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Humanum Genus: Das Erwachen der Brut
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eBook226 Seiten3 Stunden

Humanum Genus: Das Erwachen der Brut

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Über dieses E-Book

Geb und Ferox fliehen aus der unterirdischen Welt der Egobots in die Oberwelt, lernen erstmals andere Menschen, Freundschaft und Liebe kennen und müssen sich dem Überlebenskampf in der Natur einer postapokalyptischen Welt stellen.
Nachdem sie die Chance auf ein neues Leben bekommen, scheint ihr Traum von Freiheit Wirklichkeit zu werden.
Doch ist wirklich alles so, wie es scheint?
Die Wahrheit tötet jede Hoffnung und es beginnt erneut der Kampf ums nackte Überleben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum6. Sept. 2019
ISBN9783749730773
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    Buchvorschau

    Humanum Genus - Julien Decapo

    Im Reich der Brainbots

    Was für Bilder siehst du vor dir, wenn du an die Vergangenheit der Erde denkst? An riesige Städte mit hektischem Verkehr, wenig Grün, Lärm und Lichter überall? Im Jahr 2158 war die Welt eine völlig andere. Viele Jahrzehnte waren seit der Zeit vergangen, als Megastädte und Fahrzeuge das Atmen erschwerten und zwölf Milliarden Menschen den Planeten ausbluteten.

    Jetzt wehte eine leichte Brise von den Bergen, und die Sonne strahlte angenehm am glasklaren, blauen Himmel. Dichte, urtümliche Wälder wechselten sich mit Buschland ab, in dem Horden wilder Hunde auf der Jagd nach Katzen, Hasen und Ratten umherstreiften.

    Weder Menschen waren zu sehen, welche die Idylle störten, noch eine Straße oder eine Stadt, die das Grün unterbrachen. Zu hören waren nur, der durch die Äste pfeifende Wind, und das Zwitschern der Vögel, die massenhaft in den Bäumen und im Gras umherflogen. Dennoch gab es nicht weit entfernt einen Ort, an dem geschäftiges Treiben herrschte.

    Kein Geräusch drang bis an die Oberfläche, denn der Lärm entstand tief unter der Erde. Ein großes Lüftungsrohr ragte in die Höhe und wirkte in der Naturlandschaft wie aus einer anderen Welt. Dieses Rohr und viele weitere verteilten Luft im Inneren der Erde. In tausenden Hallen und Transportröhren, welche wie in einem Ameisenbau die Erde labyrinthartig durchzogen, wurde die Luft gebraucht.

    In einem kuppelartigen Gebilde des weitverzweigten, unterirdischen Systems erwachte gerade Geb. Der Junge, der sicher nicht älter als vierzehn Jahre alt war, ließ sich wie jeden Tag mit dem Aufstehen Zeit. Er wälzte seinen schweren Körper mehrmals herum, bis er sich endlich aufsetzte und an die Wand blinzelte.

    „Guten Morgen, Geb!", ertönte eine angenehme, weibliche Stimme und neben der Wand bildete sich wie aus dem Nichts eine Frauengestalt mit kaum wahrnehmbarer Substanz.

    „Hi Mutt, wie spät ist es denn?", murmelte Geb etwas mürrisch.

    „10.30 Uhr inzwischen. Du warst gestern recht lange im Activium. Hat es Spaß gemacht?"

    Mutt war die virtuelle gute Seele des Hauses, aber schrecklich neugierig. Sie steuerte alles, beantwortete alle Fragen, gab Tipps, wenn Geb bei einem Spiel nicht weiterkam, und war immer für ihn da.

    „Jetzt brauche ich erst einmal mein Frühstück", maulte Geb ohne die Frage zu beantworten. Für einen dicklichen Jungen erstaunlich schnell, schwang er sich an den Bettrand, stand auf und setzte sich an den Tisch, der sich nicht weit vom Bett entfernt wie aus dem Nichts gebildet hatte.

    „Frühstück, wiederholte Geb eintönig. „Würstchen, Rührei und Toast mit Schokocreme. Getränk wie immer.

    „Das dauert drei Minuten, mein Lieber. Lass es dir schmecken."

