Annika & Xaver. Eine wundervolle Begegnung: Eine Weihnachtsgeschichte
Von Robert Bielmeier und Silke Welther
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Über dieses E-Book
Robert Bielmeier
Robert Bielmeier, Jahrgang 1966, lebt mit seiner Familie südlich von München. Seit frühester Jugend begeisterter Geschichtenerzähler, gelangt er über Umwegen zu seiner verborgenen Leidenschaft – dem Schreiben von Romanen & Kurzgeschichten.
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Rezensionen für Annika & Xaver. Eine wundervolle Begegnung
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Buchvorschau
Annika & Xaver. Eine wundervolle Begegnung - Robert Bielmeier
(www.welther-ag.com)
Seit vier Tagen hatten sich dunkle, graue Schneewolken über dem bayerischen Voralpenland festgesetzt. Es hatte den Anschein, als ob die Wolken zu schwer wären, als dass sie über die Alpen davonfliegen könnten. Die Erwachsenen fluchten und schimpften über die weiße Plage, schlitterten mit ihren Autos über die verschneiten Straßen, froren beim Warten auf die verspätete S-Bahn und schoben mit bitterer Miene den Schnee zu meterhohen Haufen zusammen. Die Kinder jedoch lachten, erfreuten sich an der weißen Pracht, bauten Schneeburgen, rasten mit ihren Schlitten den Berg hinunter und jubilierten über die weise Entscheidung des Schuldirektors, die Schule mindestens bis zum Wochenende geschlossen zu halten. Der Landkreis Hohenschäftlarn versank an diesem 6. Dezember im Schnee und so manches Kind hatte seine Zweifel, ob es der Nikolaus wohl rechtzeitig zu ihnen schaffen würde.
Das Fenster gab ein dumpfes Quietschen von sich, als Annika mit ihrem Fäustling ein handtellergroßes Guckloch in die beschlagene Scheibe wischte. Erschreckend laut klang das, gefährlich laut. Annika hielt die Luft an und starrte abwartend den langen, dunklen Gang entlang. Wenn sie jetzt jemand gehört hatte, würde alles verloren sein. Die Regeln waren streng im Waisenhaus und wer gegen sie verstieß wurde hart bestraft. Heute, am Nikolausabend, um zwanzig Uhr, hatten sich alle Kinder in der großen Halle einzufinden. Die beiden ältesten Jahrgangsstufen führten Charles Dickens Weihnachtsepos Ebenezer Scrooge auf und es bestand Anwesenheitspflicht für alle Kinder.
Annika wartete angespannt noch ein paar Atemzüge, bevor sie erneut durch das kleine Fenster in der Tür spähte. Wirbelnde Schneeflocken trieben über den Hof und begruben die großen Tannen, die Hecke, den Schuppen, die Sitzbänke, sogar den kleinen Weiher unter einer dicken Schneedecke. Wo blieb ihr kleiner Bruder? Wollte er gar kneifen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Xaver war kein Feigling, trotz seiner acht Jahre. Wenn es Ärger gab befand er sich meist mitten im Zentrum – „my second name is action" – pflegte er zu sagen und stand an vorderster Front, wenn es darum ging einen Streich umzusetzen.
Erste Schweißperlen rannen Annika über die Stirn, der dicke Mantel, die Mütze und die warmen Fellstiefel blieben nicht ohne Wirkung. Ungeduldig wippte sie auf den Fußballen. „Xaver", formten ihre Lippen ungeduldig den Namen ihres Bruders während ihre Augen den menschenleeren Hof absuchten. Endlich, im Jungenhaus öffnete sich die schwere, hölzerne Eingangstür und eine kleine, dicke Gestalt schlich sich heraus. Wie ein übergewichtiges Wiesel huschte der Schatten an der Hauswand entlang. Annika vergewisserte sich noch einmal, dass die Luft rein war, dann drückte sie die Türklinke hinunter. Draußen war es beißend kalt und sofort trieb ihr der