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Die Erlösung des inneren Kindes: Das Manuskript des Martin de Merveille
Die Erlösung des inneren Kindes: Das Manuskript des Martin de Merveille
Die Erlösung des inneren Kindes: Das Manuskript des Martin de Merveille
eBook212 Seiten2 Stunden

Die Erlösung des inneren Kindes: Das Manuskript des Martin de Merveille

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Über dieses E-Book

Ein Mann begegnet dem Kind, das er einmal war. Spät lernt er es kennen – und damit sein heutiges Selbst endlich besser verstehen. Er bietet sich an, die tragische Geschichte des Kindes gleichsam in die Sprache der Erwachsenen zu übertragen, damit die Menschheit endlich erfährt, woran sie krankt. Denn das Kind Martin ist nur eines von vielen einsamen, gedemütigten Kindern dieser Welt. Es berichtet von seiner steten Suche nach Liebe, die allzu oft enttäuscht wurde. Die Augen der vergötterten Mutter wiesen ihn kalt ab, die Hände des Vaters und der Brüder mißhandelten und mißbrauchten ihn. Als die Schule begann, wurde die Pein gesellschaftlich, ein Krankenhausaufenthalt zum Trauma. So kam es, daß das heranwachsende Kind sich stets schlecht und ungenügend fühlte und später tragischerweise selbst vom Opfer zum Täter wurde.
Der Erzähler gibt die Geschichte eines Freundes wieder, dem er in seinem Haus auf Sri Lanka Obdach gewährte. Das erschütternde und verstörende Buch thematisiert sensibel die seelischen Qualen eines Kindes. Kontrolle, Gehorsam und Willkür prägten diesen Weg, vor dem der Autor seine Leser und deren Kinder bewahren möchte.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Juli 2015
ISBN9783828032873
Die Erlösung des inneren Kindes: Das Manuskript des Martin de Merveille
Autor

Diethard Volker Klann

Der Autor wurde 1958 in einer Fabrikantenfamilie im bayerischen Landshut geboren. Er studierte in Deutschland, Frankreich und den USA Philosophie und Neue Sprachen. Von 1987 bis 2012 lebte Diethard Volker Klann als freier Schriftsteller in dem exotischen Tropenparadies Sri Lanka, wo er private Studien indischer Philosophie betrieb und zwei indische Sprachen erlernte. Im Frieling-Verlag Berlin erschienen von ihm bereits vier Bücher.

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    Buchvorschau

    Die Erlösung des inneren Kindes - Diethard Volker Klann

    Epilog

    Einleitende Stellungnahme des Herausgebers

    Da meine Herausgeberschaft es mit sich bringt, daß man mich fortan und für immer mit dem dieser einleitenden Stellungnahme folgenden Text in Verbindung bringen wird, will ich gleich zu Anfang darauf hinweisen, daß ich weder an der Niederschrift dieses Textes beteiligt war noch in irgendeiner Weise Einfluß auf seine Niederschrift genommen habe. Somit bin ich auch nicht verantwortlich für die Inhalte dieses Textes und weise eine solche Verantwortlichkeit strikt zurück.

    Mein Leben wird als ein wahrhaft außergewöhnliches zu gelten haben, was vermutlich auch daran liegt, daß ich in ihm oft wahrhaft außergewöhnlichen Menschen begegnet bin. Einer von ihnen war Martin de Merveille, der Autor des Textes, auf den sich dieses Vorwort bezieht. Um die Umstände, unter denen ich Martin de Merveille traf, verständlich zu machen, ist es vorab nötig, einige biografische Details von mir selbst bekanntzugeben.

    Ich wurde 1958 geboren und hatte von 1987 bis 2012 meinen ständigen Wohnsitz in Sri Lanka. Dort besaß ich ein Strandhaus in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Colombo sowie eine Kokosnußplantage, gelegen in einer ländlichen Gegend, rund drei Stunden Fahrt von Colombo entfernt. Je nach Umständen und Jahreszeit hielt ich mich entweder in meinem Strandhaus nahe der Hauptstadt oder auf meiner Plantage auf. Im Jahre 2012 verlor ich durch unglückliche Umstände (die zu schildern hier zu weit führen würde) meine Kokosnußplantage und sah mich hierdurch gezwungen, nach Deutschland zurückzukehren.

