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Der Fall Pegasus: Geflügelte Katastrophe zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub
Der Fall Pegasus: Geflügelte Katastrophe zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub
Der Fall Pegasus: Geflügelte Katastrophe zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub
eBook283 Seiten3 Stunden

Der Fall Pegasus: Geflügelte Katastrophe zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub

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Über dieses E-Book

11 Geschichten und ein Kern:

Ein Gesetzeshüter, der sich in einen Pegasus verwandelt und von einem fremden Planeten stammt. Seine detektivischen Fähigkeiten konkurrieren locker mit seiner Tollpatschigkeit. Und wo ein Pegasus ist, wird die Liebe nicht weit sein.

11 Autoren haben sich der Herausforderung gestellt und die Genres Fantasy, Sciencefiction, Romance, Crime, Comedy und Action kombiniert.

In dieser Anthologie lest ihr die verschiedenen Versionen dieses Kerns. Und wir können euch versprechen: Unterschiedlicher hätten sie nicht sein können.

 

Der Gewinn wird dem Tierschutzverein VIER PFOTEN gespendet. 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Sept. 2022
ISBN9783755420620
Der Fall Pegasus: Geflügelte Katastrophe zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub

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    Buchvorschau

    Der Fall Pegasus - Hera N. Hunter (Hrsg.)

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    Der Fall Pegasus

    Geflügelte Katastrophe

    zwischen Liebe, Mord und Sternenstaub

    Impressum

    Herausgeberin

    Hera N. Hunter

    c/o autorenglück.de

    Franz-Mehring-Str. 15

    01237 Dresden

    Kontakt

    +41 76 499 7447

    kontakt@heranhunter.ch

    www.heranhunter.ch

    Erscheinungsdatum

    1. Auflage

    In dieser Publikation befinden sich Links und Verweise auf Webseiten Dritter. Wir übernehmen keine Haftung für deren Inhalte, da wir sie uns nicht zu eigen machen. Wir verweisen lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung.

    Alle Handlungen und Personen sind von den beteiligten Autoren frei erfunden.

    Jede Geschichte ist das geistige Eigentum des jeweiligen Autors. Es gibt keine Verknüpfungen zwischen den Geschichten.

    Lektorat

    Alfe Berlin

    A Novel Unique

    Dirk Osygus

    Hera N. Hunter

    Rich Schwab

    Seitenhieb

    Korrektorat

    Alfe Berlin

    Hera N. Hunter

    Rich Schwab

    Buchsatz

    Hera N. Hunter

    Cover

    Freya Rue York

    Testleser

    Nicola Nüchter

    Kyara Richards

    Lars Bloege

    Sandra Halbe

    Copyright

    Alexandra Moor Pegasus - Pfeil trifft Pumps

    Alfe Berlin Pegumbo

    Ali Sen Jäger oder Gejagte?

    Hera N. Hunter Wie alles Begann

    Hera N. Hunter War nicht meine Schuld

    Mariella König Aurora - Ein Pegasus in New York

    Mia Lucius Pegasus - Dunkle Schwingen

    Rich Schwab Sieben Venusmuscheln

    Susanne Rackwitz Verschwunden in Jax

    Sylvia Kaml Geflügelte Fa(e)lle

    Yvonne Salzinger Violetta Siebenstein

    Yvonne Wundersee Detective Pegasus

    Verwendete Elemente

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    Inhaltsverzeichnis

    Wie Alles begann

    Griechische Mythologie

    Wiedergabe:

    Hera N. Hunter

    Medusas Schönheit, die sogar Poseidon, den Gott des Meeres, in ihren Bann gezogen hatte, war für sie selbst ein Fluch. Und ihr Verhängnis.

    Obwohl sie ihn ablehnte, nahm er sich, was er nicht haben sollte: Medusa!

    Als Athene sie und Poseidon beim Koitus entdeckte, verwandelte sie die Schöne in ein Biest.

    Schlangen ersetzten Medusas Haarpracht. Grüne Schuppen erschienen im einst makellosen Gesicht. Die Iriden formten sich zu denen einer Kobra. Ihr Blick versteinerte die Sterblichen.

    Es blieb ungeklärt, ob Athene dies aus Ekel getan hatte oder weil sie Medusa vor weiteren Vergewaltigungen hatte schützen wollen.

    Indessen ahnte niemand, dass ein Samen in Medusa keimte.

    Medusa verbrachte Jahrhunderte in Höhlen, weit von anderen Lebewesen entfernt. Dennoch konnte sie ihr Dasein nicht ungestört fristen.

