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Maria Luisa de Borbón (1745-1792): Großherzogin der Toskana und Kaiserin in ihrer Zeit
Maria Luisa de Borbón (1745-1792): Großherzogin der Toskana und Kaiserin in ihrer Zeit
Maria Luisa de Borbón (1745-1792): Großherzogin der Toskana und Kaiserin in ihrer Zeit
eBook320 Seiten4 Stunden

Maria Luisa de Borbón (1745-1792): Großherzogin der Toskana und Kaiserin in ihrer Zeit

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Über dieses E-Book

Erstmals in der historischen Forschung wird der Kaiserin und Erzherzogin von Österreich, Maria Luisa de Borbón, der Frau Kaiser Leopolds II., eine eingehende Biographie gewidmet.
Als Tochter des spanischen Königs Carlos III. und der kursächsischen Prinzessin Maria Amalia konnte die Infantin auf französische und habsburgische Vorfahren zurückblicken, erstreckten sich ihre Wurzeln über das gesamte europäische Machtgefüge. Mit Erzherzog Leopold 1765 verheiratet, sollte das junge Paar nach dem Verlust Lothringens nun in der Toskana die Dynastie der "Lorena" weiterführen. Tatsächlich aber entwickelte sich der großherzogliche Hof zur politischen und familiären Drehscheibe, konnten sich Informationen von hier aus schneller verbreiten. Mit den Erfahrungen des Madrider Hofes war Maria Luisa den Anforderungen gewachsen, sie schlüpfte mühelos in die Rolle der Königin und Kaiserin am Vorabend großer politischer Veränderungen und ganz nebenbei sicherte sie mit großer Kinderschar den Bestand der Dynastie.
SpracheDeutsch
HerausgeberBöhlau Wien
Erscheinungsdatum7. März 2022
ISBN9783205215134
Maria Luisa de Borbón (1745-1792): Großherzogin der Toskana und Kaiserin in ihrer Zeit
Autor

Renate Zedinger

Renate Zedinger ist Historikerin mit Forschungsschwerpunkt "Lothringische Geschichte im 18. Jahrhundert". Sie ist Mitglied der Académie Stanislas in Nancy/Frankreich.

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    Buchvorschau

    Maria Luisa de Borbón (1745-1792) - Renate Zedinger

    Auftakt 1765

    Habsburg-bourbonischer Allianzenwechsel;

    Innsbrucker Hochzeit 1765

    Maria Luisa Antonia de Borbón¹, Infantin von Spanien (Abb. 1), und Erzherzog Peter Leopold² (Abb. 2) führten im Großherzogtum Toskana den Bestand des Hauses Lothringen fort und begründeten mit ihren 16 Kindern die neue habsburgisch-lothringische Dynastie. Das Paar verdankte seinen gemeinsamen Lebensweg den beharrlichen Bemühungen des Hof- und Staatskanzlers Kaunitz, Maria Theresia von einem Wechsel der habsburgischen Bündnispolitik zu überzeugen; der traditionelle habsburgische Verbündete war jahrhundertelang England gewesen, das sich aber im Kampf Maria Theresias um den Erhalt ihres Erbes als unverlässlich erwiesen hatte. Schon während seiner Zeit als Gesandter am Hof von Versailles hatte sich Kaunitz mit Hilfe der Madame Pompadour das Vertrauen Ludwigs XV. erworben, als Hof- und Staatskanzler arbeitete er seit 1753 unermüdlich auf eine Allianz mit Frankreich hin. Nach dem Tod Karls VI. und dem Regierungsantritt Maria Theresias hatte Friedrich von Preußen die Gunst der Stunde genutzt und Schlesien annektiert, das seit 1526 zum habsburgischen Länderkomplex gehört hatte; beharrlich verfolgte der Preußenkönig das Ziel, Österreich territorial und politisch zu schwächen. Aber auch die französische Politik hatte sich von der Allianz mit Preußen vor allem in Übersee effizientere Unterstützung erhofft, dazu war es nicht gekommen. Somit sah Kaunitz die Gelegenheit, sowohl Frankreich als auch die Wiener Politik zum Bündniswechsel zu bewegen. Maria Theresias Ziel war die Rückgewinnung Schlesiens.

