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Kleiner Tod im Großen Garten: Kurzkrimis
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Kleiner Tod im Großen Garten: Kurzkrimis
eBook194 Seiten2 Stunden

Kleiner Tod im Großen Garten: Kurzkrimis

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Über dieses E-Book

Eine laue Sommernacht in den Herrenhäuser Gärten, ein Liebespaar vergnügt sich zwischen den Rabatten. Doch was vom nächtlichen Schäferstündchen übrig bleibt, ist nicht sehr appetitlich – eine Leiche mit eingeschlagenem Schädel. Bodo Dringenbergs kurze Krimis zeigen Hannovers abseitige Geschäftigkeit. In der Titelgeschichte 'Kleiner Tod im Großen Garten' liegen Erotik und Verbrechen nah beieinander. Auch im hellen Sonnenschein an den Ricklinger Kiesteichen ist das ewige Dunkel nah. Und wenn sich vermeintlich harmlose Boule-Spieler mit Kokain-Dealern einlassen, dann kann das schnell der letzte große Wurf gewesen sein. Vier zeitgenössische Erzählungen legt Bodo Dringenberg, der Erfolgsautor des historischen Krimis 'Mord auf dem Wilhelmstein', vor und kann dabei nicht ganz von Inseln lassen: Was der eigenbrötlerische Andreas Linden aus dem gleichnamigen hannoverschen Stadtteil erlebt, als er sich auf einer Nordseeinsel vom Beziehungsstress erholen möchte, ist ebenso skurril wie tödlich …
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Okt. 2012
ISBN9783866740792
Kleiner Tod im Großen Garten: Kurzkrimis
Autor

Bodo Dringenberg

Bodo Dringenberg, Jahrgang 1947, lebt seit 1972 in Hannover. Er veröffentlicht literarische Texte und sprachgeschichtliche Untersuchungen, schreibt für diverse Rundfunkanstalten und konzipiert kulturelle Veranstaltungen. Bei zu Klampen erschienen seine historischen Krimis »Mord auf dem Wilhelmstein« (bereits in der 3. Auflage) und »Die Gruft im Wilhelmstein« sowie seine Kurzkrimisammlung »Kleiner Tod im Großen Garten«. Bei zu Klampen veröffentlichte er »Mord auf dem Wilhelmstein« (2007, 2009), »Kleiner Tod im Großen Garten« (2009), »Die Gruft im Wilhelmstein« (2011), »Ein Bier, ein Wein, ein Mord« (2012) und »Ein Pils, ein Sekt, ein Todesfall« (2015).

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    Buchvorschau

    Kleiner Tod im Großen Garten - Bodo Dringenberg

    www.zuklampen.de

    Informationen zum Buch

    Grün ist die Farbe des Lebens. Im Hannover der kurzen Krimis von Bodo Dringenberg wird das üppige Grün der Parks und Gärten zur Farbe des Todes.

    Eine laue Sommernacht in den Herrenhäuser Gärten, ein Liebespaar vergnügt sich zwischen den Rabatten. Doch was vom nächtlichen Schäferstündchen übrig bleibt, ist nicht sehr appetitlich – eine Leiche mit eingeschlagenem Schädel. Bodo Dringenbergs kurze Krimis zeigen Hannovers abseitige Geschäftigkeit. In der Titelgeschichte »Kleiner Tod im Großen Garten« liegen Erotik und Verbrechen nah beieinander. Auch im hellen Sonnenschein an den Ricklinger Kiesteichen ist das ewige Dunkel nah. Und wenn sich vermeintlich harmlose Boule-Spieler mit Kokain-Dealern einlassen, dann kann das schnell der letzte große Wurf gewesen sein. Vier zeitgenössische Erzählungen legt Bodo Dringenberg, der Erfolgsautor des historischen Krimis »Mord auf dem Wilhelmstein«, vor und kann dabei nicht ganz von Inseln lassen: Was der eigenbrötlerische Andreas Linden aus dem gleichnamigen hannoverschen Stadtteil erlebt, als er sich auf einer Nordseeinsel vom Beziehungsstress erholen möchte, ist ebenso skurril wie tödlich …

    Informationen zum Autor

    Bodo Dringenberg, Jahrgang 1947, lebt seit 1972 in Hannover. Er veröffentlicht literarische Texte und sprachgeschichtliche Untersuchungen, schreibt für diverse Rundfunkanstalten und konzipiert kulturelle Veranstaltungen. Sein im Jahre 2007 bei zu Klampen erschienener historischer Krimi »Mord auf dem Wilhelmstein« ist bereits in der 3. Auflage.

