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Wie ein Blatt im Wind: Erinnerungen an eine bewegte Jugend
Wie ein Blatt im Wind: Erinnerungen an eine bewegte Jugend
Wie ein Blatt im Wind: Erinnerungen an eine bewegte Jugend
eBook534 Seiten5 Stunden

Wie ein Blatt im Wind: Erinnerungen an eine bewegte Jugend

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Über dieses E-Book

Helmut Reichel,geboren 1937 in Hof a.d.Saale, ist Kameramann und Dokumentarfilmer. Jahrelang hat er mit seiner Kamera viele Länder der Erde bereist.

In seiner Autobiografie schildert er seine bewegten Kindheits- und Jugendjahre in Dresden und Hof a.d.Saale. Er verliert seine Mutter nach dem Bombenangriff. In der Grenzstadt zur DDR, Hof a.d.Saale wird er von seinen Grosseltern in einfachsten Verhältnissen grossgezogen, dort lernt er schon frühzeitig die Mühen und Härten der Nachkriegszeit zu bestehen. Seine Liebe zum Radsport und Rock and Roll, prägten seine frühen Jugendjahre. Nach einer erfolgreichen Lehre als Augenoptiker, bricht er aus dem bürgerlichen Leben aus und begibt sich mit "Drückern" auf Reisen in eine ungewisse Zukunft.

Unverfälscht berichtet er aus diesem harten Milieu. Ein bewegende Autobiografie, beginnend in den Wirren der Nachkriegszeit.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Jan. 2015
ISBN9783844861921
Wie ein Blatt im Wind: Erinnerungen an eine bewegte Jugend
Autor

Helmut Reichel

Helmut Reichel ist 1937 in Hof a.d.Saale geboren, seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Dresden und Hof. Nach seiner Lehre als Optiker, reiste er einige Jahre als Verlagsbeauftragter durch Deutschland. Seine Bundeswehrdienstzeit absolvierte er bei der Marine. Danach lebt Helmut Reichel in Voerde am Niederrhein. Mitarbeiter der Neuen Ruhr Zeitung und Einstieg in die Touristik. Er gründet mit einem Partner eine Reisebürokette. In der Folgezeit bereiste Helmut Reichel als Dokumentarfilmer die ganze Welt. Seine Filme über den Deutschen Schäferhund haben ihn weltbekannt gemacht.

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    Buchvorschau

    Wie ein Blatt im Wind - Helmut Reichel

    Reichel

    Kapitel 1 – Elbflorenz: eine glückliche Zeit mit Rosa

    Der Wecker klingelte. Unausgeschlafen stieg Rosa Reichel aus dem warmen Bett, setzte das Kaffeewasser auf und öffnete das Fenster. Mit langen, tiefen Zügen atmete sie die kühle Morgenluft ein. Der erste Tag in ihrer neuen Wohnung war angebrochen!

    Endlich konnte sie in der Stadt leben, von der sie immer geträumt hatte: DRESDEN!

    Das alte Dresden – eine der schönsten Kulturstädte der Welt!

    Durch einen Wohnungstausch war sie, aus der oberfränkischen Stadt Hof an der Saale, mit ihren beiden Kindern Helmut und Monika nach Dresden an die Elbe gekommen, obwohl ihr Mann Otto und die Schwiegereltern damit nicht einverstanden waren.

    Sie hatte sich durchgesetzt und war ins schöne Elbflorenz gezogen.

    Rosa liebte diese wunderbare Stadt und ihr Wunsch war es, hier mit ihrer Familie zu leben.

    Als Otto, der als Soldat eingezogen war, endlich sein Einverständnis gab, stand einem Umzug nichts mehr im Wege.

    Gestern war der Möbelwagen in Dresden angekommen und die neue Wohnung wurde eingerichtet. Jetzt hatte sie mehr Platz für ihre Möbel als in der Mansarde in Hof.

    Rosa weckte nun auch die beiden Kinder.

    Helmut, der Älteste, war gerade fünf und Monika zwei Jahre alt.

    Heute frühstücken wir auf unserem neuen Balkon und dann fahren wir mit der Straßenbahn in die Stadt!

    Helmut auf seinem geliebten Balkon

    Während die Kinder noch beim Frühstück saßen, schrieb Rosa einen Brief an Otto:

    "Lieber Otto,

    Wir sind hier gut angekommen und ich hoffe, dass Dresden nicht so ins Kriegsgeschehen einbezogen wird, wie andere deutsche Städte. Die vielen alten Bauwerke und die Schönheit dieser Stadt, in der jetzt Tausende von Verwundeten und Flüchtlingen untergebracht sind, werden hoffentlich von unseren Feinden mit Bombenangriffen verschont.

    Es ist hier viel schöner als in Hof. Wenn ich auch mit den Kindern allein bin und ohne Opa und Oma auskommen muss, so möchte ich nicht mehr zurück!"

