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Traut den Weißen nicht!
Traut den Weißen nicht!
Traut den Weißen nicht!
eBook41 Seiten28 Minuten

Traut den Weißen nicht!

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Über dieses E-Book

Alain Badiou untersucht in Auseinandersetzung mit philosophischen, politischen und dichterischen Texten – unter anderem Derridas Von der Gastfreundschaft und Chamoiseaus Migranten –, wie es aktuell um die Sache des universalen nomadischen Proletariats steht. Ausgehend von dem französischen Phänomen der Gelbwesten und der Arroganz der Politikerkaste rückt Badiou den Gedanken in den Mittelpunkt, dass die Welt unsere Heimat ist und dass die sogenannten Migranten eine zentrale Rolle in der Gegenwartspolitik spielen. Das Ertrinken im Mittelmeer, die Festnahmen und Abschiebungen dürfen nicht länger geduldet werden. Gemeinsam mit dem universalen nomadischen Proletariat muss an einer Ethik des Welt-Lebens gearbeitet werden, an dem, was Badiou den neuen Kommunismus nennt.
SpracheDeutsch
HerausgeberPassagen Verlag
Erscheinungsdatum15. Okt. 2020
ISBN9783709250327
Traut den Weißen nicht!
Autor

Alain Badiou

Alain Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris.

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    Buchvorschau

    Traut den Weißen nicht! - Alain Badiou

    An die Schwelle zu diesem Buch stelle ich ein „madagassisches Lied", das 1783 von Évariste de Parny geschrieben wurde, der dabei, wie es scheint, auf madagassische Überlieferungen zurückgegriffen hat. Es zeigt, und das ist eine gute Nachricht, dass ein radikaler, ja sogar gewalttätiger Antikolonialismus ebenso alt wie der Kolonialismus ist. Ravel, selbst ein wahrer Progressist, der insbesondere die Bolschewiken unterstützte, hat diesem Text 1926 eine herrliche Melodie gegeben.

    A. B.

    Trauet den Weißen nicht,

    ihr Bewohner des Ufers!

    In den Zeiten unsrer Väter

    landeten die Weißen auf dieser Insel.

    Man sagte zu ihnen: da ist das Land,

    eure Frauen mögen es bauen;

    seid gerecht, seid gut,

    und werdet unsere Brüder.

    Die Weißen versprachen, und dennoch

    warfen sie Schanzen auf.

    Eine drohende Festung erhob sich;

    der Donner ward in eherne Schlünde gesperrt;

    ihre Priester wollten uns

    einen Gott geben, den wir nicht kennen;

    sie sprachen endlich

    von Gehorsam und Sklaverei.

    Eher der Tod!

    Lang und schrecklich war das Gemetzel;

    aber trotz den Donnern, die sie ausströmten,

    die ganze Heere zermalmten,

    wurde sie alle vernichtet.

    Trauet den Weißen nicht!

    Neue, stärkere und zahlreichere Tyrannen

    haben wir ihre Fahne am Ufer pflanzen gesehn.

    Der Himmel hat für uns gefochten.

    Regengüsse, Ungewitter und vergiftete Winde

    sandt’ er über sie, sie sind nicht mehr,

    und wir leben und leben frei.

    Trauet den Weißen nicht,

    ihr Bewohner des Ufers.¹

    In gewissen Situationen scheint eine Frage eine andere zum Verschwinden bringen zu können, die gerade noch als die wichtigste erschien.

    Wir alle wissen, dass die sogenannte Immigrationsfrage – die Frage der Migranten, der Ausländer, der Flüchtlinge – noch vor kurzer Zeit die öffentliche Meinung in Frankreich, in Europa und schließlich in der gesamten sogenannten westlichen Welt, das heißt in der Gesamtheit der privilegierten Länder unseres Planeten, spaltete und heftig spaltete. Man könnte behaupten, dass seit ein paar mageren Wochen die Frage der sogenannten Gelbwesten in Frankreich die sogenannte „Migrantenfrage", was die Äußerungen des Entsetzens und der Begeisterung in der öffentlichen Meinung angeht, ersetzt habe.

    Nun ist aber die Frage der Gelbwesten in gewisser Weise das genaue Gegenteil der Frage der sogenannten „Migranten". Es handelt sich nämlich um das Schicksal des alten Frankreichs, das bedroht ist. Zuerst sind da die französischen Angestellten auf der untersten Ebene – Handwerker, Händler, kleine Chefs und Bauern –, die sich gegen das offensichtliche Schwinden ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres Einkommens auflehnen, die Angst haben und wütend sind über das geringe Interesse, das

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