    Bodo Dringenberg

    Kleiner Tod im Großen Garten

    Kurzkrimis

    Impressum

    ©2010 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe

    info@zuklampen.de · www.zuklampen.de

    Herausgegeben von Susanne Mischke

    Titelgestaltung: Angelika Konietzny (www.izwd.de), Hannover

    Konvertierung: Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

    KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

    ISBN 978-3-86674-079-2

    Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

    Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

    Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar.

    Für Anneke

    und die Wasserbiergruppe

    Kleiner Tod im Großen Garten

    Lass den Schnee gewölbter Brüste

    Meine Totenbahre sein

    Johann Christian Günther

    Ein schwül-feuchter Spätsommermorgen lastet auf Hannovers Großem Garten. Bis auf den blutroten Streifen am Osthimmel ist es noch düster. Vom Westen her nähert sich dumpfes Wummern; Keuchen, Japsen, geflüsterte Wortbrocken, unterdrückte Schreie sind im grünen Gartenbereich des barocken Parks zu vernehmen. Die Geräusche von nah und fern werden lauter, mischen, überlagern und verdichten sich. Einer von zweien scheint gleich so weit zu sein, denkt der im Grünen Lauernde.

    Draußen, am östlichen Außenrand der Graft, die mit ihrem Wasser den Großen Garten wie ein U umfängt, liegt dick eingehüllt ein Mann. Ein hochgewachsener Streifen aus Brennnesseln und Schilf schirmt ihn vom Park aus ab. Vor patrouillierenden Polizeiwagen gewährt ihm der Graftdeich völligen Sichtschutz. Plötzlich lärmen Enten und Teichhühner, ein Schwan faucht böse auf, ein Blitz zuckt und Donnergrollen hallt nach. Der Aufgeschreckte erhebt sich mitsamt seinem Schlafsack, schiebt dessen Kapuze vom Kopf und angelt sich seine Brille. Fast vor ihm, inmitten dieser dämmerigen Kakophonie, steigt eine schlanke, langhaarige Frau aus dem mit Teichrosen dicht bedeckten Wasser. Triefend, mit Blättern, Schleimfäden und Stängeln drapiert, schluchzt sie mehrfach auf und rennt tropfensprühend davon, Richtung Bahnhaltestelle.

    »Undine«, ächzt der Obdachlose, seine schon lange verschüttete Bildung mobilisierend. Er setzt seinen ramponierten Zylinder auf und stiert der davonstiebenden Wasserfrau nach, bis sie hinter dem Deich verschwunden ist. Anscheinend hat sie ihn nicht bemerkt. Der Lärm der Wasservögel ebbt ab, anschwellendes Donnergrollen überlagert ihn. Der Schlafsackbewohner, nun hellwach geworden, blickt nachdenklich zum Großen Garten hinüber, während heftig der Regen einsetzt.

    Etwas später, gegen halb acht Uhr morgens. Der Große Garten dampft in der bereits wärmenden Morgensonne. »So, dann wollen wir mal wieder an die Hecken!«, muntert der Gärtner seine kleine Gruppe saisonaler Hilfskräfte auf. Die Hainbuchenhecken im grünen Teil des Großen Gartens müssen von innen beschnitten werden.

    Hoffentlich sind diese sperrigen Hecken nicht mehr so feucht, denkt die studentische Aushilfsgärtnerin, während sie die elektrische Heckenschere und ihren Rucksack aufnimmt. Auch nächtlicher Regen ist schlecht, denn immer wieder schaltet sich dann ihr Arbeitsgerät ab, und sie schafft kaum ihr Arbeitssoll. Ansonsten macht die Biologiestudentin diese Arbeit als Saisonhilfe ziemlich gern, zählt sie doch zu den wenigen, die einen guten Job in den Semesterferien ergattern konnten. Sie macht sich auf den Weg, der durch die Rabatten und Boskette direkt zur Großen Fontäne führt. Wie jeden Morgen grüßt sie kopfnickend nach links zur steinernen Kurfürstin Sophie.