    Die Fahrt mit der Straßenbahn war für die beiden Kinder ein Vergnügen. Sowas hatte es in Hof nicht gegeben! Besonders beeindruckte die Kinder der große Fluss die Elbe, gegen die, die Hofer Saale ein Rinnsal war.

    Die weiße Flotte, der Stolz der Dresdner, lag an den Anlegeplätzen. Sie sahen das weltbekannte Panorama mit der alten Elbbrücke, die Hofkirche mit den Brühlschen Terrassen und der großen Freitreppe. Sie bestaunden die Semper Oper und das alte Schloss.

    Rosa zeigte den Kindern den Altmarkt und die bekannte Frauenkirche, dann bummelten sie durch den weltberühmten Zwinger. einem der Wahrzeichen von Dresden.

    Zum Essen ging Rosa in das bekannte Restaurant Bärenschänke.

    Als sie in einer gemütlichen Ecke Platz genommen hatten, kam ein Stehgeiger und spielte für sie ihr Lieblingslied Dunkelrote Rosen schenk ich schönen Frauen.

    Mit einer Dampferfahrt auf der Elbe wurde der erste Tag in Dresden beendet.

    Die weiße Flotte in Dresden.

    Das Haus in der Rankestraße 28e, gehörte zu einem in sich geschlossenen Komplex aus kleinen Häusern, die von der Straße abgegrenzt waren. Es gab ein großes und ein kleines Tor. Alle Häuser sahen gleich aus und wurden von einem Hausmeister verwaltet. An der Rückseite gab es eine schöne Wiese und in der Nähe eine große Brotfabrik, in der Kekse gebacken wurden. Es roch immer verlockend nach Gebäck. Auf der anderen Straßenseite war ein Gefangenenlager. Die Kinder sahen durch den Zaun, wie die vielen Russischen Kriegsgefangenen täglich zur Arbeit geführt wurden.

    Als der Sommer kam, war Rosa immer mit ihren Kindern unterwegs. Sie hatte Freunde gefunden und sich in Dresden sehr gut eingelebt.

    In den Ferien bekam Rosa Besuch von ihrer Nichte Hildegard Dittmar aus Naila, einer Kleinstadt im Frankenwald, in welcher Rosa am 26.09.1910 als drittes Kind der Eheleute Bruno und Lina Wanner geboren wurde.

    Die Eltern hatten eine Ofenfabrikation und von den fünf Kindern, mussten vier in der Brennerei hart arbeiten. Nur der kleinste Sohn Hans durfte in Hof die Realschule besuchen. Rosa war ein lebenslustiges Mädchen, immer zu Streichen aufgelegt und eine überaus erfolgreiche Leichtathletin im Turnverein von Naila. Eine besondere Gabe hatte sie von ihrem inzwischen verstorbenen Vater geerbt: sie war eine perfekte Geschäftsfrau mit viel Temperament und von dem Wunsch beseelt, die Welt kennen zu lernen.

    So kehrte sie ihrem Heimatort Naila den Rücken und ging für ein Jahr nach London, lernte Englisch und zog nach Hof an der Saale, einer Stadt in Oberfranken.

    In Hof, lernte Rosa Wanner, im Athletiksportverein (ASV Hof von 1896) einen, zunächst etwas schüchternen, jungen Sportler kennen und lieben: Otto Reichel.

    Otto gehörte der, damals sehr erfolgreichen, Hofer Boxstaffel an. 1927 fanden in Teuchern bei Zeitz die Ausscheidungskämpfe für die Olympiade 1928 in Amsterdam statt, an denen Otto Reichel teilnahm. Im Jahr 1928 wurde Otto im Halbschwergewicht Nordbayerischer Meister. 1930 Bayerischer Vizemeister in der selben Gewichtsklasse. Außerdem war er ein hervorragender Leichtathlet.

    Rosa mit ihren Brüdern Paul und Hans

    Rosa Reichel mit Helmut und Monika in der Hofer Schwimmschule 1942

    Für Rosa und Otto folgten schöne Jahre gemeinsamen Sportes, mit vielen Wettkampferfolgen.

    Otto war ein, weit über die Grenzen von Hof hinaus, bekannter Boxer geworden. Die Hochzeit wurde am 24.06.1937 im Kreise der Familie und Sportskameraden gefeiert. In ihrer kleinen Mansardenwohnung in der Landwehrstraße in Hof, waren die Beiden sehr glücklich.

    Als Helmut am 11.11.1937 geboren wurde, war die Wohnung in der Landwehrstraße zu klein geworden.

    In der Orleanstraße, einer Querstraße von der Landwehrstraße fanden die beiden dann eine größere Wohnung über dem Geschäft Rucker in der ersten Etage

    Die Landwehrstraße mündet an ihrem Ende in die Adolf Hitler Straße. (Spätere Königstraße) In der Hausnummer 28, 2 Etage wohnten Ottos Eltern Wilhelm und Margarete Reichel.

