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Liebe mit Rhythmus: (Liebe mit... Teil 2)
Liebe mit Rhythmus: (Liebe mit... Teil 2)
Liebe mit Rhythmus: (Liebe mit... Teil 2)
eBook431 Seiten5 Stunden

Liebe mit Rhythmus: (Liebe mit... Teil 2)

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Über dieses E-Book

Die Geschichte von Talina und Jens geht weiter.

Eigentlich sollte Talina glücklich sein. Sie ist endlich mit Jens zusammen und möchte das Verliebtsein genießen. Wäre da nicht ihre Mutter, die alles andere als begeistert ist, dass Talina einen Freund hat. Nur von ihrer Großmutter und ihrer besten Freundin Sarah bekommt Talina Unterstützung, und das kann Talina nun wirklich gebrauchen…

Liebe mit Rhythmus ist der zweite Teil der Liebe mit…-Reihe.

In dieser Reihe sind erschienen:

Teil 1: Liebe mit Bass

Teil 2: Liebe mit Rhythmus

Kurzgeschichte: Urlaub mit Bass

Bonusstory: Weihnachten mit Bass

Aktuelles Projekt:

Liebe mit 61 Tasten (Dieser Teil kann unabhängig von den anderen gelesen werden.)

Außerdem ist eine kostenlose Leseprobe des ersten Teils erhältlich.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum19. Dez. 2018
ISBN9783739667980
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    Buchvorschau

    Liebe mit Rhythmus - Stella-Anien Holz

    Kapitel 1

    „Talina, sofort in mein Büro!", schrie mein Chef, dessen Tonfall keine Widerrede duldete.

    Der Alltag hatte mich also wieder. War es wirklich erst gestern gewesen, dass ich glücklich und zufrieden mit Jens auf der Couch gesessen und seinen Lieblingsfilm angeschaut hatte?

    Augenblicklich ließ ich alles stehen und liegen und eilte mit großen Schritten ins Büro von Herrn Dorsching. Frau Huber warf mir einen mitleidigen Blick zu.

    Kaum hatte ich die Tür geschlossen, fing mein Chef bereits an, wie ein Orkan zu toben. „Was fällt dir eigentlich ein, unsere Mandanten zu beleidigen?"

    Irritiert und ein wenig geschockt starrte ich ihn an. „Bitte? Ich soll wen beleidigt haben?"

    „Frau Senger; sie hat sich eben bei mir beschwert, dass wir eine sehr unhöfliche Auszubildende haben."

    Frau Senger war eine anstrengende Mandantin, die sich für etwas Besonderes hielt und stets alles besser wusste. Ihr gehörte eine Fertighaus-Firma, die sie seit dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren allein führte. Ständig wollte sie irgendwelche Sachen, die eindeutig für private Zwecke bestimmt waren, als Betriebsausgaben ansetzen. So regte sie sich auf, dass ich beispielsweise die Lebensmitteleinkäufe als Privatentnahmen buchte.

    „Was soll das? Das Essen ist für Meetings mit den Kunden", war stets ihre Ausrede.

    „Frau Senger, das Finanzamt wird Ihnen nicht glauben, dass Sie ständig Lebensmittel für Ihre Klienten einkaufen. Sie bereiten bestimmt nicht die Mahlzeiten für Besprechungen zu. Sie werden eher in Restaurants dinieren", war inzwischen zu meiner Standard-Antwort darauf geworden.

    Sie versicherte mir jedes Mal, dass sie Essen oder die Kleidung nur für die Arbeit benötigte.

    Erst vor zwei Tagen hatte ich erneut dieses Déjà-vu gehabt. Wahrscheinlich war das nun wieder der Grund, warum sie sich beschwert hatte.

    „Herr Dorsching, Sie kennen Frau Senger. Sie versucht, ihren Gewinn zu drücken. Natürlich ist daran noch nichts verwerflich, aber sie möchte eindeutig Privates als Betriebsausgaben absetzen. Ich habe ihr nur höflich zu verstehen gegeben, dass es nicht möglich ist. Herr Dorsching, ich weiß, es war nicht nett von mir, Sie als nervig zu bezeichnen, doch Sie müssen mir glauben. Noch nie habe ich Mandanten beleidigt." Forschend sah ich ihn an, ob er mir wirklich glaubte.

    „Du sprichst es selbst an, Talina. Wer findet, dass sein Chef nervt, der wird wahrscheinlich auch Mandanten beleidigen", entgegnete Herr Dorsching.

