Alp'n'Gold: Rot-weiss-rote Kurzgeschichten
Von Helga F. Würtz
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Über dieses E-Book
Helga F. Würtz
Helga F. Würtz hatte schon immer eine Liebe zum Schreiben. Ihre Verbundenheit zum Gast und Liebe zum Schauplatz, wo sie daheim ist, waren bereits Inspiration für den beliebten www.tintenfee-blog.com. Man verspürt dieses exquisite Lebensgefühl der Autorin, und der Leser taucht ein in eine faszinierende kleine Welt, die beflügelt und mitreißt, ohne die Leseecke zu verlassen.
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Buchvorschau
Alp'n'Gold - Helga F. Würtz
Lichtmess
Der Platzhirsch und die Wintersause
Seit Tagen unaufhaltsame Schneefälle. Es herrscht akute Lawinengefahr. Heute ist ab 16.00 Uhr „Schneemanntreff angesagt. Bei heftigem Schneetreiben wird unter gespanntem Segeltuch und bei Scheinwerferlicht so richtig Vollgas gegeben. Sämtliche Schilehrer scheinen dabei zu sein. Tiefschneehungrige und pistengeile Urlauber heißt es, bei Laune zu halten. Unter freiem Himmel wird nicht nur mit dem „Anton aus Tirol
auf dem Dorfplatz der Winter gefeiert.
Die Stimmung ist gigantisch. Da tanzt ein mancher samt Schischuhen auf dem Biertisch. An der Bar herrscht Hochbetrieb. Es wird geknutscht, gelacht und sich amüsiert in diesem dichten Gedränge. Die Lawinengefahr scheint für heute vergessen. Einfach irre, diese Wahnsinnstimmung.
Umschwärmter Mittelpunkt der Bar sind Schilehrer in rot-weißrotem Nobel-Dress, darunter ein unübersehbarer Mittelpunkt. So verwegen? Nein, das wäre der falsche Ausdruck. Er ist Nichtraucher und trinkt nur Almdudler. Trotzdem ist er super drauf und lässt keinen Spaß aus. Auch viele Gäste scheinen ihn besonders gut zu kennen und zu mögen. Denn es kreist hier eigentlich fast alles um ihn. Wer ihn noch nicht kennt, scheint sich brennend für ihn zu interessieren. Der „Platzhirsch" und seine Wonne-Gäste. Dicht im Schlepptau Torsten G., sein königlicher Stammgast. Er spielt zu Hause beruflich in der ersten Liga, als ein Unternehmer, der regelmäßig Fluchtkapital ins Tal bringt, so das offene Geheimnis.
Und schon bevor er anreist, steht er im Mittelpunkt aller Gästefreunde, mit der Spekulation, welche Frau wieder an seiner Seite sein wird. Er hat von unserer Natur eine technisch erstklassige Grundausstattung mit bekommen, als ein fast zwei Meter langer Kerl, mit maßgeschneiderten Proportionen. Doch alleine ist er heute gekommen, ganz ohne Begleitung. Torsten G. hat den Ferientermin so gelegt, dass er seinen 60. Geburtstag beim „Platzhirsch feiern kann. Alle Gästefreunde warten schon gespannt auf ein zündendes Programm, das sich der „Platzhirsch
für seinen zum Freund gewordenen Gast einfallen lässt. Denn mittlerweile ist es begehrt, sich als langjähriger Stammgast im Urlaubsdomizil feiern zu lassen. Mit Spannung wird um das Highlight für diesen königlichen Gast spekuliert.
Der „Platzhirsch" ist ein Mann, der seinen Beruf Schilehrer und seinen Status Playboy täglich lebt. Es gibt für Winter-Urlauber nichts Schöneres, als sein Gast zu sein, in der stets bis auf den letzten Platz gefüllten Hausbar und einem ehrlich gemeinten Umsorgtsein. Diese wild gewordene Meute, die sich bei diesem Wintertreff wie Bluthunde auf Schihaserl und Schilehrer stürzt, kann scheinbar nichts aus der Ruhe bringen, und schon gar keine Lawinengefahr. Einfach Ferien mit Lebenslust pur, wo man hinsieht. Doch jetzt braucht auch die Musik eine Pause.