    Die am 1. Mai 1756 vertraglich fixierte „Umkehr der Bündnisse"³ wurde nach alter Tradition mit Ehevereinbarungen zwischen den Häusern Bourbon und Habsburg besiegelt. Noch während der Verhandlungen war die Hochzeit zwischen Erzherzogin Marie Antoinette, geboren am 2. November 1755, und dem späteren Ludwig XVI., geboren am 23. August 1754, vereinbart worden, die letztlich im Jahr 1770 stattfinden sollte. Allerdings gab es in beiden Familien Prinzen und Prinzessinnen im heiratsfähigen Alter, da musste man nicht so lange warten; daher begann sich das Hochzeitskarussell sehr schnell zu drehen, die Wiener Politik knüpfte Verbindungen zu den Bourbonen in Parma, Neapel, Spanien; als erste Heirat wurde im Oktober 1760 jene zwischen dem späteren Kaiser Joseph II. und Isabella von Bourbon-Parma⁴, der Enkelin des französischen Königs Ludwig XV., vereinbart. Im Gespräch war auch eine Verbindung des Kronprinzen mit Maria Luisa, der Tochter des neapolitanischen, später spanischen Königspaares gewesen, der Wiener Hof entschied sich vorerst für die politisch wichtigere und direktere Anbindung an Frankreich, hatte Isabella doch jahrelang am Hof von Versailles gelebt. Aber auch der neapolitanische König Carlos VII. entstammte dem Haus Bourbon, er war ein jüngerer Bruder des spanischen Königs; als dieser nun am 10. August 1759 kinderlos verstarb, folgte er ihm als Carlos III. auf dem spanischen Thron nach. Nun wurde die Verbindung des zweitgeborenen Erzherzogs Karl mit der nunmehr spanischen Königstochter Maria Luisa attraktiv. Karls unerwarteter Tod im Jänner 1761 vereitelte das Projekt, ließ jedoch sowohl in Wien als auch in Madrid den Plan entstehen, die Infantin mit dem nächstgeborenen Erzherzog Peter Leopold zu verheiraten. Kaiser Franz I. Stephan hatte beabsichtigt, seinem Zweitgeborenen die Nachfolge im Großherzogtum Toskana zu sichern und so „erbte Peter Leopold nicht nur die Braut seines Bruders, sondern auch dessen Herrschaftsgebiet⁵. Im Rahmen der Eheverhandlungen verfügte Kaiser Franz I. Stephan, das ihm als Entschädigung für Lothringen überlassene Großherzogtum Toskana als Sekundogenitur für seinen Sohn Leopold einzurichten, hier sollte der Erzherzog das Haus Lothringen weiterführen; letztlich regierte die Dynastie „Lorena das Großherzogtum mit kleinen Unterbrechungen bis 1859. Mit diesem Beschluss wollte Franz Stephan von Lothringen die Anbindung an den habsburgischen Länderkomplex für alle Zeiten verhindern. Diese Bestimmung stellte aber auch für den spanischen König eine unabdingbare Voraussetzung dar, sollte seine Tochter doch eine repräsentative Stellung in eigener Herrschaft einnehmen und nicht nur den jüngeren Bruder des späteren Kaisers Joseph II. heiraten⁶. Den beiden Brautleuten konnte nichts Besseres passieren, sie wurden ein kongeniales Paar.

    Abb. 1

    Abb. 1: Maria Ludovica als Großherzogin der Toskana, österreichischer Maler, Hofburg Innsbruck, © Burghauptmannschaft Österreich, Foto Bunge (Firma Neubauer).

    Abb. 2

    Abb. 2: Leopold als Großherzog der Toskana, österreichischer Maler, Hofburg Innsbruck, © Burghauptmannschaft Österreich, Foto Bunge (Firma Neubauer).

