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Die Wut der Amazone: Ein Erotik Thriller aus Athen
Die Wut der Amazone: Ein Erotik Thriller aus Athen
Die Wut der Amazone: Ein Erotik Thriller aus Athen
eBook423 Seiten5 Stunden

Die Wut der Amazone: Ein Erotik Thriller aus Athen

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Über dieses E-Book

Eine brutale Mordserie an hochrangigen Politikern hält Athen in Atem. Federführend ist dabei eine mysteriöse Frau im Outfit einer Amazone. Kommissar Amantinidis scheint es mit einem übernatürlichen Gegner zu tun zu haben. Erfolgsversprechend holt er sich einen chinesischen Geisterjäger ins Team. In dessen Schlepp ist die hübsche Schwertkunstmeisterin Li Shuang.
Diese hat mehr als nur ein Geheimnis.
Wird sie die Mörder stoppen können? Ist diese eigensinnige Frau wirklich bereit, sich den Anweisungen des Kommissars zu beugen? Oder verfolgt sie am Ende ganz eigene Interessen?
Viele Fragen muss Georgias Amantinidis lösen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum1. Mai 2020
ISBN9783748738923
Die Wut der Amazone: Ein Erotik Thriller aus Athen

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    Buchvorschau

    Die Wut der Amazone - Mikka Tornesch

    Wichtige Personen:

    Derimacheia: Amazone, politikermordende Racheengel mit politischen Ambitionen

    Peisinoe: Sirene, politikermordende Racheengel ohne politische Ambitionen

    Georgias Amantinidis: ermittelnder Kommissar in Athen

    Panagiotis Eileithyia: hoher Kriminalbeamter in Athen

    Kalomira-Kastania Niki: Sekretärin Amantinidis, die zum Träumen und zu anderen Dingen neigt

    Aristeidis Pechlivanidis: Bürgermeister Athens

    Spyridon Tsantidis: Finanzfachmann und 1. Mordopfer

    Vasileios Kraikos: Wirtschaftssenator und 2. Mordopfer

    Bao Tai Shu: Polizeiinspektor aus China für mysteriöse Spezialaufgaben

    Li Shuang: außergewöhnliche Schwertkämpferin Chinas

    Marc Höppner: Aikido-Kampfkünstler und Ehemann von Li Shuang

    1. Buch

    Das Verbrechen

    1.

    Es kommt, was unausweichlich kommen muss. Resigniert und mit einem Anflug an unterdrücktem Ärger richtete sich die Ehefrau auf ihrem Stuhl wieder auf. Als hätte sie einen Stock verschluckt, saß sie am Tisch.

    Die Augen des neunjährigen Mädchens zitterten kurz.

    Der Hausvorstand hob an zur Rede.

    „Lasst uns nun zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Wir haben während des Hauptgangs genügend über unsere Arbeit, Geld, Politik und Wirtschaft gesprochen. Besonders über Gewinn und wer für diesen Gewinn zu bluten hat. Meine Frau ist deswegen schon ganz schweigsam geworden."

    Sie spürte, wie sich das Gewitter über ihrem Haupt zusammenbraute. Ihre Haare elektrisierten. Vor Angst. In ihrem Wunschtraum wandelten sie sich zu Schlangen. Aber leider war sie nicht Medusa.

    Verstohlen blickte das Kind zur Mutter. Am liebsten wäre es in sein Zimmer geflüchtet. Aber das war strengstens verboten. Bei Besuch. Wer würde als erstes sein Fett abkriegen? Eine andere Frage beschäftigte das Kind nicht mehr.

    „Als erstes ein Hoch auf meine Gemahlin. Sie hat uns wie immer wundersam bewirtschaftet und fantastisch bekocht."

    „Hoch soll sie leben, den Göttern allzeit ein Stern." Wie aus einem Munde sprachen die vier Gäste. Zwei seiner wichtigsten Geschäftspartner mit ihren Ehefrauen. In eleganter Abendgarderobe saßen sie an der weiß gedeckten Tafel mit dem Silberbesteck und den Kerzenhaltern gleichen Metalls.

    „Geh mal in Keller Wein holen, Schatz", befahl der Gastgeber seiner Frau. Sie, die heute den ganzen Tag die Wohnung sauber gemacht und das Essen zubereitet hatte, während er im Internet angeblich nach neuen Geschäftsideen hatte suchen müssen. Sie, die sich am Nachmittag zwei Stunden Zeit genommen hatte, um mit ihrer Tochter für die anstehende Mathematikarbeit zu üben, obwohl ihr Mann als gelernter Informatiker dieses Metier viel besser unterrichten könnte. Sie, die gelernt hatte, für ihren Mann da sein zu müssen. Sie, die gelernt hatte, alle eigenen Wünsche an ihr Leben zu vergessen. Sie ging auch jetzt wieder mit einem Lächeln auf den Lippen, die Wünsche des Hausvorstands zu befriedigen.

