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Todessog
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eBook565 Seiten7 Stunden

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Über dieses E-Book

Tom Rieder ist Jurist in der Rechtsabteilung eines großen Pharmakonzerns mit Sitz in München. Sein aktuelles Projekt ist der Zukauf eines Unternehmens, das gerade ein Medikament gegen Neurodermitis in einer klinischen Studie am Menschen testet. Während sich seine unternehmensinternen Widersacher formieren, stürzt der die Studie leitende Arzt in den Tod. Eine Journalistin verblutet mit aufgeschnittenen Pulsadern in ihrer Badewanne. Ein Selbstmord? Daliah Walt, die Schwester der verstorbenen Journalistin, ist fest entschlossen, Klarheit zu erlangen. Der Zufall lässt sie mit Tom Rieder die Wege kreuzen. Nach und nach entwirren die beiden ein Lügengeflecht, das eine rücksichtslose Selbstjustiz umrankt. Bis sie schließlich selbst in Gefahr sind.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Dez. 2014
ISBN9783738664201
Todessog
Autor

Marc Kronenburger

Der Autor ist Jurist in der Rechtsabteilung eines großen Konzerns und ein langjähriger Kenner der Pharmabranche. Er ist bestens vertraut mit den spannenden Handlungssträngen, mit denen er seine Leser einfängt.

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    Buchvorschau

    Todessog - Marc Kronenburger

    29

    1

    Mit einem Mal überkamen ihn doch wieder Zweifel. Vor ein paar Monaten hatte er sich jedem noch so fernen Gedanken an diesen Schritt rigoros entgegen gestemmt. Trotz allem, was ihm widerfahren war. Aber dann war seine Gegenwehr nach und nach erschlafft. Es war schleichend geschehen. Erst hatte er die Gedanken an diesen Schritt zugelassen. Als eine mögliche, vielleicht zu Beginn auch nicht richtig ernst gemeinte Option. In der Folgezeit hatte sich diese Option dann gefährlich verselbstständigt, hatte immer konkretere Züge angenommen. Sie war gewachsen und hatte sich ausgebreitet. Wie ein tödliches Krebsgeschwür. Er hatte sich mit unterschiedlichen Szenarien beschäftigt, hatte geeignete Örtlichkeiten ausgekundschaftet. Bis auf einmal jegliche Bedenken und Vorbehalte erstickt waren. Doch jetzt waren die Zweifel urplötzlich wieder aufgetaucht. Nur leicht, kaum wahrnehmbar. Aber sie waren da. Ein letztes, zaghaftes Mal bäumten sie sich auf, um ihn doch noch umzustimmen.

    Doch diese Nacht war zu perfekt. Eine grau-schwarze Novembernacht. Einsam. Mit schweren, tief hängenden Wolkenballen und dichtem, unablässigem Regen. Schlechte Sicht. Seine Schläfen hämmerten. Seine stechenden Kopfschmerzen schienen gar nicht mehr aufzuhören. Seine Glieder schmerzten. Er fror und schwitzte zugleich. Sich zu konzentrieren, fiel ihm schwer. Er spürte, wie seine Nase lief und unaufhörlich auf seine Jacke tropfte. Bei dem strömenden Regen auch egal, wischte er diese Tatsache beiseite. Es war einfach alles egal. Es gab keinen Ausweg mehr, keine Alternativen, drängte er mit der ihm noch verbliebenen Restkraft seine leisen Zweifel wieder zurück. Erstickte sie, machte sie mundtot. Er hatte sich entschieden, es sich in den letzten Wochen gut überlegt. Er wollte nicht mehr zurück.

    Seine Schritte wurden langsamer. Es war unendlich beschwerlich, sich bei den heftigen, ihn in plötzlichen Schüben erfassenden Windböen und den unerbittlich auf ihn einpeitschenden Regensträngen fortzubewegen. Er keuchte in heftigen Zügen. Wie ein scharfes Rasiermesser ritzte sich die kühl-nasse Luft schmerzhaft in seine entzündeten Atemwege ein. Seine Kleidung war durchnässt. Sie klebte kalt und unangenehm auf seiner Haut. Immer wieder kam er ins Stocken, rutschte aus, strauchelte oder schwankte.

    Mit dem Zug war er zunächst in seine Geburtsstadt gefahren. Eine kleine beschauliche Kreisstadt mit gut zwanzigtausend Einwohnern circa fünfzig Kilometer südlich von seinem jetzigen Wohnort München. Dort hatte er seine Kindheit verbracht. Schon die Zugfahrt allein aus München heraus hatte ihn überraschend viel Kraft gekostet. Die Grippe hatte ihn körperlich erheblich geschwächt.

    Am Bahnhof der kleinen Kreisstadt war er schweißgebadet und erschöpft ausgestiegen. Die schummrige, künstliche Beleuchtung des Bahnhofsvorplatzes hatte erfolglos gegen die übermächtige Tristesse dieser ungemütlichen Nacht angekämpft. Mühsam war er mit seinem alten, verrosteten Mountainbike durch den mächtigen, unangenehm kalten Regenteppich zu dem einsam gelegenen Teil der Bahnstrecke vorgestoßen. Erst nach langem Suchen hatte er diese Gegend ausgewählt. Flach, schilfreich. Verlassen. Dort angekommen hatte er erst einmal verschnaufen müssen, um seinen schmerzenden Beinen und seinem wie wild rasenden Herzen ein wenig Erholung zu verschaffen.

    An einem klaren Sonnentag hätte sich jetzt ein grandioses Bergpanorama vor ihm erstreckt. Die leicht geschwungenen, schwerelosen Hügel des Voralpenlandes im Vordergrund. Und dahinter der massive Zug des Wettersteingebirges, der nach Westen hin langsam anstieg. Bis zur fast dreitausend Meter hohen Zugspitze. Die Zugspitze, von Norden aus betrachtet ein breites Plateau. Wie wenn ein riesiger Hammer durch wutentbrannte, gewaltige Schläge den scheinbar unaufhörlichen Anstieg des Bergmassivs jäh beendet hätte. Unerwartet steil fiel es dann nach diesem Plateau nach unten. Wie plötzlich abgehackt von einem riesigen Beil. So wie er jetzt seinen sich hoch auftürmenden Problemen ein abruptes Ende setzen würde.

    Wie hatte es bloß so weit kommen können, schoss es ihm zum wiederholten Male durch seinen schmerzenden Kopf. Wo war der Wendepunkt gewesen? Der Punkt, von dem aus ihn seine zunehmenden Probleme immer weiter in einen abwärts gerichteten Strudel gezogen hatten. Zunächst gefährlich schleichend, fast unmerklich. Und dann ab einem bestimmten Zeitpunkt rücksichtslos unverhohlen und offensichtlich, aber unumkehrbar. Mit seinen klammen Handflächen strich er die kleinen, wilden Wasserläufe, die über sein Gesicht schossen, für einen kurzen Augenblick zur Seite. Wie ein emsig bemühter Scheibenwischer. Aber sofort bildeten sich neue Rinnsale.