    An deren Denkmal vorbei strebt sie weiter entlang der Längsachse des Parks auf den Riesenspringbrunnen zu. Gleich der erste grüne Triangel links vor ihm, das ist heute ihr Arbeitsplatz. Die junge Frau stutzt, als sie die beiden Eingangspfeiler des Dreiecks passiert hat. Nach wenigen Schritten hält sie inne. Ein Schrei will aus ihrem Mund brechen, aber sie dämpft ihn mit dem rechten Handrücken und greift mit der Linken mechanisch zu ihrem Mobiltelefon.

    »Also, mein vorläufiger Befund: Der Tote da vorn ist so Mitte vierzig. Er wurde auf dem Bauch liegend aufgefunden. Todesursächlich ist wahrscheinlich das große komische, äh, konische Loch im Hinterkopf, herbeigeführt durch einen sehr harten, kantigen Gegenstand. Bisher ist allerdings keinerlei Spur von ihm in der vermutlich letalen Wunde oder um sie herum zu finden. Der Mann dürfte nach der schweren Traumatisierung sofort tot gewesen sein. Das muss vor etwa vier bis sechs Stunden passiert sein. Alle weiteren Delikatessen erfahren Sie morgen.«

    Mit gerunzelter Stirn hört sich die Hauptkommissarin das vorläufige Fazit des nach ihrem Geschmack immer etwas zu witzigen ärztlichen Fachmanns an. »Und sonst, was gibt’s sonst noch, vielleicht auffällige Spuren?«

    »Spuren vom Tathergang? Na, Sie sind gut! Da ist nicht viel übrig nach dem heftigen Gewitter, dem Sturzregen und der Hageleinlage mit anschließendem Sonnenschein. Der Verblichene hat, mit Verlaub, tatsächlich eine postmortale Gehirnwäsche bekommen, mal was ganz Neues. Tchaa, und alles Übrige wie üblich ab morgen nach der Obduktion.«

    Die Hauptkommissarin sieht ihren jüngeren Mitarbeiter auffordernd an, der prompt loslegt: »Na ja, der Boden drumherum ist auch regengeputzt, verwertbare Fußspuren hat nur diese Aushilfsgärtnerin hinterlassen, die den Erschlagenen gefunden hat. Die steht übrigens da hinten am Toreingang, diese Rothaarige.«

    Die Kriminalbeamtin geht um sich blickend langsam auf den Tatort zu, aufmerksam den weiteren Ausführungen ihres Kollegen lauschend. Genervt resümiert sie: »Ist ja reizend. Keine Spuren, kein Perso, kein Zettelchen mehr da – gar nix. Und seine Geldbörse fehlt natürlich auch, ist ja klar. Sieht eigentlich nach Raubmord aus, ist aber ein zu komischer Platz dafür.«

    »Der Obduzierte ist ziemlich genau gegen fünf Uhr gestorben. Zum Zeitpunkt der tödlichen Kopfverletzung dürfte er auf dem Bauch gelegen haben. Er wurde kurz nach seinem Ableben auf den Rücken gedreht, dann aber wieder auf den Bauch, so, wie er dann gefunden wurde. Seine tiefe, kraterförmige Kopfwunde haben wir genauer untersucht. Wir haben wenig nichthumanes Material gefunden, weil die Öffnung vom Gewitterregen gestern Morgen gründlich ausgespült worden ist. Aufgefallen sind uns Fäkalienreste in der zerstörten Hirnmasse und an den Schädelknochen. Woher die rühren, darüber wissen wir genauso wenig wie über die Zellulosefetzen, die ebenfalls in kleinsten Mengen im traumatisierten Bereich vorliegen.« Der Pathologe beendet seinen Kurzbericht und sieht die beiden Kriminalbeamten erwartungsvoll an.