    Menschen kamen, um die Abscheulichkeit abzuschlachten. Keinem konnte es gelingen. Sie alle wurden zu Stein, lange bevor sie zu ihr gelangen konnten.

    Mit jedem Jahr, das verging, wuchs Medusas Sammlung an Menschenskulpturen.

    Hass verwandelte sie auch innerlich in ein Monster.

    Eines Tages hörte Medusa Schritte. Sie hallten von den Steinwänden wider.

    Ein vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase. Ein Geruch, den sie hasste. Kalt und metallisch. Blut. Göttliches Blut! Nicht das irgendeines Gottes, sondern seines, Poseidons, ihres Vergewaltigers.

    In Rage griff sie die Menschen an, die gekommen waren, um sie zu vernichten.

    Mit Schwertern attackierten die Krieger das Monster.

    Es knisterte und knirschte, wenn einer von ihnen sich in kalten Stein verwandelte. Angst und Schmerz verzerrten ihre Gesichter. Die Körper versteinerten, die Lippen zu einem Schrei geöffnet. Todesangst festgehalten in grau schimmerndem Marmor.

    Nach und nach tötete Medusa sie alle. Alle, bis auf das Götterkind. Einen Halbgott!

    Sie entdeckte ihn in einem der Gänge. Ihr den Rücken zugewandt, hielt er in der Hand einen Schild. Das goldene Metall zierte das Abbild der Göttin, die sie verflucht hatte.

    Güldener Glanz spiegelte Medusas Augen. Augen, die in die des Halbgottes starrten. Doch ihr Blick vermochte nicht, ihn zu versteinern.

    Was Medusa auch tat, der Halbgott widerstand ihr. Ihre Wut nahm ihr die Sicht. Ihr Verstand wurde vom Wunsch nach Rache beherrscht.

    Ihr Verderben schwang sein silbernes Schwert.

    Medusas Blut tropfte auf den Boden. Aus der Stelle, wo einst ihr Haupt gesessen hatte, zwängte sich ein Körper. Pechschwarzes Fell, vier Hufe und zwei Schwingen, die den Körper eines Pferdes tragen konnten. Pegasus war geboren. Der Sohn Medusas und Poseidons.

    Jahre vergingen, in denen Pegasus in Freiheit flog. Doch diese sollten nicht von Dauer sein.

    Der Held Bellerophon bekam von einem König den Auftrag, die feuerspeiende Chimäre zu töten.

    Ein Seher verkündete ihm, er bräuchte das geflügelte Ross.

    Um es zu fangen, müsste Bellerophon im Tempel der Athene schlafen. Dieser tat wie ihm geheißen.

    Im Traum erschien ihm eine Göttin, die ihm ein goldenes Zaumzeug aushändigte. Und der Seher verriet ihm, wo Pegasus zu finden wäre.

    Am Ufer des nahen Flusses stand Pegasus und trank, während sich Bellerophon ihm nährte. Auf leisen Sohlen schlich er auf dem Ross zu.

    Mit einem Sprung landete er auf Pegasus’ Rücken. Seine linke Hand ergriff die glänzende Mähne. Mit der Rechten legte er ihm das Zaumzeug an.

    Auf Pegasus’ Rücken kämpfte der Krieger gegen die Chimäre. Und siegte.

    Nach mehreren misslungenen Versuchen, ihn zu töten, glaubte der König, Bellerophon wäre ein Liebling der Götter. Daraufhin gab er ihm seine Tochter zur Frau.

    Einige Zeit später wurde Bellerophon übermütig. Er schwang sich auf Pegasus’ Rücken und flog in Richtung des Olymps.

    Erzürnt ob des Hochmuts des Kriegers sandte Zeus, der mächtigste aller Götter, eine Fliege.

    Als die Fliege Pegasus stach, warf er Bellerophon ab.

    Der Krieger fiel in die Tiefe und landete in einem Rosenbusch, was ihn verkrüppelte und erblinden ließ.

    Und wenn der Pegasus nicht gestorben ist, löst er (oder sie) Kriminalfälle und jagt Fettnäpfchen im Galopp.

    Sieben Venusmuscheln

    Rich Schwab

    Das Stöhnen ging Pegasusi durch und durch.

    Ein heiseres, raues Stöhnen, das hinten in Vladas Kehle bis tief in ihrer Brust vibrierte. Gleichermaßen weit weg wie so nah, dass Pegasusi es an ihrer Zunge, in ihrer eigenen Brust fühlen konnte, bis in ihre Lenden hinein. Ihren Schoß.