    Martin de Merveille hatte ich noch zu meiner Zeit in Sri Lanka zum ersten Mal getroffen und näher kennengelernt, und zwar auf folgende Art: Als ich am Abend eines heißen Tages im Jahre 2006 Abkühlung und Erfrischung suchte, indem ich am Meer nahe meines Strandhauses spazieren ging, fiel mir ein Europäer und somit Nicht-Einheimischer auf, der eingeschlafen auf dem Sand des Strandes lag und dessen Alter ich auf etwa 40 Jahre schätzte. Unmittelbar neben ihm lief ein Abwasser führendes Rinnsal ins Meer, das mir wohlbekannt war und von dem ich wußte, daß es in dem weichen Sand des Strandes oft seinen Kurs wechselte. Da ich aber wahrnahm, daß das Rinnsal dabei war, seinen Lauf in Richtung auf den Schlafenden hin zu ändern, hielt ich es für angeraten, diesen zu wecken, um ihn davor zu warnen, daß er sich schon bald in unreinem Abwasser wiederfände, wenn er an Ort und Stelle bliebe.

    Diesem Gedanken gemäß handelte ich. Nachdem ich den Schlafenden geweckt und ihn angesprochen hatte, stellte ich fest, daß er Deutscher war wie ich. Als ich mich danach erkundigte, warum er hier am Strand und nicht in seinem Hotelzimmer schlafe, sagte er mir, daß er kein Hotelzimmer habe, weil er sich aus Mangel an Geld ein solches nicht leisten könne. Hierauf fragte ich ihn, wie es denn dazu gekommen sei, daß, nachdem er offensichtlich die teure Flugreise nach Sri Lanka habe bezahlen können, er jetzt nicht einmal mehr ausreichend Geld habe, um sich ein Hotelzimmer zu mieten.

    Auf diese Frage erhielt ich eine Antwort, die sehr mich verwirrte und wie folgt lautete: „Ich war in Deutschland noch bis vor einigen Tagen laut richterlichem Beschluß in einer psychiatrischen Anstalt eingesperrt gewesen, aus der ich entkam. Um von der Polizei nicht bald schon wieder eingefangen und in die besagte Anstalt zurückgebracht zu werden, sah ich mich gezwungen, Deutschland schnellstens zu verlassen. Dies tat ich, indem ich am nächsten Flughafen den erstbesten Flug ins Ausland nahm und ihn mit meinem letzten Geld bezahlte. Zufällig aber handelte es sich bei diesem Flug um einen, der nach Sri Lanka ging. Hier im Land angekommen, hatte ich dann gerade noch das nötige Kleingeld, um einen Bus zu dem Strand zu nehmen, wo Sie und ich uns jetzt befinden und miteinander reden."

    Meine erste Reaktion auf diese ungewöhnliche Antwort bestand darin, daß ich mich schon bald von dem Mann trennte und ihn dort zurückließ, wo er war. Als ich mich jedoch in mein Strandhaus zurückbegeben und dort geraume Zeit nach Mitternacht immer noch keinen Schlaf gefunden hatte, begannen sich in mir Gewissensbisse zu regen, wenn ich daran dachte, daß ich als Deutscher einen mittel- und obdachlosen Landsmann ohne Hilfe gelassen hatte, obwohl es mir selbst gut ging und ich durchaus in der Lage war, ihm zu helfen.

    Daher begab ich mich trotz der späten Stunde nochmals an die Stelle am Stand, wo ich ihm begegnet war, und stellte fest, daß er ein wenig weiter abseits des erwähnten Rinnsals als zuvor flach auf dem Sand des Strandes lag. Er schlief jedoch nicht, sondern blickte mit erhobenem Kopf auf das Meer vor sich.

    Nachdem ich ihm erklärt hatte, daß es, allzumal für einen Europäer, nicht sicher sei, am Strand zu schlafen, weil sich dort spätnachts allerlei zwielichtiges Gesindel herumtreibe, lud ich ihn ein, die Nacht bei mir in meinem Haus zu verbringen. Er nahm diese Einladung umgehend an, unverkennbar nicht zuletzt deswegen, weil die Mücken ihm arg zugesetzt hatten und allein schon von daher der Strand für ihn als Schlafstätte nicht in Frage kam.