    Schnell wie in einem Zeitraffer hüpften seine aufgescheuchten Gedanken noch ein letztes Mal von einer niederschmetternden Erinnerung zur nächsten. Wie eine im Angesicht des Todes kopflose Fliege, die immer wieder hektisch gegen die unnachgiebige Innenseite einer Glasfensterscheibe anflog, obwohl sie jedes Mal zurückgeworfen wurde wie ein kleiner Gummiball. Unermüdlich und in wachsender Verzweiflung. Bis ihre Kraft sie verlassen und sie hart und schmerzvoll auf den kalten Boden hinabfallen würde, wo sie dann schließlich auf dem Rücken liegend qualvoll verenden würde. Ausgelaugt von einem ungleichen Kampf. Aber erlöst von ihrer Verzweiflung und ihren Sorgen.

    War es bereits seine Krankheit gewesen, die ihn seit seiner frühsten Kindheit quälte? Schon ein schlechter Start in sein enttäuschendes Leben. Seine Haut war trocken, ledrig und rot. Pellte sich in weißen Schuppen. Jetzt im kurz bevorstehenden Winter würde es wieder besonders schlimm werden. Schon als Jugendlicher hatte er deswegen schmerzhafte Sticheleien einiger seiner Klassenkameraden ertragen müssen. Hinter seinem Rücken hatten sie ihn den „roten Baron" genannt, zusammengesetzt aus seinem Nachnamen und seiner Hautfarbe an diesen besonders schlimmen Tagen. Kein Mittel hatte ihm helfen können. Auch das letzte nicht.

    War es der Verlust seines Arbeitsplatzes gewesen? Zu viele Standorte, zu viele Redundanzen, zu viele unnötige Kosten, so hatte die ferne Konzernleitung aus den USA die Schließung ihrer Münchener Dependance eiskalt begründet. Und was war mit den Mitarbeitenden, dem Humankapital oder Headcount, wie die da oben Menschen ohne jegliche Gefühlsregung titulierten, wenn sie ihre blutigen Schlachtpläne am Computer entwarfen? Nur ein stummer und wehrloser Kostenbalken in einem bunten Schaubild. Genauso wie Maschinen, Energie oder Rohstoffe. Statt dass sich die Manager Gedanken darüber machten, wie sie ihre Mitarbeitenden auch in schwierigeren Zeiten vernünftig und effektiv einsetzten, gingen sie den bequemen Weg und verordneten Haircuts, also Haarschnitte. Was eine erschreckend verharmlosende Bezeichnung für Arbeitsplatzverluste war, hinter denen Einzelschicksale und sogar Schicksale ganzer Familien standen.

    Oder war es, weil Evelyn ihn verlassen hatte? Kurz nachdem er seinen Job verloren hatte. Nicht für irgendjemanden hatte sie ihn verlassen, sondern für Ralf, seinen besten Freund, mit dem er seit seiner Sandkastenzeit schon Unmengen erlebt hatte. Und mit dem Evelyn auch am heutigen Sonntag wieder auf heile Welt machen würde. Er hasste Sonntage. Was für eine gnadenlose Enttäuschung! Er hatte beiden vertraut. Wie blauäugig und naiv er gewesen war. Das Traurige war, dass er nicht nur Evelyn verloren hatte, sondern dazu noch seinen besten und einzigen Freund.

    War es der zunächst nur abendliche Alkoholkonsum gewesen? Erst ein Weißbier pro Abend aus Gemütlichkeit, dann mit dem Beginn seiner Arbeitslosigkeit und dem schmerzlichen Verlust von Evelyn und Ralf waren es plötzlich zwei, drei, vier plus ein paar kleine Schnäpschen, auch in steigender Anzahl. Irgendwann hatte er aufgehört zu zählen. Er würde wetten, dass dieser neugierige Hausmeister mit seinem dicken, unansehnlichen Bierbauch jeden Tag die leeren Flaschen in seinen Bierkästen, die er im Hausflur vor seiner Eingangstür lagerte, nachzählte. Jedes Mal, wenn er ihm begegnete, musterte ihn dieser kleine Mann mit seinen aufgeblasenen, roten Backen und dem faustgroßen Feuermal unter seinem rechten Auge geringschätzig. Wie wenn er ein Asozialer wäre.

    Auf jeden Fall hatte er mit einem Mal einen erheblichen Alkoholkonsum. Er hatte sich mit Alkohol einfach besser gefühlt. Seine Probleme waren wie weggeschwemmt gewesen. Er hatte sich stark gefühlt und Pläne geschmiedet, wo er sich überall bewerben könnte und was er sonst alles machen würde, wenn er endlich wieder einen Job hätte. Immer hatte ihn der Alkohol dazu gebracht, neue Hoffnung zu schöpfen, neue Lebensgeister zu wecken. Er hatte gewollt, gewollt und gewollt. Konkrete Aktionen waren jedoch ausgeblieben, verschoben auf den nächsten Tag. Wenn er dann an diesem nächsten Tag gezeichnet vom Rausch aufwacht war, waren sein Wille, seine Lebensgeister und seine Pläne über Nacht bereits wie ein fragiles Kartenhaus in sich zusammengefallen. Mühsam hatte er wieder ein neues Gerüst aufbauen müssen. Tag für Tag. Und Nacht für Nacht war das Gerüst zusammengestürzt. Ein unendlich frustrierender Kreislauf mit immer kleiner werdenden Umdrehungen. Das war dann die Zeit gewesen, zu der er sich entschieden hatte, dem Alkohol abzuschwören. Aber er hatte diesen Entschluss bis heute nicht in die Tat umsetzen können. Schon zwei Stunden nach dem Aufwachen umschlich er den Kühlschrank so lange, bis seine Gier schließlich über seinen schwachen Willen triumphierte. Nur ein Bier, ein einziges, klitzekleines. Als Durstlöscher. Und dann kam ein Bier zum anderen.

    Kurz vor dem zu Bett gehen flackerte gelegentlich noch sein mittlerweile schwächer gewordener Wille auf: Morgen wollte er neu beginnen, morgen wollte er dem Alkohol abschwören. Aber er schaffte es einfach nicht mehr. Er war hilflos gefangen in einem gefährlichen, an ihm zerrenden Sog, aus dem ihm keiner heraushalf. Wer auch? Der Alkohol ließ ihn nicht mehr aus seinen vereinnahmenden Fängen. Schleichend hatte er von ihm Besitz ergriffen, ihn schließlich restlos befallen. Er hatte sich zu seinem ständigen Begleiter entwickelt. Heiß geliebt und zugleich abgrundtief gehasst.

    Plötzlich steckte er mittendrin und wusste keinen Ausweg mehr. Es hatten sich so viele Probleme angehäuft. Er konnte sie gar nicht alle lösen. Hinzu kam eine unheimliche, tiefe Leere, die ihn gerade in den letzten Monaten, als die Tage wieder rasant kürzer wurden, unaufhaltsam befallen hatte und sich wie ein tödliches Gift in seinem Körper ausgebreitet hatte. Sie hatte den Ausschlag für seine heutige letzte Handlung gegeben. Er empfand keinerlei Freude mehr am Leben, nur Lustlosigkeit und Gleichgültigkeit. Selbst wenn 1860 München einmal ein Fußballspiel gewann, was selten genug vorkam, konnte er sich nicht einmal daran erfreuen. Im Gegensatz zu früher. Er wäre vor Glück ausgerastet.