    Das Verlangen, Vladas Zunge jetzt – sofort! – dort zu spüren statt um ihre eigene herumspielend, überfiel sie so heftig, dass ihr selbst ein Seufzer entfuhr. Ihre Finger krallten sich in Vladas Nacken, ihre andere Hand zog Vladas Hüfte näher an sich heran. Langsam schob sie ein Knie zwischen die Schenkel der Nachtschwärmerin …

    Da stieß Vlada sie von sich. »Nein!«, keuchte sie atemlos und leckte ein Speichelbläschen aus ihrem Mundwinkel. »Oh! Oh, mein Gott, Susi!«, kiekste sie dann – der Stoß war wohl ein wenig zu heftig gewesen. Vielleicht hatten aber auch die sechs Cocktails (›Venusmuschel‹, laut Getränkekarte ›Perfekt für den St8 in 1 sinnliche N8‹) Susi ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht, von der immer noch ungewohnten Gravitation auf diesem merkwürdigen Planeten Erde ganz abgesehen. Jedenfalls lag Pegasusi, Detektivin Rang II, unterwegs im Sonderauftrag des Rates des Planeten Little Venus, nun mit hochgerutschtem Rock zwischen zwei Barhockern auf dem Boden, und das Poltern hatte den Versuch, Krabber unauffällig zu beschatten, endgültig zum Scheitern verurteilt.

    Prompt schaute Krabber, der mit zwei wesentlich jüngeren Nachtschwärmerinnen auf einer Polsterbank in einer der Nischen saß, zur Bar herüber und erhaschte einen Blick auf die Tätowierung an Susis entblößtem Schenkel. Eine stilisierte dunkelrote Vulva über zwei gekreuzten blauen Dolchen, das Signum, das alle Bewohnerinnen von Little Venus ab dem zwölften Lebensjahr mit Stolz trugen.

    Krabber, der schon zwei Mal dort gewesen war, kannte es.

    Enttarnt.

    Er sprang auf und griff in die Innentasche seiner Jacke.

    Oh nein!, dachte Susi, jetzt keine Schießerei hier drinnen! Aber er förderte nur ein paar Geldscheine zutage und ließ sie seinen Gespielinnen in den Schoß flattern. Mit wenigen Schritten war er an der Tür, wandte sich dort noch einmal kurz um, zwinkerte Susi zu, ein halb mitleidiges, halb verächtliches Grinsen im fetten Gesicht, und verschwand in die Nacht hinaus.

    »D-das tut m-mir so leid«, stammelte Vlada und half ihr auf.

    »Mir auch«, knurrte Susi und winkte dem Barkeeper mit zwei ausgestreckten Fingern. Krabber jetzt zu folgen hatte keinen Sinn. Nicht nur wegen der sechs Venusmuscheln: Der Jagdeifer würde sie sofort wieder verwandeln, und was für eine noch peinlichere Vorstellung wäre es, als Pferd mit zwei Flügeln in der Schwingtür einer obskuren Bar in Hamburg steckenzubleiben … Ich krieg dich schon noch. Mach ich mir also erst mal einen schönen Abend.

    »Warum sagst du ›nein‹?«, fragte sie Vlada. Die lief rot an und schien dringend einen langen Schluck des siebten Cocktails zu brauchen.

    »Na ja …«, flüsterte sie endlich verlegen, »ich bin eine Transe.«

    »Eine was?!?« In Susis Kopf schrillten Alarmglocken. Transfidelier waren nicht gerade das, was man sich auf ihrem Heimatplaneten Little Venus für einen One-Night-Stand aussuchte. Beim Austausch von Körpersäften infizierten sie ihre Partner (oder Partnerinnen – sie waren genauso wenig wählerisch wie Susi) mit mutierten Enzymen, die im besten Fall eine vierwöchige tiefe Depression auslösten, im schlimmsten Fall jahrelange Persönlichkeitsspaltungen, die auch schon zu Suiziden geführt hatten.

    »Eine Transe«, wiederholte Vlada. »Ich habe …, ich habe einen …« Sie öffnete einen Knopf am Bund ihres schwarzen Lackleder-Minirocks, klappte den Latz zur Seite und zeigte, was sie hatte.

    »Also bitte, junge Frau!«, quäkte der Barkeeper. »Das ist vulgär!«

    Pegasusi wandte sich stirnrunzelnd zu ihm um – und musste kichern: Er selbst trug auf seiner ölig glänzenden braunen Haut nichts als ein weitmaschiges weißes Netzunterhemd, das ihm bis knapp auf die Oberschenkel reichte. Die Spitze seines hochgebundenen, im Schwarzlicht der Bar neongelb leuchtenden Penisfutterals endete weit über seinem Nabel.