    Auf dem Weg zu meinem Haus fragte ich ihn, aus welchem Grund er laut richterlichem Beschluß in einer psychiatrischen Anstalt eingesperrt gewesen sei. Er beantwortete diese Frage kurz und bündig mit den Worten: „Weil ich meine Eltern tätlich angegriffen habe."

    Als Reaktion auf diese Antwort fing ich es insgeheim an zu bereuen, ihn in mein Haus eingeladen zu haben. Dennoch wollte ich jetzt diese Einladung, wo ich sie einmal ausgesprochen hatte, nicht wieder zurückziehen.

    Als aber die Nacht, die er im Gästezimmer meines Hauses zugebracht hatte, vorüber war und ich ihm bei einem gemeinsamen Frühstück gegenübersaß und ihn endlich im hellen Licht des Tages sah, verloren sich alle Bedenken, die ich ihn betreffend gehegt hatte. Denn abgesehen davon, daß er nicht im mindesten gewalttätig wirkte, nahm er sich auch generell wie ein kluger und vernünftiger Mann aus. Ich wußte es mir von daher gar nicht zu erklären, daß er wegen eines tätlichen Angriffs auf seine Eltern zwangsweise in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert worden war, aus der er sich durch Flucht gerettet hatte.

    Da er jedenfalls zumindest vorerst nicht nach Deutschland zurückkehren konnte und zugleich auch keinerlei Mittel hatte, um in Sri Lanka seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, machte ich ihm das Angebot, mit mir auf meine Kokosnußplantage zu kommen und dort in einem alten Haus zu leben, das gegenwärtig unbewohnt war. Als Gegenleistung verlangte ich lediglich, daß er sich gelegentlich bei der Bewirtschaftung der Plantage nützlich mache.

    Wie nicht anders zu erwarten, nahm er dieses Angebot an, und so ergab es sich, daß er ein knappes Jahr bei mir auf meiner Kokosnußplantage in einem alten, ehemaligen Verwalterhaus ohne Strom und fließendes Wasser lebte. Um nachts Licht zu machen, zündete er Öllampen an, und um sich zu waschen, ging er zu einem nahen Brunnen. Er war hierbei aber offenbar immer guter Dinge und schien unter dem Mangel an Luxus nicht zu leiden.

    Seltsam war es, daß er des Nachts auf der Plantage herumging (oder soll ich sagen „herumgeisterte"?), die erste Hälfte eines jeden Tages verschlief und sich nie vor dem Nachmittag blicken ließ. Da aber in Sri Lanka der nächtliche Diebstahl von Kokosnüssen ein weit verbreitetes Delikt ist, von dem auch meine Kokosnußplantage betroffen war, erwies sich das besagte Nachtwandeln als durchaus nützlich, da es im Ergebnis immer auch auf einen nächtlichen Wachdienst hinauslief. Insofern ließe sich also sagen, daß mein neuer Freund für mich als Nachtwächter tätig geworden war.

    Während des knappen Jahres, das so er auf meiner Plantage zubrachte, ließ er mich kaum etwas über sich und seine privaten Verhältnisse wissen. Aus einigen Bemerkungen, die von ihm mehr oder weniger zufällig kamen, erfuhr ich nur so viel, daß seine Heimatstadt in Deutschland das niedersächsische Vechta sei, wo sein Vater eine große und gut gehende Maschinenfabrik betreibe. Seine Mutter entstamme einer adeligen Hugenottenfamilie und sei so stolz auf ihre Abstammung gewesen, daß sie es bei der Eheschließung mit seinem Vater durchgesetzt habe, daß nicht der väterliche Familienname, sondern ihr Familienname, d. h. „de Merveille, der gemeinsame Name des Ehepaars geworden sei. Auch sei es die Mutter gewesen, die „Martin als Vornamen für ihn ausgewählt habe, weil dieser Name außer in Deutschland auch in Frankreich gebräuchlich war und gut zu dem Nachnamen „de Merveille" paßte.