    Es dauerte nicht länger als versprochen, als sich die Wand veränderte. Es bildete sich eine Öffnung, aus der sich ein Tablett mit dem gewünschten Essen herausschob.

    Während Geb noch aß, herrschte an anderen Orten unter der Erde große Geschäftigkeit. Keine tausend Meter entfernt und durch eine Röhre verbunden, war eine riesige Halle, in der nicht gewohnt, sondern produziert wurde. Der gesamte Raum war voll mit einer Ansammlung von Maschinen und riesigen Behältern. Es gab feststehend montierte Workbots, die immer die gleichen Bewegungen ausführten, Transporter, zum Bestücken von Maschinen und Behältern, Drohnen und menschenähnliche Bots, welche die Arbeiten steuerten. Sie überprüften die Qualität einer gelartigen Masse, die hier in großen Tanks produziert wurde. Jede Form der Anweisung war unnötig. Alles was geschah, lag als Information im gesamten System vor und bewirkte zeitgleich notwendige Änderungen.

    Als ein patronenförmiger Transportzug durch die Röhre glitt und neben der Halle anhielt, wurde es für kurze Zeit laut. Schichtwechsel! Einige, der am höchsten entwickelten Bots, hatten wichtige zusätzliche Aufgaben, die sie im Wechsel wahrnehmen mussten. Die Ankömmlinge sprangen aus den Wagons und übernahmen die Arbeit. Die abgelösten Workbots stiegen entweder in den Zug oder machten sich zu Fuß auf den Weg, wenn sie es nicht zu weit zu ihrem Ziel hatten.

    Chepre war einer von ihnen. Der etwa 1.90 Meter große und menschlich wirkende Roboter, der Ego 3-Baureihe, nahm den Weg, der an der Röhre entlangführte, und begann sich mit einer maschinenschnellen Gangart fortzubewegen, die ihn in wenigen Minuten zum Ziel brachte.

    „Mutt, ich bin da. Wo ist denn mein kleiner Geb?", rief Chepre, als er den Raum betrat.

    „Da wo er eigentlich immer ist, wenn er nicht isst oder schläft, ertönte die Stimme von Mutt. „Er testet wieder einmal eine neue Activium-Welt.

    Wortlos stoppte Chepre mit einer Handbewegung das Spiel, in dem Geb sich aufhielt. Eine sichere Methode, um ihn kommen zu lassen. Es dauerte nicht lange und die Tür des Activium öffnete sich und der Junge kam heraus.

    „Yuhhhhhu kreischte er, als er Chepre sah, breitete die Arme aus und raste auf den Bot zu. „Schön, dass du wieder da bist.

    „Komm her, mein Großer!", erwiderte Chepre, umklammerte den Jungen und hob ihn hoch. In seinem menschlich wirkenden Gesicht waren die für Egobots so typischen Gefühlsregungen zu erkennen, welche diese von allen anderen intelligenten Maschinen unterschieden. Zärtlich legte er dem Jungen seine Hand in den Nacken, um diesen zu kraulen.

    „Erzähl doch mal. Was hast du gespielt? Wie fühlst du dich?"

    Geb genoss erst die Zärtlichkeiten, die er erhielt, und erzählte dann von der neuen Abenteuerwelt aus dem Activium. Wenn Chepre nicht zu Hause war, verbrachte der Junge nahezu den ganzen Tag in der riesigen Kuppel. In den virtuellen Welten, die sich automatisch veränderten, gab es ständig etwas Neues zu entdecken. In dem aktuellen Spiel war er der Herrscher über ein Volk. Er versuchte, es groß zu machen und gegen Feinde zu führen. Dabei bewegte er sich in einer Landschaft, die ständig wechselte, sich anpasste, und begegnete dabei lebensgroßen Figuren.

    „Was fühlst du bei dem Spiel, wenn du ein Anführer bist?", wollte Chepre wissen. Geb kannte diese Frage bereits und das wohlige Gefühl, das sich durch die Streicheleinheiten in ihm breitgemacht hatte, endete abrupt. Denn Chepre interessierte sich immer dafür, was der Junge fühlte. Und das zu erklären, war auf die Dauer nervig.

    „Ich hab Hunger", lenkte er deshalb ab, weil er keine Lust auf anstrengende Gespräche hatte.

