Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die schwarzen Heere: Roman
Die schwarzen Heere: Roman
Die schwarzen Heere: Roman
eBook835 Seiten13 Stunden

Die schwarzen Heere: Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Es stimmte ja: Die schwarzen Heere kümmerten unsere Irrtümer nicht und nicht unsere Illusionen. Die schwarzen Heere zogen heran." Dieses Urbild der Bedrohung ist Ausgangspunkt dieses außergewöhnlich vielschichtigen Romans, in dem Zeiten und Nicht-Zeiten sich durchdringen, quasi-archetypische Figuren - Gaukler und Sänger, Fürst und Abt, Magd und Jungfrau, schwarze Priester, Gnomen, Hirten und viele mehr - in immer neuen Kreisen auftauchen, verschwinden, um in anderen Konstellationen, Geschichten, Erzählungen neu zu erscheinen. Ein Roman, in dem das Geschichtenerzählen selbst zur Wirkmacht wird, mit barocker Fülle der Erfindung, überbordendem Sprachreichtum, brachialer, die Tiefengründe des Menschen auslotender Kraft. Ein Roman. Ein Ereignis.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Juli 2018
ISBN9783864609923
Die schwarzen Heere: Roman

Ähnlich wie Die schwarzen Heere

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Die schwarzen Heere

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die schwarzen Heere - Uwe Horst Pfeifer

    Uwe Horst Pfeifer

    Die

    schwarzen

    Heere

    Roman

    Uwe Horst Pfeifer

    Die schwarzen Heere

    Roman

    ISBN 978-3-86460-992-3

    Dieses Buch ist auch als Taschenbuch im gleichen Verlag erschienen unter

    ISBN 978-3-96409-012-6

    © 2018 by Westarp BookOnDemand

    in der Mediengruppe Westarp

    Kirchstr. 5 - 39326 Hohenwarsleben

    www.westarp.de

    www.westarp-bs.de

    www.book-on-demand.de

    Titelbild: acrogame @ fotolia.de

    Lektorat: CSF-Idee, Aidlingen

    Inhaltsverzeichnis

    Erstes Buch

    Der Kommandant des letzten Gefechts

    Ratschlag

    Aufbruch

    Ahnungen, Gesichte

    Kristall

    Die Frau in den Horden

    Gauklerfahrt

    Cybilla und der Abt

    Die Chronik der Siedlung

    Schrift im Sand

    Früchte der Nicht-Zeiten

    Zweites Buch

    Aus dem Buch jenes Herrn

    Mare Nostrum

    Zeichen des Grauens

    Der schwarze Priester

    Das verschwundene Mädchen

    Das Buch

    Die Verhöre

    Hexe, Magd und Gaukler

    Empfängnis des Vierschrötrigen

    Elassa

    Gefährliches Unterfangen

    Bein zu Bein, Glied zu Glied

    Das Pfeilorakel

    Den Stämmen im Nordosten entgegen

    Hüter der Bilder

    Im Land der gelben Ibisse

    Ankunft, Aufbruch

    Erstes Buch

    „Du stellst meine Füße auf weiten Raum" (Psalm 31)

    Der Kommandant des letzten Gefechts

    Die Kundschafter, die zurückkehrten – es waren wenige, denn voller Gefahren war ihr Auftrag – berichteten, dass sich die schwarzen Heere in der Gegend der ehemaligen Stadt Ulm sammelten: Bis an beide Horizonte seien die Ufer des ehedem Donau genannten Flusses ein einziges Bild unteilbarer, schier unbezwingbarer Macht.

    Wir hatten sie, die von Süden herangezogen, so schnell hier nicht erwartet. Es war nicht der einzige Irrtum, dem wir erlegen waren. Ebendiese Irrtümer, die einander wie mit Notwendigkeit gefolgt waren, hatten uns ja in diese Lage gebracht. Aber wahrscheinlich war selbst das ein Irrtum, ein selbstverliebter noch dazu, und es war für den Lauf der Dinge völlig gleichgültig, ob wir uns geirrt und uns Illusionen hingegeben hatten oder eben nicht. Es stimmte ja: Die schwarzen Heere kümmerten unsere Irrtümer nicht und nicht unsere Illusionen. Die schwarzen Heere zogen heran.

    Zwei Sonnenläufe also noch, von ihrem Aufbruch an gerechnet. Vielleicht drei. Es gab nicht mehr viel zu tun, und es gab nicht mehr viele Wege, die uns offen standen, und ob es lohnte, diese wenigen Wege zu beschreiten, darüber hätte ich mich wohl mit dem Weiser beratschlagen sollen, seit diesen, seit unseren Hügel wir bezogen. Aber selbst dessen freilich war ich mir nicht sicher, ob Ratschlag uns weiterhülfe und ob nicht dieses der letzte Hügel wäre, den wir erklommen, unser Winterlager, das letzte Winterlager vielleicht, da doch Winter noch gar nicht war.

    Ich schlug den Eingang des Kommandeurszeltes zurück. Kommandeurszelt – welch ein Wort für den, der sich, und sei es noch so vage, an die zeitlichen Zeiten erinnerte. Mirjam kauerte hier, die Mutter meines Sohnes. Aus Gewohnheit wohl zog sie mit mir oder ich mit ihr oder weil ihr oder weil mir andere Wege offen nun einmal nicht standen, seit Nathanael ich ihr gezeugt und sie mir ihn empfangen. Wir sprachen verschiedene Sprachen, obgleich die Worte die der einen Sprache waren. Doch sprachen wir ja alle verschiedenen Sprachen, und so ahnten wir mehr und verstanden uns eher oder ausschließlich in den Geschichten und Erzählungen, die in die Urgründe reichten und aus den Urgründen erwuchsen, so denn von Verstehen überhaupt die Rede sein konnte und jemals hatte sein können.

    Kurz nach mir betrat der Weiser das Zelt. wie er immer das Zelt betrat und dann an den Feuern saß und in die Schlachten uns begleitete und Kundschafter aussandte und die Schlachten selbst mit uns schlug. So hatte der Weiser seine Verdienste. Seine Gesichte zeigten uns vage, wie uns oft scheinen mochte, in Gestalten, deren Konturen verschwammen, was kommen sollte, doch taten sie dies, indem Bilder aus dem Untergegangenen, aus den zeitlichen Zeiten wie über eine Brücke in unsere Nicht-Zeiten sie retteten. So denn retten das rechte Wort sein konnte. War der Weiser doch es, der die Fäden wob, der immer anders, immer neu, die Geschichten spann, in denen und aus denen wir selbst jetzt noch lebten, da die schwarzen Heere heranzogen und wir die Schlachten schlugen und in den Schlachten geschlagen wurden, wenn das eine Winterlager wir verließen, bis in das andere wir rückten.

    All dies aber war überwölbt von den Gesichten und Geschichten des Weisers. Was tröstlich sein konnte immerhin, wenn auch vergeblich. Immerhin hielt es uns, hielten diese Gesichte und Geschichten uns in einer Zucht, anders als die umherziehenden Horden in den Landstrichen, die keine Geschichten mehr kannten und marodierten, um ihr Leben, so es eines genannt werden konnte, zu fristen. Freilich, was das in diesen Nicht-Zeiten Leben galt, sei es in unseren Kohorten, sei es in ebenjenen Horden, wer mochte es sagen, ich wusste es nicht. Manchmal fragte ich mich oder fragte den Weiser, ob nicht gerade jene Geschichten es seien, die uns den schwarzen Heeren unterlegen sein ließen ein ums andere Mal und die uns gar diese Unterlegenheit suchen ließen ein ums andere Mal, auf dass wir sie spürten, diese Unterlegenheit, züchtigend, am Leib, an der Seele.

    Hatten uns freilich, stimmte ja auch dieses, hatten uns seine Intuitionen manches Mal aus scheinbar aussichtsloser Lage gerettet. Vorläufig, immerhin. Immerhin vorläufig, was nun schon wie lange so ging, oder war es nur ein Weniges gar, ich wusste es längst nicht mehr, und ich wollte es längst nicht mehr wissen.

    Was er nun meine, fragte ich den Weiser.

    Dass es wohl günstig sei, erwiderte er, den jetzigen Standpunkt schnellstmöglich aufzugeben, die Kohorten zu sammeln, die Kundschafter heranzuziehen und sich Richtung Nordost zu bewegen, um – wenn auch viele Sonnenläufe und Märsche entfernt – in den Waldungen und Hügeln der kleinen Gebirge Zuflucht zu finden. Das verspreche Ruhe, Ruhe bedeute Sammlung, Sammlung wiederum neuen Ratschluss. Zumal dann, wenn wir nach all den Märschen die kleinen Gebirge erreicht hätten, schon der Winter vor der Tür stehe, und mit ihm komme das Geschehen (der Weiser sprach tatsächlich von Geschehen!) zwangsläufig fast, wenn nicht vollständig, zum Erliegen, so dass wir Winterlager beziehen könnten, wie schon viele Winterlager wir bezogen hatten.

