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homo connectus: Ein dystopisch-satirischer Roman
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homo connectus: Ein dystopisch-satirischer Roman
eBook129 Seiten1 Stunde

homo connectus: Ein dystopisch-satirischer Roman

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Über dieses E-Book

Diese Geschichte ist ein Schlag ins aufgedunsene Gesicht unserer Konsumgesellschaft. Einer ordentlichen Portion Ironie und Überspitzung hat bisher noch kein System standgehalten, und so muss auch die Ordnung der westlichen Hemisphäre, in eine nahe Zukunft unter Obhut einer künstlichen Intelligenz verlegt, in ihren Grundfesten erschüttert werden. Dass gerade ein narzisstischer Unterdurchschnittsbürger in seiner unbeholfenen Einfalt den Umsturz herausfordert, macht die Lage zwar nicht besser, aber immerhin unterhaltsam.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9783738098082
homo connectus: Ein dystopisch-satirischer Roman

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    Buchvorschau

    homo connectus - Maximilian Christis

    Inhaltsverzeichnis

    Prolog

    Erwachen

    Den Alltag revolutionieren

    Transparenz für alle

    Alternativlos

    Freiheit und Sicherheit

    Des Menschen Freund und Helfer

    Auf dem Weg in eine neue Zukunft

    Erleuchtung und Fortschritt

    Glück

    Erwachen

    Epilog

    Danksagung

    Impressum neobooks

    Prolog

    Der Herr im Anzug räusperte sich, als er auf die Bühne trat. Sein imposantes Aussehen, die vorbereitete Rede, seine gewichtige Miene - irgendwie fehl am Platz. Und das, wo er eine Revolution zu verkünden hatte, welche die Welt in ihren Grundfesten erschüttern und ein neues Zeitalter einläuten sollte! Bei diesem Gedanken schoss sein Kinn gleich noch ein paar Millimeter in die Höhe, um anschließend ein wenig ernüchtert wieder zu sinken, während er seinen Blick über die Versammlung schweifen ließ. So hatten sich das die Denker und Idealisten der vergangenen Jahrhunderte wohl nicht vorgestellt. Vor zweihundert gelangweilten Leuten, die das Projekt sowieso schon in- und auswendig kannten, eine Rede zu halten, die weltweit an Menschen vor Bildschirmen aller Größen und Arten übertragen wurde… von einem jubelnden Volk konnte hier nicht die Rede sein. Aber genug davon, die Leute warteten schon, wenn auch eher auf das kalte Buffet nach der Ansprache.

    "Meine sehr verehrten Damen und Herren. Liebe Zuhörer.

    Ich übertreibe nicht, wenn ich hier und jetzt den Anbruch eines neuen Zeitalters für die Menschheit verkünde."

    Das hatte hoffentlich genug gesessen, um die Menschen für einen Moment von dem, was sie gerade sonst noch schauten, abzulenken. Wobei das zu bezweifeln war - Revolutionen wurden ja jeden Tag irgendwelche verkündet, besonders gerne in den Schlagzeilen der Massenmedien.

    Lange haben wir auf dieses Zeitalter gewartet, ein Zeitalter, das die Träume und Ideen der kühnsten Idealisten unserer Geschichte Wirklichkeit werden lässt. Wir nähern uns einer Utopie, einem Sieg der Menschheit über Leid und Ungleichheit. Wir befinden uns auf dem Weg in eine neue Zukunft. Dieser Weg beginnt mit der bahnbrechendsten Erfindung der Menschheitsgeschichte -

    Eine erwartungsvolle Pause, in der die Begleiter des Mannes ihre Wilder Applaus-Schilder hoben.

    - dem Zentralrechner!

    Der Saal brach in fanatisches Jubeln aus. Manche der Zuhörer meinten das bestimmt vollkommen ernst, bei der ganzen Arbeit, die sie für dieses Projekt geleistet hatten. Der Mann wartete, bis die Leute sich einigermaßen beruhigten, was geschah, sobald seine Begleiter die Beruhigen-Schilder hochhielten.