    „Was soll ich denn Gemeines zu ihr gesagt haben, wenn ich fragen darf?", hakte ich nach, wobei ich mich um einen freundlichen Ton bemühte.

    „Dass Frau Senger eine alte, verbitterte Kuh wäre", antwortete er.

    Das ließ mich wider Willen laut auflachen. „Also bitte, das ist doch geradezu lächerlich. So etwas würde ich niemals zu einer Mandantin sagen."

    Plötzlich klopfte jemand zaghaft an die Bürotür.

    „Ja", knurrte mein Chef, und Frau Huber steckte ihren Kopf herein.

    „Was gibt es?", blaffte Herr Dorsching, der heute eine Extraportion schlechte Laune zum Frühstück verspeist hatte.

    „Entschuldigen Sie, Herr Dorsching, dass ich mich da einmische. Ich wollte wirklich nicht lauschen, aber Sie waren so laut, dass es nicht zu überhören war. Die liebe Frau Senger hat sich also über Talina beschwert. Ich war dabei, als sie hier im Büro war, und ihre Buchführungsunterlagen abgegeben hat", erwiderte Frau Huber und bestätigte meine Version der Geschichte, wofür ich sie dankbar anlächelte. Es gab also noch nette Menschen hier auf der Arbeit.

    Herr Dorsching wusste daraufhin nicht, was er sagen sollte. Mit einer Handbewegung deutete er uns an, das Büro zu verlassen. Eine Entschuldigung konnte ich nicht von ihm erwarten. Wenn er merkte, dass er einen Fehler begangen hatte, wechselte er einfach von einer Sekunde auf die andere das Thema.

    Den Rest des Arbeitstages hielt er sich zurück und schimpfte weder mit Frau Huber noch mit mir. Herr Meerrath, der sich das Büro mit Luisa, der zweiten Auszubildenden, teilte, hatte diese und die nächste Woche Urlaub. Darüber war garantiert nicht nur ich froh; ein Nörgler momentan reichte vollkommen aus.

    Erleichtert bog ich in die Straße ein, in der meine Großmutter wohnte. Noch wusste ich nicht, wann ich wieder zurück in die WG kehren würde. Es gefiel mir so gut bei meiner Großmutter, dass ich immer mehr geneigt war, ganz dort einzuziehen. Bei ihr fühlte ich mich einfach wohl, denn ich konnte mit ihr über alles reden. Sie hörte mir stets zu und machte mir niemals Vorwürfe. Wenn ich meine Mutter besuchte, saßen wir nur im Wohnzimmer und schwiegen uns an. Ab und zu fragte sie nach, ob ich endlich den Kontakt zu Jens abgebrochen hatte. Sie wusste nicht, dass wir jetzt zusammen waren, und vorerst sollte sie es auch gar nicht erfahren. Die Beziehung zu Jens war ganz frisch, und ich hatte Angst, dass meine Mutter versuchte, uns auseinanderzubringen. Wenn ein paar Wochen vergangen waren, wollte ich es bekanntgeben; bis dahin war ich offiziell Single.

    Eine Stunde, nachdem ich das Haus betreten hatte, erschien Jens, der sein Versprechen einhielt, meinen Lieblingsfilm mit mir anzuschauen. Da unser Plan, es langsam angehen zu lassen, nicht ganz so gelungen war, ließen wir uns jetzt Zeit. Schließlich wollten sowohl er als auch ich eine Beziehung, keine Affäre.

    Er begrüßte mich mit einem Kuss auf den Mund, bevor ich mich an seine Schulter lehnte, während er mich fest umarmte. Die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlte, übertrug sich langsam auf mich und senkte meinen Puls.

    Hand in Hand betraten wir das Wohnzimmer, damit er meine Großmutter begrüßen konnte.

    „Jens, schön, dich zu sehen, freute sie sich aufrichtig. „Darf ich dir vielleicht einen Kaffee anbieten? Oder wollt ihr sofort ins Zimmer und den Film schauen?

    „Ach, zu einer Tasse Kaffee sage ich niemals Nein", meinte Jens lächelnd.

    „Warte, Oma! Ich mache das schon", reagierte ich sofort, doch meine Großmutter schüttelte den Kopf.

    „Danke, Talina, aber ich kann das selbst", warf sie ein und humpelte ins Arbeitszimmer, wo seit Neustem eine Kaffeemaschine stand.

    „Wirklich, Oma? Wir wollen dir keine Umstände machen."