    Wie ein Gespenst huschte sie in den Flur.

    „Na, meine Kleine, willst du uns Montag in Mathematik wieder eine Fünf bescheren? Dass du, Kind eines Rechengenies, immer noch Fehler bei einfachen Aufgaben wie 3x9 machst, ist wirklich ein Desaster. Du kommst ganz nach deiner Mutter." Dann lachte er mit verzerrtem Gesicht auf und alle seine Gäste lachten mit. Schließlich war er ihr Auftraggeber. Niemand wollte riskieren, in seiner Gunst zu fallen.

    Und das Mädchen selber hatte die Wiederworte verlernt. Es blieb brav am Tisch sitzen und unterdrückte die Tränen. Als ihr Vater vor einiger Zeit sie das erste Mal vor allen Leuten so infam bloßgestellt hatte, hatte sie sich mit Worten gerechtfertigt, die belegen konnten, wie falsch ihr Vater über sie geurteilt hatte. Die heftigen Schläge am Abend, nachdem alle Gäste gegangen waren, hatten ihr gelehrt, fortan zu schweigen und sich nicht mehr zu verteidigen.

    „Na Schätzchen, das hat aber lange gedauert. Ungeduldig wedelte der Haustyrann mit der Hand, dass seine Frau mit den zwei Flaschen im Arm nähertreten sollte. „Hat dich unser neuer und hoch attraktiver Nachbar im Keller aufgelauert. Er stromert mir zu oft in unserem Garten herum. Und wie ich dich kenne, bist du einer schnellen Nummer nicht abgeneigt.

    Das Gesicht der Frau wurde steinern. Tief in sich gekehrt. Wie fast schon den ganzen Abend.

    „Stell die Flaschen erst einmal auf dem Tisch ab, bevor du sie öffnest. So ist es brav. Und nun trete ganz nah an deinen Gemahl heran!"

    Als sie vor ihm stand, drehte er sie ins Profil zu sich. Ihr weißes Abendkleid war über ihrem rechten Bein weit ausgeschnitten. Langsam zog er den Stoff auseinander, bis der Ansatz ihrer Oberschenkel zum Vorschein kam. „Die Trophäe hast du ihm also nicht gegeben. Lass mal riechen, ob er in dich eingedrungen ist!" Schon hatte der respektlose Ehemann sie wieder wie einen Kartoffelsack frontal zu sich gedreht und seine Nase in ihren Schoß gedrückt.

    „Na, da hast du aber Glück gehabt, Liebling. Das riecht alles sauber. Ich hätte deinem Liebhaber heute wirklich ungern die Nase eingehauen, wo der Abend so schön begonnen hatte."

    Die Gäste kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Verwunderlich, dass auch die beiden Frauen diese Späße auf Kosten ihrer Gastgeberin mit machten und keinen Anflug an Solidarität erahnen ließen. Waren sie nur noch Spielbälle ihrer Männer?

    Da schellte es an der Tür. „Geh Weib, sieh nach, wer uns da stört und wimmle die Person ab. In unserer Runde ist kein Platz für einen weiteren Besuch. Morgen um 17:00 Uhr habe ich Sprechstunde. Und beeile dich, sonst denke ich, es ist dein Liebhaber und du fingerst mit ihm herum. Das willst du doch nicht, dass ich das denke, oder?"

    Im Treppenhaus sah man eine kräftige Frau die Stufen hoch gehen. Sie war in einem antiken Kostüm gekleidet. Schwarze lederne Stiefel reichten ihr bis über die Knie. Diese waren vom Spann an bis oben hin offen und mit einem langen ledernen Band gebunden. Ihre Waden und Oberschenkel wirkten extrem kräftig. Man sah ihnen an, dass sie gut durchtrainiert waren. Aber sie wirkten keineswegs gedrungen. Der Großteil ihrer Oberschenkel war unbedeckt, da sie einen relativ kurzen schwarzen Lederrock trug. Vom Bund her fielen einzelne, breite Streifen herab, die an ihren Rändern mit einem silbernen Faden verziert waren. Eine große Bewegungsfreiheit der Beine war somit gewährleistet.

    Das Oberteil war ebenfalls aus schwarzem Leder. Es war ein kurzes, ärmelloses Hemd, das mittels schulterbreiter Träger gehalten wurde. Wie bei den Schuhen waren auch die beiden Seiten dieses Hemdes mit ledernen Riemen vor ihrer Brust verbunden. Ihr langes leicht gelocktes, dunkelbraunes Haar fiel bis auf ihre Brust herab. Die muskulösen und zugleich grazilen Oberarme zierten zwei buntgefärbte breite Armbänder.