    Es war, was ich erwartet hatte. Dem Weiser war, all seinem Wissen und seiner Intuition zum Trotz oder besser: über beides hinaus, etwas fast Vegetatives zu Eigen, das ihn immer und immer weiter zu tun drängte, sich den Erfordernissen neuer Lagen zäh anzupassen. Im Geheimen schon lange, im Geheimen vielleicht schon immer, nun aber immer offener fragte ich mich, ob dieses immer neue Anpassen, dieses Ausweichen und Fortziehen die schlimme und wohl endgültig aussichtslose Lage nur in das ein Menschenmaß übersteigend Unerträgliche verlängere. Mehr und mehr schien es mir, als ob es, da es nun offenbar so sein sollte, klüger wäre, die schwarzen Heere ein letztes Mal einfach abzuwarten und dann zu sehen, von Trotz oder Schlacht gar war längst nicht mehr die Rede, ob jenes letzte Gefecht, zu dessen Kommandant ich bestellt, wie und an welchem Ort tatsächlich stattfände und in welcher Weise es ausginge.

    Doch wusste ich auch, dass ich am Ende auch diesmal wieder dem Weiser folgen würde, zweifelnd in die eine wie die andere Richtung, grübelnd, entschlusslos, doch hatten sie gewusst, wen sie gewählt – gewählt zum Kommandanten des letzten Gefechts. Ich hatte mich nicht gedrängt. Mich aber auch nicht entzogen, was mühelos mir möglich gewesen wäre. War längst und immer noch, wie von Anbeginn an, die Frage offen, ob tatsächlich mir es möglich gewesen wäre.

    Freilich, und mir selbst kaum gestand ich es ein: Es gab noch etwas, das mich weicher, noch widerstandsloser machte, dem Weiser zu folgen. Hätte mich jemand gefragt, was es sei, so hätte ich ohne zu zögern geantwortet, dass die Sorge um den Sohn mich umtreibe, der im Vorfeld, im kaum mehr Beherrschbaren, kaum mehr Kenntlichen, zwischen der Linie der schwarzen Heere und unserem Felsen hier, dem Auftrage folgte, und ich hätte selbst es geglaubt. Und nicht, dass es falsch gewesen, denn der Sohn war mein Fleisch, und ich liebte ihn. Doch war die Liebe nicht ungeteilt, wenn man es einerlei Liebe wohl nennen konnte.

    Und was da der Rest war oder anders war oder Neues war, das suchte in Gedanken seinen Weg hinter die Linie der schwarzen Heere, in das früher vertraute Land, von dem keiner von uns wusste, wie es heute dort aussah, denn die es wissen konnten, waren tot, und die noch lebten, waren hier.

    Esther. Es war Esther, und lange hatte ich gebraucht, bis ich, in einem hinteren Winkel, den Namen in mir selbst hatte Wort werden lassen können. Fast schien es, als ob das Leben, das wir nun führten, Phasen aus unserem früheren Leben in jenen kaum mehr kenntlichen zeitlichen Zeiten kurios und rätselhaft ineinander verwöbe, Kraft und Fühlen des Jünglings, Verstand und Mut des Mannes, die Müdigkeit des Greises und welch tausend Schattierungen es darin gegeben haben mochte. Das Herz schlug, und ich spürte Röte in meinen Wangen, ich, der Kommandant der letzten Truppen und des letzten Gefechts!

    Ich lud den Weiser ein, das Mahl mit uns zu nehmen, das Mirjam schweigend auftrug. Sie mochte den Weiser nicht, der ihrem Wesen fremd war, wie wohl viel auch an meinem Wesen ihr fremd war, und mir vieles an ihrem. Und dennoch: Das Mahl gemeinsam zu nehmen stiftete Frieden und Gleichmaß, wenigstens für Augenblicke, wenn es auch die Momente des anklagenden Schweigens, der schweigenden Anklage gab, doch nicht heute.

    Das Mahl. Schmecken und riechen. Nichts lässt uns unmittelbarer das Versunkene wenigstens schattenhaft ahnen, und angesichts der längst vertraut kargen Speise, dem schalen Trank fragte ich mich wie stets, welche Strafe uns ereilt hatte, doch tat ich es längst gleichsam achselzuckend, wie man als Jüngling den Erzählungen alter Männer lauscht, interessiert manchmal, doch nicht betroffen.

    Wann ich – endlich – den Sohn zurückzurufen gedächte, fragte Mirjam, und ich kannte den Vorwurf in ihrer Stimme nur zu gut, doch immerhin einte uns die Sorge um Nathanael, wenn wir auch zuverlässig stets fast immer zu anderen Folgerungen daraus gelangten.

    Dass es nicht gut sei für die Kohorten, deren Moral und Wille ohnedies geschwächt seien (wer mochte dies verurteilen nach den Ereignissen?), wenn der Sohn des Kommandanten sichtbarlich geschont würde, so antwortete ich ohne innere Überzeugung, insofern sei das Amt ein Fluch für den Vater und den Sohn, und noch während ich so redete und es selbst nicht glaubte, schoss mir, kurz und fern wie ein Wetterleuchten eine Ahnung durch kaum mehr als das Mark, wie – vielleicht – eine Wende zu schaffen wäre. Das schmerzhaft Grelle der Erkenntnis erlosch schnell, doch witternde Unruhe war und damit einer Suche die Bahn gelegt. Zum anderen, so fuhr ich fort, während der Weiser bedächtig aß und die Worte, die er hörte, dabei zu schmecken schien, könne es keinen Zweifel geben – doch, da waren mehr als hundert, allein in mir selbst –, dass er seinem Auftrage, den für uns alle überragend wichtigen, in einer Weise gerecht werden würde, wie es nicht nur uns, den Eltern, dienlich sei.

    Und ebendieses weiter. Es war mir manchmal, als spräche etwas oder jemand Vergangenes, Untergegangenes aus mir und jedenfalls nicht ich selbst. Oder war ich es, der sprach, und jener, der anders dachte, war ein anderer? Vielleicht hatten diese Nicht-Zeiten einfach den Riss offenbar werden lassen, der von jeher durch uns gegangen war.

    Was dieses überragend Wichtige denn noch sei, begehrte Mirjam zu wissen, angesichts dieses alles verschlingenden Malstroms. Es gelte jetzt nur noch Nächstliegendes zu tun. Den Sohn rufen. Die Schätze bergen für eine Zeit danach, möge sie kommen oder nicht. Die Waffen strecken, denn sinnlos sei dieses Harren und Verlieren, Verlieren und Weichen, Weichen und Leiden, Leiden und Abbrechen, seit wer weiß noch wann. Die letzte Standarte zu senken, sich den schwarzen Heeren zu ergeben sei zwingend das Gebot, ja es sei ein Sieg, überhaupt der Sieg, denn dieses nur verheiße Zukunft und Leben oder wenigstens Aussicht darauf, dass von neuem zeitliche Zeiten begönnen. Nur wer lebe, könne hoffen, und der Sohn solle leben. Welchen Sinn habe dieses Verflackern und Verlöschen?

    Der Sinn. Je nun, der Sinn. War je eine Frage unmittelbarer und drängender gewesen als jene nach dem Sinn, und war jemals eine Frage unbeantworteter geblieben, dachte ich bei mir, während ich den Weiser bedächtig während der Rede Mirjams das Haupt wiegen sah. Selten ließ sich klar erkennen, ob der Weiser zustimmte oder Widerrede erwog. Häufig schien es mir, als vereinte er mühelos beides in sich zu einem Dritten, und sein großer Einfluss auf die vielen und am Ende auch auf mich mochte mit diesem seinem Vermögen zu tun haben.

    Nichts, so antwortete ich Mirjam, sei mir dringender, als den Sohn zurückzurufen. Mit den Schätzen freilich, von denen sie gesprochen, sei es nicht mehr weit her und eigentlich nie weit her gewesen. Was nicht da sei, sei nicht zu bergen als ein Pfand. Und fraglich sei, ob die Kohorten und unser Schlachten nicht der letzte, der eigentliche Schatz seien, den wir hätten. So komme denn das Senken der Standarte nicht in Betracht. Nicht, weil es eine Niederlage wäre. In den Niederlagen waren ja zu Hause wir, seit wir in die Schlachten gezogen. Sondern weil wir diesen Schatz zu bewahren hatten, für die Söhne. Auch für die Söhne, und nicht erheblich war es dabei, ob diesen Schatz die Söhne zu erben gedächten. Wenn soweit es wäre, würden sie ihn heben, ohne zu klagen, ohne zu fragen, so eben, wie wir getan es hätten dereinst, vom Rand der zeitlichen Zeiten an bis in unsere Nicht-Zeiten hinein.

    Glaubte ich, was ich sagte? Fürchtete ich die Frage, was der Sohn mit einem solchen Schatz anfange, der in sich zweifelhaft, ja, von dem nicht einmal sicher, ob er existierte?

    Sie fragte nicht. Vielleicht wusste sie es auch so.

    Nicht das aber, was unaufhaltsam in mir wuchs, zäh, wie eine Pflanze, die Stein sprengt, was ich fühlte oder zu fühlen meinte, benennen aber nicht konnte, weil benennen vielleicht ich es nicht wollte.

    Gleichwohl, so schloss ich meine Rede, habe sie soweit Recht, dass es gut sei, mit dem Weiser Rat zu halten, einen neuen, vielleicht letzten Plan zu entwerfen, und es mochte sein, dass an dessen Schluss der Rückruf auch des Sohnes stehen mochte.