    „Talina, ich habe Jens den Kaffee angeboten, also werde ich ihm auch eine Tasse bringen. Das macht mir keine Umstände."

    Da heute ein schöner Sommertag war, entschieden Jens und ich, uns nach dem Kaffee in den Garten zu setzen, und den Film dort über den Laptop zu schauen.

    „Ich hoffe, das ist kein kitschiger Liebesfilm, bei dem meine Eingeweide vor lauter Süßholzraspeln einen Zuckerschock bekommt. Dann kannst du den Film sofort wieder ausmachen", meinte Jens und nahm einen Schluck Wasser zu sich.

    Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Keine Angst, ich habe dir doch bereits gesagt, dass mein Film eine Komödie ist. Du hast mich damals gar nicht zu Wort kommen lassen. Sonst wüsstest du, dass ich überhaupt nicht auf Schnulzen stehe."

    Er legte den Arm um meine Schultern und zog mich näher zu sich. „Na, dann habe ich ja noch einmal Glück gehabt."

    Mein Lieblingsfilm hieß Das Kamel im Schwimmbad. Warum er so einen merkwürdigen Titel hatte, wusste ich selbst nicht; es kam weder ein Kamel noch ein Schwimmbad vor.

    Der Vorspann lief und sofort konzentrierte ich mich auf den Bildschirm, obwohl ich diese Komödie annähernd einhundert Mal geschaut hatte. Sämtliche Dialoge konnte ich Wort für Wort mitsprechen, was ich zunächst auch tat, bis mich Jens bat, damit aufzuhören.

    „Na schön, aber nur, weil du es bist", gab ich schließlich nach.

    „Du bist die Beste", erwiderte er lachend und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

    „Und da dachte ich, du wärst ein knallharter Typ", entgegnete ich scherzhaft, während das Lächeln nicht von meinen Lippen verschwinden wollte.

    „Ach, hättest du gerne einen Bad Boy, der dich schlecht behandelt? Kannst du haben. Los, bring mir sofort ein Bier! Gespielt streng sah er mich an, wobei er sich sichtlich bemühte, das Grinsen zu unterdrücken. „Hast du dir das so in etwa vorgestellt? Oder was macht ein böser Typ in deinen Augen?

    „Also, ehrlich gesagt, möchte ich keinen Bad Boy. Deshalb bin ich froh, dass du es nicht bist. Wenn du ein Bier haben willst, kannst du es dir selber holen."

    „Fürs Erste reicht mir das Wasser."

    „Psst, unterbrach ich ihn. „Jetzt kommt meine absolute Lieblingsstelle.

    „Jawohl, Chefin!" Jens drückte mich fester an sich, bevor er sich wieder dem Film widmete.

    Am Freitagabend holten Jens und ich Zamira zuhause ab, um gemeinsam ins Kino zu fahren.

    Sie stand bereits draußen vor der Haustür und wartete auf uns. Als sie mich erkannte, winkte sie mir zaghaft zu.

    „Das ist also Zamira; sie ist bestimmt ziemlich schüchtern", stellte Jens fest.

    „Wie kommst du darauf?", hakte ich verwundert nach, auch wenn ich wusste, dass es stimmte.

    „Na, ich glaube, dass sie versucht, ihre Schüchternheit mit ihrer knalligen Kleidung zu überspielen", antwortete er, was mich zum Grübeln brachte.

    Zamira zog sich wirklich oft und gerne grelle Farben an, aber das konnte Jens nicht ahnen. Er sah sie heute zum ersten Mal und konnte außerdem nicht von der Garderobe auf den Charakter schließen. Ja, auch wenn ich selbst bevorzugt bunte Sachen trug und etwas zurückhaltend gegenüber Unbekannten war, war das für mich vielleicht etwas weit hergeholt.

    „Bist du jetzt auch Psychologe?"

    „Schau dir ihre Haltung an! Sie sieht nicht danach aus, als würde sie sich richtig wohlfühlen. In der zehnten Klasse war in meiner Klasse ein Mädchen gewesen, das sehr schüchtern war, sich aber kontinuierlich farbenfroh angezogen hat. Nur, wenn ihre beste Freundin dabei war, zeigte sich Nicole locker", erzählte Jens, und ich zuckte mit den Schultern.

    „Wie du meinst. Könnten wir es dabei belassen? Wir wollen Zamira schließlich nicht erschrecken. Also, bitte reiß dich zusammen und sei nett zu ihr!"

    „Nett zu ihr?"

    „Sei nicht so gemein, wie du am Anfang zu mir warst!", forderte ich ihn freundlich auf.

