Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Legenden von Desparia: Ein phantastisches Jugendabenteuer
Die Legenden von Desparia: Ein phantastisches Jugendabenteuer
Die Legenden von Desparia: Ein phantastisches Jugendabenteuer
eBook220 Seiten3 Stunden

Die Legenden von Desparia: Ein phantastisches Jugendabenteuer

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Erlebe ein spannendes Science-Fiction-Abenteuer voller Geheimnisse und Freundschaft auf einem fremden Planeten!

Die Fast-Teenager Tian, Lebecka, Rekau, Menore und Elvit leben zusammen mit anderen Siedlern in einem Barackendorf auf dem unwirtlichen Planeten Desparia, Lichtjahre von der Erde entfernt. Der einzige Erwachsene in ihrer Gemeinschaft ist der geniale Roboterkonstrukteur Professor Juess Trehold, der hier seine Vision einer neuen, friedlichen Gesellschaft verwirklichen will. Neugierig und furchtlos erkunden die Freunde ihre Umgebung und entdecken dabei Unglaubliches. Das lässt sie jedoch bald daran zweifeln, dass die Welt, in der sie aufwachsen, wirklich nur von ihnen bewohnt wird.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Feb. 2024
ISBN9783758343896
Die Legenden von Desparia: Ein phantastisches Jugendabenteuer
Autor

Ralph Tiede

Kaum war Ralph Tiede das Alphabet beigebracht worden, erkannte er im gedruckten Wort die Nahrung für seinen unstillbaren Hunger nach außergewöhnlichen Geschichten. Bereits in jungen Jahren begann er, eigene Erzählungen und Gedichte zu verfassen. Natürlich mit dem Ehrgeiz, sie zu veröffentlichen. Nachdem er erfolgreich an einem regionalen Literaturwettbewerb teilgenommen hatte und einige seiner Werke in der Lokalpresse erschienen waren, wurde er in einen, von professionellen Autoren geleiteten Poetenzirkel aufgenommen. Diesem blieb er bis zum Abitur treu. Vielfältige Interessen wie auch berufliche Verpflichtungen verhinderten jedoch lange Zeit, dass er ausreichend Ruhe fand, sich weiterhin in Bücher zu vertiefen und seine kreativen Ideen, formuliert in wohlklingenden Sätzen, niederzuschreiben. Endlich, nach langer Leseabstinenz entdeckte er den Zauber, der spannenden Texten innewohnt, erneut und beschloss, inspiriert davon, mit der Arbeit an seinem ersten Roman "Die Legenden von Desparia" zu beginnen.

Ähnlich wie Die Legenden von Desparia

Ähnliche E-Books

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Legenden von Desparia

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Legenden von Desparia - Ralph Tiede

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog

    Kapitel Eins

    Kapitel Zwei

    Kapitel Drei

    Kapitel Vier

    Kapitel Fünf

    Kapitel Sechs

    Kapitel Sieben

    Kapitel Acht

    Kapitel Neun

    Epilog

    Danke, Evelin.

    Für deine motivierende Unterstützung

    und deinen unerschütterbaren Glauben an mich.

    Prolog

    Geplagt von bösen Vorahnungen schreitet Professor Juess Trehold auf der Bühne des Stadttheaters an das Rednerpult. Er atmet tief durch und ruft sich noch einmal in Erinnerung, dass er seine seit Wochen akribisch vorbereitete Präsentation mit möglichst fester, aber unbekümmert klingender Stimme halten will. Niemand soll etwas von seiner inneren Unruhe bemerken.

    Nach einer erklärenden Einführung entfernt er das Tuch, unter dem der von ihm entwickelte KI-gesteuerte Roboter bisher nur schemenhaft zu erkennen war. Kurze Sprachbefehle lassen den, beinahe wie eine Schaufensterpuppe aussehenden, autonom agierenden Maschinenmenschen zunächst den Boden saugen, Gemüse schneiden und einer Babyattrappe die Windeln wechseln. Doch statt Applaus erntet der Unternehmer, der durch seine innovativen Entwicklungen berühmt und reich geworden ist, nur Buhrufe und Pfiffe. Er schluckt.