    »Wer dem wohl ins Gehirn geschissen hat?«, wirft der junge Ermittler ein. Die Hauptkommissarin zwingt sich zu einem sehr strengen Ton: »Also bitte, ja. Der Tote ist ein hier sehr angesehener Politiker – gewesen. Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Fahren Sie bitte fort, Doktor.«

    »Jedenfalls hat das Opfer bis unmittelbar vor seinem Tod noch Geschlechtsverkehr einschließlich Erguss gehabt, und zwar mit einer Frau. Muss ja gesagt werden, passt nämlich wenig zu der brachialen Schädelfraktur. Durch eine genetische Analyse könnte man vielleicht die Person herausbekommen, mit der er noch bis zu seinem Ableben Verkehr gehabt hat.«

    »Aber wer hat ihn umgedreht und ihn wieder zurückgedreht? Seine Sexualpartnerin, ein Raubmörder, ein Totschläger aus Rache, jemand, der Spuren verwischen wollte?«, fragt sich der Kriminalbeamte. Seine Vorgesetzte zuckt bloß mit der Schulter und sagt: »Übrigens haben die Angehörigen und seine Partei bereits heute Morgen zusammen zehntausend Euro Belohnung für die Aufklärung des Todes ausgesetzt, wie ich erfahren habe. Na ja, vielleicht hilft uns so ein Kopfgeld weiter.«

    »Draußen steht eine streng riechende Person mit Zylinder, die Sie unbedingt sprechen will, wegen diesem Toten im sechsten Grün dieser Triangeln.«

    »Na gut, herein mit ihm.«

    Ein vollbärtiger Mann betritt das Büro. Er ist hager, undefinierbaren Alters, etwa zwei Meter groß, trägt einen verbeulten Zylinderhut und wedelt mit dem Titelblatt einer Boulevardzeitung. »Guten Tag, ich habe einiges gesehen vorgestern Nacht. Eine Seejungfrau und einen Brückenkletterer. Und nun komme ich wegen der Belohnung, Frau Kommissarin.«

    »Na, nun nehmen Sie erst einmal Platz und geben mir bitte Ihren Ausweis.«

    Der Bärtige schiebt ein plastikumhülltes Dokument über den Bürotisch zur Hauptkommissarin.

    »So, jetzt setzen Sie Ihren Zylinder ab, damit ich Ihr ganzes Gesicht sehen kann.«

    »Dieser Zylinder hier, der gehörte mal dem Chef des Kleinen Festes. Vor kurzem ist mir der zugeflogen, war schon ganz verbeult, der Zylinder.«

    »Ja, o. k., nun legen Sie mal los.«

    »Ich habe erst eine Frau und dann einen Mann gesehen. Beide kamen morgens, kurz vor dem Gewitter, aus dem Großen Garten. Wahrscheinlich haben die beiden ihn umgebracht, denn die sind kurz nacheinander über die Graft gekommen, da bei den Sportplätzen. Er ist ziemlich geschickt über die Brücke am Absperrgitter vorbei geklettert, sie ist durchs Wasser gelaufen oder geschwommen. Ja, was soll ich sagen, die Lange ist weggepest, als ob sie zur Olympiade wollte. Der Mann kam dann ein bisschen später, hat sich ganz gemütlich vom Acker gemacht. Die müssen’s gewesen sein. Lockvogel und Mörder, kennt man ja, oder?«

    »Das werden wir ja sehen. Beschreiben Sie die beiden doch mal genauer.«

    Außer ein paar weiteren sehr vagen Angaben über beide ist nichts aus diesem Zeugen herauszubekommen. Die Hauptkommissarin beendet die Vernehmung. »Bitte warten Sie draußen, mein Kollege wird von Ihnen die Fingerabdrücke nehmen. Eventuell brauchen wir auch noch eine Speichelprobe von Ihnen. Machen Sie sich klar, dass wir auch Sie genauer unter die Lupe nehmen werden.«

    »Jaja, ich kenne das, immer das Gleiche. Denn man los, meinetwegen. Ich bin unschuldig wie ein Engel.«

    Gemeinsam mit einem älteren Kriminalbeamten verlässt der Mann das Büro.

