Legenden des Wilden Westens 5: Dave Mathers Weg: Cassiopeiapress Western Roman nach historischen Tatsachen
Von Pete Hackett
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Über dieses E-Book
Ein Western-Roman um Dave Mather (1851 – vermutlich 1886)
Dave Mather war davon überzeugt, seine Verfolger abgehängt zu haben. Wenn sie ihn geschnappt hätten, wäre sein Leben keinen rostigen Cent mehr wert gewesen. Denn nach dem Gesetz der freien Weide hatte er als Pferdedieb sein Leben verwirkt. Für Pferdediebe hatte man in diesem Land kein Verständnis, man kannte ihnen gegenüber kein Entgegenkommen - man knüpfte sie kurzerhand auf.
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Buchvorschau
Legenden des Wilden Westens 5 - Pete Hackett
Legenden des Wilden Westens 5
Dave Mathers Weg
Western von Pete Hackett
Ein Western-Roman um Dave Mather (1851 – vermutlich 1886)
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
www.postmaster@alfredbekker.de
Dave Mather war davon überzeugt, seine Verfolger abgehängt zu haben. Wenn sie ihn geschnappt hätten, wäre sein Leben keinen rostigen Cent mehr wert gewesen. Denn nach dem Gesetz der freien Weide hatte er als Pferdedieb sein Leben verwirkt. Für Pferdediebe hatte man in diesem Land kein Verständnis, man kannte ihnen gegenüber kein Entgegenkommen - man knüpfte sie kurzerhand auf.
Dave Mather hatte zwei Pferde gestohlen. Eine ganze Zeit waren die Männer von der Logan Lake Ranch hinter ihm her gewesen. In der Felswüste war es Mather gelungen, seine Spur zu verwischen. Jetzt folgte er dem Smoky Hill River. Es war später Nachmittag. Das leise Murmeln des Flusses erfüllte die eiskalte Luft. Am Ufer, wo keine Strömung zu verzeichnen war, war das Wasser gefroren.
Dave Mather verließ den Fluss und ritt zwischen die Hügel. Es war ein grauer Wintertag. Die Wolken hingen tief, es roch nach Schnee. Die gestohlenen Tiere führte Mather an einer Longe. Es handelte sich um einen Fuchs und eine Grulla-Stute. Zwei hochbeinige Tiere mit breiter Brust, was Schnelligkeit und Ausdauer verriet. Weiße Dampfwolken standen vor den Nüstern der Tiere.
Er ließ die Tiere traben. Das dumpfe Pochen der Hufschläge auf dem gefrorenen Boden übertönte alle anderen Geräusche. Manchmal mischte sich das Klirren der Gebisskette hinein, manchmal ein metallisches Krachen, wenn ein Huf gegen einen Stein schlug.
Die Berge rückten näher. Sie wiesen zum Teil sehr bizarre Formen auf. Auf den Kuppen lag Schnee. Die dunklen Einschnitte waren Schluchten und Spalten. Dort gab es nur Stein, Sand und Dornengebüsch. Der Wind wirbelte Staubfontänen in die Höhe und trieb sie vor sich her. In dieser Einöde konnte ein Mann verschwinden wie ein Staubkorn.
Mather durchritt ein Tal, folgte einem aufsteigenden Canyon zu einem Bergsattel, dann ging es wieder einen sich abwärts senkenden Canyon hinunter, der in eine Ebene mündete. Doch bald ging es wieder zwischen die Hügel und Felsen. Die Vegetation wurde spärlicher. Bald war es nur noch hartes Büschelgras, das den Boden bedeckte. Dazwischen waren große Inseln aus Sand und Geröll. Felshänge und terrassenförmige Felsen schwangen sich zu beiden Seiten in die Höhe. Hier und dort wuchs eine knorrige Korkeiche mit ausladenden Ästen. Als diese Wildnis erschaffen wurde, musste der Satan persönlich die Hand im Spiel gehabt haben…
Gleißende Sandhänge flossen in die Tiefe. Felsen in allen Größen und Formen türmten sich übereinander. Der Wind wurde von den Vorsprüngen gebrochen und fing sich in Klüften, und geheimnisvolles Wispern und Säuseln war zu hören. In der Ferne ragten die blauen Konturen der Berge in ein Meer von weißen Wolken hinein. Die Felsen standen undurchdringbar, unbeweglich und unüberwindlich.
In diese Hölle aus Staub, Sand, Stein und Kälte lenke Dave Mather sein Pferd. Die gestohlenen Pferde wurden mitgezerrt. Es ging in einen Canyon hinein. Fast senkrecht erhoben sich zu beiden Seiten die zerklüfteten Felswände und warfen die Hufschläge zurück. Eisiger Wind pfiff Mather entgegen. Manchmal öffnete sich eine Seitenschlucht. Steile Pfade schwangen sich in die Höhe. Unmöglich für ein Pferd, sie zu erklimmen. Dave Mather folgte dem Canyon. Das Gelände fiel ab. Der Mann hatte das Gefühl, in den Leib der Erde hinabzusteigen. In der Schlucht muteten die Geräusche besonders intensiv an. Manchmal zügelte er die Pferde, zum zu lauschen. Zu hören war nichts, was auf Gefahr hingedeutet hätte.
Der Canyon endete. Vor Dave Mather lag eine tafelflache Ebene, die im Süden von Felsen und Hügeln begrenzt wurde. Aus den Klüften und Schluchten stiegen bereits die ersten Schlieren der Abenddämmerung.
Mather ritt am Rand der Ebene entlang, was für ihn zwar einen Umweg bedeutete, ihm aber auch die Gewissheit verlieh, dass er sich etwaigen Verfolgern nicht präsentierte. Er hielt sich im Schutz der Hügel und Felsen.