    Was soll’s, versucht er sich zu beruhigen. Wie geplant setzt er per Fernbedienung die Drehscheibe hinter sich in Bewegung. Diese gibt nun den Blick auf eine Werkstattkulisse frei, in der ein etwas in die Jahre gekommener Familienvan mit einem Wagenheber aufgebockt worden ist. Der Androide löst mit dem daneben liegenden Werkzeug die Muttern an der Felge, zieht das Rad von der Achse und demontiert die abgenutzten Bremsbacken. Geschickt ersetzt er sie durch neue. Die ganze Reparatur dauert nur wenige Minuten. Dennoch kein bewundernder Beifall vom Publikum.

    Was er befürchtet hatte, ist eingetreten. Irgendjemand, vermutlich aus seinem Bekanntenkreis, hatte schon vor Monaten Informationen über das bahnbrechende Technologieprojekt an die Presse weitergegeben und war dafür vermutlich gut bezahlt worden. Und das, bevor die Öffentlichkeit ausreichend sensibilisiert war, denn aufklärendes Text- und Bildmaterial, das Risiken und Bedenken hätte zerstreuen können, existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

    Mit zitternden Händen umfasst Juess das Mikrofon und bittet darum, ihm Fragen zu seiner Erfindung zu stellen, die er ausführlich beantworten wolle. Doch es herrscht Schweigen. Aber dann brüllt ein Zuschauer aus den hinteren Reihen: „Du geldgieriger Fantast, ein anderer: „Wir wollen deine Automaten nicht und „Damit zerstörst du das Leben auf der Erde", ein Dritter.

    Eine Fortsetzung der Produktvorstellung macht für ihn keinen Sinn. Er gibt einem, im Hintergrund gebliebenen Assistenten ein Zeichen, sich um den Abtransport des Equipments und der Requisiten zu kümmern. Wortlos verlässt er die Bühne und geht zum Ausgang des Theaters. Vom Foyer aus sieht er zu seinem Entsetzen, dass sich vor dem Gebäude Tausende von Demonstranten versammelt haben.

    Als er durch die sich fauchend öffnende Glastür auf die von der heißen Julisonne beschienene Freitreppe tritt, beschleicht ihn ein ungutes Gefühl, das sich sofort bestätigt. „Da ist er. Lynchen wir ihn!", fordert ein brutal wirkender, tätowierter und gepiercter Glatzkopf in Lederkleidung.

    Noch nie musste Juess rennen, um zu überleben. Keuchend und schwitzend erreicht er sein in der Nähe geparktes Auto, das er zuvor mit dem Funkschlüssel entriegelt hat, und wirft sich auf den Fahrersitz. Zu seinem Glück hatte es keiner aus der aufgebrachten Menge als das seine erkannt.

    Beim Beschleunigen mit quietschenden Reifen sieht er im Rückspiegel, dass ihm zu Fuß nachgesetzt wird. Da sich seine Roboterfabrik in der Nähe befindet, wird es nicht lange dauern, bis auch seine Verfolger dort angekommen sein werden. Er muss sich beeilen. Rote Ampeln und Stoppschilder beachtet er nicht. Regeln sind ihm verständlicherweise gerade vollkommen egal. Kurze Zeit später fährt er auf das Gelände seiner Firma.

    Er stemmt seinen Körper gegen den Stahlbügel des schweren Rolltores, das tagsüber normalerweise offen steht und dessen Antrieb nur von der Betriebsleitstelle aus bedient werden kann. Aus Angst, es nicht rechtzeitig dorthin zu schaffen, um ihn in Gang zu setzen, bevor die gewaltbereiten Protestler eintreffen, schiebt er es lieber von Hand zu.