    Vielleicht sollte ich mal wieder herkommen, sinnierte Susi bei dem Anblick amüsiert. Widmete sich dann aber weiter Vlada und deren Anatomie. Auch nicht übel, dachte sie, bevor die Nachtschwärmerin den Rock wieder zuknöpfte. Um gleich darauf den Reißverschluss ihres ebenfalls schwarzen, hautengen Lackleder-Tops zu öffnen und Susi einen Blick auf ein Paar überraschend fülliger Brüste zu gönnen.

    »Eigentlich ein Zwitter«, murmelte Vlada. Zog den Reißverschluss wieder hoch und trank einen weiteren ausgiebigen Schluck. »Nur damit du’s weißt«, sagte sie mit festerer Stimme. »Und keine unliebsame Überraschung erlebst.«

    »Was soll denn daran unliebsam sein?«, fragte Susi lächelnd – und insgeheim erleichtert: Kein Transfidelier, keine Gefahr. Sanft strich sie mit einer Fingerspitze über Vladas Unterlippe und ließ den vorsichtshalber gelockerten Lasertaser hinter ihrem Rücken wieder in das Halfter unter ihrer Bluse gleiten. Das hätte eine weitaus unappetitlichere Überraschung werden können …

    Sie beugte sich vor, um nach ihrem Drink zu greifen. Zuerst hörte sie hinter sich ein Klappern, dann ein kurzes feines Zischen. Und im gleichen Moment aus der Nische gegenüber ein hysterisches Kreischen. Sie fuhr auf ihrem Hocker herum – das Kreischen kam von einer der Gespielinnen Krabbers, die voller Entsetzen auf das starrte, was von der anderen übriggeblieben war.

    Verdammt! Das war’s dann wohl mit dem schönen Abend …!

    »Ich hatte das Halfter nicht richtig getroffen, der Taser war zu Boden gefallen, und ein Schuss hatte sich gelöst«, sagte sie in einem muffigen Büro über der Davidswache. »Einfach ein dusseliger Unfall.«

    »Mit Todesfolge«, brummte der Kommissar.

    Susi zuckte mit den Schultern. »Eine Nachtschwärmerin …«

    »Na ja«, sagte er. Nachtschwärmerinnen galten als Landplage, seit die Menschen vor einigen Jahren Creszta IV kolonisiert hatten und Tausende von ihnen den Diskriminierungen und Verfolgungen dort auf die Erde entflohen waren und mit ihrem attraktiven Aussehen und ihrer freizügigen Sexualität Männlein und Weiblein verrückt machten. Als Außerirdische fielen sie nun mal nicht unter die menschlichen Schutzgesetze; eine Nachtschwärmerin zu töten war nicht schlimmer, als eine Mücke zu erschlagen.

    »Trotzdem …« Zum wiederholten Mal drehte der Kommissar Susis Holocard zwischen den Fingern, als könne er dieser damit mehr entlocken als die sparsamen Informationen, die sie für Betrachter ohne Autorisierungsfingerabdruck preisgab. »Was wollten Sie denn eigentlich in dieser Kaschemme?«, fragte er. »Was wollen Sie überhaupt in unserer Stadt?«

    »Na, was trinken«, erwiderte sie schnippisch. Kam aber dann zu dem Schluss, es sei vielleicht besser, sich kooperativ zu zeigen; was sie momentan überhaupt nicht brauchen konnte, waren tagelange Verhöre und Untersuchungen. Sie hatte schließlich einen Auftrag. Und außerdem war da immer noch dieses Ziehen und Vibrieren in ihren Lenden. Vlada … »Und Krabber beschatten«, fügte sie widerwillig hinzu.

    »Krabber?« Der Kommissar lachte lauthals. »Wollen Sie mich verarschen? Der alte Ganove sitzt seit einem Jahr bestens versorgt im Knast!«

    »Sind sie sicher?«

    Etwas in ihrer Stimme schien ihn zu verunsichern. Er hackte auf seine Computertastatur ein, starrte auf den Monitor – und wurde kreidebleich. An seiner Schläfe bildeten sich Schweißperlen. Er blickte Susi an, und während seine Gesichtsfarbe zu Violett-Rot mutierte, verwandelte sich sein Ausdruck von gönnerhafter Überlegenheit über Entsetzen zu purer Verzweiflung.