    „Auch gut, reden wir später. Du weißt ja, dass du immer etwas Leckeres von mir bekommst."

    Chepre ging zur Wand, an der Geb schon sein Frühstück eingenommen hatte, und holte ein Schüsselchen mit bunten kleinen Bällchen aus der Wand.

    „Uuuiiii, Rainbowdrops!"

    Der Junge merkte, wie sich sein Mund sofort mit Speichel füllte. Für die nächste halbe Stunde würde er sich hemmungslos vollstopfen.

    Zur gleichen Zeit war es an der Oberfläche schon fast dunkel geworden. Die Vögel hatten ihr Zwitschern eingestellt und nur das Rascheln der Blätter im Gebüsch war zu hören. Amseln suchten nach Würmern, indem sie den Boden aufscharrten. Weiter entfernt bellten Hunde, die einen Hasen oder ein paar verwilderte Katzen jagten.

    Ein weiteres Geräusch durchbrach die Stille. Am großen Lüftungsrohr war ein Kratzen und Schleifen zu hören, vermischt mit pfeifenden Atemzügen, als ob jemand eine schwere Last tragen würde. Eine menschenähnliche Gestalt drückte sich zwischen den weit auseinanderstehenden Lamellen der Lüftungsöffnung hindurch und fiel auf den Boden. Die Gestalt schien es eilig zu haben, rappelte sich sofort wieder auf und begann zu rennen, als ob ein Rudel Hunde hinter ihr her wäre. Inzwischen stand der Mond voll am Himmel und es war deutlich zu erkennen, dass es sich um einen Menschen handelte. Ein junger Mann, vielleicht siebzehn Jahre alt, der rannte, so schnell seine Kräfte es zuließen. Dabei schien es ihm egal zu sein, dass er sich an den Ästen verletzte, die ihm im Weg waren und ins Gesicht peitschten.

    Kaum zehn Minuten später verließ ihn die Kraft. Er blieb kurz stehen, nahm eine gebeugte Haltung ein, um seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, und sah sich suchend nach allen Seiten um. Vor ihm war ein Bach, dem er vorsichtig folgte. Dann erkannte er ein komplett mit Laub bedecktes Schrägdach. Obwohl die Erde darunter feucht war, kroch er hinein und ließ das Dach zufallen, so dass er komplett von einer Kuppel aus Laub bedeckt war.

    Nicht einmal zwei bis drei Minuten danach tauchten in der Dämmerung zwei menschenähnliche Roboter auf, die von einer Öffnung neben dem Lüftungsrohr ausgehend, dem Weg des Menschen folgten.

    „Ferox, Ferox! Komm doch her! Was soll das denn? Komm zurück, dann passiert dir nichts!", rief einer von ihnen.

    Der andere blieb wortlos und hielt eine Art schwarzen Ball in die Luft. Etwas Dunstähnliches ging von dem Gebilde aus und verteilte sich in der Umgebung. Es war ein Klumpen, der aus tausenden, winzigen, flugfähigen Insekten aus Metall bestand und sich jetzt in dicken Wolken auflöste. Wie auf Kommando sauste diese Armee auseinander und verteilte sich. Fliegende Miniroboter, mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die jetzt damit begannen, den ganzen Umkreis abzusuchen.

    Ferox

    In der Welt der Brainbots waren alle miteinander vernetzt und gleichgeschaltet. Ereignisse, die nicht vorhersehbar und ungeplant waren, verursachten im Netzwerk der Maschinen lediglich eine Art Update. Von einem Moment zum nächsten standen Entscheidungen fest, wussten alle Bescheid und änderten ihr Verhalten.

    Geb war um 6.30 Uhr noch im Halbschlaf, als Mutt immer lauter an sein Ohr säuselte.

    „Aufwachen, Schlafmütze! Auuufstehen."

    Normalerweise ließ Geb so eine Störung kalt. Er drehte sich vielleicht einmal auf die andere Seite und gab ein leichtes Grunzen von sich. Doch heute klang die Stimme von Mutt irgendwie anders als sonst. Etwas angespannter oder konsequenter, was auch im Dämmerzustand wahrnehmbar war. Also setzte Geb sich, mit einigem Unwillen im Gesicht, langsam auf.

    „Was ist denn los, mitten in der Nacht? Du spinnst wohl!", brummelte er.