    Erleichtert hört er einen dumpfen Knall, dann ein Klacken, als es gegen den massiven Zaunpfosten stößt und der Schließmechanismus einrastet. Geschafft! Sicherheitshalber aktiviert er zusätzlich den intelligenten Bewegungssensor, durch dessen Signal eine Sirene mit durchdringendem Gejaule alle Eindringlinge auf dem Werksareal weithin hörbar melden würde.

    Seine Flucht ist gerade noch einmal gut gegangen. Das wird ihm bewusst, als wenige Augenblicke später Fäuste mit wütender Gewalt auf Metall hämmern und mehrfaches, zum Glück stark gedämpftes Gebrüll zu ihm herüberdringt. Sprechchöre, die „Jobkiller – Armutsbringer" skandieren.

    Die Bilder des wütenden Mobs, der ihm nach dem Leben trachtete, haben ihn tief erschüttert. Diese wird er so schnell nicht vergessen. Immer noch aufgewühlt, gelangt er zu seiner Wohnung, die sich neben einer Produktionshalle befindet.

    Kurz bevor er die Außentür von innen abschließt, hört er das Zischen eines Feuerwerkskörpers, das einen Moment vor dessen Aufprall im Hof vom Heulen der Alarmanlage übertönt wird. „Wenigstens kann ich mich auf meine Technik verlassen", denkt er, schon wieder etwas gefasster.

    Eine bequeme Position suchend, fläzt Juess sich vor seinem Großbildfernseher auf dem Sitzsack. Die Styroporkugeln darin knirschen beim Aneinanderreiben. Genauso wie die stetig dicker werdende Schneedecke draußen im Hof, wenn er zum Tor geht, um wieder eine Paketsendung entgegenzunehmen.

    Der Wintereinbruch ist derzeit auch das beherrschende Thema in den Nachrichtensendungen, auf die er manchmal beim Zappen oder Streamen aus Versehen stößt, wenn er nach Filmen, Serien und Dokumentationen sucht, die er noch nicht kennt. Dafür hat er jetzt genug Zeit. Was ihm gefällt, speichert er in seiner Mediathek. Wer weiß, vielleicht hat er ja irgendwann mal Lust, etwas davon erneut anzuschauen.

    Er liest auch wieder viel mehr als früher, beschränkt sich aber auf die Lektüre von Romanen und Erzählungen. Nach der unglückseligen Produktpräsentation im Sommer und der darauf folgenden Hetzkampagne in Presse, Fernsehen und Internet gegen ihn und seine Vision, die Menschheit vom Joch der körperlichen Arbeit zu befreien, hat Juess den über viele Jahre praktizierten täglichen Blick in Zeitungen und Magazine eingestellt.

    Das tut ihm mehr als gut. Denn so bleiben ihm die höchstens halbwahren, jedoch dennoch unerträglich deprimierenden Berichte darin über Kriege, Konflikte, Krisen, Katastrophen und Kriminalität erspart, deren Verfasser, von Mächtigen erpresst oder Reichen bestochen, immer häufiger als verlängerte Schreibhand zur Verbreitung derer eigennütziger Ideologien missbraucht werden.

    Inzwischen hat er schweren Herzens seine Firma geschlossen, weil aufgrund der in den Medien verbreiteten Lügen über ihn fast alle Aufträge zur Lieferung von Robotern storniert wurden. Darum, dass sein Vermögen schwindet, muss er sich trotzdem nicht sorgen. Denn das Geldverdienen überlässt er jetzt KI-Tradern, die Aktien kaufen und meist gewinnbringend für ihn wieder veräußern.

    Mit der plötzlich zu vielen Freizeit etwas Sinnvolles anzufangen, fällt ihm noch schwer. Da er schon als Kind zur Mithilfe und später sowieso zum Arbeiten gezwungen war, hatte er im Gegensatz zu heute bisher nie das Luxusproblem, sich um die Vermeidung von Langeweile kümmern zu müssen.