Und siehe da – zwei Schokodamen in weißen Overalls mit langhaarigen Pelzstiefeln, tanzen auf dem Tisch, derart unter Strom, dass sie gar nicht bemerken, dass die Musik stille ist. Nach etlichen Runden flüssigem Obst ist der wild gewordene Torsten G. nicht mehr zu halten. Pulsierend vor Leidenschaft auf fremdes Blut erklimmt er den Tisch zu den zwei rassigen Schoko-Mäusen. Ohne Scheu’ und Abwehr der lustsprühenden Damen beginnt er mit viel Wonne, den willigen Reißverschluss zu den verführerischen Rundungen zu öffnen. Er wird zum pulsierenden Mittelpunk - und dann – plötzlich hatte sich etwas verändert. Er fasst sich in die Herzgegend und atmet erregt. Dann sackt er langsam zu Boden. Schnell bringt der „Platzhirsch" ihm einen Cognac, und er nimmt ihn zu sich wie Arznei. Nur er scheint zu wissen, was sein Herz dringend benötigt, das Herz eines gestressten Kettenrauchers mit Heiserkeit in seiner Stimme, die nicht gerade gesund klingt. Der Notarzt ist zur Stelle, der Tisch geräumt. Die Analyse brachte einen Alkoholwert von nicht wenig Promille. Doch Torsten G. hat über seine Attacke gesiegt, und erleichtert warten sie alle auf übermorgen, wenn er als Walser Stammgast gefeiert wird.
Dann ist es soweit, Torsten G. hat seinen 6. runden Geburtstag. Ein Himmel wie Geschenkpapier. Die Schneefälle haben nachgelassen. Jetzt ist die Sonne wieder dran. Mit guten Vorsätzen ohne Alkohol steht heute POWDERN auf der Tagesordnung, mit „seinem besten Schilehrer der Welt voran, seinem Freund, dem „Platzhirsch
, einem Profi im sensiblen Umgang mit Mensch und Schneewerkzeug, in glitzerndem Pulverschnee. Torsten G., der die Welt mehrfach bereist hat, vertraut dem „Platzhirsch wie einem Schutzengel, wenn er mit seinen Brettern jungfernhaften Schnee berührt, ohne dabei einen mörderischen Abriss zu riskieren. Ohne Hütteneinkehr wird nach der letzten Abfahrt bis zum „Platzhirsch
vor die Haustüre geschwungen. Jetzt ist Ausruhen angesagt, denn ab 20.00 Uhr wird richtig Vollgas gegeben mit vielen, vielen Gästen.
Endlich – Partytime. Alle sind gekommen, als geladene Gäste, mit interessantem Antlitz und teuren Uhren an ihrem Handgelenk. Der „Platzhirsch steht am Mischpult und sorgt für feinste Musikselektion. Und wie immer, geht eine Art „Knistern
von ihm aus. Und schon taucht ein Typ auf, der trägt eine Reisetasche in der Hand, mit der Aufschrift „Vorsicht zerbrechlich. Doch dieser Unbekannte gibt die Tasche nicht aus der Hand, er stellt sie auch nicht ab. Zu gefährlich die Zerbrechlichkeit. Die Meute schreit, die Luft ist gefüllt mit Gespanntheit und Vorfreude auf den ersehnten Höhepunkt. Die Musik hat sich lautstark gesteigert. Torsten G. weicht nicht von Platzhirsch’s Seite. Nur da scheint er sich ganz sicher zu fühlen, falls ihn eine neue Attacke überrascht. Jetzt wird die Reisetasche unter vielen Gästen weiter gereicht, bis sie in Händen des „Platzhirsch
ist. Schnell drückt Torsten G. seine Zigarette aus. Jetzt werden ihm die Augen verbunden. Man hört einen Wecker summen. Es ist soweit. Ganz langsam und mit viel Gefühl zippt der „Platzhirsch" den Reißverschluss immer weiter auf, und Torsten darf nur behutsam mit seinen Händen das Geschenk in Schüben ertasten und erraten. Torsten G. schreit lautstark - vor Freude oder Unbehagen? Schnell zieht er seine Hand wieder zurück, vielleicht durch irgendetwas Unerwartetes erschrocken. Keiner weiß es. Die Vorfreude mit großer Wirkung.
Das Licht wird ausgemacht. Mondlicht kommt durch die Blei-Verglasung der Fenster geströmt. Aus dem Flur dringt ein dünner Lichtstreifen herein. Alle verspüren einen aufregenden Kitzel. Und jetzt lässt uns auch Peter Kent in voller Lautstärke wissen: It’s a really good feeling:
Der „Platzhirsch" führt die Hand seines Freundes im zweiten Anlauf behutsam in die Tasche. Das Geburtstagskind verdreht die Augen, so scheint der umgreifende Parfümstoff auf ihn einzuwirken. Und dann, bei diesem zweiten Griff, unter kreischendem Rufen, begibt sich vieles Haar in seine Hand. Normales Haar? Nein – das sind Haare wie Sauerkraut.