    „Du musst aufstehen. Es gibt etwas Wichtiges, das Chepre mit dir besprechen will. Eine Neuigkeit", sagte Mutt und steuerte dabei das Licht im Zimmer immer heller, bis es Geb in den Augen brannte.

    „Du nervst, Mutt. Frühstück?", murrte er schon etwas verunsichert.

    „Später, erst Besprechung", erwiderte Mutt ungewohnt streng.

    Endlich quälte sich Geb mürrisch, aber auch neugierig geworden, aus dem Bett.

    In der Hauptkuppel, die direkt neben dem Schlafraum lag, wartete Chepre bereits mit einem Besucher auf ihn. Ein anderer Egobot, den Geb nie zuvor gesehen hatte.

    „Guten Morgen, mein Großer. Setz dich. Das ist Boreas."

    „Hi", sagte Geb, kurz angebunden zu Boreas und etwas ausführlicher an die Wand neben sich.

    „Frühstück! Zwei Toast, Butter, Erdbeermarmelade, Rührei und Kakao."

    „Boreas hat ein kleines Problem mit seinem Ferox., meinte Chepre. „Ein Erziehungsproblem!

    „Und?, fragte Geb und holte sich dabei sein Essen. „Was habe ich damit zu tun?

    „Weil bei uns alles so gut klappt, kommt Ferox zukünftig mit zu uns. Du bekommst Gesellschaft, einen Freund. Ist das nicht toll?"

    Geb riss die Augen auf und die Rühreier quollen aus dem Mund zurück auf den Teller.

    „Warum machst du das? Soll ich mein Essen mit dem teilen? Und ich verzichte nicht auf mein Activium!"

    „Interessant!", sagte Boreas, der das Ganze still beobachtet hatte.

    „Was fühlst du genau? Was ärgert dich so?"

    Geb merkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Er stürzte auf Chepre zu und schluchzte.

    „Hast du mich denn gar nicht mehr lieb?"

    „Du hattest doch immer das Bedürfnis, andere Menschen kennenzulernen. Ich bin mir sicher, dass du Ferox magst. Er ist nett, aber er hat ein großes Problem mit Regeln. Ihr werdet bestimmt Freunde. Und du wirst immer mein einziger, lieber Geb bleiben."

    So einen langen Satz hatte Chepre noch nie gesagt. Verdutzt sah Geb ihn an und wurde auf einmal ruhig und nachdenklich. Ein anderer Junge in seinem Alter! Wie würde er sein?

    „Morgen ist es so weit. Da wirst du ihn kennenlernen.", ergänzte Boreas die Unterhaltung.

    Nachdem die beiden Bots gegangen waren, begann Geb wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu laufen. Eine innere Unruhe brachte sein Herz zum Rasen und zwang ihn in Bewegung zu bleiben. Ja, er wollte immer einen Freund und hatte Chepre schon oft gefragt, warum er so alleine war.

    Wegen den Krankheiten hatte es geheißen. Menschen können sich gegenseitig mit Erregern anstecken und das kann tödlich sein. Schließlich hatten Seuchen alle Menschen, darunter auch seine Eltern, dahingerafft.

    Aufgrund dieser Gefahren durften Menschen auch nicht ohne Begleitung an die Oberfläche. Die Egobots fühlten sich verpflichtet, die Menschen zu beschützen. Ohne Wenn und Aber!

    In einer Mischung aus Angst und Vorfreude vertrödelte Geb den Tag. Er hatte zu nichts Lust. Nicht einmal das Activium oder leckeres Essen konnte ihn heute begeistern.

    Am nächsten Tag stand er früh auf. Sieben Uhr war für ihn wirklich sehr früh.

    Statt beim Frühstück war er heute längere Zeit im Erfrischungsraum, in dem er sich gründlich waschen und frisieren ließ. Normalerweise verbrachte Geb eher kurze Zeit in diesem Raum. Er wählte stets das Standardprogramm, ließ sich kurz säubern und die Haare richten. Danach wurde die funktionale, unsichtbare, erste Kleidungsschicht aufgesprüht, die man im Activium benötigte, um körperlich etwas spüren zu können. Die Kleidung bestand aus einem großen Tuch, das man je nach Bedarf auf verschiedenen Arten mehrmals um den Körper schlingen konnte. Zehn Minuten reichten Geb für Zahnpflege, waschen und Bekleidung meist aus. Aber da schaute ihn auch kein anderes menschliches Wesen an.