    „Ich habe dich nur geärgert, weil du darauf angesprungen bist. Manchmal macht es mir einfach Spaß, mich ein bisschen zu kabbeln."

    „Soso, murmelte ich und entschied, dass es Zeit wurde, endlich auszusteigen, um Zamira zu begrüßen. „Ach, Jens, bitte schalte deine Metal-Musik aus! Nicht jeder erträgt diesen Lärm.

    „Du hast gewonnen, aber nur, weil ich nicht will, dass Zamira einen Herzinfarkt bekommt."

    Kapitel 2

    Jens stellte ich Zamira als Schlagzeuger der Band, in der ich Bass spielte, vor. Höflich gab sie ihm die Hand; ihre Begrüßung hörte ich allerdings kaum. Jens fragte sie sogleich, ob sie Metal mochte, was sie mit einem zaghaften Kopfschütteln quittierte. Verärgert sah ich ihn an. Ich hatte ihm doch vorher bereits angedeutet, dass nicht jeder auf diese Art von Musik stand. Auf der Fahrt zum Kino schwieg sie, sodass ich versuchte, ein Gespräch mit ihr anzufangen.

    „Spielst du schon lange Gitarre?", fragte ich Zamira.

    In ihrem Gesicht spiegelte sich Überraschung. Ob sie sich wunderte, dass ich mir das gemerkt hatte? Oder hatte sie damit gerechnet, dass ich während der Fahrt keine Worte mit ihr wechselte?

    Sie räusperte sich. „Fast zehn Jahre."

    „Du musst richtig gut sein, wenn du so lange spielst", meinte ich anerkennend.

    „Meine Nachbarin ist Musiklehrerin. Sie hat sich regelrecht aufgedrängt, mir Unterricht zu geben."

    „Das klingt nicht so, als hättest du Spaß dabei", mischte sich Jens ein.

    „Doch, ich spiele gerne Gitarre. Ich hätte damals nur lieber Klavier gelernt", erzählte sie uns.

    „Ich höre sehr gerne Klavier", warf ich ein und berichtete ihr, dass ich bereits als kleines Kind Kontrabass und Klarinette spielen wollte.

    Jens wollte wissen, ob Zamira Akustik- oder E-Gitarre spielte.

    „Akustik", lautete ihre knappe Antwort.

    Allmählich schien sie aufzutauen, denn sie erzählte stolz, dass ihre Eltern sie mit der Musik unterstützten, so gut sie konnten. Die Gitarre hatte Zamira zu ihrem letzten Geburtstag bekommen. Sie erkundigte sich, ob wir schon lange zusammen in einer Band waren.

    Ich überließ Jens das Reden, von dem sie erfuhr, dass er sie erst dieses Jahr gegründet hatte. Davor war er Mitglied bei Raus der Garage gewesen, was mich zum Lachen brachte. Raus der Garage klang für mich witzig und nicht nach einer Metal-Band. Er ließ sich nicht beirren, sondern setzte seine Unterhaltung fort. Es hatte Meinungsverschiedenheiten gegeben. Damals hatte er vorgeschlagen, von Rock auf Metal umzusteigen, was den anderen nicht gefallen hatte. Deswegen hatte Jens Konsequenzen gezogen und war aus der Gruppe ausgetreten, um eine neue Band zu gründen, in der jedes Mitglied diese Art von Musik mochte. Er fuhr mit der Geschichte fort, wie ich zu Devils on earth – damals noch Ready to kill genannt – gelangt war.

    Interessiert schaute mich Zamira an. „Warum bist du in die Band zurück, wenn du kein Metal magst?"

    „Hm, irgendwie mag ich es ja, wenn es nur nicht immer so heftig klingen würde. Es ist immerhin ein Fortschritt, dass wir jetzt Soul-Elemente einbauen. Trotzdem werde ich weiterhin versuchen, das Tempo etwas zu drücken. Vielleicht spielen wir eines Tages doch ein paar Rockballaden ", entgegnete ich und warf einen Blick zu Jens, der protestierend den Kopf schüttelte.

    „Vergiss es, Talina!"

    Ich erinnerte ihn daran, dass der Song Chasing Cars von Snow Patrol, den wir auf Quinns Geburtstag gespielt hatten, gar nicht so schlecht bei den Gästen angekommen war. Quinn war seit dem Kindergarten Jens‘ bester Freund. Die beiden trafen sich einmal die Woche mit anderen zu einem Männerabend, wobei ich keine Ahnung hatte, was sie dann anstellten. Wahrscheinlich floss der Alkohol in nicht geringen Mengen, was nicht bedeuten sollte, dass ich Jens oder Quinn als Alkoholiker darstellen wollte.

