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Die Rembrandt Radierungen: Maike Bramows erster Fall
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Die Rembrandt Radierungen: Maike Bramows erster Fall
eBook195 Seiten2 Stunden

Die Rembrandt Radierungen: Maike Bramows erster Fall

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Über dieses E-Book

Als Maike Bramow ihre neue Stelle in der Schweriner Polizeiinspektion antritt, bleibt ihr nicht viel Zeit, sich einzugewöhnen. Die junge Kommissarin ist sofort in einen neuen, zeitintensiven Fall involviert. Der Kunsthistoriker Pierre Levebre wurde tot auf seiner Yacht aufgefunden und zur selben Zeit verschwanden vier wertvolle Rembrandt-Radierungen aus dem Museum. Besteht hier möglicherweise ein Zusammenhang? Die Ermittlungen führen Maike und ihre Kollegen in tiefste DDR-Zeiten und fördern brisante, bisher unbekannte Fakten zutage …
SpracheDeutsch
Herausgeberhansanord Verlag
Erscheinungsdatum8. Jan. 2021
ISBN9783940873835
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    Buchvorschau

    Die Rembrandt Radierungen - Heidi Zengerling

    Erstes Kapitel

    Sonntag, 10. August 2014

    Der Schweriner See lag in der Abenddämmerung. Ein heißer Sommertag neigte sich seinem Ende. Hans Bramow, der brünette Mittfünfziger, saß still und nachdenklich vor seinem Häuschen auf der alten verwitterten Bank, die er nicht hergeben würde. Er hatte sich daran gewöhnt und ihm kamen hier die besten Gedanken. Den Blick auf den Schweriner See gerichtet, mit seinem im historistischen Stil erbauten Schloss, ließ er in Gedanken noch einmal den Tag Revue passieren.

    Sein Häuschen an nördlichsten Zipfel von Kaninchenwerder - der kleinen etwa 1 km langen Binnenseeinsel im südlichen Schweriner Innensee - besaßen schon seine Eltern. Die heute wundervoll mit Erlen und einer imposanten Kastanienallee bewaldete Insel wurde vom Schweriner Hofgärtner Theodor Klett nach 1831 wieder aufgeforstet. Vorher war sie weitestgehend abgeholzt worden, da in der auf der Insel befindlichen Ziegelei ständig Holz benötigt wurde. Aus dem Vorkommen an Beckenschluff – einem Sedimentgestein – wurden die Ziegel in den Jahren zwischen 1561 und 1851 auf der Insel hergestellt. Man kann dort nur in den Sommermonaten mit dem Boot heranfahren. Am Tag verkehren zur Insel und zurück Schiffe der Weißen Flotte, und auch der Aussichtsturm auf dem Jesarberg ist seit 2007 aufs Neue zu besichtigen.

    Am Abend aber ist es auf der Insel recht einsam. Man kann hin und wieder Seeadler beobachten und der umfangreiche Bestand an seltenen Pflanzen lässt den Hobbyfotografen immer gern mit der Kamera auf dem Naturpfad entlang streifen. Vor zwei Jahren hatte sich Hans zu seinem 50. Geburtstag ein kleines gebrauchtes Schlauchboot der Marke Zodiac Futura gegönnt, mit dem er vom kleinen Anleger am Strand gegenüber ablegen und nun endlich schneller und mit wesentlich weniger Körpereinsatz zum gemütlichen Domizil gelangen konnte. Mit den sechs Luftkammern war das Schlauchboot für ihn sicher genug, er fühlte sich vom ersten Augenblick an wohl damit. Bisher hatte er den Weg immer mit einem uralten Holzpaddelboot zurückgelegt, aber aufgrund seiner beginnenden Osteoporose, die man ihm vor etwas mehr als zwei Jahren diagnostizierte, hatte sich die Familie entschieden, dass es für ihn an der Zeit sei, auf ein Motorboot umzusteigen, um seine Knochen zu schonen und ihm die Fahrt zu erleichtern. Es war Hans nicht leicht gefallen, sich mit dieser Krankheit abzufinden, aber Familie und Freunde, besonders die Ehefrau, standen hinter ihm und machten es dem stattlichen Mann mit den lachenden Augen leicht, sich der Krankheit nicht zu beugen, sondern sie anzunehmen und mit ihr zu leben.