    Der Zentralrechner ist nichts weniger als das, was sein Name verspricht. Mit seiner künstlichen Intelligenz und seiner unbändigen Rechenkapazität ist er bestens gerüstet, alle Aufgaben, die ihm unsere Existenz bereitet, von Versorgung über Entscheidungsfindung bis zur Planentwicklung und Koordination, optimal zu lösen. Dieses Gerät, meine Damen und Herren, wird, während es Milliarden von Fahrzeugen auf der ganzen Welt vom Paketroboter über Ihr Auto bis hin zum Ozeanfrachter steuert, mehr Unterhaltung produziert, als Sie in Ihrem ganzen Leben konsumieren können, oder auf der anderen Seite der Erdkugel ein Fusionskraftwerk vor dem Zusammenbruch bewahrt, noch Zeit finden, um Ihre Toilette zu spülen!

    Die zweihundert Leute im Saal erwachten auf ein Zeichen der Begleiter hin aus ihrem Halbschlaf und brachen in schallendes Gelächter aus, während die Hälfte von ihnen wohl nicht einmal den Bandwurmsatz entschlüsselt hatte. Loyal waren sie allemal.

    Alle Aufgaben aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Rede und wohl auch den meiner fünfzig-Stunden-Woche sprengen. Ich darf also abkürzen: Diese Maschine wird den Alltag revolutionieren. Man könnte nun Bedenken einbringen. Man könnte sagen: ‘Aber was, wenn der Rechner seine Macht missbraucht? Er könnte uns mit einem Rechenbefehl auslöschen!’. In vergangenen Zeiten eine berechtigte Kritik, man erinnere sich nur an die zahllosen Experimente, in denen künstliche Intelligenzen sich letztendlich gegen den Fortbestand der Menschheit aussprachen. Aber diese Zeiten sind vergangen, und das System, das wir aus den Erfahrungen dieser Experimente entwickelt haben, ist idiotensicher! Der Zentralrechner hat als einziges, ewiges und verbindliches Ziel Erleuchtung und Fortschritt der Menschheit.

    Der Mann beobachtete, wie manche Leute im Saal von ihren Sitznachbarn ein anerkennendes Schulterklopfen erhielten. Ja, sie hatten ganze Arbeit geleistet, ihren Zentralrechner davon zu überzeugen, dass die Menschheit fortbestehen und sich entwickeln musste. Diesbezüglich war er sich manchmal selbst nicht sicher.

    Das mag hochtrabend klingen, und das ist es auch. Im Grunde genommen wird der Zentralrechner einfach des Menschen Freund und Helfer sein. Die tragende Säule einer Gesellschaft, in der jeder absolute Freiheit und Sicherheit genießt.

    So hatte man also den Widerspruch von Freiheit und Sicherheit aufgelöst. Einfach solchen Überfluss erzeugen, dass niemand mehr die Sicherheit des anderen gefährden musste, um sich alle Freiheiten der Welt zu nehmen. Ein pragmatischer Ansatz. Die Innovationsfreude des Rechners, seine ständige Selbstentwicklung und seine unglaubliche Verteilungskompetenz ließen es zu. Wie viele Menschen wohl noch geboren werden mussten, bevor der Rechner auch nur annähernd ins Schwitzen kam? Der Mann konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen.

    Sie alle können an diesem Glück teilhaben. Lassen Sie sich demnächst in der nächstgelegenen neurochirurgischen Klinik einen Termin geben, um kostenfrei Ihr eigenes Gehirnimplantat zu erhalten. Vergessen Sie Smartphones oder Ihre Virtual-Reality-Geräte. Mit dem Implantat ist alles, was Sie brauchen, in Ihrem Kopf. Der Zentralrechner nimmt Ihre Gedankenbefehle entgegen und hält sich aus dem Rest brav heraus. Das Einzige, was er an Ihnen beeinflussen kann, sind Ihre Seh- und Hörnerven! Und das reicht vollkommen, um Ihnen die beste virtuelle Erfahrung zu bieten, die Sie sich vorstellen können.

    Der Mann selbst hatte eigentlich keine Lust, ständig irgendwelche Fenster aus seinem Sichtfeld zu verscheuchen und nicht existente Geräusche wahrzunehmen. Aber er war schon alt. Die Jugend würde sich schnell daran gewöhnen. Seine Kinder kannten sich ja jetzt schon auf diesen ganzen Geräten besser aus als er, ein Implantat würde da auch keine große Hürde mehr sei, wenn sie erst mal erwachsen waren.