    Wir hatten das Mahl beendet, und ich lud den Weiser vor das Zelt. Über den Felsen, das kahle Plateau eines vereinzelten Hügels hier am Rande des langgezogenen Gebirges eigentlich, senkte sich das Dämmern des frühen Herbstes. Kühle umwehte uns und Einsamkeit. Unsere wenigen Leibtruppen, die wir auf den Felsen gezogen, lagen verstreut an den Wällen. Eine Konvention, denn was wäre so zu verteidigen? Aus den Ruinen des kleinen Städtchens, das ehedem in den zeitlichen Zeiten im Schatten des Hügels gediehen war im Guten wie im Bösen, glomm vereinzelt der Schein von Feuern und Fackeln: wieder eines jener Bilder zwischen trügerisch-friedlicher Idylle und mutloser Melancholie, das zuverlässig die Saiten des Untergegangenen anschlug.

    Von Süden freilich färbte sich der Himmel in schweflig-dickem Orange, und wer mochte ermessen, welche Feuer diesen Widerschein nährten? Weh den Unsrigen, die jetzt unter diesem Himmel ihr Heil zu suchen hatten! Weh uns Hiesigen, kämen wir nicht schnell zum richtigen Schluss!

    Von der Mitte des Plateaus, wo unsere Zelte standen, gingen der Weiser und ich auf den Rand zu, an die alten Wälle, dem flammenden Horizont zu. Es lohne wie stets zu bedenken, so der Weiser, dass wir auf Grund stünden, der Vergangenheit barg, Geschichten in sich hinein klammerte. Geschichten freilich erzählt aus dem Blickwinkel unseres Unglücks, aus der Perspektive des ehedem Zeitlichen, des zeitlich Zeitlichen also, um es in Tradition und Manier der großen Erzählkundigen zu sagen, in der zeitlichen Zeit vor unserer Nicht-Zeit, so denn sinnvollerweise von Zeit überhaupt noch die Rede sein konnte. Exakt hier also mochten in jenen zeitlichen Zeiten ein Fürst jenes Volkes und sein Weiser gegangen sein, in ähnlicher Lage, nach Rat ringend.

    Fürst eines Volkes ja wohl, das untergegangen sei, erwiderte ich leicht zerstreut, da mit fernen Gedanken, Ahnungen beschäftigt, und was er, der Weiser, mir wohl mit diesem Rätsel sagen wolle. Passe doch das Beispiel eines verwehten Volkes schwerlich zu dem, was der Weiser sonst zu raten pflege.

    Der Weiser lächelte, gütig, wie mir schien, sehr zu Hause in dem, was uns anderen stets wie ein unauflösliches Rätsel erschien. Nun, niemand wisse, ob die Gefahr, in die er den damaligen Fürsten gestellt, diejenige gewesen sei, die zum Untergang geführt habe. Gehen würden auch wir. Doch unsere Aufgabe sei es, jetzt der Gefahr nicht kraftlos zu erliegen. Und er, so der Weiser mit listig-leiser Stimme (oder träumte ich es nur, weil ich so es träumen wollte, der Rede des Weisers Wurzeln gebend, die sie vielleicht gar nicht hatte?) spüre wohl mit sicherer Deutung, dass meine Gedanken nach dem sännen, was kommen wohl werde, welcher Gestalt, welchen Gesichts auch immer. Das aber erfordere List jetzt, und die Erfindung von Listen wieder wirke der Auflösung entgegen, sei also selbst eine List und daher gut.

    Ich wusste, dass der Weiser tief mich lesen konnte und nicht nur mich. Obschon mir dieses Wissen – eine Empfindung vielmehr – sonst nicht angenehm, nicht unangenehm war, scheute ich jetzt davor, wand mich, wehrte mich in mir, der Nutzlosigkeit freilich durchaus gewahr.

    Zur Sache also, zur jetzt anliegenden, sprach ich zum Weiser. Es müsse der Plan entworfen werden, geschehen müsse ja denn doch etwas. Immer müsse etwas geschehen und immer geschehe auch etwas, also könne dies auch einem Plan folgen oder sich dem Plan entgegen ergeben, jedenfalls aber auf einen Plan bezogen sein. In jedem Fall, erklärte ich weiter, würde ich nun, meiner früheren Ansicht entgegen, die Kohorten zurückziehen und – wie er, der Weiser vorgeschlagen – zu versuchen, in einem rückwärtigen Raum zu überwintern, ins Winterlager also zu ziehen, wie wir es getan hatten so oft, dass wir es nicht hätten zählen können. Wer möge freilich wissen, wozu wir diese Winterlager stets bezogen?

    Erst als ich geendet hatte, merkte ich, dass ich immer hastiger und lauter gesprochen hatte, aber der Weiser schien es nicht bemerkt zu haben. Er billige den Entschluss, sprach er. Im ersten Morgengrauen werde er die Boten mit den Zeichen für den Rückzug an die vereinbarten Orte im Vorfeld senden. Es wäre gut, auch hier oben für den Marsch zu rüsten. Was wohl nicht schwerfallen würde, denn gering sei unsere Bürde ja geworden. Müde sähe ich aus, gezehrt. Es seien keine Kundschafter mehr zu erwarten nach der Dämmerung und wohl keine Entschlüsse zu fassen oder Befehle zu geben. So ich es anordnete, übernähme er, der Weiser, die kommandierende Wacht, habe er doch ohnehin noch die Zeichen vorzubereiten. Gut freilich wäre und mir zu wünschen, wenn dereinst mir und uns das Lager bereitet, an anderem Ort, mit anderen, die das Lager mit mir, mit uns teilten.

    Ich tat wie geheißen. Im Zelt sprach ich Mirjam knapp vom Entschluss, und dass also mit den zurückgerufenen Kundschaftern und kleinen Trupps unserer Kohorten auch der Sohn zurückkehren würde. Vorerst, so fügte ich eilends an, um Euphorie zu dämpfen. Eine Vorsicht, die unbegründet war.

    Später ließ Mirjam zu, dass ich sie beschlief ohne Leidenschaft und mit fernen Gedanken. Doch wirkte die Erleichterung der Lenden wie eh. Schnell schlief ich ein, ohne die gewohnte Pein diesmal und ohne Krampf. Desto heftiger verfolgten mich die Träume, düster und grandios und furchteinflößend. Mein Schrei, von dem ich zu erwachen glaubte, war wohl eher ein Gurgeln gewesen, denn niemand regte sich. Als ich mitten in der Nacht, trunken von Schlaf und Traum, kurz vor das Zelt trat, mich wieder hineinzufinden in das, was sich häufig genug selbst wie ein Traum anfühlte, sah ich den Weiser regungslos in der Mitte unseres Plateaus sitzen, gen Südwesten blickend, als schaute er durch die Nacht hinüber zu den schwarzen Heeren, wiewohl mir seine Augen geschlossen schienen.

    Anderntags weckte mich mein Bursche früh, noch im Dunkeln. Wie beinahe stets war ich kurz vor der Stunde in unruhigen, bildgepeitschten Schlaf gefallen. Die Truppen, die schwarzen Heere, der Weiser, der Sohn und Esther und schlammige Fluten in wildem Kaleidoskop. Als ich aus dem Zelt trat, schien mir von Südwest säuerlich gasiger Geruch in die Nase zu drängen, doch mochte es auch von den verflackernden Feuern der Wachtruppen herrühren oder von der tief aufgerissenen feuchten Erde im Tal, ein Geruch, der fern an die Kindheit, die es gegeben haben musste, gemahnte, wer mochte wissen, warum ausgerechnet dieser.

    Als ob das Dunkel selbst Gestalt annähme, trat der Weiser an mich heran. Er mochte die Nacht nicht oder kaum geschlafen haben – und ich wusste, dass er es fast immer so hielt –, doch sah er leichter und straffer aus als ich, der früh sich gelagert und beigeschlafen hatte. Ich wusste nicht, ob der Weiser hier je solcherart lustvollen Verkehr ausgeübt hatte, und es fiel mir schwer, es mir vorzustellen. Doch bei wem fiele es mir leichter? Wohl hatte ich hie und da ein Mädchen um ihn gesehen, auf dessen Gesicht und Leib seine Augen geruht hatten. Mochte dies – und ich glaubte es – andere Gründe gehabt haben als die Gier und Lust, der wir Krieger unterworfen waren. Aber wer mochte es wissen? Ich wusste auch nicht, ob der Weiser ehedem geliebt hatte so wie ich (so ich geliebt denn hatte), wie ich ohnehin, so wollte mir scheinen, vom Weiser, der unser Weiser geworden sein musste, ja, und der doch immer dagewesen, wenig wusste. Doch wer wusste vom anderen, und wer wusste von sich selbst? Gingen Gier und Lust und Lust und Last und Last und Schmerz ja nach den Geschichten, die in die Urgründe reichten?

    Was am Ende übrigblieb, war nichts anderes, als zu tun, was immer wir taten und was wohl uns aufgegeben, wenn die Sonne sich im Osten erhob und im Westen verschwand. Immerhin ein Kontinuum, denn in uns allen wohnte dieses dunkle Ahnen, dass es in den zeitlichen Zeiten nicht anders gewesen war. Was wohl so manchen in kurzem Schluss zu dem Gedanken verleiten mochte, dass sich wenig geändert habe, von den schwarzen Heeren am Horizont oder in spürbarer Nähe abgesehen. Es mochten diese so Unrecht nicht haben, und doch hatte eben die Ankunft der schwarzen Heere alles so gründlich und grundlegend, neue Gründe legend, verändert, dass ebendiese Vergleiche als vollkommen sinnentleert anzusehen waren. Das mit dem Sinn freilich war eine Frage, die auch in den zeitlichen Zeiten wir gestellt –immerhin hatten noch wir sie gestellt –, ohne dass je uns eine Antwort zuteil geworden. Was nicht stimmte, denn Antworten, von den Weisern, den Priestern, weißen und schwarzen, den Erzählern, den weisen Frauen, hatte wohl viele es gegeben, doch hatten keine wir hören wollen und hatte keine eine Saat aufgehen lassen, jedenfalls nicht so, dass wir es gewusst.