    Heute saß Hans mitnichten allein auf seiner Bank, wie dies sonst oft der Fall ist. Maike - neben ihm - hielt ein Glas Rotwein in der Hand. Beide hatten es sich an diesem romantischen Fleckchen Erde gemütlich gemacht. So hielten sie es schon oft in den Jahren der Kindheit und Jugend Maikes. Damals fragte Maike, warum die Insel den Namen Kaninchenwerder trägt, und der Vater musste ihr immer wieder erklären, dass dies wohl davon herrührt, dass man vor vielen Jahren auf der Insel Kaninchen ausgesetzt haben soll. Der Begriff Werder ließ sich leicht definieren. Er steht für Insel. Vater und Tochter hatten es nicht nötig zu reden. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Maike wusste, dass ihr geliebter Papa glücklich war, seine große Kleine endlich wieder in der Nähe zu wissen, wenn sie auch nicht wieder ins elterliche Haus zurückfand, sondern sich eine eigene Bleibe gesucht hatte. Verträumt streichelte er ihr über das gelockte blonde Haar, welches sie eindeutig von ihrer Mutter geerbte hatte.

    Die mittlerweile 28 Jahre alte junge Frau und mochte auf eigenen Füßen stehen - unabhängig sein, was nicht bedeutete, dass sie ihren Eltern den Rücken kehren wollte. Sie war ihnen stets verbunden und wusste, was diese über die Jahre für sie getan hatten. Auch während der schweren Trennungsphase, als Maike oft seelischen und moralischen Beistand nötig hatte, waren sie jede Sekunde für sie da gewesen. Frank – Maikes große Liebe – derentwegen die hübsche junge Frau seinerzeit nach Stuttgart gegangen war, hatte sie sehr verletzt, und darüber hinwegzukommen, war ihr noch immer nicht ganz gelungen, aber der Neustart und Wiederbeginn in der Heimatstadt Schwerin halfen Maike wesentlich, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Es war eine einmalige Chance, die sich mehr durch Zufall geboten hatte. Maike wäre dumm gewesen, wenn sie nicht zugegriffen hätte, als die Mutter ihr mitteilte, dass im Polizeipräsidium Schwerin eine Stelle frei wurde. Da diese für die Qualifikation der jungen Frau wie maßgeschneidert war, überlegte Maike nicht lange und bewarb sich auf die Stelle.

    Morgen beginnt nun der Arbeitsalltag hier in Schwerin Maike. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du dich schnell einarbeitest und deine Kollegen dich respektiere, sagte ihr Vater und schaute sie mitfühlend an.

    Papa, du kennst doch die Maike. Ich kann mich überall durchboxen, auch wenn ich immer mal wieder Probleme habe, bin ich doch stets auf die Beine gekommen. Aber dieses Mal ist es anders. Ich denke, dass ich jetzt endlich das gefunden habe, was ich möchte, sagte Maike und trank einen Schluck vom schmackhaften würzigen Roten.

    So soll es auch sein, Mutter und ich wünschen dir alles Glück der Welt. Du musst wissen, dass wir immer für dich da sind, wenn du Probleme hast. Du kannst jederzeit zu uns kommen

    Beide herzten sich innig, dann gingen sie gemeinsam in Richtung des etwa 500 Meter entfernt liegenden Bootes im kleinen Hafenbereich der Insel. Am Festland angekommen stiegen sie in Vaters schon in die Jahre gekommenen konservativen Mercedes C-Klasse. Es handelt sich hierbei um den Typ Elegance, der nur in den Jahren 2007 und 2008 gefertigt wurde. Vater Hans hatte damals unbedingt diese Version haben müssen. Und, wenn er sich etwas in den Kopf setzte, dann musste dies auch zur Idee seiner Frau werden, sagten seine Freunde, die ihn diesbezüglich gut kannten und oft auch ein wenig belächelten. Hans war seit der Wende passionierter Mercedesfahrer, in dieser Beziehung konnte Maike ihn nicht umstimmen. Sie war bei diesem Thema so gänzlich anderer Meinung, hatte aber mittlerweile gelernt, die Meinung des Vaters dahingehend zu akzeptieren. Der fast zwei Meter große Mann fuhr seine Tochter ein kleines Stück des Weges am Strand entlang über die Alte Dorfstraße hin zur Crivitzer Chaussee. Weiter fuhren die beiden - sich noch immer angeregt unterhaltend am Zoologischen Garten und Faulen See vorbei zu Maikes neuer Wohnung. Die junge Frau war noch dabei, sich gemütlich einzurichten. Es fehlten noch die Bücher im Regal. Bisher hatte die blond gelockte Schöne noch keine Zeit, diese aus den Kisten in das Regal zu sortieren. Dennoch fühlte sie sich schon heimisch in ihren vier Wänden. Die Bilder hatte sie schon an den Wänden angebracht, das war ihr besonders wichtig gewesen, da sie an jedes der vielen Gemälde und Fotografien eine Erinnerung knüpfte, die das Eingewöhnen im neuen Zuhause wesentlich erleichterte.

