Claude Lorrain und Kunstwerke
Von Sergei Daniel
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Buchvorschau
Claude Lorrain und Kunstwerke - Sergei Daniel
Der Ochsenhirt
um 1636. Radierung, 12,6 x 19,2 cm. Eremitage, St. Petersburg
BIOGRAFIE
1600
Claude Lorrain wird in Chamagne, im Nordosten Frankreichs in dem heute als Département Vosges (Vogesen) bekannten Teil Lothringens, geboren.
um 1612
Seine Arbeit als Pastetenbäcker führt ihn nach Rom, wo Agostino Tassi à Bagnaia ihn als Lehrling akzeptiert und ihm die Grundlagen der Landschaftsmalerei und des perspektivischen Zeichnens beibringt.
1617-1621
Lorrain reist nach Neapel, um beim Landschaftsmaler Gottfried Wals (auch als Goffredo Tedesco bekannt) in die Lehre zu gehen.
1625-1626
Reise nach Nancy, um an der Seite des Hofmalers Claude Deruet an der Kappelle der Karmeliterkirche (die heute nicht mehr existiert) zu arbeiten.
1633
Der 33-jähige Lorrain wird als Mitglied der Künstlervereinigung Academia di San Luca (St. Lukas-Akademie) in Rom akzeptiert.
1635
Lorrain gibt seine eigene Monografie heraus, das Liber Veritatis (Buch der Wahrheit), das all seine in grober Skizzenform wiedergegebenen Werke enthält.
ab 1638
Er arbeitet er unter der Schirmherrschaft König Philips IV. von Spanien.
1640er
In diesem Jahrzent fertigt Lorrain eine Serie von Landschaftsmalereien an, auf denen er verschiedene Seehäfen darstellt – die eindrucksvollsten seiner ganzen Karriere, darunter Odysseus übergibt Chryseis ihrem Vater (um 1644).
ab 1663
Er malt mehrere großformatige Gemälde für den Herzog von Paliano, Lorenzo Onofrio Colonna.
1682
Claude Gellée, genannt Le Lorrain, stirbt in Rom und wird in der Kirche Santissima Trinità dei Monti beigesetzt.
Haupteingang des Palazzo del Quirinale
um 1630-1635. Braune Tinte, braune Lavierung und Spuren von Graphit, 17,3 x 11,8 cm. Teylers Museum, Haarlem
Vergleicht man den Lauf der Geschichte mit dem eines Flusses, so könnte man sagen, dass auch der Lauf der Historie in unterschiedlicher Intensität dahinströmt. Manche Epochen erwecken den Eindruck einer ruhigen, ja verlangsamten Zeitbewegung, in manchen anderen vollzieht sich der geschichtliche Prozess energischer, gleich einem ungestümen Strom. Von solch einem beschleunigten Tempo der Geschichte ist das 17. Jahrhundert gekennzeichnet.
Das gesteigert Dynamische dieses Zeitalters ist es auch, das bei der Suche nach dessen adäquater Bezeichnung die meisten Schwierigkeiten bereitete, und keine der je vorgeschlagenen Etikettierungen hat endgültige Anerkennung verdient. In Abhängigkeit vom jeweiligen Standpunkt hat man das 17. Jahrhundert bald das „Zeitalter des Absolutismus, bald das „Zeitalter des Barocks
genannt. Doch die Alternativen, die neben den jeweils dominierenden historischen Aspekten existierten, waren nur zu offensichtlich. Am besten wird man diesem Zeitalter wohl gerecht, wenn man in ihm einen Prozess sieht, der von der Renaissance bis zur Aufklärung verläuft.
Versuchen wir nun, den Inhalt dieses Prozesses – allerdings nur in allgemeinen Zügen – zu erschließen.
Beachtet seien dabei vor allem die Komponenten der westeuropäischen Kultur des 17. Jahrhunderts. Ein Feuerwerk von Entdeckungen erleuchtete die Geschichte und veränderte grundsätzlich das Weltbild. Durch die Forschungsarbeiten von Kepler, Galilei, Descartes, Fermat, Pascal, Harvey, Leeuwenhoek, Huygens, Newton und Leibniz vollzog sich die permanente Revolution des naturwissenschaftlichen Denkens, dessen gigantisches Ausmaß sich unter Anderem in der Erfindung des Teleskops und des Mikroskops ausdrückt. Die Idee der Einheit der matieriellen Welt wurde mit der Idee der biologischen Formeneinheit in Verbindung gebracht.
Die Wissenschaft verankerte sich fest auf der Grundlage von Experimenten und mathematischen Berechnungen. Die beschleunigte Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnis, begleitet von einer ständigen Differenzierung des Wissens, rief das Bedürfnis nach einer neuen philosophischen Synthese hervor, und die Philosophie des 17. Jahrhunderts hat diese Aufgabe in beispiellos angestrengter Denkarbeit gelöst. Der Aufbau einer allgemeingültigen Wissenschaft von der Ordnung wurde zur bestimmenden Tendenz der philosophischen Methodologie des Zeitalters. Daher haben manche Historiker auf dem Gebiet der Philosophie und Wissenschaft allen Grund, das 17. Jahrhundert als „Zeitalter der Genies" zu bezeichnen. Hier genügt der Hinweis, dass in dieser Epoche die philosophischen Werke von Bacon, Gassendi, Descartes, Spinoza, Pascal, Hobbes, Locke und Leibniz