    Ihr Bauchnabel war frei. Kurz darunter schmückte eine große eiserne Gürtelschnalle in Form der Medusa ihren Körper. An diesem Gürtel hing ein breites, eisernes Schwert. Zum Knauf hin wurde es breiter und lief in Spitzen und Widerhaken aus. Darüber wölbte sich schützend der Griff.

    Ihre Linke hielt den Knauf, als sie vor der Wohnungstür wartete. Dabei spannten sich die ledernen Manschetten an ihren Unterarmen.

    In dem Moment, wo die Wohnungstür sich zu bewegen begann, trat sie mit voller Kraft dagegen. Hart schlug die Tür der Gastgeberin ins Gesicht. Sofort strömte Blut aus deren Nase.

    Die Fremde stieß die schwankende Frau zur Seite, zog das Schwert und stürmte in den „Speisesaal". Mit dem Satz einer Pantherin sprang sie auf den Tisch. Geschirr fiel scheppernd zu Boden, Gläser den Anwesenden aus den Händen. Sie kickte einen der brennenden Kerzenleuchter zum Gastgeber. Mühsam bekam er ihn zu fassen. Das Wachs bespritze sein nagelneues weißes Hemd. Verfluchte Zicke, die wird mich kennen lernen, dachte er, als sich die Kostümierte vor ihm platzierte. Wieselflink hob sie das Schwert über ihren Kopf. Dann teilte sie ihn von oben bis unten entzwei.

    Gelähmt saßen die anderen Gäste am Tisch. Lediglich die Tochter war mit Lichtgeschwindigkeit unter den Tisch gerutscht.

    Mit eiskalter Ruhe wandte sich die Mörderin dem nächsten Mann zu. Dieser bettelte mit zum Gebet gefalteten Händen um Gnade. Sie griff ihm mit der linken in den Kragen und zog ihn zu sich her, als hätte er nicht mehr Gewicht als ein Din-A4-Blatt. Mit einem Ruck hatte sie sein Hemd aufgerissen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, säuberte sie an seinem weißen Stoff ihr blutverschmiertes Schwert.

    Anschließend sprang die Pantherin herab, steckte das Schwert wieder ein und schnellte aus dem Raum. Im Flur riss sie von einem an der Garderobe hängenden Hemd einen Ärmel ab, rollte den Stoff zusammen und presste es der Gastgeberin unter die blutende Nase.

    „Verzeih, bat sie, als sie die Hand der Gastgeberin nahm und auf die Stoffrolle legte. „Es wäre für dich besser, du würdest niemanden von mir erzählen. Dann rief sie in den Speisesaal zurück, dass jemand den Notarzt rufen sollte . . . und verschwand.

    Der grausame Spuk hatte nicht mehr als eine Minute gedauert. Zurück war eine zu Tode geschockte Gesellschaft geblieben, ein bitterlich weinendes Kind und eine die Fassung vollständig verloren und stark verwirrte Witwe. Sie war sich in diesen Sekunden nicht sicher, ob sie über die blutende Nase weinte oder über die inneren Verletzungen, die ihr Ex-Mann ihr erneut zugefügt hatte. Nur eines wusste sie genau: Um ihn weinte sie nicht.

    2.

    „Was mich am meisten verwundert, Kommissar, hob der Assistent an, „ist, dass sich die Attentäterin überhaupt keine Gedanken um das Bekanntwerden ihrer Identität gemacht hat. Warum war sie nicht vermummt, als sie den Finanzfachmann Spyridon Tsantidis hingerichtet hat? So können wir uns von ihr ein sehr gutes Bild machen. Warum hat sie die Zeugen nicht ermordet, wenn sie schon nicht vermummt war?

    Kommissar Amantinidis von der Mordkommission Athen tupfte sich mit einem hellblauen Taschentuch die Schweißtropfen von der Stirn. Es war ein heißer Spätsommertag des Jahres 2014. Und da er als aufgeklärter Mensch den Wissenschaften glaubte und sich nicht von alternativen Fakten belügen ließ, werden die Sommer in den nächsten Jahren immer wärmer werden, sagte er sich im Stillen, als er mit ausdrucklosen Augen auf die Blutlache vor dem Tisch stierte.

    So wie es jetzt diesen Mann dahingerafft hat, werden in ein paar Generationen Menschen, Tiere und Pflanzen von der Bildfläche Mutter Erde hinweggefegt sein. Die zukünftigen Opfer werden keine Chance haben, ihre Mörder anzuklagen. Die geld- und machtgierigen Narzissten der Jetztzeit werden sie schwerlich vor den Richtstuhl zerren können.

    Er, Kommissar Amantinidis, hingegen wird die Mörderin dieses Mannes zur Rechenschaft ziehen können. Diese Frau mit dem Schwert kann sich nicht in ferne Zeiten flüchten, sie lebt im Hier und Jetzt, ist aus Fleisch und Blut und hat als ihren Gegner die geballte Kompetenz und Erfahrung der Athener Polizei.