    Wie gerne würde er die Zeit noch einmal zurückdrehen und einfach gänzlich neu anfangen. Neues Leben, neues Glück. Schlimmer könnte es ihn nicht noch einmal erwischen. Jetzt war alles so hoffnungslos festgefahren. Heiße Tränen sprangen wieder aus seinen geröteten Augen und vermischten sich mit dem eiskalten Regen, der immer noch erbarmungslos und unerbittlich auf ihn einschlug. Als wollte er ihn noch einmal für sein Versagen abstrafen.

    Er marschierte jetzt bestimmt schon seit mindestens zwanzig Minuten. Er keuchte vor Anstrengung. Durch den Schleier des Starkregens konnte er die Umrisse der bogenförmigen Stahlkonstruktion der Brücke erahnen. Keine zwanzig Meter mehr. Er hätte nie gedacht, dass er es bis zur Brücke schaffen würde. Die Brücke über die Ammer. In dem leicht trüben, gelblich-grünen Wasser des zehn bis fünfzehn Meter breiten Flusses hatte er in seiner Kindheit an heißen Sommertagen häufig gebadet, erinnerte er sich wehmütig zurück. Mit Ralf hatte er sich in der Strömung des Flusses treiben lassen, war mit einem Zwei-Mann-Schlauchboot die Wehr hinuntergeglitten. Und abends Grillen am Ufer, ein im Strom der Ammer gekühltes Bierchen.

    Wann kam denn nun dieser verdammte Zug, der seinem verdammten Leben ein Ende bereiten würde? Hatte er sich mit den Zugzeiten vertan? Versagte er selbst bei einer so einfachen Aufgabe? Hören würde er die Erlösung zumindest nicht. Dafür sorgte seine voll aufgedrehte Musik aus seinem alten, aber noch funktionsfähigen MP3-Player. ‚The Doors – Break on through to the other side’. Wie häufig hatte er sich den Song angehört und ihn als ideal für seine Pläne angesehen. Er hatte ihn auf Endloswiederholung eingestellt. Mindestens schon zum sechsten Mal lief er jetzt schon. Genau mitgezählt hatte er nicht. Wozu auch? Doch jetzt war irgendetwas anders an dem Lied, scheinbare Zwischentöne erklangen oder hatte er sie vorher nur überhört? Er strauchelte. Mit Mühe konnte er sich gerade noch auffangen. Fast wäre er von dem eingleisigen Bahndamm heruntergefallen in das neben den Gleisen befindliche Dickicht. Er kannte das Dickicht, es waren stachelige Brombeerbüsche. Plötzlich fühlte er eine gigantische Kraft von hinten auf sich einschlagen. Ein brutaler, stechender Schmerz durchfuhr seinen ganzen Körper. Alles um ihn herum wurde schwarz.

    Langsam und mechanisch schoben Dr. Hugo Winters feuchte Finger das Weiß seines Arztkittels zurück. Zum wiederholten Male fixierten seine Augen mit wachsender Verzweiflung seine Armbanduhr. Ein exklusives, handgefertigtes Exemplar im Wert eines Kleinwagens. Beiges, marmoriertes Ziffernblatt. Eingerahmt von mattgebürstetem Echtgold. Als könnte er allein durch die Intensität seines Blicks die stoisch weiter vorrückenden Zeiger anhalten. Filigrane, maronenbraune Zeiger. Oder sie sogar in den Rückwärtsgang zwingen. Zurück zu dem Zeitpunkt, zu dem noch nicht diese einerseits brodelnde, aber andererseits auch lähmende Verzweiflung seinen Körper angefallen und sich an ihm festgebissen hatte. Er vielmehr noch in naiver, heuchlerischer Ignoranz gehofft hatte. Gehofft hatte, dass die schon seit Wochen unaufhörlich an ihm nagenden Selbstvorwürfe nicht noch weitere Nahrung erhalten würden. Nahrung, die sie noch anklagender und übermächtiger machen würden. Aber mit welchem Ziel und vor allem mit welcher Berechtigung? Sicher war er sich nicht. Es war nur eine sich verstärkende Vermutung.

    15:27 Uhr zeigte ihm sein Unikat an. Drei Minuten später als bei seinem letzten Blick. Langsam schoben sich seine schweren Augenlieder über das Dunkelbraun seiner Iris, als könne er sich hierdurch den immer deutlicher auf ihn zusteuernden Tatsachen verschließen. Sie sogar ungeschehen machen.

    Ein resigniertes Stöhnen entwich seinen Lippen, während er sich in Zeitlupe in seinem Stuhl zurücklehnte. Das Holz der Rückenlehne quietschte angestrengt. Seine breit gespreizten Finger wanderten zu seinem Kopf, als wenn sie ihn ergreifen und ausreißen wollten. Zur Bestrafung für die Entscheidung, die er irgendwann einmal getroffen hatte. Langsam glitten seine Fingerkuppen durch sein kurz geschnittenes, dunkelblondes Haar. Erst vorsichtig, dann immer kräftiger. Bis sie plötzlich anhielten. Seine Fingernägel krallten sich aggressiv in seine Kopfhaut. Es schmerzte. Dann lockerte sich sein Griff wieder. Langsam glitten seine Finger wieder nach vorne, vorbei an seinen Bartstoppeln, hinunter zu seinem breiten, maskulinen Kinn, während seine Ellbogen Halt auf der Arbeitsplatte seines Tischs suchten. Dankbar ließ sich sein mit einem Mal unglaublich schwerer Kopf in den geöffneten Trichter seiner feuchten Hände fallen. Die Bartstoppeln kratzten an seinen Handinnenflächen.

    Nach einer Weile zog Dr. Winter widerwillig seine Augenlider nach oben. Der Bildschirmschoner seines Monitors schleuderte ihm unliebsame 15:28 Uhr entgegen. Wie in Trance hob er seinen Blick. Gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie der schwarze Zeiger seiner Wanduhr hörbar eine Minute weitersprang. Unwillkürlich zuckte er bei dem klackenden Geräusch zusammen.

    Dr. Winters Blick fiel wieder auf seinen Monitor zurück. Er stoppte die Tätigkeit seines Bildschirmschoners und las erneut die Überschrift der Meldung im Internet.

    Caspar Munch zum wiederholten Male enttäuschend – Wann tritt er endlich zurück?

    Das war das Schlimmste, was hatte passieren können. Bar jeglicher Realität hatte Dr. Winter gehofft, dass Caspar Munch besser abschneiden würde. Dass Caspar es doch noch irgendwie schaffen würde, den negativen Leistungstrend der letzten beiden Jahre nach oben zu durchbrechen. Nicht, weil er ein Fan von Caspar Munch war oder ein enthusiastischer Unterstützer des deutschen Schwimmsports. Nein, das war nicht der Grund. Es ging ihm allein darum, nicht noch weitere Schuld anhäufen zu müssen. Eine Schuld, die ihn jetzt schon niederdrückte und zu ersticken drohte.

