Mythor 41: Insel der Träumer
Von Horst Hoffmann
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Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.
Auch Mythor zieht südwärts, wobei der junge Held der Lichtwelt und seine jeweiligen Weggefährten in eine ganze Reihe von lebensgefährlichen Abenteuern verwickelt werden.
Schließlich wird Mythor, der mit einer Lichtfähre nach Logghard, der Ewigen Stadt, gebracht werden soll, der tobenden See überantwortet. Doch der Sohn des Kometen ertrinkt nicht, sondern erreicht die INSEL DER TRÄUMER ...
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Rezensionen für Mythor 41
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Buchvorschau
Mythor 41 - Horst Hoffmann
Nr. 41
Insel der Träumer
von Horst Hoffmann
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Monde vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.
Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.
Auch Mythor zieht südwärts, wobei der junge Held der Lichtwelt und seine jeweiligen Weggefährten in eine ganze Reihe von lebensgefährlichen Abenteuern verwickelt werden.
Schließlich wird Mythor, der mit einer Lichtfähre nach Logghard, der Ewigen Stadt, gebracht werden soll, der tobenden See überantwortet. Doch der Sohn des Kometen ertrinkt nicht, sondern erreicht die INSEL DER TRÄUMER ...
Die Hauptpersonen des Romans
Mythor – Der Sohn des Kometen auf der Insel der Träumer.
Sadagar – Ein Gefährte wird zum Feind.
Rachamon – Ein Totgeglaubter taucht wieder auf.
Golad und Farina – Sie folgen der Aufforderung zur »Traumreise«.
Chrandor – Ein ehemaliger Pirat.
1.
Niemand hatte sie fortgehen sehen. Niemand war vom leisen Geräusch ihrer Schritte geweckt worden. Dies war die Nacht vor dem Fest des Vollen Mondes. In solchen Nächten schliefen die Menschen von Sarmara besonders tief und fest – außer jenen, die den Ruf vernahmen.
Clydha und O'Lywynn hatten ihn gehört, tief in ihrem Innern. Es war nicht so, dass jemand gekommen und vor sie hingetreten wäre und zu ihnen gesagt hätte: »Nun kommt mit mir, meine Kinder! Die lange Zeit des Wartens ist vorüber. Lasst zurück, was euer war, denn dort, wohin wir gehen, ist nichts von Bedeutung außer der Reinheit eurer Herzen!«
Sie hatten ganz plötzlich gewusst, dass die Zeit gekommen war, dem Leben zu entsagen, wie sie es geführt hatten in einem Land, das ihnen von den Göttern selbst zum Geschenk gemacht worden war.
Ein neues, besseres Leben wartete auf sie, die Erfüllung all ihrer Sehnsüchte, ihrer Träume und geheimsten Wünsche.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit suchten sie sich ihren Weg, Hand in Hand durch die blühenden Büsche, die sich vor ihnen teilten, geleitet von Schwärmen großer, leuchtender Insekten und der leise wispernden Stimme in ihnen. Sie verstanden ihre Worte nicht, doch sie folgten dem Locken ...
Sie wussten nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sie die Bucht erreichten und auf den Klippen stehenblieben. Unter ihnen war das Wasser ruhig. Nur ab und an spritzte weiße Gischt Mannslängen hoch auf. Im hellen Licht der Sterne und des Mondes waren die Wassermassen des Strudels zu sehen, wie sie für ewige Zeiten ihre schäumenden Bahnen turmhoch um das Eiland zogen. Am gegenüberliegenden Ende der Bucht stieß bleich ein Teil der vor Tagen hier gestrandeten Lichtfähre aus den Fluten, eingekeilt zwischen zwei mächtigen Klippen.
Lange standen die beiden Menschen so da, bis das Locken in ihnen übermächtig wurde. Ihre Blicke waren verschleiert, als sie sich ein letztes Mal ansahen, dann noch einmal den Kopf hoben und aufschauten zum schwach leuchtenden, nebligen Streifen, der im Süden das Firmament überzog.
»Gehen wir«, flüsterte Clydha.
Und sie packte die Hand des Gefährten fester, als sie nebeneinander den Weg zwischen den Felsen hinabschritten, den so viele andere vor ihnen genommen hatten, wenn sie sich auf die Traumreise begaben.
*
»So sieh es doch ein, Mythor! Es gibt keinen Weg zurück in die Welt des Hasses und des Kampfes, der Neider und der falschen Gläubigen! Haben wir nicht alles, was das Herz begehrt? Hör auf zu grübeln und erfreue dich an unserem Paradies. Ich für meinen Teil ...«
Mythor winkte ab.
»Lass mich in Ruhe, Chrandor.«
Der ehemalige Pirat rückte ein Stück von ihm fort und rümpfte die Nase.
»Irgendetwas stimmt mit dir nicht, mein Freund, dass ich dir das einmal sage!«
»Irgendetwas stimmt mit diesem ... diesem Paradies nicht.«
»Was soll das sein? Ist es dir noch nicht gut genug? Ist es das? Erwartest du noch mehr?« Chrandor lachte meckernd. »Irgendetwas stimmt nicht mit dir ...«
Mythor erhob sich. Die Lust an derlei Unterhaltungen war ihm vergangen. Chrandor war hartnäckig – und ein wenig zu neugierig. Warum gab er sich nicht mit seinem Leben im Schlaraffenland zufrieden?