    „Den Frevel an der Umwelt können wir nicht aufhalten, Herr Eileithyia, „diese Mordbrennerin hingegen schon.

    „Ähm?" Der Kriminalbeamte fuhr mit Daumen und Zeigefinger von den Mundwinkeln bis zur Nase durch seinen dichten, schwarzen Oberlippenbart. Eine ins Blut übergegangene Geste, wenn er seine Unzufriedenheit auszudrücken beabsichtigte. Und wie ein Bär, der gerade Honig stibitzen will, jeden noch so kleinen Bienenstich verflucht, zürnte Herr Eileithyia dem lauten Denken seines Chefs. Jedoch nicht mit lauten Worten, sondern einem Rascheln seiner Barthaare, die nur er selber hören konnte.

    Aber Nicht-Hören ist nicht gleichzusetzen mit Nicht-Wahrnehmen.

    Kommissar Amantinidis wusste exakt, was dieses Bartkraulen aussagte. Deshalb hob er jetzt nicht zu einem Vortrag über das Ende der Welt an. Gewaltige Stürme, die die Küsten fressen würden, bis „Waterworld" Wirklichkeit werden würde und Dürren, die zwischen den Sonnenwendekreisen alles zur Wüstenei wandeln täten.

    Stattdessen beschränkte er sich, zu seiner Polizeiarbeit zurückzukehren: „Was ihre Frage betrifft, warum die Zeugen überleben durften, wird ein wichtiges Indiz unserer Ermittlungsarbeit sein. Unsere Mörderin hat sie lediglich einzuschüchtern versucht - was ihr nicht allzu gut gelungen ist, so aussagefreudig wie die Abendgesellschaft sich gibt. Wir müssen unbedingt geheim halten, eine aussagekräftige Täterinbeschreibung bekommen zu haben. Sonst bringen wir die Ehefrau des Ermordeten sowie seine Tischgäste in ernsthafte Schwierigkeiten."

    „Ihre hehren Absichten in alle Ehre, Herr Kommissar, aber bei den vielen Fotos und Videoclips, die die Teilnehmer der Tischgesellschaft gemacht haben, werden Sie sich heute Nacht schon die ersten Life-Mitschnitte anschauen können. Die Lämmer reißen selber den Stacheldrahtzaun ein, um den Wölfen das Hineinkommen zu erleichtern."

    „Ein Hoch auf die Sensationsgier und den Eifer, Likes zu sammeln. Somit hätten wir diesen Punkt besprochen. Kommen wir zu ihrer ersten Frage zurück, warum die holde Dame sich nicht vermummt hat. Mit einem Grinsen um die Mundwinkel fuhr der Kommissar fort: „Ich weiß es nicht, Herr Eileithyia.

    Wie er das erwartete verdutzte Gesicht seines Mitarbeiters sah, boxte er ihm leicht gegen die Schulter und hatte beim nächsten Satz noch viel Vergnügen in seiner Stimme mitschwingen: „Jedoch erachte ich eine Antwort auf diese Frage als äußerst wichtig."

    Innerhalb einer Minute hatte Kommissar Amantinidis alle Kriminalbeamten in das Büro der Ermordeten zusammengetrommelt und die Tür sorgfältig geschlossen.

    Lediglich zwei Wachtmeister hatte er zurückgelassen, die Zeugen, Ärzte und den anrückenden Trupp der Spurensicherung unter Kontrolle zu halten.

    „Werte Kollegen, begann er das Meeting, „Sie haben alle die Frage von Herrn Eileithyia vernommen. Lassen sie uns ein kurzes Brainstorming machen. Jede Idee ist erlaubt und wird aufgeschrieben. Es wird über keinen Vorschlag in dieser Phase diskutiert. Haben Sie Stift und Papier parat, Herr Eileithyia? Dann los.

    Eine Reihe an Inspirationen sprudelten aus den Köpfen der Polizisten, von denen hier die wesentlichsten wiedergegeben werden: „Sie ist bisher polizeilich nicht aufgefallen und weiß, dass wir keine Fingerabdrücke oder DNA von ihr haben. - „Sie ist nicht von hier und braucht sich nicht zu verstecken; ist möglicher Weise schon wieder aus dem Land. - „Sie war doch antik gekleidet, wer sagt denn, dass sie nicht völlig verkleidet war. Vielleicht ist sie in Wirklichkeit blond, kurzhaarig und trägt eine Brille. - „Möglich, dass Sie eine Art Selbstmordattentäterin ist und so lange weiter macht, bis wir sie erschossen haben. - „Und wenn sie eine auferstandene antike Göttin ist? Dann wüsste sie auch, dass wir ihr nichts anhaben können."