    Aber Caspar Munchs Leistung hatte nicht ausgereicht. Bei weitem nicht ausgereicht. Er war mit seinem bemitleidenswerten neunten Platz geradezu bloßgestellt worden. Ein vernichtend erniedrigendes Resultat für einen ehemaligen Europameister im Freistil.

    Caspar Munch war auch einer dieser uneinsichtigen, selbstverliebten Sportler gewesen, die nicht gemerkt hatten, dass sie ihren Leistungszenit überschritten hatten. Die es nicht geschafft hatten, sich rechtzeitig und ehrenvoll aus dem Profisport zurückzuziehen und das Feld dem jüngeren und hungrigeren Nachwuchs zu überlassen. Die nach ersten schmerzhaften Rückschlägen dem unerfüllbaren Traum eines fulminanten, unerwarteten Comebacks hinterherhechelten, der jegliche Kritiker Lügen strafen sollte. Aber stattdessen versanken sie immer tiefer in der bittersüßen Umklammerung der früher unbekannten und arrogant belächelten Durchschnittlichkeit.

    Und jetzt erschien Caspar Munch nicht zu ihrem vereinbarten Termin. Ohne abzusagen. Dies entsprach nicht seiner Art. Trotz eines Terminkalenders, der vollgepumpt war mit Trainingseinheiten, Wettkämpfen, Sponsorenterminen. Er war immer pünktlich gewesen. Schon eine halbe Stunde war der ehemalige Schwimmstar nun überfällig. Dr. Winter haderte mit sich, ob er sich tatsächlich das Offensichtliche und Unvermeidliche bestätigen lassen wollte. Das tragische Ereignis, für das er – zumindest seinem schlechten Gewissen nach – die volle Verantwortung trug und bei dem er nicht rechtzeitig gegengesteuert hatte. Ob er Caspar Munch anrufen sollte. Oder genauer gesagt, ob er seine Telefonnummer wählen sollte. Denn Dr. Winter rechnete nicht damit, dass Caspar Munch seinen Anruf entgegennehmen würde.

    Wieder wanderte Dr. Winters verzweifelter Blick zur Uhrzeit. 15:32 Uhr warf ihm sein Monitor knallhart entgegen. Schließlich verselbstständigten sich seine Hände. Kurze Zeit später erschien die Mobilnummer von Caspar Munch auf seinem Bildschirm. Eine Geheimnummer. Einem Automatismus folgend tippte sein Zeigerfinger die Zahlen ein. Das lang gezogene Tuten des Freizeichens ertönte. Mehrfaches Tuten. Schließlich ein Knacken in der Leitung. Undefinierbare Geräusche. Dr. Winter schluckte nervös und lauschte angestrengt.

    „Ja", hauchte eine schwache, fast weinerliche Stimme, die sich offensichtlich erst hatte zusammenreißen müssen. Kaum hörbar. Aber Dr. Winter war sich sicher. Es war eine Frauenstimme gewesen. Vermutlich die von Katie, seiner Freundin. Dr. Winters Hände zitterten mit einem Mal und wurden schwach. Die traurige Erkenntnis, vor der er so gerne die Augen verschlossen hätte, raste mit Lichtgeschwindigkeit auf ihn zu. Unaufhaltsam. Und ohne Möglichkeit zum Ausweichen. Fast wäre ihm der Hörer aus der Hand gefallen. Er versuchte, Worte zu formulieren. Doch er brachte nur ein unverständliches Krächzen hervor. Dr. Winter räusperte sich geräuschvoll und setzte erneut zum Sprechen an.

    „Herr Munch?" Das waren die zögernden Worte, die es schlussendlich schafften, sich aus Dr. Winters Mund zu lösen. Unpassende Worte. Vielleicht war diese Nachfrage wieder seiner naiven Ignoranz geschuldet, die sich mit aller Macht dem Offensichtlichen verschließen wollte und immer noch bar jeglicher Realität hoffte, dass er mit einem Weiterreichen des Hörers an Caspar Munch überrascht werden würde. Und er dadurch mit einem kräftigen Zug aus dem ihn langsam erstickenden Morast herausgezogen würde. Dr. Winter betete aufs Innigste, während er auf eine Antwort wartete. Etwas was er noch nie gemacht hatte. Zumindest nicht als Erwachsener, der im Rekordtempo von einem Erfolg zum nächsten geeilt war.

    „Caspar ist tot", presste die schwache, weibliche Stimme schließlich mühsam hervor und ließ mit diesen drei Worten das Blut in Dr. Winters Adern bis zur Regungslosigkeit erstarren. Obwohl es die erwartete Antwort war. Dr. Winters Mund wurde trocken. Seine Zunge klebte mit einem Mal an seinem Gaumen fest. Unfähig sich zu bewegen und weitere Worte hinauszuschicken. Weder eine Frage nach den Todesumständen, noch eine Beileidsbekundung. Wie aus einem dichten Nebel ertönte mit einem Mal ein kurzes, helles Geräusch. Dr. Winters Daumen hatte die Verbindung unterbrochen. Langsam senkte sich sein Arm auf seinen Schreibtisch. Ein dumpfes, hohles Klacken folgte. Das drahtlose Telefon war aus seiner kraftlosen Hand heraus auf das Holz seiner Tischplatte gefallen. Mit blutleerem Gesicht starrte Dr. Winter auf die Wanduhr in seinem trostlosen, einengenden Zimmer. 15:35 Uhr zeigten die maronenbraunen Zeiger seines schweizerischen Unikats an. Ungerührt. Als sei nichts geschehen.

    2

    Es war ein immens wichtiges Gespräch für Ben Oyster. Die zum Auftakt eines jeden Jahres wiederkehrende Gelegenheit, einen nicht unerheblichen Geldbetrag seines Arbeitgebers in seine Richtung fließen zu lassen. Und wenn er sich nicht außergewöhnlich dilettantisch anstellen würde, würde dieser Geldstrom ihn auch tatsächlich erreichen. Wie in den Jahren zuvor. Es ging um viel Geld. Zusätzliche 60 Prozent on Top auf sein sowieso schon stattliches Festgehalt. Und wenn er das Gespräch geschickt führte, vielleicht sogar noch ein paar Prozentpunkte mehr. Ben blickte seinen Chef Wolfgang Mayer aufmerksam durch seine bräunliche, runde Hornbrille an.

    Wolfgang war der Vorstandsvorsitzende, der Chief Executive Officer, abgekürzt CEO. Er saß aufrecht in seinem wuchtigen Chefsessel aus glattem, schwarzem Leder und trug ein klassisches, marineblaues Jackett mit auffällig glänzenden, goldenen Knöpfen. Als ob er sie jeden Morgen polieren lassen würde. Seine dunkelblond gefärbten Haare hatte Wolfgang penibel in einer voluminösen Welle zurückgeföhnt. Das ließ seinen breiten Kopf noch größer und dominanter erscheinen als er sowieso schon im Verhältnis zu seinem Körper war.