Oder hatte Sadagar geredet? Anlass dazu wäre genügend gewesen. Der Wein vernebelte nicht nur die Sinne der Männer, er lockerte vielen auch die Zunge. Mythor hatte sich bislang gehütet, sich als Sohn des Kometen zu zeigen. Unter den etwa 300 hier gestrandeten Legionären der Gasihara gab es viele Anhänger des Shallad Hadamur, und selbst jetzt noch mochten diese auf einen »Frevel« mit einem Strick um den Hals antworten.
»Wo ist er?«, fragte Mythor.
»Wer?«
»Der Steinmann.«
»Am Strand, nehme ich an. Er verspürte plötzlich Hunger auf Fisch.«
»Und du bist nicht bei ihm?«
»Warum sollte ich? Hier gibt es nichts, das ihm gefährlich werden könnte, und er braucht meinen väterlichen Schutz nicht. Außerdem habe ich von Fisch genug.«
Chrandor verzog das Gesicht. Er blieb im warmen Sand zwischen den Hütten liegen und blickte Mythor herausfordernd an.
»Ein Weib«, sagte er. »Es kann nur ein Weib sein.«
»Wovon redest du?«
»Wenn einer wie du unbedingt von hier fortwill, muss er irgendwo ein Weib sitzen haben, das auf ihn wartet. Ich sage dir: vergiss sie! Kein Frauenzimmer auf der ganzen Welt ist es wert, dass man sich um sie Gedanken macht.«
Mythor drehte sich zu ihm um, eine harte Entgegnung auf der Zunge. Unwillkürlich fuhr seine Hand über die nackte Brust, dort, wo sich einmal Fronjas Bildnis befunden hatte. Dann winkte er ab.
»Sicher hast du recht, Chrandor. So wird es sein.«
Mythor verließ den Schatten der Hütten. Die Sonne brannte heiß auf den freien Platz herab. Auch Mythor hatte sich, wie die meisten, bis auf den kurzen Fellrock seiner Bekleidung entledigt. Der Sand brannte ihm zwischen den Zehen. Mythor folgte dem Pfad im schulterhohen blauen Gras bis zum Strand hinunter. Große Falter und Käfer waren überall. Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen und dem Gesang wunderschöner Vögel. Kleine Pelztiere krochen flink an Mythor hoch und setzten sich zutraulich auf seine Schultern.
Es war wirklich ein Garten Eden, diese Insel im Zentrum des gefürchteten und sagenumwobenen Sarmara-Strudels, der der Gasihara zum Verhängnis geworden war. Kurz schweiften Mythors Gedanken ab, und er sah sich wieder an der langen Ruderstange der Lichtfähre, als einer von fünfhundert Männern, Greisen und selbst Kindern, die den Wilden Fängern in Sarphand in die Netze gelaufen und auf das Schiff gebracht worden waren. Sie alle sollten nach Logghard gebracht werden, der Ewigen Stadt, die seit nunmehr 249 Sommern erbittert umkämpft wurde. Wo diese geheimnisvolle Stadt lag, das wusste Mythor ebenso wenig wie er die Zahl jener kannte, die den Mächten der Finsternis seit so vielen Generationen trotzten.
Aber es hieß, dass im 250. Jahr eine Entscheidung zugunsten der einen oder der anderen Seite fallen sollte. Mehr als einmal in den Stunden ruhelosen Umherwanderns hatte Mythor sich die Frage gestellt, ob diese bevorstehende Entscheidung und sein Aufbruch nach Logghard etwas miteinander zu tun hatten. War es Zufall, dass er gerade jetzt auf dem Weg dorthin war?
Nein, dachte er bitter. Ich bin nirgendwohin auf dem Weg. Ich bin ein Gefangener dieser Insel, die irgendwann einmal aus dem Meer auftauchte; verurteilt zum Glücklichsein!
Mythor stieß eine Verwünschung aus und teilte das Gras mit den Händen. Sofort stieg ein kleiner Schwarm von Leuchtkäfern auf und umschwirrte ihn summend.
Vieles hatte er in Sarphand über die Strudelsee gehört, doch nie war die Rede von der Insel Sarmara gewesen. Es war, als gehörte dieses Eiland überhaupt nicht zu der Welt, aus der er kam. Aber war dies nicht nur die Bestätigung dafür, dass es keinen Weg von hier zurückgab? Dass noch niemand von hier entkommen konnte, um in den Hafenstädten des Innenmeers Kunde von diesem Paradies zugeben?
Die Wasser des mächtigen Strudels waren ein unüberwindlicher Wall um Sarmara – unüberwindlich für Menschen. Jener Gegner, den Mythor mehr fürchtete als alle anderen, würde sich aber kaum von ihm zurückhalten lassen.
Einer der Deddeth ...
Wann würde er hier erscheinen, um erneut nach ihm zu greifen? Und wie sollte er ihn besiegen können, bevor er noch mächtiger wurde?
Es schien,