    Obwohl eine Menge Fahrzeuge auf der Straße unterwegs waren, erreichten wir das Kino zügig. Der Parkplatz dort war fast voll, doch wir fanden eine freie Lücke ein gutes Stück vom Gebäude entfernt.

    Zamira schlenderte neben mir zum Eingang, während Jens uns folgte.

    Levin stand vor der Tür und wartete. Als er merkte, dass ich nicht allein war, blickte er mich verwundert an. Ob er wohl sauer reagierte, wenn ich ihm beichtete, dass uns Jens und Zamira begleiteten?

    „Hallo Levin", begrüßte ich Levin freundlich.

    „Hallo Talina", grüßte er zurück und musterte meine Begleitung.

    „Oh, das ist Zamira. Sie sitzt in der Schule neben mir. Jens hat die Band gegründet, in der ich spiele. Er ist der Drummer von Devils on earth, erklärte ich Levin und wandte mich anschließend Zamira und Jens zu. „Das ist Levin, den ich auf der Singleparty kennengelernt habe.

    „Magst du Metal?", wollte Jens wissen, worüber ich nur die Augen verdrehen konnte.

    Anscheinend war das tatsächlich seine allererste Frage an wirklich jeden, den er kennenlernte.

    Levin schüttelte den Kopf und erklärte, dass er überhaupt nicht musikalisch war. Jens merkte an, dass man trotzdem irgendwelche Musik mögen musste.

    „Na, ich höre nichts Bestimmtes – was so eben im Radio läuft", antwortete Levin schließlich.

    „Mit anderen Worten: Du hörst Luschenmusik", meinte Jens grinsend.

    Sofort klärte ich Levin auf, dass Jens alles, was kein Metal war, als Luschenmusik bezeichnete, und es keine Beleidigung sein sollte.

    „Okay. Levin zog das Wort in die Länge. „Dann sehe ich das also richtig, dass uns die beiden Gesellschaft leisten.

    „Du bist aber auch ein Blitzmerker", erwiderte Jens sarkastisch, wofür ich ihm leicht in die Rippen stieß, was ihm allerdings gar nichts ausmachte. Wahrscheinlich hatte er es noch nicht einmal bemerkt.

    „Ja, ich hoffe, das ist in Ordnung für dich." Erwartungsvoll schaute ich Levin an, der mit den Schultern zuckte.

    „Jetzt sind sie sowieso schon dabei; dann wäre es doch unhöflich, die beiden wieder heimzuschicken", sagte er und hakte nach, ob Jens mein fester Freund wäre.

    „Nein. Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Jens und ich sind nur gute Freunde. Wir spielen zusammen in einer Band.

    Levin entgegnete nichts darauf, sondern zog die Tür auf und ließ uns den Vortritt. Vor allen vier Kassen hatten sich Schlangen gebildet, sodass wir Jens folgten, der sich an der ersten Reihe angestellt hatte. Während wir recht zügig vorankamen, warf ich immer wieder Blicke auf den Bildschirm, um zu beobachten, wie viele Plätze noch für unseren Film frei waren.

    „Vier Erwachsene für Kino 7", bestellte Jens und zahlte für uns alle zusammen.

    Er teilte die Karten aus und erhielt von Zamira und Levin das Geld dafür. Als ich Jens einen 10-Euro-Schein entgegenhielt, winkte er ab, und meinte, dass er mich einlud. Das wollte ich jedoch nicht. Vielleicht war es zu auffällig, wenn er mir den Eintritt für das Kino bezahlte. Na gut, selbst, wenn man nur befreundet war, konnte man sich gegenseitig einladen. Trotzdem war es mir irgendwie unangenehm, weshalb ich ihn aufforderte, das Geld zu nehmen.

    „Nein, es ist gut. Ich bin dir das sowieso für die verlorene Wette schuldig."

    Zum Glück stand ich nicht auf dem Schlauch, sondern verstand sofort, worauf er hinauswollte.

    „Ach ja, das hatte ich ganz vergessen; das war wirklich lustig. Ich wette mit dir jeder Zeit. Nächstes Mal musst du ein knallbuntes Shirt anziehen, wenn du verlierst", ging ich auf sein Spiel ein.

    „Nächstes Mal verliere ich nicht."

    „Worum ging es dabei?", fragte Levin neugierig nach.