    Es sei alles, so hob der Weiser an zum Bericht, des Nachts geschehen, wie des Abends verabredet. Neue Kundschafter (es seien die besten, weil jene, die von früherer Fahrt zurückgekehrt) seien ausgesandt, die Zeichen an die verabredeten Orten zu bringen. Die Kundschafter und Trupps, die das Vorfeld durchstreiften und gehalten waren, jene Orte regelmäßig aufzusuchen, würden binnen dreier Sonnenläufe hier eintreffen, wer bis dann nicht käme, müsse für verloren gegeben werden. Bis dahin sei hier der Abmarsch vorzubereiten, was leichtfallen würde, denn viel Vorbereitung brauchten wir seit langem nicht mehr. Doch würden, da der Entschluss nun einmal gefasst und die unruhige Spekulation von den Männern genommen, diese drei Sonnenläufe solche der willkommenen Ruhe und Gleichmut, wenn nicht gar Stärkung sein. Auch ich, so der Weiser, solle mich, so möglich, dieser Ruhe hingeben, wer wisse, was uns inskünftig erwarte.

    Also stimmte ich dem Weiser zu. Ruhe würde ich suchen, aber auf einem kurzen Ritt allein, was mir seit langem vonnöten. Tatsächlich hatte, wie so oft, der Entschluss die Lähmung gelöst, und kaum konnte ich es erwarten, vom Plateau hinabzureiten, ich wusste selbst nicht, wohin. Noch inspizierte ich die Wälle, musterte die Kohorten, deren Stimmung, so deuchte mich, ebenfalls freudiger war und erregter fast. An den Feuern machten sich fleißig die einen zu schaffen, Kessel dampften und Ausrüstung wurde gerichtet, es mochte scheinen, als wäre dies eine Armee, die an offenen Ausgang noch glaubte oder zumindest einst geglaubt hatte. Auch schien, im Licht dieses frühherbstlichen Morgens, die Feuer- und Rauchwand dort im Süden entfernter oder durchlässiger, weniger bedrohlich gar. Freilich war ebendieses Trugbild Mahnung genug, sich nicht billig blenden zu lassen. Die schwarzen Heere waren da, und sie zogen heran, wie immer unsere Haltung dazu gerade war.

    Tatsächlich war jetzt nicht viel zu tun. Des Weisers Vorhaltung, über meinen Burschen hinaus einige Mann zur Bedeckung mitzunehmen – in den Tälern und Wäldern treibe sich, was freilich zu verstehen, manch Verzweifelter herum – wies ich zurück. Und dass die schwarzen Heere keine Kundschafter entsandten, weil sie wie eine Wand heranrückten, war uns bekannt ja und also auch nicht zu fürchten. Ich würde mich insgesamt ohnehin kaum aus der Sichtweite des Hügels bewegen, ihn eher umkreisen und eine mächtige Fahne, hoch aufgepflanzt, würde genügen, mich im Falle des Unvorhergesehenen zurückzurufen. Schon wenn die Sonne neu aufgehen würde, also weit vor Ablauf der Frist, würde ich zurückkehren. In bewährter Weise solle er, der Weiser, im Feldlager auf dem Hügel auf Ordnung achten, aber insbesondere darauf, dass Ruhe einkehre und mit ihr Kraft, die Trennung der Geschlechter möge des frühen Abends für kurze Zeit aufgehoben sein mit allem, was daraus erwachsen möge buchstäblich; es gelte dies, ich brauchte es ihm nicht zu sagen, aber tatsächlich ausschließlich für den Moment am frühen Abend und nicht etwa für die Nacht. Das Rauschgetränk, das wir ohnehin kaum mehr besaßen, sei keinesfalls auszuschenken. Der Weiser beruhigte mich in diesen Punkten, und ich wusste, dass wir einer Meinung waren.

    Schon führte der Bursche mein Pferd heran. Das stets Stoische im Ausdruck des Tieres, die pure Gegenwart, beruhigte mich und gab mir einen Stich zugleich. Ein letzter gewohnter Blick über die Hochfläche – Mirjam verließ gerade das Zelt zu morgendlichen Verrichtungen und sah flüchtig, ohne Gruß, wie mir schien, herüber –, dann lenkte ich das Ross auf den alten, etwas flacheren Zugang, der in weitem Bogen hinunter führte zu den Überresten des Städtchens. Mein Bursche folgte, ebenfalls zu Pferde.

    Ich ließ meinem Pferd die Zügel, und sicher nahm es den Pfad, als folgte es geheimem Wissen. Die Erzählung des Weisers kam mir in den Sinn, und flüchtig flackerten in mir Bilder auf, Empfindungen eher, die mir zeigten, wie mein Pferd zeitlosem Gesetze folgen mochte, ungewusst. So mochte jener Fürst, und also ich, einem Vorgezeichneten gefolgt sein. Gestaltloses Ahnen, folgenlos. Am Fuße des Berges, dort, wo der Weg sich kehrte auf das Städtchen zu, war einst, der Weiser hatte es erwähnt, die Wiederkehr einer jener Hütten, in denen jener Fürst gehaust haben mochte, errichtet worden. Wir hatten sehr auf das Vergangene gesehen in jenen selbst nun beinahe vollkommen vergessenen zeitlichen Zeiten. Sie waren wohl nicht gleich gewesen den Zelten und – wenn es hochkam – Verschlägen an verfallenen Mauern, die wir benutzten. Und doch spürte ich Verwandtschaft, einen starken Gleichklang meines eigenen hiesigen Selbst mit dem Schicksal jenes Fürsten, das kennen ich ja nicht konnte und kennen wohl auch nicht musste, als mit dem Selbst, das ich dem Namen nach gewesen.

    Tatsächlich: Was hätten wir je zu tun mit dem, das wir einst gewesen waren? So unzweifelhaft alles, was uns gewesen, auf jenen einen Punkt des Jetzt zuführte, so unzweifelhaft alles Gewesene notwendig gewesen war, um diesen Punkt des Jetzt herbeizuführen, so unzweifelhaft war all dies Gewesene beliebig, nichtig, ohne jede Wichtigkeit. Und dennoch wiederum hat nie ein Jetzt vermocht, das Vergangene in mir auszulöschen. Wir hatten nichts zu tun mit dem, was wir gewesen, doch was wir gewesen, bestimmte uns, undeutbar oft, doch präzise vielleicht.

    Streunende Gedanken wie die Nebel, die sich im Licht der Herbstsonne zäh, doch stetig auflösten. Da sie mich durchzogen und wohl viele vor mir von ihnen durchzogen worden waren (an solche nach mir mochte ich nicht denken), mochte auch jener Fürst von ihnen durchzogen worden sein. Oder waren jene am anderen, am rückwärtigen Rande der zeitlichen Zeiten von anderen Gedanken beherrscht? Wer mochte das wissen!

    Wohl war der Fürst mit den Seinen hier herabgezogen, mit einem Schlag war sein Gebautes zum Gewesenen geworden, wie es denn mit unserem Gebauten geschehen war, auch wenn wir uns kaum mehr erinnerten. Der Unterschied zu uns und mir mochte aber sein, dass er wohl aus dem Glück gekommen war, ich und wir aber aus dem Missgeschick und Unglück. Ich beschloss – und mit diesem Entschluss sollte das Grübeln enden, das mich wie eine Plage aus den Urgründen immer wieder unerbittlich in die Klauen nahm –, dieses bis hierhin gediehene Ahnen dem Weiser vorzulegen zu neuer Deutung. Die, ich wusste es, anders ausfallen würde, sich widersprechen würde und wahr doch stets wäre.

    Inzwischen hatte ich (oder hatte das Pferd mit mir) die ersten Häuser des Städtchens erreicht. Wenn denn von Häusern, wie wir sie gekannt, die Rede überhaupt sein konnte. Feuer brannten noch hie und da, ob flackernde Reste von Bränden oder Lagerfeuer, entzündet, um die Nacht notdürftig zu wärmen und zu erhellen, war nicht auszumachen. Wohl war es beides, Verderben und Schutz, Tötendes und Lebensspendendes, aus der Verderbnis hervorgegangen. Es war kein Mensch zu sehen, wiewohl ich wusste und des Nachts ja auch von oben gesehen hatte, dass die Versprengten der umherziehenden Horden in diesen ausgebeinten Steinhöhlen sich verbergen mussten.

    Haus. Häuser. Abendliche Häuser. Untergegangen längst jene herbstliche Behaglichkeit, wie alles andere auch, verschlungen und ausgelöscht von der Macht der heranrückenden schwarzen Heere!

    Es waren allerdings keine Feinde hier. Doch konnte die sinnlose und unbegreifliche Wucht der Ereignisse verzweifelte Taten provozieren. Stille, bedrohlich. Andererseits: Was schreckte uns noch, was konnte uns drohen? Mein Bursche, der, mein Ahnen achtend, zurückgeblieben war, schloss nun, die Faust am Schwert, zu mir auf. Sehr jung war er, bleich, doch ruhig, die Gefahren, Kämpfe und Fluchten, die Listen und Schliche längst so gewohnt, so müde gar, dass jeder Schreck ab- und glattgeschliffen war. Nicht anders war mein Sohn, und nicht anders waren die Altersgenossen, die jungen Krieger der Kohorten.