    Auf der Suche nach sinnvollen Beschäftigungen kam ihm die Idee, Gemüse anzubauen, welches natürlich viel aromatischer schmeckt als das aus dem Supermarkt. Vor allem aber gibt ihm diese Tätigkeit seine innere Gelassenheit zurück. Manchmal setzt er sich an eines der Beete, die er in einer beheizbaren Halle angelegt hat, und betrachtet gedankenverloren die Pflanzen darin.

    Es macht ihn froh, wenn sie nach kurzer Zeit kräftiger werden und neue Triebe bilden. Seinen Schützlingen soll es an nichts fehlen. Deshalb lässt er sie von den Androiden mit Wasser und genau dosierten Nährstoffen versorgen. Zum Simulieren des Sonnenlichts hat er außerdem spezielle Wachstumslampen installiert.

    Jedoch, so in den Tag hineinzuleben, macht ihn nicht wirklich glücklich, füllt ihn kaum aus, verlangt ihm viel zu wenig ab. Ihm fehlt eine echte Herausforderung, etwas Großartiges, Heroisches. Er dürstet nach einem Projekt, an das sich noch niemand gewagt hat. Nur hat er keine Ahnung, was das für eins sein könnte.

    Meistens erst abends, wenn er zu müde für anstrengendere Aktivitäten ist, gönnt Juess sich ein paar amüsante Folgen oder einen spannenden Streifen vor dem Bildschirm und hofft, sich dadurch zu Ungewöhnlichem inspirieren zu lassen.

    Heute freut er sich auf einen Science-Fiction-Blockbuster über die Besiedlung eines unbewohnten Planeten, der zwar weit von der Erde entfernt liegt, aber ähnliche klimatische und topographische Bedingungen wie sie aufweist. Die Ideen des Drehbuchautors faszinieren ihn so sehr, dass er während der gesamten zweieinhalb Stunden vergisst, seine fast schon rituelle heiße Abendschokolade zu trinken. Das ist ihm noch nie passiert.

    Als er nach unruhigen Träumen irgendwann in der Nacht hellwach die Augen aufschlägt, fasst er den Entschluss, etwas zu tun, das ihm so unglaublich erscheint, dass er es kaum auszusprechen wagt, nicht einmal flüsternd. Jedoch weiß er, dass er daran festhalten wird, weil es das einzig Richtige für ihn ist.

    Zum wohl letzten Mal versucht er sich als Schauspieler. Bei dem Gedanken muss Juess schmunzeln. In einer hell erleuchteten Kulisse vor einer riesigen grünen Leinwand schreitet er in einem klobigen Raumanzug bedächtig über die Marsoberfläche, die in Wirklichkeit der mit Sand und Schotter bedeckte Boden einer seiner Hallen ist.

    Er hält inne, um einen Stein aufzuheben. Mit einem Messer kratzt er daran, um etwas von seinem Inneren freizulegen. Plötzlich rutscht er ab und hinterlässt einen langen Riss in seinem linken Ärmel.

    Weiß-blauer Dampf tritt aus. Juess drückt verzweifelt die Hand auf das Leck, um es abzudichten, was ihm leider nicht gelingt. Kurz darauf ringt er röchelnd nach Luft. Dann bricht er zusammen und bleibt unnatürlich gekrümmt liegen. Ein paar Mal zuckt er im Todeskampf, dann erstarrt er.

    Nach ein paar Minuten in dieser Position steht er auf und betrachtet die Aufnahme. Die finale Szene erscheint ihm gut gelungen. Der von ihm als Ablenkungsmanöver gedachte Film wird seinen Zweck erfüllen. Davon ist er überzeugt.

    Bis zum Start in einer Woche hat er noch unglaublich viel zu erledigen. Auch seine Roboter sind unermüdlich im Einsatz. Voller Ehrfurcht bestaunt er das von ihnen innerhalb weniger Jahre gebaute, riesige metallene Ungetüm, welches ihn weit weg von der Erde, hin zu einem, einige Parsec entfernten Planeten bringen soll.