    Da dem spanischen König Carlos III. sehr daran gelegen war, diese Verbindung zum Abschluss zu bringen, der Wiener Hof das „Beylager aber nicht vor dem 18. Geburtstag des Erzherzogs vollziehen wollte – er war zwei Jahre jünger als die Infantin –, wurde in Madrid bereits 1764 die Hochzeit ‚per procura‘ mit einem wahren Festesreigen ausgerichtet. Natürlich wurde auch in Wien gefeiert, der Hof veranstaltete ein großes öffentliches Diner und einen Ball im Redoutensaal der Hofburg mit „Zuziehung der hier anwesenden fremden Herrn Botschafter⁷.

    Nachdem Erzherzog Peter Leopold am 5. Mai 1765 sein 18. Lebensjahr vollenden würde, musste der Wiener Hof nun entscheiden, wo die kirchliche Trauung stattfinden sollte. Sowohl das Kaiserpaar als auch der Brautvater hatten sich gegen die Haupt- und Residenzstadt Wien ausgesprochen. Maria Theresia bestimmte nunmehr die Stadt Innsbruck, sie wollte das Land Tirol, die Stadt und das Statthalterpaar Graf und Gräfin Enzenberg⁸ besonders auszeichnen⁹. Nachdem entschieden war, dass die feierliche Hochzeit Anfang August 1765 in Innsbruck stattfinden sollte¹⁰, konnten nun an beiden Höfen die notwendigen Vorbereitungen getroffen werden: Die kaiserliche Familie würde sich Mitte Juli 1765 auf den Weg machen, die Infantin hatte die längere Fahrt vor sich, sie würde per Schiff nach Genua reisen und von dort in kleineren Etappen über den Brenner nach Innsbruck gelangen. So geschah es und während die kaiserliche Familie beizeiten in Innsbruck eintraf, verspätete sich die Infantin infolge schlechten Wetters während der Seereise. Noch am 24. Juni 1765 schrieb die Prinzessin ihrer Großmutter, dass sie sich am nächsten Tag in Cartagena einschiffen würden und hofften, innerhalb von sieben bis acht Tagen Genua zu erreichen. Tatsächlich kamen sie erst am 17. Juli 1765 nach fürchterlichem Sturm und hohem Seegang an¹¹. Es war aber gut so, denn Erzherzog Peter Leopold hatte sich eine Darmerkrankung zugezogen und zeitweise ging es ihm so schlecht, dass überlegt wurde, ihm die Sterbesakramente zu verabreichen. Langsam erholte er sich. Maria Luisa sah ihren Ehemann erstmals in Brixen, am 1. August 1765. Erzherzog Peter Leopold hatte Innsbruck am 29. Juli verlassen, um seine Braut außerhalb des familiären und höfischen Trubels, in kleinem Rahmen zu begrüßen. Der Vater war dem Sohn schon vorausgeeilt. Kaiser Franz I. Stephan war nach Bozen gefahren, nicht um schnellstens die zukünftige Schwiegertochter zu begutachten, sondern um bei der reichen Bozener Kaufmannschaft eine Anleihe von 200.000 Gulden aufzunehmen – die bevorstehende Hochzeit war fernab der heimatlichen Residenz nicht nur eine logistische, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Tatsächlich war es für die reiche Stadt Bozen aber kein Problem, die Summe innerhalb weniger Stunden zur Verfügung zu stellen. So konnte sich der Kaiser zur Begrüßung der Erzherzogin/Infantin unter die Honoratioren stellen – inkognito, wie er meinte. Aber sein prächtiges Mantelkleid verriet ihn: Maria Luisa, vertraut mit den Gepflogenheiten des spanischen Hofzeremoniells und darin geübt, im Begrüßungsrummel die wichtigen Persönlichkeiten zu erkennen, war sich sehr schnell bewusst, wer da vor ihr stand. Nach nächtlichem Feuerwerk und Böllerschießen fuhren der Kaiser und Maria Luisa gemeinsam nach Brixen, wo sich die Brautleute erstmals persönlich gegenüberstanden¹².