    Wir spürten beide, ohne dass wir uns zu verständigen brauchten, dass wir beobachtet wurden. Was mochte sich in diesem Blicken auf uns richten? Hass auf mich, auf den Kommandanten des letzten Gefechts? Denn stets war der, der mit dem Unglück sich mühte und in dem so das Unglück sich zeigte und fasslich wurde, der Gehasste. Oder Hoffnung, denn der Kommandant des letzten Gefechts mochte sehen und Wege kennen, die andere nicht mehr sehen und kennen konnten. Furcht, denn nebst den schwarzen Heeren war der Kommandant des letzten Gefechts der Mächtigste im verbliebenen Erd- und Lebenskreis, oder er schien es wenigstens zu sein bei diesen Gelegenheiten. Anhänglichkeit, Liebe? Wohl freilich kaum. Und so fehlte eine, vielleicht nicht einmal die wesentlichste, aber eben eine Zutat an der Urmischung an Gefühlen, die unser Antrieb war von Anbeginn.

    Liebe. Was war das gewesen? Wo waren unsere Mütter, die wir wann immer verlassen hatten? Wo waren unsere Väter, die kaum wir gekannt (und waren selbst doch jetzt Väter geworden, wie ging das an)? Wo waren die Geliebten, die in den Strudeln versunken, an Wegesrändern zurückgeblieben, an den Kreuzwegen entglitten, als wären sie in die Nebel, aus denen Gestalt sie geworden, wieder zerflossen?

    Durch die Stille, dieses Schweigen, führten wir die Pferde. Was einst Gassen und Sträßchen waren, wie sie in dieser Gegend des Landes unzählig gewesen, aufgeräumt und sauber, waren jetzt von Unrat gesäumte, oft überwucherte Pfade. Und trotz ihrer Unwirtlichkeit wirkten sie anheimelnd fast (jetzt, in der Verlorenheit). Ein Tier lag, wo es verendet, kein seltener Anblick, seit wir in die Kämpfe verstrickt, und wann, wann hatte dieses begonnen? Seltsam die Häuser, verwachsen, wie lebendig, doch verkrüppelt, eingedrückt an einer Seite häufig, mit Fensterlöchern, die wie leere Augenhöhlen glotzten, herabgefallene Schiefer, Löcher, eingestürzte Wände ... Aber wer oder was hatte diese Zerstörungen verursacht, hier und überall im Land, da doch die schwarzen Heere erst heranrückten? Ich wusste es nicht.

    Ich plante, das Städtchen und diesen unfreundlichen Ort zu Pferde zu queren, um die jenseitige Hügelkette und mit ihr den Wald zu erreichen. Und um dann jenseits des Waldes einem Weg zumindest am Anfang zu folgen, der mich zu ganz anderem Ort führen würde. Doch ließ ich den Gedanken noch kaum in mir dämmern.

    Ein wenig weitete sich der Unratpfad. Ein kleiner Platz war noch kenntlich, Markt mochte hier abgehalten worden sein vor einem jener Gebäude – eines „Hauses jenes Herrn", wie man es nannte in der Tradition –, in denen in zeitlicher Zeit wenige der Ahnen einem ungewissen Gott gehuldigt. Freilich hatte mir der Weiser einmal am Feuer erzählt, dass bei den Stämmen im Nordosten jener Kult noch am Leben, stark, wuchernd, kräftig wie das Kraut, das niemand gepflanzt, nicht umzubringen und nicht auszureißen an der Wurzel offenkundig durch welche Erfahrungen, Gefahren auch immer.

    Eines Herren Haus. Haus jenes Herrn. Anbetung, Verschmelzung, Furcht und Kult. Wie ein durch Nebel dringendes Feuer loderten in mir die Worte. Wie die meisten von uns hatte ich von ihnen gehört. Doch was war mit den Jüngeren – hatte mein Sohn tatsächlich noch davon gehört? Selbst ich hatte ja Mühe, die Worte in Beziehung zu setzen, Deutendes damit zu verbinden.

    Ich sah: eines Herren Haus, das wer weiß welche und wie viele zeitliche Zeiten überdauert, und das doch jetzt weidwund und müde in die Knie zu gehen schien, wie ein sterbendes Tier. Ich sah: die Größe des Hauses, das einst wohl schön war und gewisslich beeindruckend, das aber jetzt ein Haus war im Unrat, zerschossen, aufgebrochen und grau, wie andere auch. Ich sah: zerborstene, mächtige hölzerne Flügeltüren, die in ein düsteres Inneres blicken ließen. Einen der beiden Türme zusammengefallen. Eine Kette, die herunterhing und gleichförmig, wie selbstvergessen, an die Mauer schlug.

    Und ich hörte: ein Rufen aus dem Inneren dieses Hauses, die erste Stimme eines Menschen, seit ich den Hügel verlassen. Wie das beschreiben – ein helles, klagendes Singen, zuweilen in gellende Höhe aufsteigend? Waren das Worte? In welcher Sprache? Ich lenkte mein Pferd näher an die geborstene Tür heran, meines Burschen ungeachtet, der, im Unbekannten Gefahr wähnend, was selten falsch war, mich sanft, doch bestimmt abzudrängen dachte. Ein hoher Raum, nicht sehr hell, mit Resten von Gestühl in wirrem Haufen. Flüchtig nahm ich steinerne Skulpturen wahr, verwitterte, in weiten Teilen abgebröckelte Gemälde, vorn einen mächtigen Steinquader, der, zersprungen, schräg nach oben ragte. Es musste, so kam mir wie Erinnerung in den Sinn, jener rituelle Tisch des Herrn gewesen sein, um den die Getreuen jenes Herrn sich versammelt.

    Unschlüssig saß ich im Sattel, dunkel verlockt und doch die Gefahr wägend. Dann stieg ich ab und zog mein Schwert. Mein Bursche, entschlossen, tat es mir gleich. Es waren diese Jünglinge, diese schweigsam gewordenen Männer. Ich wusste nicht mehr, was sie fühlten, doch wussten sie, dass der Lauf dieser unendlichen Nicht-Zeiten, die enden nicht wollten und vielleicht nicht sollten und vielleicht nie mehr konnten, ihr Eigenstes war, das sie zu Männern der bloßen, der unmittelbaren Tat gemacht hatte. Ihrer Kraft und Unbedingtheit war ich gewiss.

    Wir drangen ein, uns gegenseitig so schützend, wie es uns die Not der unablässigen Kämpfe gelehrt hatte. Das Singen, das Gellen war verstummt inzwischen. Schritt um Schritt, über Schutt, erkundeten wir den Innenraum. Vor einer jener Skulpturen verharrte ich um ein Weniges länger als tunlich. Ein kleiner, ungemein schmaler Mann stand da in leicht gewinkelter Haltung, als drückte ihn etwas – Schmerzen oder Schmach? Sein gewaltiges Schwert schien Stab eher denn Waffe, den Schild hielt er nachlässig, als wäre dieser ohnehin unnütz angesichts der Art des Kampfes. Und doch fesselte mich über Gebühr sein von Panzerung eingefasstes Gesicht, schmal und ernst und fein, von Falten markiert, das Antlitz eines Mannes, der – es war zu sehen, wie lange – mächtige Lasten getragen hatte auf den Schultern und in der Seele, der erprobt worden war und der in vielem seines Äußeren und geahnten Inneren uns wohl ähnlicher war als wir vermeinten. Ich glaubte, ihn zu kennen. Sonderbar, auch ihn wiederum glaubte ich zu kennen, und zugleich schien diese Steinfigur mir näher als der, der ich gewesen.

    „Ihr kommt spät, Herr!"

    Wie aus schwerem Traum schreckte ich hoch und kehrte mich um und dieses in einem. Es konnten nur Augenblicke gewesen sein, die ich in Betrachtung versunken, doch hatten sie genügt, um wie aus dem Nichts ein anderes Bild zu schaffen. Vor dem gestreckten Schwert meines Burschen stand – diesen und die Waffe nicht achtend, sondern den Blick auf mich gerichtet – eine junge Frau. Sie trug glatt geweißt das Gesicht und hatte sorgfältig die drei schwarzen Streifen in Windungen vom Kinn an die Schläfen gemalt, wie es üblich geworden und der Brauch und wohl ungeschriebenes Gesetz nun war (ich wusste freilich nicht, von wem dieses Gesetz ergangen). Ihr Haar, von unbestimmter Farbe oder in keiner Farbe oder in vielerlei Farben, war zu einem Knoten gebunden, der die Linie ihres Nackens – schamlos, wie mir flüchtig schien –, jeglichem Blicke freigab, und ihre Kleidung bestand aus vielerlei Zerrissenem übereinander, ein Anblick, der nicht ungewöhnlich war in diesen Sonnenläufen, die wir durchmaßen, in den Kohorten und auch außerhalb dieser. Gerade stand sie freilich, und die Augen erschienen in der ebenfalls schwarz gemalten Umrandung groß und klar.

    „Ihr kommt spät, Herr!"

    Immerhin, es fiel mir auf, waren dies die ersten Worte, die ich hörte, seit ich unseren Hügel verlassen. Zumindest Worte eines noch hiesigen Menschen, und sie waren rätselhaft.