    »Na, wie reizend, da haben wir ja schon mal drei Verdächtige. Eine große schlanke Frau, einen Mann mittleren Alters und diesen Tramp.«

    Das Café ist kurz vor der Mittagszeit schon halb gefüllt. Mit der Hauptkommissarin am Tisch sitzt ein fast bulliger, mittelgroßer Mann mit Bürstenhaarschnitt. Er hat sich telefonisch als »freier Journalist« vorgestellt, der einiges über den Tod im Großen Garten wisse. Noch bevor der Kaffee kommt, hat er sie kurz über sich informiert. Er war einmal beim hiesigen Renommierblatt angestellt gewesen und ist kürzlich wegrationalisiert worden. Ab und zu schreibt er noch für diese Zeitung, ansonsten beliefert er hin und wieder andere Presseorgane mit Recherchen und Informationen. Er schlägt sich finanziell halt so durch.

    »Und jetzt der Grund, warum ich Sie um ein informelles Gespräch gebeten habe: Seit ein paar Tagen bin ich mit einer Recherche über das nächtliche Treiben in hannoverschen Parks beschäftigt, für eine große Illustrierte. Sie können da nachfragen – nicht dass Sie mich für einen Voyeur halten! Ich habe mich bei diesem Job fast verliebt in das durchkultivierte Naturareal, diesen wirklichen Lustgarten. Wissen Sie, mein von mir ungeliebter Vater – das beruhte auf Gegenseitigkeit – war Gärtnermeister gewesen, meine frühe Liebe zu zementierten Flächen war die Folge. Wie schön Parks sind, das habe ich erst in den letzten Jahren entdeckt. So ein Garten ist wie außerhalb der Welt. Ich hocke also neulich nachts im grünen Dreieck Nummer fünf und lasse den Großen Garten auf mich einwirken. Um das Beobachten von nächtlichen Paaren geht es mir dabei übrigens nicht. Nein, der Duft, die Geräusche – die Unwirklichkeit dieses Quasiparadieses macht den besonderen Reiz aus.

    Ja, und an jenem Morgen gab’s nebenan im grünen Dreieck plötzlich ein tiefes Stöhnen, gefolgt von mehreren hellen Schreien. Nach einigen Minuten Stille rannte schließlich eine Frau aus dem Boskett. Beim Dämmerlicht bemerkte ich natürlich bloß ihre Gestalt und die auffallenden langen, hellen Haare. Irgendwie kam mir die Blondine bekannt vor, die hat irgendetwas mit der Organisation von Kunstausstellungen zu tun, ja, ich glaube sogar, die ist Galeristin, irgendwo in der Innenstadt. Dürfte für Sie leicht rauszukriegen sein, wer die ist. Eine weitere Person habe ich am Ort nicht bemerkt. Aber die könnte sich ja leicht durch eine Lücke in der Hecke an- und wieder weggeschlichen haben. Keine Ahnung. Das betreffende Gründreieck nebenan habe ich selbstverständlich nicht betreten. Ich bin damals von einer Trennung quicklebendiger Menschen ausgegangen, von einem ›kleinen Tod‹, nicht von einem Toten. Vielleicht eine Viertelstunde nachdem die Liebhaberin ihren Lover verlassen hatte, bin ich auch verschwunden. Das Gewitter war ja bedrohlich nah herangekommen und ich wollte nicht, dass der Mann in dem Triangel nebenan mich bemerkt. Ja, und das war’s auch schon, was ich dazu sagen kann.«

    »Bevor wir uns weiter unterhalten – Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Sie erkennungsdienstlich erfasst werden: Fingerabdrücke, und wenn es nötig ist, werde ich beim Richter eine Speichelprobe beantragen. Geht das klar?«

    »Wenn es der Wahrheitsfindung dient – klar geht das.«

    »Gut, also die Galeristin dürften wir identifiziert haben, wenn dieser Journalist nicht geflunkert hat. Die werde ich heute noch aufsuchen. Diese Frau ist mindestens Augenzeugin gewesen, wenn nicht gar Täterin. Damit kennen wir die Verdächtige Nummer drei. Na bitte, es läuft doch.«

    »Aber vielleicht anders als wir wollen. Hier, gucken Sie mal, eine Schlagzeile in unserem geliebten bilderreichen Mistblatt: ›Ritualmord im Großen Garten?‹ Und weiter unten steht: ›Reste menschlicher Ausscheidungen in

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