    Erschrocken schnappte ich nach Luft. Was sollte ich denn antworten? Eine Wette hatte es schließlich nie gegeben. Sie war Jens’ Fantasie entsprungen, damit Zamira und Levin nicht auf die Idee kamen, dass ich eine Beziehung mit Jens hatte.

    „Ich habe ihr nicht geglaubt, dass sie Bass spielen kann, behauptete Jens, ohne großartig nachzudenken. „Sie hat mich vom Gegenteil überzeugt. Deshalb ist sie jetzt die Bassistin der Band, und ich habe ihr versprochen, sie irgendwann ins Kino einzuladen. Wettschulden sind Ehrenschulden, also begleiche ich sie heute.

    „Weil er die Wette verloren hat, werden wir sogar ein paar Rockballaden spielen", fiel mir plötzlich ein.

    „Rockballaden? Bist du wahnsinnig? Davon war nie die Rede; das kannst du vergessen", gab mir Jens Konter.

    Grinsend wandte ich meinen Kopf zu ihm. „Einen Versuch war es wert."

    Im Kinosaal wollte ich eigentlich zwischen Zamira und Jens sitzen; Levin sollte sich neben Zamira hocken. Levin brachte allerdings meinen Plan durcheinander, indem er sich auf dem Platz niederließ, den ich für Zamira vorgesehen hatte. Mich wies er an, sich außen hinzusetzen.

    „Äh, ich würde gerne neben Zamira sitzen", murmelte ich, doch Levin zog mich lachend zu sich.

    „Ich habe deinen Plan längst durchschaut", wisperte er mir ins Ohr.

    Wie auf frischer Tat ertappt, starrte ich ihn an, unfähig, etwas zu sagen.

    „Du willst Zamira und Jens verkuppeln. Das finde ich richtig süß von dir; ich kann dir gerne dabei helfen", flüsterte er weiter.

    „Was gibt es denn da zu tuscheln?", hakte Jens nach, der allerdings nicht eifersüchtig, sondern eher amüsiert klang.

    „Nichts, Jens, wiegelte ich ab und wandte mich erneut Levin zu. „Ich will Zamira und Jens nicht verkuppeln, wirklich nicht.

    „Natürlich nicht, sagte Levin ironisch. „Deshalb hast du die beiden auch mitgebracht. Wenn du neben Zamira sitzt, werdet ihr wahrscheinlich die ganze Zeit über reden. Wie soll sie denn da mit Jens flirten?

    Eben hatte er noch leise mit mir gesprochen; jetzt erhob er seine Stimme. „Die Mädchen sitzen außen", entschied er.

    „Du scheinst einen Verehrer zu haben", bemerkte Jens feixend, nachdem wir Zamira zuhause abgesetzt hatten.

    „Sehr witzig", erwiderte ich grummelnd.

    Levin hatte nach dem Kino zunächst darauf bestanden, mich heimzufahren, damit Zamira und Jens Zeit allein verbringen sollten. Während ich versucht hatte, mich herauszureden, hatte Jens nur stumm daneben gestanden. Zu Hilfe war er mir nicht geeilt, sondern hatte uns nur grinsend beobachtet.

    Das warf ich ihm jetzt vor, brachte Jens damit jedoch zu einem lauten Lachen. „Sollte ich etwa den eifersüchtigen Kerl spielen, der sich Levin schnappt, und ihm mit der Faust die Meinung geigt? Es tut mir leid, Talina, Eifersucht gehört nicht zu meinem Vokabular. Ich weiß ja ganz genau, dass du nur auf mich stehst."

    „Bist du dir da ganz sicher? Bei Paul hast du mich damals gewarnt, dass ich besser nicht mit ihm ausgehen sollte. Warst du etwa nicht eifersüchtig gewesen?"

    „Nein, ich weiß nur, was für ein Typ Paul ist. Mir war klar, dass er dir an die Wäsche wollte. Nur deshalb habe ich dir abgeraten, dich mit ihm zu treffen."

    „Dieser Levin sieht gar nicht so schlecht aus. Hast du seine wunderschönen, grünen Augen gesehen?", versuchte ich, Jens aus der Reserve zu locken, doch dem Anschein nach war er tatsächlich niemand, der zu Eifersucht neigte.

    „Oh ja, und er würde bestimmt nicht über Soul und Balladen meckern, weil er Musik hört, die auch nicht besser klingt. Nur leider hegst du höchstens freundschaftliche Gefühle für Levin, weil du schon längst hoffnungslos in mich verliebt bist."