    Am nächsten Morgen stand Maike frohen Mutes auf, duschte und kleidete sich in eine luftige weiße Leinenhose und ihr türkises Lieblingsshirt mit dem raffinierten Schnitt. Sie schwang sich im ersten Sonnenschein auf ihr Fahrrad. Die Entfernung von ihrer Wohnung nahe der Schelfkirche bis zum Polizeipräsidium war nicht weit, sodass sie mit dem Rad fahren konnte. Im Präsidium angekommen sicherte die junge Frau ihr Rad im Hinterhof und wurde gleich darauf von ihren beiden Kollegen in den Räumlichkeiten des Präsidiums auf das Herzlichste begrüßt. Die beiden Männer schienen sehr nett und zuvorkommend zu sein. Auch an einen bunten Sommerblumenstrauß hatten sie gedacht und eine Tasse frischer Kaffee stand für die neue Kollegin bereit.

    Die Drei lernten sich im Vorfeld schon kurz kennen, sodass Werner Gielow und Klaus Zarrentin wussten, dass ihre Kollegin zwar noch recht jung war, aber mit beiden Beinen im Leben stand.

    Auf eine angenehme Zusammenarbeit Frau Bramow, ließ der blonde schlanke Kollege Werner verlauten, der etwas länger als vermutet Maikes Hand drückte.

    Das Telefon klingelte.

    Polizeiinspektion Schwerin, guten Morgen, Zarrentin am Apparat, meldete sich Klaus. Die beiden anderen sahen schon an dessen Gesichtsausdruck, dass wohl irgendetwas passiert sein musste. Klaus legte auf und sagte:

    Kollegen, ein neuer Fall - und der Erste für sie Frau Bramow - wartet auf uns. Ich werde im Auto berichten, um was es geht, jetzt sollten wir uns erst einmal schleunigst auf die Beine machen.

    Der Kaffee und die Begrüßung waren vergessen, der Arbeitsalltag kehrte ein. Ihr aktueller Fall führte die Drei aus der Graf-Yorck-Straße Richtung Amtstraße, wo sie ihren Kollegen Unterlagen zu übergeben hatten. Direkt an der Heinrich Heine Schule vorbei führt die Kollegen die Fahrt auf die sanierte Werderstraße. Die Lennestraße, die als Verbindung des Schlosses zum Festland dient brachte Maike und ihre beiden Kollegen in Richtung des eindrucksvollen Schlosses. Am Schlosspark entlang gelangten sie zu den Sportanlagen, wo sich ein Bootsanleger befindet. In dessen unmittelbarer Nähe war ein Rentner in den frühen Morgenstunden mit seinem Hund spazieren gegangen und auf ein Schiff aufmerksam geworden. Es schien ihm, als sei dieses unbemannt, und daher benachrichtigte der beflissene Mann die Wasserschutzpolizei, die vom Werder innerhalb weniger Minuten an der Fundstelle war.

    Als die drei Beamten, die von den Kollegen der Wasserschutzpolizei informiert worden waren, dort eintrafen, war schon herausgefunden worden, dass sich an Bord der "Soleil" ein Toter befindet. Es war erst kurze Zeit vergangen, seitdem dieser gefunden worden war.

    Hauptkommissar Gielow, wir sind vor etwa einer halben Stunde hier eingetroffen und haben die Yacht so vorgefunden, wie Sie diese jetzt auch sehen, sagte Walter Breske von der Wasserschutzpolizei.

    Alle notwendigen Vorkehrungen sind schon getroffen. Auch die Kollegen von der Spurensicherung sind unterwegs. Bisher konnten wir noch keine Hinweise finden auf die Identität des Toten.

    Haben Sie vielen Dank Herr Breske. Wo hält sich denn der Mann auf, der die Yacht beobachtet und Sie informiert hat?, fragte Zarrentin den dienstbeflissenen Breske.

    Herr Karnowsky sitzt dort mit seinem Hund auf der Bank. 

