Vom Schatten verfolgt
Von Simon Gretsch
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Über dieses E-Book
Jeder wird von seinem eigenen Schatten verfolgt. Dies kann im Wahn zur Quahl werden. Diese Gedichte und Geschichten berichten von allmöglichen Dingen und Situationen, die dem einen oder anderen bekannt sein könnten.
Simon Gretsch
Simon Gretsch ist im Sommer 1993 in Schwerin geboren und begann schon in der Grundschule Gedichte zu verfassen. Seine Gedichte und Geschichten behandeln alle möglichen Themen, sind jedoch meist vom Tod geprägt.
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Buchvorschau
Vom Schatten verfolgt - Simon Gretsch
Für Gabriela und alle Träumer
Eine Auswahl an Geschichten und Gedichten
Inhaltsverzeichnis
Antonias Geschichte
Liebe
Skyline
Meeresleid
Glasstaub
Ödland
Prypjat
Mondscheingeflüster
Messer
Schwarzweiß
Ihr Aschekleid
Düsterwald
Irgendwo in Budapest
Kerzenlicht
Spuren im Schnee
Höhenspiele
Der Beobachter
Neugier
Der rote Faden
Sicherheit
Reisen
Nordlicht Nr. 42
Ins Gesicht
Zweisam
Klatsche
Pflaumenwein
Derbe
Apfelbaum
Kleinstadttragödien 1
Geisterstadt
Kleinstadttragödien 2
Ein Buch
Kleinstadttragödien 3
Leichenschau
Das letzte Blatt Papier
Placebo
Antonias Geschichte
Antonia hat damals Sachen erzählt, die erst jetzt verständlich werden. Jedes Mal, wenn ich sie besuche, wird mir einiges klarer und viele meiner Erinnerungen lerne ich erst durch genaues Überlegen zu verstehen.
Einmal fragte sie: Warst du mal in Neuendorf-Sachsenbande? Das ist der tiefste Punkt in Deutschland. Wenn du da bist, dann geht es nur noch bergauf.
Wenn ich bei ihr bin, dann sage ich fast kein Wort. Meistens nur „Hallo" oder warum ich etwas später gekommen bin als sonst.
Damals, da sprach sie zwar sehr wenig, doch was sie erzählte, das blieb hängen. Ich kann mich noch heute an Vieles Wort für Wort erinnern. Zum Beispiel, als sie damals etwas über das Selbstverletzen sagte.
Sie meinte: Hast dir mal unsere Generation angesehen? Alle wollen auffallen, ergeben sich dem Borderline-Syndrom, schlitzen sich die Unterarme auf, um den Sinn zu finden.
Antonia tat es auch. In einem der wenigen Momente, in denen sie ihre Arme entblößte, konnte ich sie sehen; Narben, die sie vor allen versteckte. Antonia war eben nicht wie die anderen.
Angesprochen habe ich sie darauf nie, denn ich befürchtete, damit zu sehr in ihre Privatsphäre einzudringen. Antonia war ein sehr nachdenklicher Mensch. Manchmal ließ sie mich an ihren Gedanken teilhaben:
Wenn man einmal frei ist, dann will man nie mehr zurück. Meinst du, ich könnte frei sein?
Ich meinte: Ja, jeder sollte frei sein.
Antonia trank keinen Alkohol, sie nahm keine Drogen, sie rauchte nicht. Auf diese Weise fiele es ihr leichter, ihre Gedanken zu ordnen, meinte sie mal. Sowieso war sie sehr bedächtig. An ihrem Geburtstag wurde sie von allen gefeiert, noch nie habe ich sie so glücklich gesehen.
In ihr Tagebuch schrieb sie:
Heute war der schönste und zugleich furchtbarste Tag in meinem Leben. Anfangs war alles so wundervoll, doch dann wurde mir klar, dass es eben auch nur ein Tag ist. Nichts weiter. Morgen sind die Geburtstagsglückwünsche wieder im Staub erstickt und ich muss normal weitermachen.
Und egal, wie schön und warm ein Tag war, am Abend stellt man ernüchternd fest, dass die Nacht trotzdem kalt ist. Die Euphorie wird