    Die nächsten Stunden zogen sich richtig in die Länge.

    Eine gefühlte Ewigkeit später öffnete sich die Tür der Wohnkuppel und Chepre, Boreas und ein älterer Junge kamen herein.

    „Hallo, Geb! Hier ist wie versprochen dein neuer Freund. Ferox, das ist Geb! Sei nett zu ihm."

    Geb ging einen Schritt auf Ferox zu, um ihn näher betrachten zu können. Der Junge war ziemlich groß, hatte dunkles Haar und wache, glänzende Augen. Geb merkte, wie sein Herz schneller schlug. Wie toll! Endlich ein Freund für ihn. Ganz spontan machte einen Satz auf Ferox zu, um ihm um den Hals zu fallen. Der wich jedoch mit abweisender Miene zurück.

    „Lass mich. Du bist fett und hässlich."

    Als ob er gegen eine Wand gelaufen wäre, blieb Geb stehen. Er spürte, wie das Feuer der Wut in ihm hochstieg und ballte seine Hände zu Fäusten. Dann holte er tief Luft und versuchte sich zu beherrschen, was ihm mit viel Mühe gelang.

    „Komm, ich zeige dir die Räume und die Technik", sagte er etwas zurückhaltender.

    Ferox folgte ihm mit versteinerter Miene, ohne die Bots eines Blickes zu würdigen.

    „Sagt Mutt Bescheid, wenn ihr etwas braucht!", rief Chepre noch hinterher.

    An die Wohnkuppel waren fünf gewölbeartige Nebenkuppeln angegliedert, die, bis auf das Activium, voll flexibel einsetzbar waren. Wenn man einen Raum betrat, war dieser noch eine völlig leere, weiße, leicht glänzende Kuppel.

    Wollte man sich hinsetzen, formten sich automatisch ein bequemer Stuhl und ein Tisch aus der Wand oder dem Boden. Damit man schlafen konnte, entstand ein weiches Bett in einer Wandnische.

    Die Wände bildeten gleichzeitig einen Kontakt mit Mutt, waren aber auch in der Lage, jede beliebige Farbe oder eine Bildschirmfunktion anzunehmen. Ein Raum wurde von Geb benutzt und in einem anderen verbrachte meistens Chepre seine Zeit, wenn er da war. Hier saß er oft ruhig da und sah sich romantische, kitschige Filme von früher an.

    Da nicht sämtliche Nebenräume in Gebrauch waren, konnte ohne weitere Mühe einer davon als Zimmer für Ferox dienen.

    „Was hast du denn angestellt?", hakte Geb nach, nachdem beide Platz genommen hatten.

    „Bin abgehauen."

    „Wie abgehauen? Wohin denn und warum?", löcherte Geb weiter.

    „An die Oberfläche, aber das geht dich nichts an", erfolgte die grobe Erwiderung.

    Geb konnte ein kurzes Schluchzen nicht verhindern. Die Enttäuschung trieb ihm die Tränen in die Augen. Da war endlich der Kamerad, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Einen Freund, mit dem man sich unterhalten konnte und dann wollte der nicht.

    Einige Tage lang gingen die beiden sich aus dem Weg. Geb war meist im Activium und Ferox verwandelte die Wand seines Raumes in eine Naturlandschaft, saß in der Zimmermitte und war ganz still.

    Das wäre sicher noch eine Zeitlang so weitergegangen, hätte nicht Ferox die Initiative ergriffen.

    Am fünften Tag stand Geb gerade im Activium und war dabei seine Spielewelt zu starten. Da bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus Ferox, der auf einmal im Raum stand.

    „Willst du mitspielen?", fragte Geb versöhnlich.

    „Nein, ich will mit dir reden. Und hier ist der einzige Platz, wo das möglich ist, ohne dass die Schrotties mithören."

    Ferox liebte es anscheinend, den Bots abwertende Namen zu geben.

    „Alles was du sagst, ja sogar teilweise was du denkst, wird von Mutt gehört und

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