    Wolfgang hatte die Arme auf seinen ausladenden, schwarzen Schreibtisch aus Fiberglas gelegt. Seine großen, fleischigen Hände waren gefaltet. Ein markanter goldener Siegelring mit einem fast bis ins Schwarze gehenden, dunkelblauen Saphir glänzte unübersehbar an seinem rechten Ringfinger. Ein wertvolles Familienerbstück, das sich seit unzähligen Generationen seinen Weg durch den Stammbaum der Mayers gehangelt hatte. Der CEO war mit Ende vierzig gute fünf Jahre jünger als Ben. In seiner letzten Position hatte sich Wolfgang als Finanzchef eines großen, deutschen Maschinenbauunternehmens seine Sporen verdient. Wie der Aufsichtsrat so jemanden ohne jegliche einschlägige Branchenerfahrung an die Spitze von Oncocetin, einem der weltweit führenden Pharmaunternehmen, hatte berufen können, war Ben rätselhaft gewesen. Vor ungefähr fünf Jahren war dies erfolgt. Als plötzliche, morgendliche Intranetmitteilung, die die sich immer weiter verdichtenden Gerüchte der vorangegangenen Wochen bestätigt hatte.

    Aber im Endeffekt hatte Wolfgang nicht viel falsch machen können. Auch wenn er in seiner für ihn typischen, marktschreierischen Art keine Gelegenheit ungenutzt ließ, die exzellente Geschäftsentwicklung von Oncocetin auf seine ‚phänomenalen’ Führungsqualitäten und seine profunden, gut überlegten Entscheidungen zurückzuführen. ‚Phänomenal’, einer der Lieblingswörter des CEO. Dabei waren die Geschäfte nicht nur in den letzten fünf Jahren, sondern auch schon in der Zeit bevor Wolfgang an Bord gekommen war, ausgezeichnet gelaufen. Dank zahlreicher patentgeschützter Arzneimittel, die ihren durch das Patent gewährten monopolistischen Status schon vor Wolfgangs Amtsantritt inne gehabt hatten. Eine Lizenz zum Gelddrucken, da die reinen Produktionskosten solcher Medikamente verschwindend gering im Vergleich zu ihrem späteren Verkaufspreis waren.

    Ben hatte sich zum damaligen Zeitpunkt selbst Hoffnungen auf die Nachfolge des in den Ruhestand eintretenden Vorstandsvorsitzenden gemacht. Wolfgangs Ernennung zum CEO durch den Aufsichtsrat war ein tiefer, schmerzvoller Schlag für Ben gewesen. Aber nicht so folgenschwer, dass ihn diese Tatsache aus dem Unternehmen getrieben hätte. Vielmehr hatte er die letzten Jahre verstärkt dazu genutzt, vorrangig seine eigenen Interessen zu verfolgen. Als eine Art Entschädigung für seine Nichtbeförderung, die er in Anbetracht seiner bis dahin erbrachten, ausgezeichneten Leistungen als eklatanten, persönlichen Affront angesehen hatte. Er war schon zum damaligen Zeitpunkt sieben Jahre der Head of Global Strategy, also der Leiter der Globalen Strategieabteilung, gewesen. Mittlerweile waren fünf weitere Jahre hinzugekommen. Damit hatte er zumindest aus seiner Sicht erheblichen Anteil an der phänomenalen Entwicklung von Oncocetin, wie Wolfgang es ausdrücken würde. Und das musste zumindest finanziell belohnt werden, wenn ihm schon der schillernde Posten des CEO versagt blieb.

    Für Ben gab es zwei essentielle Fähigkeiten, die man im Berufsleben unbedingt beherrschen und befolgen musste. Die eine war die unbedingte Fähigkeit, sich bis zur eigenen Verstellung an neue Situationen wie ein Chamäleon anzupassen. Mit Haut und Haaren, mit jeder einzelnen Mimik, jedem gesprochenen Wort. Bekämpfe niemals das System, sofern du es nicht besiegen kannst. Bewege dich stattdessen geschmeidig in ihm und lass es gnadenlos für dich arbeiten. Die andere Fähigkeit war es, sich ein starkes, weit verzweigtes Netzwerk aufzubauen und akribisch zu pflegen, also das klassische Vitamin B. Beziehungen. Nur in Hollywood-Filmen waren einsame Wölfe stark und siegreich.

    „Wie war das Spiel der Bayern am Wochenende?", sprach Ben zielsicher eine von Wolfgangs Vorlieben an, um für eine positive Ausgangsstimmung ihres Gesprächs zu sorgen. Auch wenn es nur ein Testspiel der Bayern gewesen war. Es würde genügen. Wolfgang war ein enthusiastischer FC Bayern Fan. Soweit er es zeitlich einrichten konnte, besuchte er die Heimspiele der Bayern. Häufig mit seinen beiden Söhnen, die genauso fußballbesessen waren wie ihr Vater. Und von denen einer eines Tages den auffälligen Saphirring seines Vaters erben würde.

    Nachdem Wolfgang seine Position als CEO eingenommen hatte, hatte Ben alles daran gesetzt, herauszufinden, was für eine Persönlichkeit sein neuer Chef war. Sein bisheriger Werdegang. Seine Interessen, seine Ansichten und seine Ziele. Was seine Stärken waren und seine Schwächen. Was er liebte, was er hasste. Sowohl privat als auch beruflich. Ben hatte damals einen Privatdetektiv auf Wolfgang angesetzt, um an diese wertvollen Informationen zu gelangen. Kein preiswertes Unterfangen. Das Ergebnis war ein gebundenes, eng beschriebenes Dossier über Wolfgang von über 70 Seiten, das jetzt gut verschlossen zu Hause in Bens Safe versteckt war. „Phänomenal, schoss Ben die erwartete Antwort entgegen. Wolfgangs Augen loderten wie auf Knopfdruck vor echter Begeisterung, während er an sein offensichtlich mitreißendes Erlebnis vom Wochenende zurückdachte. „Die Bayern haben die Italiener an die Wand gespielt, stieß Wolfgang aufgeregt aus, als ob das Spiel erst vor fünf Minuten beendet worden war. „Sie hatten keine Chance. Die Bayern hätten auch noch zwei Tore mehr schießen können. Aber 4:0 ist ja auch schon ein stolzes, ja phänomenales Ergebnis. Ich fiebere schon dem Rest der Saison entgegen. Da wird es noch einiges zu feiern geben."

    Die in dem Dossier enthaltenen detailreichen Informationen über Wolfgang waren für Ben von unschätzbarem Nutzen gewesen bei seinem Bemühen, sich wie ein Chamäleon auf Wolfgang als seinen neuen Chef einzustellen und rasch ein enges Vertrauensverhältnis zu ihm aufzubauen. Zielsicher hatte Ben Themen ansprechen und lenken können, von denen er bereits vorher wusste, ob Wolfgang ihnen positiv oder negativ gegenüberstand. Mittlerweile vertraute Wolfgang ihm blind.