    „Hoffnungslos noch nicht; es besteht die Chance auf Heilung. Vielleicht sollte ich mich ja wirklich nochmals mit Levin treffen – dieses Mal nur zu zweit", meinte ich mit einem Augenzwinkern.

    Jens nickte eifrig, als würde er es für die beste Idee der Welt halten. „Da empfehle ich ganz klar ein Candle-Light-Dinner – so furchtbar romantisch und kitschig", schlug er spaßeshalber vor.

    „Du scheinst mich überhaupt nicht zu kennen. Sonst wüsstest du, dass ich nichts von Romantik und Kitsch halte", entgegnete ich und lehnte meinen Kopf leicht zurück.

    „Das hört sich ausgezeichnet an. Ich stehe nämlich auch nicht auf so etwas. Vielleicht erfüllt sich dein größter Traum, und ich verliebe mich in dich", scherzte er weiter und drehte die Musik lauter, da gerade sein Lieblingssong an der Reihe war.

    „Idiot", fauchte ich ihn an, musste allerdings im selben Augenblick lachen.

    „Da wären wir. Möchtest du vielleicht auf einen Kaffee hereinkommen?", fragte er, während seine Mundwinkel verdächtig zuckten.

    Bereits, als festgestanden hatte, dass er mich ins Kino begleitete, hatten wir vereinbart, dass ich heute bei ihm übernachten würde.

    „Hast du auch Wasser anzubieten?", hakte ich nach.

    „Da muss ich erst nachschauen."

    Er stieg aus, wieselte um sein Auto herum, und hielt mir die Tür auf. „Bitte sehr, die Dame. Wenn ich mag, kann ich ein wahrer Gentleman sein."

    Galant reichte er mir die Hand, die ich lächelnd ergriff, und mich so aus dem Wagen ziehen ließ. „Besten Dank, der Herr. Wenn Sie mir jetzt noch ein Glas Ihres besten Champagners geben würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden."

    Natürlich machten wir auch hier wieder bloß Spaß; schließlich war Alkohol wegen meiner Herzerkrankung für mich tabu. Diese Ausgelassenheit tat mir jedoch gut; ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal so unbekümmert gewesen war.

    „Für Sie nur das Beste."

    Ich hakte mich bei ihm unter, und gemeinsam schlenderten wir zur Haustür.

    „Was soll das denn?"

    Erschrocken drehten wir uns um und entdeckten Sophie, die aus dem Schatten ins Licht der Straßenlaterne trat, und uns misstrauisch anstarrte.

    Kapitel 3

    „Was machst du hier?" Jens sah alles andere als begeistert aus, als er seine beste Freundin entdeckte.

    „Ich habe Sascha heute zufällig in der Stadt getroffen. Sie hat mir erzählt, dass du Schluss gemacht hast. Ich wollte dich besuchen, um mit dir darüber zu sprechen. Anscheinend ist es sinnlos; du hast dir eine neue Freundin gesucht. Sie stöckelte auf uns zu und wandte sich mir zu. „Talina, deshalb sieht man dich nicht mehr in der WG. Du bist die ganze Zeit bei deiner Affäre. Ich habe es damals schon gespürt, dass zwischen euch etwas läuft.

    Damit musste sie die Sache im Auto meinen, als Jens und ich uns hemmungslos geküsst hatten, und Sophie uns dabei überrascht hatte. Zu diesem Zeitpunkt war er noch mit Sascha zusammen gewesen. Diese hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich mich in ihren Freund verliebt hatte. Sie hatte mich sogar gebeten, ihn zu einem Metal-Festival zu begleiten, um Jessika, die sich persistent an vergebene Kerle heranmachte, von Jens fernzuhalten. Damit wollte ich nicht andeuten, dass Sascha naiv oder dumm war; das war sie ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, ich hielt sie für eine intelligente Person. Sascha studierte Jura, wofür sie ständig lernen musste. Das war auch der Grund gewesen, warum sie Loud Breath nicht hatte besuchen können. Stattdessen war ich mitgefahren; es war mein erstes Festival überhaupt gewesen. Jessika hatte die Finger von Jens gelassen, nachdem ich ihr die Meinung gegeigt hatte. Dafür hatte ich meine Finger nicht bei mir behalten können. Ja, Jens hatte Sascha mit mir betrogen. Nachdem er erkannt hatte, dass seine Gefühle für mich stärker als er sich anfangs eingeredet hatte, waren, hatte er sich von ihr getrennt. Seitdem waren Jens und ich ein Paar.