    In Innsbruck hatte die kaiserliche Familie seit dem 15. Juli auf das Eintreffen der Braut gewartet. Als Graf Thurn¹³, der Obersthofmeister Peter Leopolds, am 18. Juli 1765 erstmals der Erzherzogin/Infantin in Genua gegenüberstand, war er begeistert¹⁴. Graf Thurn hat es wohl richtig vorhergesehen, Peter Leopold und Maria Luisa verstanden sich auf Anhieb, ihre Ehe wurde eine Partnerschaft auf Augenhöhe.

    Am 5. August 1765 konnte die feierliche Hochzeit in der Innsbrucker Pfarrkirche Sankt Jakob stattfinden (Abb. 3), der Altersunterschied von zwei Jahren war der Beziehung eher förderlich. Maria Luisa betreute ihren immer noch kränkelnden Ehemann liebevoll und behutsam, so wie sie es nach dem Tod der Mutter mit den jüngeren Geschwistern gemacht hatte. Ihre Fürsorge wurde allgemein anerkannt, Maria Theresias Sekretär Koch berichtete darüber am 18. August 1765 an Lebzeltern, den Geschäftsträger am spanischen Hof¹⁵. Das Kaiserpaar war „charmé, man freute sich über die Warmherzigkeit der Prinzessin, die alle auf Anhieb ins Herz geschlossen hatten. Auch Maria Luisa war überglücklich, sie liebte ihren Mann und hatte nun Eltern gefunden, die sie zärtlich liebten, wie sie schon am 17. August der Großmutter berichten konnte¹⁶. Ihr Einfühlungsvermögen sollte dem Erzherzog auch über die schweren Stunden hinweghelfen, die am 18. August 1765 mit dem überraschenden Tod Franz’ I. Stephan über die gesamte Familie hereinbrachen. Denn nun ging es nicht mehr darum, den Vater im Großherzogtum Toskana bestmöglich zu vertreten, nun war der gerade mal 18 Jahre alte Erzherzog von einer Stunde auf die andere Großherzog – und Maria Luisa die neue Großherzogin, die ihm zur Seite stehen sollte, in guten wie in schlechten Tagen. Es waren vor allem schwierige, arbeitsame Tage, die auf das junge Paar zukamen, denn die Toskana hatte in der Regierungszeit der letzten Medici einen wirtschaftlichen Niedergang erlebt, der alle Ebenen des öffentlichen Lebens erfasst hatte. Die schrittweise Durchsetzung der dringend notwendigen Reformen sollte die rund 25 Jahre währende Regierungszeit des Großherzogs Pietro Leopoldo und seiner Gemahlin Maria Luisa prägen¹⁷, wobei die ab 1737 von Vater Franz Stephan von Lothringen eingesetzte „Reggenza lorenese den Weg geebnet hatte, wie es der Historiker Giuseppe Pansini 1980 im Jahr der großen Maria-Theresien-Ausstellung treffend feststellte: „[…] trotz aller Unzukömmlichkeiten […] hat Franz Stephan von Lothringen das grundlegende Verdienst, den Boden für die Reformen seines Sohnes Peter Leopold vorbereitet zu haben"¹⁸.

    Abb. 3

    Abb. 3: Hochzeit in Innsbruck am 5. August 1765, Darstellung auf einer Zeichnung im Buch: Charlotte Schreiber, Fan and fan leaves 2, London 1890, Museum für Angewandte Kunst Bibliothek, Sign. AC12399861.

    *

    Zum Zeitpunkt der Eheschließung des künftigen Großherzogspaares im August 1765 war die Nachfolgefrage im Haus Habsburg-Lothringen zwar gegenwärtig, aber nicht vorrangig. Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen hatten für eine große Kinderschar gesorgt; sowohl der im Jänner 1764 zum Römischen König gekrönte Joseph als auch die Erzherzöge Ferdinand, geboren 1754, und Maximilian, geboren 1756, konnten noch Söhne zeugen. Aber: Joseph weigerte sich nach zwei Ehen auch noch eine dritte einzugehen und für Nachwuchs zu sorgen, Bruder Maximilian trat in den geistlichen Stand, wurde Hochmeister des Deutschen Ordens, und Erzherzog Ferdinand begründete durch seine Heirat mit Maria Beatrix von Modena-Este die Linie Habsburg-Este, die jedoch mit dem Enkelsohn Franz ausstarb. Damit lag doch tatsächlich die Verantwortung für den Weiterbestand des Hauses beim Großherzogspaar Pietro Leopoldo und Maria Luisa; es waren ihre 16 Kinder die den Erhalt der Dynastie gewährleisteten. Mit der Geburt des Erzherzogs Franz am 12. Februar 1768 blieb die Nachfolge im Reich und in den habsburgischen Ländern gewahrt, mit den Erzherzögen Ferdinand, Karl, Josef, Johann und Rainer und deren Nachkommen war der Fortbestand des Hauses Habsburg-Lothringen sichergestellt.