    So war die ganze Familie zusammen und die Alten Unterstützten den Jungen wo sie nur konnten.

    Nur Rosa wollte nicht so gerne in Hof bleiben, ihre Lieblingsstadt war Dresden. Natürlich waren alle andern dagegen und so kam es zu Spannungen in der Familie, die den alten Reichels gar nicht recht waren.

    Die Oma Reichel liebte ihren Enkel Helmut über alles und war stets mit dem Kinderwagen unterwegs. Rosa war das recht, hatte sie so mehr Zeit ihre Geschäfte zu betreiben und auch für ihren geliebten Sport war mehr Trainingszeit vorhanden.

    Zwei von Otto Reichels vielen Medaillen

    Die Zeiten wurden schwerer. Otto, ein gelernter Tapezierer und Dekorateur, musste viel arbeiten, um Rosa und dem Söhnchen Helmut einen guten Lebensstandart zu bieten.

    Aber Rosa wäre nicht Rosa gewesen, hätte sie nicht nebenbei Geschäfte gemacht, um die Haushaltskasse aufzubessern.

    Eine besondere Hilfe leisteten Ottos Eltern, Margarete und Wilhelm Reichel.

    Opa Wilhelm war gelernter Schuster, aber schon viele Jahre bei der Deutschen Reichsbahn als Ladeschaffner im Dienst. Oma Margarete ging mit Helmut immer spazieren, so dass Rosa mehr Zeit für ihre Geschäfte hatte.

    Oma Reichel mit Helmut und Monika

    Dann begann der Krieg! Otto wurde sofort eingezogen. Er war beim Frankreichfeldzug mit dabei und wurde in Paris stationiert. Des Öfteren schickte er Ansichtskarten vom Eiffelturm mit viel Geglitzer.

    Als Helmut drei Jahre alt war, erkrankte er an einer Rippenfellentzündung. Sein Leben hing an einem seidenen Faden. Otto bekam Sonderurlaub und nach geglückter Operation, ging es dem Jungen bald wieder besser. Helmut wurde wieder vollständig gesund. Allerdings blieb eine Narbe auf dem Rücken zurück.

    Als Töchterchen Monika zur Welt kam, war Otto an der Front. Der Russlandfeldzug hatte begonnen!

    1940 - Verpflegungsausgabe auf dem Weg zur Front (Otto Reichel in der Mitte, rechts neben der Rote Kreuz Schwester)

    In den Kriegsjahren gab es unterschiedliche politische Ansichten in der Familie.

    Rosa war eine Sympathisantin von Adolf Hitler. Opa Wilhelm dagegen hasste die NSDAP, mitsamt ihrem Führer. Deshalb musste er mit seiner Meinung sehr vorsichtig sein, um nicht, wie viele Gleichgesinnte, im KZ zu landen. Rosa hatte es nicht leicht mit ihren Schwiegereltern und wollte deswegen auch nicht in Hof bleiben. Als Otto auf Urlaub kam, wurde heftig debattiert, aber Rosa setzte sich durch und zog mit den Kindern nach Dresden.

    Nach kurzer Zeit in Dresden, hatte Rosa eine sehr nette Freundin kennengelernt: Lotti!

    Gemeinsam fuhren sie aufs Land, organisierten, tauschten und handelten. Die Kinder waren immer mit dabei, wenn Süßkirschen oder Erdbeeren gepflückt wurden. Lottis Eltern hatten einen Lebensmittelladen und Rosa bekam manchmal Friedensware ohne Lebensmittelkarte.

    Eines Tages tauschte Rosa ein kleines Fahrrädchen mit Stützrädern gegen einen Kachelofen ein. Helmut lernte schnell das Radfahren. Es wurde seine Lieblingsbeschäftigung.

    Im Kino lief der Propagandafilm Junge Adler und Rosa ging mit Helmut in die Vorstellung. Es war sein erster Kinofilm.

    In der berühmten Semper Oper sah Helmut das Märchen Ali Baba und die 40 Räuber.

    Das beliebteste Ausflugsziel aber war der Dresdener Zoo! Die Kinder liebten die Tiere und brachten immer Futter mit.

    Wenn der Zirkus Sarrasani seinen festen Winterbau in Dresden bezog, waren Rosa und die Kinder Stammgäste. Helmut war vor allem von den Tigern, die durch einen Feuerreifen sprangen, begeistert.

    Eines Tages brachte Rosa ein Paar weiße Mäuse mit und die Kinder hatten großen Spaß an den lebhaften Tierchen. Als Monika aus Versehen das Glasbecken umwarf, waren die Mäuschen in der Wohnung unterwegs und vermehrten sich so rasant, dass Lotti mit ihrem Vater eine große Mäusejagd veranstalten mussten .Besondere Freude hatte Helmut an einem Fischzüchter, der Zierfische verkaufte. Jeden Tag ging er zu dem Züchter um Fische zu gucken. Als er, einige Zeit später, morgens an seinem Geburtstag, aufwachte, stand ein Aquarium auf dem Nachttisch! Rosa und Lotti hatten es mit kleinen Zierfischen (Guppys) besetzt.