Mit katzenartigem Räkeln taucht ein graziler Körper aus der Tasche, der längst Platzangst hätte bekommen müssen. Dieses katzenartige Räkeln passt sich mit den Bewegungen den streichelnden Händen an. In ihrem 2-teiligen Badekleid gibt sie sich tänzerisch hin wie die Heldin eines billigen Liebesromans.
Jetzt war es raus: Ein XS-Gschenk, leicht an Gewicht, lang bewimpert, und mit langen, pechschwarzen Haaren wie Sauerkraut. Wie eine von denen, die er vor drei Tagen schon haben wollte. Ihre Haut war so glatt und farbig wie Schokolade-Eis.
Diese einzigartige Atmosphäre lässt wieder alle wissen, dass mit dem „Platzhirsch kein Anfänger am Werk ist. Thorsten G. glüht vor Hitze, die Partygäste brüllen vor Lustgefühl und Spaß. Dann drückt der „Platzhirsch
seinen Alarmknopf, der besagt: Der Höhepunkt ist erreicht. Die Party beginnt von neuem für alle, die da sind. Es wird getanzt, gelacht und viele andere ausgelassene Dinge getan, was den Urlaub und sein Feeling hier einzig macht.
Der „Platzhirsch", ein Schilehrer und Gästefreund, der immer wieder genau das zaubert, was man nicht in Worte fassen kann – und sie danken es ihm, dass er immer wieder eine Überraschung hat für seine über alles geliebten Gäste. Darum zieht es sie immer wieder dort hin, wo alles schön anfing und einfach Schifahren mehr Spaß macht als anderswo. Denn der Schneelieferant ist überall derselbe, aber nicht das Drumherum.
Es ist die ganz besondere Welt in diesem Dorf, eine über hundert Jahre gewachsene Symbiose aus Tourismus und Landwirtschaft, die nicht nur Thorsten G. in sein altes Feriendaheim zu uns nach Riezlern ins Kleine Walsertal lockt.
Wer sind die guten Leute?!
Der aufregende Tag ist da. Ich und meine Labrador-Hündin sind unterwegs nach St. Moritz. Meine Freundin Pepa hat zu einer Party geladen. Mit meiner Labradorhündin AMY als Begleitung kann ich schnell das Weite suchen, sollte es ein verpatzter Abend werden in dieser „guten Gesellschaft. Es gibt nur wenige Leute, die das Talent haben, mich zu verletzen. Und genau das schafft Pepa immer wieder mit ihren Worten, wir Walser hätten keine „guten
Gäste. Da läuten bei mir alle Alarmglocken bei solchen Maßstäben von Leuten, die absolut fremd sind in diesem sensiblen Metier mit unserem „Ein und Alles, dem hoch geschätzten „König Gast
. Ich bin angetrieben von purer Neugierde auf Pepa und ihre „guten Leute. Vor allem, wo musste der Ästhetiker Mang wieder den „lieben Gott
spielen. Hat sie ihr Grace-Kelly-Näschen bekommen, und welche „neue" Körbchen-Größe zeigt sie? Aber nicht nur das macht Pepa aus. Sie ist als ehemalige Flugbegleiterin und reicher Heirat mit Valentino in der ganzen Welt zu Haus’.
Während Valentino bei einer Bank im Tal regelmäßig „anonymes Geld parkt, nutzt sie es, mich mit „viel Blumen
zu überfallen. Und beim Abschiedskuss „last but not least" ihr Mitleidspäckchen, wir Walser hätten keine guten Leute als Gäste. Auf ein Neues stets diese Seelen-Hiebe.
Und besonders deshalb bin ich heute unterwegs zu Pepas Party im noblen Engadin.
Am ausgemachten Point in Untervaz bei CHUR kommt ein pferdeschwanzmähniger Schirmmützenträger auf mich zu. Meine Person scheint perfekt beschrieben. Ein Zweiter nimmt mir die Tasche ab. Perfektes Timing. Schon sitzen Amy und ich im Swiss-Helicopter. Der Pilot erhebt sich noch, um uns mit Handkontakt zu begrüßen. Wie angenehm, dieser tolle Mann hat Knigge gelesen. Und schon heult der Rotor, wir heben ab. Unter uns die Stille der weißen Bergwelt mit unberührten Tiefschneehängen.
Eine weltberühmte