    Die neue Zukunft, zu der wir aufbrechen, wird ferner lückenlos dokumentiert sein. Jede Interaktion wird der Rechner in seinem Speicher festhalten, um so das größte, interessanteste und vollständigste Geschichtsbuch der Geschichte zu schreiben! All diese Daten sind für jedermann abrufbar. Transparenz für alle - niemand hat etwas zu verheimlichen.

    Das konnte sich der Mann durchaus vorstellen. Er hatte zum Beispiel noch nichts von irgendwelchen Protestaktionen gehört, die gegen diesen Rechner liefen, und zu den entsprechenden Kanälen hatte er durchaus Kontakt. Dass das in der Zukunft anders sein sollte, wo der Rechner alle unter seinen Fittichen hatte, bezweifelte er. Dann würde endlich ein wenig Ruhe in diese vormals kriegs- und krisengeplagte Welt einkehren. Das war vielleicht das Einzige, auf dass der Mann sich wirklich freute. Aber jetzt galt es noch, eine Rede zu beenden.

    Sie sehen, der Zentralrechner ist nichts weniger als die Universallösung für die Probleme unserer Existenz. Ich freue mich, feststellen zu können, dass es ab diesem Zeitpunkt für die Menschheit nur noch aufwärts gehen wird. Alternativen benötigen wir nicht mehr, Querdenker im negativen Sinne wird es nicht mehr geben. Der Zentralrechner ist alternativlos, und das, meine Damen und Herren, ist zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ein Grund, zu feiern!

    Ein etwas erzwungener und fadenscheinger Schluss, aber er zeigte Wirkung. Nun brauchten die Zuhörer im Saal nicht einmal mehr Schilder, um aufzuspringen und zu klatschen. Die Zuschauer im Internet würden ruhigen Gewissens das nächste Video anklicken, arbeiten gehen oder sich schlafen legen, je nachdem, wo auf der Welt sie gerade waren. Damit war der offizielle Teil dieses historischen Tages erfolgreich über die Bühne gebracht. Zeit für einen Sekt und ein leckeres Schnittchen.

    Erwachen

    - wenn er schlief, war Ralph eine Moorleiche. Aufgedunsen trieb er in sumpfig grauen Gedanken, die sich nicht zu Träumen formen ließen. Wie ein Teigmischer durchwühlte sein Unterbewusstsein die trübe Erinnerungsmasse nach nennenswerten Details, stieß aber nur auf bedeutungslose Eindrücke - kaum des Erinnerns wert. Trotzdem hielt es Ralph in diesem Morast fest, anstatt ihm erholsam gedankenlosen Tiefschlaf zu gewähren. Er träumte, wie er nichts träumte, trieb durch den grauen Schlamm, während er vergeblich zu atmen versuchte. Orientierungslos ruderte er in der Masse umher, fand keinerlei Anhaltspunkte. Überall nur belanglose Momente von erdrückender Leere. Alltag, wohin er seine Arme bewegte. Nein, jetzt striff seine Hand etwas Warmes, Strahlendes. Ralph griff danach, aber seine Hand tauchte in das Objekt ein, anstatt es zu erfassen. Sie wurde von einer besonderen Stimmung umgeben, die wie wabernder Dampf durch seine Finger glitt. Angenehm agitierend, von etwas unbestimmt Gutem erfüllt. Na, das war doch eine nähere Betrachtung wert. Ralph begann, die Substanz zu verinnerlichen, spürte, wie er leichter als seine trüben Gedanken wurde und aufwärts glitt. Um ihn herum wurde es immer klarer und weniger erdrückend. Schon hatte er die Oberfläche des Sumpfes erreicht. Sobald er oben ankam, verflog die Leichtigkeit und ließ ihn zurück. Zaghaft schlug Ralph seine Augen auf, konnte aber nichts erkennen. Er musste einige Male blinzeln, bis sein Sichtfeld frei von geometrischen Mustern war. Mit einem Seufzer sah er sich jetzt im Zimmer um. Innerlich bis drei zählen – schon war es da, sein Verlangen nach Espresso. Manchmal blieb Ralph einige Minuten liegen und malte sich aus,

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