    Nachdem alle auf den Kärtchen festgehaltenen Antworten an die provisorisch hergerichtete Pinnwand am Aktenordnerregal geheftet waren, rief der Kommissar den ermittelnden Beamten der Spurensicherung zu sich. Jeder Hinweis auf die Attentäterin sollte ihm sofort gemeldet werden. Sofort! Seien es Fußspuren oder Fingerabdrücke, Haare, Schweißtropfen, Fasern von Kleidungsstücken oder vom Schwert. Einfach alles.

    In diesem Moment betrat seine neue Sekretärin Kalomira-Kastania Niki mit einem Tablett kleiner Saft- und Wasserflaschen den Raum. Sie machte ihrem Namen alle Ehre: Fünfundzwanzig Jahre alt, ein Meter neunzig groß, fuchsrotes Haar, das in leichten Wellen bis unter ihre Schulterblätter herab reichte. Ihr niedliches Gesicht mit den hohen Wangenknochen schmückten zwei smaragdgrüne Augen. Ihre Lippen waren füllig und weit geschwungen, dass sie förmlich zum Küssen einluden. Vor allem, wenn sie ganz nett lächelte, was sie sehr häufig tat. Sie war von Natur her ein fröhlicher Mensch, der seine Mitmenschen mochte und nicht mit misstrauisch verkniffenen Augen durch das Leben ging. Gerade ihre Offenheit und Natürlichkeit machten sie bei allen Kolleginnen und Kollegen sehr beliebt. Und das schon nach den ersten drei Wochen, die sie in diesem Kommissariat arbeitete.

    Herrn Amantinidis Interesse allerdings hatte sie mit ihrem ersten Auftritt geweckt. Rüde hatte er am ersten Montag dieses Monats die Toilettentür aufgestoßen, wieder einmal in Gedanken verfangen, die ihm die Koordination seines Körpers beeinträchtigt hatten.

    Die mit Wucht aufgestoßene Tür hatte Frau Niki den Kaffeebecher aus der Hand geschlagen, ihre weiße Bluse im Nu braun gefärbt.

    Mit einem Gesicht, als hätte sie sich statt der runden Sonnenbrille die eckige aufgesetzt, hatte sie lapidar „Pech gehabt" gesagt, in ihren Becher gestarrt, als könnte sie darin einen goldenen Ring finden, anschließend den Blick gehoben und in die erschrockenen Augen des attraktiven Mannes geschaut und sich still über seine vorwurfsvoll zerfurchte Stirn amüsiert.

    „Na, dann schütte ich mir den Rest auch noch auf die Bluse."

    Ehe der vor Entsetzen mit dem Boden verwachsene Kommissar die Plastikwaffe greifen konnte, hatte diese schon ihr Unheil angerichtet und die linke Hälfte der Bluse ebenfalls in ein Schwarzbraun getaucht.

    Kalomira-Kastania Niki lächelte spitzbübisch: „Jetzt gehen wir zu Ihnen ins Büro, Herr Unhold. Ihre Hemdgröße kommt der meinen gleich, da kann ich mich schon hineinzwängen und bei der Hose krempele ich einfach den Saum um, so sieht niemand, dass ich Hochwasser habe."

    Mit einem verkniffenen Gesicht und einem leisen Grummeln hatte er aus dem Fenster gesehen, während sich die Neue in seinem Rücken umgezogen hatte.

    Froh, wieder unbekleckert zu sein, hatte sie ihm ein „Bis bald" und hinter sich die Tür zugeworfen.

    Georgias Amantinidis demgegenüber hatte weiterhin starr aus dem Fenster geblickt und sich gewünscht, dass das „Bis bald" sogleich bedeuten würde.

    Dieses kecke Wesen hatte sich tatkräftig in sein Herz geschlichen.

    „Jetzt sollten Sie lieber nicht laut denken, Herr Kommissar", riss Herrn Eileithyia Warnung den Kommissar aus seinen Erinnerungen. Beschämt wandte er den Blick ab von den Rundungen seiner attraktiven Mitarbeiterin und nörgelte vor sich hin, wie er den Kriminalbeamten sah, der sich gerade seinen Bart kraulte.

    Kalomira-Kastania Niki schürzte kurz die Lippen wegen des intensiven Blickes des Kommissars und schenkte den Kollegen Getränke ein. Dabei spürte sie die Röte ihr Gesicht erobern. Sie mochte den feisten Kommissar. Sehr sogar. Eigentlich sogar noch mehr als sogar.

    Still schmunzelte sie über dieses Wortspiel in sich hinein und fragte sich, ob dieser eifrige Ermittler seine privaten Anliegen mit gleichartigem Engagement sondieren würde. Wenn ja, müsste er mich in Kürze zum Essen einladen, schwärmte die große Frau verstohlen vor sich hin und heftete ihre Augen auf das Gesicht des sich auf seinen nächsten Vortrag vorbereitenden Mannes, wie Blütenstaub auf dem Panzer eines Käfers klebte, der von Blume zu Blume krabbelte.

