Faustens Geist mit Schillers Seele: Einer Tragödie dritter Teil - "Ins Allheil"
Von Markus Lange und Petra Männel
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Über dieses E-Book
Ich sank in den Faust hinein, und immer noch erkenne ich, immer und immer wieder, neue Tiefen unser aller Sein in seinen Zeilen. Sämtliche sich mir zeigenden, geistigen Bilder beschreibend festhalten bedeute ein Füllen von Bänden.
In diesem kleinen Werk hier sind meine spontansten Gedanken und Ideen zu Goethes Faust I im Sinne des Idealismus zeitenüberdauernd geewigt.
Im Wirken liegt mir eher der direktere Ausdruck des Schiller'schen Stils nahe, wobei meine Zeilen geprägt sind von der Wegung, beide Geister und Weisen zu einen; Goethes Finden des Besonderen im Alltäglichen und Schillers Finden des Besonderen zum Alltäglichen. Wenn ich zu diesem Einen aus heutiger Perspektive beitragen kann, ist mit meinen Worten Genüge getan.
Markus Lange
Nach Höhen, Tiefen und Brüchen bin ich in diesem Leben angekommen - "Sie haben ein Lücke in Ihrem Lebenslauf.", "Ja, war mein erfüllendstes Sein hier." Als Dichter und Denker eines sich immer schneller wandelnden Seins binde und schmelze ich Ideen aus Zeiten und Welten. Dabei gelingt es weitender, die zeitlose Essenz unserer Existenz immer geschickter zu kristallisieren. Diese Erspührungen, Wahrnehmungen und Erkenntnisse finden sich in meinen Ideen und Schriften spiegelflutend oder Ruhe durchwühlend wieder. Unsere grundhafte Sprache und die ihr innewohnenden Bilder und Energien dienen mir hilfreich in meinem Wirken.
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Buchvorschau
Faustens Geist mit Schillers Seele - Markus Lange
Faust
Zueignung und Vorspiel
Liegt Gewicht in allen deinen Reimen.
Zeigst uns im Spiegel, ungeschont,
welch Größe in uns Menschen wohnt.
Sollt in mir Hoffnung keimen.
Bleibt Sorge doch in meiner Seele Heimen,
schau ich des heutig Lebens Weg entlang.
Seh ich deinen Blick schon damals bang
bei gleicher Sorg- und Ahnungslosigkeit,
die tragen wir im Menschenkleid
ganz unbedacht so vor uns hin.
Wer erschließt auch dieser Tage deiner Worte Sinn?
Mag damit nun der Menschen Wesen heilen!
Sei´s ein Gesuch, um neue Wege anzupeilen,
deren Zeilen ungestümer Drang
schon damals um Erfüllung rang,
als du sie brachtest zu Papier.
Und, anstatt zu danken dir,
lassen wir sie - ohne Scham - ins Nirvana eilen.
„Johann Wolfgang von Goethe:
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh’ ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten."
Der Zeiten Lauf stets emsig rann.
Hieß es bei dir schon: in uns kehren!
Das wir uns ohne freudlos Glanze
nicht geistes- und auch seelenlose mehren,
brech ich heute wieder eine Lanze -
für deine Hoffnung - dem Innern `s Außen abzuwehren.
Sei frei der Raum fürs lieberfüllte Ringen,
wo Herz und Verstand in Einigkeit uns bringen.
Machtest den Faust zum Herzensträger,
und Mephistopheles als Jäger
beschränkte uns auf den Verstand;
der doch enden mußt als Kläger.
Uns` Doktor die wahre Liebe wiederfand.
Metaphern schwirren wild umher.
Sie alle zu benennen
fällt mir ausgesprochen schwer.
Allein sie zu erkennen,
fehlt mir noch immer aller Lebens Sinn.
Schwimme zu aufgewühlt im ewig Meer
als Tropfen, statt unendlicher Beginn.
Tu`s einfach nur zu deiner Ehr.
Mein einz´ger Wunsch, daß aus deiner Sinne Tiefe,
frisch quellend, wie ein klarer Bach,
Erkenntnis aus dem Volke triefe,
wo fühlendes Denken liegt noch brach.
„Direktor:
Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen,
Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir’s, daß alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?"
Schon hier hast du`s gesteckt in Mengen,
episch breit ließ sich`s zerpflücken,
in Bilder-Worte-Spiele-Klängen;
mit deinem Werk liegt Zeit in Stücken.
Wollen Menschen Wahrheit hören,
würde sie sie arge stören.
Dabei mit noch so süßer Lüge
man sich lieber selbst betrüge,
als entrückt und denunziert -
frei der Masse – aussortiert.