    „Talina, hallo?" Sophie fuchtelte mit ihren Armen vor meinem Gesicht herum, wodurch ich aus meinen Gedanken gerissen wurde.

    „Was hast du gesagt?" Verwundert sah ich sie an.

    Sie wiederholte, was sie bereits vorhin kundgetan hatte.

    „Unsinn, ich wohne bei meiner Oma. Du weißt, dass sie sich das Fersenbein gebrochen hat. Deine Oma sieht doch selbst ab und zu nach ihr. Jens und ich sind nicht zusammen", erwiderte ich schließlich.

    „Genau, stimmte mir Jens zu. „Talina und ich sind nur gute Freunde. Sie hat überhaupt nichts mit der Trennung zu tun. In letzter Zeit habe ich mich einfach von Sascha vernachlässigt gefühlt.

    Sophie merkte an, dass Sascha studierte. „Soll sie etwa das Studium abbrechen?"

    Er schüttelte verneinend den Kopf. „Natürlich nicht. Trotzdem hätte sie auch ab und zu abschalten und ihre Bücher liegen lassen können."

    „Ich fasse es nicht, dass du dich deshalb von ihr trennst. Du hättest sie unterstützen müssen. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwierig so ein Studium ist? Und du, Talina, du bist auch nicht besser, machst dich einfach an Jens heran, obwohl er in festen Händen ist."

    „Wie oft soll ich es denn noch sagen? Ich habe mich nicht an Jens herangemacht; wir sind auch nicht zusammen. Wir waren mit Zamira und Levin im Kino", erzählte ich und klärte sie außerdem auf, wo ich Levin kennengelernt hatte.

    Sophie schien uns nicht zu glauben. „Warum bist du nicht mit diesem Levin nach Hause gegangen?"

    „Weil ich ihn gar nicht kenne. Deshalb war es mir lieber, dass mich Jens begleitet hat."

    Sie erkundigte sich, wer Zamira war, und stellte die Frage, ob es nicht gereicht hätte, wenn nur sie mich begleitet hätte.

    „Nein, nachdem sich Paul aufdringlich gezeigt hatte, erschien es mir opportun, wenn noch ein anderer Junge dabei war. Zamira ist nicht gerade eine Person, die sich verteidigen kann."

    „Und was wollt ihr jetzt noch machen?", hakte sie neugierig nach.

    „Ich habe eine Wette verloren und muss für Talina etwas kochen."

    Wie fielen Jens nur immer diese Lügen ein?

    „Du hast bestimmt nichts dagegen, wenn ich mitesse? Ich bin kurz vorm Verhungern", lud sich Sophie selbst zum Essen ein.

    Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie ginge, doch ich wollte nicht, dass sie noch mehr misstrauisch wurde. Außerdem hatte Jens das zu entscheiden.

    „Kein Problem, meinte dieser. „Ich mache uns… Ach, wir sehen einfach, was im Kühlschrank ist.

    „Hört sich gut an." Sophie drängte sich zwischen Jens und mich und legte ihm einen Arm um die Taille. Hämisch grinste sie mich an, und ich wusste genau, dass sie auf meine Reaktion gespannt war.

    Jetzt bloß keine Eifersucht zeigen, ermahnte ich mich im Stillen und zeigte ihr ein kleines Lächeln, das mich allerdings große Mühe kostete.

    Die Eifersucht bohrte sich wie ein Dorn immer tiefer in meine Haut. Sophie provozierte mich am laufenden Band. Die ganze Zeit strich sie über Jens’ Arm, säuselte, wie toll sie seine Tattoos fand, oder hauchte ihm Küsse auf die Wange; dabei ließ sie mich nicht aus den Augen.

    Jens ignorierte ihre Avancen, aber es störte mich trotzdem. Immer wieder musste ich mich selbst in Gedanken beruhigen, um ihr nicht zu sagen, dass sie gefälligst ihre Finger von meinem Freund lassen sollte. Ich wusste, dass Sophie genau das mit ihrer Aktion bezwecken wollte.

    Betont gleichgültig erwiderte ich ihren Blickkontakt, als sie plötzlich auf mich zukam, und bat, mich kurz unter vier Augen zu sprechen. Zustimmend nickte ich und folgte ihr ins Wohnzimmer.

    „Was ist denn los?", fragte ich sie.

    „Okay, es ist mir irgendwie unangenehm. Ich glaube, ich kann es dir doch nicht sagen", druckste

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