    Kommissar Amantinidis hatte die Daumen hinter seinen Gürtel gesteckt und forderte zum nächsten Gedankenaustausch auf.

    3.

    Unerbittlich stand die Sonne am Himmel. Es war ein heißer Tag. Schweißperlen rollten den Archont Pechlivanidis von der Stirn, sammelten sich auf seiner Brust und seinem Bauch jeweils bei den zwei Gürteln seines Chitons. Weiß aus chinesischer Seide. Ein Kranzmuster als Verzierung am Halsausschnitt, am Saum und an der Ärmelöffnung. Der Überschlag hing ihm auf der rechten Schulter. Von einer Spange aus Elfenbein gehalten. Jeder in der Volksversammlung konnte sehen, er ist gut betucht. Ausdruck seines Reichtums. Kleon konnte sich nur assyrische Seide leisten, trug einen kürzeren Chiton, nur einfach gegürtelt. So benötigte er weniger Stoff. Je weniger Stoff, desto kürzer die Webzeit, desto geringer der Preis.

    Pechlivanidis schritt über die Kopfsteinpflasterstraßen Athens. Noch waren sie in einem erbarmungslosen Zustand. Kaufleute und Militär zeterten schon seit Jahren. Heute hoffte er, endlich eine Entscheidung herbeiführen zu können. Der Missstand musste behoben werden. Eindeutig. Viel zu lange schon hatten sie in den letzten Monaten debattiert und beraten, alle Vor- und Nachteile abgewogen und viele Modelle zur Finanzierung erarbeitet. Am meisten hatte Pechlivanidis dabei gefallen, wie Händler, Handwerker, Adelige und Kleinbauern mit Herzblut und Elan zusammen an den politischen Prozessen gewirkt und sich zu Kompromissen zusammengefunden hatten. Der Vorteil darin war, sie würden die gemeinsam erarbeitete Lösung auch gemeinsam tragen.

    Die Kleinbauern und Handwerker waren noch der Engpass. Doch genau das gefiel Pechlivanidis an dem neuen politischen System: Die gleichberechtigte Mitsprache der unteren Schichten.

    Zwar stammte er aus der adeligen Kaste, war aber ein Idealist, der die Kraft der Gemeinschaft erkannt und die Stimmung bei den Untertanen richtig gedeutet hatte.

    Zu sehr hatten gerade die Kleinbauern und Tagelöhner unter der jahrzehntelangen Ausbeutung durch die Großgrundbesitzer gelitten. Der Frieden in der Stadt war in Gefahr. In dieser Situation die machthabenden Kasten zu stützen, wäre das falsche Signal gewesen.

    Schließlich waren diese Traditionalisten der Grund der derzeitigen Unzufriedenheit.

    Sie hatten den Wert des Geldes für ihren Machterwerb und ihren Machtausbau erkannt. Woher es aber nehmen? Natürlich den Schwächsten in der Gesellschaft rauben. Hierin hatten sie sich über die Jahre bestens eingerichtet.

    Da war Perikles auf den Plan getreten. Wollte er den Untergang Attikas verhindern, musste er die Ohnmacht der Schwachen brechen, hatte er folgerichtig erkannt. Seine Einführung der Diäten war zur rechten Zeit gekommen: Wer anstelle aufs Feld zu gehen lieber zur Volksversammlung geht, um die politische Gestaltung des Staates mitzutragen, muss gerechter Weise entschädigt werden. Sonst bliebe er lieber bei seiner erwerbsmäßigen Tätigkeit und die junge attische Demokratie würde schon in ihren Kinderschuhen stecken bleiben.

    Natürlich hatten Pechlivanidis und seine Archontenkollegen sowie die ehemaligen Kollegen aus dem Areopag die Volksvertreter sehr stark beraten – man könnte auch sagen: Beeinflusst! Denn die Oberklassen, die Handwerker, die Händler oder das Militär würden sehr stark von den neuen Straßen profitieren. Doch letztendlich würde es auch den Bauern zu Gute kommen, dass sie schneller aufs Feld kommen, schneller ihre Ernte einbringen, schneller ihr Korn zum Müller bringen könnten. Diese Vorteile müsste Pechlivanidis heute allen Zweiflern plausibel aufzeigen. Dann hätten sie alle gewonnen.

    Mit dem Klingeln des Weckers wurde der Bürgermeister Athens, Aristeidis Pechlivanidis aus seinen schönen Träumen gerissen, in denen er zu gerne abtauchte in die Antike, insbesondere zu der Geburtsstunde der Demokratie.

    Da heute Samstag war, musste er an diesem Tag nicht in den Senat, sondern konnte sich der Familie und ein wenig dem Haushalt widmen. Doch die anstehende Woche sollte ihn bei seiner politischen Arbeit im selben Rahmen fordern, wie es der Hetzer Kleon in seinem Traum von ihm abverlangte. Nur ahnte der Kommunalpolitiker dieses zur Stunde noch nicht.