    Anmerkungen

    1Maria Luisa Antonia de Borbón, 1745–1792, Tochter des spanischen Königs Carlos III. und der sächsischen Prinzessin Maria Amalia. In dieser Darstellung wird die spanische Schreibweise ihres Namens beibehalten, sie wird aber je nach Sprache „Louise oder „Ludovika genannt. Vgl. Maria de los Angeles Pérez Samper, Maria Luisa Antonia de Borbón. In: Diccionario biográfico español, Madrid 2009–2013, tomo 32, pp. 466–467; Hamann, Die Habsburger, S. 331–332.

    2Erzherzog Peter Leopold, 1747–1792, dritter Sohn des Kaiserpaares, ab 1765 Großherzog der Toskana, ab 1790 Kaiser; von seiner Taufpatin Elisabeth Petrowna erhielt er den in der habsburgischen Tradition unüblichen Namen „Peter, in Erinnerung an deren Vater Zar Peter den Großen. Am Wiener Hof und in der österreichischen Geschichtsschreibung wurde der Name „Peter nicht verwendet, sehr wohl aber in der Toskana. Hier genießt Großherzog Pietro Leopoldo bis heute höchstes Ansehen. Vgl. Hamann, Die Habsburger, S.118–119; Adam Wandruszka, Leopold II., 2 Bde., Wien/München 1963.

    3Vgl. Lothar Schilling (Hg.), Kaunitz und das Renversement des alliances. Studien zur außenpolitischen Konzeption Wenzel Antons von Kaunitz, Berlin 1994.

    4Immer noch maßgeblich: Ursula Tamussino, Isabella von Parma, Gemahlin Josephs II., Wien 1989.

    5Gleichzeitig mit der Errichtung der toskanischen Sekundogenitur musste der Erstgeborene und spätere Kaiser Joseph II. ganz offiziell darauf verzichten, jemals Anspruch auf das Großherzogtum zu erheben; vgl. HHStA, Ministerium des K. K. Hauses, Vermählungen 9, Konv. 7, Nr. 5. Bekanntlich hielt sich Joseph II. nicht daran, 1784 zwang er Großherzog Peter Leopold, nach dessen Tod der Eingliederung des Großherzogtums in die Habsburgermonarchie zuzustimmen. Selbst Kaiser geworden, vernichtete Leopold II. diesen Vertrag.

    6Anna Mur i Raurell, „Toscana e Infante, esto es todo el Tratado". Die Hochzeit in Innsbruck in den Berichten des spanischen Botschafters Graf Demetrio Mahony (1762–1765). In: Renate Zedinger (Hg.), Innsbruck 1765. Prunkvolle Hochzeit, fröhliche Feste, tragischer Ausklang (= Jahrbuch der österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 29), Bochum 2014, S. 241–272.

    7HHStA, Spanien, Diplomatische Korrespondenz 96, Nr. 7: Vizekanzler Colloredo berichtet an Graf Rosenberg, den habsburgischen Gesandten in Madrid, am 10. März 1764.

    8Graf Cassian Ignaz Enzenberg (1709–1772), Präsident des Guberniums, und Sophie Amalie Gräfin Enzenberg, geb. Schack von Schackenburg (1707–1788), hatten 1746 im Beisein des Kaiserpaares in Wien geheiratet, sie erfreuten sich zeitlebens der besonderen Gunst Maria Theresias; vgl. Maria Theresia und Tirol, Ausstellungskatalog, Innsbruck 1958, S. 22 und 24; Jean-Pierre Lavandier (éd.), Lettres de l’impératrice Marie Thérese à Sophie d’Enzenberg (1746–1780), Paris 2019.