    Der 58-jährige stämmige Klaus Zarrentin hatte sich mittlerweile auf den Weg zum Boot gemacht, um die Absperrungsmaßnahmen einzuleiten und die Sicherung vorzunehmen, da sich hier an Bord auf jeden Fall Beweismittel finden lassen, die für die Aufklärung des Falles wichtig sein könnten. Im Hintergrund hörte man schon die Kollegen der Spurensicherung heranfahren, die sich, nachdem sie in ihre notwendigen Schutzanzüge gekrochen waren, sogleich an die Arbeit machten.

    Der Tote befand sich unter Deck, wo ein Schrank geöffnet war, aus dem er scheinbar kurz vor seinem Tod etwas herausnehmen wollte. Ob er eines natürlichen Todes gestorben war oder einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, galt es noch zu klären. Rotweißes Absperrband wurde gespannt und die obligatorischen Utensilien wie Fotoapparat, Klebefolie, Granitpuder und Pinsel kamen zum Einsatz.

    Herr Karnowsky, Sie beobachteten also vor etwa einer Stunde die Yacht auf dem See, ist das korrekt?

    Ja, Herr Kommissar, mir war das alles ein bisschen unheimlich, weil um diese Zeit, ich gehe jeden Morgen hier mit meinem Hund spazieren, sonst nie ein Schiff hier entlang schippert. Außerdem konnte ich niemand auf Deck sehen, was mir auch ein wenig zu denken gab. Ich wollte nichts falsch machen, und so habe ich die Wasserschutzpolizei informiert, gab der untersetzte sympathische Mann bereitwillig und ehrlich Auskunft.

    War es möglich, außer der unbemannten Yacht noch etwas anderes Auffälliges beobachten zu können? Vielleicht ein Auto in der Nähe oder Menschen, die sich hier aufhielten?, fragte Gielow den rüstigen Rentner.  

    Nein, mir ist ansonsten nichts aufgefallen. Ich kam vom Paulshoher Ring, wo ich wohne und ging Richtung Franzosenweg. Schon aus der Ferne beobachtete ich das Boot und versuchte zu erkennen, welchen Namen es trug und ob ich den Eigner eventuell kenne. Aber eine Yacht namens Soleil war mir nicht bekannt. Menschen habe ich auf meinem Spazierweg nicht getroffen. Nein, das stimmt nicht, ein Auto stand bei den Sportanlagen, als ich Richtung Bootsanlegestelle einbog, berichtete der Mann mit dem zerfurchten Gesicht nachdenklich.

    Sie müssen wissen, dass ich hier sehr gern sitze und auf den See hinausschaue. Besonders zu dieser Tageszeit ist es hier sehr angenehm, erwähnte er weiter.

     Können Sie sich denn erinnern, was es für ein Auto war, Herr Karnowsky?, warf Klaus Zarrentin ein.

    Ich bin ja früher auch Auto gefahren, ich hatte einen Trabant, auf den ich sehr stolz war, aber was dieses für eine Type war, das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Es war schwarz lackiert, aber mehr kann ich leider nicht sagen, auch das Kennzeichen habe ich mir nicht gemerkt. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, ließ der Rentner gegenüber dem Kommissar spürbar frustriert verlauten, da er gern mehr zur Aufklärung beigetragen hätte. 

    Haben Sie trotzdem vielen Dank für ihre Mitarbeit und Hilfe. Es war sehr umsichtig, dass Sie die Wasserschutzpolizei informiert haben. Nicht jeder hätte das getan. Heute kümmert sich doch kaum noch jemand um den anderen. Daher ist es immer wieder erstaunlich, dass es noch idealistische Menschen wie Sie gibt, denen das Schicksal anderer Menschen nahe geht., entgegnete der Kommissar dankend.

    Die Kollegen der Spurensicherung waren noch dabei, den Fundort der Leiche zu untersuchen. Auf den ersten Blick konnte keine Gewalteinwirkung oder Ähnliches festgestellt werden. Auch Maike Bramow hatte sich schon nützlich gemacht und verschaffte sich einen Überblick. 

    Herr Klausen, sagen sie, kann man schon den ungefähren Todeszeitpunkt bestimmen", fragte Kommissarin Maike interessiert.

    Nach meinen Ermittlungen muss der Tod in der letzten Nacht so gegen Mitternacht bis 1:00 Uhr eingetreten sein. Anhand der Totenflecke und der fortgeschrittenen Leichenstarre kann man dies unter anderem ableiten. Aber das wissen Sie ja selbst, antwortete Hannes Klausen, der sich mit beiden Händen unter die Haube fuhr und über die Glatze strich. Diese Angewohnheit brachte ihm vor einigen Jahren unter seinen

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