    Vergnügt kämmte sich der kleine Mann - er maß gerade einmal ein Meter sechzig - nach dem Duschen das schütte Haar und raste mit einem elektrischen Bartschneider über Kinn, Wangen und Hals.

    Frisch frisiert stapfte er in die Öffentlichkeit.

    Nachdem er fürs Frühstück eingekauft hatte, bereitete er dasselbe vor und weckte seine Frau mit einem Begrüßungskuss und einer Tasse frisch aufgebrühtem Kaffee. Anschließend fuhr er mit dem Auto zum Supermarkt, den Wocheneinkauf zu tätigen, ließ in der Werkstatt schnell die Bremsen nachstellen, damit seine Frau wieder Zuversicht in ihr gemeinsames Auto bekommen konnte und kaufte im Spielwarengeschäft für seinen kleinen Sohn ein batteriebetriebenes Feuerwehrauto. Wieder zuhause, kümmerte er sich um den Müll sowie das Altglas und Altpapier, putzte das Badezimmer, hängte seine frisch gewaschene Wäsche auf und bügelte einige Hemden, die er in der nächsten Woche benötigen würde.

    Wie der Haushalt getan war, setzte er sich vor seinen Laptop, um einige Stichpunkte für seine Rede am Montag auszuarbeiten. Er hatte noch gar nicht allzu lange im Arbeitszimmer gesessen, als seine Frau eintrat und ihn tadelte: „Was sitzt du schon wieder herum und kümmerst dich nur um dich selber. Ich hab dir schon so oft gesagt, dass ich es absolut nicht gut heiße, dass du dich überhaupt nicht um uns, deine Familie, kümmerst. Du wirst schon noch sehen, was du davon hast. Immer dreht sich alles nur um deine Welt." Dann schlug sie die Tür zu und setzte sich wieder vor den Fernseher. Dorthin, wo sie die letzten vier Stunden gesessen hatte.

    Pechlivanidis war es mit der Zeit leid geworden, sich gegen diese ungeheuren und ungerechten Vorwürfe zu rechtfertigen. Er fand bei seiner Frau sowieso keine Bereitschaft, ihn objektiv zu beurteilen. Sie gehörte zu denjenigen Menschen, die von ihrem Leben abgrundtief enttäuscht und frustriert waren und jederzeit Ausschau hielten nach einem Ablassventil. Da der Partner derjenige war, der die meiste Zeit über greifbar war, wurde er verständlicher Weise dafür vornehmlich missbraucht. So schüttelte sich Pechlivanidis nach diesem frechen Auftritt seiner Frau nur kurz und flüchtete wieder ins Konzeptionieren seiner Reden.

    4.

    „Kommen wir nun zu den Mordmotiven, was sicherlich eine sehr viel schwierigere Aufgabe sein wird, als das Erörtern der Gründe, weshalb sich die Attentäterin nicht verkleidet hat. Bitte legen Sie los", forderte der Kommissar Amantinidis seine noch immer im Arbeitszimmer des Ermordeten verschanzte Truppe zum neuerlichen Gedankenaustausch auf. Mit glänzenden Augen nippte er dabei an seinem Orangensaft.

    Abermals sprudelte die Fantasie seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

    „Sie war die heimlich Geliebte des Opfers, und nachdem er sie abgeschoben hatte, hat sie ihn ermordet. - Sie wurde als Killerin von seiner Frau angeheuert, nachdem diese erfahren hatte, dass sie betrogen worden ist. - „Oder sie ist angeworben worden von einer Person, die jetzt viel Geld erben wird. - „Möglich, dass sie von der konkurrierenden Partei angeheuert wurde, da demnächst Wahlkampf ist und Herr Tsantidis, der Finanzfachmann der Opposition, für vollkommen andere politische Prinzipien einsteht als die derzeitige Regierung. - „Auch sollten wir seine wirtschaftlichen Verflechtungen ansehen. Vielleicht wollte ihn da jemand aus dem Weg räumen, weil er sich zu sehr im Sumpf von Korruption verloren hat und einflussreiche Kräfte unruhig geworden sind - „Und in der Vergangenheit könnten wir suchen: Hat er ein uneheliches Kind und hat er dieses zudem vernachlässigt? Ist das Kind möglicher Weise das Resultat einer Vergewaltigung? - „Es könnten auch linke terroristische Gruppierungen ins Visier genommen werden. - „Ein Amoklauf fällt weg, da sonst alle Teilnehmer der Feier hätten ermordet werden müssen. Es war jedoch eine ganz gezielte Liquidierung. - „Wem hat er weh getan, und für wen war er eine ernsthafte Bedrohung? Das sollten wir ermitteln.