    »Woher wissen Sie …?«

    Susi stand auf und nahm ihm ihre Holocard ab.

    »Dann kann ich jetzt wohl gehen, wie?«

    »Aber …« Schwer atmend ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen.

    Sie tätschelte seine Hand. »Keine Bange«, sagte sie. »Ich kriege ihn.«

    »Hans-Albers-Platz vier«, presste der Barkeeper schwitzend hervor.

    »Geht doch«, sagte Pegasusi, nahm ihren spitzen Dolch von seinem Penisfutteral und schenkte dem Jungen ein strahlendes Lächeln. »Danke, Süßer. Was kostet der Kaffee?«

    »Geht aufs Haus«, knurrte er.

    »Wow.« Sie zog ihn am Kinn zu sich heran und küsste ihn hart auf den Mund. »Vielleicht sieht man sich mal wieder.«

    »Hoffentlich nicht«, hörte sie ihn hinter ihrem Rücken murmeln und grinste in sich hinein. Wart’s ab, dachte sie und verließ die Bar.

    Das Haus an sich war schon kein schöner Anblick gewesen – ein dunkelgrauer Kasten mit abblätternder Fassade und einem heruntergekommenen Second-Hand-Laden im Erdgeschoss, Unmengen von Müll und Urinpfützen im dunklen Treppenhaus –, aber als sie Vladas Ein-Zimmer-Appartement gefunden und sich mithilfe des Tasers Eintritt verschafft hatte, musste selbst die hartgesottene Detektivin schlucken. Rasch öffnete sie das Fenster und schnappte erst einmal ein paar tiefe Atemzüge lang frische Luft.

    Die Nachtschwärmerin lag auf einer türkisfarbenen Bettcouch, nackt, auf dem Bauch. Auf der Rückenlehne waren fröhlich in den Raum starrende Stofftiere und Puppen aufgereiht – nur Vladas abgetrennter Kopf zwischen ihnen störte das heimelige Bild. Die toten Augen weit aufgerissen, das Gesicht schmerzverzerrt. Eine breite rostbraune Blutspur war von ihrem Hals hinab in die Polsterlehne eingesickert. In die Haut am Rücken der Toten waren Buchstaben eingeritzt – vier Worte, die auch ohne Emoji grausamen Spott ausstrahlten.

    TIT FOR TAT, BABY stand da. Wie du mir, so ich dir.

    Ein Gruß von Krabber, dessen Partner Narenjew die Begegnung mit Pegasusi nicht überlebt hatte.

    Und die vierte Leiche, die er Susi hinterließ, seit sie vor einem Monat seine Spur aufgenommen hatte. Siebzig Millionen Kilometer von ihrem Heimatplaneten entfernt. Siebzig Millionen Kilometer und neunundzwanzig Jahre, die sie in die Vergangenheit zurückreisen musste, um zu verhindern, dass Krabber ihre Heimat überfallen konnte, um dort die Herrschaft an sich zu reißen. Und, wie er in einem leichtsinnigen Tweet geprahlt hatte, Little Venus zum irdischen Silvesterfest 2050 in ›ein Paradies für Milliardäre‹ zu verwandeln. Ein Paradies, in dem die Superreichen der Erde nach einem Dreihunderttausend-Dollar-Flug unbehelligt von Armut und Neid, Hunger und Krankheiten ›ihr langes Leben genießen‹ konnten.

    Indem sie die knapp dreitausend Bewohnerinnen zu Sklavinnen machten, von deren weit fortgeschritteneren wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen und Methoden sie nur profitieren – und dreihundert Jahre alt werden konnten.

    Über dreißig Mitglieder der internationalen ›Ein-Prozent‹-Gruppe hatten bereits mehrere Milliarden Dollar in das Projekt investiert, und Krabbers ›Hyper Factory‹, in der die Raumschiffe für den Transport der Emigranten – beziehungsweise Eindringlinge – gebaut werden sollten, wuchs Tag für Tag, geführt von Strohmännern.

    Also hatte der Rat von Little Venus eine vierköpfige Einsatztruppe losgeschickt, von der nun nur noch Pegasusi übrig war – jede bisherige Begegnung mit Krabber hatte eine von ihnen das Leben gekostet.

    Mit einem Seufzer des Bedauerns schloss Susi sanft die Augen der Nachtschwärmerin und verließ das deprimierende Haus. Unschlüssig stand sie eine Weile im Gewühl der St.Pauli-Touristen herum, schaute dann zum nächtlichen Himmel auf. Viele Sterne

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