    Dies sind die einzigen Informationen rein persönlicher Art, die mein Freund Martin de Merveille mir jemals von sich gab. Nachdem ich im Jahr 2012 Sri Lanka verlassen hatte und nach Deutschland zurückgekehrt war, stieß ich dort allerdings auf nichts, das diese bestätigt hätte, weshalb ich jetzt im nachhinein nicht sicher sein kann, ob sie den Tatsachen entsprachen oder bloße Erfindungen waren. Da ich nicht über die Mittel verfüge, um gründlich und intensiv Nachforschungen anzustellen, muß ich diese Frage letztlich offenlassen.

    Weiterhin habe ich vom Verhalten meines Freundes während seines Aufenthalts auf meiner Kokosnußplantage zu berichten, daß er an den Nachmittagen viel Zeit damit zubrachte, schriftliche Aufzeichnungen zu machen, was mich schon bald zu der Annahme veranlaßte, daß er ein Buch schreibe. Befragte ich ihn jedoch hierüber, erhielt ich von ihm keine Antwort. Nur einmal erwiderte er mir auf eine meiner diesbezüglichen Fragen: „Ich schreibe kein Buch, sondern ich bekomme eines von jemandem diktiert." Diese Worte waren freilich eher dazu angetan, mich zu verwirren, anstatt mir Klarheit über seine schriftstellerischen Tätigkeiten zu gewähren.

    Nachdem Martin de Merveille bereits ein knappes Jahr unter den oben beschriebenen Umständen bei mir auf meiner Kokosnußplantage als Nachtwächter tätig gewesen war, teilte er mir eines Tages mit, daß er beabsichtige, Sri Lanka zu verlassen und sich nach Französisch-Polynesien zu begeben, wo er sich dauerhaft niederlassen wolle. Diesbezüglich erbitte er von mir weiter nichts als die zur Durchführung dieses Vorhabens nötigen Reisekosten. Als ich ihn fragte, warum er Sri Lanka zugunsten von Französisch-Polynesien aufgeben wolle, antwortete er mir: „Weil es auf der Welt keinen zweiten Ort gibt, wo das Dasein so angenehm und leicht ist wie dort. In Französisch-Polynesien gibt es Inseln, noch völlig frei von Insekten, auf denen man nur vom Fischfang und von Früchten leben kann, die, sobald reif sie geworden sind, einem von ihrem jeweiligen Baum herunter vor die Füße fallen."

    Diese Sätze kamen mir zwar unrealistisch vor, da aber mein Freund sie offenbar für durchaus realistisch hielt, widersprach ich ihm nicht aus Respekt für ihn und seine Entscheidung. Außerdem willigte ich ein, ihm die besagten Reisekosten zur Verfügung zu stellen, als Bezahlung für seine nächtlichen Wachdienste.

    Bevor Martin de Merveille mich jedoch endgültig verließ, wandte er sich noch mit einem besonderen Anliegen an mich. Er hatte seine vielen Aufzeichnungen ins Reine geschrieben, so daß sie nunmehr in der Tat zu einem brauchbaren Manuskript geworden waren. Zu diesem hatte er sogar ein Titelbild entworfen, das ein kleines Kind darstellte, das anstatt eines Kopfes ein großes Auge hatte und auf das von oben her ein Mann und eine Frau einschlugen.

    Mein Freund fragte mich, ob ich für den Fall, daß ich fünf Jahre lang keine Nachricht von ihm erhielte, bereit wäre, dieses Manuskript durch einen Verleger als Buch veröffentlichen zu lassen. Ich antwortete ihm, daß ich durchaus bereit sei, einen entsprechenden Versuch zu unternehmen, für den Ausgang aber nicht bürgen könne, da meine Lage mir lediglich erlaube, einigen Verlegern das Manuskript anzubieten, nicht aber sie zu zwingen, es anzunehmen.

    Martin de Merveille war mit dieser Antwort zufrieden. Hierauf begab ich mich auf seinen Wunsch hin zusammen mit ihm zu einem Notar, wo wir alle dazu nötigen rechtlichen Formalitäten abwickelten, daß in fünf Jahren sämtliche Rechte an dem von ihm verfaßten Manuskript an mich fielen, sofern er vor Ablauf dieser Frist hiergegen nicht schriftlich Widerspruch einlege.

