historische Wanderung durch Schwandorf und entdecken Sie die Stadt und ihre abwechslungsreiche Geschichte.

    Anfänge an der Naab

    Schwandorfs Frühzeit

    Die Frühzeit Schwandorfs ist mit vielen Fragezeichen behaftet. Seine Lage am Ostufer der mittleren Naab auf einer Schotterterrasse inmitten einer breiten Niederung des Flusses dürfte die entscheidende Siedlungsvoraussetzung geworden sein. Hinzu kommt, dass sich hier der Flusslauf durch zwei Inseln in mehrere Arme zerteilt, was eine Überquerung erleichtert und was einen Flussübergang von überregionaler Bedeutung vermuten lässt. »Naba«, der vordeutsche Name der Naab, verweist auf »Wasser« und »Feuchtigkeit« und setzt nach dem Abzug der Römer die Existenz einer Population als Trägerschicht voraus, die den Namen tradierte. Völlig menschenleer kann der Raum nie gewesen sein.

    Erst im Verlauf des Frühmittelalters wurde der Bereich der mittleren Naab von einer dauerhaften Siedlungsbewegung erfasst. Sie kam aus drei Richtungen: Die Landeserschließung erfolgte hauptsächlich vom Donautal aus und stand unter bajuwarischen Vorzeichen. Der Historiker Alois Schmid ist allerdings der Auffassung, dass die Besiedlung des Schwandorfer Raumes nicht in agilolfingischer Zeit erfolgte, sondern erst in karolingisch-ottonischer Zeit, also im 9. Jh., was durch ein Reihengräberfeld in Krondorf belegt ist.

    Als zweite erschließende Kraft sind die Franken zu nennen, die ihren Wirkungskreis von Westen her erst allmählich ins Naabtal vorschoben. Die Naablinie wurde auf dem Höhepunkt der Karolingerzeit erreicht. Dies bezeugt hauptsächlich das Diedenhofener Kapitular von 805. Hier wird eine Grenzlinie des Frankenreiches zu den Slawen hin von der Ostsee bis zur Donau aufgeführt. Premberg (Stadt Teublitz), nur wenige Kilometer südlich von Schwandorf gelegen, wird als »Premberga« ausdrücklich genannt und war dabei offensichtlich eine wichtige Grenz- und Handelsstation an der Ostgrenze des Frankenreiches. Hier sollte der Export der Waffen zu den kriegerischen Awaren überwacht werden, denn von Osten her wirkten als dritte Kraft die Slawen in das Naabtal hinein.

    Dieser sehr große Angelhaken ist rund 3.000 Jahre alt. Das 15 cm lange Objekt aus Bronze landete vermutlich zu kultischen Zwecken in der Naab. Fundumstände und Verbleib des Angelhakens sind nicht bekannt, der örtliche

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