    Als auch diese Kärtchen an der provisorischen Pinnwand angebracht waren, wurde die standardisierten Aufgaben verteilt. Zu befragen waren Ehefrau, Familienangehörige, Geschwister, Kollegen und Kontrahenten in der Politik und in der Wirtschaft, Führer von radikalisierten Gruppen sowie Ärzte, Bankdirektoren und natürlich die gesamte Nachbarschaft.

    Hierzu waren die notwendigen Genehmigungen von der Staatsanwaltschaft einzuholen, mussten die elektronischen Kommunikationsmittel ausgewertet und bei den Kollegen der kriminaltechnologischen Untersuchung Dampf gemacht werden, die Berichte zu schreiben und dem leitenden Kommissar vorzulegen.

    Nachdem die polizeilichen Ermittlungen angestoßen waren, setzte sich Kommissar Amantinidis in seinem Stuhl zurück und begab sich in weitere Analysen: Die Killerin wusste genau, wen sie umzubringen hatte und war weder in Panik noch in Blutrausch verfallen, als das erste Opfer vor ihr lag. Das weist auf eine äußerst starke Disziplinierung hin, fast wie bei hoch ausgebildeten Soldaten oder Polizisten, die für Spezialaufgaben auserkoren werden.

    Den rechten Ellenbogen auf den Tisch aufgestützt kratzte sich der Kommissar den Nacken, als er in seinem Notizblock „EDV instruieren - Datenbänke" kritzelte.

    Bei den weiteren Gedanken klackerte sein Kugelschreiber. Es schien, als wollte der Kommissar innerhalb von einer Stunde testen, wie viele Klicks pro Minute die kleine Stahlfeder auszuhalten hätte, bevor das Schreibgerät seinen Geist aufgeben würde.

    Doch zum Glück verkrampften sich nach kurzer Zeit die Finger seiner linken Hand. Der hellrote Kugelschreiber war noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

    Nachdem im Raum eine Stille eingekehrt war, in der man das Atmen einer Kellerassel hätte hören können, richteten sich die Gehirnströme des Kommissars wieder auf ein Ziel hin aus.

    Das Schwertschwingende Biest hatte die Örtlichkeiten gekannt. Irgendjemand muss sie gesehen haben, wie sie das Haus ausspioniert hat. „Anwohner - Auffälligkeiten" kratzte sein Stift auf das Papier.

    Des Weiteren hat sie ein sehr breites Schwert geführt und der Hieb ging lang durch den Körper des Opfers hindurch. Sie muss demnach von einer ungeheuren Kraft beseelt sein. „Fitnesscenter - Kampfsportschulen - Schwertverkauf", ächzte der Kugelschreiber.

    Plötzlich beseelte ihn eine völlig neue Sicht auf die Tat: Die Frau war nicht vermummt, weil sie sich sicher war, die Tat gefahrlos ausüben zu können und sich zusätzlich der Polizei überlegen wähnt, selbst wenn diese ihr Gesicht kennen würden. Woher nimmt sie sich diese Sicherheit, fragte sich der Kommissar. Die Antwort darauf kann ein Schlüssel sein.

    Als erstes kreisten seine Gedanken um den Umstand, dass die Frau keinen Zweifel gehegt haben musste, ihren Anschlag vollstrecken zu können. Wie war sie demnach bis zu dem Haus vorgedrungen - in dieser auffälligen Aufmachung und mit einem Schwert in Mannsgröße? In einem Lieferwagen, wo sie sich umgezogen hatte? Oder gab es gar Helfer? Möglicher Weise einen ganzen Stab? Lag sie schon verkleidet im Lieferwagen, als der „Chauffeur" vorfuhr? In welcher Wohnung müsste dann eine dritte Person mit Fernglas und Mobilphone gesessen haben, um die Attentäter zu lenken?

    „Neuvermietungen - Appartements - gegenüber", schrappte die Mine eifrig übers Papier.

    Im Anschluss daran widmete sich Herrn Amantinidis Analyseverstand der besonderen Aufmachung: Wozu diese Verkleidung als antike Kriegerin? Ein dunkler, unauffälliger und sportlicher Dress sowie eine Pistole hätten es ebenfalls getan. Das wäre normal gewesen. Warum diese Unnormalität? Was soll mit dieser Folklore bezweckt werden? Will man im Besonderen die Fantasie der Öffentlichkeit ansprechen? Auf was aber soll die Öffentlichkeit hingewiesen werden?

    Er schenkte sich ein weiteres Glas Orangensaft ein, trank es halb aus, schwenkte den Inhalt in seiner Hand und erfreute sich an das leise Blubbern, wenn er das Glas so schnell gedreht hatte, dass im Glas eine kleine Welle entstanden und zusammengebrochen war.

    Erst nachdem er den Rest ausgetrunken hatte, wurde ihm wieder bewusst, wie heiß und stickig es in diesem kleinen Zimmer war. Die Zeit war reif, ins Revier zu fahren.

    Kurzentschlossen erhob er sich vom Stuhl

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