Die Inseldirne vom Wilhelmstein: Erinnerungen der Ursula Stindt von 1769–1792. Erzählung
Von Bodo Dringenberg
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Über dieses E-Book
Bodo Dringenberg
Bodo Dringenberg, Jahrgang 1947, lebt seit 1972 in Hannover. Er veröffentlicht literarische Texte und sprachgeschichtliche Untersuchungen, schreibt für diverse Rundfunkanstalten und konzipiert kulturelle Veranstaltungen. Bei zu Klampen erschienen seine historischen Krimis »Mord auf dem Wilhelmstein« (bereits in der 3. Auflage) und »Die Gruft im Wilhelmstein« sowie seine Kurzkrimisammlung »Kleiner Tod im Großen Garten«. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Mord auf dem Wilhelmstein« (2007, 2009), »Kleiner Tod im Großen Garten« (2009), »Die Gruft im Wilhelmstein« (2011), »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« (2012) und »Ein Pils, ein Sekt, ein Todesfall« (2015).
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Buchvorschau
Die Inseldirne vom Wilhelmstein - Bodo Dringenberg
BODO DRINGENBERG
Die Inseldirne
vom Wilhelmstein
Erinnerungen der Ursula Stindt
von 1769 – 1792
Erzählung
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Erinnerungen der Ursula Stindt von 1769–1792
Weitere Bücher
Bodo Dringenberg, Jahrgang 1947, lebt seit 1972 in Hannover. Er veröffentlicht literarische Texte und sprachgeschichtliche Untersuchungen, schreibt für diverse Rundfunkanstalten und konzipiert kulturelle Veranstaltungen.
Bei zu Klampen erschienen seine historischen Krimis »Mord auf dem Wilhelmstein«. (bereits in der 3. Auflage) und »Die Gruft im Wilhelmstein« sowie seine Kurzkrimisammlung »Kleiner Tod im Großen Garten«.
© 2015 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe
www.zuklampen.de
Umschlaggestaltung: © HildenDesign
Umschlagabbildung: © HildenDesign/shutterstock.com
Satz: thielenVERLAGSBUERO · Hannover
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-86674-430-1
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Vorwort
NACH DER VERÖFFENTLICHUNG von zwei Wilhelmstein-Büchern, die ein großes Lesepublikum erreichten, Resonanz bei Historikern und Archivaren erfuhren sowie Unterrichtsstoff in mehreren Gymnasien wurden, bekam der Verfasser beider sogenannter historischen Kriminalromane einen Hinweis auf einen Bericht, der von weiblicher Hand zu Beginn des 19. Jahrhunderts verfasst worden war. Als Autorin genannt wird die kinderlos gebliebene Steinhuderin Ursula, auch Ulla genannt, Stindt, verwitwete Kaspereit, die nach eigenen Angaben ihre zweite Lebenshälfte auf dem Gutshof der Freifrau Angelika von Maetke verbracht hat.
Der Hinweis auf diesen Text und die spätere Aushändigung des Originalmanuskripts an den Verfasser der Romane über den Wilhelmstein geschah mit größter Diskretion. Zum einen fürchtete der Informierende um den Ruf von Nachkommen der in den Erinnerungen genannten Personen. Zum anderen wollte der Steinhuder Bürger, welcher diese Blätter geerbt und aufbewahrt hatte, nicht mit dem – seiner Auffassung nach – anstößigen Gehalt der Niederschrift in Verbindung gebracht werden. Da auch der Name Stindt in keinem lokalen Kirchenbuch des 18. Jahrhunderts auftaucht, kann von einem schützenden Pseudonym für die Tochter aus einer alteingesessenen Weberfamilie des Fleckens Steinhude ausgegangen werden.
Die Erinnerungen sind von der Autorin so gut lesbar und ausformuliert niedergelegt worden, dass die Übertragung und behutsame Bearbeitung des handschriftlichen Textes keine große Mühe bereitete.
Erinnerungen der Ursula Stindt
von 1769 – 1792
SEIT ÜBER ZWANZIG JAHREN lebe ich bereits auf dem Gutshof der jüngst verstorbenen Freifrau Angelika von Maetke, die mir immer eine sehr liebe Freundin und Gönnerin gewesen ist. Meine Stellung hier war die einer Gesellschafterin der adeligen Dame, für die ich aber sicherlich viel mehr gewesen bin, wie sie mir immer wieder beteuerte. Sie muss mich wohl geliebt haben, wofür all ihre derartigen Bekundungen als auch die unzähligen kleinen und großen Zuwendungen sprechen, die mir Angelika zuteilwerden ließ. Dazu gehört auch, was sie mir an Privilegien und finanziellen Mitteln hinterlassen hat, die mich in die glückliche Lage versetzen, sorglos alt werden zu können.
In den letzten beiden Jahrzehnten konnte ich mir mit freundlicher Unterstützung Angelikas etwas mehr Bildung aneignen und las mich wie besessen durch die große Bibliothek des Gutshofs. All dies hat mir sehr geholfen, heute ohne Schminke, ohne Beschönigungen, ohne mich zu schonen, über meine Zeit auf dem Wilhelmstein Auskunft zu geben.
Für beinahe alles, was ich dort als Dirne mit verschiedenen Soldaten getan habe, schäme ich mich bis heute keineswegs. Es war, auch wenn es üblicherweise anders genannt wird, ein durchaus ehrliches und menschenfreundliches Gewerbe, dem ich dort nachgegangen bin. Und wenn nicht dieses verstörende Geschehen mit einem üblen Offizier gewesen wäre, könnte ich über diese fünf Jahre auf den siebzehn Wilhelmsinseln noch unbefangener berichten. Nur dieses eine Ereignis lässt mich fragen, ob ich einst eine schwere Schuld auf mich geladen habe.
GEBOREN WURDE ICH im Frühjahr 1769 als zweites Kind und einzige Tochter meiner Eltern, die als Leineweber ein Häuschen in Steinhude bewohnten. Von den frühen Jahren weiß ich nur noch, dass es nach den Stoffen roch, nach Fisch, Kohl und den Schweinen, die in einem kleinen Koben am Haus grunzten.
Als ich sechs Jahre alt war, durfte ich zur Schule gehen, wo ich Lesen und Schreiben lernte, wie es seit langer Zeit Pflicht in Schaumburg-Lippe war. Mir erging