    9HHStA, Hausarchiv, Familienakten 45, Konv. 3, fol. 98–106, Kopie des Hofkonferenz-Vortrags vom 5. Oktober 1764.

    10 Vgl. generell Zedinger (Hg.), Innsbruck 1765.

    11 Madrid, Archivo Histórico Nacional, Sign. 2746, Maria Luisa an ihre Großmutter Isabella Farnese, Briefe vom 18. und 20. Juni 1765 sowie vom 17. Juli 1765.

    12 Renate Zedinger, Innsbruck 1678–1806. Die Lothringer – Glück und Unglück einer europäischen Dynastie. In: Zedinger (Hg.), Innsbruck 1765, S. 11–34, hier S. 27.

    13 Franz Graf Thurn (1718–1766); Maria Theresia förderte seine Heirat mit Gabriele Freiin von Reischach am 14. Mai 1765, Gabriele wurde Obersthofmeisterin von Maria Luisa, das Paar begleitete das neue Großherzogspaar in die Toskana; Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 45, Wien 1882, S. 116.

    14 HHStA, Ältere Zeremonialakten 68, fol. 144–145, Graf Thurn an Ulfeld: „[…] j’ai tout lieu de croire qu’elle plaira infiniment à toute la famille impériale et qu’elle fera les délices de son auguste epoux […]".

    15 HHStA, Spanien, Varia 58, Konv. 8: „[…] l’archiduc Leopold qui nous avait donné de l’inquietude dans la semaine dernière se porte grâce à Dieu de mieux en mieux depuis 4 jours […] l’archiduchesse lui tient presque continuellement compagne, l’encourage […]".

    16 Madrid, Archivo Histórico Nacional, Sign. 2703, Maria Luisa am 17. August 1765 aus Innsbruck an die Großmutter Isabella Farnese: „[…] Je puis l’assurer que je suis la plus heureuse femme […] j’ai un mari que j’aime tendrement et qui m’adore […] un Pere et une Mere qui m’aiment tendrement […]".

    17 Vgl. Christoph Gnant, „La nascita della Toscana moderna". Staats- und Rechtsreformen Pietro Leopoldos als Großherzog der Toskana. In: Zedinger (Hg.), Innsbruck 1765, S. 299–310.

    18 Giuseppe Pansini, Franz Stephan von Lothringen und die Reform des Staates der Medici, 1737–1765. In: Maria Theresia und ihre Zeit, Ausstellungskatalog, Wien 1980, S. 123–129, hier S. 129.

    Maria Luisas Eltern

    Maria Amalia von Sachsen und Carlo VII. von Neapel-Sizilien/Carlos III. von Spanien; Hofleben in Neapel und Madrid

    Maria Luisa wurde als fünfte Tochter des neapolitanischen Königspaares am 24. November 1745 im Schloss von Portici geboren. Im südlichen Kampanien am Fuße des Vesuvs gelegen, war Portici ein beliebter Aufenthalt der Königsfamilie. Ein Blick in die Ahnentafel der Vorfahren der kleinen Infantin zeigt, dass die Dynastien der Bourbonen, Wettiner und Habsburger ganz paritätisch mit jeweils vier Ahnen, Königen und Kaisern vertreten sind¹. Die Eltern, die natürlich sehnsüchtig den Thronfolger erwartet hatten, waren also Carlo VII. König von Neapel und Sizilien (ab 1759 Carlos III., von Spanien) und Maria Amalie, Prinzessin von Sachsen, Tochter des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., als polnischer König August III.