Nachdem er sich wieder in felsigem Terrain bewegte und nach einer guten Stunde die Dunkelheit kam, beschloss er, zu lagern. Er suchte sich einen Platz aus, an dem Comas und Ginsterbüsche wuchsen, die ihn und das Pferd etwas vor dem eisigen Wind schützten. Die Umrisse der Berge hoben sich gegen den bleigrauen Hintergrund scharf und schwarz ab. Mather breitete seine Decke am Boden aus, den Sattel wollte er als Kopfkissen benutzen. Den Pferden hobbelte er die Beine, damit sie nicht fliehen konnten, falls sie von einem wilden Tier erschreckt wurden.
Die Kälte schien aus dem Boden zu kriechen. Mather musste ein Feuer machen, denn anders hätte er die Kälte nicht ertragen. Die Wärme leckte wohltuend über sein Gesicht. Er aß Pemmican, den er in der Satteltasche mit sich führte, und ein Stück hartes, trockenes Brot, dazu trank er Wasser aus seiner Flasche. Dann drehte er sich eine Zigarette, rauchte, und legte sich, nachdem er die Kippe sorgfältig ausgedrückt hatte, auf seine Decke, rollte sich hinein und schloss die Augen. Vorher hatte er noch einmal tüchtig Holz ins Feuer geworfen.
Ein helles Wiehern riss ihn aus dem Schlaf. Schlagartig war er wach, schleuderte die Decke von sich und griff nach der Winchester. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, jeder seiner Sinne war aktiviert. Langsam erhob er sich. Geduckt stand er da. Die Dunkelheit hüllte ihn ein. Seine Pferde schnaubten. Eines der Tiere scharrte mit dem Huf über den Boden. Mather hatte das Gefühl, die Gefahr, in der er schwebte, greifen zu können.
Es war ein Trugschluss, als er dachte, dass seine Verfolger aufgegeben hatten.
Lautlos wie ein Schatten glitt er davon. Das Gelände stieg an. Seine Hände hatten sich am Kolbenhals und am Schaft der Winchester geradezu festgesaugt. Er war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit. Und jetzt wieherte wieder ein Pferd. Wie eine Fanfare zerschnitt es die Stille. Dave wusste, dass ihn seine Verfolger eingeholt hatten.
Er schmiegte seinen Körper gegen rauen Fels und verschmolz mit dem Hintergrund. Das Licht der Sterne und des Mondes, der als Sichel im Süden stand, reichten nicht, um den Grund zwischen den Felsen zu erleuchten. Dave Mather atmete ganz flach. Er hatte keine Angst, nur das unbestimmte Gefühl, dass irgendwo in der Ödnis etwas vorbereitet wurde, was ihm den Kopf kosten konnte.
Und dann hörte er eine Stimme. Sie rief irgendetwas, das er nicht verstehen konnte. Eine andere Stimme antwortete. Dann war leises Klirren von Sporen zu vernehmen, das Knarren von Stiefelleder, das Mahlen von Sand unter harten Absätzen. Wenn das Pferd nicht gewiehert hätte, hätten sie ihn im Schlaf überrascht.
Mather schlich weiter. Der natürliche Pfad führte immer weiter hinauf. Der Untergrund war felsig. Die Finsternis war dicht und mutete geradezu stofflich an. Ein Stein klackerte in die Tiefe. Das trockene Geräusch, mit dem er immer wieder gegen den Untergrund schlug, klang in den Ohren von Dave Mather wie eine Botschaft des Verderbens. Seine Zähne knirschten leise. Wieder erklangen Stimmen, verstummten, wehten heran wie der Wind und verursachte bei dem Mann, dem die Verfolgungsjagd galt, ein unangenehmes Kribbeln zwischen den Schulterblättern.
Er kam oben auf dem Felsen an und vor ihm erstreckte sich ein Plateau nach Osten, aus dem sich ruinenähnliche Felsgebilde erhoben. Dave Mather kroch unter einen überhängenden Felsen. Hier unten war es finster wie im Schlund der Hölle. Er lauschte und witterte. Von seinen Verfolgern war nichts zu hören. Doch Mather ahnte, dass sie auf sein Lager gestoßen waren. Er fluchte in sich hinein. Die Pferde waren wohl futsch. Er würde sich zu Fuß durchschlagen müssen bis zur nächsten Stadt. Nun bereute er seinen Entschluss, kampiert zu haben. Es war ein Fehler gewesen.
Die Zeit schien stillzustehen. Der schrille Schrei einer Eule, die eine Beute geschlagen hatte, klang durch die Nacht; unheimlich und gespenstisch. Wolkenfetzen zogen vor den Mond und verdunkelten ihn. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als endlich die Sterne verblassten und sich die Dunkelheit lichtete. Im Osten zeigte ein heller Schein zwischen den Hügeln und Bergen an, dass die Sonne aufging. Dave Mather verließ den Platz unter dem überhängenden Felsen. Er fühlte sich steif und wie gerädert. Ihn fröstelte es. Die Nacht war kalt. Mather schlich zu seinem Camp. Alles schien noch so zu sein, wie er es zurückgelassen hatte. Die Pferde lagen am Boden und schliefen.
Mather konnte nicht glauben, dass seine Verfolger den Lagerplatz verfehlt haben sollten. Er traute dem Frieden nicht und wollte sich schon wieder zurückziehen, als eine kalte, klirrende Stimme rief: »Lass das Gewehr fallen und streck die Flossen zum Himmel, elender Pferdedieb. Ich zähle bis drei. Und dann drücke ich ab.«
Einige Gewehre in der