    Mit Hilfe von Wolfgang hatte Ben es auch erreicht, den unter dem alten CEO hoch angesehenen Steve Brown als Leiter der Rechtsund Patentabteilung abzusägen und ihn stattdessen auf eine weniger einflussreiche Position abzuschieben. Steve war Ben zu häufig auf die Füße getreten. Wegen seiner angeblich zu teuren Unternehmensakquisitionen und teilweise schlecht verhandelter Verträge. Ben hatte einen solchen Angriff auf seine Autorität nicht einfach hinnehmen können. Seine Kompetenz durfte von niemandem in Zweifel gezogen werden. Eliminiere deine Feinde bei jeder sich bietenden Gelegenheit, bevor du ihnen selbst zum Opfer fällst, war auch eine der Maximen, nach denen er handelte.

    In seiner neuen Funktion hatte Ben noch keine wesentlichen Überschneidungen mit Steve gehabt. Aber wenn Steve es noch einmal wagen würde, Kritik an ihm zu üben, war sich Ben sicher, genügend einflussreiche Verbündete im Unternehmen zu haben, die ihn unterstützen würden, den angeschlagenen Steve noch lauter anzuzählen und endgültig aus dem Unternehmen zu katapultieren. Viel Zeit verblieb Steve sowieso nicht mehr.

    „Die drei Ziele, die Du mir als Vorschläge geschickt hast, sind akzeptiert. Die können wir eins zu eins übernehmen", startete Wolfgang zu Bens erster Erleichterung das MbO-Gespräch, nachdem sie ihren aufheiternden Ausflug zum grandiosen Sieg der Bayern beendet hatten. MbO – Management by Objectives hieß es so schön, also Lenken durch Ziele, bei deren Erreichen man einen üppigen Bonus ausgezahlt bekam. Zumindest wenn man die Karriereleiter ein wenig nach oben geklettert war. Und wenn man dann noch jemanden wie Wolfgang als Chef hatte, der sich bei der Formulierung der Ziele für seine Mitarbeitenden nicht die erforderliche Mühe gab, die er eigentlich dafür hätte aufwenden müssen, hatte man bei der Erreichung seiner Ziele in der Regel ein sicheres Heimspiel. Die 60% Bonus waren damit so gut wie gesichert. Seine Ziele hatte Ben so schwammig gefasst, dass es schwer war, sie nicht zu erreichen. Und Wolfgang hatte sie erwartungsgemäß nicht verschärft.

    Ben dachte an das letzte Jahr zurück. Er hatte das bonusrelevante Ziel gehabt, bis zum Jahresende einen Vertrag mit dem Biotech- Unternehmen Chronoton abzuschließen. Ohne weitere Details. Das auch damals schon von Ben formulierte Ziel war einfach ‚Abschluss eines Vertrages mit Chronoton’ gewesen. Damit hatte er viele Freiheiten sowohl bei den Vertragskonditionen als auch bei der Vertragsgestaltung gehabt. Und die hatte er auch genutzt. Hätte er die Punkte von Steves ehemaligem Schützling aus der Rechtsabteilung bei den Vertragsverhandlungen aufgenommen, hätte er es nicht mehr geschafft, den Vertrag noch im alten Jahr abzuschließen. Ohne dass ihm dies irgendetwas gebracht hätte. Wolfgang hätte ihm vorgeworfen, unverlässlich zu sein, weil er die vereinbarten Ziele nicht erreicht hatte. Ein erheblicher Teil seines Bonus wäre flöten gegangen und er hätte noch mehr Arbeit gehabt, als er sowieso schon hatte. Als ob es bei den Gewinnen, die Oncocetin jedes Jahr erwirtschaftete, einen Unterschied machte, wenn Oncocetin bei einem Projekt ein paar zig Millionen zu viel zahlte. Oder einige Formulierungen im Vertrag nicht ganz sauber waren, was man auch später noch glattbügeln konnte. ‚Kleinen Steve’ nannte er Steves ehemaligen Schützling. Um ihn wollte er sich dieses Jahr kümmern. Mit Hilfe von Kim, der krankhaft ehrgeizigen Chefin des kleinen Steve.

    Ben grinste Wolfgang mit einem besonders aufgeschlossenen und interessierten Lächeln an. Das beherrschte er bis zur Perfektion. Flankiert von seinem Vertrauen erweckenden, eleganten und äußerst gepflegten Erscheinungsbild eine perfekte Waffe.

    „Was für uns dieses Jahr noch ein weiteres wichtiges strategisches Ziel ist, ist der Ausbau unserer Position im Bereich der Dermatologie", fuhr Wolfgang staatsmännisch fort. Ben wurde sofort hellhörig. Es schien, als bekäme er eine Zusatzaufgabe und damit eine Chance auf einen Extrabonus.

    „Die Onkologie soll und wird natürlich weiterhin unser Schwerpunkt bleiben. Bei unseren Krebsmedikamenten haben wir die lukrativsten Margen. Aber dort werden uns diese Gauner auch naturgemäß am stärksten preislich zurückfahren wollen."

    ‚Gauner’, auch einer von Wolfgangs Lieblingsausdrücken. Und zwar dann, wenn er abfällig von denjenigen sprach, die er als Feinde von sich oder Oncocetin klassifiziert hatte.

    „Ich möchte vorbereitet sein. Man weiß nie, mit welchen Mitteln man in Zukunft versuchen wird, unsere angeblich zu hohen Medikamentenpreise zu beschneiden, um Kosten im Gesundheitswesen einzusparen. Ständig lassen sie sich etwas Neues einfallen. Zwangsrabatte, Preisobergrenzen, Kosten-Nutzen-Analysen. Einfach unglaublich", erhob Wolfgang nun erregt die Stimme und blickte Ben mit aufgebrachtem Blick an. Ben nickte wiederholt zustimmend und brachte gleichzeitig Entrüstung zum Ausdruck. Wolfgangs Lieblingsthema.

    „Die Pharmabranche ist eine der wenigen Branchen, die den Menschen wirklichen Fortschritt bietet, die Produkte erfindet, die Leben retten. Und diese Gauner haben nichts anderes im Kopf, als Kosten zu sparen und dadurch Innovation einzuschränken, echauffierte sich der Mann mit dem voluminösen Kopf weiter, während er seinen breiten, fleischigen Zeigefinger belehrend in die Höhe streckte. „Immer sind es die bösen Pharmaunternehmen, die zur Kostenexplosion im Gesundheitswesen führen. Dabei machen die Medikamentenpreise noch nicht einmal zwanzig Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitswesen aus.

    „Da hast Du vollkommen Recht, Wolfgang. Es ist eben einfacher, uns zu schröpfen, als das Gesundheitswesen zu reformieren. Wozu benötigen wir so viele gesetzliche Krankenkassen mit so vielen Geschäftsführern, die alle ein sechsstelliges Gehalt verdienen? Die gesetzlichen Krankenkassen bieten doch kaum unterschiedliche Leistungen an. Diese Gauner", stimmte Ben in Wolfgangs Tirade ein und spiegelte gleichzeitig Wolfgangs Lieblingsbegriff. Deshalb musste er sich bemühen, ein Lächeln bei diesem für Wolfgang so ernsten Thema zu unterdrücken. Um sich abzulenken, senkte Ben seinen Blick auf die anthrazitfarbene Designerhose seines Maßanzuges und entfernte mit seinen langen, schmalen Fingern einen imaginären Staubfussel.