    Als Otto auf Kurzurlaub nach Dresden kam, erstand er für die Kinder eine Ritterburg und einen Kaufladen. Diese Spielsachen wurden nur zum Weihnachtsfest aufgebaut, danach wurde alles wieder bis zum Fest im nächsten Jahr weggeräumt.

    Rosa liebte es, mit den Kindern in der Stadt bummeln zu gehen. Mit ihrer Persianermütze und einem edlen Rotfuchspelz über der Schulter, war sie eine sehr attraktive Frau, die alle gern hatten. Sie war stolz auf ihre beiden Kinder, die sie über alles liebte.

    Die Faschingszeit war gekommen und Rosa nähte für die Kinder reizende Kostüme. Helmut ging als August mit einem roten und einem grünen Hosenbein, dazu eine bunte Narrenmütze. Monika war eine zauberhafte, kleine Prinzessin. Es hatte geschneit und die Beiden spielten im Schnee mit den anderen Kindern. Eine große Schneeburg wurde gebaut.

    In einem Haus gegenüber wohnte ein kleines, liebes Mädchen, Karla. Sie war Helmuts erste Liebe. Es war süß, wie er ihr den Hof machte und seine Faschingskrapfen, das sind kleine Pfannkuchen, mit Karla teilte. Monika war ihm dabei im Weg und wurde heulend nach Hause geschickt.

    Eines Tages kaufte Rosa ein altes Klavier und begann das Klavierspielen zu lernen. Später sollten auch die Kinder Klavierunterricht erhalten.

    Unter Rosas Wohnung, im Erdgeschoss, wohnte die Familie Bäcker. Es waren nicht gerade liebe Nachbarn. Herr Bäcker war Kommunist und ein alter Nörgler, der über alles was zu meckern hatte. Wenn Rosa am Klavier übte, machte er sich lautstark bemerkbar, indem er mit einem Besen gegen die Zimmerdecke klopfte.

    Rosa störte das überhaupt nicht! Sie begann dann auch noch zu singen. Den Kindern war der Alte nicht geheuer und sie gingen ihm lieber aus dem Weg.

    So verging die Zeit - es war nie langweilig!

    Dann kam der große Tag! Helmut wurde eingeschult! Eine große Zuckertüte, in Helmuts Lieblingsfarbe blau wurde mit vielen Bonbons und Schokolade gefüllt

    Erster Schultag

    Rosa hatte Lottis Krämerladen geplündert und Helmuts Paten, Opa Wilhelm und Oma Margarete, hatten ein großes Paket geschickt, mit einer Schiefertafel, Schieferstiften und einem von Oma selbst gestrickten, blauen Pullover. Rosa und Lotti brachten Helmut zur Schule und zeigten ihm den neuen Schulweg.

    Das erste Schuljahr war für Helmut kein Problem. Er kam gut voran und das erste Zeugnis war in Ordnung.

    Auf dem Heimweg von der Schule, kamen die Kinder an einem Park vorbei, in dem ein Gebüsch angepflanzt war. Hier wurde ausgiebig geklettert und ein Lager gebaut, denn Helmut hatte mit seinen Schulkameraden das Indianerspielen entdeckt! Zum Leidwesen von Rosa, die mit Löcherflicken und Waschen alle Hände voll zu tun hatte...

    In den Ferien verreiste Rosa mit den Kindern in die sächsische Schweiz. Mit der bekannten Weißen Flotte, den Raddampfern auf der Elbe, fuhren sie nach Bad Schandau und verbrachten dort einen herrlichen Sommer.

    Im Herbst war Rosa jede freie Minute auf den Obstplantagen in Radebeul, einem Vorort von Dresden, um Obst und Gemüse zu organisieren. Sie versorgte ihre Schwiegereltern in Hof und die Geschwister in Naila.

    Wenn Rosas Schwester Berta mit ihrer Tochter Hildegard nach Dresden zu Besuch kam, gab es viel zu erzählen und Rosa hatte dann doch ein bisschen Heimweh, nach Naila und ihrem Frankenwald.

    Kapitel 2 - Himmel ohne Sterne: Die Nacht des Grauens...

    Das Weihnachtsfest verbrachte Rosa mit den Kindern allein. Otto hatte geschrieben, Rosa war sehr traurig und machte sich große Sorgen. Die Front rückte immer näher und Dresden wurde amtlich zur Lazarettstadt erklärt.

    Die Stadt war übervölkert mit Tausenden von Flüchtlingen aus dem Sudetenland und Ostpreußen.

    Es wurde befohlen, dass die Bevölkerung die Keller zu verstärken und abzusichern hatte, denn in Dresden gab es so gut wie keine Bunker.