    Kurze Zeit später verließ mich mein Freund, um geraume Zeit oder womöglich sogar den Rest seines Lebens auf einer paradiesischen Insel in Französisch-Polynesien zu verbringen. Da er mir inzwischen sehr vertraut geworden war, verursachte der Abschied von ihm mir Kummer, ich tröstete mich aber damit, daß er vielleicht eines Tages zu mir auf meine Kokosnußplantage zurückkäme.

    Was aber ist der Mensch, daß er sich erdreistet, Dinge für sicher zu halten? Für immer am gleichen Ort zu bleiben und dort auf eine etwaige Rückkehr meines Freundes zu warten, gönnte mir das Schicksal nicht. Ungefähr zur gleichen Zeit, als die oben erwähnte Frist von fünf Jahren abgelaufen war, verlor ich durch unglückliche Umstände meine Kokosnußplantage und mußte darum nach Deutschland zurückkehren.

    Dort nahm ich zum ersten Mal das mir anvertraute Manuskript, welches ich aus Sri Lanka mitgebracht hatte, zur Hand und las es aufmerksam. Anschließend erfüllte ich gern den Wunsch meines Freundes, sein Manuskript nach Möglichkeit durch einen Verleger veröffentlichen zu lassen, da dessen Lektüre mich tief beeindruckt hatte. Da von Martin de Merveille dem Manuskript zwar ein Titelbild, aber kein Titel beigegeben worden war, schlug ich gegenüber den Verlegern als Titel vor: „Das Manuskript des Martin de Merveille". Das so entstandene Buch empfehle ich jedermann in gutem Glauben, da sein Inhalt Einblicke in zumeist nicht wahrgenommene Bereiche des Menschlichen gewährt und sich somit viel aus ihm lernen läßt.

    Ob ich Martin de Merveille je wiedersehen werde, ist eine Frage, die ich nicht zu beantworten vermag. Vielleicht wird er (falls dies nicht sogar schon geschehen ist) eines Tages nach Sri Lanka kommen, mich dort suchen und mich nicht mehr finden. Möglich wäre außerdem, daß er eines Tages nach Deutschland zurückkehrte, wo er mich suchen würde oder auch nicht und mich finden würde oder auch nicht – ich drücke mich deswegen so vorsichtig und unbestimmt aus, weil eine Lehre, die ich aus meinem bewegten und außergewöhnlichen Leben ziehe, darin besteht, daß es uns Menschen nicht gegeben ist vorherzusehen, was geschehen wird, und wir daher immer auf das Unerwartete gefaßt sein müssen.

    Diethard Volker Klann

    Berlin, März 2013

    Vorwort

    Es ist ein gleichermaßen beliebter wie traditionsreicher Brauch, Menschen, die es wagen, die Wahrheit zu sagen, zu verfolgen, zu foltern und sogar ans Kreuz zu schlagen.

    Wir Modernen haben es nicht gerne, wenn wir auf diese, unsere Gewohnheit hingewiesen werden. Bei solchen Gelegenheiten fühlen wir uns in unserem Stolz verletzt und beteuern, daß es bei uns keinerlei Unterdrückung der Wahrheit gebe. Wir weisen darauf hin, daß jeder frei in Wort und Schrift seine Meinung kundtun darf. Schließlich sind wir aufgeklärt und tolerant und das finstere Mittelalter liegt weit hinter uns.

    Auf den ersten Blick scheinen unsere diesbezüglichen Beteuerungen auch tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen. Anders als im Mittelalter kann heutzutage jeder Philosoph und Theologe frei seine Meinung zum Ausdruck bringen und publizieren. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man Fälle, in denen auch im Hier und Jetzt Menschen aus keinem anderen Grund verfolgt werden als dem, daß sie die Wahrheit sagen.

    Ich denke hierbei beispielsweise an die Personen, die in psychiatrischen Nervenheilanstalten eingesperrt sind. In ihren Symptomen tun sie nichts anderes, als über die in früher Kindheit an ihnen begangenen Verbrechen genau und wahrheitsgetreu zu berichten. Und ebendieser Wahrheit wegen inhaftiert man sie und foltert sie sogar. Erst wenn sie darauf verzichten, auf dem Wege ihrer Symptome die Wahrheit über sich zu berichten, können sie hoffen, als „geheilt" wieder in Freiheit gesetzt zu werden.

    Dies erscheint paradox. Ein Philosoph, der durch ein einziges Buch unter Umständen

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