    Sie wisse wohl, so fuhr sie fort, noch ehe meine Überraschung verflogen, dass ich der Kommandant sei des letzten Gefechts. „Weit reicht dein Ruhm und Aber-Ruhm, Herr."

    Von den Frontlinien und Vorfeldern, also von dort, wo die Kundschafter auf den Posten harrten und die Wege kreuzten, habe zuletzt sie ihr Weg hergeführt. Hinübergesehen, über die Ufer hinweg, habe sie zu den schwarzen Heeren, an diesen endlosen Wall, wohl aus Leibern gebildet, aber wie ein einziger Körper, wohlgeordnet und selbstgewiss. Kein Auge eines Kundschafters wohl könne den Willen, der diesen Körper zwinge, erkennen oder gar ergründen. Doch spüre man über die Ufer hinweg, wie alles Einzelne an diesem schwarzen Leib einem Ganzen, dem Zwecke diene. Ein Geheimnis für uns seien die schwarzen Heere, und solange wir es nicht enträtselten, sei der Kampf vergeblich.

    „Bedenke aber, Herr, dass es die schwarzen Heere sind, durch die dein Ruhm und Aber-Ruhm erst lebt. Die dich gemacht zum Kommandanten des letzten Gefechts. Durch die du bist."

    Ich hieß meinen Burschen, das Schwert zu senken. Er tat es unwillig. Was wollte mir diese Frau? Wie wir alles es taten in diesen Kämpfen, las ich Zeichen und glaubte doch nicht an sie. Eine Streunerin wohl, umhergetrieben, wie so viele, die nicht der bewaffneten Schar, den Kohorten, angehörten. Doch war unabweislich, dass ich diese getroffen im Hause jenes Herren und dass diese das Wort an mich gerichtet. Ein Wort von außerhalb der Kohorten: Wann war dies zuletzt geschehen? Und also nochmals: Was wollte mir das?

    Woher sie komme und wo die ihren seien, so fing ich an, mich im Gewöhnlichen bergend, um Fassung zu finden. Schwer sei es jetzt für alle, unmöglich aber, allein durch diese, durch unsere Kreise zu streunen. Auch möge sie achten, dass sie nicht Misstrauen auf sich zöge, was natürlich wäre, da gerade jetzt, da die Welt so sei, alles, was nicht dem Augenschein unmittelbar erklärbar auf Misstrauen stoße, auf Hass und schnelle Gewalt. Gereizt seien die Menschen und furchtsam vor allem, das schlage leicht schlecht aus.

    Hohl waren meine Worte, wenn auch nicht falsch. Sie beeindruckten sie nicht.

    Es möge wohl stimmen, was ich sagte. Auch zieme es nicht, an den Worten des Kommandanten des letzten Gefechts zu zweifeln. Doch seien es nicht Worte, die mich hergeführt. Und sie sei hier, gewandert von den Stämmen im Nordosten bis an den Wall der schwarzen Heere, gewandert durch die Wälder und Wüstungen, die diese Nicht-Zeit, wie wir sie wohl nannten, geschlagen, bis hierher, ins Haus jenes Herrn. Geschützt sei sie durch den Segen des Weisers ihrer Stämme und gesandt von ihrem Priester. Allein sei sie des Weges gezogen oder begleitet, auch von Kundschaftern, wenn der Weg eine Weile der richtige für beide gewesen sei. Doch hätte sie bis jetzt nicht gewusst, welcher Weg ihr richtiger gewesen sein könnte. Mit den Kundschaftern habe sie das Lager geteilt und das Brot und wohl auch selten das Rauschgetränk, welches zur Neige gegangen. Aneinander gewärmt hätten die Kundschafter und sie sich in den Nächten, wenn die Sterne giftiges Licht sandten, und sie hätte allein oder mit anderen in den Mulden der Wälder gelegen, wie Tiere es taten, wenn Frost und Nacht über sie rollten. Und sie hätte die Geschichten fortgeknüpft, die ihr begegnet oder von denen sie gehört von Jugend auf, denn die Kundschafter sprachen ja kaum und waren der Geschichten, zumindest des Erzählens und Knüpfens der Fäden, entwöhnt.

    „Denn sonst ist nichts mehr an Brot und Kleidung und Behausung und Erbauung und Schutz und Wärme, nichts mehr in Fülle, nicht hier, nicht auf diesem Weg. Ihr wisst es wohl, Herr."

    Ich hörte es unwillig. Streng verboten war den Kundschaftern, Rauschgetränk mit sich zu führen, und noch strenger, den Pfad anders als allein zu gehen. Doch sagte ich nichts hierzu. Wohl aber, dass es mir schiene, als wäre ein Schwert, sei es auch stumpf wie die unseren, mächtiger, angezeigter zumindest als ein jeglicher Segen, von wem er auch stamme. Doch trat mir dabei aufscheinend der Weiser vor Augen, und ich verfolgte den Gedanken nicht weiter. Von draußen drang Geräusch herein, ein Murmeln und Rasseln. Es erinnerte mich, dass dies nicht mein Ziel war. Wir wollten hier nicht bleiben. Ich winkte meinem Burschen, das Haus jenes Herrn zu verlassen.

    Vor der geborstenen Tür hatte sich ein kleiner Haufen gerottet. Männer mit Bärten und tiefliegenden Augen in abgezehrten Köpfen, Frauen mit langem verzotteltem Haar, deren Alter nicht bestimmbar, alle gekleidet wie die Frau hinter uns, als trügen sie alles am Leib, was sie besaßen, manches wie Säcke, dann auch schweres ungefüges Tuch, mit Gurten grob an den Leib geschnürt, doch trug keine andere Frau das Gesicht so geweißt und mit Streifen bemalt wie die, welche wir zuerst gesehen. Ein vielstimmiges Murmeln, aus dem kein Wort klar zu bestimmbarem Klang werden wollte. Zwei hielten eine Kette, mit der sie einen in ihrer Mitte schwer gefesselt. Das Gesicht des Gefangenen war von blutigem Schorf übersät, die Augen geschwollen, man konnte Kleidung nicht mehr nennen, was er am Leibe trug, selbst im Vergleich zu den anderen, und schwer schleppte er an der Last dieser vielfach um ihn gewundenen Kette.

    Die Haltung des Haufens war nicht zu deuten. Angst und Unterwürfigkeit, Schmerz und Qual. Und aus dem Gequälten heraus Drohung an den, der ihrer Erwartung nicht entsprach, mochte diese auch sein, welche immer sie wollte. Immer schwerer fiel es mir, das war klar, das Menschliche außerhalb der bewaffneten Schar zu deuten. Und wie sollte es erst meinem Burschen gehen, der, wie es seiner Jugend entsprach, in diesen Dingen gänzlich ohne Erfahrung war, erneut das Schwert gezogen und gegen den Haufen gerichtet. Enger schloss sich der Haufen beim Anblick des Schwertes, aber zog sich nicht zurück. Natürlich, ich wusste es: Diese Horden hatten Hunger, und verwüstet waren sie an Leib und Seele und Geist durch diesen Kampf gegen die schwarzen Heere, der alles auffraß, was vordem gewesen in der Zeit, von der uns nur noch Ahnungen, Gespinste heimsuchten hie und da, kaum Fetzen, die Erinnerungen wir nennen konnten und wollten. Und eigentlich führten diese Horden ja keinen Kampf mehr, längst nicht mehr, wenn je sie gekämpft hatten, und kaum konnte man ihr ziel- und haltloses Marodieren Flucht nennen.

    Doch wiewohl ich an den seltener werdenden Anblick gewohnt war (immer seltener kamen die Kohorten mit solchen Haufen in Berührung), und obwohl ich gestumpft war, so wusste aus Erfahrung ich doch, dass von solchen Horden, solcher Verzweiflung uns Gefahr wohl drohen konnte. Ein auch selten gewordener, ziehender Schrecken war in mir, der mich das Schwert greifen ließ, wiewohl dieses nur kurz Fassung versprach. Einige Momente standen wir eingefroren, ein Bild, gegenüber. Dann hielt mir der Anführer sein Ende der Kette hin, einladend und wie bettelnd zugleich. Übergeben wohl wollte er mir den aus welchen Grund immer Gebundenen, als Geschenk, zum Tausch, für freien Abzug, Nahrung, Zuspruch, Aufnahme in die Kohorten, Rauschgetränk, ich wusste es nicht. Denn wehe dem, der den Bewaffneten nicht angehörte! So hieß ich ihn sprechen, doch machte er nur einen Schritt auf mich zu, dringlicher die Kette mir bietend.

    „Nehmt, Herr." Die Frau in meinem Rücken sprach in das Schweigen. Ich hatte sie für den Augenblick vergessen. Sie sprach ruhig und bestimmt, wie sie die ganze Zeit gesprochen hatte, als wüsste sie etwas, das wir nicht wussten.

    Aus den geschwollenen Augen des Gefesselten traf mich von unten, jetzt wie ein Blick, angstvoll und zugleich ergeben, wie mir schien, als erwartete er nichts mehr, es sei denn die, unvermeidbar, wie er glauben mochte, weitere Verschlechterung seiner Lage. Mit einem Wink hieß ich meinen Burschen, die Kette zu übernehmen. Wie ein kranker und gedemütigter Bär, der von den einstmals herumziehenden Gauklern und Sängern mitgeführt, taumelte der Gefesselte auf unsere Seite.