    Manchmal kommen ihm jedoch Zweifel. Dann fragt er sich, ob er sich damit wohl nur ein sehr teures Grab geschaffen hat. Er weiß gar nicht, wovor er sich am meisten fürchten soll: Dass er in der Kryokammer erstickt, bei einer Havarie während des Fluges verbrennt oder sich in der fremden Welt aus Unwissenheit vergiftet.

    Aber da er sich nun einmal für dieses Projekt entschieden hat und bei der Arbeit daran eine so immens tiefe Befriedigung empfindet wie nie zuvor, wird er es auch nicht einstellen. Niemand konnte es ihm bislang ausreden, keiner davon abbringen. Das war auch überhaupt nicht möglich, denn mit der Schließung seines Unternehmens hat er gleichzeitig alle sozialen Kontakte abgebrochen.

    Erfreulich ist, dass er auf Desparia, wie er sein Ziel getauft hat, nicht allein bleiben wird, hoffentlich jedenfalls. Im Frachtraum lagert genügend Biomaterial und die nötige Ausrüstung, um einer Vielzahl verschiedenster Pflanzen, einer Menge Tierarten und sogar einigen Menschen ein Zuhause zu geben.

    Kürzlich hat er sich wieder in die Öffentlichkeit gewagt, um den wilden Spekulationen über den Bau seines Raumschiffs, das natürlich nicht unentdeckt geblieben ist, endlich ein Ende zu setzen. Er kündigte eine Mission zum roten Nachbarn an, um auf ihm nach bisher verborgenen Bodenschätzen zu schürfen, die er dann dem Staat unentgeltlich zukommen lassen will.

    Nur wird ihm dort ein Missgeschick mit tödlichen Folgen passieren. Da es schon länger keine Marsmissionen mehr gibt, ist eine Suche nach seiner Leiche und seinem Raumschiff kaum zu befürchten. Juess hält sein Video, welches er vorhat, vor Antritt seines Kälteschlafs zur Erde zu übertragen, für so überzeugend, dass wohl niemand Verdacht schöpfen und seine wahren Absichten herausfinden wird.

    Beim Eintritt in die Atmosphäre flimmert sauerstoffreiche Luft um die Feuerfontänen der Triebwerke. Nach jahrzehntelangem Flug hat der interstellare Gleiter endlich sein Ziel erreicht und setzt zur Landung an.

    Der Himmel ist wolkenlos an Juess’ erstem Tag in seiner neuen Heimat. Das intensive Gelb der Sonne mischt sich mit dem Blau der riesigen Xenon-Scheinwerfer auf dem grauen Boden zu einem satten Grün, das eine üppige Vegetation vorgaukelt.

    Erleichtert stößt er den vor Anspannung angehaltenen Atem aus, nachdem das Schiff nur mit einem mäßig schweren Ruck aufgesetzt ist. Zum Glück hat sich keine seiner vielen Befürchtungen bewahrheitet. Nun sieht er seinem zukünftigen Leben als Siedler optimistisch entgegen.

    Auf dem Weg zur Schleusenkammer drückt er sein Gesicht an den achteckigen Panoramaausguck. Er träumt sich in die kahle, ziemlich trostlos erscheinende Ebene üppig gedeihende Pflanzen, possierlich anzuschauende Tiere und unbeschwert fröhliche Menschen in bunten Häusern. „Desparia, lass uns auf dir etwas Lebenslohnendes schaffen", flüstert er voller enthusiastischem Tatendrang.

    Kapitel Eins

    Hockend sieht Lebecka seit einer Viertelstunde dem Feldroboter zu, wie der mit einer Kreuzhacke die Pflanzenzwischenräume durchfurcht. Die zarten Radieschensetzlinge scheinen es ihm zu danken, indem sie ihre blassgrünen Blätter ein wenig höher recken.

    Am Himmel fangen Wolkenknäuel an, graue Bündel zu bilden. In Sorge, ob sie noch mit trockenen Sachen die schützende Siedlung erreichen wird, springt sie auf und strebt eiligen Schritts nach Südosten.