    Als Carlo VII. (1716–1788)² bestieg der Sohn des spanischen Königs Philipp V. und seiner zweiten Frau Elisabeth Farnese im Jahr 1735 den Thron des Königreiches von Neapel und Sizilien, nachdem die europäischen Mächte in jahrelangem Ringen vom Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges an (1700–1714) über den Sizilianischen Krieg (1728–1729) bis hin zum Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) unter der Prämisse, das politische Gleichgewicht zu wahren, endlich im Wiener Frieden von 1738 die Regelungen für eine europäische Friedenslösung festgelegt hatten. Schweren Herzens und nur widerwillig hatte Kaiser Karl VI. den Enkel des französischen Königs Ludwig XIV. als Philipp V. auf Spaniens Thron anerkannt und nur unter der Bedingung, dass Spanien und Frankreich niemals in einer Hand vereinigt sein durften. Das Haus Bourbon wollte jedoch nicht nur den spanischen König stellen; Elisabeth Farnese, die zweite und besonders ehrgeizige Frau Philipps V., drängte darauf, ihrem Sohn Don Carlos ein eigenständiges Herrschaftsgebiet zu verschaffen. Da Philipps älterer Sohn, der Infant Ferdinand (1713–1759, ab 1746 König Ferdinand VI.), in Spanien König werden sollte, war die spanische Politik bemüht, den jüngeren Carlos nach dem Tod des letzten Medici in der Toskana zu etablieren. Die Toskana war allerdings kaiserliches Lehen, und nachdem Franz Stephan von Lothringen im Verlauf des Polnischen Thronfolgekrieges auf sein Herzogtum zugunsten des exilierten polnischen Königs Stanislaus Leszczinski hatte verzichten müssen, wollte der Kaiser seinen zukünftigen Schwiegersohn mit dem Großherzogtum entschädigen. Für Carlos musste eine andere Herrschaft gefunden werden. Von den seit dem 16. Jahrhundert im Besitz des Hauses Habsburg verbliebenen italienischen Besitzungen verfügte Kaiser Karl VI. nach dem Spanischen Erbfolgekrieg nur mehr über das Königreich Neapel. Das war das von Spanien für Don Carlos ins Auge gefasste Herrschaftsgebiet und im Verlauf des Polnischen Thronfolgekrieges ging das Gebiet verloren, das Kriegsglück war nicht auf der Seite Habsburgs. Am 11. Mai 1734 hielt Don Carlos seinen Einzug in der Hauptstadt und nachdem sein Vater offiziell auf das Thronrecht verzichtet hatte, wurde der Infant als Carlo VII. am 15. Mai 1734 zum König proklamiert. Mehr als drei Jahrzehnte war das neapolitanische Königreich von österreichischen Vizekönigen stellvertretend für Kaiser Karl VI. verwaltet worden, nun hatte es wieder einen eigenen Herrscher, aus einer habsburgischen Provinz war ein selbstständiges Königreich geworden³.