    Was der Mann sich habe zuschulden kommen lassen, herrschte ich den Anführer des Haufens an. Als Kommandant des letzten Gefechts sei ich Gerichtsherr, sei dieses hier ohnehin, aber – sie möchten es zu ihrem Heil nicht vergessen und weitersagen, wo immer sie andere Haufen träfen – sei dies über und hinter die jetzigen Linien der schwarzen Heere hinaus, wie ehedem. Die Einschränkungen, denen wir, wie ersichtlich, unterworfen, wären nicht ewig und würden so nicht bleiben. Ich begehrte also Auskunft. Wie geschmeidig die Worte immer noch kamen zu Dingen, an die ich längst nicht mehr glaubte und an die sonst ich kaum mehr dachte. Es erschreckte und es beruhigte.

    Aus dem Gurgeln und Murmeln, vorgetragen mit rollenden Augen und ruckhaften Kopfdrehungen, kam die Antwort, die ich mit Hilfe der Frau hinter mir ungefähr so mir fügte. So sei der Gebundene kürzlich hier aufgetaucht vor drei Dämmerungen, aus dem Schwarz heraus. Eine Frau des Haufens bezeugte, dass er auf einmal war, wo eben noch nichts gewesen. Er habe sie – bei Drohung – beschlafen. Gegen Rauschgetränk sollte sie ihm das Mädchen des Anführers zuführen. Dann habe er sich von der Frau zum Haufen, der sich um ein Feuer in einem der Höfe geschart habe, führen lassen. Man habe ihn, Vorsicht stets beachtend, aufgenommen. Als er das Buch hervorgeholt, habe man ihn als Kundschafter der schwarzen Heere erkannt. Als treuer Haufen, welcher der bewaffneten Schar und vor allem dem Kommandanten des letzten Gefechts immer untertan und treu, habe man den Kundschafter unter Gefahr des Leibes überwältigt, um ihn dem Gericht zu strengem Urteil zu überliefern. Am ehemaligen Schandbalkon dieses Städtchens habe man ihn gefesselt. Von wo er freilich unablässig weiter erzählt aus dem Buch, bis die Mädchen und Frauen immer unruhiger. So sei man nun froh, ihn an mich zu übergeben. Geringen Lohn, Nahrung, Rauschgetränk für stattgehabte Mühe wolle ich nicht versagen.

    Dies alles herausgewürgt und herausgestoßen, einem gespenstischen Erbrechen von Wort und Gedanke gleich, freilich nicht mehr fremd in diesen Nicht-Zeiten, da die einen schweigen und die anderen reden ungefüge und ungeschlacht, voller Mühe Gedanke und Wort in Form zu bringen suchten. Wie wohl mochten sie sich untereinander verständigen? Es konnte durch viel mehr als bloße Leiblichkeit, Gier und Furcht nicht sein.

    Schwer war dies alles zu entwirren. Der Gebundene, ein Kundschafter und Spion? Kundschafter sahen anders aus, ich wusste es wohl, und ein Kundschafter und Spion der schwarzen Heere war er schon gleich gar nicht. Die schwarzen Heere sandten keine Spione und Kundschafter. Die schwarzen Heere rückten heran, und wir schätzten uns glücklich, wenn auch nur wenige unserer Kundschafter zurückkehrten. Ein Buch! Das Wort hatte eines jener Gespinste und Gewebe in mir wie lebendig flattern lassen, als hätte ein Wind hindurchgeweht. Ein Buch – was war dieses gewesen? Es war gewesen. Doch gab es diese Gebilde nicht mehr. So es sie denn je gegeben hatte. Wer von uns allen mochte noch in Wahrheit unterscheiden, ob diese Gespinste in uns tatsächlich auf Gewesenes in den zeitlichen Zeiten verwiesen? Oder ebendies waren: Gespinste. Doch freilich waren auch die Gewebe und Gespinste da, so wie die Nicht-Zeiten da ja waren, in einer Form freilich, die mit Beschreibungen und Methoden der zeitlichen Zeiten weder fassbar noch messbar waren. Da, aber nur zu umkreisen. Nicht zu beschreiben. Wie alles andere wohl auch, doch alles andere in neuen, unbetretenen Raum führend.

    Mein Hang zu Gedanken und Träumen kündigte Krankheit an. Ich hieß den Burschen, dem Anführer weniges von unseren Vorräten zu geben. Er gehorchte sichtbarlich mit Unwillen. Tatsächlich wäre nur schwer zu erklären gewesen, warum ich diesen Gebundenen in gewissem Sinne erkaufte. Doch mochte vor mir selbst der Hinweis auf notwendige Mildtätigkeit des Kommandanten des letzten Gefechts den Versprengten gegenüber durchgehen. Gemessen an seinem Unwillen immerhin gab der Bursche reichlich: einige Kanten des harten Brotes, wenige Brocken vom getrockneten Fleisch (nicht die besten) und sogar ein Tütchen des kostbaren Salzes, was mich wunderte. Mit Salz konnte man Söldner und Krieger werben, wenn denn, wo auch immer, noch welche zu finden waren. Kein Rauschgetränk, was ich billigte. Die Wirkung der Gabe, besonders des Salzes, zeigte sich sofort. Wie jaulend drängte sich der Haufen um den Anführer, unser nicht mehr achtend, und verschwand schließlich jagend zwischen den Ruinen und Resten. Länger noch waren ihre erregten Stimmen freilich zu hören.

    So waren vier wir geworden. Drei Männer und eine Frau. Der Kommandant, der Bursche, der Gebundene und die Frau. Es war in diesen Weltläuften eherne Notwendigkeit, mehr über die zu erfahren, welche die Bahn kreuzten.

    Wieder erschien mir der Weiser, der mir einst von einem erzählt hatte oder eigentlich: der mir, wie es seine Art, vom Erzählen erzählt hatte: Dass man den Gang der Menschen und der Ereignisse und der Geschichten wie Fäden sich vorzustellen habe, laufend und wirkend entstünden neue Schichten und Muster und Farben, verblassten, lösten sich auf und verknüpften sich neu, und auf diesen Vliesen wandelten wir, und in diesen Netzen bewegten wir uns, und ob wir darin gefangen wären oder ob selbst die Netze wir spönnen oder beides zugleich, wer wollte es entscheiden, wer wollte es wissen.

    Die Fäden, die wir vier, jeder für sich, bis hierher gezogen, verknüpften sich nun, und es war fürs erste gleich, von welchen Enden wir sie gezogen hatten oder wir gezogen worden waren, durch wen, wir würden es ohnedies nicht erfahren. Nie mehr war zu entschlüsseln, ob dieses Knäuel eines aus Zufall oder Notwendigkeit war. Die Frau und der Gebundene und der Bursche und ich, wir hatten gleichzeitig gelebt, ohne voneinander auch nur zu ahnen. Augenblicklich lebten wir miteinander, wer wusste jetzt, wie lange, wer wusste, warum? So es denn ein „Warum" gab und nicht der einzige Grund unseres Umherirrens eben der war, solche Knäuel aus Mensch und Ereignis zu bilden. Die Suche nach Grund aber war von jeher Anfang unseres Unglücks, wenn wir auch ahnten, wie tief wiederum in den Urgründen wir wurzelten.

    Genug.

    Indessen pflegte die Frau den Gebundenen, den ich so einfach nun nicht laufen lassen konnte. Sie beugte sich über ihn und säuberte sein Gesicht. Dann suchte sie die Ketten zu lösen, doch war das nicht leicht zu bewerkstelligen, und so legte mein Bursche – mit einem Blick mein Einverständnis suchend – Hand an. Der Leib eines noch nicht alten, aber auch nicht mehr jungen Mannes kam aus dem Gewirr der Ketten zum Vorschein, erstaunlich gerade, eher gliedrig, soweit es seine Fetzen erahnen ließen, dass er das Gewicht dann doch offensichtlich länger irgendwie hatte tragen können, mochte erstaunen. Die Frau strich ihm über den Kopf. Seine Hände aber wollte ich noch gebunden sehen, und der Bursche zurrte ihm ein Tau über die Gelenke.

    Schon jetzt hatte mein Ritt eine ganz andere Wendung genommen. Ich nahm es so. Es waren die Wendungen im Immergleichen und das Immergleiche im Unwägbaren, das uns vertraut war, unser Geviert, unsere Kreise, in denen wir ritten unser Leben lang. Kurz erwog ich umzukehren. Doch spürte ich Unlust hierzu ebenso wie hierzubleiben.

    Wir zögen weiter, so sprach ich knapp an die Frau gerichtet. Ihr stehe es frei, ihrer Wege zu gehen – doch möge sie diese gut wählen – oder uns zu begleiten, womit für sie aber Unterwerfung unter die Gesetze der bewaffneten Schar, der Kohorten, verbunden sei. Den Gebundenen würden wir mit uns führen, bis ich mir über sein weiteres Schicksal, das zu bestimmen ich hier als Kommandant des letzten Gefechts berufen, schlüssig geworden sei.

    „Ich bleibe bei euch, Herr."

    Eigentümlich klang mir die Stimme im Ohr, die sanft war und leise und doch wie von großer Klarheit bestimmt. Etwas irritierte mich daran, doch wusste ich nicht, was. Etwas daran hatte einst wohl ein Gefühl in mir ausgelöst, doch hätte kaum ich beschreiben können, welches. Mochte wohl auch sein, dass eine Schimäre aus meinen Nächten davon in mir erwachte.