    Wie von ihr befürchtet, platschen nach kurzem Weg dicke, kalte Tropfen unangenehm piksend auf ihre gänsehautgebeulten Arme. Sie rennt. Mühevoll kämpft sie sich durch Wasserlachen, die sich in Vertiefungen gebildet haben. Mit jedem schmatzenden Aufschlag ihrer Sandalensohlen spritzen Modderfäden gegen ihre ausgekühlten Unterschenkel.

    „Nur nicht hinfallen", flüstert sie sich wieder und wieder zu. Die Pfützen werden immer größer. Mit Mühe versucht sie, Bodenunebenheiten rechtzeitig auszumachen, damit sie nicht stolpert.

    Ab und zu hebt sie den Kopf, um irgendetwas zu finden, das ihr Schutz vor dem Unwetter verspricht. Aber auf dem weitläufigen Gemüseacker, an den ein steil ansteigendes Bergmassiv grenzt, fällt ihr nichts Passendes ins Auge. Schon will sie sich der Ergebnislosigkeit ihrer Suche ergeben, als sie zu ihrer Linken etwas erkennt, das ein Höhleneingang sein könnte.

    Sie steuert darauf zu. Beim Näherkommen bestätigt sich ihre hoffnungsvolle Vermutung. Vor lauter Freude und aufgrund ihrer Nachlässigkeit bei der Überprüfung der Wegbeschaffenheit bleibt sie mit dem Fuß in einem Erdhügel stecken und plumpst weich in den Dreck.

    Fluchend richtet sie sich wieder auf und versucht, die Erde von ihrem Lieblingskleid zu bekommen, aber mit ihren schmutzigen Händen macht sie es nur noch schlimmer. Sie schaut auf sich herab und findet, dass sie aussieht wie ein Maulwurf, der in einen liegengelassenen und irgendwann unter die Oberfläche geratenen Stoffbeutel gekrochen ist, und damit eingehüllt, sich aus einem Hügel gebuddelt hat.

    Da muss sie lachen und ausgelassen kichernd erreicht sie die Öffnung im Fels. Als sie hineinschlüpft, spürt sie gleich eine angenehme Wärme und endlich wird sie nicht mehr durchnässt. Sie setzt sich auf den trockenen Boden, mit Blick in Richtung Ausgang, und sehnt das Ende des Wolkenbruchs herbei. Doch das mittlerweile fast schwarze Himmelsgebirge scheint seinen Wasservorrat noch längst nicht ausgeschüttet zu haben.

    Lebecka befürchtet und wünscht sich zugleich, dass man inzwischen nach ihr sucht, denn sie ist schon ziemlich lange unterwegs. Sie hält Ausschau nach einem Aufklärungs-Mikrokopter. Doch soweit ihr Blick durch die grauen Schlieren reicht, kann sie kein Fluggerät ausmachen.

    Da sie vorerst zum Bleiben verdammt ist, schaut sie sich in der im Halbdunkel liegenden Grotte um. Wahrscheinlich vom Wind hereingewehte Samen haben hier für die wilde Aussaat eines recht traurig wirkenden Gemüsegartens mit mickrigen Pflanzen gesorgt, die fast ohne Licht und mit nur wenig Feuchtigkeit auskommen müssen.

    Die Wände um sie herum sind kahl. Fast hätte sie erwartet, Höhlenmalereien von Jagdszenen auf ihnen zu finden, wie solche, die sie in einem Video im Erdgeschichtsunterricht bestaunt hat. Aber wer sollte die wohl gezeichnet haben? Sie und die anderen neun Kinder aus dem ersten Gebärzyklus sind, abgesehen von Professor Trehold natürlich, die ältesten Lebewesen, die es auf Desparia je gegeben hat.

    Plötzlich bemerkt sie ganz in der hinteren Ecke ein schwaches grünes Glimmen. Neugierig und ein bisschen aufgeregt tastet sie sich vorsichtig durch den

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1