    In Rosas Keller wurde in der Mitte ein dicker Balken unter die Kellerdecke geschoben.

    Kerzen, Wasserkanister, eine Feuerklatsche und eine Notration wurden eingelagert. Um das Kellerfenster wurde aus Sand ein Schutzwall gebaut, damit kein Phosphor hineinfließen konnte.

    Durch die vielen Flüchtlinge wurde die Versorgungslage mit Lebensmitteln immer knapper. Lotti half Rosa wo sie nur konnte, aber die Lebensmittelkarten reichten nicht aus.

    So musste man täglich vor den Geschäften Schlange stehen um das Wichtigste zu ergattern.

    In der Faschingszeit wurde nur für die Kinder ein bisschen gefeiert, sie sollten von den Alltagssorgen etwas abgelenkt werden.

    Rosa hatte soeben die Kinder ins Bett gebracht, als aus dem Radio eine Luftlage - Durchsage tönte:

    Achtung, Achtung, feindliche Bomberverbände im Anflug auf das Stadtgebiet von Dresden!

    Gegen 21.30 Uhr heulten die Luftschutzsirenen.

    Fliegeralarm, alles verdunkeln! Alle Lichter aus!

    schrie der Luftschutzwart.

    Plötzlich war der Himmel grell erleuchtet. Der Hauptmarkierer der Bomberstaffeln setzte die ersten Christbäume und markierte die Abwurfstellen für die nachfolgenden Bomberverbände.

    Rosa weckte die Kinder, ergriff die immer gepackte Tasche und dann nichts wie runter in den Keller, wo sich schon die anderen Hausbewohner versammelt hatten.

    Das Inferno begann mit einem tiefen Brummen von Motoren von hunderten von Feindflugzeugen, die ihre todbringende Last auf Dresden herabwarfen. Der Himmel war blutrot gefärbt und die brennende Stadt war viele Kilometer weit zu sehen.

    Der erste Angriff dauerte ca. 20 Minuten. Rosa hatte noch einmal den Sandwall vor den Kellerfenstern erhöht um besseren Schutz gegen eventuell einlaufenden Phosphor zu erreichen.

    Die Wassereimer waren voll und die Feuerklatsche stand griffbereit.

    Rosa gab den beiden Kindern noch mal zu Essen und hängte jedem eine Wasserflasche um.

    Drei Stunden später näherte sich ein neuer Bomberverband. Bei diesem 2. Angriff wurden hauptsächlich Sprengbomben und Luftminen abgeworfen um die Feuer zu entfachen.

    Die Hausbewohner der Rankestrasse saßen wie erstarrt in ihrem Keller. Rosa hatte sich unter die Türpfosten gesetzt, die beiden Kinder fest an sich gepresst.

    Wieder ein Einschlag in unmittelbarer Nähe!

    Die Menschen schreien in Todesangst.

    Manche beteten laut.

    So ging das Minute um Minute, Stunde um Stunde...

    Ein Soldat betrat den Keller und berichtete:

    Die Innenstadt ist ein Ort des Grauens! Die Opfer liegen zerfetzt auf den Straßen. Die Brände wurden durch die Sprengbomben zum Feuersturm entfacht. Ans Löschen ist nicht mehr zu denken! Die Menschen in den Kellern flüchten vor den Flammen durch die Mauerdurchbrüche von Haus zu Haus. Es entstand eine Panik, viele Kinder und alte Menschen wurden todgetrampelt...

    Rosa machte für den Landser etwas zu essen fertig.

    Bitte bleiben Sie bei uns bis der Angriff vorüber ist. Ich habe solche Angst!

    Der Soldat beruhigte Rosa.

    Lange kann es nicht mehr dauern!

    Dann holte er aus seinem Tornister eine Tafel Schokolade heraus und gab sie den Kindern.

    Wieder wurden Bombenteppiche auf die brennende Stadt abgeworfen. In den Kellern erstickten viele Menschen, denn das Feuer verbrauchte den restlichen Sauerstoff in den Räumen.

    Die Einwohner, denen es gelang, aus den Kellern zu flüchten, wurden auf den Straßen vom Feuersturm verbrannt. Andere, vom Phosphor erfasste Opfer, sprangen in die eisigen Fluten der Elbe und kamen qualvoll ums Leben.

    Der berühmte Winterbau des Zirkus Sarrasani wurde durch Brandbomben und Phosphor völlig zerstört. Viele Menschen und Tiere verbrannten. Auch die Tiere aus dem zoologischen Garten wurden getötet oder rannten in Panik durch die brennende Stadt.

    Der Hauptbahnhof war völlig zerstört. Durch die Luftminen hatte es hunderten von Reisenden die Lungen zerrissen.

    Nach dem Angriff wurden die Leichen mit Lastwagen zum Altmarkt gefahren und dort auf riesigen Scheiterhaufen verbrannt.