    Carlo hatte eine umfassende Erziehung genossen, er beherrschte neben dem Spanischen Latein, Italienisch und Französisch, er verfügte über große Kenntnisse in Mathematik, Geographie und Geschichte. König Carlo VII. von Neapel und Sizilien förderte Wirtschaft und Wissenschaften, stellte Geld für die Ausgrabungsarbeiten in Herculaneum zur Verfügung und ließ das Teatro San Carlo errichten, das zu diesem Zeitpunkt größte Opernhaus Italiens mit über 3000 Sitzplätzen. Die Eröffnung fand 1737 statt. Der humanistisch gesinnte König bemühte sich um Reformen, sowohl im neapolitanischen Königreich als dann auch später in Spanien und in den großen überseeischen Herrschaftsgebieten, dessen Thron er 1759 nach dem Tod seines kinderlos verstorbenen Halbbruders als Carlos III. König von Spanien übernehmen musste⁴. Er reformierte die öffentliche Verwaltung, hob die Handelsmonopole von Sevilla und Cádiz auf und eröffnete damit vielen weiteren Städten Handelsmöglichkeiten mit den Kolonien, wodurch sich der so dringend notwendige kaufmännische Mittelstand positiv entwickeln konnte. Durch steuersenkende Maßnahmen blühte beispielsweise die Schnapsbrennerei in Katalonien und die Weinproduktion in Andalusien auf, denn die in Aranjuez 128.000 eingepflanzten Weinstöcke begannen zu tragen; die von ihm angeordneten Importe von Bäumen aus dem Orient und aus Louisiana oder die Weinstöcke dienten nicht nur der Verschönerung, da standen sehr oft wirtschaftliche Überlegungen dahinter. Carlos III. ordnete die erste zuverlässige Volkszählung Spaniens an, er führte Verbesserungen im Schulwesen ein, vereinheitlichte die Land- und Seekarten und er veranlasste den Ausbau des Straßennetzes. Ihm unterstanden direkt die Aktivitäten im Botanischen Garten, in den Bibliotheken, aber auch das Observatorium und das Allgemeine Krankenhaus waren ihm ein persönliches Anliegen. Der große königliche Palast in Madrid, dessen Bau sein Vater begonnen hatte, wurde nach seinem Regierungsantritt fortgesetzt, der deutsche Maler Anton Raphael Mengs und der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo wurden mit der Gestaltung der Wände und Decken betraut. Zur heiteren Atmosphäre im Schloss trugen auch die vielen goldenen Käfige in den verschiedensten Formen und Größen bei, seltene exotische Vögel, die der König aus den Kolonien kommen ließ, sangen hier um die Wette. Erholung von seinem Arbeitsprogramm, das er schon morgens um fünf Uhr begann, fand er in der Jagd, kaum ein Tag, an dem er diesem Vergnügen nicht nachging. Das wahrlich nicht schmeichelhafte Gemälde des Hofmalers Francisco Goya zeigt den alternden König als Jäger mit einem langen Gewehr in der Hand, in abgetragenen schwarzen Hosen und einem langen, schon recht verschlissenen graubraunen Rock, dessen Taschen ziemlich ausgebeult sind, weil Carlos III. darin immer eventuell notwendiges Jagdgerät mitschleppte. Die Darstellung ist nicht sehr ansehnlich, sie entspricht aber wohl dem Bild, das der alternde König seinen Zeitgenossen vermittelte. Der österreichische Botschafter am Hof von Madrid, Graf Orsini-Rosenberg, beschrieb Carlos III. in den sechziger Jahren als einen freundlichen, gerechten Herrscher mit großen politischen Ambitionen, der allerdings zur Selbstüberschätzung neigte und daher gegenüber Schmeicheleien sehr empfänglich war. Graf Orsini-Rosenberg hob sein Interesse für die Naturwissenschaften hervor und schilderte auch seinen Tagesablauf: Demnach stand der König zwischen fünf und sechs Uhr morgens auf, arbeitete allein bis um sieben, trank dann eine Tasse Schokolade und ging zur Messe; noch vor acht Uhr besuchte er seine Kinder, dann widmete er sich den Ministern und Audienzen, ging mit dem Bruder spazieren und zur Jagd, besuchte die Mutter und von Zeit zu Zeit ließ er sich von Gräfin Miranda, der Gouvernante der königlichen Kinder, über deren Lernfortschritte, Benehmen und Verhalten berichten. Besonders liebte Carlos III. seine Tochter Maria Luisa und seinen Sohn Ferdinand, der ihm als König von Neapel/Sizilien nachfolgte⁵.

    König Carlos III. lebte 28 Jahre als Witwer im großen Madrider Königspalast, seine Gemahlin war unverhofft kurz nach ihrer Ankunft in Spanien verstorben. Maria Amalia Christine von Sachsen⁶ war die älteste Tochter des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., als König von Polen August III., und der Erzherzogin Maria Josepha, der Tochter des Kaisers Joseph I.; sie hatte am 24. November 1724 in der prächtigen Dresdner Residenz das Licht der Welt erblickt. Nur wenig wissen wir über ihre Kindheit und Jugend an diesem glänzenden, prunkliebenden Dresdner Hof, der sich in der Nachahmung des Hofes von Versailles, im Stil des „savoir faire" gefiel und Unsummen für Kunst und Kultur ausgab. Als der Vater 1733 den polnischen Thron bestieg, war auch das geräumige, prunkvolle

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