Aus der Zeit sind die, die wagen,
jenseits vom Trug die Dinge sagen.
Willst du dem Volke freund gern sein,
sag nur, was scheint nicht ganz gemein,
was nicht zwackt, und was nicht kneift,
was nicht ins holde Sein greift.
Wird uns alles gern geschenkt,
was man so braucht, und was uns lenkt.
Es bleibt als Teufel der geschrien,
der als des Glückes Künder
uns mit Wahrhaftigkeit erschien.
Gemacht ward er zum Sünder.
„Lustige Person:
Wer sich behaglich mitzuteilen weiß,
Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Er wünscht sich einen großen Kreis,
Um ihn gewisser zu erschüttern.
Drum seid nur brav und zeigt Euch musterhaft,
Laßt Phantasie mit allen ihren Chören,
Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Doch, merkt Euch wohl! Nicht ohne Narrheit hören."
„Direktor:
Besonders aber laßt genug geschehn!
Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn.
Wird vieles vor den Augen abgesponnen,
So daß die Menge staunend gaffen kann,
Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen,
Ihr seid ein vielgeliebter Mann.
Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,
Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus.
Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen;
Und jeder geht zufrieden aus dem Haus.
Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß Euch glücken;
Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht.
Was hilft’s, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht,
Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken."
…
„Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten,
Und seht nur hin, für wen Ihr schreibt!
Wenn diesen Langeweile treibt,
Kommt jener satt vom übertischten Mahle,
Und, was das Allerschlimmste bleibt,
Gar mancher kommt vom Lesen der Journale.
…
Ich sag’ Euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr,
So könnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren.
Sucht nur die Menschen zu verwirren,
Sie zu befriedigen, ist schwer – –„
„Lustige Person:
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt`s, nicht vielen ist`s bekannt,
Und wo Ihr`s packt, da ist`s interessant.
In bunten Bildern wenig Klarheit,
Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit,
So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut."
Theater ist so allenthalben.
Enthüllt sei uns eine Welt,
daß zauberhaft uns welsche Träume salben.
Die Wirklichkeit zerfällt.
„Dichter:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhülle mir das wogende Gedränge,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht,
Wo Lieb’ und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
Mißraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren."
Was mir die größte Freude schafft, ist einzig der Moment∞;
wenn`s einfällt, fließt, der Ausdruck ist vollbracht.
Gestalten, ungehemmt, aus Herzens tiefster Brust -
entsteht im Werden höchste Lust.
Am Busen der Musen das Feuer der Phantasie entfacht,
ist Glück, Erfüllung, Reichtum – was im Schöpfen brennt.
Kein Leere lehren wird all das bringen,
was durch uns ist geleitet im hingebungsvollsten Augenblicke.
Dienen wir dem Schöpfungsakte mit unserem Geschicke -
einen der Nachwelt, dem Musentempel gleich,
Freude, Hingabe, Liebe, Frieden, Mensch und Himmelreich;
bedarf´s der Welt kein weiteres an Dingen.
In dieser reinen Herzenslust ist Zeugen
im Durchfluß göttlich, ritterlicher Schlag.
Mit Augen meiner Jugend blieb`s nur blindes Äugen
auf Leben, Wirken, was offenbart nur scheinbar sich verbarg.
„Dichter:
So gib mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch selbst im Werden war,
Da sich ein Quell gedrängter Lieder
Ununterbrochen neu gebar,
Da Nebel mir die Welt verhüllten,
Die Knospe Wunder noch versprach,
Da ich die tausend Blumen brach,
Die alle Täler reichlich füllten.
Ich hatte nichts und doch genug:
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug.
Gib ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe, schmerzenvolle Glück,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gib meine Jugend mir zurück!"
Wilder Wahn - im Glanz der Jugend reiches Lebensglück getanzt.
Kommt Glückes Freude zart im Lauf der Jahre
immer mehr, als des Lebens reiches Unterpfand.
Schau nun ganz ohne Sehen ins Klare,
wie`s Leben sich mit Leichtigkeit der Reife Ewigkeit ins Sein gepflanzt.
So durch Äonen entschwand die drückend Last der Bahre.
„Lustige Person:
Doch ins bekannte Saitenspiel
Mit Mut und Anmut einzugreifen,
Nach einem selbstgesteckten Ziel
Mit holdem Irren hinzuschweifen,
Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
Und wir verehren euch darum nicht minder.
Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,
Es findet uns nur noch als wahre Kinder."
Und wer ihn riechet und erschmecket -
geliebter Jahre Würze holden Duft.
Und wer`s vermag,
sich mit Kinderaugen staunend nach dem Wundern