    Tag und Nacht loderten die Scheiterhaufen. Kilometerweit roch es nach brennender Kleidung und verbranntem Fleisch.

    Hügel von Asche und Knochen türmten sich auf.

    Nach diesem brutalen Angriff der Engländer und Amerikaner fragt man sich heute noch: Warum Dresden?

    Die Lazarettstadt hatte keine kriegswichtigen Industrien. Alle wussten, dass nur Verwundete und keine Truppen in der Stadt waren. Aber wie grausam dieser Krieg geführt wurde, beweist auch die Tatsache, was sich nach dem nächtlichen Angriff durch die Engländer in der völlig zerstörten Stadt abgespielt hat.

    Zu Tausenden hatten sich die Überlebenden auf die Elbwiesen gerettet. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar wurde eine der bedeutendsten Kunststädte sinnlos zerstört. Aschermittwoch im wahrsten Sinne des Wortes - dieser Tag wird unvergessen bleiben!

    Dem Helden Sir Arthur Harris, genannt Bomber Harris wird 47 Jahre später in England ein Denkmal gesetzt.

    Dresden nach dem Bombenangriff

    Nach dem Ende dieses verheerenden Vernichtungsangriffes auf Dresden, ging Rosa mit den Kindern zu Lottis Haus, das wie durch ein Wunder unbeschädigt zwischen den Ruinen der anderen Häuser stand.

    Als Rosa Lotti und ihre Eltern sah, fielen sie sich alle in die Arme.

    Das war knapp, aber wir haben alle überlebt!

    sagte Rosa.

    So, ich muss jetzt zu meiner Einheit zurück. Danke für die Unterkunft und das Essen!

    Der Soldat gab Rosa die Hand und lief durch Trümmer in Richtung Innenstadt. Nachdenklich schaute Rosa ihm hinterher.

    Wo wird jetzt mein Otto sein? Ich muss jetzt versuchen, die Großeltern in Hof zu erreichen, um ihnen mitzuteilen, dass wir noch am Leben sind...

    Dann begann der freiwillige Arbeitsdienst, zu dem Rosa und Lotti sich gemeldet hatten.

    Trümmerfrauen im Einsatz

    Die Eltern von Lotti waren zwar dagegen, aber ausreden konnten sie es den Beiden nicht. Die Arbeit war deshalb so gefährlich, weil es viele Blindgänger gab, die täglich noch explodierten und alle hatten Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte.

    Auch die Meldung, dass die Russen nicht mehr weit waren, versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken.

    Hoffentlich kommt mein Otto gesund zurück. Das ist mein größter Wunsch!

    Rosa war mit Lotti täglich im Einsatz. Es wurden Keller und Straßen von Schutt freigeräumt.

    Dann geschah es!

    Rosa kam mit einer giftigen Substanz in Berührung und verletzte sich am Arm. Nach einigen Tagen war die ganze Schulter entzündet und Lotti holte einen Arzt.

    Sie haben eine Blutvergiftung und müssen sofort in ein Krankenhaus!

    Gegen Abend kam ein Sanitätswagen der Wehrmacht. Rosa wurde in Decken gewickelt und die Treppe hinunter getragen.

    Bevor sie in den Wagen geschoben wurde, sagte sie zu Helmut:

    Sei schön brav und pass auf Monika auf. Tante Lotti nimmt Euch mit, bis ich wieder Zuhause bin!

    Dann wurde die Wagentür geschlossen.

    Helmut stand da, mit Monika im Arm und schaute dem davonfahren Wagen lange nach. Die Nachbarn waren alle sehr ergriffen und versuchten die beiden Kinder zu trösten. Lotti ging mit der Nachbarin, Frau Werner, zurück in die Wohnung, packte einen Koffer mit Kindersachen, räumte die Wohnung auf und gab den Wohnungsschlüssel Frau Werner.

    Dann ging sie mit den Kindern nach Hause und erzählte ihren Eltern was geschehen war.

    Die ganze Nacht weinte Monika. Beide Kinder hatten Sehnsucht nach ihrer Mutter und Lotti versprach ihnen, sie morgen gemeinsam zu besuchen.

    Erschöpft schliefen die Kinder endlich ein.

    Rosa wurde am 15.03.1945 in das Stadtkrankenhaus Dresden Friedrichstadt eingeliefert. Nachdem Lotti am 16.03. endlich herausgefunden hatte, wo Rosa war, machte sie sich sofort auf den Weg, um ihre Freundin zu besuchen.

    Als sie am Nachmittag im Krankenhaus nach Rosa fragte, wurde ihr mitgeteilt, dass sie am Morgen verstorben sei.

    Die Blutvergiftung war schon zu weit fortgeschritten. Es gab keine Rettung mehr. Es tut uns leid! Wir mussten Frau Rosa Reichel mit einigen anderen Bombenopfern in einem Massengrab beisetzten...