    Ein seltsamer Zug – ich sah es in mir von ferne, wie es ein verborgener Kundschafter sehen mochte – verließ nun langsam die Siedlung. Vornweg ritt ich, durch Insignien ausgewiesen und also unabweislich der Kommandant des letzten Gefechts. Wenig hinter mir der Bursche, das Tau, an dem der Gebundene gefesselt, um den Sattelknauf geschlungen. Und schließlich die junge Frau, stets nahe am Gebundenen, ihn hier und da berührend oder stützend. Der dies wenig nötig hatte, aber wie selbstverständlich duldete.

    Obwohl wir durch den Schutt eingefallener Häuser, durch Unrat und Morast langsam vorankamen, hatten wir den kleinen Ort schnell hinter uns gelassen. Und obwohl auch Felder und Wälder wenig Trost hatten, schien mir der Atem leichter. Ich blickte zurück auf den Hügel. Unseren Hügel. Ich sah: unsere Zelte, unsere Hütten. Gerade aufsteigenden Rauch, ungewöhnlich, da den Hügel meist ein stetiger Wind umwehte. Hie und da, so mochte es mir scheine,- schnürte einer der Unsrigen auf den Wachwegen. Dort war der Weiser, dort war Mirjam. Sie waren jetzt da, so wie ich jetzt hier war. Simpel, und doch stets neu unbegreiflich, der gleiche Lauf der Dinge und der Leben. So wie ich auch jetzt wusste, dass ich binnen Kurzem jene Biegung am Waldrand erreichen würde und es mir doch unbegreiflich war. Nur Stunden hatte ich den Hügel jetzt verlassen, doch schien es mir lange schon genug, um etwas wie Sehnsucht zu spüren. Ein Heimweh. Mochte aber auch sein, dass dieses immer da war und ich es auf dem Hügel nur nicht spürte. Die Fahne wehte nicht. Wir ritten weiter.

    Auch wenn mein Vorhaben schon früh gescheitert war oder zumindest eine andere Wendung genommen hatte, so wollte ich doch den ursprünglichen Wegeplan weiter verfolgen. Mein erstes Ziel war einer unserer nahegelegenen Totems. Ein steinerner Wächter, aufgestellt, das Gebiet, unsere Kreise zu markieren und den Unseren Halt zu geben. Viele unserer Totems waren den schwarzen Heeren schon in die Hände gefallen, doch schwächte es die Kraft jener nicht, die uns geblieben.

    Wir hatten das Städtchen eine gute Wegesstrecke hinter uns gelassen. An einem Baum, der in den zeitlichen Zeiten, wiewohl am rückwärtigen Rande jener, als die zeitliche Zeit selbst der Nicht-Zeit entsprungen, ob seines gewaltigen wuchernden Ausladens selbst wohl heilig genannt worden wäre, bogen wir, zunächst sanft, dann steiler ab, auf einen auf einem Hügel sich hinziehenden Waldessaum zu. Die dunkle Mauer des Waldes stand schweigend und feindselig. Öffnete aber, als wir hartnäckig näher uns schleppten, wie widerwillig einen Pfad in sich hinein, auf dass wir, stolpernd, in ihn eindrangen. Der Bursche und ich waren, die Pferde auf dem steilen und nicht befestigten Weg zu schonen, längst abgesessen. Einfacher, so kam mir flüchtig durch den Sinn, war selbst der Ritt auf unseren entfernten Hügel hinauf.

    Der Pfad war kaum kenntlich. Pferde waren hier lange nicht hindurch gekommen. Mochte sein, dass hie und da ein Kundschafter, zu Fuß die Gegend durchstreifend, den Wächter aufgesucht hatte. Nur noch wenigen Eingeweihten war der Ort bekannt.

    Schließlich kamen wir, nach kurzer Strecke, aber einiger Anstrengung, an die Lichtung, die sich bis an die schroffe Kante des kleinen Hügels schob. Die aber, einer dünnen Reihe von Bäumen und Unterholz wegen, von der anderen Seite, der Ebene, nicht eingesehen wurde. Hier stand er, groß, doppelmannshoch. Grobe, kaum behauene Steine stellten einen mächtigen Rumpf, einen mächtigen Kopf vor. Hinaus auf die Ebene wiesen, in gleichem Winkel, die Arme, in groben Fäusten ohne Finger endend, und ein gewaltiger Phall, dessen riesige Eichel als einziges von dort unten, als Fels am Wald, sichtbar sein mochte. Aber wohl nur den Kundigsten als Teil eines unserer Wächter erkennbar. Nur so verhieß er uns Stärke. So wie er mir Stärke und Kraft und Ruhe einflößte, da ich ihn, den Fels halb umkreisend, mit beiden Händen berührte. An ihm entlang schliff und mir die selbst grob gewordenen Hände aufriss dabei. Es mochte so sein, es war wie ein Opfer.

    Der Baum an der Weggabelung unten. Der Wächter. Es waren Dinge. Ich wusste es wohl. Doch liege es an uns, hatte der Weiser gesagt, dass die Dinge auf uns spielten wie auf Saiten, weil wir bespielt sein wollten. Und die Klänge wiederum, die sie in uns weckten, würden zu Kräften und Mächten und Geistern und Seelen, die, wiewohl von uns in uns geschaffen, außerhalb unser da seien. Als Eigenwesen, die dann wiederum uns bestimmten und das, was in uns wir erschufen.

    Ein guter Ort, um unsere Begleiter, unsere Gefährten oder Gefangenen dem Verhör zu unterziehen, so wollte mir scheinen. Ich hieß also beide, sich an den Wächter zu kauern. Sie taten es. Die Art, wie sie sich an den Wächter sowohl wie an sich selbst schmiegten, machte mir Unbehagen, wie im Städtchen und auf dem Weg schon.

    Nun denn. Ich spürte Unlust, noch ehe ich begonnen. Doch wozu spürte ich Lust? Lust will ein Ziel, und ohne Ziel, selbst ohne ein unerreichbares, gehofftes, geträumtes, keine Lust. Aber wir hofften nicht mehr, so wir es je getan hatten. Der Kreislauf der Lendenkraft vielleicht, das Ansteigen des Samens, die Entleerung. Im Gesicht der Frau waren die vordem scharf gezeichneten schwarzen Streifen vom Schweiß des Aufstiegs verschmiert, leicht nur, doch zog mich dieses Ungenaue an wie je.

    Wer er, so begann ich mit dem Mann, also sei. Woher er komme. Wie er unter den Haufen geraten. Er möge rasch antworten. Ich sei, er wisse es wohl, für ihn der Herrscher seines Schicksals.

    Er, Zechiel mit Namen, erfuhr ich, komme von den Stämmen im Nordosten. Die friedfertig seien, wie ich wisse, und in Frieden lebten. Das Heranziehen der schwarzen Heere sähen sie mit Sorge, doch gefasst, wie alles, denn nicht an ihnen sei es, das Schicksal zu bestimmen. Er sei, demütig sagte er es, unter den Stämmen das, was wir einen Weiser nennten, und seine Gesichte hätten ihn hierher, nach Südwesten, zu den Kohorten geführt. Gedacht habe er, dass sein Auftrag sei, den verlorenen Haufen den Weg zu weisen, ins noch beruhigte Nordostgebiet. Wo, wenn auch nicht Fülle – nie habe es dort Fülle gegeben –, doch Auskommen und vor allem Rast zu finden sei. Doch sei er sich, nachdem er mich getroffen, dieses Auftrags nicht mehr sicher. Vielleicht habe er seine Gesichte missdeutet. Sei dem scheinbar Gefügten gefolgt, was im Umgang mit Gesichten immer ein Fehler. Oder habe, auf dem langen Marsch, zu lange darüber nachgedacht, sie erwogen und verworfen, gewendet und in eine scheinbar klare Form gebracht, sie an dem wenigen prüfend, was er wusste, und es sei das, wie jede Erfahrung lehre, der Fehler schlechthin. Aber auch ihm unvermeidlich oder, wenn es nicht zu hochmütig klinge, leider gerade ihm unvermeidlich. Doch setzte sich die Ahnung, das durch die Ahnung Gewiesene, stets über das Gewusste hinweg. Wenn er, unterwegs, den Weg nicht mehr gefunden habe, sei ihm oft, und oft genug gerade noch zur rechten Zeit, einer unserer Kundschafter begegnet, der ihm den weiteren Weg gewiesen habe. Nicht selten hätten sie ihn aus Gefahr an Leib und Leben gerettet. Klug seien unsere Kundschafter. Tapfer. Von Kraft. Aber, ich möge ihm nicht zürnen, ohne Ziel, ein oberes, seien dies Eigenschaften, die zu allem, also auch zu nichts, führen konnten.

    Dunkle Rede! Dass nun er ebenso wie die Frau von den Stämmen im Nordosten kam oder kommen wollte, weckte den Argwohn, der ohnedies in mir glomm. Ließ es mir aber nicht anmerken, zunächst. Freilich widersprach seine Rede, was den Umriss betraf, nicht dem, was wir wussten oder sogar planten. So war es fast zwangsläufig, dass wir, so wir denn von unserem Berg überhaupt noch einmal fortzogen, in die nordöstliche Richtung ziehen würden. Es war ein Fluchtpunkt, kein anziehender, aber gewiss der, der für diesmal, für das Ende dieser Kampagne, offen. Der Weiser selbst hatte von den Stämmen dort gesprochen, den Wäldern, den Schluchten, dem unwegsamen Gebiet, nicht unähnlich dem unsrigen hier, aber tiefer wohl, dunkler. Dass die Stämme dort

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1