    „Genau, Ben. Aber wir müssen vorbereitet sein. Die außergewöhnlich hohen Preise unserer Onkologieprodukte werden sicherlich in Zukunft Angriffsfläche bieten, wenn wir nicht im Gegenzug hundertprozentige Innovation bieten können. Und dies wird nicht bei jedem Medikament möglich sein. Oft sprechen wir bei einem neuen Krebsmedikament nur von einer durchschnittlichen Lebensverlängerung von wenigen Monaten im Vergleich zu dem bisherigen Medikament. Das ist gefährlich und wird irgendwann auf den Prüfstand kommen! Deshalb müssen wir unsere anderen Standbeine stärken. Ich habe mich entschieden, zunächst die Dermatologie weiter auszubauen. Bei Hautkrankheiten besteht immer noch ein hohes Umsatzpotential."

    Ben bemerkte den unbändigen Stolz eines kleinen Jungen, der ihm aus Wolfgangs Augen entgegen loderte. Wolfgang meinte wirklich, er hätte eine geniale Idee erarbeitet, dachte Ben und schüttelte innerlich den Kopf. Dabei gab es im Wesentlichen nur zwei grundsätzliche Marschrouten: Streuung des Risikos durch Diversifizierung oder das Gegenteil Fokussierung auf die Kernkompetenzen. Sicherlich alles in unterschiedlichen Ausprägungen. Wie sehr hebt man eigentlich ab, wenn man CEO eines Unternehmens ist, das jährlich Milliardengewinne abwarf und man sich nur noch dadurch selber übertraf, in dem man die Gewinnmarge noch weiter über die 30% - Grenze nach oben schob? Wie hart musste dem eitlen Selbstdarsteller Wolfgang die Entscheidung gefallen sein, die ungewöhnlich hohe Gewinnmarge bei der Präsentation der Quartalszahlen mittlerweile gänzlich zu verschweigen? Obwohl sie sich natürlich jeder ausrechnen konnte, der Umsatz und Gewinn ins Verhältnis zueinander setzen konnte. Aber es war eben nicht mehr so auffällig. Die Konzernleitung hatte dies auf dringende Empfehlung des Aufsichtsrats letztes Jahr beschlossen. Die demonstrative Zurschaustellung der unanständig hohen Marge lud gerade dazu ein, die hohen Preise der Medikamente noch stärker zu kritisieren und weitere Anstrengungen zur Beschneidung der Arzneimittelpreise zu unternehmen. Eine der wenigen Fälle, bei denen ökonomische Vernunft über individuelle Eitelkeit gesiegt hatte.

    „Das macht auf jeden Fall Sinn und stärkt uns ein anderes Standbein", sagte Ben mit betont anerkennender Miene und nickte zustimmend. Entgegen seiner eigenen Auffassung. Die Bekämpfung der zahlreichen Krebskrankheiten war aus Bens Sicht weitaus lukrativer, auch wenn die Forschung auf dem Weg zu solchen Produkten deutlich kostspieliger war. Selbst wenn man die Preise für die Onkologieprodukte senken müsste, wären ihre Margen sicherlich immer noch bedeutend höher als die von einem vierzigsten Medikament im Bereich der Dermatologie. Was war schon eine Schuppenflechte im Verhältnis zu einem tödlichen Bauchspeicheldrüsenkrebs?

    Diese Entscheidung zeigte, dass Wolfgang zu wenig Branchenerfahrung besaß und sich nicht wirklich im Pharmageschäft auskannte. Alle anderen Pharmaunternehmen beneideten Oncocetin für die bisherige auf die Onkologie fokussierte Strategie. Eine Strategie, die auf Bens Bemühungen zurückzuführen war.

    Wie Ben den Recherchen seines Privatdetektivs entnommen hatte, war es von essentieller Bedeutung, Wolfgangs Ego zu bauchpinseln und ihm keinesfalls zu widersprechen. Das galt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – für die Zusammenarbeit mit vielen Menschen. Bei Wolfgang allerdings in besonders ausgeprägtem Maße. Auch im Sitzen strahlte er seine typische, unübersehbare Überheblichkeit und Arroganz aus, die keinen lästigen, aus seiner Warte destruktiven Widerspruch duldete, sondern nach schleimender, ehrfurchtsvoller Zustimmung lechzte. Seine besonders gerade Haltung, sein einen Tick zu stark erhobenes Haupt, das seine grünblauen Augen immer ein bisschen von oben herab auf seinen Gesprächspartner blicken ließen. Als ob sich Wolfgang für unfehlbar und allwissend halten würde. Alljährlich bestätigt von phänomenalen Geschäftsergebnissen.

    „Also, Ben. Was ich konkret von Dir möchte, ist der Zukauf eines Unternehmens, das auf dem Gebiet der Dermatologie tätig ist. Wolfgang machte eine bedeutungsvolle Pause und musterte Ben aufmerksam. „Und zwar im ersten Halbjahr dieses Jahres. Maximaler Preis eine Milliarde Euro. Das Unternehmen muss eine Substanz gegen eine Hautkrankheit in der klinischen Phase I haben, besser noch in Phase II.

    Eine Milliarde Euro. Locker schaffe ich das, dachte Ben insgeheim. Dafür bekomme ich fast zwei Unternehmen. Wolfgang hat überhaupt keine Ahnung, was auf dem Markt vorgeht.

    „Das wird nicht so einfach sein. Und dann noch im ersten Halbjahr", erwiderte Ben gespielt kritisch und zögerlich. Zur Betonung plusterte er seine Backen auf und ließ die angesammelte Luft langsam und nachdenklich entweichen. Ein Chef ohne vertiefte Branchenerfahrung brachte auch unschlagbare Vorteile mit sich, dachte Ben, während er konzentriert den hinter Wolfgang an der Wand hängenden Schwarz-Weiß-Siebdruck eines zeitgenössischen, schweizerischen Künstlers aus dem Wallis fixierte. Zwei mal zwei Meter maß dieser Druck. Wolfgang selbst hatte ihn ausgesucht. Er zeigte in Andeutungen eine betont maskuline Figur mit einem überproportional großen, V-förmigen Oberkörper und überproportional muskulösen Armen. Mit sicherem, beherrschendem Griff stemmte diese männliche Gestalt kraftvoll eine große Kugel in die Höhe. Die Welt.