    Lotti konnte es nicht fassen! Ihre beste Freundin gestorben! Sie weinte und wusste nicht, wie sie es den Kindern erklären sollte.

    Sie eilte sofort zu Frau Werner. Die war geschockt.

    Rosa war doch noch so jung. Gerade mal 35 Jahre! Und dann so ein schreckliches Ende!

    Beiden schrieben ein Telegramm an Rosas Schwester, Berta Dittmar, in Naila.

    Rosa an Blutvergiftung gestorben. Bitte die Schwiegereltern in Hof benachrichtigen!

    Mit einer langen Geschichte, erzählten sie den Kindern, dass ihre liebe Mutti auf eine Reise gehen musste und irgendwann zurückkommt. Helmut fing an zu weinen und wollte zur Mutti.

    So ging das tagelang und Lotti wusste sich bald keinen Rat mehr. Beide Kinder kamen in ein Heim für Waisen, die beim Angriff ihre Eltern verloren hatten. Es war üblich, dass die Mädchen von den Jungen getrennt wurden.

    Helmut kam in einen großen Schlafsaal und war nicht mehr ansprechbar. Monika war bleich mit verweinten Augen und wollte zu ihrem Bruder. Das Heimweh nach ihrer Mutter und die Trennung voneinander, war für die Beiden zuviel Die Nachricht von Rosas Ableben, wurde in Naila und Hof mit großer Bestürzung und Trauer aufgenommen.

    Berta Dittmar und Trina Wanner fuhren zu Wilhelm Reichel nach Hof.

    Wir müssen sofort nach Dresden und die Kinder holen!

    sagte Wilhelm.

    Gemeinsam machten sie sich auf den beschwerlichen Weg. Zunächst konnten sie noch mit dem Zug fahren. Dann ging es nur noch mit Bussen weiter. Die letzten Kilometer bis Dresden, mussten zu Fuß zurückgelegt werden.

    Der Bahnhof war restlos zerstört, alles war ein einziger Trümmerhaufen.

    Die Schienen der Straßenbahn ragten verbogen aus dem Schutt, Straßen waren nicht mehr zu erkennen.

    Erschöpft kamen sie nach dem stundenlangen Fußmarsch in der Rankestrasse an. Frau Werner schickte die drei zu Lotti.

    Im Heim für Waisenkinder warteten Helmut und Monika sehnlichst auf Besuch von Lotti. Hier war den Kindern alles fremd und sie litten sehr stark an Heimweh. Lotti war ihre einzige vertraute Person.

    Plötzlich kam die Heimschwester und packte den kleinen Koffer der beiden Kinder mit den paar Habseligkeiten.

    So, Ihr habt Besuch von Eurem Opa und der nimmt Euch mit!

    Im Besuchszimmer standen der alte Mann und die beiden Tanten, als die Tür aufging und die Kinder ins Zimmer traten. Zunächst Schweigen, aber dann erkannte Helmut seinen Opa wieder.

    Freudestrahlend nahm Wilhelm die beiden Kinder in die Arme.

    "Mein Gott, was bin ich froh, Euch gesund wieder zu finden!

    Jetzt wird alles gut. Wir fahren nach Hause, zu Oma!"

    In Rosas Wohnung wurde von Berta eine Aufstellung aller Gegenstände und Möbel gemacht. Die Nachbarin, Frau Werner, versprach, ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Dann wurde alles verschlossen und die beschwerliche Rückreise begann. Die beiden Frauen hatten Monika auf dem Arm, weil es durch die Trümmerwüste der Innenstadt ging. Wilhelm hielt Helmut an der Hand.

    Nach stundenlangem Laufen hatte man Dresden hinter sich gelassen. Ab und zu hielt ein Fahrzeug und nahm die Fünf einige Kilometer weit mit. Dann, endlich, in einer größeren Stadt, war der Bahnhof noch nicht zerbombt und es fuhr ein Zug nach Hof.

    Sie saßen auf dem Bahnsteig, mitten unter Hunderten von Menschen, die alle in den Zug wollten. Wilhelm ging zum Zugführer und zeigte seinen Dienstausweis vor.

    Wir kommen von Dresden und haben zwei kleine Kinder bei uns. Bitte geben sie uns einen Sitzplatz. Wir sind alle sehr erschöpft vom vielen Laufen.

    Der Zugführer erlaubte Wilhelm, im Gepäckwagen mitzufahren. Wegen der Tiefflieger fuhr man erst gegen Abend los. Eine Rot-Kreuz-Schwester, versorgte die Kinder und Erwachsenen mit heißem Tee und Zwieback. Dann fuhr der abgedunkelte Zug in Richtung Hof.

    Die beiden Kinder waren sofort eingeschlafen. Wilhelm Reichel war noch wach und dachte schon Stundenlang über eine Lösung nach, denn beide Kinder konnte er nicht behalten.

    Otto Reichel, Helmuts Vater – er kam aus dem Krieg nie mehr zurück...

    Kapitel 3 – Ausgebombt: wenige Tage vor Kriegsende, die Schicksalsschläge gehen weiter...

    Es war der 8. April gegen 5 Uhr morgens, als Wilhelm, Berta, Trina und die Kinder in Hof ankamen. Berta und Trina fuhren sofort weiter nach Naila.

    Vom Hofer Hauptbahnhof bis zur Adolf Hitler Straße, wo Wilhelm wohnte, waren es nur 10 Minuten zu Fuß. Mit Monika auf dem Arm und Helmut an der Hand, stand er vor seiner Wohnung, als Margarete die Tür öffnete. Weinend fielen sie sich in die Arme.

    Das Haus Königsstraße 28 – wenig später wurde es durch einen Bombenangriff zerstört.

    "Wir haben unsere Enkelkinder gesund und unversehrt wieder in Hof!

    Für Rosa endete ihr Umzug nach Dresden in einem

    Massengrab. Das hatte ihr niemand gewünscht! Hoffentlich kommt Otto heil zurück! Wir konnten ihn bis heute nicht erreichen..."

    Die Kinder waren von der strapaziösen Reise übermüdet und schliefen sofort ein. Zum Mittagessen wünschte sich Helmut eine Blumenkohlsuppe.

    Oma Margarete hatte gerade den Mittagstisch gedeckt, als Fliegeralarm gegeben wurde. Opa Wilhelm weckte die Kinder, nahm sie an der Hand und lief in den Keller.

    Ich hole nur ein paar Decken und den Mantel!

    rief Oma. Wilhelm war gerade im Keller angelangt und hatte die Kinder auf eine Bank gesetzt.

    In diesem Augenblick gab es einen ohrenbetäubenden Krach! Fenster zersplitterten. Als die Kellerdecke einstürzte, erschwerte ein beißender Staub aus Kalkputz das Atmen.

    Die Beleuchtung ging aus und die Menschen im Keller schreien vor Todesangst, bevor sie unter den Trümmern begraben wurden. Dann wurde es still...

    Wasser lief aus den geborstenen Leitungen.

    Wilhelm hatte sich auf die Kinder geworfen. Nun lagen alle Drei, eingeklemmt aber noch am Leben, unter den Deckenbalken.

    Wilhelm schrie so laut er konnte um Hilfe.

    Nach einer Weile, wurden draußen die Rufe gehört. Wilhelm gab Klopfzeichen, dann hörte man das Graben der Schaufeln. Endlich sah man einen Lichtschimmer. Nach mehreren Stunden, hatte man Wilhelm und die Kinder aus dem Keller geborgen.

    Nach dem Bombenangriff in Hof – eines der völlig zerstörten Häuser

    Was war geschehen? Wo war Oma Margarete?

    Das Ziel für die Bomben war der Hofer Hauptbahnhof gewesen. Eine Bombe traf stattdessen das Nachbarhaus. Der Volltreffer zerstörte das Haus bis auf die Grundmauern. Alle dreizehn Hausbewohner kamen ums Leben. Das Haus der Familie Will wurde zur Hälfte mit abgerissen. Als die Holzdecken der 3 Etagen herunterstürzten, wurden sie von dem, in der Hauseinfahrt stehenden, Lastwagen aufgefangen.

    Der darunter liegende Keller war nur zum Teil eingestürzt. Glück für Opa Wilhelm und die Kinder, die genau darunter saßen! Oma wollte oben noch etwas holen. Sie stand in der Schlafzimmertür, als das Haus eingestürzt war.

    Die Feuerwehr brachte Oma von der zweiten Etage mit der Drehleiter in Sicherheit. Mit einem Schock, aber unverletzt, hatte sie alles überstanden.

    Wilhelm wurde als Letzter aus dem verschütteten Keller geborgen. Die Kinder wurden von Ärzten und Sanitätern betreut. Monika war am Arm verletzt und Helmut hatte seine beiden Beine verschrammt.

    Als Wilhelm seine Frau sah, nahm er sie in den Arm. Beide weinten und starrten wie gebannt auf die Ruine, in der ihr ganzes Hab und Gut unter den Trümmern begraben war. In Dresden hatten die beiden Kinder den Terrorangriff heil überstanden. In Hof, wo nur wenige Bomben gefallen waren, hatte es alle hart getroffen.

    Kapitel 4 - Als „Gunger im Hofer „Vertl

    Vom Roten Kreuz wurden die ausgebombten Hausbewohner in eine Turnhalle gebracht und mit Decken und Kleidern versorgt. Aus Naila kamen sofort Trina und Berta wieder zurück. Wilhelm konnte nun die Kinder nicht mehr bei sich behalten, da er alles verloren hatte.

    Der Hofer Bahnhof war ebenfalls von den Bomben getroffen, so dass kein Zug mehr

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