    „Das heißt, der Deal müsste in gut fünf Monaten abgeschlossen sein", fuhr Ben mit ernstem, konzentriertem Blick fort. Er musste unbedingt zum Ausdruck zu bringen, welch außergewöhnliche Leistungen er erbringen musste, um dieses Ziel zu erreichen. Es war ein Versuch, einen Extrabonus aus Wolfgang herauszulocken. Ben wusste, Geld dafür war immer vorhanden. Er musste ja nicht offenlegen, dass er bereits ein Unternehmen im Visier hatte, auf das das von Wolfgang skizzierte Profil passte und das er ohne weiteres für eine Milliarde Euro kaufen könnte. Nicht ohne Grund war er der Chef der Globalen Strategieabteilung. Der Pharmamarkt hatte kaum Geheimnisse vor ihm. Dennoch war die Zeitschiene für den Kauf ziemlich kurz angesetzt. Er würde sich ranhalten und beim Kaufpreis großzügig sein müssen.

    „Ich weiß, das ist sicherlich kurzfristig. Wolfgang gab dem Betrachter seiner Mimik damit unmissverständlich zu verstehen, wie wichtig ihm die Zielerreichung war. „Aber Du schaffst das. Dafür bist Du bekannt, bestätigte Wolfgang das Vertrauen, das er augenscheinlich in Ben setzte. „Es wird viel Arbeit sein, aber Du wirst es schaffen."

    Wolfgang machte eine kurze Pause. Die unausgesprochen im Raum stehende Frage, ob es für Ben einen Extrabonus für die Erreichung dieses Ziels gab, hatte Wolfgang bisher noch nicht beantwortet. Nachdenklich blickte der CEO aus der breiten Glasfensterfront seines Büros hinaus auf den kleinen, firmeneigenen Park, der sich ein paar Stockwerke weiter unter ihnen erstreckte. Der Park war von einer dichten, weißen Schneeschicht bedeckt, teilweise unterbrochen von fast drei Meter hohen, kahlen Fliedersträuchern, die im Frühjahr zu einem duftenden und farbenfrohen Blütenkonzert einluden. Einige der breiten Kronen der Kastanienbäume hatten mittlerweile Fensterhöhe erreicht. Ein weißer, giebelförmiger Schneerücken bedeckte die himmelwärts gerichtete Seite ihrer kahlen Äste. Der flache Teich am hinteren Ende des Parks war vereist.

    Am Rande des Teichs auf einer Holzbank hatte Wolfgang ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt eine sitzende, maßstabgetreue Bronzestatue des Firmengründers von Oncocetin platzieren lassen. Sie war jetzt mit einer Schneeschicht bedeckt. Die Familie des Firmengründers, die immer noch einen Anteil von gut dreißig Prozent am Unternehmen hielt und den Aufsichtsratsvorsitzenden stellte, hatte dieses Projekt mit einem nicht unerheblichen Stolz befürwortet.

    Ein genialer Schachzug war dies gewesen, hatte Ben damals neidlos zugestehen müssen. Hatte sich Wolfgang mit dieser simplen Maßnahme gleich zu Beginn eine unschätzbar wertvolle, positive Grundstimmung der Familie ihm gegenüber erkauft. Und dies noch nicht einmal auf seine eigenen Kosten, sondern auf Kosten von Oncocetin.

    Wolfgangs Blick wanderte wieder zu Ben zurück und sah ihm aufmunternd in die Augen.

    „Ich habe mir einen kleinen Extrabonus von dreißig Prozent Deines Jahresgehaltes nur für dieses Ziel ausgedacht. Das sollte finanzieller Anreiz genug sein, Deinen ganzen Elan in dieses wichtige Projekt zu stecken, und Dich für die extrem hohe Arbeitsbelastung in den kommenden Monaten entschädigen."

    Dreißig Prozent extra, also insgesamt neunzig Prozent on Top, jubelte Ben innerlich und wäre am liebsten vor Freude aufgesprungen. Vermutlich war der Ausbau der Dermatologie wirklich Wolfgangs eigene Idee gewesen und nicht die einer seiner zahlreichen Lakaien, die ihn unentwegt umschwänzelten und umschleimten. Und jetzt versuchte Wolfgang, seinen Einfall, von Vision oder Strategie konnte man hierbei nicht wirklich reden, mit aller Kraft innerhalb kürzester Zeit durchzupeitschen.

    Aber ihm sollte es mehr als Recht sein. Die Dienste von Jasmin waren sehr teuer. Und er hatte sich schon so an sie gewöhnt. Sie war um Welten attraktiver als seine spröde Ex-Frau, die es erstaunlicherweise doch irgendwie geschafft hatte, sich einen anderen Mann anzulachen und ihn dann auch noch für diesen anderen Lackaffen zu verlassen. Vielleicht war er sogar ein bisschen in Jasmin verliebt, wenn man das überhaupt sein konnte in jemanden, den man sich kaufte. Ihre langen, glatten, wasserstoffblond gefärbten Haare, die sinnlichen Lippen. Und erst ihre sonstigen körperlichen Vorzüge.

    Er liebte es, Jasmin in exquisite Restaurants auszuführen oder mit ihr die Abende in exklusiven Bars über den Dächern des romantisch erleuchteten Nachthimmels von München zu verbringen. Er genoss es, wie sie die lüsternen und bewundernden Blicke der anderen Männer auf sich zog, während sie in hauteng anliegenden Kleidern ihre tadellose Figur zur Schau stellte. Und doch flirtete sie mit keinem anderen, auch wenn derjenige noch so attraktiv und wohlhabend zu sein schien. Denn sie gehörte ihm alleine, zumindest an diesem Abend, in dieser kostbaren Nacht. Was hatte er ihr nicht schon alles geschenkt. Meistens Unterwäsche. Manchmal auch exklusiven Schmuck. Sie machte ihn richtig süchtig. Sie war das beste Hobby, was man sich vorstellen konnte. Auch wenn es sündhaft teuer war. Und dieses Hobby würde er niemals aufgeben, um keinen Preis der Welt.

    „Auf diesen Seiten ist auch noch einmal alles zum Aufbau der Studie und ihren Zielen aufgeführt. Dort steht das drin, was ich Ihnen gerade eben erläutert habe. Wie gesagt, es gibt drei Gruppen von Probanden. Eine, die das zu testende Präparat verabreicht bekommt, eine andere mit der auf dem Markt befindlichen Standardbehandlung von GDL und die dritte mit dem Placebo, also dem Scheinmedikament."

    Dr. Hugo Winter, Chefarzt am Klinikum München, schob dem jungen 24-jährigen Mann ein dreiseitiges Merkblatt hin und musste ein Gähnen unterdrücken. Er war müde. Schon seit längerem litt er unter Schlafstörungen und Alpträumen. Dies bedeutete, dass sogar sein Unterbewusstsein versuchte, die unerträgliche Situation, in der er sich mittlerweile befand, zu verarbeiteten. Aber noch immer war ihm keine Lösung eingefallen.

    „Können wir das nicht so hinbiegen, dass ich das neue Präparat erhalte?"

    Prüfend blickte Dr. Winter das trockene, schuppige und stark verpickelte Gesicht des jungen Mannes an. Hellrote Äderchen zeichneten sich unter seiner dünnen, strapazierten Haut ab. Wie das Wurzelwerk einer Pflanze.

    „Das von GDL habe ich schon ausprobiert. Es hilft nicht", schob der junge Mann mit betont leidender Miene hinterher und kratzte mit seinen

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